Leben und Überleben in den Polarregionen der Erde


Elaboración, 2001

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Extracto


Inhalt

Vorwort

Lageeinordnung
- Region Arktis

Merkmale des Naturraumes
- Bodenschätze und Wirtschaft
- Ein Land ohne Bäume
- Ein kaltes und schönes Land
- Arktische Überlebensstrategien
- In arktischen Gewässern

Lebensraum und Lebensweise der Eskimos (Inuit)
- Eskimo
- Fortbewegungsmittel und Kleidung der Eskimos
- Die Copper Inuit
- Aufgabenverteilung
- Die Härten des Lebens

Entdeckungsgeschichte und Lebensbedingungen auf einer Polarstation

Antarktisvertrag
- Der Antarktisvertrag von 1961
- Die 14 Artikel

Literaturnachweis

Vorwort

Seit die ersten europäischen Forscher den Fuß auf das Land der Inuit setzten, erregten die Eskimovölker die Neugier der Alten Welt. Wie konnten Stämme von nur wenigen tausend Menschen, auf Millionen Quadratkilometer unwirtlichen Landes verteilt, in Kälte, Eis und Schnee ihr Leben fristen? Wie meisterten diese von Schrift, Zivilisation und Städten noch völlig unberührten ,,Wilden" ostasiatischer Abstammung, bei denen es so seltsame Dinge wie Schamanismus, Frauentausch und Aussetzen von lebensuntüchtigen Alten gab, die Herausforderung ihrer Umwelt?

Die Überlebenstechnik der Inuit war so einfach wie kompliziert und unglaublich erfindungsreich.

Sie bauten warme Häuser aus Schnee, jagten riesige Wale vom offenen Boot aus, sperrten Robben durch Eislöcher und selten die wirksame Winterkleidung der Welt her.

Ihre Anpassungsfähigkeit grenzte ans Wunderbare. In einem Land ohne Bäume konnten sie bei Bedarf Winterschlitten aus gefrorenem Fisch oder Kajaks aus ein paar Stücken Treibholz herstellen.

Ihre arktische Heimat war von großer Schönheit, doch auch gefährlich:

Wenn bei Wintereinbruch die Nahrungsquellen versiegten, wenn der Grizzly den Jäger angriff und wenn die mörderische Kälte nicht weichen wollte.

Lageeinordnung

Arktis, auch Nordpolargebiet, Land- und Meeresgebiete um den Nordpol.

Für den größten Teil der Menschheit ist die Arktis buchstäblich das Ende der Welt. Ihren Namen Hat sie von dem griechischen Wort arktos, der Bär - zu Recht, denn die Arktis ist das Land unter

Dem Sternbild des Großen Bären.

Die Arktis, auch Nordpolargebiet genannt, umfasst die um den Nordpol gelegenen Land- und Meeresteile. Hierzu gehören das von Pack- und Treibeis bedeckte Nordpolarmeer und die Tundren Asiens, Europas und Amerikas mit den weithin von mächtigen Inlandeis überzogenen Inseln und Inselgruppen wie Sewernaja Semlja, Nowaja Semlja, Franz- Joseph- Land, Spitzbergen, Isla nd, Grönland und dem nordamerikanischen arktischen Archipel.

Die Gesamtfläche der Arktis beträgt etwa 25 Millionen Quadratkilometer, wovon 2/5 auf

Land- und

3/5 auf Wasserflächen entfallen.

Die Arktis wird auf dreierlei Weise abgegrenzt: erstens, als das Gebiet nördliche des nördlichen Polarkreises (66°30` Nord), eine Definition, der heute meist nicht mehr gefolgt wird; zweitens, als das Gebiet nördlich der 10°C-Juli-Isotherme (diejenige Linie, die alle Orte gleicher mittlerer Julitemperatur von 10°C verbindet); drittens, als das Gebiet nördlich der planetarischen Baumgrenze. Die zweite und die dritte Definition (die hier verwendet wird) grenzen ungefähr die gleichen Gebiete ein, die über den Polarkreis hinaus reichen.

Merkmale des Naturraumes

-Bodenschätze und Wirtschaft

In der Arktis existieren umfangreiche Vorkommen wichtiger Rohstoffe. Abgebaut werden u.a. Erdöl und Erdgas, Eisenerze, Nickel, Zink, Kohle, Uran, Diamanten, Gold und Kryolith. Die wirtschaftlichen Aktivitäten beschränken sich fast überall in der Arktis darauf, die natürlichen Ressourcen zu nützen und zur verarbeiten; sie beschränken sich daher in erster Linie auf den Fischfang und den Abbau der Bodenschätze.

- Ein Land ohne Bäume

Das Klima ist durch große Kälte, lange Winter und kühle Sommer bestimmt. Während des Winters überzieht sich das Nordpolarmeer mit einer zusammenhängenden Eisdecke. Im Sommer taut das Eis am Rande auf und treibt in zahleichen großen Schollen weiter.

Die Arktis kann auch durch ihre Baumlosigkeit definiert werden. Das Baumwachstum hängt weitgehend von Sommertemperaturen ab, und die nördliche Baumgrenze folgt im wesentlichen der Juli - 10° - Isotherme, einer Linie, die im Zickzack durch die Berge von Nordalaska verläuft, an der Mündung des Mackenzie Rivers fast das Meer berührt und dann in südöstlicher Richtung tief in das Herz des Kontinents eindringt und die Hudson Bay auf dem Breitengrad von Churchill, Manitoba, erreicht. Ein großer Teil des nördöstlichen Quebec liegt jenseits der Baumgrenze, ebenso die Küste von Labrador. Die ,,botanische" Definition ist die befriedigendere, denn die astronomische würde den südlichen Teil zweier so typisch ,,arktischer" Länder wie Baffin Island und Grönland ausschließen.

In absoluten Zahlen betrachtet, ist die Arktis nicht der käteste Ort der Welt. In der Subarktis unmittelbar im Süden anschließend, gibt es kältere Winter, denn der arktische Ozean übt selbst unter seinem Eismantel einen mäßigenden Einfluss aus. Die Wintertemperaturen liegen nur ungefähr 10 Grad tiefer als in den Prärien Nordkanadas. Der Februar ist der kälteste Monat, mit Durchschnittstemperaturen, die in weiten Teilen der Arktis zwischen einem Tageshöchstwert von - 25°C und einem Tiefstwert von - 35°C schwanken. Was das arktische Klima auszeichnet, ist nicht die absolute Kälte, sondern die Länge der Winter und die kühlen Sommer. In der Zentralarktis friert das Meer im Oktober zu. Das bleibt so bis Juli.

- Ein kaltes und schönes Land

Auf den Inseln der hohen Arktis sind Pflanzen- und Tiergemeinschaften so selten, dass der größte Teil dieses Gebietes als ,, Polarwüste" bezeichnet wird. Selbst im Sommer sind viele Gegenden scheinbar Einöden aus zerklüftetem Fels und Geröll, viel zu kalt und trocken und windig, um irgendwelches Leben hervorzubringen. Wenn man aber genauer hinschaut, modifiziert sich dieser Eindruck. Pflanzen mit sehr beschränktem Artenreichtum gedeihen hier: hauptsächlich Flechten, Moose und ein paar niedere Gräser.

Die Pflanzendecke wird dic hter, je weiter südlich man kommt, etwa auf die südlicheren Inseln wie Baffin und Victoria Island bis in die Festlandtundra. Im Sommer sehen große Teile der Zentralarktis wie eine etwas rauhere Version der nordamerikanischen und kanadischen Prärien aus, mit saftigen Wiesen und niedrigen, welligen Hügeln. 350 Pflanzenarten haben die Botaniker auf sämtlichen arktischen Inseln gezählt; im Amazonasbecken gibt es mindestens hundertmal so viele.

- Arktische Überlebensstrategien

Eine geringe Artenvielfalt kennzeichnet auch die Tierpopultaion. Reptilien und Amphibien (die ihre Körpertemperatur nicht regulieren können) gibt es nicht, während Vögel und Säugetiere relativ selten sind. Einige Arten sind jedoch mit einer ungeheuren Anzahl von Individuen vertreten. Millionen Robben und Hunderttausende von Walrossen und Walen verbringen zumindest einen Teil des Jahres in arktischen Gewässern. Natürlich muss jede arktisangepasste Art Konzessionen an die Kälte und die Knappheit der Winternahrung machen. Einige Tiere gehen in den Winterschlaf. Die meisten anderen leben migratorisch. Jeden Sommer zieht fast ein Sechstel aller Vogelarten Nordamerikas, Europas und Nordasiens in die Arktis, wo ganze Herrscharen von Vögeln- viele zehn Millionen - brüten und ihre Jungen großziehen. Aber jeden Herbst kehren sie in den Süden zurück. Nur knapp ein Dutzend Vogelarten sind fähig, in der Arktis zu überwintern: Schneehühner, Raben, ein paar Raubvögel - alle zäh, mit einem robusten Federkleid gegen die Kälte geschützt und stark genug, sich ihre Nahrung im harten Schnee zu suchen. Nur wenige Säugetierarten bleiben in der Arktis, ohne in den Winterschlaf zu gehen. Die meisten Barren-Ground- Karibus wandern nach Süden, um in den Wäldern des kanadischen Nordens zu überwintern. Für die Peary-Karibus auf den hocharktischen Inseln ist die Reise zu diesen Wäldern allerdings zu weit. Sie ,,sitzen" den Winter lieber an Ort und Stelle aus, wo sie unter dem Schnee nach Flechten und Moosen graben. Um nicht zu erfrieren, müssen sie ihre ganzen Fettreserven aufbrauchen, so dass sie im Frühjahr oft sehr mager, geschwächt und halb verhungert sind. Logischerweise sind sie auch viel kleiner als ihre südlicheren Verwandten. Ihr Fell ist heller, und sie leben in kleineren Herden zusammen, denn das Land kann sie kaum ernähren.

Moschusochsen gehören ebenfalls zu den ganzjährigen Arktisbewohnern. Auch sie sind auf ihre Fettreserven angewiesen und natürlich auf ihr ungeheuer dickes, zottiges Fell, das einen fast perfekten Schutz gegen die eisigen Winterstürme bietet. Wie bei den Peary-Karibus ist ihr Energiehaushalt das große Problem, so dass vergleichsweise geringe klimatische Veränderungen über Leben und Tod entscheiden können.

- In arktischen Gewässern

Für Meeressäuger ist die geschlossene Eisdecke im Winter das größte Problem. Alle Meeressäuger brauchen Luft zum Atmen, und jede Art hat ihre speziellen Strategien, mit dem Eis fertig zu werden, besonders dem landfesten Eis, das für die schmalen Meeresarme der Zentralarktis charakteristisch ist.

Im Gegensatz zum wandernden Packeis der offeneren Meere ist landfestes Eis an der Küste verankert und bildet eine flache, unbewegliche Decke, die bis zu zwei Meter dick werden kann. Im Norden Alaskas oder entlang der Ostküste von Baffin Island ist landfestes Eis im allgemeinen auf die Uferlinie und ein paar abgelegene Buchten beschränkt. Aber in der Zentralarktis, wo es weniger Tiden und Strömungen gibt, ist fast das ganze Wintereis landfest. Und damit werden nicht viele Meeressäuger fertig. Nur die kleine Ringelrobbe kann sich hier behaupten, indem sie ein ganzes Netzwerk von Atemlöchern unterhält. Auch Bartrobben benutzen gelegentlich Atemlöcher, aber alle anderen Meeressäuger halten sich normalerweise im offenen Packeis auf. In die fernen Gewässer der Zentralarktis verirren sic h selbst im Sommer nur wenige Exemplare.

Abgesehen vom Eisproblem ist das Meer ein großzügigerer Gastgeber als das Land. Alle arktischen Meeressäuger sind Fleischfresser, und Nahrung gibt es oft im Überfluss. Die meisten Robben, Walrosse und kleinen Wale ernähren sich von Fleisch, Muscheln, Tintenfischen, Austern und verschiedenen Makro-Plankton-Arten. Die großen Grönlandwale ernähren sich ausschließlich vin winzigem Krill, indem sie die Meere mit den riesigen Bartenplatten in ihrem Maul durchkämmen. Auch die arktische Kälte ist im Meer erträglicher als auf dem Land. Die Temperaturunterschiede sind längst nicht so extrem, sondern schwanken zwischen wenigen Grad über oder unter Null (Meereswasser gefriert bei ungefähr - 3°C). Meeressäuger können es sich leisten, auf ein schweres, wärmeisolierendes Fell zu verzichten. Statt dessen sind sie von einem dicken Speckmantel umhüllt, der bis zu ein Drittel ihres Gesamtgewichtes ausmacht. Dieser Speck- oder Blubbermantel mit seinem extrem hohen Nährwert macht die Meeressäuger zu einer hochbegehrten Beute. Ein Eisbär, der einigermaßen gut in Form ist, frisst nur die Blubberschicht einer Robbe, das weniger wertvolle Fleisch lässt er für die Füchse liegen. Auch für die Menschen war der Blubber von jeher ein kostbarer Energielieferant, mit dem sie sowohl ihren Körper als auch ihre Lampen aufheizten.

Das Meer ist reicher als das Land, und alles menschliche Leben in der Arktis hat sich an den Küsten konzentriert. Die südlicheren Gegenden überließen die Inuit großmütig Kannakapfaluks Hundekindern.

Lebensraum und Lebensweise der Eskimos (Inuit)

- Eskimo

Eskimo (indianisch: Esser von rohem Fleisch), Volksgruppe, die in kleinen Enklaven in den Küstengebieten von Grönlandm dem arktischen Teil Nordamerikas (inklusive Kanada und Alaska) und im äußersten Nordosten Sibiriens und in Südalaska Yuity, in Grönland Inuit. Der Name Eskimo stammt

Aus der Algonkin-Sprache. Heute gibt es etwa 100 000 Eskimos.

- Fortbewegungsmittel und Kleidung der Eskimos

Die wichtigsten traditionellen Fortbewegungsmittel der Eskimos sind der Kajak, der so genannte Umiak sowie der Hundeschlitten. Kajaks sind leichte Jagdboote, die aus einem Holzrahmen bestehen, der mit Seehundfell bespannt ist und lediglich in der Mitte eine runde Öffnung für den Benutzer hat.

In Grönland und Alaska wird das Fell um die Taille des Kajakfahrers fest zugebunden. So ist das Boot praktisch wasserdicht. Der Umiak ist ein etwa neun Meter langes und über zwei

Meter breites offenes Boot, das aus einem mit Walrosshäuten bespannten Holzrahmen besteht. Der Umiak wird vorwiegend zur Robbenjagd benutzt. Die Schlitten der Eskimos werden von Schlittenhunden gezogen. Sie sind bei allen Eskimovölkern, mit Ausnahme der im Süden Grönlands, verbreitet. Ursprünglich bestanden die Kufen aus Stoßzähnen oder Fischbein. Erst als Händler Eisen einführten, baute man solche aus Metall. Seit etwa 50 Jahren sind auch das Motorboot und das Schneemobil wichtige Transportmittel.

Die traditionelle Kleidung der weiblichen wie männlichen Eskimos besteht aus wasserdichten Stiefeln, doppellagigen Hosen sowie dem Parka, einem end anliegenden, doppellagigen Anorak mit Kapuze.

Alle Kleidungsstücke werden aus Tierhäuten und Pelzen hergestellt.

- Die Copper Inuit

Die Copper Inuit sind beispielhaft für die Bewältigung der harten Lebensbedingungen in der zentralkanadischen Arktis. Zusammen mit ihren Nachbarn im Osten, den Netsilik, sind sie die klassischen Schneehaus-Inuit, wie sie als Klischee überall verbreitet sind, obwohl sie keineswegs repräsentativ für die Inuit-Kultur im allgemeinen sind. In den langen Wintern, die in ihren Breitengraden herrschen, lebten sie fast aussschließlich von der Robbenjagd am Eisloch. Den Frühling und Sommer verbrachten sie im Landesinneren, wo sie Karibus jagten und fischten. Im Gegensatz zu den meisten anderen Inuit jagten sie keine Meeressäuger auf dem offenen Meer. Da ihr Land weit entfernt von den großen Wasserstraßen und Welthandelszentren lag, waren die Copper Inuit die letzten Ureinwohner der Erde, die von den globalen Wirtschaftsin teressen verdrängt wurden.

- Aufgabenverteilung

Die Arbeitslast, die in der Inuit-Gesellschaft anfiel, wurde zwischen Männern und Frauen aufgeteilt. Damit ein verheiratetes Paar gut leben konnte, musste jeder seine Rolle kennen und ausfüllen. Beide Geschle chter hatten ihre Aufgaben, ihre Domänen, ihren Verantwortungsbereich und ihre speziellen Fertigkeiten. Nur im Zusammenspiel diese Pflichten und Fertigkeiten war ein glückliches, erfülltes Leben möglich.

Die Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau in der Inuit-Gesellschaft beruhte auf Regeln, die den meisten Völkern vertraut sind. Die Männer machten die Arbeiten, die vor allem Kraft und Beweglichkeit verlangten, insbesondere alles, was mit der Jagd zuammenhing. Die Frauen waren für alle Haushaltsarbeiten wie Kochen und Nähen und für die Betreuung der Kinder zuständig.

Das Reich der Frauen war das Haus, das der Männer draußen. Man kann daher sagen, dass die beiden Geschlechter sich ergänzten, anstatt miteinander zu rivalisieren. Sie waren zwei unabhängige Hälften, die zusammen ein Ganzes bildeten.

Die Pflichten eines Mannes bestanden vor allem in seiner Rolle als Jäger und Haupternährer der Familie, einer Rolle, die ihm viel Kraft und Stärke und Zähigkeit abverlangte. Wenn das Wetter es erlaubte, gingen die Männer im Winter jeden Tag auf die Robbenjagd, häufig acht oder zehn Stunden hintereinander, wenn nötig auch länger. Bei schlechtem Wetter liefen sie oft wochenlang mit schlimmen Frostbeulen im Gesicht herum, denn sie mussten selbst den eisigsten Stürmen trotzen, damit ihre Familie satt wurde. Auch im Sommer gab es keine Ruhe - das permanente Tageslicht brachte es mit sich, dass sie oft vierundzwanzig Stunden hintereinander unterwegs waren. Jagen war ein Vollzeitjob. Die meisten anderen Jägergesellschaften der Erde konnten neben der Jagd auf irgendeine pflanzliche Nahrung zurückgreifen, die von den Frauen gesammelt wurde. In diesen Gesellschaften hatten die Männer viel mehr Muße als die Frauen. Bei den Inuit war das anders. Die Männer bauten auch das Schneehaus und richteten das schwere Frühjahrszelt auf. Sie machten die meisten Werkzeuge, ihre eigenen ebenso wie die der Frauen - alles, vom Kajakgerippe bis zum Schlitten und Fellschaber mit Kupferklinge. Sie schnitzten Spielzeug und Puppen für ihre Kinder, und manchmal halfen sie sogar bei häuslichen Arbeiten. Obwohl es vermutlich unter der Würde eines Jägers war, seiner Frau bei der Herstellung der Herbstkleidung zu helfen, konnte man einen Mann doch manchmal beim Fellschaben antreffen, falls es die Umstände verlangten. Und wenn ein Mann mit seiner Familie allein und unbeobachtet im Sommercamp war, half er auch mal, Brennholz zum Kochen zu sammeln, eine Arbeit, die normalerweise nur die kleinen Kinder machten.

Die Jagd war zwar Sache des Mannes. Aber sobald er seine Beute nach Hause gebracht hatte, war allein die Frau dafür zuständig. Sie schlachtete die Robbe oder das Karibu und verteilte das Fleisch an ihre Freunde und Nachbarn, wobei sie einer mehr oder weniger strikten Rangordnung folgte.

Mit ihrer Großzügigkeit schützte sie den guten Ruf ihres Mannes ebenso wie ihren eigenen. Die Frauen richteten die Felle her und nähten Kleider daraus, sie verarbeiteten und kochten das Fleisch, sie versorgten und hüteten die Lampen, und natürlich fiel ihnen die Hauptlast bei der Kindererziehung zu.

Diese Arbeitsteilung entsprach den Umständen, war aber niemals ganz strikt. Nicht alle Frauenarbeit war auf den häuslichen Bereich beschränkt. Die Frauen beteiligten sich stark am Fischfang, besonders im Frühling, wenn am Eisloch geangelt wurde. Bei gemeinsamen Kaributreibjagden war ihre aktive Mithilfe gefordert, und manchmal gingen jüngere Frauen, besonders die, die noch keine Kinder hatten, mit den Männern auf Robben- oder Karibujagd. Die Frauen mussten auch hart mit anpacken, wenn die Familie auf Reisen war oder in eine andere Siedlung weiterzog; so halfen sie zum Beispiel beim Bau des Schneehauses oder zogen dn Winterschlitten. Im Sommer, wenn die Last auf den Rücken gepackt wurde, trugen die Frauen im allgemeinen die Schlafdecken der Familie, die Lampen und den Kochtopf. Der Mann schleppte das Zelt, seine Werkzeuge und seine Waffen. Ein müdes Kleinkind wurde sowohl vom Vater als auch von der Mitter huckepack genommen, während Babys immer bei der Mutter blieben. Im Notfall waren die meisten Männer in der Lage, einfachere Arbeiten mit Nadel und Faden zu übernehmen. Umgekehrt waren die Frauen oft sehr geschickt bei Tätigkeiten, die normalerweise als Männearbeit betrachtet wurden. Alte Inuit-Legenden berichten immer wieder von Frauen, die aus irgendwelchen Gründen den Winter allein, ohne einen Ehemann oder männliche Unterstützung, überstehen mussten. Der Erzähler zeigt sich meistens freudig überrascht, wie gut sie sich zu helfen wussten. Aber durch die Spezialisierung der Partner verfügte ein verheiratetes Paar über doppelt so viele Fertigkeiten wie jeder von ihnen alleine.

Die Frauen in der traditionellen Inuit-Gesellschaft kamen der vollen Gleichberechtigung wahrscheinlich näher als Frauen irgendwie sonst auf der Welt - zumindest bis in die jüngste Zeit.

Wie erwähnt, verfügte eine Frau über eigenen Besitz, unabhängig von ihrem Mann, und letztlich war sie ein freier Mensch und konnte nur, was sie für richtig hielt. Sie war die Herrin in ihrem Haus, wo ihre Autorität unbestritten war. Ihr Mann musste alle wichtigen Dinge mit ihr absprechen, zum Beispiel die Frage, ob es an der Zeit war, weiterzuziehen, oder wo man den Sommer verbringen würde. Ihre Meinung wurde bei großen Palavern im Tanzhaus gehört, ja sogar auf dem Jagdfeld, wenn Karibus gesichtet und eine Treibjagd organisiert wurde. Nach der Menopause wurden manche Frauen Schamaninnen und erhielten so eine beträchtliche spirituelle Macht innerhalb der Gemeinschaft. Die Stellung der Frau war vermutlich im Sommer am stärksten, wenn die Leute in ihren kleinen Sommercamps lebten, wo es viel familiärer zuging und das Leben weniger von männlichen Stolz diktiert wurde als im Winter. Trotzdem waren Frauen manchmal die Opfer männlicher Gewalt, so wie in allen menschlichen Gesellschaften. Viele, vielleicht sogar die meisten Männer schlugen ihre Frauen zumindest gelegentlich. Ein blaues Auge war aber schnell vergessen. Falls der Schaden schlimmer war, wurde die Frau zumindest nicht gezwungen, dazubleiben und sich weiter schlagen zu lassen.

- Die Härten des Lebens

Das Leben der Inuit war immer gefährlich gewesen. Sie mussten sich seit jeher in einer Welt mit wilden Tieren, schrecklichen Stürmen und mörderischer Kälte behaupten. Das Meereis ist heimtückisch und trügerisch, und selbst im Sommer ist das Wasser so kalt, dass es in wenigen Minuten töten kann. Es gibt tausend Arten zu sterben. Und wenn ein Inuk ausnahmsweise an Altersschwäche starb, nachdem er tausend Übeln, tausend Gefahren entronnen war, dann war er trotzdem nicht sehr alt geworden. In früheren Zeiten dürfen nicht viele Menschen älter als 60 oder 65 geworden sein. Ein wirklich hohes Alter war selten.

Wie hoch die Lebenserwartungen in der Vergangenheit war, lässt sich nur schwer einschätzen. Aus einer Untersuchung von 150 alten Inuit-Skeletten, die auf der Southampton Island nördlich der Hudson Bay gefunden wurden, geht hervor, dass der älteste männliche Erwachsene mit ungefähr 45 Jahren, die älteste weibliche Person mit 55 gestorben war. Diese Ergebnisse sind in der Tat recht düster, aber nicht unbedingt repräsentativ. Wenn man die gesamte Weite der Zentralarktis betrachtet, gab es Anfang des 20.Jahrhunderts sicherlich einzelne Menschen, die über 50 oder 60 waren, obwohl es im allgemeinen unmöglich ist, das genaue Alter festzustellen, da die Inuit ihre Jahre nicht zählen.

Für die wenigen, die lange genug lebten, war das Alter oft ein einziges Elend. Von Rheumatismus und Arthritis verkrüppelt, halb blind und halb zahnlos, wurden die alten Leute schnell eine Last für die anderen, und manchmal eine untragbare. Wenn die Zeiten hart waren, wenn die Leute ihr Dorf verlassen mussten und nicht genug Essen für alle da war, wurde die schwere Entscheidung getroffen, sich die Alten vom Hals zu schaffen, eine Mutter, einen Vater zurückzulassen. Ein kleines Schneehaus wurde gebaut, das zugleich Unterschlupf und Grabstätte war, ein bisschen Essen wurde zurückgelassen, und dann zog die Gruppe weiter. Es gab keinen Abschied, keinen Blick zurück. Erst später, wenn das Leben wieder sicherer war, hielten die Leute inne, um sich zu erinnern.

Manchmal, wenn ihnen das Leben nicht mehr lebenswert erschien, brachten sich die alten Leute selbst um. Für einen so unabhängigen Menschenschlag wie die Inuit konnte das Alter besonders bitter sein.

Von der Wohltätigkeit anderer zu leben, selbst wenn es die eigenen Kinder waren, war nur schwer zu ertragen, und als nichtproduktive Mitlgieder der Gemeinschaft wurden ältere Menschen mit verhältnismäßig wenig Respekt behandelt. Manchmal verfielen sie in Depressionen - ein alter Jäger, der sich wehmütig an die Tage seiner Jugend erinnerte, oder eine alte Frau, die an ihre vielen Liebhaber dachte - und beschlossen, dem Ganzen ein Ende zu machen. Erhängen war die übliche Art, Selbstmord zu begehen, manchmal mit der Unterstützung eines besonders nahestehenden erwachsenen Kindes. In der Zentralarktis erreichten nicht viele ein hohes Alter, und vielleicht war das der Grund, warum Selbstmord bei den älteren Leuten der Copper Inuit und Netsilik relativ selten vorkam. In vielen anderen Gebieten der Arktis war er weitaus mehr verbreitet.

Aber nicht nur die Alten hatten unter den Härten des Lebens zu leiden. Ein sehr wichtiger Faktor bie der Entwicklung der Bevölkerungsstruktur war die Praxis des Kindermords, dem weibliche Säuglinge zum Opfer fielen. Die Copper Inuit und viele ihrer Nachbarn, einschließlich der Netsilik, töteten einen großen Prozentsatz ihrer neugeborenen Mädchen, einfach weil sie es sich nicht leisten konnten, sie zu behalten. Mädchen, so rechnete man, trugen wenig zum Wohlergehen der eigenen Familie bei, denn sobald sie alt genug waren, um sich nützlich zu machen, wurden sie verheiratet. Jungen dagegen würden mit zehn oder zwölf Jahren bereits Nahrung nach Hause bringen, und im Alter konnte man eher auf ihre Unterstützung rechnen als auf die eines Schwiegersohns. Meistens wurden die unerwünschten Babys durch Aussetzen getötet - ein schneller und vergleichsweise schmerzloser Tod bei kaltem Wetter - oder durch Ersticken. Besonders Säuglinge, die im Sommer zur Welt kamen, fielen diesen Maßnahmen zum Opfer, da die Eltern bei ihren langen Sommerwanderungen nur ein Kind auf einmal tragen konnten.

Der Kindermord an weiblichen Säuglingen wirkte sich in mehr als einer Weise auf die Bevölkerungsstruktur aus. Indem dem die Zahl der Mädchen, die das Kindesalter überlebten, drastisch herabgesetzt wurde, sank auch die Zahl der gebärfähien Frauen, was die nächste Generation dezimierte. Indirekt wirkte sich der Kindermord auch auf die Sterblichkeitsrate des männlichen Bevölkerungsteils aus. Da es nicht genügend heiratsfähige Frauen gab, gab es heftige Rivalitätskämpfe unter den Männern, die der Grund für so manchen Mord waren. Frauen wurden fast nie umgebracht; der Mord an Männern dagegen war keine Seltenheit. Die Männer hatten auch eine viel höhere Unfall-todesquote; Ertrinken, Erfrieren, Einbrechen im Eis, Verletzungsfolgen, Jagdunfälle und so weiter.

Das Zahlenverhältnis von Jungen zu Mädchen mochte ursprünglich fast zwei zu eins betragen haben, aber ein hohes Alter erreichen ungefähr genauso viele Frauen wie Männer. Dass der Kindermord in der Zentralarktis stark verbreitet war, lag also keineswegs an einer besonderen kulturellen Verrohtheit oder Grausamkeit, sondern an den unerbittlichen Gesetzen einer extrem harten Umwelt. Und das System funktionierte. Es trug dazu bei, das Bevölkerungswachstum in einem Gebiet mit sehr geringer Tragkapazität in Grenzen zu halten. Es verhalf zu einer optimalen Geschlechterrelation, die den männlichen Ernährer favorisierte, ohne den Reproduktionserfolg in der nächsten Generation allzu sehr in Frage zu stellen.

Bei fast allen Inuit gab es den Kindermord, aber nur in der Zentralarktis war er ein entscheidender Faktor. In anderen Gebieten blieb der Kindermord im wesentlichen auf behinderte oder missgebildete Babys beschränkt oder auf Waisen, die zu klein waren, um ohne Milch ihrer Mutter zu überleben.Anderswo konnten es sich die Leute im allgemeinen leisten, alle ihre Kinder aufzuziehen.

Entdeckungsgeschichte und Lebensbedinungen auf einer Polarstation

Die Griechen waren sich bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. der Existenz arktischer Gebiete bewusst. Teile der Arktis waren zu jener Zeit von Inuit und Indianern bevölkert. Im frühen 9. Jahrhundert unserer Zeitrechnung gründeten irische Mönche auf Island eine Kolonie, die allerdings nicht lange überdauerte. Im gleichen Jahrhundert landeten Schiffe der Wikinger in der Arktis. Etwa um 982 sichtete der nordische Seefahrer Erich der Rote Grönland. Man nimmt an, dass die Wikinger während der folgenden vier Jahrhunderte wiederholt die Arktis erreichten.

In der Folgezeit wurde die Erforschung der Arktis vor allem durch das europäische Bedürfnis nach Seewegen in den Orient vorangetrieben. So kam es zur Suche nach einer Nordostpassage im Norden Asiens und der Nordwestpassage zwischen den nordamerikanischen Inseln der Arktis hindurch. 1553 begann der englische Seefahrer Sir Hugh Willoughby mit der Suche nach der Nordostpassage. Sein Begleiter Richard Chancellor erreichte das heutige Archangelsk am Weißen Meer und eröffnete dadurch eine neue Handelsroute.

Die Suche nach der Nordwestpassage begann in den neunziger Jahren des 15. Jahrhunderts mit den Reisen des englischen Seefahrers Giovanni Caboto. Er war jedoch nicht erfolgreich, wie auch viele andere, die in seine Fußstapfen traten. 1576 erreichte der englische Forschungsreisende Sir Martin Frobisher die kanadische Arktis. 1587 segelte John Davis zwischen Grönland und der Baffin-Insel hindurch; nach ihm erhielt die Davisstraße ihren Namen. 1610 sichtete Henry Hudson die Bucht, die später nach ihm benannt wurde. Sie wurde 1612 bis 1613 von dem walisischen Forscher und Entdecker Thomas Button kartographisch erfasst. Der englische Seefahrer William Baffin erforschte ein Gebiet, das heute den Namen Baffinbai trägt (1616). Er ge langte dabei bis zu einer nördlichen Breite von 77°45', was während der folgenden 200 Jahre ein unübertroffener Rekord blieb.

Die Erforschung der sibirischen Arktisküste durch Russland wurde von Zar Peter I., dem Großen, im frühen 18. Jahrhundert angeregt. Er engagierte den dänischen Seefahrer Vitus Jonassen Bering, der 1728 die nach ihm benannte Straße zwischen Sibirien und Alaska entdeckte.

Im Rahmen erneuter Versuche, eine Nordwestpassage zu finden, organisierte die britische Regierung 1818 die erste von mehreren Arktisexpeditionen unter der Leitung von Sir William Edward Parry. 1819 erreichte Parry die Melville-Insel in der kanadischen Arktis. 1845 leitete Sir John Franklin eine britische Expedition, die vom Lancaster-Sund, einem Arm der Baffinbai, zur Beringstraße durchstoßen sollte. Die beiden Expeditionsschiffe wurden im Winter 1846 vom Eis eingeschlossen. Franklin starb im Juni des folgenden Jahres nebst zahlreichen Mitgliedern seiner Mannschaft. Die Überlebenden verließen die beiden Schiffe im April 1848, kamen jedoch alle binnen kürzester Zeit ums Leben. Das Verschwinden der Schiffe, die zuletzt 1845 gesehen worden waren, führte dazu, dass ab 1848 wiederholt Suchexpeditionen entsandt wurden. Der Verbleib der Franklin-Expedition wurde erst 1857 endgültig aufgeklärt, als auf Victory Point schriftliche Aufzeichnungen über das Geschehen gefunden wurden. Dem Schweden Adolf Erik Nordenskiöld gelang mit seinem Schiff Vega die erste vollständige Befahrung der Nordostpassage in den Jahren 1878/79.

Die erste offizielle Arktisexpedition, die 1881/82 stattfand, wurde im Rahmen des ersten Internationalen Polar-Jahres organisiert. Sie stand unter dem Kommando von Leutnant Adolphus Washington Greely, hatte ihren Stützpunkt in der Lady-Franklin-Bucht auf der Ellesmere-Insel und nahm magnetische und meteorologische Beobachtungen vor. Als 1884 schließlich Versorgungsschiffe eintrafen, waren bereits 17 Besatzungsmitglieder durch Kälte und Hunger ums Leben gekommen.

Das Inlandeis Grönlands wurde erstmals 1888 von dem norwegischen Polarforscher Fridtjof Nansen durchquert. Im September 1893 versuchte Nansen, auf seinem Schiff Fram über den Nordpol zu fahren. Im August 1896 wurde das Schiff in der Nähe der Neusibirischen Inseln vom Packeis eingeschlossen und erreichte mit der Eisdrift die unmittelbare Nähe des Nordpols bei 86°14' nördlicher Breite.

Zwischen 1886 und 1909 leitete der amerikanische Forscher Robert Edwin Peary mehrere Arktisexpeditionen durch die Baffinbai. Er erreichte Kap Morris Jesup (auf Grönland), die nördlic hste Landmasse in der Arktis, im Jahr 1900 und drang am 21. April 1906, beim Versuch den Nordpol zu erreichen, bis zu einer nördlichen Breite von 87°06' vor. Von Grant Land im Norden der Ellesmere-Insel arbeitete er sich mit Hundeschlitten über das Packeis vor, und man geht im Allgemeinen davon aus, dass er am 6. April 1909 den Nordpol erreichte. Obwohl man ihm zuschreibt, zum ersten Mal einen Expeditionstrupp zum Nordpol geführt zu haben, gehen die Meinungen darüber, ob er tatsächlich den Pol erreichte oder nur in der Nähe des Pols war, nach wie vor auseinander. Die erste Durchquerung der Nordwestpassage per Schiff gelang in den Jahren 1903 bis 1906 dem norwegischen Forscher Roald Amundsen.

Im Jahr 1906 lebte der in Kanada gebürtige amerikanische Ethnologe und Polarforscher Vilhjamur Stefansson bei den Inuit in der Nähe des Deltas des Mackenzie River. Zwischen 1908 und 1912 bereisten Stefansson und Rudolph Anderson das Gebiet um den Coronationgolf und die Victoria -Insel, ebenfalls um Studien über die Inuit zu betreiben. Von 1913 bis 1918 war Stefansson Kommandant einer kanadischen Arktisexpedition, die bis dahin unbekanntes Land im arktischen Archipel entdeckte.

Im Mai 1926 erreichte der amerikanische Flieger und Forscher Richard Evelyn Byrd zusammen mit seinem Landsmann und Fliegerkollegen Floyd Bennett den Nordpol mit dem Flugzeug. Wenige Tage später vollbrachten Amundsen, Lincoln Ellsworth und Umberto Nobile mit dem Luftschiff Norge einen 70-Stunden-Flug von Spitzbergen aus über den Nordpol nach Alaska, was einer Entfernung von etwa 5 460 Kilometern entspricht. 1928 flog der australische Forscher Sir George Wilkins von Kap Barrow (Point Barrow, Alaska) nach Spitzbergen.

1932 gründete die damalige Sowjetunion eine Behörde, deren Aufgabe es war, die Nordwestpassage zu einer Handelsroute für die Schifffahrt zu machen, um die Ressourcen Sibiriens besser nutzen zu können. Vier sowjetische Wissenschaftler unter der Führung I. D. Papanins ließen sich 1937 neun Monate lang auf der NP 1, einer kleineren Eisscholle, treiben, um das Meer zu erforschen. Sie bauten in der Folgezeit mehrere temporäre Forschungsstationen im Treibeis auf. Bis 1981 hatte die Sowjetunion 26 solcher Stationen eingerichtet sowie zahlreiche, wissenschaftlic hen Zwecken dienende Landgänge auf dem Eis des Nordpolarmeers vorgenommen. Im Sommer 1938 unternahmen die sowjetischen Piloten V. P. Chkalov und M. M. Gromov in einmotorigen Maschinen Nonstopflüge über den Nordpol zu den Vereinigten Staaten, nach Vancouver im Bundesstaat Washington und nach San Jacinto in Kalifornien.

Während des 2. Weltkrieges wurden mehrere Luftstützpunkte und Wetterstationen in Alaska, der kanadischen Arktis und auf Grönland eingerichtet. 1947 wurde auf Kap Barrow (Alaska) eine Forschungsstation gegründet. 1951 führte die US-Marine das Projekt Ski Jump durch, bei dem sie zahlreiche Landungen auf Treibeis in der Beaufortsee unternahm. Die erste amerikanische Forschungsstation auf Treibeis wurde zu Beginn des Jahres 1952 von Joseph O. Fletcher aufgebaut.

Reisen unter dem Eis waren von Stefansson und Wilkins schon lange als eine Möglichkeit der Erforschung der Arktis angesehen worden. 1958 wurden sie in die Tat umgesetzt, als das nukleargetriebene U-Boot USS Nautilus als erstes Unterseeboot das Nordpolarmeer durchquerte. Es gelangte in vier Tagen von der Beringstraße über den Nordpol nach Island. Die Forschungstätigkeit in der Arktis nahm während des Internationalen Geophysikalischen Jahres von 1957 bis 1958 stark zu. An den Projekten waren verschiedene Nationen beteiligt, die zusammen mehr als 300 Forschungsstationen betrieben.

Seit den späten siebziger Jahren ist die traditionelle Erforschung der Arktis weitgehend durch systematische Sammlung von Daten und wissenschaftliche Forschung ersetzt worden. Der Zugang war durch Flugzeuge, Unterseeboote, Eisbrecher und neue Möglichkeiten des Überlandverkehrs deutlich verbessert worden; gleichzeitig übernahmen die Erde in regelmäßigen Abständen umkreisende Satelliten und selbst gesteuerte Instrumente einen Großteil der routinemäßigen Informationserfassung. Der 100. Jahrestag der Reise der Vega von 1878/79 wurde mit einem umfangreichen Forschungsprogramm gewürdigt, das ein internationales Forschungsteam zwischen der Barentssee und dem Nordosten Grönlands mit dem schwedischen Eisbrecher Ymer durchführten. In den frühen achtziger Jahren begann ein internationales Team von Wissenschaftlern mit einer Langzeitstudie über das Inlandeis Grönlands. Dabei wurden Eiskerne untersucht, die durch Bohrungen von der Oberfläche bis in eine Tiefe von bis zu 2 036 Meter gewonnen worden waren. 1986 stieß man auf der zu Kanada gehörigen Axel-Heiberg-Insel auf den bisher größten Fossilienwald der Arktis. Er wird auf ein Alter von ungefähr 45 Millionen Jahren geschätzt und liefert Beiträge zu Fragen der Veränderung der Klimaverhältnisse im Verlauf der Landschaftsgeschichte der Region. Die Umweltverschmutzung infolge weltweiter Industrialisierung zeigt auch Auswirkungen auf die Arktis. Auch wenn die Arktis weit von den größten Zentren industrieller Emissionen entfernt liegt, hat die Atmosphäre in diesen hohen nördlichen Breiten unter der Belastung durch Schadstoffe zu leiden. Vor allem die Methoden der Fernerkundung werden seit einiger Zeit zur Erfassung von Daten und zur Beobachtung von Veränderungen der Erdoberfläche und der Atmosphäre eingesetzt. Mit ihrer Hilfe lassen sich durch die Auswertung regelmäßig aufgenommener Satellitenbilder Entwicklungen erkennen und bewerten. Von norwegischen und britischen Wissenschaftlern durchgeführte Messungen ergaben, dass die Eisdecke in der Arktis in den vergangenen 20 Jahren um rund zwei Meter dünner geworden ist. Dabei wurde auch festgestellt, dass die Eismächtigkeit in allen untersuchten Gebieten um die gleiche Größenordnung abgenommen hat. Die kombinierten Messungen mit U-Booten und Satelliten zeigten eine Verminderung der Eismenge um 20 bis 30 Prozent. Dies wird als weiteres Indiz für Klimaveränderungen in der Arktis gewertet.

Antarktisvertrag

Das ,,Kerustück der politischen Antarktis" ist der sogenannte Antarktisvertrag.

Dabei unterscheidet man Vollmitlgieder - sie unterhalten eine Ganzjahresstation oder sind Gründungsmitglieder - und assozierte Mitglieder - mit einem qualifizierten Interesse an der Antarktis.

Die endgültige Zugehörigkeit wird auch vom Antarktisvertrag nicht geregelt. Die Ansprüche vor Inkrafttreten des Vertragswerks wurden sistiert, spätere Ansprüche wurden verweigert. Viele Fragen sind offen - so auch, ob die Antarktis (oder Teile davon) im Sinne des Völkerrechts überhaupt Teil eines Landes oder gar ein eigenständiges Land sein kann - ein wichtiges Element:

die ständige Bevölkerung trifft nicht zu. Auch das Personal der Winterstation wird ständig ausgetauscht - alle Bewohner der Antarktis sind dort letztendlich nur Gäste. Heute stellt sich eher die Frage:

Gehört die Antarktis niemandem (terra nullis) oder gehört sie uns allen - Welterbe Antarktis.

- Der Antarktisvertrag von 1961

Das Zeitalter der großen Entdeckungen in der Antarktis war Mitte der 50er Jahre vorüber. Der Entdecker wird durch den Wissenschaftler ersetzt. Eine Ausnahme sind noch diejenigen Personen, welche aus sportlichen Gründen die Antarktis aufsuchen. Die Entdecker hinterließen ein schwieriges Erbe: konkurrierende Territorialansprüche verschiedener Nationen, die Teile der Antarktis für sich beanspruchen. Die USA hatten zunächst das Recht angemeldet, einen eigenen Landanspruch zu formulieren, beanspruchten aber nie einen genau definierten Sektor für sich. Die Sowjetunion anerkannte diese Landansprüche nie.

Ein nützlicher Schritt für die Lösung dieser Auseinandersetzungen war das Internationale Geophysikalische Jahr (IGY) und der Naturwissenschaftliche Ausschuss für Antarktische Forschung (SCAR).

Vor diesem Hintergrund trafen sich ab Juni 1958 in Washington die Delegierten jenen 12 Nationen, die während des IGY zusammengearbeitet hatten. Es waren dies: Argentinien, Australien, Belgien, Chile, Frankreich, Großbritannien, Japa, Neuseeland, Norwegen, Südafrika, UdSSR und USA.

Als Ergebnis der Verhandlungen wurde am 1.Dezember 1959 der Antarktisvertrag unterzeichnet. Er trat am 23. Juni 1961 in Kraft.

- Die 14 Artikel

Art. 1: die Antarktis dient nur friedlichen Zwecken

Art. 2: uneingeschränkte wissenschaftliche Forschungen und Zusammenarbeit sind möglich

Art. 3: Austausch von Informationen und Wissenschaftlern

Art. 4: kein ausdrücklicher Verzicht auf bisherige territoriale Ansprüche der Unterzeichnerstaaten, sie werden vorerst zurückgestellt und neue Forderungen dürfen während der Gültigkeit des Vertrages nicht erhoben werden

Art. 5: Verbot jeglicher Kernwaffenversuche in der Antarktis und Verbot von Lagerstätten für radioaktive Abfallprodukte

Art. 6: die geographischen Grenzen

Art. 7: Ernennung von Beobachtern und Bekanntgabe von Stationen und Expeditionen

Art. 8: Zuständige Gerichtsbarkeit für Beobachter und Wissenschaftlern

Art. 9: Konferenzen der Mitgliedsstaaten

Art. 10-14: Aufrechterhaltung, Verbesserung und Verwaltung des Vertrages Jedes Jahr finden die Konsultativmeetings des Antarktisvertrages statt

- Antarctic Treaty Consultative Meetings - ATCM - (XVI. ATCM Bonn, Deutschland - 1991)

Literaturnachweis

- http://www.antarktis.ch

- Geographie für jedermann: VEB Hermann Haack; Geographisch-Kartographische Anstalt Gothe/Leipzig

- Eskimo, Geschichte, Kultur und Leben in der Arktis: David Morrison und Georges-Hébert Germain; Frederking & Thaler

- http://www.g-o.de

Final del extracto de 18 páginas

Detalles

Título
Leben und Überleben in den Polarregionen der Erde
Calificación
1
Autor
Año
2001
Páginas
18
No. de catálogo
V99339
ISBN (Ebook)
9783638977838
Tamaño de fichero
481 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Leben, Polarregionen, Erde
Citar trabajo
Angelika Pilz (Autor), 2001, Leben und Überleben in den Polarregionen der Erde, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99339

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