Visuelles Framing. Wirkung in der Medienberichterstattung


Dossier / Travail, 2019

17 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Framing
2.1. Definition Framing
2.2. Framing in der Medienberichterstattung und dessen Wirkungen
2.3. Arten von Frames

3. Visuelles Framing
3.1. Definition visuelles Framing
3.2. Visuelles Framing in der Politik
3.3. Effekte des visuellen Framings
3.4. Effekte visueller Frames auf Informationsverarbeitungsprozesse

4. Fazit und Anmerkungen

5. Literaturverzeichnis

6. Anhang

Abstract

Ziel dieser Seminararbeit ist es der Frage nachzugehen, ob und welche Auswirkungen visuelles Framing in der Medienberichterstattung auf die Rezipienten hat. Um dieser Fragestellung nachzugehen werden anhand von Fachliteratur und wissenschaftlichen Studien einige Wirkungsfaktoren identifiziert. Im Rahmen der Seminararbeit wird zu Beginn der allgemeine Framingbegriff definiert, seine Rolle in der Medienberichterstattung und die verschiedenen Arten von Frames dargelegt. Anschließend wird visuelles Framing definiert, die Nutzung in der Politik und dessen Wirkungen auf die Rezipienten überprüft. Daraus resultiert, dass visuelles Framing in der politischen Medienberichterstattung erhebliche Wirkungsfaktoren aufweist. Zum einen beeinflussen Frames die Beurteilung und Wahrnehmung von Politikern und zum anderen existieren Einflussfaktoren auf deren Reputation.

1. Einleitung

Die visuelle Kultur hat sich Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Entstehung des Films in eine analoge Mediengesellschaft gewandelt (vgl. Freyermuth & Gotto, 2013, S.1). Dies änderte sich jedoch im letzten Jahrhundert in eine digitale Medienkultur. Grund hierfür ist die zunehmende Digitalisierung. Neben dem Konsumieren von Bildmaterial, können Einzelne mittlerweile auch selbst Bildproduzenten werden. Diverse Plattformen wie ,,Pinterest‘‘ oder ,,Flickr‘‘ laden mittlerweile dazu ein, seine Bilder hochzuladen und mit der ganzen Welt zu teilen. Die Mediatisierung und die damit einhergehende Visualisierung sind transnationale Prozesse, die zu neuen globalen Kommunikationskanälen führen (vgl. Baleva, Reichle & Schultz, 2012, S.9f.). Bildlichen Darstellungen werden eine immer größere Bedeutung zugeschrieben. Leonardo da Vinci erwähnte bereits im 15. Jahrhundert, dass ,,der Mensch, das Augenwesen, das Bild braucht.“ (vgl. aphorismen.de, O.J. ,O.S.). Eine Ursache für die starke Zunahme der Visualisierung, ist einerseits die Tatsache, dass Bilder vereinfachen. (vgl. Knieper & Müller, 2003, S.7) Andererseits spielt die stetige Innovation in der Druck- und Fototechnik, welche die zunehmende Visualisierung erst ermöglicht, einen ausschlaggebenden Punkt hierbei (vgl. Maurer, 2016,S.41). Gerade politische Beiträge sind zunehmend bebildert, woraus ein Vorteil für Rezipienten resultiert, da sie sich unmittelbar ein Bild des Geschehnisses machen können, was bei rein schriftlichen Beiträgen schwieriger ist. Visuell gestaltete Beiträge führen auch zu einem realeren Eindruck auf der Nutzerseite. Immer mehr Wissenschaftler untersuchen die Hintergründe und Wirkungen der visuellen Zunahme in der Gesellschaft. Ein relativ neues Forschungsgebiet, welches sich die letzten Jahre etabliert hat, ist die Framing- Forschung, die sich neben sprachlichen Untersuchungen auch mit visuellen Aspekten beschäftigt. Visuelle Beiträge eignen sich besonders gut für Framing- Analysen, da sie von den Personen unmittelbar wahrgenommen und verarbeitet werden. Diese Forschung ist in der Politik besonders interessant, da Politiker neben der verbalen Artikulation auch nonverbale Kommunikation betreiben, und darauf auch immer mehr Wert gelegt wird, sowohl bei den Politikern selbst, als auch bei ihren Beratern (vgl. ebd., S.121).

Folglich stellt sich an dieser Stelle die Frage, inwieweit sich visuelles Framing in der politischen Medienberichterstattung auf die Rezipienten auswirkt.

Um dieser Fragestellung nachzugehen werden vorab der allgemeine Framingbegriff, sowie dessen Arten und Wirkungen erläutert.

Daraufhin werden der visuelle Framingbegriff und dessen Rolle und Nutzung in der politischen Medienberichterstattung dargelegt. Um dies zu verdeutlichen wird im Anschluss daran visuelles Framing anhand eines politischen Beispiels näher beleuchtet. Abschließend werden die Ergebnisse nochmals zusammengefasst und um einige relevante Anmerkungen ergänzt.

2. Framing

Im folgenden Kapitel soll zuerst definiert werden, was genau unter dem Begriff Framing verstanden wird, um die Relevanz dessen in der Medienberichterstattung zu verdeutlichen. Im zweiten Abschnitt wird dargestellt wie Frames in der Medienberichterstattung genutzt werden und welche Wirkungen sie auf Rezipienten haben. Im letzten Abschnitt werden verschiedene Arten von Frames niedergelegt.

2.1. Definition Framing

Allgemein werden unter Frames Interpretations- beziehungsweise Deutungsmuster verstanden. Sie bündeln Schemata und bilden die Brücke vom Medium und dessen Inhalt zum Rezipienten. Die Wirkungen auf die Rezipienten werden auch Framing- Effekte genannt. Hört man beispielsweise das Wort „Hammer“ werden neben dem Bild eines Hammers auch die dazugehörige Armbewegung durch unser Gehirn hervorgerufen. Außerdem wird Framing als ein Prozess der Einbettung von Ereignissen und Themen in Deutungsraster bezeichnet. Somit lassen sich Informationen sinnvoll einordnen und verarbeiten und helfen Menschen dabei Zusammenhänge herzustellen (vgl. Entmann, 1993, S.52). Unser Wissen hängt maßgeblich von Deutungsrastern ab, da wir kognitiv oft nicht in der Lage sind das gesamte Spektrum an Informationen zu verarbeiten und so „Abkürzungen“ nutzen (vgl. ebd., S.53). Festzuhalten ist hierbei noch, dass es sich in diesem Abschnitt um verbales Framing handelt, was rein die geschriebene und gesprochene Sprache impliziert. Verbale Informationen werden in der Regel bewusst vermittelt (vgl. Maurer, 2016, S.6). Unterscheiden lassen sich Frames in drei Konzepte: journalistische Frames, Rezipientenframes und Medienframes. Bei den journalistischen Frames liegt der Fokus darauf, wie sich die Berichterstattung auf Grund der subjektiven Meinung auswirkt. Rezipientenframes analysieren, wie Frames in den Köpfen der Rezipienten entstehen und wie sie sich entwickeln.

Medienframes beschäftigen sich mit Frames in den Medienberichterstattungen (vgl. Maurer, 2016, S.29).

2.2. Framing in der Medienberichterstattung und dessen Wirkungen

Im folgenden Abschnitt liegt der Fokus auf medialen Frames, die vor allem durch journalistische Normen in der Medienberichterstattung genutzt werden. Da Menschen oft nur unzureichend über ein bestimmtes Thema informiert sind, nutzen sie massenmedial verbreitete Informationen zur Orientierung. Diese medialen Frames werden zum Beispiel durch hervorgehobene Überschriften oder stilistische Mittel wie Metaphern konstruiert. Frames werden, bewusst oder unbewusst, vor allem von Journalisten, Kommunikatoren und Politikern genutzt. Diese gestalten die Medienberichterstattung. Durch die Hervorhebung oder das Weglassen bestimmter Aspekte konstituieren sie die Medieninhalte und formen so die Meinungsbildung der Rezipienten (vgl. Matthes, 2007, S.134).

Nach Entmann (1993) enthalten Frames vier Aspekte: Problemdefinition, Ursachenzuschreibung, moralische Bewertung und Handlungsempfehlung. Erst wenn diese erfüllt sind, handelt es sich um einen vollständigen Medien- Frame in der Berichterstattung. Nach diesem Ansatz, der mittlerweile als Grundlage der Forschung gilt, legt die Problemdefinition fest worüber gesprochen wird und welche Akteure dabei relevant sind. Im zweiten Schritt werden die Ursachen für das Problem gesucht und dargestellt. Die Verantwortung wird entweder Personen oder Situationen zugeschrieben. Bei der moralischen Bewertung wird eingeschätzt, ob das Problem positiv oder negativ einzustufen ist. Zuletzt wird eine Lösung für das Problem gesucht, die mit Maßnahmen der Akteure einhergehen (vgl. ebd., S.135). Durch dieses Muster helfen Frames den Rezipienten Neues schnell zu verarbeiten. Der neugewonnene Blickwinkel auf ein Thema bestimmt somit die Schlussfolgerung, die vor allem für öffentliche Akteure wichtig ist, da sie die Rezipienten von ihrer Deutung überzeugen wollen. Der Framing- Ansatz zielt aber nicht auf eine Einstellungsänderung hinaus, sondern auf die gezielte und strategische Interpretation von einem Thema (vgl. ebd., S.136). Allerdings ist bekannt, dass Frames eine Wirkung auf die Wahrnehmung und Meinungsbildung haben (vgl. ebd., S.180). Dies ist aber nur möglich, wenn die Schemata kognitiv verfügbar und somit auch abrufbar sind. Die Zugänglichkeit wird möglich, wenn durch einen bestimmten Reiz der Frame aktiviert wird. Sie kann durch häufiges Nutzen oder mehrmalige Aktivierung des Schemas erhöht werden (vgl. Druckmann, 2011, S.284).

Frames können sowohl einen Einfluss auf die Emotionen, als auch auf die kognitiven Prozesse haben. Unter emotionalen Reaktionen werden zum Beispiel Ärger oder Traurigkeit verstanden, wenn ein Stimulus von einem Individuum als relevant eingeschätzt wird. Kognitive Prozesse sind zum Beispiel die Encodierung, Speicherung und das Abrufen von Informationen. Emotionale Reaktionen beeinflussen kognitive Prozesse wie die Aufmerksamkeit, Erinnerung oder die Wahrnehmung (vgl. Kühne, 2013, S.7). Durch die Hervorhebung bestimmter Inhalte auf der Akteur-Seite bestimmen Frames welche Informationen zur Verfügung stehen und abgerufen werden können und beeinflussen so die Einstellungen der Rezipienten.

Des Weiteren ist festzuhalten, dass durch das gezielte Hervorheben bestimmter Themen zum Beispiel aktuelle politische Streitfragen in den Vordergrund rücken und ihnen mehr Beachtung geschenkt wird. Außerdem sorgt Framing in der Medienberichterstattung für eine spezifischere Perspektive auf einen bestimmten Gegenstand. Diese Wirkungen sind eher kurzfristig. Als eine langfristige Wirkung ist die übergreifende Perspektive auf politische Themenfelder zu nennen. Sie lässt sich nicht anhand einzelner Beiträge festmachen, sondern durch ein fortlaufendes Muster in der Medienberichterstattung. Rezipienten werden die Themensetzung als selbstverständlich ansehen und nicht hinterfragen, wenn sich verschiedene Medien in ihrer Schwerpunktsetzung einig sind und eine konforme Berichterstattung vorliegt. (vgl. Hasebrink, 2016, O.S.)

2.3. Arten von Frames

Inhaltlich lassen sich grob zwei Arten von Frames unterscheiden: formal- stilistische Frames einerseits und inhaltliche Frames andererseits (vgl. Matthes, 2007, S.57f.). In formal-stilistischen Frames steht die Struktur, also der Aufbau von Nachrichten, im Vordergrund. Inhaltliche Frames untersuchen dahingegen die inhaltlichen Zusammenhänge. Diese lassen sich nochmals untergliedern in thematische und episodische Frames. Thematische Frames behandeln öffentliche Themen, wobei die Hintergründe thematisiert werden. Im Gegensatz dazu nehmen episodische Frames die Form von spezifischen Fallbeispielen an oder sie sind ereignisbezogen. Die inhaltlichen Frames können zudem themenspezifisch oder themenübergreifend sein. Dabei sind themenspezifische Frames auf ein bestimmtes Ereignis oder Problem bezogen, während themenübergreifende Frames Botschaften oder Aspekte, die auch auf andere Themen zutreffen können, behandeln (vgl. ebd., S.57f.).

Des Weiteren lassen sich Issue-Frames und Äquivalenz- Frames differenzieren. Bei dieser Unterscheidung geht es um die verschiedenen Bewertungsdimensionen. Bei Issue-Frames ist die Bewertungsdimension generell unterschiedlich. Da sich die Bewertung auch bei direkter Konkurrenz der Frames zueinander unterscheidet, beurteilen sie die Rezipienten nach ihrer Stärke. Äquivalenz-Frames hingegen stellen identische Informationen durch sprachliche Modifikation in ein positives oder negatives Licht (vgl. Druckmann, 2011, S.282).

3. Visuelles Framing

Das vierte Kapitel beschäftigt sich zunächst mit der Definition von visuellem Framing und anschließend damit wie es in der Politik genutzt wird. Im dritten Abschnitt werden die Folgen, die damit einhergehen besprochen. Im letzten Unterpunkt soll visuelles Framing anhand eines politischen Beispiels näher beleuchtet werden.

3.1. Definition visuelles Framing

Auf Basis der Analyse des textbasierten Framings lässt sich dahingehend auch das visuelle Framing definieren. Der Kernunterschied hierbei ist, dass es sich um nonverbale Kommunikation handelt, die sowohl bewusst als auch unbewusst vermittelt werden kann (vgl. Maurer, 2016,S.6). Visuelles Framing wird als ein Prozess bezeichnet, bei dem bestimmte Aspekte der Realität selektiert oder visuell so hervorgehoben werden, dass sie bestimmte Interpretationsmuster nahelegen (vgl. Entmann, 1993, S.52). Das Zentrum bilden hierbei illustrative Darstellungen. Die visuelle Framing- Analyse verknüpft sowohl die emotionale und kognitive, als auch die kreative Ebene miteinander (vgl. Geise & Lobinger, 2015, S.31). Im Gegensatz zu verbalen Frames, werden visuelle Frames früher und präziser wahrgenommen. Außerdem werden sie sowohl einfacher wahrgenommen als auch verarbeitet und sie verfügen über eine höhere Erinnerungskraft (vgl. Maurer, 2010, S.54f.). Dies führt zu einem besonders starken Wirkungspotenzial (vgl. Geise & Lobinger, 2015, S.47f.) Meist treten visuelle Frames jedoch simultan mit verbalen Frames auf. Bei einer visuellen Darstellung werden neben Gestik und Mimik einer Person auch die Beleuchtung und Kameraperspektive analysiert (vgl. Kepplinger, 2010, S.13). Interessant für die visuelle Framing-Forschung ist neben den genannten Punkten auch die Häufigkeit der verwendeten Bilder, also wie oft dieselben bildlichen Darstellungen in verschiedenen Beiträgen verwendet werden. Ein weiterer aufschlussreicher Punkt ist die Größe der Illustrationen. Wird eine bestimmte Darstellung besonders groß abgebildet, ist davon aus zu gehen, dass Rezipienten sie besonders stark wahrnehmen und ihr mehr Wichtigkeit zuschreiben. Zuletzt zu nennen ist der Bildgehalt, welcher jedoch im Gegensatz zu den voranschreitenden Punkten schwieriger zu erfassen ist, da hierfür eine Interpretation nötig ist (vgl. Geise & Lobinger, 2015, S.33).

3.2. Visuelles Framing in der Politik

Der Trend zur zunehmenden Bebilderung zeigt sich in den letzten Jahren auch in der Politik. Dieser Anstieg zeigt sich vor allem in der Boulevardpresse, die mittlerweile in etwa jeden zweiten Beitrag bebildert veröffentlicht (vgl. Maurer, 2016, S.42). Aber auch überregionale Qualitätszeitungen visualisieren deutlich mehr Artikel wie Maurer (2016) darlegt: 2009 war rund jeder fünfte Beitrag, der von den beiden damaligen Kanzlerkandidaten handelte, bebildert (vgl. ebd., S.41).

Gerade bei politischen Sachfragen kommt es für Rezipienten in der Berichterstattung häufig zu Komplexität beim genauen Verstehen. Für Journalisten und Politiker ist es daher vorteilhaft durch visuelle Kommunikation die Rezipienten zu überzeugen, da diese leichter verstanden und verarbeitet werden kann (vgl. Maurer, 2010, S.53).

Gerade wenn ein Wahlkampf ansteht wird viel daran gearbeitet eine möglichst erfolgreiche Kampagne aufzustellen, um vor allem auch Wähler mit keiner oder nur geringer Parteiidentifikation zum Schluss noch für sich zu gewinnen (vgl. Maurer, 2016, S.34). Bei der Bundestagswahl 2005 zeigte sich die starke Visualisierung nochmals deutlich: Angela Merkel wurde auf knapp 500 Fotos abgelichtet und der damals amtierende Bundeskanzler Gerhard Schröder auf knapp 400. Dies zeigt sowohl den enormen Anstieg der Visualisierung einerseits, als auch den gesetzten Schwerpunkt auf die Bebilderung der Spitzenkandidatin Angela Merkel andererseits (vgl. ebd., S.43).

[...]

Fin de l'extrait de 17 pages

Résumé des informations

Titre
Visuelles Framing. Wirkung in der Medienberichterstattung
Université
University of Koblenz-Landau
Note
1,3
Auteur
Année
2019
Pages
17
N° de catalogue
V994039
ISBN (ebook)
9783346359414
ISBN (Livre)
9783346359421
Langue
allemand
Mots clés
visuelles, framing, wirkung, medienberichterstattung
Citation du texte
Nadine Kick (Auteur), 2019, Visuelles Framing. Wirkung in der Medienberichterstattung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/994039

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