Die Parteienlandschaft und Verfassung der Weimarer Republik (Gymnasium, Geschichte Klasse 9)


Plan de Clases, 2017

36 Páginas, Calificación: 2,0


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Sachanalyse

2. Didaktische Analyse

3. Methodische Analyse

4. Lernziele

5. Tabellarischer Unterrichtsverlauf

6. Reflektion

7. Anhang mit den Unterrichtsmaterialien

8. Quellen- und Literaturverzeichnis

1. Sachanalyse

Inhalt der Unterrichtsstunde sind der Rat der der Volksbeauftragten und der Ebert-Groener-Pakt. Im zweiten Teil wird die Parteienlandschaft sowie die Verfassung der Weimarer Republik thematisiert. Der inhaltliche als auch zeitliche Schwerpunkt liegt dabei auf den zuletzt genannten Themen.

Am 9. November 1918 spitzte sich die Lage in Berlin dramatisch zu. Die Meuterei der Matrosen in Kiel und Aufstände in anderen norddeutschen Hafenstädten dienten als Vorbild für Aufständische in anderen Teilen des Landes. Aus Angst die Situation würde eskalieren, rief der zu der Zeit noch amtierende Reichskanzler Prinz Max von Baden die Absetzung des Kaisers aus und übertrug gleichzeitig dem SPD Parteiführer Friedrich Ebert sein Amt des Reichskanzlers. Noch am gleichen Tag rief Philipp Scheidemann von der SPD die 'Deutsche Republik' vom Balkon des Berliner Reichstagsgebäudes aus. Nur wenige Stunden später proklamierte der Anführer des kommunistischen Spartakusbundes, Karl Liebknecht, die 'Freie Sozialistische Republik Deutschland'.1

Aufgrund der angespannten machtpolitischen Lage bedurfte es eines Gremiums, welches einer Regierung gleichkam. So bildete sich am 10. Dezember der sogenannte Rat der Volksbeauftragten unter dem Vorsitz Eberts. Der Rat setzte sich neben dem Reichskanzler aus zwei weiteren SPD-Politikern, Philipp Scheidemann und Otto Landsberg, zusammen. Die drei weiteren Mitglieder Hugo Haase, Wilhelm Dittmann und Emil Barth gehörten der USPD an. Der Rat der Volksbeauftragten fungierte nach Beendigung des Krieges als provisorische Übergangsregierung. Zu den unmittelbaren Hauptaufgaben dieser Regierung gehörten die Erfüllung der Waffenstillstandsbedingungen, die Demobilisierung und Rückführung des Heeres, die Umstellung der Wirtschaft von Kriegs- auf Friedensbedürfnisse und die Ernährung der Bevölkerung.2

Die Vorstellungen der SPD und der USPD über die zukünftige Staats- und Regierungsform Deutschlands wichen jedoch stark voneinander ab. Während die SPD mit ihrer parlamentarisch-demokratischen Grundeinstellung auf eine baldige Neuordnung der Verhältnisse durch eine demokratisch gewählte Nationalversammlung drang, strebte man seitens der USPD eine Räterepublik an, wobei die Mitglieder der Partei in der Rätefrage keinen einheitlichen Standpunkt bezogen. Auf dem vom 16. - 21. Dezember stattfindenden Reichsrätekongress versammelten sich Mitglieder der in den ersten Revolutionstagen gegründeten 'Arbeiter- und Soldatenräte' in Berlin. Vor allem die Frage danach, ob eine bürgerliche Demokratie oder eine proletarische Rätediktatur angestrebt werden sollte, wurde erbittert diskutiert. Aufgrund einer deutlichen Mehrheit, etwa 300 der insgesamt 490 stimmberechtigten Delegierten waren Mitglieder der SPD, entschied man sich für die Errichtung einer parlamentarischen Demokratie und legte den 19. Januar 1919 als Termin für die Wahlen zur Nationalversammlung fest. Das Konzept eines Rätesystems als Grundlage einer sozialistischen Republik stieß hingegen auf Ablehnung. Die Enttäuschung, vor allem beim linken Flügel der USPD, sowie die Erkenntnis sich politisch nicht durchsetzen zu können, führte zu einer Verlagerung des Machtkampfs auf die Straße und die friedliche Revolution radikalisierte sich zunehmend. Nachdem an Weihnachten 1918 Aufstände auf Weisung Eberts gewaltsam niedergeschlagen wurden, kam es zum endgültigen Bruch zwischen SPD und USPD. Am 29. Dezember traten die 3 USPD Mitglieder aus dem Rat der Volksbeauftragten und wurden durch die beiden SPD-Politiker Gustav Noske und Rudolf Wissell ersetzt.3

Dass sich die SPD gegenüber der USPD politisch behaupten konnte und der Rat der Volksbeauftragten letztendlich nur noch aus Mitgliedern der größten Partei des Deutschen Reiches bestand, war nicht zuletzt auf einen militärischen Faktor zurückzuführen.

In den Abendstunden des 10. Novembers 1918 sicherten sich General Wilhelm Groener, Nachfolger des entlassen Erich Ludendorffs und somit Bestandteil der Obersten Heeresleitung (OHL), und der neue Reichskanzler Friedrich Ebert in einem geheimen, nächtlichen Telefonat gegenseitige Unterstützung zu.

Angesichts der unausweichlichen Kriegsniederlage und der bedingungslosen Kapitulation, die einen Tag später bei den Waffenstillstandsunterzeichnungen in Compiègne bestätigt wurde, war es erstaunlich, dass seitens der Übergangsregierung, in Person von Friedrich Ebert, der OHL die Möglichkeit eingeräumt wurde, politische Einflussnahme vorzunehmen und den Werdegang des deutschen Reiches, insbesondere der am 09. November 1918 ausgerufenen, jedoch noch nicht verfassungskräftigen Republik mitzubestimmen. Es verdeutlicht gleichzeitig auch die Gefahr, die der Reichskanzler vom linksradikalen Spartakusbund ausgehend sah.4

Das Bündnis war für beide Seiten von Nutzen, während Groener der Regierung im Kampf gegen die linken Radikalen Unterstützung garantierte, bekamen er und Paul von Hindenburg die alleinige Gewalt über das Heer weiterhin zugesichert. Auf diese Weise konnte die Ordnung und Disziplin innerhalb der Truppen aufrechterhalten werden und eine geordnete Rückführung der Soldaten versichert werden.

Ruhe und Ordnung versprach sich auch Friedrich Ebert von dem Pakt, die Kämpfe im inneren des Reiches, um dessen Zukunft, sollten schnellstmöglich beendet werden, sodass die Wahlen zur verfassunggebenden Nationalversammlungen schlussendlich stattfinden konnten, aus denen Ebert die SPD gestärkt hervorgehen sehen wollte. In den später folgenden Wahlen waren die Sozialdemokraten tatsächlich die mit Abstand stärkste Partei, doch verloren sie darüber hinaus auch viele Anhänger, die sich mit der gewaltsamen Durchsetzung der Ziele nicht mehr identifizieren konnten und einen Verlust der ursprünglichen Ideale jener Arbeiterpartei anprangerten.

Die Verhinderung einer linksradikalen Revolution verband demnach Ebert und Groener. Als langfristiges Ziel der Abmachung, so denn dies eine Rolle während des ursprünglichen Telefonates spielte, könnte die verbesserte Position, die mittels einer eigens aufgebauten und funktionierenden Demokratie, verbunden mit innerer Ruhe, erzielt werden sollte, bei den knapp ein halbes Jahr später stattfindenden Friedensverhandlungen von Versailles gespielt haben.5

Wichtigster Träger der politischen Willensbildung in der Weimarer Republik waren die Parteien. Die Parteienlandschaft war sehr groß und entsprach damit der inhomogenen Gesellschaft. Zum Teil finden sich in der Weimarer Republik dieselben Parteien wieder wie im zuvor im Kaiserreich. Ohne auf die einzelnen Programme und Ziele der jeweiligen Parteien genauer einzugehen, lassen sich diese in zwei Gruppen unterscheiden. Zum einen gab es die staatsbejahenden Parteien, die der parlamentarischen Demokratie freundlich gesinnt waren. Ihnen gegenüber standen die staatsablehnenden Parteien die das parlamentarischen System und die Republik ablehnten. Gründe hierfür waren das schlichte Verachten des demokratischen Systems oder des Festhalten an den monarchistischen Prinzipien. Mit der USPD, SPD, Zentrumspartei, DDP, DVP und der DNVP sind die sechs stärksten Parteien bei den Wahlen zur Nationalversammlung vom 19. Januar 1919 genannt. Die linke Klassenpartei der Proletarier, die KPD, trat aus Gründen der Ablehnung des parlamentarischen Systems nicht zur Wahl an. Besonders hervorzuheben bei den Wahlen vom 19. Januar ist das erstmals auftretende Frauenwahlrecht. Außerdem wurde das Wahlalter von 25 auf 20 Jahren gesenkt. Mit ca. 20 Millionen Wählerinnen und Wählern nahmen 83% aller Wahlberechtigten an der Wahl teil. Die SPD ging mit 37,9% der Stimmen als stärkste Partei aus der Wahl hervor. Gemeinsam mit der katholischen Zentrumspartei und der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) bildete die SPD die erste 'Weimarer Koalition'. Aus den Ergebnissen wird deutlich, dass sich die drei staatsbejahenden Parteien mit über 76% der Wählerstimmen im Volk durchsetzen konnten. Die staatsverneinenden Parteien hingegen konnten die Gunst der Wähler nicht für sich gewinnen. Wichtigste Aufgabe der 'Weimarer Koalition' war zunächst die Herausarbeitung einer Verfassung.6

Dies gelang den Verantwortlichen Ende Juli, am 11. August 1919 unterzeichnete letztendlich der neuen Reichspräsident Ebert die Verfassung, womit sie offiziell in Kraft trat. Die Rolle des ersten Reichskanzlers gemäß der neuen Verfassung nahm SPD-Mitglied Philipp Scheidemann ein.

Die entstandene Verfassung ist als eine Mischform mehrerer politischer Prinzipien zu verstehen, sie galt schon damals als eine sehr liberale Konstitution und mag die Absicht gehabt haben, auch kritische Parteien zu berücksichtigen. So sind die Elemente der direkten Demokratie mitunter als Entgegenkommen für die USPD zu verstehen. In Form von Volksbegehren und Volksentscheiden kann die Bevölkerung aktiv auf die Gesetzesentwürfe einwirken. Allgemein hat das wahlberechtigte Volk, welches nach der neuen Verfassung aus Männer und erstmals auch Frauen ab 20 Jahren besteht, erheblich mehr Rechte und Befugnisse im Vergleich zur vorherigen Verfassung. Neben der Wahl der Landesparlamente, entscheidet das Volk über die Zusammensetzung des Reichstages und wählt den Reichspräsidenten direkt.

Der Reichstag, der Gesetze beschließt und die Regierung (Reichskanzler und Reichsminister) kontrolliert, repräsentiert Grundelemente einer parlamentarischen Demokratie. Neben dem Reichsrat hat hauptsächlich der Reichsrat einen Einfluss auf die Gesetzgebung, indem er ein Veto einlegen kann.

Zu guter Letzt hat darüber hinaus der Reichspräsident die Möglichkeit auf die Legislative einzuwirken. Aufgrund der weitreichenden Befugnisse des obersten Mannes in der Weimarer Republik wird an dieser Stelle häufig auch vom „Ersatzkaiser“ gesprochen. Zwar gibt es eine klare Gewaltenteilung, was durchaus positiv und als Fortschritt zu bewerten ist, doch hat der Reichspräsident mehrere Kompetenzen, die es ihm erlauben, Einfluss auf alle drei Gewalten zu nehmen. Aufgrund dieser starken Stellung kann die Gewaltenteilung nicht ideal wirksam werden.

Die in späteren Jahren der Republik, speziell ab 1925 mit der Wahl Hindenburgs zum Präsidenten, gefährliche Sonderstellung des auf 7 Jahre direkt gewählten Ersatzkaisers, wird hauptsächlich durch den Artikel 48 zementiert. Dieser erlaubt es ihm in Krisensituationen, die jedoch vom Reichspräsidenten eigenmächtig definiert werden, auf militärische Kräfte auch im Inneren zurückzugreifen, eigene Notverordnungen zu erlassen und sogar die Grundrechte, die löblicherweise der Verfassung angefügt wurden, außer Kraft zu setzen. Wenn man bedenkt, dass ab 1931 34 reguläre Gesetze verabschiedet, dem gegenüber jedoch auch 44 Notverordnungen verhängt wurden, zeigt dies die Tragweite dieser Regelung.

Den zahlreichen Eingriffsmöglichkeiten des Reichspräsidenten steht im Prinzip nur eine Kontrollinstanz gegenüber, dies ist der Reichstag. Sollte dieser eine 2/3 Mehrheit zusammenstellen, könnte das Volk so zu einer Neuwahl bewegt werden. Allerdings war dies aus zwei Gründen nie der Fall: zum einen hatte der Reichspräsident die Möglichkeit den Reichstag aufzulösen nach Artikel 25, zum anderen war der Reichstag durch eine fehlende 5 % Hürde und das damit verbundene Splitterparteiwesen in seinen Handlungsfähigkeiten geschwächt. Eine derart hohe Mehrheit zu erzielen, erwies sich als äußerst schwierig und ließ den Reichspräsidenten nahezu unantastbar wirken.7

2. Didaktische Analyse

Das folgende Kapitel dient zur Legitimation der thematischen Ausrichtung der Unterrichtsstunde und stellt dabei die Grundfragen der Stunde dar. Das Hauptthema der Unterrichtstunde ist „die Parteienlandschaft und die Verfassung der Weimarer Republik“.

Der Schwerpunkt liegt dabei bei der Betrachtung, wie aus dem deutschen Kaiserreich eine parlamentarische Republik werden konnte, die sich durch Parteienvielfalt und der damit zusammenhängenden Meinungsvielfalt auszeichnete. Welches schwere Erbe der junge Verfassungsstaat antreten musste und was die größten Probleme und Bedrohungen waren, sollte durch die Einordnung in den historischen Kontext deutlich werden. Daher wird der erste Teil (ca. 30 Minuten) überwiegend aus bereits behandelten Unterrichtsinhalten bestehen. Dies dient zum einen der intensiven Ergebnissicherung, ist darüber hinaus auch für ein weiterführendes Verständnis unabdingbar.

Die Analyse der Verfassung der Weimarer Republik ist, basierend auf dem Rahmenlehrplan von Mecklenburg-Vorpommern, für die 9. Klassenstufe vorgesehen und daher Thema unserer Stunde.8 Darüber hinaus hilft diese Schwerpunktsetzung den SuS nachhaltig die aktuelle, deutsche Verfassung und die Notwendigkeit einiger konstitutioneller Zusammenhänge zu verstehen. Neben der Erzeugung eines Geschichtsbewusstseins, soll hierbei, gemäß der fünf didaktischen Kriterien Klafkis zur Legitimation eines Lerngegenstandes, auch der Lebenswelt- und Gegenwartsbezug für die Schüler ersichtlich werden und der Aufbau sowie die Vertiefung eines demokratischen Grundverständnisses bezweckt werden, was die Handlungsfähigkeit der SuS innerhalb der demokratischen Gesellschaft erweitert.

Am Ende der Stunde sollen die SuS in der Lage sein, erklären zu können, warum es in der Bundesrepublik Deutschland beispielsweise eine 5 % Hürde gibt und vor allem, warum der Bundespräsident heute hauptsächlich repräsentative Aufgabenbereiche übernimmt. Nachdem zunächst durch die Arbeit mit einem Arbeitsblatt ein Grundverständnis der Schüler aufgebaut werden sollte, wird durch die anschließende offene Diskussion beabsichtigt, dass Demokratieverständnis der SuS zu stärken und eventuelle zukünftige Politikverdrossenheit vermeiden (zweites Kriterium Klafkis: Zukunftsbedeutung).9

Im Zuge dieser Erkenntnisse ist es Ziel der Stunde die SuS thematisch auf die weiterführenden Stunden vorzubereiten. Wenn in den darauffolgenden Stunden der Aufstieg des Nationalsozialismus thematisiert wird, sollten die Schüler befähigt sein, einen inhaltlichen Bogen spannen zu können, d.h., dass sie die Machtübernahme/Machtergreifung durch Adolf Hitler und dessen Partei auch mit den Schwächen der Weimarer Verfassung begründen können. Die Leitthese „Demokratie ohne Demokraten“ begleitet die junge Republik all die 14 Jahre ihrer Existenz und führt letztendlich zum erfolglosen Scheitern der ersten parlamentarischen Republik auf deutschen Boden. Anhand der Analyse der Parteien sowie durch das Aufzeigen der Schwächen der Konstitution sollte die exemplarische Bedeutung (Klafkis drittes Kriterium) hervorgehoben werden.

Da die NSDAP 1919 noch nicht existierte und demzufolge auch nicht im Mittelpunkt dieser Stunde stehen soll, wird der weitere hauptsächliche Schwerpunkt auf das übrige Parteienspektrum der Weimarer Republik gelegt. Ergebnis der Stunde soll die Beantwortung folgender Fragestellungen sein: warum ist es für eine funktionierende Demokratie wichtig ein breites Parteienspektrum zu haben und gibt es noch heute Parteien, die sich offene gegen unsere Verfassung und das bestehende politische System positionieren? Welcher Umgang wurde mit derartigen Parteien in der damaligen Zeit gewählt und wie weit verbreitet war die Kritik an der parlamentarischen Republik unter den zur Wahl stehenden Parteien?

In der Stunde sollen die SuS weiterführend dazu befähigt werden, was gleichzeitig unser übergeordnetes didaktisches Ziel ist, historische Ereignisse, Strukturen und Prozesse besonders in den Bereichen Staat, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur zu analysieren und zu reflektieren. Durch den Vergleich von Verfassungen (didaktische Reserve), die Herausarbeitung von Stärken und Schwächen der Weimarer Verfassung sowie die Bedeutung der Parteien für eine funktionierende Demokratie, versuchen wir die Schüler anzuleiten, ein selbstständiges, historisch-politisches Urteilsvermögen aufzubauen.10

Durch die thematische Strukturierung (Klafkis viertes Kriterium), gemeint sind allen voran das Anknüpfen an alte Lerninhalte (Festigung durch Wiederholung) und die Verdeutlichung der weiteren Bedeutsamkeit, erhoffen wir uns nachhaltige und fundierte Lernerfolge. Durch das wieder aufgerufene Vorwissen zur Reichsverfassung von 1871 sollten die Schüler eher in der Lage sein, eine Verfassung auf Vorteile und Nachteile zu bewerten. Da zwar die Verfassung in ihren Grundzügen besprochen wird, durch die Lehrperson dabei jedoch noch keine Bewertung vorgenommen wird, liegt dies anschließend vollständig im Aufgabenbereich der SuS, was letztendlich die Selbstkompetenz steigern soll.

Um das fünfte Kriterium von Klafki zu erfüllen, setzen wir gezielt auf Methodenvielfalt, was hauptsächlich die Motivation der Schüler aufrecht erhält und einen höheren Lernerfolg verspricht (Vermeidung von Monotonie). Die Methodenkompetenz wird durch den Einsatz verschiedenster Medien angesprochen, wir greifen dabei auf die Tafel, eine PowerPoint Präsentation, Arbeitsblätter und Weiteres zurück. Die Sozialkompetenz wird durch Partner- sowie Gruppenarbeiten ebenso in der Stunde gefördert werden.11

3. Methodische Analyse

In den ersten Minuten der Unterrichtsstunde stellen sich die beiden Lehrpersonen vor. Ihre Namen stehen bereits an der Tafel, sodass die SuS diese zu jederzeit lesen können. Die SuS bekamen bereits im Vorfeld des Stundenbeginns den Hinweis Namensschilder anzufertigen, die nun mit ihren Namen erkennbar vor Ihnen stehen.

Der Einstieg erfolgt durch eine kontroverse Aussage, die die Lehrkraft bereits im Vorfeld der Stunde an die Tafel geschrieben hat. Der Lehrer bittet einen der SuS die Aussage laut und deutlich vorzulesen und fragt danach inwiefern diese in den aktuellen Unterrichtsstand einzuordnen ist. Hierzu fordert die Lehrperson die SuS auf, Schlüsselbegriffe (Ereignisse, Personen,...) zu nennen. Die SuS nennen und erklären bestimmte Begriffe, die in Form einer Mind Map an die Tafel gebracht werden. Dieser Einstieg bietet eine Möglichkeit die SuS zu aktivieren und zu motivieren. Somit fällt es den SuS leichter an bereits vermitteltes Vorwissen anzuknüpfen.

Anhand des Einstiegs kann nun verdeutlicht werden welche Fragestellung, die SuS in der Stunde lösen sollen. „Folgt aus dem Chaos wirklich die Ordnung?“ Diese Problemfrage, die wie erwähnt seit Beginn des Unterrichts an der Tafel zu lesen ist, wird für die ganze Klasse 90 Minuten sichtbar sein. Die Methode der Problemorientierung bietet sich hier an, da die Schülerinnen und Schüler nicht vor ein fertiges Ergebnis gestellt werden sollen, sondern nachdenken müssen, wie dieses Problem zustande kam und wie es gelöst werden konnte. Für Pandel ist die „Problemorientierung [ist] ein wichtiges Prinzip des Geschichtsunterrichts. Es verlangt, dass die Themen und Inhalte nicht als fertige historische Ergebnisse, sondern als offene Probleme formuliert werden. Um die Antwort zur aufgeworfenen Frage zu erarbeiten, steigt die Lehrperson in das erste Thema der Stunde, der Rat der Volksbeauftragten, ein. Hierzu projiziert der Lehrer mit Hilfe einer PowerPoint Präsentation zwei Bilder vom jeweils unterschiedlich besetzten Rat der Volksbeauftragten an die Tafel und fragt ob und wenn ja, wie eine verändere Besetzung zustande gekommen sein könnte. Mit dieser erneut problemorientierten Hinführung zum Thema versucht die Lehrperson das Interesse der SuS zu wecken. Anschließend teilt die Lehrperson Arbeitsblätter zum Thema aus. Die sich auf den AB's befindenden Lücken sollen von den SuS ausgefüllt werden. Hierzu werden sie aufgefordert dem Lehrervortrag zu folgen. Im Anschluss an den kurzen informativen Vortrag fordert der Lehrer die SuS auf die Lösungen zu nennen. Die AB's und die damit verbundene Aufgabenstellung dient zum einen dazu, sich die Aufmerksamkeit der SuS zu sichern. Zum anderen erfolgt somit eine Ergebnissicherung am Ende der Einheit. Als nächstes wird der Ebert-Groener-Pakt behandelt. Nachdem die Lehrperson thematisch zum Thema hingeführt hat, werden AB's ausgeteilt und die damit zusammenhängende Aufgabenstellung erklärt. Die SuS sollen sich nun Notizen zu den Zielen Eberts, Groeners und möglichen gemeinsamen Zielen machen und diese anschließend vorstellen. Durch die Aufgabe soll das Verständnis für die Zusammenhänge und Entwicklungen im November 1918 und den folgenden beiden Monaten reifen. Außerdem üben die SuS den kritischen Umgang und das Erschließen zeitgenössischer Quellen. Die Ergebnisse werden abschließend gesichert.

Zu Beginn des zweiten Teils der Unterrichtsstunde werden die Wahlen zur Nationalversammlung am 19. Januar 1919 erwähnt. In diesem Zuge leitet der Lehrer auf die große Parteienlandschaft der Weimarer Republik über. Nun sollen sich die SuS eigenständig Informationen zu den Parteien erarbeiten. Hierzu teilt die Lehrperson die Klasse in 7 Gruppen ein (je 3-4 SuS), wobei jeder Gruppe eine Partei zugeordnet wird. Bevor die Lehrperson die Gruppen auf 2 Räume aufteilt, erklärt sie anhand der ausgeteilten AB's die Aufgabenstellung. Dann erhalten alle SuS einer Gruppe einen informativen Text über die jeweilige Partei. Im Anschluss an die Gruppenarbeit stellt jeweils ein Mitglied der Gruppe die Partei vor. Die Lehrperson fasst die wichtigsten Punkte nochmals zusammen, sodass am Ende alle SuS eine vollständige Übersicht zu den Parteien haben. Zur visuellen Verdeutlichung des Wahlergebnisses erstellt die Lehrperson ein Kreisdiagramm an der Tafel. Mit der Gruppenarbeit am Text sollen die SuS ihr Sachkompetenz sowie ihre Sozialkompetenzen in der Gruppe stärken. Des Weiteren trainieren die SuS ihre Fähigkeit gezielt nach bestimmten Informationen im Text zu suchen. Als letzter inhaltlicher Punkt wird die Verfassung der Weimarer Republik behandelt. Hierzu wird erneut in der Erarbeitungsphase zum Thema hingeführt, indem den SuS die allgemeine Bedeutung und Wichtigkeit einer Verfassung deutlich gemacht wird. Nun soll von den SuS in Partnerarbeit ein Schema zur Verfassung entworfen werden, wobei die Sach- und Methodenkompetenz gefördert wird. Die erstellten Schemata werden mit der Originalverfassung verglichen. Nachdem die Verfassung detailliert besprochen wurde, erfolgt die Analyse und es werden Stärken und Schwächen vom Lehrer herausgearbeitet. Im Unterrichtsgespräch soll nun die Verfassung der Weimarer Republik, insbesondere die Rolle des Reichspräsidenten, bewertet werden. Mit der Bewertung der Rolle des Reichspräsidenten erfüllen die SuS den Anforderungsbereich III.

Der Ausstieg aus der Unterrichtsstunde wird so gestaltet, dass die SuS ein abschließendes Fazit ziehen sollen und die aktuelle mit der Ausgangslage der Stunde vergleichen sollen. Hierbei soll die Erkenntnis gewonnen werden, dass sich aus den chaotischen Zuständen geordnete Verhältnisse entwickelt haben. Hierdurch wird das historische Urteilsvermögen der SuS gefördert. Zuletzt gibt die Lehrkraft einen Ausblick auf die nächste Woche und spricht ihren Dank für die Teilnahme und Aufmerksamkeit aus.

4. Lernziele

Grobziel

Die SuS lernen den historischen Weg bis zur Entstehung der ersten, durch eine Verfassung rechtmäßig legitimierten Republik auf deutschem Boden kennen. Die Entfaltung und Bedeutung der Parteienlandschaft zur Zeiten der Weimarer Republik wird dabei ebenso detailliert erarbeitet, wie die Grundpfeiler der Verfassung. Basierend auf diesen Erkenntnissen können die SuS die Stärken und Schwächen der Weimarer Republik erörtern.

Feinziele

Anhand des Rates der Volksbeauftragten und des Ebert-Groener-Paktes wird die politische Konkurrenzsituation zwischen der SPD und USPD erläutert. Die Arbeit mit Quellentexten und die entsprechende Ausarbeitung der zentralen Aussagen, spricht die Methodenkompetenz der SuS an.

In Form einer Gruppenarbeit werden die Ziele und Programme der verschiedenen Parteien verglichen. Die Wahl zur verfassunggebenden Nationalversammlung am 19.01.1919 soll den Schülern verdeutlichen, welche Einstellung zur entstehenden parlamentarischen Republik sich zunächst auf der politischen Bühne behaupten konnte. Mittels der Gruppenarbeit soll die Sozialkompetenz der Schüler gesteigert werden, darüber hinaus erhoffen wir uns einen leichteren thematischen Zugang der SuS zum breiten Parteienspektrum, was letztendlich die Sachkompetent fördern soll.

Im Anschluss an eine Partnerarbeit, deren Ergebnis die Erarbeitung einer schematischen Übersicht ist, diskutieren die SuS die Stärken und Schwächen der Weimarer Verfassung, ggf. tun sie dies vergleichend mit der Reichsverfassung von 1871 (didaktische Reserve). Dabei wird ihnen insbesondere die starke (und dadurch problematische) Stellung des Reichspräsidenten bewusst.

[...]


1 Stammen, Theo: Die Weimarer Republik. Das schwere Erbe. München 1987, S. 94.

2 Schaubs, Martin: Weimar 1918-1923. Streiflichter aus der Frühphase der ersten deutschen Republik. Marburg 2010, S. 20 ff.

3 Stammen, S.96-97.

4 Mai, Gunther: Die Weimarer Republik. München 2013. S. 13-19.

5 Mai, S. 25.

6 Tormin, Walter: Die Weimarer Republik. Hannover 1976, S. 94.

7 Trützschler, Jan: Die Weimarer Republik. Schwalbach/Ts. 2011. S. 71-75.

8 Rahmenplan MV, S. 32.

9 Vgl. Klafki, Wolfgang: Neue Studien zur Bildungstheorie und Didaktik. Zeitgemäße Allgemeinbildung und kritisch-konstruktive Didaktik, Basel/Weinheim 1991, S. 270 ff.

10 Rahmenplan MV, S. 13.

11 Pandel, Hans-Jürgen: Geschichtsdidaktik. Eine Theorie für die Praxis, Schwalbach 2013, S. 17.

Final del extracto de 36 páginas

Detalles

Título
Die Parteienlandschaft und Verfassung der Weimarer Republik (Gymnasium, Geschichte Klasse 9)
Universidad
University of Rostock
Calificación
2,0
Autor
Año
2017
Páginas
36
No. de catálogo
V994845
ISBN (Ebook)
9783346365163
ISBN (Libro)
9783346365170
Idioma
Alemán
Palabras clave
parteienlandschaft, verfassung, weimarer, republik, gymnasium, geschichte, klasse
Citar trabajo
Philip Sell (Autor), 2017, Die Parteienlandschaft und Verfassung der Weimarer Republik (Gymnasium, Geschichte Klasse 9), Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/994845

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