Snowboardfahren im Skilager - Möglichkeiten und Probleme bei der Integration


Trabajo Escrito, 2001

14 Páginas


Extracto


1. Einleitung

1.1 Geschichte

Snowboarden! Eine Trendsportart der 80er und 90er Jahre, die innerhalb von 30 Jahren eine rasante Entwicklung erlebte. Die Wurzeln des Snowboardens liegen in den 60er Jahren in Michigan, als der Wellenreiter Sherman Poppen mit dem Wunsch, das "Surfen" auch im Winter zu ermöglichen, den sogenannten "Snurfer" (von "Snow" und "Surfer"), einen Was- serski mit Halteleine, erfand. Jedoch zeigten sich bei diesem "Ursnowboard" mangels einer Bindung, richtungsstabilisierenden Finnen und Stahlkanten bald erhebliche Mängel. So wurden schließlich andere Pioniere zu den wahren Begründern des Snowboardens. Die bekanntesten sind wohl die fanatischen Surfer Jake Burton Carpenter und Tom Sims, die neue Snowboards mit flexiblem Holzkern, Schalenbindungen und Seitenfinnen bauten. Der erste Schritt in Richtung der heutigen Snowboards war getan.

Vom Snurfer zum heutigen Snowboard

(Bild: Steiner M., Hatje T., S. 156)

Dennoch gab es Probleme, die neue Wintersportart zu etablieren. Zum einen waren die Bretter wegen der hohen Produktionskosten zu teuer, zum anderen gab es ein Pistenverbot für Snowboarder, weil die Skigebietsbetreiber in dem "neumodischen, unkontrollierbaren" Sportgerät eine Gefährdung der Skifahrer sahen.

Anfang der 80er Jahre tauchten schließlich die ersten Snowboards in Europa auf. Mitte der 80er Jahre kamen die ersten funktionellen Bindungen und Boards mit Stahlkanten und Kunststoffbelägen auf den Markt. Erste Rennen wurden ausgetragen und die Snowboardszene entwickelte sich von nun an immer schneller, so dass 1987 in Livigno und St. Moritz die ersten Snowboardweltmeisterschaften Europas abgehalten werden konnten. Schließlich wurde das Snowboarden immer populärer und es gründeten sich Clubs, Verbände und neue Snowboardfirmen. Snowboardlehrer wurden ausgebildet und Sponsoren gefunden. Der Vermarktung stand nichts mehr im Wege. Ein Markt mit unzähligen Brettern und Bindungen, die immer funktioneller wurden, entwickelte sich und auch in der Kleidung und der Darstellung eines verbindenden Lebensgefühls zeigte sich ein interessanter Absatzmarkt. Die Medien nahmen Snowboarden als festen Bestandteil in ihr Programm auf und 1998 wurde Snowboarden in Nagano olympische Disziplin. (nach Steiner M., Hatje., S. 152ff).

1.2 Darstellung der Thematik

Durch die ständige Medienpräsenz (wie z.B. der Air & Style-Contest, Snowboardmagazine), die das jugendliche Lebensgefühl der Snowboarder suggeriert und das einfachere Erlernen des Snowboardens im Vergleich zum Skifahren, werden immer mehr Kinder und Jugendliche dazu animiert, Snowboarden als Wintersportart zu betreiben.

Es stellt sich daher die Frage, wie die Schule dieser Entwicklung in speziellen Veranstaltungen wie z.B. einem "Ski - und Snowboardlager" gerecht werden kann und dabei Grundlagen als auch fortgeschrittene Fahrtechniken vermittelt werden können. Zu berücksichtigen sind verschiedene Probleme, wie z.B. die der Lernmethodik, des Lernmaterials, der rechtlichen Grundlagen und der Sicherheit, sowie die entstehende Notwendigkeit zur einer festen Integration des Snowboardens in ein Skilager, auf die im Rahmen dieser Facharbeit eingegangen wird.

2. Notwendigkeit und Probleme bei der Einführung des Snow- boardens in ein Skilager

2.1 Statistische Verbreitung des Snowboardens

Das Snowboarden hat in den letzten Jahren eine grosse Entwicklung gemacht. Die Anzahl der Snowboarder ist rasch gewachsen und sie sind zu einem nicht mehr wegzudenkenden Bestandteil des Wintersports geworden. Die anfänglichen Prognosen, Snowboarden sei nur eine Trendsportart, ähnlich wie z.B. Swing-Bo oder Monoski, haben sich nicht erfüllt.

Dennoch gibt es momentan keine genauen Zahlen darüber, wieviele Snowboarder es in Deutschland tatsächlich gibt. Da man aber gegenwärtig von 60.000 bis 80.000 verkauften Snowboards pro Jahr in Deutschland ausgeht, liegt eine realistische Zahl bei ca. 200.000 bis 250.000 Snowboardern. Der Grossteil, nämlich 75% dieser Snowboarder, ist unter 25 Jahren (Zahlen aus eigener Quelle) . Dadurch ergibt sich ein sehr hoher prozentualer Anteil von Snowboardern, die noch zur Schule gehen, also das Verlangen haben, ihren Sport auch im Rahmen einer Wintersportwoche auszuüben.

2.2 Beschaffung neuen Materials

Ein Problem, das die Einführung des Snowboardens in ein Schulskilager einschränkt, ist die Frage nach Beschaffung des notwendigen Materials (Snowboards, Bindungen, Schuhe). Einerseits wird der Bedarf an Snowboards zum Teil durch das bereits vorhandene Kontingent bei aktiven Snowboardern gedeckt. Andererseits gibt es viele Snowboardanfänger, die kein eigenes Snowboard besitzen, und ebenso solche die den Sport einfach einmal ausprobieren möchten. Um ihnen ein sicheres und funktionelles Material anbieten zu können, müsste auf Komplettangebote von Snowboardverleihern zurückgegriffen werden. Die dadurch entstehenden, nicht unerheblichen Kosten müssten dabei dem Teilnehmer hinzugerechnet werden. Dies ist aber laut Verordnung ( KWMBeibl Nr. 19*/1998 vom 8. Oktober 1998) und teilweise aufgrund der finanziellen Lage der Familien nicht möglich. Längerfristig macht also eine dauerhafte Anschaffung seitens der Schulen

Sinn, genauso wie einige Schulen ein Kontingent an Langlauf- und Alpinski besitzen. Der finanzielle Aufwand könnte z.B durch Elternspenden oder Einnahmen von Schulfesten gedeckt werden. Bei der Beschaffung der Boards ist jedoch zu beachten, dass keine für den alpinen Wettkampf vorgesehenen Bretter, z.B. Raceboards, zum Einsatz kommen, da diese aufgrund ihrer extremen Bauart keine Fahrfehler erlauben und somit für den Anfänger ungeeignet sind. In Frage kommen Freestyle- oder Freeridebretter, die sich als ,,Einstiegsboards" bewährt haben. Genausowenig sollte das Snowboard nicht zu groß sein. Als Maximalgröße ist hierbei Kinnhöhe zu empfehlen.

2.3 Neue Ausbildungsrichtungen

Ein weiterer Diskussionspunkt ist die snowboardspezifische Ausbildung der Schüler. Es bestünde zwar die Möglichkeit auf Snowboardlehrer im Skigebiet zurückzugreifen; dies wäre allerdings gegen die Schulverordnung, die wie folgt besagt:

,,Es ist nicht zulässig, die Leitung von Schulskikursen an außerschulische Skilehrkräfte, Ski(langlauf)schulen oder andere gewerbliche Unternehmen zu übertragen." (nach KMBl Nr. 24/1984 Punkt 1.3.2)

Außerdem stellt das Skilager eine Möglichkeit zur außerschulischen Kommunika-tion zwischen Lehrern und Schülern dar, in welchem das Lehrer- Schüler-Verhältnis verbessert werden soll. Das Skilager würde folglich durch einen Fremdlehrer an pädagogischem Wert verlieren. Deshalb ist es unbedingt notwendig, den Lehrern die Möglichkeit, eventuell auch mit finanzieller Unterstützung, zu einer entsprechenden Fortbildung zu bieten. In einem Lehrgang werden dabei snowboarddidaktische Grundlagen vermittelt, die es den Lehrern erlauben, selber einen Snowboardkurs zu leiten. In diesem lernen die Schüler nicht nur fahrtechnische Fähigkeiten wie Basisschwünge sondern auch theoretisches Wissen, wie z.B. die Bedeutung des Aufwärmens und von Körperprotektoren, die Beachtung von Pistenregeln etc., das sie befähigen soll, auch außerhalb eines Kurses sicher auf den Pisten fahren zu können. Wie Erfahrungen, zeigen ist der Prozentsatz der Lehrer, die diese Fortbildungsmöglichkeit nutzen, stark im Steigen.

2.4 Rechtliche Grundlagen

Die rechtlichen Grundlagen für die Integration des Snowboardens in ein Schulskilager beinhalten mehrere Aspekte. Um überhaupt einen Snowboardkurs in einer Wintersportwoche anbieten zu können, benötigt die ausführende Lehrkraft mindestens die Qualifikation ,,Geprüfter Snowboardlehrer - Grundstufe" . Diese Voraussetzung ist nötig, da nur ein gründlich ausgebildeter Lehrer auf Fehler hinweisen kann, die sonst zu Verletzungen führen könnten. Zusätzlich darf die Durchführung eines Snowboardkurses zu keinem höheren Lehreraufwand im Skilager führen. Ein zu beachtender Aspekt besteht darin, dass es momentan noch untersagt ist, sogenannte Mischgruppen, also Ski-Alpin-Fahrer mit Snowboardfahrern zusammen in einer Gruppe, zu leiten und zu unterrichten. Als Grund werden die zu unterschiedlichen Fahrspuren der Snowboarder und Skifahrer und die somit gefährdete Sicherheit der Beteiligten angegeben. Durch den wachsenden, von der Skiindustrie forcierten Anteil der Carvingskier auf den Pisten, nähern sich jedoch nun langsam aufgrund ähnlicher Fahrstrukturen die jeweiligen Fahrspuren an. Die Entwicklung der Carvingski wurde sogar maßgeblich von der Fahrtechnik des Snowboardens beeinflußt.

Das bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus ist daher im Begriff, Mischgruppen unter der Auflage zuzulassen, dass der jeweilige Gruppenleiter sowohl eine Ski - als auch eine Snowboardlehrerqualifikation nachweisen kann. Wie bereits in Punkt 2.2 angedeutet dürfen durch den angebotenen Snowboardkurs jedoch keine über die Aufwendungen des Schulskikurses hinausgehenden Kosten entstehen. Durch diese Auflage wird eventuell eine Integration des Snowboardens verhindert, da so kein, für Anfänger eventuell benötigtes, Material ausgeliehen werden kann. Ansonsten zählen die geltenden Bestimmungen über die Durchführung von Schulskikursen (KMBl Nr. 24/1984).

(nach KWMBeibl Nr. 19*/1998)

2.5 Sicherheit

Grundsätzlich ist zu sagen, dass es - wie so oft angenommen - keine gravierenden Unterschiede bei der Sicherheit von Skifahrern und Snowboardern gibt. Der Quo-tient der Unfallpersonen pro Ausübenden liegt bei den Skifahrern bei 1,0 , bei Snowboardern beträgt dieser Wert 1,2. Untersuchungen haben ergeben, dass in einem Ski- und Snowboardlager die Zahl der Skiverletzungen in dem Maße abgenommen hat, wie die Snowboardverletzungen zugenommen haben, so dass die Gesamtzahl der Verletzungen stabil bleibt.

Dividiert man die Anzahl der Ski- bzw. Snowboardverletzungen mit der Expositions-zeit (z.B. 5 Unterrichtsstunden pro Skitag) kommt man auf 2175 Skistunden pro Unfallopfer. Das entspricht bei einer Gruppe von 70 Schülern einem Unfallopfer in einer Kurswoche (nach AKH-Sudie). Obwohl die Wahrscheinlichkeit, einer Ski - bzw. Snowboardverletzung zu erliegen, ähnlich ist, gibt es dennoch erhebliche Unterschiede in der Verletzungsart:

In Graphik 1 ist dargestellt, wie sich die Hauptverletzungsarten bei Skifahrern

- bzw. Snowboardern grundsätzlich unterscheiden.

Hauptverletzungsarten bei Ski- und Snowboardunfällen.

Graphik 1: Badalec D., erstellt aus den Daten der AUVA, Schuljahr 1993/94 - 1995/96

SKI Snowboard

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Dabei fällt auf, dass es typische Ski - bzw. Snowboardverletzungen gibt. So ist ein Knochenbruch besonders der oberen Extremitäten eine typische Snowboardverletzung. Diese kommt dadurch zustande, dass Stürze häufig mit dem Handgelenk abgefangen werden.

Bei Skifahrern wiederum sind Wunden und Bandverletzungen erheblich öfter anzutreffen. Als Grund, besonders für die Bandverletzungen, ist eine feste Verankerung der Beine durch die Skischuhe mit den Skiern anzusehen. Eine weitere wichtige Erhebung, gerade in Bezug auf einen Snowboardanfängerkurs im Skilager, ist die des Verletzungsrisikos unter Berücksichtigung der Vorerfahrung.

,,36% aller Unfälle mit Verletzungsfolge ereignen sich innerhalb der ersten 4 Snowboardtage (61% davon sind Verletzungen im Handgelenksbereich), 51% innerhalb der ersten Snowboardwoche. [...] Vor allem das Risiko sich am ersten Snowboardtag zu verletzen ist mit 3,5% beachtlich. [...] Für Snowboarder mit mehr Vorerfahrung ( 7 Tage oder mehr) beträgt das Risiko einen Unfall mit einer Verletzung zu erleiden ca. 0,4% pro Halbtag." (nach AKH- Studie im Internet: http://www.seilbahnen.at) Zu beachten ist, dass Snowboarden hauptsächlich von Jugendlichen erlernt wird. Viele dieser Jugendlichen verzichten auf einen Kurs und lernen den Sport autodidaktisch. Über 80% der Befragten einer schweizer Studie gaben an, den Unfall durch eigenes Verschulden wie schlechte Technik und mangelnde Ausbildung selbst herbeigeführt zu haben. Dieser Prozentsatz kann im Rahmen eines Anfängerkurses gesenkt werden. Interessant ist, dass Snowboardverletzungen, die durch Kollisionen mit Skifahrern hervorgerufen werden, nur 2% betragen. Umgekehrt spielt nur bei 1% der Skifahrerverletzungen eine Kollision mit Snowboardern eine Rolle. Generell ein wichtiger Punkt der Verletzungsprävention besteht darin, dass die Schüler im Skilager mit Schutzausrüstung bekannt gemacht werden und sie dahingehend zu erziehen, dass sie diese auch nach der Wintersportwoche benützen.

Bei Snowboardern sind, wie oben erwähnt, vor allem die oberen Extremitäten, insbesondere die Handgelenke betroffen. Untersuchungen ergaben, dass das Risiko einer schweren Handgelenksverletzung bei 3,4% ohne Handgelenksprotektoren liegt. Fahrer mit Handgelenksprotektoren hatten dagegen nur ein Risiko von 0,4% eine derartige solchen Verletzung zu erleiden.

(nach Studie im Internet : http://www.seilbahnen.at )

3. Unterschiede in den Fahrtechniken des Ski - und Snowboardfahrens

3.1 Fahrtechnik des Skifahrens

Der durchschnittliche Skianfänger kann nach einer Woche unter Anleitung eines Skilehrers den Stemmschwung in leichtem Gelände ausführen. Ausgangsposition ist das Schrägfahren zur Piste. Dabei werden die Bergkanten der Ski belastet, um ein seitliches Abrutschen zu vermeiden. Die Hauptbelastung ruht auf dem Talski. Zum Aufkanten drücken die Knie vorwärts-bergwärts. Um einen Sturz zu verhindern, gleicht der Oberkörper dies durch ein Vor-Seitwärts-Beugen in Richtung Tal aus. Aus dieser Position heraus wird der Stemmschwung ausgeführt. Dazu wird der Bergski durch eine Stemmbewegung in talwärts gerichtete Pflugstellung gebracht. Pflugstellung heißt, dass beide Skienden ausgewinkelt sind, wobei sich die Skispitzen ca. eine Handbreit auseinander befinden. Die Belastung auf die Skier ist gleichmäßig und beide Knie sind vorwärts-einwärts in Richtung Skispitzen gedrückt.

Durch die unterschiedliche Winkelstellung werden die verschiedenen Funktionen des Pfluges erfüllt: bei einer engen Winkelstellung fährt man im Gleitpflug, bei einer weiten bremst man im Bremspflug. Der Talski wird, um die Geschwindigkeit zu verringern, in leichte Pflugstellung gebracht. Es erfolgt mittels Stockeinsatz eine Belastungsänderung auf den Aussenski. Durch das ,,in-die-Knie-gehen" und einer Drehung der Schulter talwärts wird der Stemmski in Talrichtung weiter bis über die Falllinie gedreht. Während dieses Vorgangs wird der Innenski entlastet und so beigedreht, dass er in der Ausgangsposition parallel neben dem jetzigen, belasteten, Talski fährt. Aus der erneuten Schrägposition zur Piste wird zunächst in Schrägstellung weitergefahren und anschließend der nächste Stemmschwung ausgeführt. (nach Kemmler, J., S.90)

Die folgende Abbildung verdeutlicht diesen Vorgang:

Der Stemmschwung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Bild: BLV-Skilehrplan Band1 S.46)

Hauptfehlerquellen beim Skianfänger sind überwiegend noch

Gleichgewichtsstörungen oder ein Verkanten der Skier. Durch plötzlich erreichte, ungewohnte Geschwindigkeit verlieren viele Fahranfänger die Kontrolle über ihre Skier und fallen hin. Auch eine Überschneidung der Skier führt häufig zu Stürzen. So ergeben sich skispezifische Verletzungen (siehe Punkt 2.5).

3.2 Fahrtechnik beim Snowboarden

Der Snowboarder ist nach fünf Tagen im allgemeinen in der Lage, den Driftschwung in verschiedenen Radien und Geschwindigkeiten und zum Teil in steilem Gelände auszuführen. Das Board schneidet dabei nicht die Kurve, sondern rutscht um diese, wie die folgende Bilderserie veranschaulicht:

Der Driftschwung (Bild: Weiß, C., S. 36)

Das Ziel ist eine gedriftete Richtungsänderung über die Falllinie mit aktivem Kantenabstoß. Ausgangssituation ist das Driften, zu deutsch Rutschen, aus der Falllinie. Dabei steht der Anfänger, jeweils mit Belastung auf der Bergkante, mit dem Brett quer zu Falllinie und verhindert so ein Rutschen. Durch vorsichtiges Nachlassen des Kantendrucks über die Zehen bzw. Fersen bewirkt er ein langsames kontrolliertes Rutschen in die Falllinie. Durch leichte Verlagerung des Gewichts auf das Vorderbein und eine Drehung des Rumpfes talwärts in Fahrtrichtung wird nun langsam aus der Falllinie heraus gedriftet, wobei die Geschwindigkeit über das Zehen- und Fersenspiel gesteuert wird. Je stärker der Druck auf die Bergkante, desto langsamer die Geschwindigkeit. Das Gewicht ruht weiterhin auf dem vorderen Fuß. Dieses Rutschen aus der Falllinie wird schließlich zu ersten Schrägfahrten erweitert. Das Board wird nun flachgestellt, d.h. der Belag liegt plan auf dem Schnee, und in die Falllinie gedreht. Der Snowboarder nimmt eine tiefe Körperposition ein. Das hintere Bein wird nun in Richtung Tal gestreckt. Die Dosierung des Aufkantens geschieht dabei mittels Zehen- bzw. Fersenbelastung. Durch diesen Streckschub wird die Drehung eingeleitet.

Zu beachten ist, dass Oberkörper und Hüfte die Drehung steuern und das Gewicht über dem vorderen Bein, dem Standbein, liegt, da sonst kein Strecken des Steuerbeines möglich ist. Im späteren Verlauf kommt es zu einem aktiven Kantenabstoß der zum Umkanten genutzt wird. Durch die Streckung der gebeugten Sprung-, Hüft- und Kniegelenke vor-hoch-talwärts kippt der Snowboarder auf die andere Kante; er kantet um. Voraussetzung hierfür ist das rhythmische Aneinanderreihen von mehreren Driftschwüngen. Wie beim Skifahren gibt es auch häufig auftretende Fehlerquellen, die zu snowboardspezifischen Verletzungen führen (siehe Punkt 2.5). Probleme gibt es im allgemeinen mit dem Gleichgewicht und nicht richtig dosiertem Kanteneinsatz. Auch führen zu hohe Geschwindigkeiten für den Fahranfänger zu einem Kontrollverlust, der letztendlich einen Sturz bewirkt. (nach Frischenschlager E., S. 56ff.)

3.3 Direkter Vergleich des Könnens von Ski- Snowboardanfängern

Der Skifahrer kann mit dem Erlernen des Stemmschwunges leichte (blaue) bis mittelschwere Pisten (blau-rot) bewältigen. Zu steiles Gelände überfordert ihn, da er beim Übergang vom Schrägfahren in den Stemmbogen zu schnell wird. Das Gelände sollte unter anderem möglichst eben sein, um ein Verkanten zu vermeiden. Der Skifahrer nimmt durch die Schrägfahrphasen vor und nach dem Stemmschwung viel Platz in der Breite der Piste ein, da er noch nicht in der Lage ist, seine Schwünge rhythmisch aneinander zu reihen. Der Snowboarder kann nach fünf Tagen, mittels Driftschwung, mittelsteile (rote) Pisten bewältigen, wobei er sogar schwierigere Pisten (schwarz) meistern kann, indem er sich hin- und herrutschend bewegt, ohne dabei einen Schwung ausführen zu müssen. Bergabwärtsrutschend sowie beim Driftschwung nimmt er dabei weniger Platz auf der Piste ein. Obwohl seine Fahrkurve mehr in der Falllinie liegt, als die des Skifahrers, ist er jedoch nicht unbedingt schneller, und somit kontrollierter, da er durch ständiges Aufkanten seine Geschwindigkeit regulieren kann. Wenn man die zwei Sportarten - Skifahren und Snowboarden - miteinander vergleicht, fällt auf, dass der Snowboardanfänger in kürzerer Zeit als der Skianfänger schwierigeres Gelände beherrscht. Dies liegt sicherlich daran, dass der Snowboarder nur ein Brett, anstatt zwei, handhaben muss. Es ist also sinnvoll, Snowboarden im Skilager anzubieten, da der Schüler innerhalb eines relativ kurzen Zeitraumes eine neue Sportart für sich entdecken kann.

4.Möglichkeiten der Integration des Snowboardens in eine Wintersportwoche

Bei der Einführung des Snowboardens in eine Wintersportwoche ist der Rahmen in dem dies geschehen soll zu beachten. Dabei sind die unterschiedlichen Aspekte die eingangs erläutert wurden, einzuhalten. Sehr wichtig ist es generell, einen Snowboardkurs anbieten zu können, da so verletzungspräventive Maßnahmen getroffen werden können zumal sich die Schüler in einem lernfähigen Alter befinden, in dem das Entdecken neuer Sportarten, gerade der an der frischen Luft, gefördert werden sollte. Der Lehrer führt dabei die Schüler in wenigen Tagen in die Basisschwünge etc. ein und befähigt sie so, sich auch nach dem Skilager sicher und bewußt auf den Pisten bewegen zu können. Dabei darf es natürlich nicht der Fall sein, dass der Skikurs durch einen Snowboardkurs ersetzt wird. Vielmehr sollte dem Schüler ein gefächertes Angebot an Sportarten zur Verfügung stehen, unter denen er auswählen kann.

Um die Wintersportwoche abwechslungsreich zu gestalten, wäre es möglich, unterschiedliche Sportarten halbtags auszuüben. Das heißt, dass z. B. vormittags die Schüler Ski-Alpin oder Skilanglauf betreiben, während sie am Nachmittag Snowboarden gehen. Durch eine Zirkulation der Sportarten wird unter anderem das Verletzungsrisiko gesenkt, da jeweils andere Körperpartien beansprucht werden und so einer Überbelastung entgegengewirkt wird. Um den Anreiz für die Schüler zu erhöhen, wirklich alle Sportarten auszuüben, kann man am Ende der Woche einen ,,Triathlon" veranstalten, bei dem alle drei Sportarten gefragt sind. Dabei gewinnt dann eher der ,,Allrounder" als der ,,Spezialist". Problem hierbei ist natürlich, dass die Lehrkraft eine gefächerte Ausbildung, also sowohl für Skifahren als auch für Snowboarden, aufweisen muss (siehe rechtliche Grundlagen Punkt 2.4).

Wenn dieses Kriterium erfüllt ist, wäre auch an eine eventuelle Koedukation von Skifahrern und Snowboardern in einem Fortgeschrittenenkurs denkbar. Dazu müssen die Schüler beider Sportarten mindestens die Grundfertigkeiten des Carvens bereits erlernt haben.

Fraglich ist nur, in wieweit die Schüler in der Wintersportwoche schon zum Caving, sowohl auf dem Ski als auch auf dem Snowboard, befähigt sind, da es sich im allgemeinen um jüngere Jahrgangsstufen (6. - 9. Klasse) handelt, die ein solches Skilager besuchen und diese fortgeschrittenen Fahrtechniken eventuell nur unzureichend beherrschen. Man darf also nicht voreilig die neuen Möglichkeiten des koedukativen Ski- und Snowboardkurses ausschöpfen, sondern muss bestimmte Punkte, wie z.B. das Fahrkönnen der Schüler berücksichtigen.

5. Snowboarden - ein fester Bestandteil des heutigen Wintersports

Innerhalb kürzester Zeit hat das Snowboarden sein Image als Minderheitensport verloren. Es wird heutzutage dem Skisport mehr und mehr äquivalent und die Snowboarder sind nicht mehr aus dem heutigen Wintersport und dem der Zukunft wegzudenken. Um Schülern fundierte Grundlagen zu vermitteln und ihnen die Möglichkeit zu bieten, diese Wintersportart für sich zu entdecken und auszuüben, ist eine zum Skifahren gleichwertige Integration des Snowboardens in eine Wintersportwoche wichtig. Da das Snowboarden zudem, wie oben angeführt, relativ leicht erlernt werden kann, beinhaltet es gute Voraussetzungen für Schüler, die nicht in der Nähe der Berge wohnen, diese neue ,,Freiluftsportart" rasch zu erlernen.

In Anbetracht der wachsenden Unsportlichkeit der Jugendlichen sollte ein Weg gefunden werden, dieser entgegenzuwirken. Snowboarden stellt hierbei eine mögliche Alternative zu den herkömmlichen Wintersportarten dar und sollte deshalb gefördert werden.

Snowboarden in den Alpen

(Bild: Wanie L., 1998)

6. Literaturverzeichnis

1. a) Bayerisches Staatsministerium, Durchführung von Schulskikursen, KMBl I Nr. 24 / 1984 vom 1. August Nr. VI/6 - 4 a/90 233

b) Bayerisches Staatsministerium, Genehmigung von Snowboardgruppen im Rahmen von Schulskikursen, KWMBeibl Nr 19*/1998 vom 8. Oktober 1998 Nr. V/8-K7411 - 3/141 405

2. Deutscher Verband für Skilehrwesen e.V., Ski-Lehrplan Band 1, BLV-Verlag, 1994

3. Frischenschlager E., Richtig Snowboarding in drei Tagen, BLV-Ver- lag, 1998, S. 63ff.

4. Kemmler J., richtig skifahren 1 Vom Anfänger zum Pistenfahrer, BLV-Verlag, 1988, S. 90

5. Müssig P., Uhse B., Snowboard basics, Pietsch-Verlag, 1995

6. Otepka K, Bauer E., Pflug D., Internetseite: www.seilbahnen.at/wintersportwochen/sicherheit/sicherheit_haupt.htm aufgerufen am 13.01.2001

7. Steiner M., Hatje T., Snowboard - Das Handbuch, Bruckmann-Verlag, 1996

8. Weiß C., Snowboarding Know-how, BLV-Verlag, 1992

Final del extracto de 14 páginas

Detalles

Título
Snowboardfahren im Skilager - Möglichkeiten und Probleme bei der Integration
Autor
Año
2001
Páginas
14
No. de catálogo
V99507
ISBN (Ebook)
9783638979511
Tamaño de fichero
491 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Snowboardfahren, Skilager, Möglichkeiten, Probleme, Integration
Citar trabajo
Dave (Autor), 2001, Snowboardfahren im Skilager - Möglichkeiten und Probleme bei der Integration, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99507

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