Dieser Text von Peter Singer befasst sich mit der angewandten Ethik. Die Grundfrage lautet: Haben wir Pflichten gegen die Natur? Hat die Natur einen Eigenwert?
Tiertötung berührt uns immer wieder, unterliegt aber auch einer Konjunktur. Singer ist ein Präferenzutilitarist, das heißt bei ihm ist der Utilitarismus interessenbasiert. In Bezug auf Tiere und deren Tötung gibt Singer diese Art des Utilitarismus jedoch auf, weil er damit nicht mehr auskommt in der Begründung. Das kommt daher, dass Tiere ihre Präferenzen nicht ausdrücken und wir nicht wissen, ob Tiere tatsächlich Präferenzen haben. Wir sehen, dass es eine ganze Menge Modifikationen gibt.
Ethik - Der moralische Status von Tieren
Literatur: Peter Singer: Töten: Tiere
In: Peter Singer: Praktische Ethik1
Dieser Text von Peter Singer befaßt sich mit der angewandten Ethik. Die Grundfrage lautet: Haben wir Pflichten gegen die Natur? Hat die Natur einen Eigenwert?
Tiertötung berührt uns immer wieder, unterliegt aber auch einer Konjunktur. Singer ist ein Präferenzutilitarist, das heißt bei ihm ist der Utilitarismus interessenbasiert. Im Bezug auf Tiere und deren Tötung gibt Singer diese Art des Utilitarismus jedoch auf, weil er damit nicht mehr auskommt in der Begründung. Das kommt daher, daß Tiere ihre Präferenzen nicht ausdrücken und wir nicht wissen , ob Tiere tatsächlich Präferenzen haben. Wir sehen, daß es eine ganze Menge Modifikationen gibt.
Der Utilitarismus hat den besten Zugang zu Tieren und deren Rechten. Kant hatte da große Probleme. Auf die Frage, ob Tiere Rechte haben, konnte Kant nur rechtfertigen, daß man Tiere nicht grausam behandeln darf. Allerdings war seine Begründung eine indirekte. Er meinte, daß wir sonst unsere eigene Würde herabsetzten würden. Er er- klärte das Verhalten also über die Pflicht zu sich selbst. Hier setzt aber die Kritik an: Eine indirekte Begründung erscheint vielen nicht genug, sie müßte direkt erfolgen können. Außerdem ist Kant zu sehr im Bezug auf den Menschen bedacht bei seiner Ansicht. Es erweckt den Anschein, daß der Mensch bei Kant wesentlich über das Tier erhöht ist.
Für Singer ist es einfacher den klassischen Utilitarismus zu verwenden, also das LustUnlust Prinzip. Die Frage ist, ob es legitim ist, Tiere so zu halten wie wir es tun und ob man sie töten darf.
Manchmal führt unsere biologische Erklärung zu Speziesismus, das heißt unsere Rasse steht über den Tieren. Jedoch ist dieser Speziesismus ebenso schlecht wie der Rasis- mus und der Sexismus. Es handelt sich hier um biologisch willkürliche Merkmale.
Singer sagt, daß man „menschlich sein“ auch anders definieren kann, nämlich als „person sein“. Man muß über Autonomie, Selbstbewußtsein und Präferenzen verfügen um sich als Person bezeichnen zu können.
Bei Singer sind aufgrund dieser Definition von „Person“ nicht alle Menschen automatisch Personen weil sie (noch) nicht so weit entwickelt sind um alle drei Anforderungen zu erfüllen. So zum Beispiel Embryos oder Behinderte. Diese Sichtweise ist jedoch durchaus problematisch. Moralisch relevant ist es, ob man Schmerzen haben und Lust und Unlust entwicklen kann.
Zwei Argumente, warum man Tiere nicht töten darf:
- Präferenzutilitaristsche Argument
- Klassisch-utilitaristisches Argument
Präferenzutilitaristisches Argument:
Man geht von folgenden Prämissen aus:
1 Eine Handlung ist falsch, wenn sie die Präferenzen eines Individuums durchkreuzt.
2 Die für das Töten relevante Präferenz ist ein Wunsch zu Leben.
3 Wenn man ein Wesen tötet, durchkreuzt man seinen Lebenswunsch.
4 Daher ist es falsch zu töten.
Die Frage ist, ob und wenn ja wann es legitim ist die Präferenz zu durchkreuzen. Dies ist auch die Grundfrage bezüglich der Todesstrafe.
Klassisch-utilitaristisches Argument:
Dieses Argument steht in bezug auf die Empfindungen. Hier geht man von folgenden Prämissen aus:
1 Viele Wesen die keine Personen sind können Schmerz und Lust - Unlust empfinden.
2 Lust zu erfahren ist wertvoll.
3 Ein totes Wesen kann keine Lust erfahren.
4 Also ist es falsch, ein lustfähiges Wesen zu töten.
Es geht also um zwei verschiedene Ansichten des Utilitarismus. Wichtig ist eine Unterscheidung zwischen der Totalansicht und dem „Prior Existanz View“. Unter Totalansicht versteht man alle Wesen, die zur Zeit existieren und auch all jene, die noch nicht existieren während man unter dem „Prior Existanz View“ nur jene Wesen zusammenfaßt die zur Zeit existieren. Diese Unterscheidung ist sehr wichtig.
Wenn ich die Totalansicht sehe, kann ich vielleicht zum Schluß kommen, daß ich noch nicht existierende Tiere gar nicht in die Welt lassen sollte. Zum Beispiel dann, wenn ich weiß daß eine bestimmte Tierart mit Erbkrankheiten bedingt durch Züchtung auf die Welt kommen würde. Das gilt allerdings für den Menschen und es würde nur noch der perfekte Mensch existent werden dürfen. Das würde allerdings eine Diskriminierung aller anderen Menschen führen.
Man könnte die Totalansicht auch wie folgt auslegen: Wenn die Tiere sowieso so schlecht gehalten werden, ist es doch besser sie zu töten und durch andere zu ersetzen, die vielleicht ein besseres Leben führen können.
Singer kam in große Schwierigkeiten wegen seinen Ansichten bezüglich Behinderter und seiner Meinung, daß diese keine Personen sind. Zu dieser Ansicht kam er über die Totalansicht. Wenn eine Mutter weiß, daß ihr ungeborenes Kind unter Mongolie lei- den wird und daß sie auch gesunde Kinder bekommen könnte wäre es besser dieses kranke Kind abtreiben zu lassen und einem gesunden Kind den Vorrang zu geben. Das allerdings widerspricht allen Schwangerschaftserfahrungen und erscheint vielen als Hohn. Es handelt sich hierbei, meiner Meinung nach, um eine sehr rohe Bemerkung von Singer.
Auf die Frage warum dann Tiere andere Tiere fressen dürfen und der Mensch nicht gibt Singer in einem anderen Text eine Antwort. Er meint, daß bestimmte Tiere, wie etwa der Löwe, nicht anders überleben kann als durch das Fressen von anderen Tieren. Jedoch muß ich hier folgenden Einwand aus der Ernährungswissenschaft einbringen, daß zumindest für Kinder und Jugendliche ebenfalls jede Form des Vegetarismus ab- zulehnen ist, da auch Menschen (insbesondere jene die sich noch im Wachstum befin- den) auf die tierischen Elemente in der Nahrung angewiesen sind. Insofern müßte das Töten von Tieren dann doch erlaubt sein, ebenso wie man einem Löwen zugesteht ein Zebra zu töten.
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Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in Peter Singers Text "Töten: Tiere" aus "Praktische Ethik"?
Der Text behandelt die angewandte Ethik im Bezug auf Tiere. Es geht um die Frage, ob wir Pflichten gegenüber der Natur haben und ob die Natur einen Eigenwert besitzt. Peter Singer, ein Präferenzutilitarist, untersucht, ob es legitim ist, Tiere zu töten und wie wir sie halten.
Welche ethischen Ansätze werden im Text diskutiert?
Der Text vergleicht Singers präferenzutilitaristische Perspektive mit der von Immanuel Kant. Während Kant eine indirekte Begründung gegen Grausamkeit gegenüber Tieren liefert, argumentiert Singer für einen direkteren utilitaristischen Ansatz basierend auf dem Lust-Unlust-Prinzip.
Was ist Speziesismus und wie wird er im Text behandelt?
Speziesismus, die Bevorzugung der eigenen Art gegenüber anderen, wird als ebenso problematisch wie Rassismus und Sexismus dargestellt. Singer argumentiert, dass die Einteilung nach Spezies biologisch willkürlich ist.
Wie definiert Singer den Begriff "Person" im Kontext der Tierethik?
Singer definiert "Person" als ein Wesen mit Autonomie, Selbstbewusstsein und Präferenzen. Nach dieser Definition sind nicht alle Menschen automatisch Personen, zum Beispiel Embryos oder Menschen mit schweren Behinderungen. Moralische Relevanz besteht jedoch in der Fähigkeit, Schmerzen, Lust und Unlust zu empfinden.
Welche Argumente werden gegen das Töten von Tieren angeführt?
Es werden zwei Argumente genannt: das präferenzutilitaristische und das klassisch-utilitaristische Argument. Das präferenzutilitaristische Argument basiert auf der Annahme, dass Töten den Lebenswunsch eines Wesens durchkreuzt. Das klassisch-utilitaristische Argument besagt, dass das Töten eines Wesens, das Lust empfinden kann, falsch ist, weil es keine Lust mehr erfahren kann.
Was ist der Unterschied zwischen der Totalansicht und dem "Prior Existenz View" im Utilitarismus?
Die Totalansicht berücksichtigt alle Wesen, die existieren und noch nicht existieren, während der "Prior Existenz View" nur die aktuell existierenden Wesen berücksichtigt. Diese Unterscheidung ist wichtig für die Bewertung von Handlungen, die zukünftige Generationen betreffen.
Welche Kritik wird an Singers Position zu Behinderten geübt?
Singers Ansicht, dass behinderte Menschen möglicherweise keine Personen im Sinne seiner Definition sind, und seine Überlegungen zur Abtreibung von Föten mit Behinderungen werden als problematisch und diskriminierend kritisiert.
Wie rechtfertigt Singer, dass Tiere andere Tiere fressen dürfen, der Mensch aber nicht?
Singer argumentiert, dass bestimmte Tiere, wie Löwen, nicht anders überleben können. Es wird jedoch der Einwand aus der Ernährungswissenschaft angeführt, dass auch Menschen, insbesondere Kinder und Jugendliche, auf tierische Elemente in der Nahrung angewiesen sein können, was das Töten von Tieren in bestimmten Fällen rechtfertigen könnte.
- Citar trabajo
- Hanne Mias (Autor), 2000, Ist das Töten von Tieren erlaubt oder nicht?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99641