Das Interview als soziale Beziehung


Dossier / Travail, 2000

21 Pages, Note: 2

Anonyme


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1. Wortdefinition
1.2. Die grundlegenden Probleme der empirischen Sozialforschung
1.3. Die Befragung und ihre Anwendung
1.4. Formen der Befragung und ihre Eigenschaften
1.5. Die strukturierte Befragung als Kommunikationsprozess
1.6. Formulierung der Fragestellung zum Untersuchungsobjekt

2. Das Interview als soziale Beziehung
2.1. Interview als Reaktionsprozess der Abschied von den korrekten, gleichförmigen Antworten
2.2. Nachweiß und Erfassung von Einflußvariablen
2.2.1. Der Interviewer
2.2.2. Der Befragte
2.2.3. Weitere Einfluß Variablen
2.4. Technische Möglichkeiten der Einschränkung der "Verzerrung der Interview Antworten

3. Beantwortung der formulierten Fragestellung

1. Einleitung

Das Interview ist ein in der Sozialforschung beliebtes Mittel zur Gewinnung von relevanten Daten zur statistischen Verarbeitung. Anzunehmen, es handle sich aufgrund seiner Beliebtheit bei Sozialforschern und der unwissenschaftlichenöffentlichkeit1 auch um ein unstrittiges und problemfreies Instrument zur Datenerhebung, ist müßig. Jede angewendete wissenschaftliche Methode muß es sich gefallen lassen, kritisiert zu werden. Dieser wissenschaftliche Grundsatz2 ist für jede Disziplin der Sozialforschung allzuleicht zu erfüllen, da die Schwierigkeit, vor der Politikwissenschaft, Soziologie, Sozialpsychologie3 und ähnliche Forschungsrichtungen stehen, schlicht das Forschungsobjekt selbst ist: Der Mensch4. Die Tatsache, daß die empirische Sozialforschung Menschen als Untersuchungsobjekt hat und daß die Forscher und ihre technischen Stäbe ebenfalls Menschen und keine exakten Maschinen sind, produziert fast endlose Möglichkeiten der Kritik. Wirklich exakte Daten sind von Menschen, jenseits ihrer physikalischen Daten wie Gewicht, Größe und Alter, nicht zu erhalten. Gefühle, Meinungen, Einstellungen befinden sich im Kopf des Menschen, nicht als fertige Werte bekannter Skalen, die nur abgerufen werden müssen5.

Überall wo Menschen mit Menschen interagieren, entstehen komplexe Strukturen - Soziale Beziehungen6. Diese zu erfassen, für eigene Zwecke zu steuern7 oder auszuwerten ist ein zentrales Problem der Sozialforschung.

Einen kleinen Ausschnitt dieses Problems und seines Einflusses auf die wissenschaftlichen Ergebnisse betrachtet diese Hausarbeit: Das Interview als soziale Beziehung.

1.1. Wortdefinitionen

AlsInterview wird allgemein ,, ... ein planmäßiges Vorgehen mit wissenschaftlicher Zielsetzung, bei dem die Versuchsperson durch eine Reihe gezielter Fragen oder mitgeteilter Stimuli zu verbalen Informationen veranlaßt werden soll"8, definiert. Der deutsche BegriffBefragung wird inhaltsgleich benutzt. Max Weber definiertSoziale Beziehungen wie folgt: ,,Soziale Beziehungen soll ein seinem Sinngehalt nach aufeinander gegenseitig eingestelltes und dadurch orientiertes Sichverhalten mehrerer heißen"9.

Dieses Kriterium erfüllt jede Mensch zu Mensch Interaktion.

Der zur zentralen Fragestellung genutzte Begriff der Gültigkeit sei wie folgt definiert:

"Mit Gültigkeit (...) wird das Entsprechungsverhältnis von faktisch gemessener Dimension und eigentlich angezielter Dimension bezeichnet. Ein Meßinstrument ist gültig, wenn es auf der tatsächlich angezielten Dimension mißt." 10 1.2. Die grundlegenden Probleme der empirischen Sozialforschung Die Sozialwissenschaften wollen das menschliche Zusammenleben in seinen verschiedensten Dimensionen verstehen, ordnen und Aussagen über die Verbundenheit von Ereignissen machen.

Um dies zu tun gibt es mehrere Möglichkeiten 11. Eine Möglichkeit, die heute von fast allen Sozialwissenschaften genutzt wird, ist, die bekannten und wissenschaftlich verlässlichen Methoden der naturwissenschaftlichen Forschung zu nutzen, um stabile Zusammenhänge beschreiben zu können und so überprüfbare Modelle zu erarbeiten 12. Die mathematischen Hilfsmittel, die dem Sozialforscher zur Verfügung stehen, können logischerweise nur mathematische Korrelationen beschreiben. Auch die Ausprägung einer Eigenschaft oder Einstellung muß daher einen meßbaren Wert erhalten, damit sie mit den mathematisch-statistischen Mitteln vergleichbar und damit analysierbar wird. Die uns umgebende Welt ist extrem komplex, die sozialen Interaktionen zwischen Menschen, die zur Bildung von Meinungen, zu realen Handlungen, zu Erscheinungs-Bildern und Strukturen von Gruppen führen, sind in ihrer Gesamtheit nicht zu erfassen. Die Wissenschaft kann nur versuchen stark vereinfachte Modelle zu erschaffen 13, die sich möglichst nah an die Wirklichkeit annähern und in der Lage sind, gewisse Phänomene hinreichend zu erklären. Mag es für die Naturwissenschaften noch möglich sein, mit dem logisch-mathematischen Handwerkszeug Modelle aufgrund von ,,mehr oder weniger" exakten Daten zu erstellen, stehen die Sozialwissenschaften schon in einem ersten Schritt vor dem Problem, wie man zu vergleichbaren, ,,exakten" Daten kommt, um das wissenschaftlich korrekte System der Mathematik 14 überhaupt anwenden zu dürfen. Die eine Möglichkeit ist, auf die Verwendung von "realen" Daten zu verzichten und sich auf reine Gedankenexperimente zu beschränken. Ob nun eine sozialwissenschaftliche Disziplin dem wissenschaftlichem Gesamtziel des Wissenszuwachses dienlich sein kann, ohne sich an den Daten der Realität zu überprüfen, sei dahin gestellt.

Die andere Möglichkeit ist, sich auf die Probleme der Datenerhebung einzulassen, so daß man die Möglichkeit hat, seine Theorien an der Realität zu testen. Nun muß aber Sorge getragen werden, daß die Daten, die man aus der "realen Welt" erhält, auch den Anforderungen des wissenschaftlichen Arbeitens genügen.

Somit stellt sich die Frage:

Wie läßt sich die von unendlich vielen Variablen bestimmte ,,reale Welt" in einem System von Daten und Werten abbilden, das nur von einer begrenzten Anzahl von Variablen und Konstanten bestimmt sein darf?

Dies ist nur durch eine gewollte Vereinfachung der Realität15 bei der Erfassung oder der Verwendung von Daten möglich. Also müssen Personen bezogene Daten erfragt werden. Es gibt in modernen, organisierten Gesellschaften eine Vielzahl von Daten die sehr wohl korrekt statistisch erfaßbar sind und somit über soziale Zusammenhänge Auskunft geben können: Geburts- und Sterbedaten, Einkommen, Miete, Ausbildungsstand, Beruf, Wahlbeteiligungen usw..

Benötigt man aber weitere Daten, die mit Einstellungen, Meinungen und Verhaltensweisen zu tun haben und die nicht "automatisch" im sozialem System moderner Gesellschaften erfaßt werden, muß man sich diese Daten erst erschaffen: Sie müssen gemessen werden. Wie misst man nun diese statistisch verwendeten Daten zur Falsifisierung einer These oder zur Entdeckung bisher unbekannter Zusammenhänge?

Die Möglichkeiten reichen von Feld- und Laborversuchen, Beobachtungen bis zu den hier zu betrachtenden Befragungen 16. Jedes dieser Verfahren hat technische wie inhaltliche Vor- und Nachteile.

1.3. Die Befragung und ihre Anwendung

Werden Informationen über ,,Auffassungen, Glaubensvorstellungen, Gefühle, Motivationen, Antizipationen oder zukünftige Pläne von Personen" 17 benötigt, oder Verhaltensweisen der Vergangenheit, sowie intime Sachverhalte 18 nachgefragt, so kann das Interview solche Daten liefern. Ein weiterer Vorteil der standardisierten Befragung ist die Sammlung ,,individueller Daten", die dann ,,in der Auswertung zu aggregativen Daten" vereinigt werden können 19. Doch gerade dieses Postulat der Aggregierbarkeit ist eines der Probleme der Befragung. Genügt es, mehreren Personen eine stets gleichlautende Frage zu stellen, um vergleichbare Ergebnisse zu erhalten? Welche Variablen können die Antworten beeinflussen ?

1.4. Formen der Befragung und ihre Eigenschaften

Befragungen werden nach dem Grad ihrer Strukturierung unterschieden, man kennt das unstrukturierte, teilstrukturierte und vollstrukturierte Interview 20.

Das unstrukturierte Interview, auch Exploration genannt, hat den großen Vorteil, daß der Gesprächsleiter lediglich offene Fragen 21 stellt und somit in einem abgesteckten Rahmen die Interessen und Schwerpunkte des Befragten erkunden kann. Durch Explorationen ist dem Wissenschaftler die Einarbeitung in ein Thema möglich, von dessen Inhalten er noch keine klare Vorstellung hat. Solche Explorationen bilden oft einen der ersten Schritte der sozialen Forschungsarbeit.

Interviews werdenteilstrukturiert genannt, wenn das Gespräch durch vorformulierte Fragen geleitet wird. Hierbei hat der Interviewer die Möglichkeit, die Abfolge der Fragen zu varieren, ist aber gehalten, die festgelegte Formulierung zu benutzen. Der Befragte kann weiterhin frei Antworten.

Wird ein Interview auf Grundlage eines standardisierten Fragebogen durchgeführt, in dem Wortlaut und die Abfolge der Fragen zwingend festgelegt sind, spricht man von einemvollstrukturierten Interview.

Überlegt man sich nun, daß eine sinnvolle Exploration nur von einer fachlich versierten Person vorgenommen werden kann, kommt man zu dem Ergebnis, daß bei einem unstrukturierten Interview der Gesprächsführer ein ,,Quasi"-Wissenschaftler oder ein Wissenschaftler sein muß. Er ist über das zu besprechende Thema informiert, hat eine Meinung und zeigt sicherlich auch ein wie auch immer geartetes Interesse. Schon dieser Umstand verstößt gegen eine grundsätzliche Bedingung, die erfüllt sein muß, um vergleichbare unverzerrte Ergebnisse zu erhalten. Die Befragung muß von einer ,,neutralen Unbefangenheit" und ,,erforderlichen Gleichförmigkeit" 22 gekennzeichnet sein. Das bedeutet, alle Einflüsse auf das Ergebnis müssen erstens möglichst bekannt, zweitens möglichst konstant und drittens möglichst gering sein. Selbst wenn bei der Exploration alle möglichen Einflußfaktoren des Interviewers ( die z.B. durch mit Fachwissen angefüllte Suggestivfragen die Meinung des Befragten geradezu überdecken) bekannt sind, kann man des weiteren annehmen, daß der Wissenschaftler seine antrainierte, ja wahrscheinlich sogar verinnerlichte Eigenschaft des Lernens im Ablauf eines oder mehrerer Interviews nicht ausblenden kann, und somit stets andere, genauere, als für ihn ,,bessere" Fragen stellt 23. Die Tatsache, daß die Exploration eine Vielzahl von Problemen bei der Erfassung von vergleichbaren Ergebnissen hat, macht deutlich, daß eine Erörterung der Verzerrungen, die durch die spezielle Interaktion von Fragendem und Befragten entstehen, fast müßig ist. Nicht nur, daß diese unstrukturierte Form der Datenermittlung, dem alltäglichem Gespräch sehr gleicht und dieselben immensen Einflußmöglichkeiten des Interviewers auf die Resultate aufweißt, sie ist des weiteren mit den oben benannten Problemen behaftet. Daher wird hier auf eine weitere Vertiefung dieser speziellen Kategorie hier verzichtet. Es ist aber anzunehmen, daß die im weiteren erörterten Merkmale des strukturierten Interviews mehr oder weniger ausgeprägt auch auf die Exploration zu treffen.

Die teilstrukturiete Befragung erfüllt durch den gleichen Ablauf und den Gehalt der Fragen schon zu einem stärkeren Grad die Bedingungen der Vergleichbarkeit, da stets die selben Fragen gestellt werden. Durch die Vielzahl der möglichen Antworten ist eine Einteilung der Antworten in Antwortkategorien notwendig, um sie statistisch vergleichbar zu machen. Eine solche Einteilung, die von wissenschaftlichem Personal vorzunehmen wäre, hätte einerseits die Probleme der schon beschriebenen persönlichen und emotionalen Involvierung zu minimieren, und sich gegen den Vorwurf der unzuteffenden, beziehungsweise unmöglichen Kategorienbildung zu wehren. Menschen nutzen nicht nur verschiedene Sprachniveaus und umgangssprachliche Dimensionen, sondern sie sind auch verschieden in der persönlichen Art und Weise der Formulierung. Die gleiche Formulierung, signalisiert bei verschiedenen Menschen nicht den selben Grad an z.B. Zustimmung oder Ablehnung. Da auch die teilstrukturierte Befragung spezifische Probleme hat und sich ebenfalls dem "normalem" Gespräch ähnelt, wird auch diese Form des Interviews im weiteren nicht mehr explizit erörtert, sondern nur noch das strukturierte Interview als Beispiel benutzt, deren methodische Probleme aber denen der übrigen Interviewformen im Kern entsprechen werden.

1.5. Die strukturierte Befragung als Kommunikationsprozess

Aus welchen Schritten eine strukturierte Befragung und die konkrete wissenschaftliche Vorarbeit besteht, läßt sich gut durch eine Modellanalyse zeigen, wie sie bei P.R. Wellhöfer zu finden ist 24. Durch diese Prozessbetrachtung läßt sich unschwer die große Vielzahl möglicher Einflußvariablen erkennen, die das Interview als soziale Beziehung erzeugt. Das im folgenden beschriebene Modell ist im Hinblick auf die spezielle Fragestellung dieser Hausarbeit abgewandelt und auf der Basis eigener Überlegungen erweitert worden.

Legende:

(F) Forscher

(G) Gedanken/überlegungen ,,interne Verarbeitung" der Stimuli

(S) Sachverhalt

(W) Wortverständnis

(B) Befragter

(I) Interviewer

(P*) Personenvariablen von *

(U) Umgebungsvariablen

1a) bis 8b) Schritte der Kommunikation

Prozessbeschreibung

1a) (F) benö tigt Daten zum soziale Sachverhalt (S) 25

1b) (F) denkt (G1) und formuliert dazu die konkrete Frage in WF(=W1). dann ergibt (1a) +(1b)=

2) (F) verschlüsselt (G1) in (W1)

3) (I)übermittelt (W1) an (B)

(I) ist somit nur das Medium zwischen (F) und (B) 26

Der Befragte entschlüsselt den Wortlaut der Frage nun nach seinem Bezugssystem und Frageverständnis

4) (B) hö rt/liest (W1) und entschlüsselt sie in (G2) (Gedankenüber die Frage)

5) (B) denkt (G3) (Antwort auf die Gedankenüber die Frage)

Der in dieser Arbeit hauptsächlich zu betrachtende Umstand läßt sich folgendermaßen formulieren:

Inwieweit haben die Personenvariablen des Interviewers (PI), die Personenvariablen des

Befragten (PB) und die Umgebungsvariablen (U) Einfluß auf die Übermittlung von (W1) an

(B)?

(B) er formuliert nun die Antwort, die ihm angemessen erscheint entweder offen oder durch die Auswahl der entsprechenden Antwortkategorie bei ,,geschlossener" Fragestellung

6) (B) verschlüsselt (G3) in (W2).

7a) (I) hö rt (W2) und entschlüsselt in (G4) (Anwortverständnis des Interviewers)

7b) (I) wählt nun aus (G4) das ,,Wesentliche" heraus und verschlüsselt dies in

(W3) (Anwort des Befragten im Bezugssystem von (I) ). 27

Nach dem Ablauf des Interviews wertet (F) die Fragebö gen aus (Hier bei sei zu bemerken das zu einer guten statistischen Verwertbarkeit der Befragungsergebnisse (S) meist in mehrere Fragen aufgespalten werden mußd.h. es werden eine Vielzahl von (W2) bzw. (W3) analysiert.

8a) (F) entschlüsselt bei geschlossener Fragestellung nun die durch (G3) ausgewählte Antwortkategorie (W2) (Achtung! Abänderungen vom Originalüberprüfen und begründen !!!!) in (G5) und interpretiert diese als Indikator für (S) oder

8b) bei offener Fragestellung: (F) entschlüsselt (W3) in (G5) und interpretiert (W3) als Indikator für (S)

Die strukturierte Befragung ist ebenso komplex wie die "normale Kommunikation", die für uns alle erlebbar ist. Ein Interview ist von unüberschaubar vielen Variablen wie Bildung, Stimmung, Umgebung und Gefühlen abhängig. Die Kommunikation wird noch zusätzlich dadurch erschwert, das ein Interview durch seinen Formalismus in ein Korsett gezwungen ist. Ein wissenschaftlichen Interview ist eine Kommunikation mit Hindernissen 28.

1.6. Formulierung der Fragestellung zum Untersuchungsobjekt

Die sich für diese Arbeit ergebende Frage ist folgende:

Welche bekannten Einflußvariablen erzeugen Interviewer und Befragter, sowie die Umwelt 29, wie verzerren diese die Antworten systematisch oder unsystematisch und wie lassen sich diese Einflußgrößen auf den erfragten Sachverhalt kontrollieren und minimieren?

Kritisch generalisierend ließe sich das Problem auch wie folgt formulieren:

Ist das Interview trotz der vorhanden Einflußvariablen, die durch den Interviewer, den Befragten und die Umwelt erzeugt werden, ein gültiges Meßinstrument?

2. Interview als soziale Beziehung

Ein Teil der oben gestellten Frage läßt sich ansatzweise aus den einleitenden Erklärungen des ersten Absatzes beantworten. Dem dargestellten Modell zurfolge kommt es bei der Übermittlung der Fragestellung (W1) an den Befragten (B) zu einer ganzen Reihe von Verzerrungen durch "soziale" Variablen. Die Existenz von Personenvariablen des Interviewers (PI), Personenvariablen des Befragten (PB) und der Umweltvariablen (U) sind dieser Struktur folgend akzeptiert, obwohl ihr Einfluß auf die Ergebnisse der Befragung noch nicht gewichtet ist.

2.1. Interview als Reaktionsprozess - der Abschied von den korrekten, gleichförmigen Antworten.

"The responendent never lies - accurate interpretation of what he says depends on the skill of the analyst" 30. Das der Befragte nach seiner Perzeption nicht "lügt" bedeutet aber nicht, daß der er die eine absolute und quantifizierbare Wahrheit sagt. Extreme Theorien der Sozialpsychologie behaupten sogar, daß es kein echtes unteilbar letztes Ich gibt, so daß die Person, in bestimmten sozialen Situationen 31 stets anders reagiert, da die Person durch das soziale Gefüge determiniert wird. Mal ist sie Sohn(Tochter)/Vater(Mutter), Vorgesetzter/Untergebener oder eben Befragter auf der Straße, Befragter im Feierabendstress, Befragter in einer gelösten Runde. Es ist anzunehmen, daß der Interviewte in den verschiedenen Interviewsituationen zu so mancher Einstellungsfrage unterschiedlich antworten würde, ohne dabei auch nur Ansatzweise zu lügen. Ebenso ist es möglich, daß der Befragte durch ein soeben erlebtes Ereignis "voreingestellt" wurde 32. Eine soeben miterlebte oder beobachtete Gewaltsituation imöffentlichen Raum wird die Beantwortung einer Frage nach deröffentlichen Sicherheit von der "normalen" Einstellung verzerren. Aus diesen theoretischen Überlegungen heraus läßt sich leicht argumentieren, daß es "die eine Antwort" auf eine bestimmte Befragung, die von einem bestimmten Befragten gegeben wird, gar nicht gibt. Gerechtfertigt werden die durch eine Befragung erzielten Ergebnisse also nicht durch die absolute und stets geltende Richtigkeit der Antwort des einzelnen, sondern erst durch die Erfassung vieler einzelner Meinungen. Sie ergeben dann kumuliert ein Gesamtbild in dem die Abweichungen und Verzerrungen innerhalb der einzelnen Person oder Situation nur noch als Varianz auftauchen würden. Dieser Gedanke wird im folgenden erst wieder in der Schlußbetrachtung aufgenommen.

Eine weitere bisher nicht betrachtete aufsummierte Einflußvariable auf das Interviewergebnis läßt sich in unserem Interviewmodell (S.7f.) als rational gewollte Verzerrung der zu gebenden Antwort wie folgt definieren:

Sie ist die Gesamtheit der Verzerrungen, die während der Analyse des Gedankens zur Frage (G2) im System des Befragten (B), über den Output als Gedanken zur Antwort (G3) und folgend durch die verbale bzw. schriftliche Antwort (W2) entstehen 33. Kurz gesagt: Die Motivation.

Vereinfachend ließe sich sagen, daß niemand irgend etwas sagt, ohne sich dabei etwas zu denken und dabei nach seinem eigenen Vorteil zu handeln. Da die Analyse des Phänomens Motivation aufgrund der ad-hoc angenommenen Zusammensetzung aus einer ganzen Reihe der hier postulierten Verzerrungsquellen zu bestehen scheint, läßt sich durch die Betrachtung dieses Phänomens zwar nicht die einzelne Gewichtung unser analytisch aufgespaltenen Einzelverzerrungsquellen vornehmen, wohl aber ihre Existenz nachweisen. Daher wird in Abschnitt 2.2. auf ein Experiment zum Nachweiß von Verzerrung durch Motivation exemplarisch hingewiesen.

2.2. Nachweiß und Erfassung von Einflußvariablen

Die Darstellung der von Atteslander durchgeführten Untersuchung wird hier sehr knapp gehalten 34. Die Erwähnung dieser Untersuchung soll nur als Einzelbeweis dienen, daß Verzerrungen durch die sozialen Beziehungen ohne Schwierigkeiten nachzuweisen sind und mehr als signifikant sein können. In diesem Experiment werden zwei Gruppen untersucht, bei denen überprüft werden soll, ob es durch soziale oder spezielle Normen zu einer Verzerrung der Antwort kommt.

Der von Atteslander und Kneubühler gewählte Versuchsaufbau wählt bewußt extrem Situationen aus, in der die Versuchspersonen einmal durch persönliche Erwünschtheit und einmal durch gesellschaftliche Erwünschtheit auf die selben Fragen unterschiedliche Antworten geben.

Bei einer Auswahl von Rekruten für eine militärische Fliegerausbildung wurden auch Fragen zur eigenen Gesundheit gestellt. Einem Jahr später wurden die selben Fragen den selben Rekruten, sowie einer systematisch ähnlichen Vergleichsgruppe noch einmal in einem vollkommen anderen Kontext gestellt. Im zweiten Teil des Versuches gaben sich die Interviewer als Mitarbeiter einer Umweltarbeitsgruppe aus, die den Zusammenhang zwischen Umwelt und Gesundheit untersuchen sollten.

Leicht ist zu erkennen, daß es für den durchschnittlichen Rekruten, der sich um die Fliegerausbildung bemüht, auch wünschenswert ist, bei dieser aus persönlichen Gründen gut abzuschneiden (Berufschancen, Ansehen, Abenteuerlust, usw.). Ebeneso läßt sich annehmen, daß Umweltschutz generell ein Thema ist bei dem es einen gesellschaftlichen Grunddruck in Richtung der positiven Bewertung von Umweltschutz und eine allgemein negative Perzeption gegenüber schädlichen Umweltgiften gibt.

Tatsächlich ließ sich bei der zweimal befragten Gruppe der "Fliegerrekruten" eine starke Veränderung der Antworten erkennen, die sich an die Ergebnisse der nur zum "Umweltkomplex" befragten Kontrollgruppe annähert. Es läßt sich also das persönliche, wie auch das gesellschaftliche Motiv der Motivation in der Antwortstruktur für solche extremen Bedingungen nachweisen. Unschwer ist zu schlußfolgern, daß auch weniger bedeutende Motive Einfluß auf die Antwort haben. Ein gängiges Motiv wäre hierbei, dem Interviewer "zu gefallen" oder weniger konkret, schlicht das zu tun, von dem man denkt, daß es von einem erwartet wird. Ein Beispiel für eine solche Motivation, die in diesem Fall auch als Produkt der sozialen Erwünschtheit bezeichnet wird, ist das nachzuweisende Untertreiben von Alkoholismus 35. Obwohl in der Interviewsituation keine konkrete Sanktion droht, wird trotzdem nicht korrekt geantwortet.

Das Verzerrungsmuster Motivation besteht, wie von uns angenommen, aus verschiedensten einzelnen, die Antworten verändernden Einflußvariablen, die vom Interviewer, der Frage, dem Befragten und der Umwelt ausgehen können. Gesondert sollen hier die Einflußvariablen der handelnden Akteure, des Interviewer und des Befragten betrachtet werden.

2.2.1. Der Interviewer

Die "Kunstlehre" der Befragung, die sich hauptsächlich auf die Erfahrungswerte der Meinungsforscher stützt, hat sehr konkrete Richtlinien erarbeitet, die festlegen, was ein "guter" Interviewer ist. Meist ohne wissenschaftlich fundiert zu sein, werden doch Erklärungsgrundsätze geliefert. Eine der geläufigsten Thesen ist es, daß der Interviewer der selben sozialen Schicht entspringen sollte. Es gibt nicht den perfekten Interviewer, die die Fähigkeit A,B,C haben muß, sondern es ist wichtig, daß er sich in die soziale Umgebung in der er tätig ist, einfügt. Ein Interviewer in ländlichen Gebieten, müsse nicht perfekt Englisch reden können und alle Fremdworte korrekt aussprechen können 36. Die sich von der reinen Kunstlehre fortbewegende Forschung ist sich nicht von vornherein sicher, wie der "Störfaktor" Interviewer zu behandeln ist. Klar ist, daß eine gewisse Konstanthaltung der Interviewervariablen erwünscht ist und daß jedwede Person mit extremen Personenvariablen, die zu einer zu starken Verzerrung führen, ungeeignet sind. Viele Autoren betonen die Bedeutung des "soziokulturellem Hintergrundes des Befragten" 37 bei der Auswahl des Interviewers. Befragungssituationen mit Personen, die als sozial höherstehend empfunden werden, könnten als "Verhöre" war genommen werden und von Personen, auf die man "herab schaut", als Belästigung empfunden werden. In beiden Fällen kann dies zur Antwortverzerrung führen. Trotz dieser These wurde nach gewiesen, daß selbst nach diesen Kriterien "schlechte" Interviewer "gute" d.h. verwendbare Ergebnisse lieferten. Die einzigen Signale, die darauf hindeuten, daß es durch die Gesamtheit von Interviewer, Befragten und Umgebung eine zu starke Beeinträchtigung der Interviewsituation gibt, wäre der vollkommene Abbruch des Interviews, Antwortverweigerung oder eben das gehäufte Nichtzustandekommen von Interviews. Nun ist die Frage, welche Kriterien nun wirklich an den Stimulus Interviewer angelegt werden können. Da ein gewisses "Gefälle" in dem Austausch einer Interviewsituation anscheinend immer besteht, da es ja eine beschränkte und daher eine anfällige Form der Kommunikation 38 ist, lassen sich die soeben beschriebenen Verzerrungen nicht vollkommen ausschließen. Somit muß das Ziel sein, sie nicht vollkommen zu neutralisieren, sie aber doch konstant zu halten. In der Praxis würde dies bedeuten, sich in Kernmerkmalen ähnliche Interviewer auszuwählen 39.

2.2.2 Der Befragte

Der Befragte als Lieferant von zu erhebenden Informationen kann nicht auf den Interviewer, den Fragebogen oder die Umgebungsvariablen zugeschnitten werden, da eine Veränderung der Stichprobe immer auch das Ergebnis verfälschen würde. Natürlich ist bekannt, daß der Befrage auf Schlüsselreize des Interviewers (Kleidung, Auftreten u.ä) reagiert. Auch ist die Bedeutung des schon erwähnten soziokulturellen Hintergrundes bekannt Trotzdem läßt sich der Interviewte selbst nicht "bewegen". 40 Nur die anderen vom Forscher veränderbaren Größen lassen sich beeinflussen.

2.2.3. Weitere Einflußvariablen

Außer der akkumulierten Einflußvariable der Umwelt, ist ein weiterer sehr gut beeinflußbarer Bestandteil der sozialen Situation Interview noch nicht erörtert worden: Der Fragebogen selbst, bzw. die Frage. Der Inhalt eines Interviews steht natürlich im engsten Zusammenhang mit allen anderen Reizen. Ohne Schwierigkeiten läßt sich nachweisen, daß z.B. ein variierter Reiz, wie die Hautfarbe oder das Geschlecht des Interviewers alleine noch keinen Einfluß auf die Ergebnisse der Befragung haben. Erst durch sensitive Fragen zu Rassismus oder Gleichberechtigung entstehen Verzerrungen, die in ursächlichen Zusammenhang mit der Ausprägung der Personenvariablen des Interviewers stehen 41. Die "Kunst der Fragebogengestaltung" ist eine, wie schon erwähnt (S. 12), ausgeprägte und gut dokumentierte "Kunstform". Viele wissenschaftlich belegbare oder durch Erfahrungen gesicherte "Kniffe" um unverzerrte Antworten zu erhalten, sind in den unzähligen Fachbüchern zusammengefasst 42. Die ebenfalls schon erwähnten Antwortverweigerungen und Antworten ohne Meinung 43 sind den Demoskopen ein Dorn im Auge. Hier werden oft Tips für Modelation der gesamten Interviewsituation gegeben 44.

Auch wird auf die Bedeutung spezieller Umweltvariablen erwähnt, die auf das Interview erschwerend wirken: die Tageszeit (Faktor Hektik), der Ort (z.B. Verzerrung durch den Arbeitsplatz) 45 oder sicher auch das Wetter. Abgesehen von wenig konkreten theoretischen Modellen, die keine konkreten Handlungsanweisungen beinhalten können 46, ist eine komplette Erfassung aller relevanten Einflußvariablen unmöglich. Die Gewichtung der Bedeutung der verschiedenen Einflüsse wird von jeden Autor unterschiedlich vorgenommen.

2.4. Technische Möglichkeiten der Einschränkung der ,,Verzerrungen" der Interviewantworten.

Wenn es schon Probleme bei der Eingrenzung der relevanten Störvariablen gibt, so sind konkrete Handlungsanweisungen zur Vermeidung ihrer verzerrenden Einflüsse noch schwieriger zu geben. Für fast jede der hier schon postulierten "Regeln" gibt es eine Gegenthese oder läßt sich eine solche leicht formulieren. Vielleicht ist bei der Frage A ein Interviewer, der als strenger und über ihm stehender "Verhörer", eher geeignet, als ein mir ebenbürtiger "Kollege"? Warum ließe sich nicht eine Theorie aufstellen, die besagt, daß Personen unter Stress "ehrlichere" Antworten geben? Oft sind sich die verschiedenen Wissenschaftler selbst nicht einig, wie mit den Stimuli umzugehen ist. Rät Elisabeth Noelle, daß der Interviewer keine besondere Vorausbildung genießen solle und lieber durch gute Filterkriterien ausgewählt werden sollte 47, so behauptet Roth das den Interviewern die nötige "Taktik" durch "intensives Training" angeeignet werden sollen 48. Viele der hier beschrieben Sachverhalte geben schon sinnvolle Lösungshinweise. Auf eine abschließende Bewertung oder auch nur auf eine Gewichtung, die jede Aufzählung beinhalten würde, soll im Rahmen dieser Hausarbeit verzichtet werden.

3. Beantwortung der formulierten Fragestellung

Trotz der ausweichenden Beantwortung nach den klaren Handlungsanweisungen im Umgang mit der sozialen Beziehung Interview, muß immer noch die Frage nach der Gültigkeit ihrer Ergebnisse beantwortet werden. Wie es scheint, lassen sich die vorhandenen Probleme kaum durch eine bessere Methodik lösen. Ist das Interview trotz der vorhanden Einflußvariablen die durch den Interviewer, den Befragten und die Umwelt erzeugt werden, ein gültiges Meßinstrument? 49 Mißt es auf den gewünschten Dimensionen oder verzerren die unkontrollierbaren sozialen Variablen die Ergebnisse zu sehr? Leicht läßt sich auch fundamentalistisch danach fragen, ob Menschen überhaupt in Zahlen ausgedrückt werden können und dürfen. Natürlich kann man auch nach der "Herrschaft" in der Interviewsituation fragen 50, also ob nicht nur die gewünschten Ergebnisse abgefragt werden. Doch was ist die Alternative? Rein gedankliche Modelle ohne reale Bezüge? Welchen nutzen hätten diese? Nein, das Interview ist kein unangreifbares Instrument, das zweifelsfreie Daten ergibt.

Menschen sind keine exakten Informationsquellen. Doch durch sorgsame Ausführung, die auch die sich widersprechenden "Regeln" erproben und durch die Wiederholung einer kritisierten Datenerhebung könnten Zweifle ausgeschaltet werden. Sicher ist jede populistisch ausgebeutete Befragung, die der Masse dann als die Volksmeinung verkauft wird, ohne die Erfassung der sozialen Situation der Befragung unsinnig oder gar schädlich. Die Wissenschaft aber kann nicht auf dieses unperfekte Instrument verzichten. Somit ist die Frage nach der Gültigkeit nicht schließend klärbar, aber im Praxisbezug mit einem Ja zu beantworten.

Literaturliste

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[...]


1 Für die Bedeutung der veröffentlichten Meinung in den Medien ist in Deutschland unter anderem der Erfolg des professionellen Unternehmens Emnid zu nennen. Siehe: http://www.emnid.de

2 Zur Kritisierbarkeit als Kriterium für Wissenschaftlichkeit siehe: E.Döring: "Karl Popper - Einführung in Leben und Werk", Hoffmann und Lambe, Hamburg 1987, S. 52f.

3 Auch wenn manche Wissenschaftssparten sich gerne verhalten als sein "ihre Lehre" über das menschliche Verhalten von fast physikalischer Exaktheit gezeichnet. Solche Tendenzen lassen sich in der ebenfalls empirisch fundierten Volkswirtschaftslehre feststellen.

4 Als Beispiel der Mensch als "Schwieriges" Untersuchungsobjekt und zur den verschiedenen sozialwissenschaftlichen Disziplinen: L.Fischer/ G.Wiswede: "Grundlagen der Sozialpsychologie", R. Ouldenbourg Verlag, München 1997, S. 11ff.

5 Die grundsätzlichen Probleme der Gültigkeit von sozialwissenschaftlichen Messungen werden abstrakt und allgemeingültig von Kurt Holm in dem Artikel: "Die Gültigkeit sozialwissenschaftlichen Messens" beschrieben. Einleitend schreibt er anschaulich: "Ein Physiker, der einen Stein auf die Waage legt, wird kaum daran zweifeln, daß er den Stein auf der Dimension Gewicht mißt." Ein Sozialforscher jedoch wird von Skrupeln geplagt sein, daß er auch wirklich auf der richtigen Dimension mißt. Kurt Holm: "Die Gültigkeit sozialwissenschaftlichen Messens" in: "Die Befragung", Hrsg. Kurt Holm, Frank Verlag, München 1970, S.123.

6 Die komplexen Grundfunktionen von Mensch zu Menschsystemen (bei 1 zu 1 Personen Dyaden genannt) sind Gegenstand der Sozialpychologie, L. Fischer/ G. Wisede, a.a.O., S.367ff.

7 Das Interview ist eine solche gesteuerte Situation

8 E. Scheuch in ,,Handbuch der empirischen Sozialforschung". Hrsg.: R. König, Band 2,Deutscher Taschenbuch Verlag, Stuttgart 1973, S.70f. zitiert nach: F. F. Müller /M. G. Schmidt: ,,Empirische Politikwissenschaft", W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1979, S.33 Anmerkung: Richtiger wäre die Formulierung: ,, ... zur Informationsabgabe veranlaßt werden soll"

9 M.Weber: ,,Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriss der Verstehenden Soziologie", Erster Halbband, J.C.B. Mohr Verlag, 5. Aufl., Tübingen 1980, S.13

10 Kurt Holm: "Die Gültigkeit sozialwissenschaftlichen Messens", in: "Die Befragung", Hrsg. Kurt Holm, Frank Verlag, 1970, S. 123

11 z.B.: Einzelfall Beschreibungen, untstrukurierte Interviews, die besonders von Autoren prorpagiert werden, die Fundamentalkritik gegen jede Annäherung der sozialwissenschaften an die Methoden der Naturwissenschaften üben. Hierzu z.B. H.Berger: "Untersuchungsmethoden und soziale Wirklichkeit - Eine Kritik an Interview und Einstellungsmessung der Sozialforschung", Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1974

12 Die somit nicht mehr nur rein heuristische Gedankenmodelle ohne Fundierung in der Realität sind.

13 Beispielhaft für den Versuch, die komplexe Realität in einem nur wenigen Variablen umfassenden Modell abzubilden ist die makroökonomische Totalanalyse. Siehe z.B. H-W. Wohltmann: "Grundzüge der makroökonomischen Theorie", 2. Aufl., R. Oldenbourg Verlag, München 1996

14 z.B.. Statistik, lineareAlgebra und Spieltheorie (zu Spieltheorie siehe: "Welt im werden- Spieltheorie und Sozialwissenschaft", Hrsg. Martin Shubik, S.Fischer Verlag 1964, Hamburg

15 Siehe: Karl W. Deutscher/ Bruno Fritsch: "Zur Theorie der Vereinfachung- Reduktion von Komplexität in der Datenverarbeitung für Weltmodelle", Athenäum Verlag, Konisstein 1980, S. 1

16 Die Frage ob solche standartisierten Datenerhebungsverfahren für eine Sozialwissenschaft überhaupt zulässig sind, denn sie ,,schränkt den zugänglichen Bereich gesellschaftlicher Wirklichkeit und den Grad ihrer differenzierten Erfaßbarkeit erheblich ein"(Zitat nachfolgender Autor S.31), ist eine der typischen Ansatzpunkte der Fundamentalkritik der empirischen Datenerhebungstechniken. Siehe: Hartwig Berger: ,,Untersuchungsmethoden und soziale Wirklichkeit. Eine Kritik an Interview und Einstellungsmessung in der Sozialforschung", Suhrkamp Verlag, 1974

17 C. Sellitz, M. Jahoda, M. Deutsch, S. W. Cook: ,,Untersuchungsmethoden der Sozialforschung. Teil II", Hermann Luchterhand Verlag, Neuwied 1972, S.9

18 z.B. Sexualität, Kriminalität

19 R. Mayntz, K. Holm, P. Hübner: ,,Einführung in die Methoden der empirischen Soziologie", 3.Aufl., Westdeutscher Verlag, Opladen 1972, S.103

20 siehe z.B.: P. R. Wellhöfer: ,,Grundstudium Sozialwissenschaftliche Methoden und Arbeitsweisen. Eine Einführung", Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1984, S.122ff. und Dr. R. Schnell, Dr. P. B. Hill, Dr. Elke Esser: ,,Methoden der empirischen Sozialforschung", 2.Aufl., R. Oldenbourg Verlag, München 1989, 294ff.

21 Das bedeutet, daß der Interviewer keine Antworten vorgibt, aus denen der Befragte dann wählen muß, sondern, daß der Befragte seine Antworten frei wählen kann.

22 E.Noelle: ,, Umfragen in Massengesellschaften. Einführung und Methoden", Rohwohlt Verlag, Reinbek 1971, S. 36

23 Zur notwendigen Trennung von Forscher und Interviewer, die sich durch die verzerrende Involviertheit des Wissenschaftlers in die Forschungsabläufe bedingt ist ( kurz: Ein Wissenschaftler ist Emotional mit ,,seiner" Untersuchung verbunden und ,,wünscht" sich ein Ergebnis - Im Interview würde dies stark verzerrend wirken usw.):E. Noelle,a.a.O,S.36 ff

24 P.R. Wellhöfer "Grundstudium Sozialwissenschaftliche Methoden und Arbeitsweisen - Eine Einführung" , Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1984, S.126, der dieses Modell selbst von H.Kromrys: "Empirische Sozialforschung", Leske Verlag, Opladen 1980, S. 192f. übernommen hat.

25 Ei oder Henne: -Wie kommt es zu der Fragestellung? - Forschung ist ebenfalls ein sozialer Prozess und F wird selbst bei höchster Neutralität nicht verhindern können, das W1 immer auch ein Produkt seiner sozialen Umgebung ist.

26 Zur Trennung von F und I Siehe: E.Noelle, a.a.O, S. 36ff. Sie rgumentiert, das aus der Motivation und der Vorbildung des Forschers in einem Interview zusätzliche Verzerrungen auftreten würden. Diese werden durch die strikte Trennung von Forscher und Interviewer vermieden.

27 Bei geschlossener Fragestellung kreuzt I die entsprechende Antwortkategorie an. 7a) und 7b) fallen weg. Die Einflußvariablen die zu G4 führen können eliminiert werden.

28 Nach dem sozialpsychologischen System wäre ein Interview als eine Dyade mit asymetrischer Kontigenz zu klassifizieren. Siehe L. Fischer/ G. Wiswede, a.a.O., S. 367f.

29 Umwelt wird hier als Gesamtheit aller weiteren Variablen, die nicht ursächlich auf (I) und (B) zurückzuführen sind, verstanden.

30 P.K.Manning: "Problems in Interpreting Interview Data" in: "Sociology and Social Research" Nr. 51, 1967, S. 315 zitiert nach: Peter Atteslander/ Hans-Ulrich Kneubühler: "Verzerrungen im Interview - Zu einer Fehlertheorie der Befragung", Westdeutscher Verlag, Opladen 1975, S. 12

31 Hier ist die Gesamtheit aller Umweltvariablen unter der speziellen Beachtung einzelner die Situation prägende Variablen.

32 Priming: Aktivierung einer Bereitsbestehenden Kategorie durch vorheriges Aufrufen dieser in einem anderen Zusammenhang. Siehe: W.Stroebe/ M. Hewstone/ J.-P. Codol/ G.M. Stephenson (Hrsg.): "Sozialpsychologie - Eine Einführung", zweite, korrigierte Auflage, Springer-Verlag, Berlin 1992

33 Unter Einbeziehung aller Umweltvariablen (U), der vom Interviewer ausgesendeten Reize die sich durch das Empfinden der Personenvariablen des Interviewers (PI) durch die Personenvariablen des Befragten ergeben (PB) und der direkten Personenvariablen des Befragten (PB).

34 Peter Atteslander/ Hans-Ulrich Kneubühler: "Verzerrungen im Interview - Zu einer Fehlertheorie der Befragung", Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen 1975, S. 67 ff.

35 Siehe: Dr. R. Schnell/ Dr. P.B. Hill/ Dr. Elke Esser: "Methoden der empirischen Sozialforschung", R. Oldenbourg Verlag, München, Wien 1989, S. 325f.

36 Elisabeth Noelle: "Umfragen in der Massengesellschaft- Eine einführung in die Methoden der Demoskopie", Hrsg.: Ernesto Grassi, Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbeck 1965

37 Peter Atteslander/ Hans-Ulrich Kneubühler, a.a.O, S. 21

38 Wie auf S.7f. beschrieben läßt sich das Interview als Kommunikation mit Hindernissen beschreiben. Diese Hindernisse haben zur folge, das Mißverständnisse auf Grund der formalen Barrieren nicht durch die erlernten beidseitigen Reaktionen vollkommen aus dem Weg geräumt werden können.

39 Vgl. Atteslander/Kneubühler, a.a.O., S.22

40 Vgl. Atteslander/Kneubühler, a.a.O, S.22f

41 siehe: Prof. Dr. Erwin Roth: " Sozialwissenschaftliche Methoden" Oldenbourg Verlag, Müchen 1995, S. 168

42 Hier sei nur auf das schon zitierte Werk von Elisbeth Noelle: "Umfragen in der Massengesellschaft - Einführung in die Demoskopie",Rowohlt Verlag, München 1965 hingewiesen.

43 z.B.: "Weiß nicht", "Keine Angaben", "Keine Meinung"

44 Siehe Datenerhebungstechnicken/Befragung in: R. Schnell/ P.B.Hill/ E. Esser, a.a.O., S. 294ff.

45 E. Roth, a.a.O., S. 168f.

46 Wie unter 1.5. (S. 7ff.) beschrieben.

47 E. Noelle, a.a.O., S.164

48 E. Roth, a.a.O., S.167

49 Siehe S. 9

50 auch hier: H.Berger, a.a.O.,S. 68

Fin de l'extrait de 21 pages

Résumé des informations

Titre
Das Interview als soziale Beziehung
Cours
Methoden der empirischen Sozialforschung
Note
2
Année
2000
Pages
21
N° de catalogue
V99724
ISBN (ebook)
9783638981613
Taille d'un fichier
476 KB
Langue
allemand
Mots clés
Interview, Beziehung, Methoden, Sozialforschung
Citation du texte
Anonyme, 2000, Das Interview als soziale Beziehung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99724

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