Kommunikation und Konflikt


Skript, 2000

4 Seiten


Leseprobe


Thema: Kommunikation und Konflikt

Das Modell der kooperativen Entscheidungsfindung (nach W.F. Neubauer)

Der Problemlösungsprozeß als Stufenmodell

Das Beratungsgespräch als gemeinsamen Problemlösungsprozeß zu verstehen und diesen auch gemeinsam voranzutreiben erscheint besonders im Hinblick auf den Schulalltag sinnvoll. Dieser bietet fast täglich Situationen, in denen Lehrer und Schüler eine Einigung über ihr ge- meinsames Anliegen, nämlich den Unterricht, erzielen müssen. Der Ansatz des Problemlö- sungsprozesses geht ursprünglich auf Untersuchungen zur Auswirkung von Gruppenentschei- dungen durchK. Lewinzurück und wurde in neuerer Zeit durch Arbeiten vonGoldfriedver- tieft. Dabei wird von der Annahme ausgegangen, daß weder der Berater noch der Klient auf- grund seines individuellen Kenntnisstandes ein erwünschtes Ziel realisieren kann. Der Lehrer beispielsweise verfügt über Kenntnisse, wie das Problem möglicherweise zu lösen ist, weiß aber nicht konkret, worin das eigentliche Problem des Schülers besteht. Dem Schüler mangelt es vielleicht an geeigneten Strategien, die eine Lösung des Problems versprechen. Ziel des Gesprächs muß es deshalb sein, zu einem erfolgreichen Gesprächsabschluß zu gelangen. Zur Strukturierung des Gesprächs dienen 5 aufeinander aufbauende Phasen:

Phase 1: Allgemeine Orientierungsphase

Beim Klienten soll zunächst ein Problembewußtsein entwickelt werden. Er muß sich darüber im Klaren sein, daß Probleme zwangsläufig da sind und daß sie bewältigt werden können. Dabei soll die konkrete Problemsituation möglichst klar herausgestellt und vom Klienten erkannt werden. Um das tatsächliche Problem auch wirklich lösen zu können sollten vorschnelle Lösungen zurückgestellt werden.

Phase 2: Phase der Problemdefinition und Formulierung

Die problematische Situation soll in allen wesentlichen Aspekten erkannt werden und ein konkretes Problem soll formuliert werden.

Phase 3: Phase der Entwicklung von Alternativen

Es sollen verschiedene Lösungswege gesucht werden. Das Zusammentragen unter- schiedlicher Lösungsvorschläge erfolgt dabei zunächst ohne Berücksichtigung der Durchführbarkeit.

Phase 4: Entscheidungsphase

Die Lösungsalternativen werden auf ihre jeweiligen Konsequenzen hin beurteilt und diejenige Strategie wird ausgewählt, die für am besten geeignet gehalten wird.

Phase 5: Phase der Verifikation

Der ausgewählte Lösungsvorschlag wird in die Praxis umgesetzt und auf seine Brauchbarkeit hin überprüft.

Das Modell der kooperativen Entscheidungsfindung

Allgemeine Charakterisierung Herleitungsprinzipien Gesprächsaufbau

1. Rahmenbedingungen

- ungestörte Atmosphäre
- Sitzordnung, die keinen Teilnehmer (z.B. Gesprächsleiter) besonders heraushebt
- genügend Zeit, um in Ruhe realistische Lösungsvorschläge erarbeiten zu können
- Teilnehmerzahl:
- in zu großen Gruppen besteht die Gefahr, daß sich Untergruppen bilden; die Dauer und Intensität der Interaktionen zwischen den Teilnehmern nimmt ab
- in kleinen Gruppen muß das gesamte Meinungsspektrum vertreten sein

2. Allgemeine Informationen

- kurze und knappe Information über die wichtigsten Fakten des Gesprächsanlasses
- keine persönliche Stellungnahme inhaltlicher Art

3. Gemeinsames Anliegen

- auf gemeinsames Interesse der Teilnehmer an einer Konfliktlösung hinweisen
- Interesse des Gesprächsleiters an fairer, von allen akzeptierbarer Lösung erwähnen
- gemeinsame Festlegung von Spielregeln für das weitere Vorgehen

4. Problemanalyse und Zieldefinition

- klare Formulierung des Problems (ggf. Zerlegung in Teilprobleme) und Gegenüber- stellung der widersprüchlichen Positionen
- Ziel des jeweiligen Gesprächs exakt festlegen (ggf. gemeinsam eine Zielhierarchie er- stellen)

5. Abgrenzung des Entscheidungsspielraums

- Klärung der Kompetenzen der Gruppe und des begrenzten Handlungsspielraums (durch evtl. Rechtsrahmen, Vorschriften)

6. Entwicklung von Lösungsansätzen

- grundsätzlich erst die anderen Teilnehmer reden lassen, um eine Identifikation mit dem Problem und die Darstellung der verschiedenen Standpunkte zu ermöglichen
- alle Beiträge inhaltlich aufgreifen, um ihre Bedeutung für die Bewältigung der Prob- lemsituation zu verdeutlichen
- Gefühlsäußerungen ernst nehmen, aufgreifen und den sachlichen Inhalt verbalisieren
- möglichst alle Teilnehmer an der Diskussion beteiligen (zurückhaltende Teilnehmer zur Mitarbeit ermutigen und sehr aktive Teilnehmer bremsen)
- strikte Trennung von Meinungsäußerungen und deren Bewertung
- Zwischenergebnisse formulieren (Überblick über verschiedene Standpunkte, Vor- schläge, noch offene Fragen, Fortschritte); Diskussion durch Hinweis auf die Ziele des jeweiligen Gesprächs beim Thema halten

7. Bewertung der Lösungsalternativen und Entscheidung

- Lösungsalternative finden, die realisierbar ist und von allen Teilnehmern gleicher- maßen akzeptiert werden kann
- ggf. weitere alternative Lösungsvorschläge entwickeln und auf ihre Realisierbarkeit hin überprüfen

8. Abschluß des Gesprächs

- Zusammenfassung aller wichtigen Ergebnisse des Gesprächs; auch eine deutliche Erarbei- tung der Problemsituation ohne akzeptierbare Lösung stellt einen Erfolg dar

Anwendungsmöglichkeiten und Grenzen

Übungen

Literatur:

Neubauer, W.F., Gampe, H. & Knapp, R. (1992). Konflikte in der Schule. Möglichkeiten und Grenzen kooperativer Entscheidungsfindung. Neuwied: Luchterhand.

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Details

Titel
Kommunikation und Konflikt
Autor
Jahr
2000
Seiten
4
Katalognummer
V99752
ISBN (eBook)
9783638981897
Dateigröße
329 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kommunikation, Konflikt
Arbeit zitieren
Norbert Lindemann (Autor:in), 2000, Kommunikation und Konflikt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99752

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