Diese Facharbeit untersucht, inwiefern Leidsituationen den Glauben eines Menschen beeinflussen und verändern können. Dies wird am Beispiel von Elie Wiesel und seinem Werk ‚Die Nacht‘ analysiert. Elie Wiesel war ein Schriftsteller und KZ-Überlebender, der seine Erlebnisse während des zweiten Weltkrieges und der Schoah schildert.
Zunächst werden der Begriff Theodizee erläutert und auf die Theodizee-Frage und das Theodizee-Problem eingegangen. Im Anschluss beschäftigt sich die Arbeit mit verschiedenen Antwortversuchen auf die Theodizee-Frage. Ebenfalls werden der Begriff Schoah definiert und anhand der Person Elie Wiesel und seinem Werk ‚Die Nacht’ die im Vordergrund stehende Fragestellung behandelt. Im weiteren Verlauf wird die Glaubensentwicklung Elie Wiesels vor, während und nach der Schoah analysiert und am Schluss wird ein eigenes Fazit zu dieser Thematik formuliert.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1 Theodizee - Definition
1.1 Das Theodizee-Problem
1.2VerschiedeneAntwortversuche
1.2.1 Ein Antwortversuch nach Leibniz
1.2.2 Ein Antwortversuch nach Epikur
1.2.3 Antwortversuche nach Hiob
2 Die Schoah - Die größte Herausforderung für die Theodizee Frage
2.1 Elie Wiesel
2.2 Die Nacht
2.3 Die Glaubensentwicklung von Elie Wiesel
2.3.1 Die Glaubensentwicklung von Elie Wiesel bis zur Deportation
2.3.2 Die Glaubensveränderung im Verlaufe der Schoah
2.3.3 Das Gottesbild von Elie Wiesel nach der Schoah
3 Fazit
4 Literaturverzeichnis
Einleitung
Jeden Tag werden Menschen mit Leid und Übel konfrontiert, oft auch unschuldige Personen. Die Auffassung der Atheisten und Religionskritiker basiert auf dieser Tatsache. Sie vertreten die Meinung, dass es keinen Gott geben kann, wenn Menschen ohne Schuld Leidsituationen durchleben müssen.
Für Atheisten und Religionskritiker stellen das existierende Leid auf der Welt und die Existenz eines allmächtigen und barmherzigen Gottes, welcher die Fähigkeit besitzt, Leid zu verhindern, einen Widerspruch in sich selbst dar.
Daraus ergibt sich die Frage, ob es für das Leiden einen tieferen Sinn oder eine plausible Erklärung gibt, da Gott das Leid zulässt.
— Doch welchen Sinn hat der Mord an sechs Millionen Juden?
Vor allem während der schrecklichen Ereignisse des zweiten Weltkrieges und der damit verbundenen Schoah steht diese Frage im Vordergrund. Bereits vor dem zweiten Weltkrieg wurden die Juden ausgeschlossen, aus dem Heimatland vertrieben und verfolgt. Sie wurden über die Jahre in ihren Rechten eingeschränkt, in der Öffentlichkeit durch den Judenstern gekennzeichnet und schließlich in Konzentrationslager deportiert. Die ungerechtfertigten Qualen, die die Juden erleiden mussten, implizieren die Fragestellung: Wo war Gott zu dieser Zeit und warum hat er dieses Leid zugelassen?
In dieser Facharbeit werde ich genauer untersuchen, inwiefern Leidsituationen den Glauben eines Menschen beeinflussen und verändern können. Dies werde ich am Beispiel von Elie Wiesel und seinem Werk ,Die NachT analysieren. Elie Wiesel war ein Schriftsteller und KZ-Überlebender, der seine Erlebnisse während des zweiten Weltkrieges und der Schoah schildert.
Dabei gehe ich folgendermaßen vor:
Zunächst werde ich den Begriff Theodizee erläutern und auf die Theodizee-Frage und das Theodizee-Problem eingehen. Im Anschluss beschäftige ich mich mit verschiedenen Antwortversuchen auf die Theodizee-Frage. Ebenfalls werde ich den Begriff Schoah definieren und anhand der Person Elie Wiesel und seinem Werk ,Die Nacht’ die im Vordergrund stehende Fragestellung behandeln. Im weitem Verlauf analysiere ich die Glaubensentwicklung Elie Wiesels vor, während und nach der Schoah und formuliere am Schluss ein eigenes Fazit zu dieser Thematik.
1 Theodizee - Definition
Der Begriff Theodizee bedeutet Rechtfertigung oder Gerechtigkeit Gottes und stammt aus dem Griechischen (theos = Gott, dike = Recht). Im Jahr 1697 definierte erstmals der Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) den Begriff Theodizee. Doch selbst vor der offiziellen Definition, haben die Menschen bereits in der Antike über dieses Thema nachgedacht. So entstanden religiöse und moralische Fragen, welche bis zu diesem Zeitpunkt nicht eindeutig beantwortet werden können.
Die Theodizee-Frage beschäftigt sich mit der Fragestellung, warum Gott Leid auf der Welt zulässt und inwiefern sich dies mit den in der Bibel beschriebenen Eigenschaften Gottes vereinbaren lässt. Die Theodizee verleitet Menschen dazu, ob gläubig oder nicht, über diese Thematik kritisch nachzudenken.
In der Bibel werden die Eigenschaften von Gott oftmals mithilfe von Bildern beschrieben. Beispielsweise wird er oft als Vater dargestellt, der die Menschen liebt und ihnen mit Gnade und Barmherzigkeit begegnet.1
Ein weiterer zentraler Wesenszug ist seine Allmacht. Dies wird insbesondere in der Geschichte von Hiob deutlich.2
Darüberhinaus wird Gott oftmals als allwissend bezeichnet.3
Daraus resultiert, dass Gott in der Bibel mit folgenden Eigenschaften beschrieben wird: allwissend, allmächtig und barmherzig. Somit stellt sich die Frage: Wieso lässt Gott Leid auf der Welt zu, obwohl er die Menschen liebt und das Leid abwenden könnte?
1.1 Das Theodizee-Problem
Bei genauerer Betrachtung der Theodizee-Frage: ‘Wieso lässt Gott Leid auf der Welt zu?‘ ergibt sich ein Problem. Das sogenannte Theodizee-Problem beschäftigt sich mit der Problematik der Eigenschaften Gottes. Bei einer Auseinandersetzung mit der TheodizeeFrage ist Folgendes festzuhalten:
Wenn Gott allwissend ist, weiß er wie man Leid verhindern kann.
Wenn Gott barmherzig ist, würde er das Leid verhindern wollen.
Wenn Gott allmächtig ist, könnte er das Leid verhindern.
Wenn Gott nun alle diese Eigenschaften besitzt, weiß er wie man Leid verhindert, möchte das Leid verhindern und ist ebenfalls in der Lage dies zu verhindern.
Wieso gibt es dann Leid auf der Welt?4
1.2 Verschiedene Antwortversuche
Über die Jahre hinweg wurden zahlreiche verschiedene Antwortversuche für das Theodizee-Problem entwickelt. Im Nachfolgenden werde ich mich mit drei verschiedenen Antwortmöglichkeiten genauer beschäftigen, den Antwortversuchen nach Leibniz, nach Epikur und nach Hiob.
1.2.1 Der Antwortversuch nach Leibniz
Wie bereits bei Abschnitt 1 genannt, definierte der Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz erstmals im Jahr 1697 den Begriff Theodizee. Da die Theodizee Frage nicht eindeutig zu lösen ist, formulierte Leibniz einen Antwortversuch.
In seinem Antwortversuch setzt Leibniz voraus, dass Gott die Möglichkeit besitzt ein Universum zu erschaffen. Nach seinem Verständnis hat Gott diese Welt erschaffen, da diese für ihn die bestmögliche Version darstellt - die Vollkommenste. Wir Menschen haben eventuell eine andere Ansicht, da wir davon ausgehen, dass eine Welt ohne Leid definitiv eine bessere Version als unsere jetzige darstellen würde. Dabei sollten wir jedoch beachten, dass die Möglichkeit besteht, dass eine Welt, auf der Leid existiert, vorteilhafter für uns ist, als eine Welt, auf der Leid keine Rolle spielt. Leibniz trifft die Aussage, dass jede Veränderung der Welt eine Konsequenz mit sich trägt. Eine Veränderung, die an einer Stelle eine Verbesserung hervorruft, könnte an einer anderen Stelle eine Konsequenz auslösen, welche katastrophal sein würde. Leibniz vertritt die These, dass nur Gott all diese möglichen Ergebnisse beachten kann und der Mensch nicht in der Lage wäre, all das zu überblicken.
Leibniz erklärt die Eigenschaften Gottes hierbei folgendermaßen:
Gott kann durch seine unendliche Weisheit die beste aller Welten ausfindig machen.5
Gottes Barmherzigkeit lässt ihn die beste Welt auswählen.6
Durch seine Allmacht gelingt es Gott, die beste Version zu erschaffen.7
Schlussfolgernd hat nach Leibniz Verständnis Gott die beste aller möglichen Welten erschaffen. Jede vorhandene Form des Leidens ist seiner Meinung nach notwendig und erklärbar.8
1.2.2 Der Antwortversuch nach Epikur
Der erste Antwortversuch auf die Theodizee-Frage stammt von Epikur (341-270 v. Chr.), welcher vier Erklärungen genauer untersuchte. Eine dieser Erklärungen konnte ihn teilweise überzeugen, wohingegen die anderen drei nicht überzeugen konnten. Folgendermaßen sind die Antwortversuche formuliert:
Gott will das Leid verhindern, kann es aber nicht —> Deshalb ist Gott schwach.
Gott kann das Leid beseitigen, möchte dies allerdings nicht —> Deshalb ist Gott missgünstig.
Gott kann und möchte die Übel nicht verhindern —> Deshalb ist Gott schwach und missgünstig.
Gott kann und möchte die Übel beseitigen —> Warum entfernt Gott die Übel dementsprechend nicht?
Die einzige Erklärung, die Epikur für teilweise sinnvoll erachtet, ist die vierte Erklärung. Er geht davon aus, dass die Eigenschaften Gottes nicht abgesprochen werden können und ein anderer Grund für Gottes Handeln vorliegt. Epikur geht von einem metaphysischen
Weltbild aus und schließt daraus, dass Gott im Himmel ist und in die irdische Wirklichkeit eingreifen müsste, um das Leid zu verhindern. Insgesamt hält er an den Eigenschaften Gottes fest und hat ein positives Gottesbild.9
1.2.3 Der Lösungsansatz nach Hiob
Das Buch Hiob entstand zwischen dem 2. und 6. Jahrhundert vor Christus und enthält Elemente des babylonischen Exil Israels. Im Vordergrund steht die Suche nach Gerechtigkeit und die Hauptperson in dieser Geschichte ist Hiob. Hiob ist ein frommer Mann, welcher gottesfürchtig ist und Reichtum besitzt. Eines Tages verführt Satan, einer der Gottessöhne, Gott dazu, Hiobs Glauben zu testen.10 Satan möchte Hiob Leid zufügen, um zu prüfen, ob er in dieser Situation weiterhin an seinem Glauben an Gott festhält. Gott stimmt diesem Abkommen zu und erlaubt das Übel. Hiob werden durch dieses Abkommen die Besitztümer entrissen, die Kinder genommen und zusätzlich wird Hiob durch Krankheiten geplagt. Zu diesem Zeitpunkt wendet sich Hiob nicht von Gott ab.
Bei dieser Antwortmöglichkeit, wird Hiobs Leiden dadurch begründet, dass Gott sich von Satan verführen lässt. Satan schlägt Gott vor, Hiobs Glauben zu testen, indem er ihn leiden lässt und ihm alles nimmt, was ihm wichtig ist. Dies stellt eine Prüfung an Hiob dar, hierbei prüft Gott seine Treue.
Einen weiteren Antwortversuch im Bezug auf Hiobs Leid liefern seine Freunde. Die Freunde sind der Auffassung, dass gute Taten (gläubig sein, Gottes Gebote befolgen, etc.) durch Gott belohnt werden und schlechte Taten (sündigen, Fehlverhalten, etc.) entsprechend bestraft werden. Dieses Denken wird auch als Tun-ErgehenZusammenhang bezeichnet.11 Demnach denken Hiobs Freunde, dass er schuldig ist, da sie annehmen, dass Gott bedacht handelt und nicht willkürlich Entscheidungen trifft. Für sie steht fest, dass Hiob eine Sünde begangen haben muss und deshalb eine Bestrafung erhält, die er verdient. Hiob besteht trotz allem weiterhin auf seine Unschuld und klagt Gott daraufhin an.
[...]
1 Vgl. Ps 103,8: „Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte“.
2 Vgl. Hi 42,2: „Ich erkenne, dass du alles vermagst, und nichts, das du dir vorgenommen, ist dir zu schwer“.
3 Vgl. Dan 2,21f.: „Er ändert Zeit und Stunde; er setzt Könige ab und setzt Könige ein; er gibt den Weisen ihre Weisheit und den Verständigen ihren Verstand, er offenbart, was tief und verborgen ist; er weiß, was in der Finsternis liegt, denn bei ihm ist lauter Licht“. -4-
4 Vgl.https://www.home.umosnabrueck.de/uwmever/Lehre/Religionsphilosophie 1/Theodizee Leibniz H ume.pdf. aufgerufenam06.02.21.
5 Vgl. Punkt 1.2.2 - Der Antwortversuch nach Epikur.
6 Vgl. ebd.
7 Vgl. ebd.
8 Vgl.https://www.home.uniosnabrueck.de/uwmever/Lehre/Religionsphilosophie 1/Theodizee Leibniz H ume.pdf. aufgerufenam09.02.21.
9 Vgl. https://freie-referate.de/deutsch/theodizee , aufgerufen am 16.02.21.
10 Vgl. https://epub.ub.uni-muenchen.de/12447/l/Hiob 3.pdf. aufgerufenam 16.02.21.
11 Vgl. https://www.bibelwissenschaft.de/bibelkunde/themenkapitel-at/theodizee/ , aufgerufen am 16.02.21.
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