Internationaler Agrarhandel zwischen komparativem Kostentheorem und neuer Handelstheorie

Schulungsmaterialien zur Agrarökonomik


Präsentation, 2004

49 Seiten


Leseprobe


Gliederung

Einordnung des Themas
- Veränderungen auf den Agrar- und Ernährungsmärkten

Internationaler Handel, Wettbewerbsfähigkeit und Politikgestaltung
- Komparatives Kostentheorem
- Liberalisierung unter Marktunvollkommenheiten
- Multifunktionalität
- Monopolistische Konkurrenz

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Zunächst zur Einordnung des Themas:

Die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen auf den Agrar- und Ernährungsmärkten haben sich in den vergangenen Jahren erheblich verändert. Die Bedeutung internationaler Verflechtungen nimmt dabei zu. Lassen Sie mich einige der wichtigsten Trends erläutern.

Wir beobachten eine zunehmende Internationalisierung der Agrar- und Ernährungsmärkte.

Die internationale Verflechtung der Agrar- und Ernährungsmärkte zeigt sich auch darin , dass Unternehmen, die ihre Produkte überwiegend regional oder national vermarkten, mit multinational operierenden Wettbewerbern konkurrieren müssen. Innovation, Harmonisierung von Organisationsstruktur und Markenpolitik, Kostendämpfung durch Synergieeffekte und Qualitätsmanagement sind Elemente einer internationalen Wachstumsstrategie.

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Zweitens:

Eine weitere wichtige Entwicklung ist die Harmonisierung der rechtlichen Rahmenbedingungen auf dem Gemeinsamen Binnenmarkt der EU. Ein einheitliches Lebensmittel- und Markenrecht vereinfacht den Warenaustausch und schafft verlässlichere Bedingungen für multinational operierende Unternehmen. Die EU-Erweiterung um die mittel- und osteuropäischen Länder vollzieht sich auf den Agrar- und Lebensmittelmärkten damit unter anderen Rahmenbedingungen als noch beispielsweise die Süderweiterung im Jahr 1986. Die Integration der Märkte wird sich voraussichtlich rascher vollziehen, wobei Unterschiede in den Faktorentlohnungen zwischen West und Ost durch Produktionstandortverlagerung im Gemeinsamen Binnenmarkt besser ausgenutzt werden können.

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Drittens:

Die Anbieter auf den Agrar- und Ernährungsmärkten sehen sich differenzierten Verbraucherwünschen gegenüber: Qualität, Geschmack, Frische und Erlebniswert sind wichtige Kaufargumente, wobei Rohstoff- und Produktionsqualität eine wichtiger werdende Rolle spielen. Die Differenzierung der Verbraucherwünsche geht mit einem ausgeprägten PreisLeistungsbewusstsein einher. Auch bei hohem Verbrauchereinkommen bleibt der Preis ein wichtiges Kaufkriterium.

Ausgeprägtes Preis-Leistungsbewusstsein in Verbindung mit der Differenzierung der Verbraucherwünsche machen Produktinnovationen immer mehr zu einem unternehmerischen Erfolgsfaktor. Um die Innovationskosten auf einen möglichst großen Absatzmarkt verteilen zu können, müssen sich die Unternehmen der Lebensmittelbranche internationalisieren. Dabei geht es nicht nur um den internationalen Warenaustausch sondern auch um die Errichtung von Produktions- und Vertriebsstätten an mehreren internationalen Standorten, um so die für die Rentabilität von Innovationen wichtigen Größenvorteile (Economies of Scale) besser ausschöpfen zu können.

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Und viertens:

Die Entwicklungen auf den Agrar- und Ernährungsmärkten weltweit und in Europa lassen sich nicht ohne Berücksichtigung der Änderungen in der Handels- und Agrarpolitik abschätzen und beurteilen.

Die laufende Doha-Runde im Rahmen der Welthandelsorganisation wird Anfang 2005 vermutlich mit weiteren deutlichen Liberalisierungsschritten abschließen. Ziel ist es jegliche Art von Exportsubventionen einschließlich Exportkrediten zu eliminieren und den Marktzugang durch abgestufte Zollsenkungen und die Ausweitung des Mindestzuganges zu erhöhen. Aus der Sicht der EU-Landwirte wird es deshalb voraussichtlich in den noch hoch protektionierten Bereichen Zucker, Milch und Rindfleisch zu deutlichen Preissenkungen kommen. In den Luxemburger Beschlüssen zur Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik vom Juni 2003 sowie in den Reformvorschlägen zum Zuckermarkt wird dieser Preisanpassungsbedarf zumindest teilweise berücksichtigt.

Im Bereich der handelsverzerrenden inländischen Agrarssubventionen wird es ebenfalls zu einer Absenkung durch das zukünftige WTO-Abkommen kommen. Diese Subventionen werden voraussichtlich um mehr als 20% reduziert werden, wobei Länder mit hohen Subventionen wie die EU auch voraussichtlich höhere Reduzierungsverpflichtungen werden eingehen müssen. Auch in diesem Bereich greifen die Luxemburger Beschlüsse zur GAPReform dem zukünftigen WTO-Agrarübereinkommen vor, indem sie einen Großteil der als handelsverzerrend einzustufenden Direktzahlungen von der Produktion im Rahmen der Betriebsprämienregelung entkoppelt.

Bezüglich der so genannten nicht-handelsbezogenen Anliegen in den Bereichen Gesundheits-, Umwelt- und Tierschutz, der öffentlichen Güter und externen Effekte der Landwirtschaft in den

Bereichen Landschaftsschutz, Biodiversität und ländliche Entwicklung wird sich im Rahmen der WTO die Überzeugung durchsetzen, dass handelsverzerrende Maßnahmen keine „erstbesten“ Mittel zur Erreichung diesbezüglicher nationaler Ziele sind und solche Ziele nur mit Hilfe von Green-Box-Maßnahmen durchzusetzen sind.

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Die eben skizzierte Internationalisierung und Liberalisierung der Agrar- und Ernährungsmärkte hat eine klassische Fragestellung wieder stärker in den Vordergrund gerückt, und zwar:

Wie sieht unser Verständnis über den Zusammenhang zwischen Wettbewerbsfähigkeit, Handel und Politikgestaltung aus?

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Unser Verständnis hierüber ist stark durch das Theorem des komparativem Vorteils geprägt: dass der Staat möglichst nicht in die Agrarmärkte und damit auch nicht in den internationalen Agrarhandel eingreifen sollte, damit sich die Vorteile des internationalen Warenaustausches voll entfalten können.

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Gleichzeitig wissen wir aber auch, dass die Märkte und Produktionsbedingungen im Agrarbereich nicht immer den Idealvorstellungen eines vollkommenen Marktes entsprechen. Inwieweit müssen wir unsere Vorstellungen über den komparativen Vorteil modifizieren und damit auch unsere Vorstellungen über die Wirkungen einer Liberalisierung?

Schauen wir uns zunächst an, was wir unter internationaler Wettbewerbsfähigkeit zu verstehen glauben.

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Die Abbildung zeigt verschiedene Dimensionen internationaler Wettbewerbsfähigkeit auf.

In Bezug auf die Liberalisierungsdiskussion konzentrieren wir uns zumeist stark auf die Fähigkeit, zu verkaufen und Einkommen zu erwirtschaften. Aber auch die Fähigkeit von Unternehmen, Sektoren und Standorten Produktionsfaktoren anzuziehen und sich an Veränderungen der Rahmenbedingungen anzupassen, spielt in dieser Diskussion eine Rolle.

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Indikatoren für Wettbewerbsfähigkeit lassen sich im Wesentlichen fünf Bereichen zuordnen: Handel, Einkommen, Kosten, Produktivität sowie Investitionen und Innovationen.

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Natürlich nimmt die Politik eine Rolle als Bestimmungsfaktor internationaler Wettbewerbsfähigkeit ein. Allerdings lässt sich über konkrete Zusammenhänge zwischen Politik und internationaler Wettbewerbsfähigkeit anhand empirischer Fakten häufig nur spekulieren. Wenden wir uns also zunächst der Theorie zu.

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Unser Verständnis über den Zusammenhang zwischen internationaler Wettbewerbsfähigkeit, Handel und Politikgestaltung ist stark durch das Theorem des komparativen Vorteil geprägt.

Die Abbildung skizziert das bekannte Lehrbuchbeispiel in seiner neoklassischen Version. Nach dem Theorem sollte nicht im Punkt A, sondern im Punkt B auf der Transformationskurve produziert werden, wo die Grenzrate der Transformation den Terms of trade entspricht. Wenn ein Land sich also in die internationale Arbeitsteilung integriert und die Güter, bei denen es einen komparativen Kostenvorteil hat, exportiert und dafür Güter, bei denen es komparative Nachteil hat, importiert, dann erhöhen sich die Konsummöglichkeiten von Punkt A nach Punkt C, was gleichbedeutend ist mit Wohlfahrtssteigerung (so die Lehre Ricardos).

Um auf einen Markt A international wettbewerbsfähig zu sein, muss ein Land dort komparative Kostenvorteile besitzen; dies impliziert aber, dass dieses Land auf mindesten einem anderen Markt B komparative Kostennachteile hat und folglich dort weniger wettbewerbsfähig ist.

[...]

Ende der Leseprobe aus 49 Seiten

Details

Titel
Internationaler Agrarhandel zwischen komparativem Kostentheorem und neuer Handelstheorie
Untertitel
Schulungsmaterialien zur Agrarökonomik
Autor
Jahr
2004
Seiten
49
Katalognummer
V998156
ISBN (eBook)
9783346372352
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Internationaler Agrarhandel, Produktdifferenzierung, Liberalisierung
Arbeit zitieren
Dr. Gerald Weber (Autor:in), 2004, Internationaler Agrarhandel zwischen komparativem Kostentheorem und neuer Handelstheorie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/998156

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