Dürrenmatt, Friedrich - Der Besuch der alten Dame


Referat / Aufsatz (Schule), 2001

5 Seiten, Note: 13 Punkte


Leseprobe


Friedrich Dürrenmatt: Der Besuch der alten Dame

Tragische Komödie in drei Akten (Prosa) Entstanden 1955

Besuch der alten Dame wurde 1965 von Ingrid Bergmann und Anthony Quinn verfilmt

Zeit: Gegenwart

Ort: Die Kleinstadt Güllen

Zeit der Handlung

Die Zeit der Handlung in "Der Besuch der alten Dame" ist nicht bestimmt. Anhand der Handlung des Romans kann man jedoch sagen, daß, abgesehen von einigen Rückblenden, sich die Handlung nicht länger als ein paar Tage bis Wochen erstrecken dürfte und nicht auf eine spezifische Zeit bezogen ist.

Inhaltsangabe "Der Besuch der alten Dame"

In der Kleinstadt Güllen, nahe der deutsch-schweizerischen Grenze, erwartet man den Besuch einer reichen alten Dame, der Multimillionärin Claire Zachanassian, die als Klara Wäscher in Güllen geboren und aufgewachsen ist.

Ihr Vermögen, das sie von ihrem ersten Mann, einem armenischen Ölscheich, geerbt hat, ist unüberschaubar, auch die Zahl der Ehemänner kann sich sehen lassen. Zur Zeit ist sie mit ihrem siebenten Ehemann unterwegs.

Der Bürgermeister und die Notabilitäten des einst wohlhabenden, nun aber völlig verarmten und heruntergekommenen Städtchens versammeln sich vor dem verwahrlosten Bahnhof, um Claire Zachanassian einen großen Empfang in der Heimat zu bereiten. Sie hoffen natürlich darauf, daß sie eine ansehnliche Stiftung machen wird, die die Finanzen des kleinen Städtchens verbessern und den Lebensstandard der Bürger heben könnte.

Währenddessen erzählt der Kaufmann Ill, ein Mann Mitte Sechzig, was die Kläri Wäscher für ein bildhübsches, wildes und leidenschaftliches Mädchen gewesen sei und daß leider das Leben sie nach einer stürmischen Liebe von ihm getrennt habe.

Noch ehe er damit zu Ende ist, erscheint Frau Zachanassian mit ihrem Gatten und ihrem Gefolge, vier kaugummikauenden ehemaligen Gängstern und zwei blinden Eunuchen.

Die Ovationen, die ihr dargebracht werden, unterbricht sie kurz und bündig mit der Ankündigung, sie werde der Stadt die Summe von einer Milliarde stiften, 50% für die Stadt und 50% aufgeteilt auf alle Bürger, aber nur unter der Bedingung, daß sie sich dafür "Gerechtigkeit" kaufen könne.

Sie will, daß jemand sich bereit erklärt, Ill zu töten. Er habe sie nämlich seinerzeit mit einem Kind sitzenlassen und in einem Vaterschaftsprozeß zwei bestochene Zeugen mitgebracht, die beschworen, ebenfalls ein Verhältnis mit Kläri Wäscher gehabt zu haben. (Es sind die beiden Eunuchen, die sie, als sie reich geworden war, aufspüren, entmannen und blenden ließ und dann in ihr Gefolge aufnahm). Ihr Butler aber ist der Oberrichter, der damals den Vorsitz in dem Prozeß gegen Ill führte.

Der Bürgermeister lehnt das Angebot bestimmt ab: "Frau Zachanassian: Noch sind wir in Europa, noch sind wir keine Heiden. Ich lehne im Namen der Stadt Güllen das Angebot ab. Im Namen der Menschlichkeit. Lieber bleiben wir arm denn blutbefleckt."

Nun geht eine seltsame Veränderung in Güllen vor. Obwohl sich der Bürgermeister natürlich weigerte, die Milliardenstiftung unter diesen Bedingungen anzunehmen, fangen auf einmal alle Einwo hner an, auf großen Fuß zu leben, Anschaffungen zu machen, besser zu essen und zu trinken, kurz alle leben so, als ob sie sicher mit einem beträchtlichen Vermögenszuwachs rechnen könnten. Sie lassen überall anschreiben, und die Kaufleute gewähren ihnen ebenso sorglos Kredit, wie jene ihn in Anspruch nehmen.

Ill wird es unbehaglich. Zwar gewährt auch er seinen Kunden jeden Kredit, aber er fühlt, daß sich etwas gegen ihn zusammenbraut.

Claire Zachanassian aber sitzt ruhig im Hotel "Zum Goldenen Apostel" und beobachtet die Entwicklung der Dinge.

Als ein schwarzer Panther, den sie als Haustier bei sich hat, ausbricht und die männlichen Bewohner von Güllen infolgedessen alle mit Schußwaffen herumlaufen, fühlt Ill sich zum ersten Mal wirklich bedroht.

Er will die aufblühende Stadt verlassen, ist aber innerlich bereits so im Netz seiner Angst verstrickt, daß er es nicht mehr vermag.

Er findet sich eines Tages bereit, sich dem Gericht seiner Mitbürger zu stellen. Er selbst und alle wissen, wie es ausgeht: "Die Stiftung der Claire Zachanassian ist angenommen. Einstimmig. Nicht des Geldes sondern der Gerechtigkeit wegen und aus Gewissensnot. Denn wir können nicht leben, wenn wir ein Verbrechen unter uns dulden, welches wir ausrotten müssen, damit unsere Seelen keinen Schaden erleiden und unsere heiligsten Güter."

Der Bürgermeister aber findet einen genialen Dreh, den moralisch verurteilten Ill nach außen hin zu rehabilitieren: Die Presse wird informiert, daß die Milliardenstiftung von Frau Zachanassian durch Vermittlung des Herrn Ill, ihres Jugendfreundes, zustande gekommen ist. Die Bürger bilden eine Gasse, durch die Ill auf einen "Turner", der ihn am Ende erwartet, zuschreitet. Die Gasse schließt sich. Als sie sich wieder öffnet, liegt Ill am Boden, tot. "Herzschlag", stellt der Stadtarzt fest. Claire Zachanassian läßt ihn in den Sarg legen, den sie in ihrem Reisegepäck mitgebracht hat. Der Bürgermeister erhält den Scheck über eine Milliarde.

Interpretation

Dürrenmatt stellt im Besuch der alten Dame zwei Welten dar, zum einen die der Claire Zachanassian. Sie mußte in Schande ihre Heimatstadt Güllen verlassen, weil Alfred Ill ihr die Vaterschaft leugnete und mit zwei bestochenen Zeugen den Richter täuschte. Sie wird zur Milliardärin und hat nur noch einen Wunsch: Die ihr in Güllen angetane Ungerechtigkeit zu rächen. Für die Verwirklichung dieser Sehnsucht tut sie alles. Menschen sind für sie nur käufliche Ware. Deutlich wird dies an der Titulierung ihrer Umwelt. Ihre Gatten, die sie ständig wechselt, nennt sie Moby, Hoby und Zoby, ihren Kammerdiener, den ehemalige Richter, der von Ill betrogen wurde, nennt sie Boby. Koby und Loby sind die beiden Zeugen, und Toby und Roby nennt sie die beiden kaugummikauenden Sänftenträger Die alte Dame ist unerbittlich, ihr Haß gegen Ill und ihre Sehnsucht nach Gerechtigkeit sind so groß, daß sie darüber hinaus alles andere vergißt. Indem sie die Liegenschaften Güllens aufkauft, gewinnt sie die totale wirtschaftliche Macht über die Bürger des Dorfes.

Die eine Handlungsebene des Stückes wird von Claire Zachanassian repräsentiert und ist voll und ganz auf den Mord an Ill und ihre damit verbundene Rache gerichtet.

Die andere Handlungsebene wird von den Bürgern repräsentiert, die sich den eigenen Wohlstand auf die Fahnen geschrieben haben. Ihnen geht es um Wohlstand um jeden Preis, einzig am Beginn wird der Aspekt der Humanität höher bewertet. (S. 50) DER BÜRGERMEISTER: "Noch sind wir in Europa, noch sind wir keine Heiden. Ich lehne im Namen der Stadt Güllen das Angebot ab. Im Namen der Menschlichkeit. Lieber bleiben wir arm denn blutbefleckt" (s.oben).

Schlußgedanke

Natürlich geht es dem Autor in diesem Stück nicht darum, die banale Wahrheit "Mit Geld l äß t sich alles kaufen" durch eine Bühnenparabel zu erhärten.

Vielmehr wollte er zeigen, daß die Aussicht auf die Milliarde das "sittliche Gewissen" der Güllener so mobilisiert, daß sie in der Tat Gerechtigkeit zu üben glauben, wenn sie ihren Mitbürger Ill töten.

Kein Mensch hätte je danach gefragt, wenn einer aus ihrer Mitte ein armes Mädchen hätte sitzen lassen - der "Frevel an der Milliardärin" aber verlangt Sühne.

Mag das Recht auch eine integrale Größe sein, die "Gerechtigkeit" ist eine relative und wird dem Zuteil, der sie zu kaufen vermag. Dies ist die vernichtende Vorstellung dieser wirklich tragischen Komödie.

Dramen:

Romulus der Große, 1950

Die Ehre des Herrn Mississippi, 1952

Ein Engel kommt nach Babylon, 1954

Der Besuch der alten Dame, 1956

Die Physiker, 1962

Romane:

Der Richter und sein Henker, 1952

Grieche sucht Griechin, 1955

Die Panne, 1956

Das Versprechen, 1958

Hörspiele:

Unternehmen Wega, 1955

Nächtliches Gespräch mit einem verachteten Menschen, 1957

Preise:

Hörspielpreis der Kriegsblinden, 1957

Schiller-Preis der Stadt Mannheim, 1959

Buber-Rosenzweig Medaille, 1977

Österreichischer Staatspreis für Europäische Literatur, 1983

Karl- Zuckermayer Medaille, 1984

Georg-Büchner-Preis, 1986

Ernst-Robert-Curtuis-Preis, 1989

Ende der Leseprobe aus 5 Seiten

Details

Titel
Dürrenmatt, Friedrich - Der Besuch der alten Dame
Note
13 Punkte
Autor
Jahr
2001
Seiten
5
Katalognummer
V99861
ISBN (eBook)
9783638982962
Dateigröße
471 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Kompakt zusammengefaßt aus ca. 10 Webseiten und einigen Büchern
Schlagworte
Dürrenmatt, Alte Dame, Besuch, Thema Der Besuch der alten Dame
Arbeit zitieren
Sebastian Thauer (Autor:in), 2001, Dürrenmatt, Friedrich - Der Besuch der alten Dame, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99861

Kommentare

  • Gast am 7.5.2010

    sehr hilfreich

  • Gast am 2.6.2008

    Besuch der alten Dame.

    Danke
    durch sie hab ich endlich das buch verstanden ich werde morgen eine klassenarbeit darüber schreiben und ich hoffe die zusammenfassung wird mir dabei helfen
    danke sehr :)

    weiter so sehr verständliche verfassung für jung und alt

  • Gast am 4.3.2003

    kläri.

    weiter so!

  • Gast am 24.5.2002

    Lord.

    Echt gut gelungen,deine Zusammenfassung hat mir bei meinen Referatvorbereitungen echt geholfen

  • Gast am 4.2.2002

    Großes Lob an den Verfasser!!!.

    Wir lesen dieses Buch gerade auch und ich finde dazu eine solche Zusammenfassung zu schreiben ist sehr schwer,da das Buch in der Form eines Drehbuches geschreiben ist.
    Ich finde die Zusammenfassung sehr gut gelungen!!!

    Mein Kompliment!!!

  • Gast am 2.10.2001

    Nicht schlecht.

    Der Text ansich ist nicht schlecht, wobei es mir äußerst positiv aufgefallen ist, wie genau der Inhalt diese Werkes wiedergegeben wird. Meiner Meinung nach erübrigt sich dank dieser Inhaltsangabe das lesen des Buches komplet.

Blick ins Buch
Titel: Dürrenmatt, Friedrich - Der Besuch der alten Dame



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