Die Zeit des Nationalsozialismus wird in der Fachliteratur häufig als die Geburtsstunde der modernen und massenwirksamen Propaganda bezeichnet. In diesem Zusammenhang tauchen in erster Linie die Namen des massenhypnotisierenden Propagandaminister Joseph Goebbels und von Hitlers Filmemacherin Leni Riefenstahl auf, die vor allem durch ihre Dokumentation der Olympischen Spiele 1936 in Berlin bekannt wurde. Die Propaganda im Dritten Reich zeichnete sich tatsächlich durch den Einsatz von modernen Massenmedien aus. Die Radiosendungen der Führung gelangten durch die eiligst produzierten Volksempfänger in jeden Haushalt, in öffentlichen Fernsehstuben verfolgten viele Deutsche die Auftritte Adolf Hitlers, die Kinogänger wurden von der Wochenschau berieselt und die Zeitungen im Reich wurden gleichgeschaltet. Im Verlauf des Krieges wurde diese "Errungenschaften" dann allmählich auf die eroberten Gebiete ausgedehnt und durch spezifische Informationen für die jeweilige Bevölkerung ergänzt, wobei der Rundfunk und die Presse die größte Rolle spielten.
Genau wie im ursprünglichen Reichsgebiet verfolgten die Machthaber in Berlin auch in den besetzten Territorien bestimmte Ziele mit ihrer Propaganda, welche sich aber auch je nach Einsatzort unterscheiden konnten. Um zu vermeiden, daß der Führung unliebsame Informationen der Öffentlichkeit bekannt wurden, stand das Hören ausländischer Radiosendungen unter drakonischen Strafen, während Druckerzeugnisse aus dem Ausland nicht mehr eingeführt werden durften. Die inländische Presse stand unter der Kontrolle von Goebbels Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda und hatte die Anweisungen des Deutschen Nachrichtenbüros und der täglichen Berliner Pressekonferenz zu befolgen. Darüberhinaus gab der Reichspressechef , Otto Dietrich, ab 1940 eine Tagesparole heraus, die das von der Partei gewünschte Meinungsbild der Presse umriß. Auch der Reichsleiter der NSDAP, Alfred Rosenberg, wirkte vor allem durch seine Bücher "Blut und Ehre" und "Der Mythus des 20.Jahrhunderts" an der Propagandabildung der Nationalsozialisten mit, wobei sich die Bücher vornehmlich an deutsche Leser richteten, um deren Glauben an die NS-Ideologie zu festigen. In seiner ab 1940 ausgeführten Tätigkeit als Minister für die Ostgebiete hatte er jedoch erheblichen Anteil an der dort eingesetzten Propaganda, die auch für das besetzte Weißrussland gedacht war.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Historischer Kontext
- 2.1 Die Europa-Konzeptionen der Nationalsozialisten
- 2.2 Das Verhältnis der nationalsozialistischen Machthaber zu den Völkern in den besetzten Gebieten
- 3. Die Propaganda für das Neue Europa in Weißrussland von 1941 bis 1944
- 3.1 Neues Europa versus Altes Europa
- 3.2 Das Neue Europa als wirtschaftlicher und kultureller Gegenbegriff zu Kapitalismus und Kommunismus
- 3.3 Die Rolle Weißrusslands im Neuen Europa
- 3.4 Phasen in der Propaganda für das Neue Europa
- 4. Schlußbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die nationalsozialistische Propaganda im besetzten Weißrussland (1941-1944) mit dem Fokus auf die "Neues Europa"-Ideologie. Ziel ist es, die Ziele und Methoden dieser Propaganda zu analysieren und deren differenzierte Anwendung aufzuzeigen.
- Die Europa-Konzeptionen der Nationalsozialisten und deren wirtschaftliche und politische Interessen.
- Das Verhältnis der NS-Machthaber zur Bevölkerung der besetzten Gebiete, insbesondere zu den slawischen Völkern.
- Die Umsetzung der "Neues Europa"-Propaganda in Weißrussland mittels Medien wie der Minsker Zeitung.
- Die verschiedenen Phasen und Strategien der Propaganda.
- Die unterschiedliche Ausrichtung der Propaganda je nach Zielgruppe, Ort und Zeitpunkt.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beschreibt den Kontext der nationalsozialistischen Propaganda, insbesondere den Einsatz moderner Massenmedien und die Kontrolle der Informationsflüsse im Deutschen Reich und den besetzten Gebieten. Sie führt den Fokus auf die Propaganda im besetzten Weißrussland ein und benennt die Forschungsfrage nach den Zielen und Methoden der "Neues Europa"-Propaganda. Die Arbeit wird als Untersuchung der nationalsozialistischen Propaganda im besetzten Weißrussland angekündigt, welche auf deutschsprachigen Quellen basieren wird. Der Begriff "Weißruthenien" im NS-Sprachgebrauch wird erläutert, um die Einordnung der weißrussischen Bevölkerung im NS-Europa zu verdeutlichen.
2. Historischer Kontext: Dieses Kapitel beleuchtet die europapolitischen Konzepte der Nationalsozialisten und deren Verhältnis zu den Völkern in den besetzten Gebieten. Es beschreibt die wirtschaftlichen Interessen hinter den Eroberungen und die Art und Weise, wie die Nationalsozialisten in den eroberten Ländern agierten, insbesondere ihr Umgang mit der slawischen Bevölkerung im Osten. Dieser Abschnitt legt den historischen Hintergrund für die spätere Analyse der Propaganda im besetzten Weißrussland. Die Ausführungen umfassen die wirtschaftlichen Beweggründe und die ideologische Begründung der NS-Expansion. Der Abschnitt beschreibt die politischen und ideologischen Ziele der NS-Herrschaft.
3. Die Propaganda für das Neue Europa in Weißrussland von 1941 bis 1944: Dieses Kapitel analysiert die "Neues Europa"-Propaganda im besetzten Weißrussland zwischen 1941 und 1944, unter Verwendung von Quellen wie der Minsker Zeitung und Archiven. Es untersucht die Gegenüberstellung von "Neuem" und "Altem" Europa, die Darstellung des "Neuen Europa" als Gegenmodell zu Kapitalismus und Kommunismus und die Rolle Weißrusslands innerhalb dieses Konzepts. Die Analyse umfasst die verschiedenen Phasen der Propaganda und deren Anpassung an die jeweilige Situation. Die Untersuchung umfasst die verschiedenen Strategien und Botschaften, die durch unterschiedliche Medien verbreitet wurden und an unterschiedliche Zielgruppen gerichtet waren.
Schlüsselwörter
Nationalsozialistische Propaganda, Neues Europa, Weißrussland, Besatzungszeit (1941-1944), Minsker Zeitung, Massenmedien, Slawische Völker, Ideologie, Wirtschaftliche Interessen, Propaganda-Methoden.
Häufig gestellte Fragen zur nationalsozialistischen Propaganda in Weißrussland (1941-1944)
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die nationalsozialistische Propaganda im besetzten Weißrussland zwischen 1941 und 1944, mit besonderem Fokus auf die "Neues Europa"-Ideologie. Sie untersucht die Ziele und Methoden dieser Propaganda und deren differenzierte Anwendung.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit basiert auf deutschsprachigen Quellen, darunter die Minsker Zeitung und Archivmaterialien. Sie nutzt diese Quellen, um die "Neues Europa"-Propaganda im besetzten Weißrussland zu untersuchen.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Europa-Konzeptionen der Nationalsozialisten, ihr Verhältnis zur Bevölkerung der besetzten Gebiete (insbesondere den slawischen Völkern), die Umsetzung der "Neues Europa"-Propaganda in Weißrussland mittels verschiedener Medien, die verschiedenen Phasen und Strategien der Propaganda, sowie die unterschiedliche Ausrichtung der Propaganda je nach Zielgruppe, Ort und Zeitpunkt.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die Ziele und Methoden der nationalsozialistischen "Neues Europa"-Propaganda im besetzten Weißrussland zu analysieren und deren differenzierte Anwendung aufzuzeigen. Sie untersucht die wirtschaftlichen und politischen Interessen der Nationalsozialisten und deren Umsetzung durch Propaganda.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zum historischen Kontext, ein zentrales Kapitel zur Analyse der "Neues Europa"-Propaganda in Weißrussland (1941-1944) und eine Schlussbetrachtung. Jedes Kapitel behandelt spezifische Aspekte der Propaganda und deren Auswirkungen.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Schlüsselbegriffe sind: Nationalsozialistische Propaganda, Neues Europa, Weißrussland, Besatzungszeit (1941-1944), Minsker Zeitung, Massenmedien, Slawische Völker, Ideologie, Wirtschaftliche Interessen, Propaganda-Methoden.
Was wird in der Einleitung erläutert?
Die Einleitung beschreibt den Kontext der nationalsozialistischen Propaganda, den Einsatz moderner Massenmedien, die Kontrolle der Informationsflüsse, und führt den Fokus auf die Propaganda im besetzten Weißrussland ein. Sie formuliert die Forschungsfrage und erläutert den Begriff "Weißruthenien" im NS-Sprachgebrauch.
Was wird im Kapitel zum historischen Kontext behandelt?
Dieses Kapitel beleuchtet die europapolitischen Konzepte der Nationalsozialisten und deren Verhältnis zu den Völkern in den besetzten Gebieten. Es beschreibt die wirtschaftlichen Interessen hinter den Eroberungen und den Umgang der Nationalsozialisten mit der slawischen Bevölkerung im Osten.
Was ist der Schwerpunkt des Kapitels zur "Neues Europa"-Propaganda?
Dieses Kapitel analysiert die "Neues Europa"-Propaganda in Weißrussland (1941-1944) anhand von Quellen wie der Minsker Zeitung. Es untersucht die Gegenüberstellung von "Neuem" und "Altem" Europa, die Rolle Weißrusslands im "Neuen Europa", und die verschiedenen Phasen und Strategien der Propaganda.
- Citation du texte
- Alexander Pilic (Auteur), 2000, Das Neue Europa in der nationalsozialistischen Propaganda - Untersuchung am Beispiel des okkupierten Weißrussland 1941 - 1944, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9987