In dieser Arbeit wird der Frage nachgegangen, welche Voraussetzungen gegeben sein müssen, damit bei einer Tätigkeit wie dem Tanzen eine über das bloße Gemeinschaftsgefühl hinausgehende Sozialität entsteht. Hierfür dienen Breakdancing beziehungsweise Tanz im Hip-Hop als prädestiniertes Untersuchungsobjekt. Zunächst ist diesbezüglich jedoch eine Präzision und Klärung der relevanten aber teils diffusen Begriffe vonnöten, die im Falle der Hip-Hop-Kultur eng mit dem jeweiligen Entstehungskontext verknüpft sind.
Die Beschäftigung mit dem Begriff Gemeinschaft, gekoppelt mit der zwangsläufigen Bestimmung dessen in Abgrenzung zu dem Begriff Gesellschaft, lässt sich bis in die Ursprungszeit der deutschsprachigen Soziologie zurückverfolgen. Gleichzeitig lässt sich an diesem Begriffspaar das Prinzip der doppelten Hermeneutik verdeutlichen: Der Diskurs über die Bedeutung eines Begriffes in den Sozialwissenschaften hat keine absolute Deutungshoheit über den Diskurs darüber in der alltäglichen Welt, wenngleich sich diese Verstehensprozesse gegenseitig beeinflussen.
Welches Verständnis ein bestimmtes angenommenes soziales Milieu von 'Kultur' hat, kann beispielsweise Gegenstand einer etwaigen sozialwissenschaftlichen Untersuchung sein und in Form der publizierten Ergebnisse wiederum in den wissenschaftlichen Diskurs einfließen. Und in diesem Diskurs selbst gibt es wiederum oft mehrere miteinander konkurrierende Meinungen und Ansichten. Alltägliche Aussagen wie "Dieses Fußballteam ist eine eingeschworene Gemeinschaft" oder "Unsere Gemeinschaft im Schrebergartenverein steht über allem!" stellen beispielhaft einen Pol im Spannungsfeld dieser Aushandlungsprozesse in Bezug auf Gemeinschaft dar.
Selbst ohne vertiefende Kenntnisse vorweisen zu müssen, scheint offensichtlich zu sein, dass in diesen beiden Fällen Menschen auf mehr oder weniger engem beziehungsweise festgelegtem Raum etwas zusammen machen, was mit einem daraus resultierenden Gemeinschaftsgefühl einhergeht und es daher sinnig erscheint, warum Menschen diesen Prozessen den Begriff Gemeinschaft zuschreiben. Eine in dieser Hinsicht interessante Tätigkeit stellt allgemein das Tanzen dar, bei der eben wiederum nicht direkt offensichtlich ist, inwieweit man bei tanzenden Gruppen davon reden kann, dass diese eine Gemeinschaft nach festgelegten Kriterien bilden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Breakdance als Teil der Hip-Hop-Kultur: eine Begriffsbestimmung
- 3. Hip-Hop als Beispiel einer juvenilen Szene
- 4. Breakdance als Sonderform des Tanzes
- 5. Breakdance als Wettkampf
- 6. Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Ausarbeitung befasst sich mit der Frage, ob Tanzen, insbesondere Breakdancing, zur Bildung von Gemeinschaften beitragen kann. Im Fokus stehen die Voraussetzungen für eine über das bloße Gemeinschaftsgefühl hinausgehende Sozialität innerhalb dieser Tanzform. Dabei werden die Besonderheiten der Hip-Hop-Kultur und die Entstehungsgeschichte des Breakdance beleuchtet.
- Die Bedeutung von Gemeinschaft und Gesellschaft in der Soziologie
- Hip-Hop als Kulturphänomen und seine verschiedenen Elemente
- Die Entstehung und Entwicklung des Breakdance
- Breakdance als Ausdruck von Individualität und Rebellion
- Breakdance als Wettbewerbsform und seine Bedeutung für die Community
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung
Die Einleitung führt in die Thematik der Gemeinschaft und Gesellschaft ein und beleuchtet die Bedeutung dieser Begriffe in der Soziologie. Sie stellt die Frage nach den Voraussetzungen für die Bildung einer Gemeinschaft im Kontext des Tanzens und fokussiert auf Breakdancing als Untersuchungsobjekt. - Kapitel 2: Breakdance als Teil der Hip-Hop-Kultur: eine Begriffsbestimmung
Dieses Kapitel definiert den Begriff Hip-Hop und seine verschiedenen Elemente, darunter Breakdance, Rap, Graffiti und DJ-Techniken. Es beschreibt die Entstehung des Breakdance im Kontext der Hip-Hop-Kultur, insbesondere die Rolle von DJ Kool Herc und Coke La Rock. - Kapitel 3: Hip-Hop als Beispiel einer juvenilen Szene
Das Kapitel beleuchtet die Bedeutung von Hip-Hop als jugendkulturelle Bewegung und seine Bedeutung für die Jugendkultur. Es wird auf die Rolle von Hip-Hop als Ausdruck von Rebellion, Individualität und Subkultur eingegangen. - Kapitel 4: Breakdance als Sonderform des Tanzes
Hier wird Breakdance als eigenständige Tanzform analysiert und seine Abgrenzung zum traditionellen Tanz deutlich gemacht. Es wird auf die besonderen Elemente von Breakdance wie Breaking, Popping und Locking sowie den Einfluss von Michael Jackson und dem Moonwalk eingegangen.
Schlüsselwörter
Breakdance, Hip-Hop, Gemeinschaft, Gesellschaft, Jugendkultur, Subkultur, Tanz, Kultur, Individualität, Rebellion, Wettkampf, DJ Kool Herc, Coke La Rock, Michael Jackson, Moonwalk, Breaking, Popping, Locking.
- Citation du texte
- Martin Fischer (Auteur), 2020, Gemeinschaftlichkeit durch Tanzen? Entstehung von Sozialität in Breakdance-Gruppen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/999660