Wechselwirkungen von Enkopresis und psychischen Störungen


Hausarbeit, 2020

13 Seiten, Note: 1,2

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Definition und Klassifikation
2.1 ICD-10 und DSM-V
2.2 ROME-III

3. Ursachen
3.1 Genetische und physische Ursachen
3.2 Psychische Ursachen

4. Komorbiditäten: klinisch relevante psychische Begleitstörungen
4.1 Störungen im Sozialverhalten
4.2 ADHS
4.3 Emotionale Störungen mit Trennungsangst
4.4 Phobien
4.5 Generalisierte Angststörungen
4.6 Depressive Störungen

5. Schlussfolgerung

Bibliografie

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: "Klassifikation der Enkopresis nach DSM-IV und ICD-10"

Abbildung 2: "Kriterien nach ROME-III"

1. Einleitung

„Enkopresis ist eine der häufigsten aber auch tabuisiertesten und vernachlässigten Störungen im Kindesalter, für die es jedoch effektive Behandlungsmöglichkeiten gibt“(Gontard, 2011, S. Vorwort zu 1.Aufl.).

Enkopresis stellt eine häufige Erkrankung im Kindesalter dar, die etwa 1 bis 3 Prozent aller Kinder betrifft(Gontard, 2010, S. Einleitung). Die Betroffenen und ihr Umfeld unterliegen einem hohen Leidensdruck, welcher durch gesellschaftliches tabuisieren und stigmatisieren oftmals noch intensiviert wird (Gontard, 2011, S. 13). Sowohl in der Öffentlichkeit als auch in Fachkreisen wird das Thema stark gemieden(Gontard, 2011, S. 13).

Mittlerweile gibt es vielzählige effektive Behandlungsmöglichkeiten. Trotzdem handelt es sich weiterhin um eine kaum erforschte Störung, obwohl diese prägend für die weitere Entwicklung der Betroffenen ist (Gontard, 2011, S. 11).

So liegen zu dem Thema lediglich zwei Monografien vor. Die erste von Karl Krisch aus dem Jahre 1985 und eine weitere von Alexander von Gontard von 2004 (von Gontard, 2004 & Krisch, 1985).

Die Rate, der zusätzlich vorliegenden relevanten psychischen Begleitstörungen ist 3- bis 5-fach erhöht, gegenüber Kindern, die nicht einkoten (Gontard, 2010, S. 21).

Gegenstand dieser Arbeit ist es, einen Überblick über den aktuellen Forschungstand zu geben, in Bezug zu der Frage, ob es sich bei der Enkopresis eher um die Ursache oder Folge von psychischen Störungen handelt. Es wird angenommen, dass es sich bei Komorbiditäten hauptsächlich um durch die Enkopresis ausgelöste Krankheitsbilder handelt, psychische Störungen jedoch im Zusammenspiel mit weiteren Faktoren auch als Auslöser für eine Enkopresis fungieren können.

Hierfür wird die Enkopresis als durch ausgesuchte Klassifikationsschemata definiert und die verschiedenen Erscheinungsformen erläutert. Es folgt eine Darstellung verschiedener Ursachen (Ätiologie) für das Auftreten der Krankheit. Im Anschluss werden klinisch relevante psychische Begleitstörungen ausgeführt. Abschließend werden die theoretischen Erläuterungen in Bezug zur Fragestellung gesetzt und die Rolle der Ursachen und Folgen der Enkopresis diskutiert.

2. Definition und Klassifikation

„Allgemein kann die Enkopresis als ein willkürliches oder unwillkürliches Absetzen von Stuhl an dafür nicht vorgesehenen Stellen, ab einem Alter von 4 Jahren nach Ausschluss organischer Ursachen definiert werden“(Gontard, 2010, S. 1).

2.1 ICD-10 und DSM-V

Es gibt drei Klassifikationssysteme, die das Krankheitsbild der Enkopresis beschreiben:

- DSM-IV (heute DSM-V)
- ICD-10
- ROME-III

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: "Klassifikation der Enkopresis nach DSM-IV und ICD-10"

Anmerkung: adaptiert von von Gontard, A. (2010), S.1f

Abbildung 1 zeigt, dass sich die Klassifikationssysteme lediglich in der Dauer, die vorliegen muss, bis es zu einer Diagnose kommt, unterscheiden. Die im DSM-IV aufgeführte kürzere Störungsdauer ist jedoch wesentlich sinnvoller und praxisrelevanter (Gontard, 2010, S. 3). Die in beiden Systemen beschriebene Altersdefinition von 4 Jahren ist laut Gontard (2010, S. 2) angemessen, da noch 18 Prozent der dreijährigen Mädchen und 46 Prozent der dreijährigen Jungen einkoten. Die Zahlen ab dem 4 Lebensjahr jedoch bei Mädchen auf 1 Prozent und bei Jungen auf 8 Prozent abfallen (Gontard, 2010, S. 2).

Die DSM-IV Klassifikation unterscheidet zwischen zwei Subtypen der Enkopresis:

- Enkopresis mit Obstipation und Überlaufinkontinenz
- Enkopresis ohne Obstipation und Überlaufinkontinenz

Primäre und Sekundäre Formen werden zwar beschrieben, jedoch nicht weiter ausgeführt und definiert (Gontard, 2011, S. 16). Die Unterscheidung, ob eine Obstipation und Retention vorliegt ist ohnehin entscheidender, als eine Unterscheidung in primäre und sekundäre Formen (Gontard, 2011, S. 17).

Die als „nicht organische Enkopresis“ beschriebene Erkrankung wird im ICD-10 in eine primäre und eine sekundäre Subform unterteilt. Die primäre Form beschreibt die „Verlängerung der normalen infantilen Kontinenz“(Gontard, 2011, S. 16), also die Unfähigkeit des Kindes Kontrolle über seinen Darm zu erlangen. Der Kontinenzverlust nach einer längeren Periode der Darmkontrolle wird als sekundäre Form der Enkopresis definiert (Gontard, 2011, S. 16).

Sowohl die ICD-10 als auch DSM-IV wurden Anfang der 1990er Jahre entwickelt, sodass sie auf dem Forschungstand der 1980er Jahre beruhen (Gontard, 2010, S. 4). Sie können heutzutage als „orientierende Grundschemata“(Gontard, 2010, S. 4) genutzt werden, da es mittlerweile ein aktuelleres Klassifikationsschema von der Fachgruppe der pädiatrischen Gastroenterologie gibt: die ROME-III Klassifikation.

2.2 ROME-III

Die ROME-III verwendet anstatt des Begriffes der Enkopresis den neutraleren Begriff der Stuhlinkontinenz. Diese Klassifikation unterscheidet in: (Rasqin, et al., 2006, S. 1528, (eigene Übersetzung))

- Funktionelle Obstipation (als übergeordnete Störung)
- Nicht- retentive Stuhlinkontinenz

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: "Kriterien nach ROME-III"

Anmerkung: adaptiert von Rasquin et.al. (2006), S. 1528ff

Im Vergleich zum ICD-10 und dem DSM-IV/V wurden bis auf das Entwicklungsalter alle Diagnosekriterien revidiert und stärker an die Praxis angepasst. Jedoch werden Sonderformen wie das Toilettenverweigerungssyndrom und die Toilettenphobie nicht klassifiziert (Gontard, 2011, S. 20).

Da jedoch die Mehrzahl der Studien und Publikationen auf dem DSM-IV/V und dem ICD-10 basieren, wurden alle drei Klassifikationen in dieser Arbeit betrachtet

3. Ursachen

Bei der Enkopresis interagieren psychische und somatische Faktoren. Es handelt sich bei der Entstehung also um ein multifaktorielles Geschehen (Gontard, 2011, S. 35).

Von besonderer Bedeutung hierbei ist die bereits erwähnte Unterscheidung in Enkopresis mit und ohne Obstipation (Gontard, 2010, S. 35).

3.1 Genetische und physische Ursachen

Empirische Familienstudien, unteranderem von Bellmann (1966), zitiert in von Gontard, 2010, S. 24) zeigten, dass 9,6 Prozent der Väter, 1,1 Prozent der Mütter und 1,6 Prozent der Brüder von Betroffenen ebenfalls einkoteten. Jedoch weisen diese lediglich auf eine mögliche genetische Disposition hin, denn die Umwelt- und genetischen Faktoren sind oftmals nicht eindeutig voneinander zu trennen (Gontard, 2011, S. 35). Wie sich die genetische Disposition jedoch konkret auswirkt, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vollständig geklärt (Gontard, 2011, S. 38).

Auch die physischen Ursachen sind vielfältig, jedoch ist hierbei die Unterscheidung zwischen Enkopresis mit und ohne Obstipation wichtig. Vor allem bei einer Obstipation liegt eine deutliche genetische Disposition vor (Gontard, 2010, S. 25).

Folgende Faktoren können unter anderem Gründe für eine Enkopresis mit Obstipation sein:

- Anatomische Ursachen: z.B. anale Fissuren, d.h. schmerzhafte Schleimhautrisse im Analbereich.
- Medikamentöse Ursachen: Medikamentöse Nebenwirkungen von bspw. Antidepressive oder Bluthochdruckmittel.
- Neurogene Ursachen: z.B. infantile Zerebralparese, eine zerebrale Bewegungsstörung ausgelöst durch frühkindliche Hirnschädigung. (Gontard, 2010, S. 18f)

Für eine Enkopresis ohne Obstipation gibt es folgende mögliche Auslöser:

- Diarrhöe: jegliche Arten von Durchfall ob infektiös oder funktionell (längerer Zeitraum).
- Postoperative Ursachen: z.B. Schädigung des Enddarms im Rahmen einer Operation.
- Neurogene Ursachen: z.B. eine Spina bifida (offener Rücken) (Gontard, 2010, S. 19f).

3.2 Psychische Ursachen

Auch die möglichen psychischen Ursachen weisen eine Heterogenität der psychischen Somatik auf, sodass davon auszugehen ist, dass der Zusammenhang zwischen psychischen Störungen und der Enkopresis sehr komplex ist (Gontard, 2011, S. 126).

[...]

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Wechselwirkungen von Enkopresis und psychischen Störungen
Hochschule
Cologne Business School Köln
Note
1,2
Jahr
2020
Seiten
13
Katalognummer
V999671
ISBN (eBook)
9783346379412
ISBN (Buch)
9783346379429
Sprache
Deutsch
Schlagworte
wechselwirkungen, enkopresis, störungen
Arbeit zitieren
Anonym, 2020, Wechselwirkungen von Enkopresis und psychischen Störungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/999671

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