Erklärungsansätze der konträren Entwicklung auf dem deutschen und amerikanischen Arbeitsmarkt 1980-1999


Dossier / Travail, 1999

34 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Stilisierte Fakten der Arbeitsmarktentwicklung in Deutschland und Amerika der letzten 20 Jahre

3. Die empirische Relevanz von Theorien institutioneller Arbeitslosigkeit

4. Makroökonomisch orientierte Theorien der Arbeitslosigkeit
4.1. Überblick der dogmengeschichtlichen Entwicklung der Makroökonomik...
4.1.1. Der Keynesianismus der 60er Jahre
4.1.2. Die Angebotsschocks der 70er Jahre
4.1.3. Milton Friedmans „Monetarismus“
4.1.4. Die „Neue klassische Makroökonomik“ und die Lucas-Kritik
4.1.5. Der Neo-Keynesianismus
4.1.6. Der wirtschaftspolitische Kompromiß, oder: was die Praxis mit den theoretischen Erkenntnissen anfängt
4.2. Die empirischen Probleme der makroökonomischen Theorien bei der Er- klärung der Arbeitslosigkeitsentwicklung in Deutschland und den USA..

5. Die Hystersis-Theorie und deren empirische Evidenz
5.1. Der Hysteresis-Begriff
5.2. Ökonomische Begründungen für Hysteresis auf dem Arbeitsmarkt
5.3. Empirische Relevanz für den Ländervergleich Deutschland - USA

6. Fazit, abgeleitete Politikempfehlungen und Ausblick in die Zukunft

7. Zusammenfassung

VII. ANHANG: Figuren und Abbildungen

IX. LITERATURVERZEICHNIS

1. Einleitung

Dieser Beitrag befaßt sich mit der Arbeitsmarktsituation in Deutschland und den USA in den letzten 25 Jahren. Bereits ein sehr oberflächlicher Blick auf die aktuelle Lage auf den Arbeitsmärkten genügt, um die gewaltigen Unterschiede aufzuzeigen, die am Ende dieses Jahrhunderts bestehen. Während in den USA mit einer Arbeitslosenquote (ALQ) von 4,9% praktisch Vollbeschäftigung herrscht, kann hiervon in Deutschland mit einer ALQ von 9,7% keine Rede sein1. Die Arbeitslosigkeit ist mittlerweile zum größten wirtschaftlichen Problem Kontinentaleuropas geworden. Während jedoch einige der europäischen Staaten auf verschiedene Weisen in den 90er Jahren die Arbeitslosigkeit teilweise sehr erfolgreich bekämpft haben, wie zum Beispiel England oder die Niederlande, so ist dies Deutschland bislang nicht gelungen. Es reiht sich seit einigen Jahren etwa mit Frankreich und Italien in den Kreis derjenigen europäischen Staaten ein, die seit Beginn der 90er Jahre einen säkularen Anstieg der Arbeitslosigkeit zu verzeichnen haben.

Der momentane Erfolg Amerikas bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit wird von den Ökonomen mehrheitlich mikroökonomisch begründet. Der amerikanische Arbeitsmarkt wird im allgemeinen als flexibler angesehen, es existierten weniger strukturelle Barrieren, die Lohnfindung sei stärker marktorientiert, die soziale Sicherung schwächer ausgeprägt. Wie ich in Abschnitt 3 darlegen werde, sind jene Theorien aber ungeeignet, die so günstige amerikanische Beschäftigungsentwicklung vollständig zu erklären. Daher ist eine gründlichere Auseinandersetzung mit anders orientierten Ansätzen notwendig. Dies soll in diesem Beitrag geschehen. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf dem Gebiet der Makroökonomik. Im Verlauf der Dogmengeschichte war die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Makroökonomik und Arbeitslosigkeit und insbesondere die nach der staatlichen Rolle und wirtschaftspolitischen Beeinflußbarkeit innerhalb dieses Zusammenhangs heiß umstritten. Oftmals wechselten die Theorien den Standpunkt, beschauten das Problem von einer anderen Perspektive. Diese Entwicklung soll mit entsprechend kurzer theoretischer Fundierung nachgezeichnet werden. Aus dieser Position heraus sollen dann die aktuellen makroökonomisch orientierten Politikempfehlungen betrachtet und ebenfalls empirisch evaluiert werden.

Eine Sonderstellung hat dabei die relativ neue Hysteresis-Theorie, die speziell die starke Persistenz der Arbeitslosigkeit in Europa zu erklären sucht. Sie ist in ihrem Wesen zwischen mikro- und makro-orientierten Theorien angesiedelt. Ihr ist der Abschnitt 5. gewidmet. Ein Fazit und einige Politikempfehlungen schließen den Beitrag ab.

2. Stilisierte Fakten der Arbeitsmarktentwicklung in Deutschland und Amerika der letzten 20 Jahre

Die Figuren 1-12 im Anhang geben einen Überblick über wichtige arbeitsmarktrelevante Daten Deutschlands und Amerikas von 1970-1998. Es wird deutlich, daß Amerika traditionell eine Beschäftigungs- und Erwerbsquote auf höherem Niveau hat als Deutschland, beide Quoten aber von diesem höheren Niveau aus über die letzten zwanzig Jahre sogar noch ausbauen konnte, während in Deutschland beide Quoten trotz niedrigeren Anfangswertes rückläufig waren (siehe Abb.1+2).

Bemerkenswert ist die Zeitreihe der standardisierten Arbeitslosenquote [ALQ] (Abb.3). Offenbar waren die USA nicht immer erfolgreicher in der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit als Deutschland. Im Gegenteil, die deutsche Arbeitslosigkeit war bis 1984 grundsätzlich niedriger als die amerikanische. Erst seit 1994 ist die USA erfolgreicher in der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit als Deutschland. In den USA fällt seit 1982 die ALQ (mit Ausnahme der Rezessionszeit 1991) stetig ab, während in Deutschland seit 1992 spätestens ein starker trendmäßiger Anstieg der ALQ zu verzeichnen ist. Spiegelbildlich war die Zuwachsrate der Beschäftigung seit 1982 in den USA grundsätzlich höher als in Deutschland, abgesehen von der Rezessionsphase 1991. So war es den USA möglich, Deutschland bei der ALQ erst einzuholen, dann zu unterbieten.

Setzt man diese Aussage mit der aus den Abb. 1+2 in Beziehung und nimmt dann noch die Abb.5 hinzu, aus der auch ein säkularer Rückgang der jährlich gearbeiteten Stunden in Deutschland, jedoch ein (leichter) Zuwachs in den USA deutlich wird, so muß man für die USA konstatieren, daß dort seit 1982 ein wachsender Anteil der Bevölkerung in den Arbeitsmarkt gedrängt ist, tendenziell sogar jeder mehr pro Jahr gearbeitet hat, aber trotzdem das Problem der Arbeitslosigkeit nicht aufgetreten ist. Die US Wirtschaft hat also für all diese neuen Arbeitskräfte auch Jobs geschaffen, die berühmte Job machine. Der Erfolg des amerikanischen Arbeitsmarktes kann also nicht durch Arbeitsumverteilung erklärt werden (was auch durch Abb.6b bestätigt wird), eine Strategie, die zum Beispiel in den Niederlanden sehr gefruchtet hat.

Für Deutschland ergibt sich jedoch das genau umgekehrte Bild: Tendenziell bieten weniger Menschen relativ zur Bevölkerung ihre Arbeitskraft am Markt an, es wird pro Kopf weniger pro Jahr gearbeitet, es arbeiten mehr Menschen in Teilzeit, trotzdem gibt es seit 1994 jedes Jahr immer mehr Arbeitslose. Arbeitsumverteilung und Arbeitszeitverkürzung hinsichtlich Jahres- und Lebensarbeitszeit liefen demnach in den 80er Jahren noch parallel zu leicht sinkender Arbeitslosigkeit, und haben evtl. auch dazu beigetragen. Ab 1992 aber waren die evtl. immer noch positiven Einflüsse der Arbeitsangebotsverknappung dann nicht mehr stark genug, um die ALQ zu drücken. Negative Faktoren waren stärker.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Fig.6a und 6c beleuchten noch zwei Sondermerkmale des Arbeitsmarktvergleiches. Die

Arbeitslosigkeit in Deutschland ist wesentlich persistenter als in den USA. Langzeitarbeitslosigkeit (>1 Jahr) macht fast die Hälfte der gesamten deutschen Arbeitslosigkeit aus, jedoch nur 10% der amerikanischen.. In den USA herrscht insgesamt ein viel höheres job turnover als hierzulande. Wo Deutschland aber immer noch hervorragend dasteht, ist bei der Jugendarbeitslosigkeit. Wohl bedingt durch das exzellente System der dualen Ausbildung und etlicher arbeitsmarktpolitischer Programme in diesem Bereich ist Deutschland noch immer international führend bei der Bekämpfung dieser sozial sehr wichtigen Form der Arbeitslosigkeit.

3. Die empirische Relevanz von Theorien institutioneller Arbeitslosigkeit

Die wohl momentan populärsten Erkläungsansätze des deutschen Arbeitslosenproblems kommen aus dem Bereich der mikroökonomischen Theorie. Arbeitsmarktstrukturen und Institutionen seien verantwortlich für die hohe deutsche ALQ. Da in diesem Beitrag auf die mikroökonomischen Theorien nur sehr kurz eingegangen werden sollen, sei für eine detailliertere Untersuchung zu institutioneller Arbeitslosigkeit, gerade auch in bezug auf den Ländervergleich Deutschland-USA, auf den Beitrag von Siebert (1998) verwiesen.

Von instituioneller Arbeitslosigkeit kann man sprechen, wenn staatlich gesetzte Rahmenbedingungen oder gezielte staatliche Politik, die auf die Arbeitsnachfrage, das Arbeitsangebot oder den marktlichen Koordinationsprozeß einwirken, den Arbeitsmarkt durch zumeist ungewollt herbeigeführte Rigiditäten daran hindern, vollständig geräumt zu werden. Jene institutionellen Arrangements sind sehr häufig auf Grund sozialer Überlegungen entstanden, die zu reinen Effizienzargumenten bekanntlich in einer trade-off-Beziehung stehen können.

Es kann nun kein Zweifel darüber bestehen, daß die weit verbreiteten Urteile über den amerikanischen Arbeitsmarkt stimmen: Er ist flexibler, unregulierter, mit weniger sozialer Absicherung. Dies wird in den Tabellen 1-3 deutlich. Die Arbeitsschutzbestimmungen sind weit umfassender in Deutschland, ebenso die Gewerkschaftsmacht. Hinzu kommt, daß mittels des deutschen Flächentarifvertrages der Einzugs- und Gültigkeitsbereich der Tarifverhandlungen weit größer ist als in Amerika, wo oftmals sehr dezentral auf Firmenebene verhandelt wird. Schließlich zahlt die amerikanische Arbeitslosenversicherung Arbeitslosengeld mit einer niedrigeren Ersatzrate2 für eine viel kürzere Zeit aus als die deutsche.

Table 1:OECD Index der Arbeitsstandards

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Table 2: Gewerkschaftsmacht (Stand: 1990)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Table 3:Arbeitslosenversicherung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Sind aber nun die unumstritten höheren Standards der Arbeitsplatzsicherung, die zentralistischen Lohnverhandlungen und der generöse Wohlfahrtsstaat in Deutschland wirklich die Ursache der höheren Arbeitslosigkeit? Hier sind Zweifel anzumelden. Der amerikanische Arbeitsmarkt war schon immer wesentlich ungeschützter und flexibler als der deutsche. Die besseren Erfolge in Amerika aber sind Erscheinungen der jüngsten Vergangenheit. Erst ab 1994 hat Amerika eine niedrigere Arbeitslosigkeit als Deutschland. Der Trend der säkular anwachsenden ALQ in Deutschland fand außerdem hauptsächlich in den 90er Jahren statt, in denen im Prinzip der deutsche Arbeitsmarkt flexibilisiert wurde. In den 60er und 70er Jahren, in denen die meisten institutionellen Arrangements in Deutschland getroffen wurden, wurde der deutsche Arbeitsmarkt relativ gesehen inflexibler als der amerikanische Arbeitsmarkt, auf dem entsprechende Regulierungen ausblieben. Aber dies führte keineswegs zu einer relativen Verbesserung der amerikanischen Arbeitsmarkterfolge verglichen mit Deutschland. Diese kamen erst Jahrzehnte später3.

Für den Fall des US-Beschäftigungswunders weisen US-Ökonomen darauf hin, daß die Beschäftigungszuwächse fast komplett in stark regulierten Wirtschaftszweigen wie dem Gesundheitssystem zu verzeichnen waren, nicht hingegen in den Sektoren, die nachhaltig dereguliert wurden, wie die Bank- oder Güter- und Personenverkehrssektor.4

Diese recht kritischen Argumente, was die Begründbarkeit des US-Jobwunders durch die flexiblen Institutionen angeht, läßt sich noch etwas weiter durch die empirischen Untersuchungen Stephen Nickells (1997) untermauern. Jener testete in einer cross-sector- Analyse mittels ökonometrischer Standardtechniken die Einflüsse von verschiedenen Institutionen auf die ALQ der entsprechenden Länder. In seiner Analyse sind die überwiegende Mehrheit der Institutionen völlig insignifikant. Einzige Ausnahme bietet der maximale Gewährungszeitraum der Arbeitslosenversicherung.

Ebenso nicht überzeugend ist es, eine besondere Lohnzurückhaltung in den USA für die günstige Beschäftigungsentwicklung verantwortlich zu machen. Wie aus Fig. 10 hervorgeht, nahm die für internationale Arbeitskostenvergleiche relevante Größe, die realen und wechselkursbereinigten Lohnstückkosten, für den Zeitraum ab 1994 in Deutschland einen Verlauf, der eigentlich in Deutschland große Beschäftigungsausweitungen zur Folge hätte haben müssen. Für eine intensive Beschäftigung mit der Lohnproblematik sei auf Flassbeck (1997) und auf die Beiträge von Flassbeck (1998) und Lement (1998) hingewiesen.

Konstatierend muß es als völlig unzureichend angesehen zu werden, das amerikanische Beschäftigungswunder in Gänze mit den flexibleren Arbeitsmarktinstitutionen und Löhnen in einem statischen Sinne erklären zu wollen. Es bleibt offen, warum die ALQ in Deutschland ab 1994 säkular steigt, obwohl die institutionellen Rigiditäten abgenommen haben. Es müssen andere Faktoren eine Rolle gespielt haben. Zum Beispiel makroökonomische Faktoren, denen ich mich jetzt widmen möchte.

4. Makroökonomisch orientierte Theorien der Arbeitslosigkeit

4.1. Überblick der dogmengeschichtlichen Entwicklung der Makroökonomik

Dieser Abschnitt soll in den aller gröbsten Zügen die Entwicklung der makroökonomischen Theorie seit etwa 1960 nachzeichnen, die das Zusammenspiel zwischen staatlicher MakroPolitik und der Arbeitslosigkeit zum Inhalt hat. Gründlichere Abhandlungen zu diesem Thema finden sich bei Felderer/Homburg (1994), Kromphardt (1991) und Miller (1995)

4.1.1. Der Keynesianismus der 60er Jahre

Eine andere Art von Arbeitslosigkeit steht bei den makroökonomischen Theorien der Arbeitslosigkeit im Vordergrund: die konjunkturelle oder niveaubedingte Arbeitslosigkeit, wobei das Niveau der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage gemeint ist. Die Arbeitsnachfrage ist ihrem Wesen nach nur eine abgeleitete Nachfrage, sie hängt von der Aktivität auf den Gütermärkten einer Volkswirtschaft ab.

Die wohl simpelste Variante, den Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und gesamtwirtschaftlicher Aktivität zu beschreiben, ist die modifizierte Phillips-Kurve im Geiste von Samuelson und Solow. Sie ist in Fig.1 im Anhang beschrieben. Es bestehe demnach eine inverse Beziehung zwischen den Größen der Inflationsrate und der ALQ. Die Phillips- Kurve, die ursprünglich als die Beschreibung einer deskriptiven ex-post Beziehung gedacht war, gelangte spätestens ab den 60er Jahren zu zentraler wirtschaftspolitischer Bedeutung in Europa und Amerika. Wirtschaftspolitiker glaubten, jene inverse Beziehung systematisch ausnutzen und quasi wie von einer „Speisekarte“ jede gewünschte Kombination von ALQ und Inflationsrate entlang der als stabil interpretierten Phillips-Kurve wählen zu können. Sehr schön wird diese Auffassung in dem berühmten Zitat von Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt deutlich: „Fünf Prozent Inflation sind mir lieber als fünf Prozent Arbeitslosigkeit“. Dies machte den Glauben an die fast unbegrenzten Möglichkeiten der staatlichen Globalsteuerung deutlich, die auf der wissenschaftlichen Seite durch die komplexen ökonometrischen Modelle im Geiste Jan Tinbergens5 repräsentiert wurde. Die staatliche Rolle wurde im keynesianischen Geiste dahingehend interpretiert, daß durch einen gezielten und koordinierten Einsatz der Fiskal- und Geldpolitik (dem sogenannten policy-mix) die Wirtschaft stets in einem Gleichgewichtszustand bei Vollbeschäftigung gehalten werden sollte, der demnach keine akzelerierende Inflation nach sich zöge. Das Zielbündel Arbeitslosigkeit und Inflation mußte dabei von der existierenden Phillips-Kurve gewählt werden. Der Staat vertraute bei seiner Politik auf die Multiplikatoreffekte seiner Interventionsmaßnahmen. Die Geldpolitik, der im Vergleich zur Fiskalpolitik eine etwas untergeordnete Rolle zukam, sollte diskretionär ausgerichtet sein, sprich: sie paßt sehr flexibel ihre geldpolitischen Entscheidungen den gesamtwirtschaftlichen Gegebenheiten an.

4.1.2. Der Keynesianismus zerbricht: Die Angebotsschocks der 70er Jahre

Der immense Glaube an die Steuerbarkeit der Wirtschaft durch Instrumente der Globalsteuerung wurde jedoch in den 70er Jahren erschüttert, im Bereich der Wirtschaftstheorie durch neue Entwicklungen und Erkenntnisse, die alsbald den Keynesianismus als herrschende Mehrheitsmeinung verdrängten.

Der keynesianische Politikausrichtung wurde aber insbesondere durch die Ölkrisen der 70er Jahre schwer torpediert. Man kann die staatliche Globalsteuerung im Prinzip als einen makroökonomischen Nachfrageschock interpretieren. Durch gezielten Einsatz der Staatsausgaben, die ein Nachfrageaggregat bilden, sollte ein gesamtwirtschaftliches Vollbeschäftigungsgleichgewicht erzielt werden. Nun traten aber neue Schockformen auf: Angebotsschocks. Durch die drastische Verteuerung der Ölpreise, die sehr schnell durch den direkten Preiszusammenhang auch andere Gütern in Europa und den USA verteuerte, wurde die Inflation kräftig angeheizt. Da diese Inflation jedoch nicht durch eine gesamtwirtschaftliche Überschußnachfrage zustande kam, stellte sich natürlich auch keine niedrigere Arbeitslosigkeit ein. Im Gegenteil: die heimische Produktion schrumpfte unter der enorm gewachsenen Kostenbelastung durch die importierte Inflation. Hierdurch induziert setzte eine Lohn-Preis-Spirale ein. Es kam zu einer Stagflation.

Nun müssen Angebotsschocks dieser Art aber keineswegs das Konzept der Phillips- Kurve als solches widerlegen. Angebotsschocks wurden in der Analyse dieses Nachfragezusammenhanges nicht berücksichtigt, da die Angebotsbedingungen modellhaft konstant gehalten wurden6. Damit können Angebotsschocks auch nicht einen Zusammenhang widerlegen, der die Beziehung von gesamtwirtschaftlichem Beschäftigungsgrad und nachfrageinduzierter Inflation untersucht. Das Zusammenbrechen des keynesianischen Kompromisses war aber breiter begründet. Die Entwicklungen in der Wirtschaftstheorie der 70er Jahre spielten dabei eine herausragende Rolle. Auf jene komme ich nun.

4.1.3. der„Monetarismus“von Milton Friedman

Der Monetarismus war eine Bewegung innerhalb der Wirtschaftswissenschaft der 60er Jahre, die den bis dahin beherrschenden Keynesianismus auf verschiedenen Ebenen herausforderte. Von vielen dieser Ebenen, wie etwa der unterschiedlichen Konsumhypothesen, unterschiedlicher Prämissen in der Geldtheorie und eines diametral anderen politökonomischen Staatsverständnisses, können wir an dieser Stelle absehen. Eine sehr nützliche Zusammenfassung findet sich hierzu bei Felderer/Homburg (1993).

Entscheidend sind hier dreierlei Erkenntnisse, die der Monetarismus und namentlich der prominenteste Vertreter Milton Friedman dem Keynesianismus entgegenstellte. Erstens stellte Friedman Ende der 60er Jahre groß angelegte Studien über die Ursache konjunktureller Schwankungen an7. Er kam zu dem Schluß, daß der Staat durch seine antizyklische Politik, und hier insbesondere durch die Geldpolitik, die Schärfe des Konjunkturzyklus nicht abschwächte, wie es das eigentliche Credo des Keynesianismus war, sondern daß die meisten Abschwünge durch eben jene staatliche Nachfragepolitik ausgelöst wurden. Im Bereich der Fiskalpolitik machte er hierfür time-lags verantwortlich, die ein eigentlich antizyklisch konzipiertes staatliches Konjunkturprogramm im Ergebnis prozyklisch, und damit schädlich, wirken ließen.

Zweitens: Im Bereich der Geldpolitik waren es vor allem die vom Keynesianismus vernachlässigten Erwartungsprozesse, auf die Friedman in seiner Kritik anspielte8. Versucht der Staat im Sinne der Phillips-Kurve eine niedrigere Arbeitslosigkeit durch eine höhere Arbeitslosigkeit zu erkaufen, setzen sofort auch Erwartungsänderungen aller ökonomischen Akteure ein. Die nun höhere Inflationsrate wird als Grundlage aller neuen Kontrakte wie Lohn- und Zinsvereinbarungen genommen, die nominalen Größen blähen sich auf. Wegen des Fehlens einer Geldillusion ist die ursprüngliche Phillips-Kurve nicht dauerhaft stabil, sondern sie verlagert sich nach oben. Dieser ökonomische Zusammenhang ist im Anhang bei Fig. 2 noch genauer beschrieben. Als Ergebnis läßt sich festhalten, daß langfristig Arbeitslosigkeit nicht durch Inkaufnahme höherer Inflation bekämpfen läßt. Es entstehen zwar kurzfristig reale Effekte der Geldpolitik, da sich ökonomische Kontrakte nicht auf der Stelle ändern können, aber jene versiegen im Laufe der Zeit. Dieses Ergebnis läßt sich auch so charakterisieren: Langfristig ist die Phillips-Kurve vertikal. Nur kurzfristig besteht der trade-off zwischen Arbeitslosigkeit und Inflation. Wenn aber die Geldpolitik im Prinzip wirkungslos ist, dann täte sie laut Friedman besser daran, nicht im „stop-and-go“-Verfahren ständig die Ausrichtung zu ändern und damit ständig Erwartungsänderungen und unnötige Volatilität der monetären und damit kurzfristigen realen Variablen zu schaffen, sondern statt dessen einen langfristig stabilen Wachstumsprozeß der Geldmenge mit einer langfristig gültigen Rate zu ermöglichen. Jene Rate sollte nicht permanent von den Zentralbanken abgeändert werden, sondern durch ihre langfristige Ausrichtung die Inflationserwartungen der Bevölkerung stabilisieren.

Der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit müsse hingegen gemäß Friedman anders verlaufen. Sein drittes Ergebnis war die Hypothese von der Existenz einer sogenannten natürlichen Arbeitslosigkeit, die er auch als NAIRU9 bezeichnet hat. Friedman beschreibt die NAIRU als “[…]the level which would be ground out by the Walrasian system of general equilibrium equations, provided that there is imbedded in them the actual structural characteristics of the labor and commodity markets, including market imperfections, stochastic variability in demands and supplies, the cost of gathering information about job vacancies and labor availabilities, the costs of mobility, and so on.”10 Die NAIRU gibt also in etwa das Level der strukturellen und friktionellen Arbeitslosigkeit zu einem gegebenen Zeitpunkt in einer Volkswirtschaft wieder. Diese NAIRU ist damit natürlich maßgeblich beeinflußt von den staatlich gesetzten Rahmenbedingungen, die für den Arbeitsmarkt relevant sind. Die NAIRU gibt in etwa die Rigidität eines nationalen Arbeitsmarktes zu einem Zeitpunkt wieder, und steht natürlich im Zeitverlauf nicht unwiderruflich fest. Durch gezielte staatliche Politik, welche die strukturelle oder auch friktionelle Arbeitslosigkeit zu senken vermag, sinkt auch die NAIRU. Entscheidend ist, daß die Politik die tatsächliche ALQ langfristig nicht unterhalb der natürlichen ALQ drücken kann.

Mit Friedman war die Geldpolitik wieder ins Zentrum des ökonomischen Interesses gerückt. Die Keynesianer hatten noch mehrheitlich auf die Fiskalpolitik vertraut, weswegen der Streit der beiden Schulen auch manchmal als der zwischen Fiskalismus und Monetarismus bezeichnet wurde. In der Tat hatte Friedman selber zur Fiskalpolitik außer der time-lag-Problematik nicht viel gesagt. Brunner und Meltzer versuchten diese Lücke später zu schließen11. Ihnen war aber nicht der Erfolg vergönnt, den eine neue Schule der Wirtschaftswissenschaft verbuchen sollte, die in den 70er Jahren entstand: die „Neue klassische Makroökonomik“ mit ihrer Leitfigur Robert E. Lucas.

4.1.4. Die„Neue klassische Makroökonomik“und die Lucas-Kritik

Viele Aussagen der Neuen Makroökonomik sind hinsichtlich ihrer wirtschaftspolitischen Implikationen deckungsgleich mit denen des Monetarismus, insbesondere die Einsicht der Neutralität des Geldes12 und die der Unwirksamkeit staatlicher Globalsteuerung. In einem anderen Sinne aber unterscheiden sich Neue Makroökonomik und Monetarismus fundamental. Diese Differenzen, und die zum Keynesianismus, gilt es hier nachzuzeichnen.

Als den Startpunkt der Entwicklung kann man Lucas´ Aufsatz „Econometric Policy Evaluation: A Critique“13 ansehen. Jener wandte sich gegen das seinerzeit gültige Design der Makropolitik anhand der riesigen keynesianischen ad-hoc Modelle im Geiste Jan Tinbergens. Solche Modelle waren vom Prinzip her folgendermaßen konzipiert: Sie nahmen die üblichen Verhaltenshypothesen vom Typ Ct = c0 + cYt und bildeten so ein simultanes lineares Gleichungssystem. Die Parameter der Gleichungen, also in der Beispielgleichung c0 und die marginale Konsumquote c, wurden ökonometrisch geschätzt. Mit diesem globalen Modell wurden dann verschiedene wirtschaftspolitische Handlungsoptionen hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Zielvariablen wie Einkommen oder Arbeitslosigkeit hin überprüft und dienten damit als Wegbereiter der konkreten politischen Entscheidungen.

Lucas wandte sich gegen dieses fast naturwissenschaftliche Verständnis der Wirtschaftspolitik, indem er zeigte, daß die geschätzten Koeffizienten und Parameter eben nicht behaviouristisch feststanden, sondern sich systematisch mit den praktizierten wirtschaftspolitischen Entscheidungen ändern können. Das wirtschaftliche Verhalten der Akteure war nicht invariant zur Wirtschaftspolitik. Insofern mußten alle keynesianischen ad hoc-Modelle verworfen und durch solche ersetzt werden, die auf dem intertemporal maximierenden Verhalten von repräsentativen wirtschaftlichen Akteuren basierten. Hiermit war die Makroökonomik auf eine neue Grundlage gestellt. Sie besann sich auf eine adäquate Mikrofundierung und frischte den Geist der walrasichen „Allgemeinen Gleichgewichtstheorie“ wieder auf. Erwartungstheoretisch rückte man ab vom keynesianischen Behaviourismus und den adaptiven Erwartungen und unterstellte fortan rationale Erwartungen14. Dieser informationstheoretische Extremfall diente aber hauptsächlich dazu, überhaupt sinnvolle und beherrschbare Modelle aufstellen zu können. Auch weitere zum Teil sehr restriktive Annahmen wurden in der Folge aus demselben Grund immer wieder akzeptiert, etwa die nach vollständiger Konkurrenz auf den Güter- und Faktormärkten. Lucas wies aber immer wieder eindeutig darauf hin, daß man niemals leichtfertig Modellergebnisse einfach auf die Realität übertragen könne15. Faktisch aber änderten sich auch die politischen Implikationen der wissenschaftlichen Ergebnisse im Schlepptau der zunächst bloß methodologischen Revolution ebenfalls gehörig.

Die sehr gründlichen und anspruchsvollen general equilibrium models arbeiteten zwangsläufig mit den vereinfachenden Annahmen, die im Ergebnis immer wieder zu charakteristischen Schlußfolgerungen wie die der vollkommenen Wirkungslosigkeit der Geldpolitik und der Fiskalpolitik führten. Bei der Geldpolitik war die Irrelevanz in dem rein realen Charakter der Modelle begründet. Die walrasische Theorie ist die vom reinen Gütertausch. Geld war nichts weiter als ein Austauschmedium und die nominalen Größen völlig bedeutungslos. Somit ergaben sich selbst kurzfristig keine realen Auswirkungen der Geldpolitik. Die staatliche Fiskalpolitik wurde zwar in dem Maße anerkannt, daß im Falle öffentlicher Güter oder externer Effekte eine Staatsausgabe als ein Substitut für private Güter ebenfalls Nutzen für den Verbraucher stiften könne. Jedoch eine Stabilisierungsfunktion wurde der staatlichen Tätigkeit vollkommen abgesprochen, da es schlichtweg aufgrund eines funktionierenden Preissystems nichts zu stabilisieren gab.

Zwei spezielle Entwicklungen innerhalb der Schule der Neuen Makroökonomik seien hier zumindest kurz angesprochen. Erstens die sogenannte Ricardian Equivalence, die Robert Barro einführte16. Jene besagte daß aus intertemporalen Erwägungen Staatsverschuldung prinzipiell nichts anderes sei als „Steuern von morgen“ und daß daher im Falle expansiver und auf Verschuldung aufgebauter Fiskalpolitik die Konsumenten ihr Verhalten so anpaßten, daß per Saldo der Versuch einer staatlichen Globalsteuerung via Fiskalpolitik auch kurzfristig völlig wirkungslos sein mußte. Zweitens entwickelte sich eine neue Konjunkturtheorie, die Real Business Cycle Theory17. Jene war die zum Monetarismus konträrste Schule der Neuen Makroökonomik. Nicht irgendwelche monetären Phänomene oder geldpolitischen Fehler seien die Ursache von Konjunkturzyklen, sondern technologische Schocks. Geldpolitik sei vollkommen irrelevant. Dieses intuitiv sehr schwer nachzuvollziehende Credo erzielte in den empirischen Untersuchungen von Kidland und Prescott überzeugende Ergebnisse. Mit der Real Business Cycle Theory aber wurde ein vorläufiger Höhepunkt innerhalb der Neuen Makroökonomik erreicht was den Abstraktionsgrad und das Zutrauen in die Rationalität und Vollständigkeit der Informationen der ökonomischen Akteure angeht.

Wie gesagt darf man die Implikationen der Modelle der Neuen Makroökonomik nicht immer für bare Münze nehmen, da jene auf zum Teil so restriktiven Annahmen beruhen. Jedoch wurde es sehr schnell als Manko empfunden, daß sämtliche modernen Modelle immer wieder die völlige Unwirksamkeit staatlicher Aktionen zum Ergebnis hatten. Dies war für die Beziehung zwischen Wissenschaft und Politik nicht förderlich, da die ökonomischen Modelle mittlerweile auch viel zu abstrakt und idealtypisch geworden waren, als daß sie für die politischen Praktiker irgendeinen Wert dargestellt hätten. Außerdem war es in der Realität eindeutig nachzuweisen, daß staatliche Makro-Politik sehr wohl zumindest kurzfristige Effekte hatte. Somit war wiederum ein Schritt innerhalb der Wirtschaftswissenschaft notwendig, der hin zum Neo-Keynesianismus.

4.1.5. Der Neo-Keynesianismus

Die kritischen Annahmen der Neuen Makroökonomik waren die der vollständigen Konkurrenz auf den Märkten und die der völligen Flexibilität der Preise. Hier versuchte nun die neue Schule der Ökonomie neue Wege zu beschreiten. Man benutzte natürlich weiterhin die Allgemeine Gleichgewichtstheorie von Walras als modelltheoretische Basis, jedoch wurde der Markt zunehmend unter der Prämisse monopolistischer Konkurrenz abgebildet. Auch die Preisflexibilität wurde eingeschränkt, indem mikroökonomische Begründungen dafür gefunden wurden, wieso ein eigentlich rational handelnder Akteur Preise nicht ständig und schnell ändern kann. Man nahm die Problematik der sogenannten „sticky prices“ auf, die man auf „menu costs“ oder Informationsdefizite zurückführte18. Überhaupt wurde die Bedeutung der Information als bestimmender Faktor immer gewichtiger. Per Saldo konnten durch diese neo-keynesianischen Modelle nun doch wieder reale Effekte der Geldpolitik reproduziert werden, die zumindest kurzfristig waren. Der Grund lag in der partiellen Preisrigidität. Auch die staatliche Rolle als solche wurde wieder etwas umdefiniert. Auch der Fiskalpolitik wurde wieder eine bedeutendere Rolle zugesprochen, insbesondere durch die Verlustminimierungsmodelle von Barro/Gordon.

All diese neuesten Entwicklungen innerhalb der Ökonomie, die zu Modellen geführt haben, die noch komplizierter und abstrakter sind als die der Neuen Makroökonomik, sind bis auf den heutigen Tag umstritten und haben ihrerseits auch nur eine sehr eingeschränkte Bedeutung für die wirtschaftspolitische Praxis. Kein Politiker, aber auch kein Zentralbankpräsident kann mit den stratosphärischen Modellen der 90er Jahre heute noch etwas für die Praxis anfangen. Insofern scheint es sinnvoll zum Abschluß dieses dogmengeschichtlichen Überblicks eine Quintessenz zu ziehen, darüber was ein durchschnittlicher Wirtschaftspolitiker über den Zusammenhang von Makroökonomik und Arbeitslosigkeit weis und was er zur Basis seiner Arbeit macht.

4.1.6. Der wirtschaftspolitische Kompromiß, oder: was die Praxis mit den theoretischen Erkenntnissen anfängt

Paul Krugman hat einmal darauf hingewiesen, daß jeder noch so gut ausgebildete Ökonom, der sämtliche theoretischen Entwicklungen der makroökonomischen Dogmen- geschichte in allen Details kennen mag, wenn er in die wirtschaftspolitische Praxis als policy- maker wechselt, nach spätestens einem Jahr wieder in den Kathegorien des IS-LM-Modells denkt19. Hiermit ist ein Grundproblem des Zusammenspiels von Wirtschaftspolitik und - wissenschaft auf dem Bereich der Makroökomik angesprochen. Was ein Wirtschaftspolitker über die Makroökonomik weis, dürfte in etwa so lauten: Geld- und Fiskalpolitik sind kurzfristig nicht wirkungslos. Durch gezielte Staatsausgabenerhöhungen oder Zinssenkungen läßt sich die gesamtwirtschaftliche Nachfrage, die nicht per definitionem gleich dem Angebot sein muß, temporär ankurbeln. Was aber nicht geht, ist eine systematische Beeinflussung durch die Wirtschaftspolitik auf der Makroebene. Niedrigere Arbeitslosigkeit läßt sich nicht durch die Notenpresse herbeizaubern. In der Praxis spielen dabei auch viele weiche Faktoren eine Rolle, wie die Glaubwürdigkeit und Reputation einer Zentralbank oder eines Finanzministers. Aber völliger Fatalismus bei der Makro-Politik ist genauso falsch wie blinder Aktionismus. Mit dieser theoretisch natürlich keineswegs fundierten Aussage im Rücken möchte ich nun Probleme aufzeigen, die makroökonomische Erklärungen in dem konkreten Anwendungsfall haben, um den es in diesem Beitrag geht: dem Vergleich der deutschen und der amerikanischen Arbeitslosigkeit.

4.2. Die empirischen Probleme der makroökonomischen Theorien bei der Er-

klärung der Arbeitslosigkeitsentwicklung in Deutschland und den USA Sowohl der Monetarismus, als auch die Neue Makroökonomik gehen von der prinzipiellen Richtigkeit der Hypothese einer natürlichen Arbeitslosigkeit aus, von der die tatsächliche ALQ zwar kurzfristig verschieden sein kann, zu der aber im Falle makroökonomischer Schocks das Wirtschaftssystem mittelfristig wieder hin gravitieren muß. Ein Blick auf die empirischen Arbeitslosenzahlen aber macht einige Probleme dieser Theorie deutlich. Es gab seit den 70er Jahren in Deutschland und den USA diverse makroökonomische Schocks: Die erste Ölpreiskrise führte zu der Rezession von 1975, die in beiden Ländern zu erheblichen Steigerungen der ALQ führte. In Deutschland stieg die ALQ von ca. 1% auf ca.3,5%, in den USA von 5% auf 8,5%. In der zweiten Hälfte der 80er Jahre aber sank die ALQ in den USA wieder auf knapp 6% ab, während in Deutschland das Sinken der Arbeitslosigkeit wesentlich geringer ausfiel. Der zweite große makroökonomische Schock fand dann 1980-82 statt in Form der breit angelegten und intensiven Bekämpfung der weltweiten Inflation in den Industrieländern. Jener Nachfrageschock, der von der Deutschen Bundesbank unter Karl- Otto Pöhl und dem Federal Reserve Board unter Paul Volcker sehr zielstrebig und konsequent inszeniert wurde, führte in beiden Ländern zu einem enormen Anstieg der ALQ. In Deutschland aber war dieser Anstieg ganz besonders stark, da in Amerika die restriktive Geldpolitik zumindest noch durch die sehr expansive Fiskalpolitik Ronald Reagans kompensiert wurde. Dies fand in Deutschland unter Helmut Kohl nicht statt. So kam es, daß seit 1984 die Arbeitslosigkeit in Deutschland und den USA auf demselben Niveau lag. In der Folgezeit sank die Arbeitslosigkeit bis 1990 zwar wieder in beiden Staaten, in den USA bis unter das Niveau von 1980, in Deutschland jedoch wurde das 1980er Niveau nicht wieder erreicht.

Die Rezession von 1991 fand nur in den USA statt. Deutschland wurde durch den Nachfrageschock „Deutsche Einheit“ vor einer Rezession gerettet. Jedoch kam diese dann zwei Jahre später im Zuge der EWS Krise. Doch wieder wurde ein Unterschied deutlich: In den USA sank die Arbeitslosigkeit wieder relativ bald auf das alte Niveau von ca. 5% ab, während sich Deutschland seit der EWS-Krise auf dem Pfad säkular steigender Arbeitslosigkeit befindet. So kam dann irgendwann der Punkt, in dem Amerika Deutschland in der ALQ unterbot.

Welche Quintessenz läßt sich aus dieser kurzen Geschichte der bedeutenden makroökonomischen Schocks seit den 70er Jahren ziehen? In den USA ist nach jedem der zum Teil sehr schweren makroökonomischen Schocks die Arbeitslosigkeit nach einer gewissen Zeit wieder zu einem Wert zurück gekehrt, der schon vor dem Schock bestand.

Das war nach der Rezession 1975 so, ebenso nach der Disinflationsphase 1984, auch nach der 1991er Rezession. Die historische Marke der amerikanischen ALQ, die nach einiger Zeit immer wieder erreicht wurde, liegt bei etwa 5%. Es liegt also nahe zu folgern, daß in Amerika in den letzten 30 Jahren eine relativ stabile natürliche Arbeitslosigkeit von 5% existiert haben muß. Für den Fall Deutschlands ist dieses aber nicht zu folgern. Nach der 75er Rezession bildete sich der konjunkturell ausgelöste Arbeitslosigkeitsschub nicht wieder zurück, es entstand eine Art Sockelarbeitslosigkeit. Im Verlauf der 80er Jahre wurden die Anstiege der ALQ aus der Rezessionsphase 1982 nicht wieder wettgemacht, und trotz einer konjunkturellen Erholung nach der EWS Krise 1992 steigt die deutsche ALQ bis heute weiter an.

Dies ist nicht vereinbar mit einer über die Jahre hinweg stabilen natürlichen Arbeitslosenquote. Die NAIRU könnte natürlich aus institutionellen Gründen in Deutschland angestiegen sein, nicht hingegen in den USA. Daß diese Theorie zweifelhaft ist, wurde aber bereits in Abschnitt 3 thematisiert. In den Nachrezessionsphasen, in denen die deutsche ALQ eigentlich hätte zu ihrem Ausgangswert zurück driften müssen, sind keine neuen Rigiditäten auf dem deutschen Arbeitsmarkt entstanden. Im Gegenteil: Seit 1992 sind etliche Rigiditäten abgebaut worden. Mit anderen Worten heißt das, daß auch die makroökonomische Theorie der natürlichen Arbeitslosigkeit nicht ausreicht in diesem Zwei-Länder-Vergleich. Zwar scheint sie die Realität in den USA mit einer NAIRU von ca.5% recht gut zu beschreiben, aber für Deutschland ist sie offenbar unzutreffend.

5. Die Hysteresis-Theorie und deren empirische Relevanz

Für dieses empirische Puzzle mußte eine Lösung gefunden werden. Offenbar sorgten die makroökonomischen Schocks in Deutschland dafür, daß in deren Folgezeit die vormals stabile deutsche NAIRU ihrerseits zu steigen beginnt, ohne daß sich etwas an ihren Determinanten geändert hätte. Die Bewegungen der NAIRU wären demnach eine endogene Größe innerhalb des dynamischen Wirtschaftssystems, nicht mehr exogen durch die Institutionen gegeben. Wie so etwas möglich ist, versucht nun die Hysteresis-Theorie zu erklären.

5.1. Der Hysteresis-Begriff

Der Begriff Hysteresis entstammt ursprünglich aus der Physik, aus dem Bereich der Elektromagnetik. Grob gesagt wird durch das Hysteresis Phänomen erklärt, warum ein temporärer Schock permanente Effekte auf ein System haben kann und zu so genannten zeitpfadabhängigen Gleichgewichten 20 führt. Nähern wir uns dem Hysteresis-Begriff zunächst von der theoretischen Warte her: Wenn man eine Volkswirtschaft in der Wirtschaftstheorie durch ein System von Differenzengleichungen beschreibt, was in der modernen Makroökonomik Standard ist, so ergeben sich aus diesem System heraus dynamische Gleichgewichte oder steady states. Jene können entweder lokal stabil oder instabil sein. Ein stabiler steady state zeichnet sich dadurch aus, daß das dynamische System endogen angetrieben zu diesem dynamischen Gleichgewicht hin strebt und dort verharrt. Auf jedes dynamische System wirken aber außer den endogenen, intrinsischen Bewegungen immer auch exogene Parameter ein. Im Normalfall ändert sich ein dynamisches Gleichgewicht nur „ein kleines bißchen“ wenn sich ein exogener Parameter ändert. Ein System, das im alten Gleichgewicht angekommen und verharrt ist wird durch eine exogene Parameteränderung endogen zu dem neuen steady state streben. Nun kann es aber in einem dynamischen System dazu kommen, daß eine kleine Änderung eines exogenen Parameters katastrophische Auswirkungen auf das Gesamtsystem hat. Das System entwickelt plötzlich und explosionsartig multiple Gleichgewichte. Dieser Zusammenhang ist in Abb.3 im Anhang verdeutlicht. Mathematische Ursache für eine solche katastrophische Systemreaktion ist die Existenz einer so genannten unit root. Jene führt zu der Systemkatastrophe. Diesen Vorgang nennt man auch eine Bifurkation, die noch nicht automatisch zu Hysteresis führt. Die Bufurkation erklärt zunächst nur, warum Gleichgewichtswerte des System fortan nicht bloß vom momentanen Wert der exogenen Variablen abhängen, sondern auch von vergangenen Werten.

Hysteresis liegt erst dann vor, wenn bei der Zurückbildung des Schocks, oder einem Zurücksetzen des Paramterwertes auf einen vorkatastrophischen Wert der Gleichgewichtswert nicht wieder auf sein altes Niveau zurück kehrt. Dies ist in Abb. 4 verdeutlicht, die theoretisch betrachtet den Hysteresis-Gedanke übertragen auf den Arbeitsmarkt wiedergibt. Als exogene Parameter müssen die bereits erwähnten makroökonomischen Angebots- und Nachfrageschocks angesehen werden, die sich in der Zeit von 1970-1998 in Deutschland und den USA abgespielt haben. Während aber in den USA jene temporären Schocks auch nur temporäre Auswirkungen auf den Gleichgewichtswert des Gesamtsystems gehabt haben, wie es auch die Aussage der Theorie der natürlichen Arbeitslosigkeit ist, so müßten in Deutschland Hysteresis-Prozesse stattgefunden haben. Jene hätten dafür gesorgt, daß ein ursprünglicher Schock permanente Effekte gehabt hat. Somit konnte sich die Arbeitslosigkeit nicht wieder auf den vor dem Schock gültigen Wert zurück bilden.

Zwei entscheidende Fragen verbleiben: Erstens, welche ökonomischen Institutionen oder Prozesse können dazu führen, daß sich Hysteresis-Prozesse abspielen, die ja bislang nur als rein theoretische Überlegungen eingeführt wurden. Und zweitens: läßt es sich empirisch nachweisen, daß es in Deutschland solche Hysteresis-Effekte gab, aber in den USA nicht?

5.2. Ökonomische Begründungen von Hysteresis auf dem Arbeitsmarkt

Der prominenteste Ansatz der Hysteresis-Theorie ist der „Insider-Outsider-Ansatz“. Er setzt die Erwerbstätigen mit den Insidern gleich, die Arbeitslosen sind die Outsider. Aufgrund eines Systems des „collective bargaining“ wird der Lohn lediglich von den Insidern in Verhandlungen mit der Arbeitgeberseite gesetzt. Die Insider können durch Gewerkschaften repräsentiert sein. Die Hypothese lautet nun, daß die Insider ihre Löhne unter der Nebenbedingung maximieren, daß ihre eigene Beschäftigung gesichert wird. Die Neu- oder Wiedereinstellung der outsider geht nicht in die Zielfunktion der Insider ein. Der Grund, warum die Outsider nicht aus eigenem Antrieb ihre Arbeit für einen niedrigeren Lohn als die Insider anbieten und diese damit unterböten, liegt in den sogenannten „turnover costs“. Solche Kosten sind etwa Aufwendungen für Einarbeitung, für das Feuern der alten Insider usw. Diese Kosten fallen nur bei der Neubesetzung eines Arbeitsplatzes an. Danach sind die Kosten nicht mehr relevant, sie sind „versunken“. Die Insider können also ihre eigenen Löhne nur soweit erhöhen, daß sie höchstens die Lohnforderung der Outsider plus den turnover costs entsprechen. Finden nun makroökonomische Schocks statt, die temporäre Arbeitslosigkeit hervorrufen, so werden einige Insider zu Outsidern. Ihr Kündigungslohn sei gleich a, der gleichzeitig ihr Reservationslohnsatz sei. Die verbleibenden Insider haben nun die Möglichkeit, die eigenen Lohnforderungen zu steigern, da die Weiterbeschäftigung der kleiner gewordenen Insider-Gruppe auch auf einem höheren Reallohnniveau möglich ist. Die neuen Outsider haben keine Möglichkeit, die gestiegenen Löhne der Insider zu unterbieten, da für ihre Wiedereinstellungen die turnover costs anfielen. Sie müßten mit einem niedrigeren Wiedereinstellungslohn b aufwarten, der die anfallenden turnover costs überkompensiert. Dieser Lohnsatz b liegt aber unterhalb des Lohnsatzes a, der gleichsam als Reservationslohnsatz angenommen war21.

Ein weiterer Mechanismus kann die Humankapitalentwertung in Zeiten der Arbeitslosigkeit sein. Ein Outsider mit einem Kündigungslohnsatz a hat eine höhere Abschreibungsrate des Humankapitals als ein Insider. Dieser Effekt kommt dadurch zustande, daß der Outsider sich nicht mehr per „learning-by-doing“ qualifizieren kann. Er mag vielleicht sogar den Bezug zur Arbeitswelt verlieren, es kann zu Demotivation kommen, welche die Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt immer schwieriger macht. Insofern macht die Arbeitslosigkeit selber es immer unwahrscheinlicher, wieder aus ihr herauszukommen22.

Eine dritte Variante ist eine durch Kapitalmangel ausgelöste Hysteresis. Durch einen kontraktiven Schock wird eine Rezession ausgelöst, die zu einer abrupten Entwertung physischen Kapitals führt. Da eine Entwertung von Kapital aber viel schneller geht als eine Akkumulation, steht in der folgenden Aufschwungphase einfach nicht genug Kapital zur Verfügung, um die arbeitslos gewordenen wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren23.

5.3. Empirische Relevanz für den Ländervergleich Deutschland - USA

Die unter 5.2. sind theoretisch plausible Erklärungen für eine hohe Arbeitslosigkeitspersistenz, die unter Nicht-Beachtung einiger theoretischer Spitzfindigkeiten24 mit dem Begriff Hysteresis gleichgesetzt werden soll. Es bleibt jedoch die Frage, ob sich die angeführten Mechanismen empirisch überhaupt nachweisen lassen und schließlich, ob die Hysteresis in Deutschland eine viel höhere Bedeutung hat als in den USA.

Es existieren vielerlei Versuche, mittels zum Teil hoch komplizierter ökonometrischer Verfahren empirische Evidenz für die Hysteresis-Hypothese zu finden. Die vielen Versuche können und sollen im Rahmen dieser Arbeit nicht nachgezeichnet werden. Einen Überblick bieten Kösters/Belke (1996) und Roed (1996). Ein bemerkenswertes Charakteristikum ist, daß in der Regel nur die Hysteresis-Hypothese als Ganzes getestet werden kann, nicht die einzelnen Mechanismen, die potentiell für Hysteresis verantwortlich sein könnten (siehe 5.2.). Die meisten Tests schauen sich lediglich aggregierte Arbeitsmarktdaten an und weisen nach, daß die momentane Arbeitslosigkeit immer sehr stark von vergangenen ALQs abhängt. Selten wird explizit der „Insider-outsider“-Ansatz oder der Humankapitalansatz gesondert getestet. Jedoch wird hin und wieder versucht, die Determinanten der Lohnentwicklung in der Industrie heraus zu destillieren. Spielen gesamtwirtschaftliche Faktoren wie die ALQ im Lohnsetzungsverfahren der Insider eine Rolle, was der Hysteresis-These zuwider liefe? Oder haben makroökonomische Effekte nur dann einen lohndämpfenden Einfluß, wenn die Insider ihre eigene Beschäftigung gefährdet sehen?

Bei diesen globalen Tests wird man dem Forschungsstand der empirischen Untersuchung der Hysteresis-Hypothese wohl am besten dadurch gerecht, wenn man die Ergebnisse als umstritten bezeichnet. Jedoch zeichnet sich ab, daß immer mehr Untersuchungen der Hysteresis-These eine empirische Relevanz zusprechen. Roed (1996) sieht starke Evidenz für Hysteresis in Deutschland und anderen Ländern West-Europas, nicht hingegen in den USA. Zu einem ähnlichem Ergebnis kommen Blanchard und Summers (1986), sowie

Blanchard/Wulfers (1999). Kösters/Belke (1996) sind etwas zurückhaltener, gestehen aber auch die wachsende Anhängerschaft der Hysteresis-Hypothese ein. Bean (1994) ist noch zögerlicher in der Bewertung der Hysteresis-Theorie. Er bezeichnet die bisherige Evidenz als „bestenfalls lauwarm“25. Dabei geht er aber auch davon aus, daß die theoretische Ausarbeitung der Hysteresis verursachenden Mechanismen noch unzureichend ist, und daß deswegen empirische Untersuchungen noch keinen allzu großen Wert hätten. Gerade diesem Aspekt möchte ich auch in meinem Fazit einige Beachtung schenken.

6. Fazit, abgeleitete Politikempfehlungen und Ausblick in die Zukunft

Es ist deutlich geworden, daß weder rein mikroökonomisch, noch rein makroökonomisch orientierte Theorien eine zufriedenstellende Erklärung für die Entwicklung der Arbeitslosigkeit in Deutschland und den USA bieten können. Die mikroökonomischen Theorien sind unzureichend, weil die Zeiten steigender Arbeitslosigkeit gleichzeitig oft die Zeiten besonderer Deregulation und moderater Lohnentwicklung waren. Die Makro-Theorien versagen zumindest im Falle Deutschlands, die säkularen Anstiege der ALQ zu erklären. Aus diesem Puzzle heraus ist die Hysteresis-Theorie entstanden, die gestützt auf verschiedene theoretische Begründungen vor allem die hohe Persistenz europäischer Arbeitslosigkeit erklären wollte. Wie deutlich wurde, ist die Hysteresis ein empirisch umstrittenes Phänomen, daß aber in letzter Zeit zunehmend Bestätigung gefunden hat.

Jedoch sind aus meiner Sicht noch viele Fragen offen geblieben. Zum einen bleibt unbeantwortet, welches Phänomen denn nun konkret die hysteretischen Effekte nach sich zieht. Empirische Tests, die konkret etwa den „Insider-Outsider“-Ansatz untersuchen sind rar und kommen zu noch zwiespältigeren Ergebnissen als die globalen empirischen Tests der Hysteresis. Daher scheint mir eine Schlußfolgerung zu sein, daß auf dem Gebiet der Hysteresis-Theorie noch erheblicher Bedarf für theoretische Arbeit gegeben ist. Die aktuellen „Insider-Outsider“-Modelle bilden die Wirklichkeit der Lohnsetzung noch zu ungenau ab. Bei den Humankapitalmodellen ist nicht zu sehen, wieso systematische Unterschiede zwischen den USA und Deutschland existieren sollten.

Gehen wir aber für einen Moment davon aus, daß die Hysteresis Theorie ein anerkanntes Faktum wäre, daß sich vor allem auf die „Insider-Outsider-Theorie“ stützt. Dies ist auch gerade m Ländervergleich Deutschland-USA interessant, da die Gewerkschaftsmacht und der durchschnittliche Geltungsbereich der Kollektivlohn-vereinbarungen in Deutschland viel größer sind. Dies kann als ein Indikator für hohe Insider-Macht sein. Wäre dann die Schlußfolgerung, daß in Deutschland vor allem eine Zerschlagung der Gewerkschaftsmacht eine aussichtsreiche Strategie gegen die Arbeitslosigkeit wäre? Dies wird ja in der Öffentlichkeit unter Stichworten wie „Reform des Flächentarifvertrages“ auch tatsächlich diskutiert. Hier ist aber Vorsicht geboten. Es muß daran erinnert werden, daß das Hysteresis- Phänomen Persistenzmechanismen deutlich machen will, und nicht die ursprünglichen Gründe für das Ansteigen der Arbeitslosigkeit untersucht. Die Ausgangspunkte waren die makroökonomischen Schocks, die dann durch die einsetzende Hysteresis zu hoher und dauerhafter Arbeitslosigkeit geführt haben. Dies ist sehr wichtig, denn der beschriebene Hysteresis-Mechanismus wirkt auch in die andere Richtung. Wie aus Abb.4 deutlich wird, kann die Wirtschaft im Punkt C auch durch einen expansiven Schock in den Punkt D überführt werden, und nicht bloß durch Zerschlagung der Hysteresis-Mechanismen in den Punkt A. Wenn durch eine makroökonomische Expansion wieder viele zu Insidern würden, so würden jene annahmegemäß ebenso eine Lohnsetzung praktizieren, die zu einer konstanten Beschäftigung, nur diesmal auf höherem Niveau, führte. Mein Plädoyer für einen makroökonomischen Lösungsansatz ist natürlich nicht unproblematisch und darf nicht dahin führen, wieder in den naiven Kathegorien der Phillips-Kurve denken zu wollen.

Aber gerade in bezug auf den Ländervergleich zwischen Deutschland und den USA scheinen mir makroökonomische Lösungsansätze eine zu untergeordnete Rolle in der öffentlichen Diskussion zu spielen. Die USA hat nicht hauptsächlich deswegen eine soviel niedrigere Arbeitslosigkeit, weil sie soviel flexibler ist und „sozial kälter“ ist. In einem statischen Sinne läßt sich aus den empirischen Untersuchungen lediglich das deutsche System der Arbeitslosenversicherung als zu generös bezeichnen. Die USA hat bestenfalls wegen ihrer Flexibilität keine Probleme mit Hysteresis. Doch selbst das ist umstritten. Blanchard/Summers (1986), die „Urväter“ des Hysteresis-Ansatzes, sahen als Grund für die höhere Hysteresis in Europa, daß es von den makroökonomischen Schocks insbesondere zu Beginn der 80er Jahre übermäßig stark betroffen wurde. Hysteresis wäre dann ein Phänomen, das sich überproportional zu der Stärke der makroökonomischen Schocks entwickeln würde. Dieses Argument, das intuitiv schwer nachzuvollziehen ist, wurde in der Folgezeit wenig weiter beachtet. Es sollte aber ein weitere Mahnung zur Vorsicht sein, wenn man als Strategie gegen die Arbeitslosigkeit die Ausmerzung der Insider-Macht anstrebt.

Wenn man erkannt hat, daß Hysteresis ein Persistenzmechanismus und keine Ursache ist, dann kann man auch davon sprechen, daß bedingt durch die Hysteresis Makro-Politik, und hier insbesondere die Geldpolitik, noch verstärkt kurzfristige reale Effekte erzielen kann. Das Hysteresis-Phänomen widerlegt zwar nicht die Hypothese von der natürlichen Arbeitslosigkeit (siehe Abb.2). Jedoch würde ein kurzfristiges Absinken der ALQ mittels der Vergrößerung der Insider-Gruppe und daraufhin einsetzender hysteretisch bedingter Verfestigungstendenzen das niedrigere Arbeitslosigkeitsniveau unter Umständen sehr viel länger gehalten werden können als in einer Volkswirtschaft ohne hysteretische Merkmale. Da ceteris paribus die Vergrößerung der Insider-Gruppe auch den Erhöhungsspielraum der Reallöhne verringerte, wäre dadurch sogar ein Mechanismus etabliert, der negativ auf die Inflationsentwicklung einwirkte, nämlich von der Kostenseite her. Diese Argumente sprechen dafür, daß in Deutschland unter Berücksichtigung des Hysteresis-Phänomens makroökonomische Konzepte vielversprechender sein könnten als mikroökonomisch orientierte, wobei eine Reform der Arbeitslosenversicherung hier einmal ausgenommen sein soll.

Was aus meiner Sicht ebenfalls ein wichtiger Faktor des hohen amerikanischen Erfolges bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit ist, ist die sehr effektive Organisation der amerikanischen Makro-Politik. Insbesondere die Geldpolitik der Federal Reserve Bank muß als vorbildlich gelten. Sie hat eine weniger rigide Ausrichtung als die Bundesbank und hat ihre Verantwortung der Unterstützung der allgemeinen Wirtschaftspolitik immer ernster genommen. Wenn weit und breit keine Inflationsgefahr droht, sind Zinssenkungen der Zentralbanken, begründet in ihrer Verpflichtung, auch für eine niedrige Arbeitslosigkeit zu sorgen, dringend anzuraten. Als ein weicher Faktor muß ernst genommen werden, daß zwischen Fed und dem Secretary of Treasure ein wesentlich zielorientierteres und konstruktiveres Verhältnis besteht als zwischen Bundesbank und Bundesfinanzministerium, das oftmals von „Säbelrasseln“ bestimmt war.

Bei dieser Argumentationslinie, die makroökonomischer Politik den Vorzug vor institutionellen Reformen gibt, was auch darin begründet werden kann, daß solche Reformen im Gegensatz zu geldpolitischen Schritten zumeist politisch viel schwerer durchsetzbar sind, muß aber auch der konkrete Ausgestaltungsrahmen der jetzt relevanten europäischen Geldpolitik unter der Führung der EZB berücksichtigt werden. Eine effektive Geldpolitik lebt immer auch von der Reputation der verantwortlichen Organisation. Die EZB ist noch in einer Phase, in der sie sich ihre Reputation aufbauen muß. Sie kann nicht auf die langjährigen Erfolge der Bundesbank oder der Fed zurückgreifen. Daher ist zu erwarten, daß die EZB im Zweifelsfall einen eher restriktiven Kurs steuern wird, um ihre politische Unabhängigkeit und den unbedingten Willen zur Stabilität des Euro zu demonstrieren. Dabei setzt sie sich der Gefahr aus, vielversprechende und notwendige Expansionsimpulse der Geldpolitik zu unterlassen, die in Europa mit seinen scheinbar weit verbreiteten Hysteresis-Merkmalen sehr erfolgversprechend wären.

7. Zusammenfassung

Dieser Beitrag befaßte sich mit dem Vergleich der Arbeitslosigkeitsentwicklung in Deutschland und den USA in den letzten 30 Jahren. Er legte dabei einen Schwerpunkt auf die Bedeutung makroökonomischer Erklärungsmuster, die in einer dogmengeschichtlichen Aufbereitung präsentiert wurden. Es wird deutlich, daß weder rein mikroökonomische noch rein makroökonomische Theorien die Wirklichkeit in diesem Ländervergleich zufriedenstellend erklären können. Aus diesem empirischen Puzzle entstand die Hysteresis- Theorie, die eine Theorie der hohen Arbeitslosigkeitspersistenz ist. Empirisch scheint die Hysteresis-Theorie für Deutschland und Europa allgemein eine empirische Relevanz zu haben. Jedoch ist diese in der Fachwelt nicht unumstritten. Dies ist auch auf die bisher noch ungenügende theoretische Fundierung der einzelnen Mechanismen zurück zu führen, die Hysteresis auslösen können. Sollte sich aber die Hysteresis-Hypothese in der Zukunft noch weiter erhärten, so ist dies aus meiner Sicht ein weiteres Argument für einen Vorzug makroökonomischer Ansätze bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit in Deutschland und Europa im allgemeinen. Hierbei darf aber das institutionelle Dilemma der Europäischen Zentralbank nicht übersehen werden, die in einer Phase der Reputationsbildung steckt und von daher mit expansiven Schritten sehr sparsam umgehen wird.

Verzeichnis der Figuren und Abbildungen

Abb.1 : Labor Force Participation Rate

Abb.2 : Employment / Population Rate

Abb.3 : Standardized Unemployment Rates (OECD) 1970-1998

Abb.4 : Employment Growth Rate

Abb.5 : Average Annual Hours Worked

Abb.6a : Long-Term Unemployed as a fraction of all unemployed

Abb.6b : Part-Time Employment (<30 hours/week) as a fraction of total employment

Abb.6c : Youth-Unemployment Rate

Abb. 7 : Growth Rate of Real per capita GDP 1971-1996

Abb. 8 : Average Growth Rate 1970-1996

Abb. 9 : Growth Rate Volatility (Variance)

Abb. 10: Inflation Rate (CPI)

Abb. 11: Changes in Real Unit Labor Costs 1989-1998

Abb. 12: Direct pay as a fraction of Total Hourly Compensation

Fig. 1: Die Phillips-Kurve

Fig. 2: Die NAIRU, oder: die vertikale Phillips-Kurve

Fig. 3: Ein Bifurkationsschock in einem dynamischen System

Fig. 4: Die Hysteresis-Schleife

Die Abbildungen 1-12 sind selbsterstellt anhand von Daten der folgenden Quellen:

- OECD Employment Outlook, Jahrgänge 1994-1998
- Bureau of Labor Statistics (USA): International Labor Statistics; online unter www.bls.gov
- Financial Times economic data (1999); online unter www.ft.com

Die Figuren 1-4 sind selbsterstellt

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1: Die Phillips-Kurve

Arbeitslosenquote (ALQ)

In dieser naivsten Form beschreibt die Phillips-Kurve den trade-off zwischen Arbeitslosigkeit und entweder einer Lohnsteigerungsrate oder (bei Annahme von Vollkostenkalkulationen bei den Unternehmen) einer Preissteigerungsrate (=Inflation). Wird dieser trade-off kausal interpretiert, und nicht wie ursprünglich gedacht als eine ex-post-Beziehung, dann ergibt sich das Bild der Phillips-Kurve als einer „wirtschaftspolitischen Speisekarte“, von der die politisch Verantwortlichen durch gezielten Mitteleinsatz gemäß ihrer politischen Präferenzen wählen können. Ein beliebtes Beispiel ist, daß eine konservative Regierung eher den Punkt B, eine sozialistische Regierung eher den Punkt A wählen würde. Dies soll hier nicht näher kommentiert werden. Intuitiv kann man sich die Phillips-Kurve so klarmachen: Ist die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu einem gegebenen Zeitpunkt schwach in bezug auf das Produktionspotential entsteht eine sogenannte deflatorische Lücke. Kapazitäten liegen brach, das Arbeitsvolumen der Volkswirtschaft wird nicht in Gänze benötigt, um eine der Nachfrage entsprechende Produktionsmenge herstellen zu können. Es existiert Arbeitslosigkeit und die Preissteigerungsrate ist sehr gering oder negativ, da durch ein sinkendes Preisniveau die gesamtwirtschaftliche Nachfrage steigen könnte. Produziert aber auf der anderen Seite eine Volkswirtschaft an ihrer Kapazitätsgrenze oder gar darüber hinaus, so ist das gesamte verfügbare Arbeitsvolumen der Volkswirtschaft beschäftigt und einer steigenden Nachfrage kann nur durch steigende Preise, oder: Inflation, begegnet werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Fig.2 : Die NAIRU, oder: die vertikale Phillips-Kurve

Die NAIRU ist durch institutionelle Rigiditäten einer Volkswirtschaft zu jedem Zeitpunkt gegeben. Versucht die Regierung via expansiver Geldpolitik die Arbeitslosigkeit unter die NAIRU zu drücken, wandert die Volkswirtschaft entlang der kurzfristigen Phillips-Kurve von Punkt A zu Punkt B. Änderungen der erwarteten und antizipierten Inflation der Individuen aber lassen diesen Effekt nach einer gewissen Zeit wieder versiegen. Die Wirtschaft driftet zunächst auf eine höhere kurzfristige Phillips-Kurve (Punkt B zu Punkt C). Dann schließlich entlang der höheren kurzfristigen Phillips-Kurve zurück auf das Arbeitslosigkeitsniveau der NAIRU (Punkt D). Im Endergebnis konnte die Arbeitslosigkeit nicht gemindert werden, aber die Inflation hat sich erhöht.

Fig.3: Ein Bifurkations-Schock in einem dynamischen System

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Wird der exogene Parameter a graduell verändert, verändert sich zunächst der steady state Wert des dynamischen Systems y* auch nur „ein wenig“. Dies ist hier anhand der linearen Funktion dargestellt.

Erreicht aber der exogene Wert aber den kritischen Wert a1, so ergibt sich die angesprochene katastrophische Auswirkung. Es existieren in diesem Beispiel plötzlich drei multiple Gleichgewichte (die drei Äste). Jedoch ist nur einer der drei Äste ein stabiles dynamischen Gleichgewicht (der obere, nicht gestrichelt gezeichnete). Das System wird sich auf den Pfad des oberen Astes einpendeln. Jedoch sind die Gleichgewichtswerte nicht mehr bloß abhängig von dem dann weiterhin gesteigerten Parameterwert a>a1.Der Schock, daß der Parameter plötzlich den kritischen Wert a1 angenommen hat, wirkt weiterhin auf dem System, denn wäre a1 einfach übersprungen worden, hätten sich die katastrophischen Ereignisse niemals abgespielt. Insofern hängt der Gleichgewichtswert nicht mehr bloß von dem aktuellen Wert von a ab, sondern auch von der Geschichte des Wertes a.

Dieses katastrophenartige Verhalten eines dynamischen Systems nennt man auch eine Bifurkation. Das Ergebnis dieser Bufurkation ist der Prozeß der Hysteresis, daß ein bestimmter temporärer Schock (daß a kurzzeitig den Wert a1 annahm) permanente Effekte auf den Gleichgewichtswert hat.

Diese Bifurkation wurde mathematisch dadurch ausgelöst, daß die root des Systems kurzzeitig zum Zeitpunkt a=a1 den Wert 1 angenommen hat. Damit erfüllte das System kurzzeitig nicht mehr die für die Stabilität erforderliche Eigenschaft der Hyperbolität. Wer detailliertere Darstellungen zu dynamischen Systemen und katastrophischem Verhalten wünscht, findet diese bei Azariadis (1995), Kap. 1-8

Fig. 4: Die Hysteresis-Schleife

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Ausgehend von einer Situation ohne Arbeitslosigkeit in A befördert ein negativer makroökonomischer Schock (wie eine Ölkrise) das System zu dem Punkt B mit positiver Arbeitslosigkeit. Der Schock klingt mit der Zeit ab, bedingt durch Hysteresis-Effekte aber bildet sich die Arbeitslosigkeit nicht auf den Punkt A zurück, sondern das System strebt dem Punkt C zu. Es besteht eine so genannte positive Remanenz, die Strecke AC. Dies ist der Hysteresis-Effekt. Von Punkt C aus kann entweder durch Beseitigung der HysteresisMechanismen ein Übergang zu Punkt A versucht werden, in dem wiederum keine Arbeitslosigkeit vorherrscht. Oder man versucht, durch einen expansiven Schock das System hin zu Punkt D zu bringen, wo ebenfalls Vollbeschäftigung herrscht.

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[...]


1 Standardisierte Arbeitslosenquoten der OECD für das Jahr 1997

2 Höhe des Arbeitslosengeldes in bezug auf das letzte Netto-Einkommen

3 diese These findet große Zustimmung in der Literatur. Vgl. etwa Blanchard/Wulfers (1999) oder Kösters/Belke (1996). Anderer Ansicht ist indes Siebert (1998)

4 siehe Baker, D., Galbraith, J. et al. (1999)

5 siehe Tinbergen (1968)

6 siehe hierzu Gordon (1997)

7 siehe Friedman/Schwartz (1968)

8 siehe Friedman (1968)

9 NAIRU = Non-accelerating-Inflation.Rate of-Unemployment. Siehe Friedman (1968)

10 siehe Friedman (1968)

11 siehe Bruner/Meltzer (1993)

12 siehe Lucas (1972b)

13 siehe Lucas (1972a)

14 der Wegbereiter rationaler Erwartungen war Muth (1961)

15 siehe Lucas (1980)

16 siehe Barro (1974)

17 siehe Kidland/Prescott (1982)

18 einen guten Überblick über den Neo-Keynesianismus liefert Gordon (1990)

19 siehe Krugman (1998)

20 siehe Kösters, Belke (1996), S.15

21 eine genauere Darstellung findet sich bei Belke/Göcke (1994)

22 siehe Blanchard/Summers (1987)

23 vgl. hierzu Kösters/Belke (1996) oder Blanchard/Summers (1986)

24 siehe Franz (1989)

25 siehe Bean (1994)

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Résumé des informations

Titre
Erklärungsansätze der konträren Entwicklung auf dem deutschen und amerikanischen Arbeitsmarkt 1980-1999
Université
University of Göttingen
Cours
Seminar zu aktuellen Arbeitsmarktfragen
Note
1,3
Auteur
Année
1999
Pages
34
N° de catalogue
V99977
ISBN (ebook)
9783638984102
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422 KB
Langue
allemand
Mots clés
Erklärungsansätze, Entwicklung, Arbeitsmarkt, Seminar, Arbeitsmarktfragen
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Jens Südekum (Auteur), 1999, Erklärungsansätze der konträren Entwicklung auf dem deutschen und amerikanischen Arbeitsmarkt 1980-1999, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99977

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Titre: Erklärungsansätze der konträren Entwicklung auf dem deutschen und amerikanischen Arbeitsmarkt 1980-1999



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