Mit seinem vierten Band hat unser Autor Matz Mattern kürzlich seine vielschichtige Thriller-Reihe Die Schattenlinie abgeschlossen. In unserem Interview spricht er darüber, wie aus einem über Jahre mitgeschleppten Thriller-Wunschprojekt eine abgeschlossene Reihe wurde, warum ihm ein Kernteam mit Macken und Eigendynamik wichtiger ist als spektakuläre Blutbäder und wie er digitale Risiken, KI und Netzsicherheit so inszeniert, dass Spannung entsteht, ohne reale Ängste zu schüren.
GRIN: Herr Mattern, Sie haben vor kurzem den vierten und letzten Band Ihrer Thriller-Reihe Die Schattenlinie veröffentlicht. Könnten Sie die Handlung kurz für neue Leserinnen und Leser zusammenfassen?
Die Reihe folgt Kommissar Leon Berg und seinem Team auf der Jagd nach einer unsichtbaren digitalen Resonanzspur, die sich wie ein zweiter Puls durch Städte, Netzwerke und Menschen zieht. Ein Experiment aus der Vergangenheit, Sektor Sieben, beginnt plötzlich ein Eigenleben zu entwickeln und beeinflusst die Welt immer stärker. Europa gerät ins Wanken, Drift-Ereignisse nehmen zu und das Team sucht fieberhaft nach dem Ursprung: dem Bergknoten, dem ältesten Kern des Systems. Am Ende geht es nicht um Zerstörung, sondern darum, dieser algorithmischen Macht eine klare menschliche Grenze entgegenzusetzen. Wie das Ganze genau endet, lassen wir an dieser Stelle lieber offen.
GRIN: Was war der allererste Impuls, der Sie zu dieser Reihe inspiriert hat? Gab es einen Moment, in dem Sie wussten: Jetzt schreibe ich das?
Der Wunsch, einen Thriller zu schreiben, begleitet mich tatsächlich seit über vierzehn Jahren. Aber weniger der Start hat mich gebremst als vielmehr das Fertigstellen einer wirklich runden Geschichte. Ich habe immer wieder angesetzt, verworfen, neu begonnen. Erst die wachsenden digitalen und systemischen Risiken unserer Zeit haben mir den entscheidenden Zugriff gegeben. Plötzlich hatte ich ein Thema, das mich so sehr gepackt hat, dass ich die Story endlich zu Ende erzählt und finalisiert habe.
GRIN: Ihr Ermittlerteam ist herrlich unperfekt, menschlich und manchmal auch ziemlich schlagfertig. Haben Sie Vorbilder für Ihre Figuren oder entstehen die Dialoge einfach beim Schreiben?
Ich lese selbst gern Reihen und liebe es, vertrauten Figuren immer wieder zu begegnen. Deshalb ist es mir wichtig, am Anfang ein Kernteam zu entwickeln, das trägt. Das ist tatsächlich der erste Schritt, in den ich sehr viel Zeit und Gedanken investiere. Ich muss diese Menschen mögen, ihre Macken, ihre Dynamik, ihre Brüche. Wenn das steht, entstehen die Dialoge fast wie von selbst. Dann reden sie einfach miteinander und ich höre zu und schreibe nur noch mit.
Ich muss diese Menschen mögen, ihre Macken, ihre Dynamik, ihre Brüche. Wenn das steht, entstehen die Dialoge fast wie von selbst.
Matz Mattern
GRIN: Sie arbeiten hauptberuflich im sozialen Bereich. Würden Sie sagen, dass das einen Einfluss auf Ihren Schreibstil hat?
Digitale und systemische Risiken nehmen auch in meinem beruflichen Alltag spürbar zu, leider längst auch im sozialen und gemeinnützigen Umfeld. Auf meinen Schreibstil wirkt sich das allerdings kaum aus. Was sich eher zeigt, sind einzelne Funken, die sich zu Ideen entwickeln wie zum Beispiel der Notarzt Dr. Brenner in der Schattenlinie. Und wer weiß, was da noch alles seinen Weg in zukünftige Geschichten findet.
GRIN: Die Stadt Rheinbruck wirkt wie ein eigener Charakter: mal grau, mal freundlich, immer ein bisschen geheimnisvoll. Gibt es reale Vorbilder für diesen Schauplatz?
Für mich stand weniger eine konkrete Stadt im Vordergrund, sondern eher die Region. Leon ist schließlich glühender Anhänger von Borussia Mönchengladbach und dem VfL Gummersbach, also musste seine Welt irgendwo in diesem Umfeld verankert sein. Welche reale Stadt Rheinbruck am ehesten ähnelt, darf gern jede Leserin und jeder Leser selbst entscheiden. Genau dieses kleine Rätsel gehört zum Reiz des Schauplatzes.
GRIN: Ihre Thriller spielen mit aktuellen Themen wie Digitalisierung, Netzsicherheit und künstlicher Intelligenz, aber immer mit einem Augenzwinkern. Was war für Sie die größte Herausforderung bei der Recherche bzw. beim Schreiben?
Mir war wichtig, dass die Reihe bewusst viel Fiktion enthält. Sie soll die Fantasie der Leserinnen und Leser anregen, ohne fachliche Cybersecurity-Diskussionen auszulösen oder reale Sorgen vor neuen Technologien zu verstärken. Es geht um fantasievolle Spannung, die den Leser an die Geschichte fesseln soll. Im Buch dürfen die Systeme verrücktspielen, im echten Leben sollten wir den Mut haben, sinnvoll mit ihnen umzugehen.
Im Buch dürfen die Systeme verrücktspielen, im echten Leben sollten wir den Mut haben, sinnvoll mit ihnen umzugehen.
Matz Mattern
GRIN: Die Reihe lebt von leisen Spannungen, unterschwelligen Bedrohungen und dem Gefühl, dass das Netz immer mitliest. Was macht für Sie einen richtig guten Thriller aus?
Für mich beginnt ein guter Thriller mit einem starken Kernteam. Ich möchte Figuren begleiten, über die ich nicht nur das Berufliche, sondern auch etwas Persönliches erfahre. Dazu braucht es eine Spannung, die sich konstant durchzieht, ein Nervenkitzel, der fesselt, ohne dass gleich Blut über die Seiten läuft. Und ich mag eine gute Mischung aus schnellen, pointierten Dialogen und Momenten, in denen man etwas tiefer eintauchen kann. Wenn beides stimmt, fühlt sich eine Geschichte für mich lebendig an.
GRIN: Gab es beim Schreiben Momente, in denen Sie selbst überrascht oder sogar emotional berührt waren? Gibt es eine Szene, die Ihnen besonders nahegeht?
Oh ja, sehr viele. Ich bin mehrfach daran gescheitert, eine einzige große Geschichte fertigzustellen. Deshalb war die Entscheidung, mehrere Teile zu schreiben, für mich ein Befreiungsschlag. Als der erste Band stand, floss das Finalisieren der weiteren plötzlich erstaunlich gut.
Emotional berührt hat mich tatsächlich vieles in der Reihe. Wenn ich etwas herausgreifen muss, dann sicher den Abschied von Dr. Brenner, der seine Karriere aufgibt, um für Ärzte ohne Grenzen zu arbeiten. Auch Leons Geburtstagsfeier mit den Liedern von Jana hat mich sehr bewegt. Und natürlich Milo, sein Wechsel von Lisa zu Leon war für mich eine der Szenen, die mir besonders im Gedächtnis geblieben sind.
GRIN: Ihre Leserinnen und Leser begleiten Leon, Lisa, Jana und Milo durch viele Höhen und Tiefen. Was war das schönste oder überraschendste Feedback, das Sie bisher bekommen haben?
Zwei Dinge haben mich besonders gefreut. Zum einen das große Lob für die vier Cover, auch wenn dieser Verdienst nur zu einem sehr kleinen Teil bei mir liegt, hat es mich sehr stolz gemacht, wie stimmig und atmosphärisch sie wahrgenommen werden. Und zum anderen die ersten Bewertungen auf den Portalen. Es sind nur wenige, aber gerade die ersten beiden haben mich wirklich gefreut, weil sie zeigen, dass die Reihe ihren Weg zu den Leserinnen und Lesern findet.
GRIN: Wie sind Sie darauf gekommen, als Selfpublisher bei GRIN zu veröffentlichen?
Ich habe vor einigen Jahren schon einmal ein Fachbuch veröffentlicht und kannte GRIN daher bereits aus diesem Prozess. Seitdem hat sich die Plattform stark weiterentwickelt und mit ShadowScript gibt es dort inzwischen sogar ein passendes Imprint für Thriller. Für mich war das eine stimmige Kombination und die Entscheidung deshalb ziemlich einfach.
GRIN: Welche Vorteile sehen Sie in einer Veröffentlichung bei GRIN?
Die Zusammenarbeit verläuft sehr gut und angenehm unkompliziert. Für mich gestaltet sich der gesamte Prozess erstaunlich einfach und transparent, was beim Schreiben und Veröffentlichen enorm hilft. Insofern würde ich sagen: Es war für mich eine wirklich gute Wahl.
GRIN: Und zum Schluss: Gibt es schon Ideen für neue Projekte?
Ja, tatsächlich. Durch diese endlich realisierte Veröffentlichung habe ich richtig Rückenwind bekommen. Einige ältere, „unfertige“ Plots habe ich wieder aus der Schublade geholt und schaue gerade, was sich daraus entwickeln lässt und welche Richtung sich gut anfühlt. Ich bin selbst gespannt, wohin die Reise geht.
GRIN: Herr Mattern, herzlichen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Wir wünschen Ihnen viel Freude mit Ihrer Reihe!
Das Interview macht deutlich: Die Schattenlinie ist nicht nur ein Thriller-Zyklus, sondern ein langfristiges Story-Vorhaben, das Matz Mattern persönlich geprägt hat und das seine Leserschaft spürbar bewegt. Mit frischem Rückenwind und neuen Ideen im Gepäck blickt der Autor bereits auf kommende Projekte und wir würden uns freuen, ihn dann erneut als Verlag begleiten zu dürfen.
Zur Website des Autors: https://mattern-net.de/
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