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10. Januar 2024 • Lesedauer: 5 min

Namensforschung: Das Studium von Orts- und Familiennamen

Stell dir vor, du könntest durch Namen in die Vergangenheit reisen! Dies geschieht so ähnlich in der Onomastik – einem Studiengang, der sich mit Namen aller Art, Sprache, Geschichte und Kultur beschäftigt. Woher kommt dein Vorname oder Familienname? Was verraten Ortsnamen über vergangene Zeiten? Jeder Name hat eine Geschichte, die entdeckt werden will.

Was dich erwartet

Das Studium der Onomastik: Worum geht es?

Der Studiengang der Onomastik, auch Onomatologie, Namenkunde oder Namensforschung genannt, ist ein Teilgebiet der Sprachwissenschaft, der sich mit der Herkunft, Entwicklung und Bedeutung von Namen beschäftigt. Er erforscht, wie Namen – seien es Personennamen, Ortsbezeichnungen, Waren-, Gewässernamen oder Astronyme – tiefgreifende Einblicke in unsere Geschichte und Kultur bieten. Die Herkunft von Beinamen hat zum Beispiel oft etwas mit der Wohnstätte oder des Berufs des Familienoberhauptes zu tun. So verrät zum Beispiel der Name „Leipziger Gewandhaus“ seine historischen Wurzeln als Messehaus der Tuchhändler und Schneider, bevor es zu einem Konzertsaal umgestaltet wurde.

Wie interdisziplinär ist das Studium?

Bei der Onomastik handelt sich um einen forschungsorientierten Studiengang, der vorrangig auf dem Gebiet der Germanistik und Slawistik arbeitet. Er kann als Fächerkombination mit allen anderen Haupt- und Nebenfächern kombiniert werden.

Das Studium steht in direkter Korrelation mit weiteren wissenschaftlichen Fächern wie Geschichte, Ethologie, Politologie oder Biologie. Besonders im Rahmen der Untersuchung von Entstehungsgeschichten von Namen wird auf andere wissenschaftliche Disziplinen wie die Physik, Chemie, Pädagogik, Linguistik oder Psychologie zurückgegriffen. Für die Herkunftsbelege von Namen sind Kirchenbücher und der Bereich der Theologie von Bedeutung. Besonders interessant ist die Onomastik für Historiker:innen und Sprachstudierende als weiterführender Studiengang, da Namen durchaus als Geschichtsquellen gelten können.

Voraussetzungen: Wie werde ich Namensforscher:in?

Voraussetzung für das Studium ist im ersten Punkt die allgemeine Hochschulreife oder ein gleichwertiges Zeugnis, um sich an einer Hochschule einschreiben zu können. Da es sich jedoch derzeit lediglich um einen Masterstudiengang handelt, ist ein Bachelor oder ein gleichwertiger Abschluss in einem historischen oder philologischen Studienfach nötig. Zusätzlich findet ein Eignungstest statt, über dessen Inhalt man sich zeitnah vor dem Bewerbungszeitraum online informieren kann.

Der Aufbau des Studiums und Studieninhalte

Es handelt sich bei der Onomastik um einen 4-semestrigen Masterstudiengang, der jeweils im Wintersemester beginnt. Das Studium umfasst neun Module. Inhaltlich lässt es sich anhand seiner Studienordnung in vier Disziplinen unterteilen: Die theoretische und angewandte Namenkunde, die Entwicklung der Namenkunde und ihre Nachbardisziplinen. Die theoretische Namenkunde befasst sich mit der Erforschung von Orts-, Personen- und Gewässernamen, ihren Problemen und dem Sprachkontakt. Die angewandte Namenkunde beschäftigt sich mit Namenatlanten, slavischen und Flurnamen, sprachgeschichtlichen Gründen und der historischen Lexikologie. Diese implizieren Vorlesungen über die germanistische Sprachwissenschaft, das Mittelhochdeutsche oder die Linguistik.

Kombinierbar ist die Onomastik mit allen Modulen, die auch im freien Wahlbereich wählbar sind. Die unterschiedlichen Wahlpflichtfächer behandeln Themen wie „Geschichte, Name, Literatur“, „Westslavische Sprachgeschichte, Ortsnamen, Gewässernamen“ oder „Geschichte, Übersetzung, Name“.

Das Studium schließt mit einer Masterarbeit. Es besteht währenddessen die Möglichkeit eines Ortsnamen- oder Familienpraktikums.

Standorte: Wo kann ich Onomastik studieren?

Deutschlandweit gibt es nur einen einzigen Lehrstuhl am Institut für Slavistik an der Universität Leipzig. Dort sitzt ebenfalls die Namensberatungsstelle der Universität Leipzig, welche auf eine lange Tradition zurückblickt: Seit der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts werden dort Forschungsprojekte durchgeführt. Regelmäßig finden wissenschaftliche Tagungen statt und Leipzig war Austragungsort des 15. Weltkongresses für Onomastik. Fachleute teilen ihr Wissen in ihren Vorlesungen und auf Social Media. Eingerichtet wurde die Beratungsstelle im Rahmen der Abteilung „Deutsch-Slavische Namenforschung“ an der Universität Leipzig bereits in den 1960er Jahren. Seither hat sich das Zentrum stetig entwickelt und seine Bibliothek erweitert.

Nach dem Studium: Jobs und Beispiele

Absolvent:innen dieses Studienfachs haben ein stark eingeschränktes Beschäftigungsfeld. Sie verdingen sich meist in der Forschung, Lehre und Wissenschaft, so unter anderem in der Namensberatungsstelle Leipzig als Namenforschende. Mit einer Namensberatung oder Namensanalyse kann man ebenfalls in die Selbstständigkeit gehen. Öfter wird eine Laufbahn als Dozierende:r an der Hochschule eingeschlagen.

Namensgutachter:innen beraten werdende Eltern in der Namenwahl ihres Nachwuchses. Dass diese bei der Auswahl sehr speziell sein können, zeigen zahlreiche Beispiele. So zählen zu den abgelehnten Vornamen 2023 etwa Lucifer, Pinocchio, Batman, Kaiser, Graf, Popcorn, Peanut, Urmel oder Blitz. Zugelassene Vornamen in diesem Jahr waren unter anderem Cartier, Soul, Hamlet, Brienne, Thor, Sokrates, Sido, Tequila, Edelweiss, Story, Bombastus oder Kurdistan.

Einer der international bekanntesten Vertreter der Namenforschung ist Prof. Dr. Jürgen Udolph, Leiter des Zentrums für Namenforschung, einem renommierten Dienstleistungs- und Forschungsunternehmen. Auf seiner Homepage erläutert er, welche Fähigkeiten Namensgutachter:innen besitzen sollten. Zu den grundlegenden Kenntnissen der Sprachgeschichte und verschiedensten Sprachen wie Polnisch, Sorbisch oder Slawisch kommen erweiterte Kenntnisse auf dem Gebiet der Namenskunde hinzu, wie die vielfältigen interdisziplinären Bezüge der Namenforschung zur Siedlungsgeschichte und historischen Hilfswissenschaften. Dazu gehören spezielle Fähigkeiten zur vertieften Reflexion und eine erfolgreiche Anwendung der Methoden und Problemlösung.

Orchideenfächer: Vorteile eines solchen Studiengangs

In Deutschland besitzen wir rund 16.000 Studiengänge. Im Gegensatz zu Massenfächern wie BWL oder Informatik handelt es sich bei der Onomastik um ein Orchideenfach. Orchideenfächer sind Nischenfächer, die an weniger als 10% der Universitäten unterrichtet werden oder nur durch maximal drei Professor:innen vertreten sind. Was wie ein Nachteil klingt, kann eine Chance sein: Die Vorteile reichen von einer besseren Betreuung, persönlichen Kontakten und der Möglichkeit, ein:e Expert:in auf sehr speziellem Fachgebiet zu werden bis hin zu erleichterten Zulassungsbeschränkungen und günstigere Lebenshaltungskosten, da Orchideenfächer meist nicht in Metropolen unterrichtet werden.

 

Du bist neugierig geworden? Entdecke in der Onomastik die Geheimnisse hinter den Namen in deiner Welt und den Geschichten, die darin verborgen liegen.

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