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31. Mai 2023 • Lesedauer: 5 min

„Richard III“ verstehen in 5 Minuten

Richard III ist eines der beliebtesten und am meisten aufgeführten Theaterstücke von Shakespeare. Hauptmotive sind Hass, Verrat, Rache – wir helfen dir, das Werk schnell zu verstehen.

Das Wichtigste vorweg:

  • Die Tragödie wurde wohl um 1593 von William Shakespeare geschrieben
  • Das letzte von vier Stücken, die sich alle mit der Herrschaft von Heinrich VI von England beschäftigen und zur Zeit der Rosenkriege spielen
  • Uraufgeführt wurde das Stück im November 1633

Inhalt

Richard III handelt von dem Aufstieg und Fall von König Richard III. Der Rosenkrieg zwischen Haus York und Lancaster ist vorbei, aus welchem Haus York als Sieger hervorgeht. König Eduard IV herrscht zusammen mit seinen Brüdern George Herzog von Clarence und Richard, Herzog von Gloucester. Richard hat aber andere Pläne und möchte statt seines Bruders auf dem Thron sitzen. Mithilfe seines treuen Gefährten Buckingham lässt er seinen Bruder George ermorden, woraufhin auch sein älterer Bruder Eduard verstirbt. Eduards Sohn ist noch zu jung, um den Thron zu besteigen, weshalb Richard als sein Regent regiert.

Richard heiratet Lady Anne, dessen Ehemann er auf dem Schlachtfeld tötete, lässt Eduards Söhne für illegitim erklären und wird infolgedessen zum König gekrönt. Richard wird schnell verbittert und größenwahnsinnig, er lässt seine Neffen im Tower von London, seinen Gefährten Buckingham und seine Ehefrau Anne ermorden. Um seinen Anspruch auf den Thron zu festigen, plant er, seine Nichte Elizabeth zu heiraten.

Währenddessen sammelt der letzte Überlende aus dem Haus Lancaster – Richmond – seine Kräfte und plant einen Angriff auf Richard. In der Nacht vor der Schlacht wird Richard von den Geistern seiner Opfer heimgesucht. Geschwächt verliert Richard die Schlacht und wird von Richmond getötet. Richmond wird als König Heinrich VII. gekrönt und heiratet Elizabeth. Somit vereint er die Häuser Lancaster und York und es beginnt die Tudor-Dynastie.

Mehr Informationen findet ihr in dieser GRIN-Publikation: „Shakespeare, William – Richard III. – Inhalt und Analyse.“

Die wichtigsten Figuren

Richard (Herzog von Gloucester)

  • körperliche Deformierung
  • intelligent und charismatisch
  • manipulativ und verlogen
  • brutal

 

Mehr zu Richard als Bösewicht:

In „Determined to prove a villain: Zur Charakterisierung der Hauptfigur in Shakespeares Historie ‚Richard III‘“ beschäftigt sich Markus Bulgrin mit der Figur und dem Charakter Richards von Gloucester. Er erarbeitet die Persönlichkeitsstruktur Richards und klärt Voraussetzungen und Bedingungen, unter denen sich Richard zum mordenden Bösewicht entwickelte. Außerdem untersucht Bulgrin, inwieweit Richards schauspielerischen Fähigkeiten als Werkzeug zur Durchsetzung seiner Absichten und Pläne dienten und welche Rolle seine Umwelt in seiner Entwicklung spielte. Zum Schluss diskutiert der Autor Richards sukzessiven Machtverlust sowie seinen Untergang und beleuchtet Gründe, weshalb Richard schließlich scheiterte. 

Determined to prove a villain: Zur Charakterisierung der Hauptfigur in Shakespeares Historie

Determined to prove a villain: Zur Charakterisierung der Hauptfigur in Shakespeares Historie "Richard III"

13.99 €

George (Herzog von Clarence)

  • älterer Bruder von Richard
  • ermordet im Tower von London

Eduard IV.

  • ältester Bruder von Richard
  • König und verheiratet mit Elizabeth Woodville
  • stirbt nach Krankheit
  • hinterlässt zwei Söhne

Buckingham

  • Richards treuer Gefährte
  • manipulativ und gerissen
  • wird auf Richards Befehl hingerichtet, als er verweigert, die Prinzen zu töten

Richmond

  • Sohn von Heinrich VI.
  • Haus Lancaster
  • besiegt Richard in der finalen Schlacht und tötet ihn
  • wird zum König gekrönt und heiratet die Tochter von Eduard IV. – Elizabeth
  • gründet die Tudor-Dynastie

Mythos oder Realität?

Richard III. von England war der letzte Herrscher aus dem Haus Plantagenet. Mit seinem Tod endete die Epoche der Rosenkriege. Aufgrund Shakespeares Stück ist das Bild von Richard bis heute negativ geprägt. Aber was hat sich damals wirklich abgespielt, was ist Mythos und was Realität?

Richard wurde als jüngster von acht Söhnen geboren, von denen aber nur vier überlebten. Als Angehöriger der seit 300 Jahren regierenden Dynastie Plantagenet, hatte sein Vater entscheidende Ansprüche auf den englischen Thron, den zu dieser Zeit König Heinrich VI. aus dem Haus Lancaster, einer anderen Linie des Hauses Plantagenet, bekleidete. 1461 wurde Heinrich VI. gestürzt und Richards ältester Bruder Eduard IV. kam an die Macht.

Anders als im Drama, war Richard wahrscheinlich ein loyaler Untergebener seines älteren Bruders. Nach dem Tod von Eduard IV. unterstützte er seinen Neffen und agierte als Lord Protector. Heutige Historiker sind sich, was den zweifelhaften Ruf von Richard angeht, uneinig und führen diesen auf die unklaren historischen Überlieferungen in der Tudor-Epoche zurück. Es stellte sich heraus, dass er die meisten ihm unterstellten Verbrechen nicht begangen haben konnte. Bisher ungeklärt ist, ob er tatsächlich für den Tod seiner beiden Neffen, der Prinzen im Tower, verantwortlich war.

Nicht überliefert ist ebenfalls die Darstellung, dass Richard ein Krüppel gewesen sei. Die zeitgenössischen Beschreibungen bezeichnen ihn eher als schmächtigen Mann. Neueste wissenschaftliche Untersuchen haben gezeigt, dass er nicht unter Deformation, sondern unter Skoliose litt.

Insgesamt lässt sich sagen, dass es keine stichhaltigen Beweise dafür gibt, dass Richard, der brutale und manipulierende Mann war, wie das Stück ihn darstellt. Wir wissen nicht wirklich, was Shakespeares Absichten hinter der Darstellung gewesen sind. Er lebte und schrieb zu Zeiten von Elisabeth I. – einer Tudor. Möglicherweise hat er das Theaterstück geschrieben, als Unterhaltung für das gegnerische Haus, welches nun an der Macht war.

Noch mehr zum historischen Hintergrund von Richard III:

Benjamin Veser geht in „Die Usurpation des englischen Thrones durch Richard III. 1483“ den Fragen nach, ob es Richards Plan war, nach dem Tod von Eduard IV., den Thron zu usurpieren, wie ihm das von der Tudor Geschichtsschreibung und in zeitgenössischen Quellen vorgeworfen wurde, oder ob es nicht Anzeichen dafür gibt, dass Richard vor dem Hintergrund einer Druckkulisse gehandelt hat, die vor allem von der Woodvilles Familie aufgebaut worden war und von der er sich bedroht fühlte. Veser gibt außerdem noch einen kurzen Überblick über die Geschichtsschreibung und den Forschungsstand.

Die Usurpation des englischen Thrones durch Richard III. 1483

Die Usurpation des englischen Thrones durch Richard III. 1483

13.99 €

Themen, Motive und Symbole

Richards Physiognomie

Shakespeares Richard III. ist in die Literaturgeschichte eingegangen als ein Bösewicht par excellence. Ohne Rücksicht auf Familienbande, skrupellos und unmoralisch erschleicht er sich seinen Weg auf den englischen Thron. Dass er missgestaltet ist, scheint dabei kein Problem für ihn darzustellen.

Anika Maßman untersucht in „Behinderung als Machtpotenzial? Die Rolle der Behinderung in Shakespeares Richard III“, wie Richard seine Körperlichkeit nutzte, um seine Ziele durchzusetzen. Die Autorin geht der Frage nach, inwiefern Richards Behinderung als Machtpotenzierung gelesen werden kann.

Behinderung als Machtpotenzierung? Die Rolle der Behinderung in Shakespeares Richard III

Behinderung als Machtpotenzierung? Die Rolle der Behinderung in Shakespeares Richard III

13.99 €

Das Übernatürliche

In Richard III kommen übernatürliche Elemente vor, wie Prophezeiungen, Geister, Flüche und Träume. In „William Shakespeare’s Use of the Supernatural in ‚Richard III‘“ untersucht der Autor konkrete Beispiele, in denen Shakespeare übernatürliche Elemente, wie Träume und Geister, in der Handlung nutzt. Er beschreibt außerdem, wie diese das Historienstück strukturell und psychologisch beeinflusst haben.

William Shakespeare's Use of the Supernatural in Richard III

William Shakespeare's Use of the Supernatural in Richard III

5.99 €

Gut zu wissen/Aufbau

  • Shakespeare schrieb das Stück früh in seiner Karriere, als er noch nicht viel Erfahrung als Dramatiker besaß
  • Das Drama wird der Elisabethanischen Klassik zugeordnet à Bruch mit der Dramentheorie von Aristoteles
  • Richard III gliedert sich in fünf Akte
  • Das Stück ist meist in Blankvers geschrieben und enthält viele Antithesen

Quellen: