Sozialpädagogische Arbeit mit Fußballfans. Prävention im Spannungsverhältnis von Hilfe und Kontrolle

Eine Fanprojektarbeit


Term Paper, 2020

22 Pages, Grade: 1,0

Anonymous


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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Handlungsfeld
2.1 Adressat*Innen: Zielgruppe, Zugang und Besonderheiten
2.2 Infrastrukturelle Rahmenbedingungen
2.3 Finanzierung
2.4 Personalsituation
2.5 Ausgangslage des Fanprojekts
2.6 Inhaltliche sozialpadagogische Arbeit mit FuBballfans
2.7 Zielsetzung
2.8 Sozialpadagogische Ziele
2.9 Methoden der Arbeit

3 Eigene Tatigkeit

4 Theoretische Grundlage: Pravention im Spannungsverhaltnis von Hilfe und Kontrolle
4.1 Hilfe und Kontrolle aus verschiedenen Perspektiven
4.2 Sozialpolitisch
4.3 Sozialpadagogisch
4.4 Exkurs: Gouvernmentalitatsansatz
4.5 Praventive Jugendarbeit

5 Praktischer Bezug:
5.1 Ausgangslage: Grundung der Fanprojekte
5.2 Arbeitsweise: Aufsuchende Jugendarbeit
5.3 Gewaltpravention
5.4 Beratung und Einzelfallhilfe
5.5 Berichtwesen

6 Fazit

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Die sozialpadagogische Tatigkeit ist gesellschaftlich positiv konnotiert. Ubt eine Person einen sozialen Beruf aus, so werden ihr vor allem positive altruistische Charakter Merkmale zugeschrieben. Es handelt sich um eine Person, welche sich fur benachteiligte Menschen einsetzt, viele Stunden arbeitet und keine hohe Bezahlung erwarten kann. Es fallt zunachst schwer negatives an dieser Profession und der Arbeit an sich zu finden. Es lohnt sich jedoch diese Profession kritisch in den Blick zu nehmen und zu analysieren in welchem Verhaltnis die soziale Arbeit zum Staat, zu sozialer Ungerechtigkeit und Systemerhaltung steht. Soziale Arbeit findet nicht in einem luftleeren, wertfreien Raum statt. Allein durch die staatliche Finanzierung der Projekte besteht ein Zusammenhang zwischen Systemerhalt und sozialer Arbeit, zwischen Hilfe und sozialer Kontrolle. Das Anfangs gezeichnete positive Bild konnte so eine uberraschend negative Farbung bekommen. Ich habe mein Praktikum beim Fanprojekt absolviert. Vor diesem Praktikum habe ich mich fur sogenannte Randgruppen interessiert, da diese besonders wenig Unterstutzungsleistungen und Hilfe erfahren und besonders von Stigmatisierung und Vorurteilen betroffen sind. Ich selbst hatte davor keinen Bezug zu FuBball und habe FuBballfans. Bei der Arbeit der Fanprojekte steht vor allem der praventive Charakter im Vordergrund. Dieser steht in einem unmittelbaren Zusammenhang mit dem doppelten Mandat der sozialen Arbeit. Im Folgenden mochte ich einen Einblick in die Arbeit mit jungen FuBballfans geben und anhand der Praventiven Arbeit den helfenden und kontrollierenden Charakter der sozialen Arbeit diskutieren. Hierfur werde ich zunachst das Handlungsfeld skizzieren und die theoretische Grundlage dargestellt und aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet und diese in Bezug zu der konkreten Praxis der Praktikumsstelle stellen.

2 Handlungsfeld

Im Folgenden wird das Handlungsfeld bestimmt. Hierbei wird nur auf die wichtigsten Aspekte eingegangen, welche fur diese Bestimmung notwendig sind.

2.1 Adressat*Innen: Zielgruppe, Zugang und Besonderheiten

Die Arbeit des Fanprojektes richtet sich, im Rahmen der gesetzlichen Grundlage, vor allem an junge Fans im Alter von 12 - 27 Jahren und jene, die bereits jenseits der 27 ihr Fandasein zelebrieren, unabhangig von Geschlecht, Herkunft oder sozialer Schicht. Es ist ein Grundsatz, niemanden auszuschlieBen und die Fanprojektarbeit an jeden Menschen zu richten (vgl. Fanprojekte 2020: Soziale Arbeit mit FuBballfans in Deutschland 2020:22). Das Projekt sieht auf der einen Seite jeden einzelnen Fan, hat aber auch besonderen Fokus auf Familien. Im Fokus der Arbeit steht die sogenannte Fanszene, die Ultras. Um in diesem Arbeitsfeld tatig zu sein, ist es besonders wichtig, diese besondere Zielgruppe zu verstehen. Ultra zu sein, ist eine Lebenseinstellung und bedeutet „[...] die absolute und radikale Hingabe zum Verein, den sie uberall und bedingungslos unterstutzen.“ (Claudia Luzar:288). Die Ultrabewegungen gibt es seit den 90er Jahren in Deutschland und stellt in Deutschland die groBte Jugendbewegung (vgl. Claudia Luzar:287). Die Ultrakultur ist fur junge Menschen so attraktiv, da wahrend des Spiels mit gesellschaftlichen Konventionen gebrochen werden kann, Schichtspezifische Unterschiede scheinbar aufgelost scheinen und hier auch Emotionen Raum finden konnen. Es schafft ein unglaublich starkes Gemeinschaftsgefuhl und ein Gefuhl von Einzigartigkeit. (ebd.).

Ultras sind diejenigen, welche in der Kurve (hinter dem Tor) stehen und fur Gesange und Choreographien sorgen. Sie sind jedoch nicht nur eine zufallig zustande kommende Gruppe an Menschen. Sie sind in hierarchischen Gruppen organisiert und tragen bestimmte Norm und Wertvorstellungen mit sich. Besonders wichtig ist hier Engagement, Disziplin und Partizipation (Steven Adam:67.). Dies bedeutet sich auch auBerhalb des Stadions zu treffen und nachste Aktionen zu planen und Choreographien vorzubereiten. Sie sehen sich als Gemeinschaft an und so ist ihnen der geschlossene Auftritt nach auBen durch beispielsweise gemeinsames Auftreten wichtig. (ebd. 68.). Daruber hinaus ist auch die Loyalitat innerhalb der Gruppe von besonderer Bedeutung. Diese zeigt sich zum Beispiel in der absoluten Verschwiegenheit gegenuber dritten. Auch Solidaritat ist fur Ultras gerade fur den internen Zusammenhalt wichtig. Hat ein Mitglied beispielsweise finanzielle Probleme, so kann sich diese Person darauf verlassen, dass sich alle anderen Mitglieder dafur einsetzen diese zu beseitigen. (ebd.). Es handelt sich also um eine Gruppe die vor allem nach auBen stark auftritt und konkrete und sehr strenge Regeln lebt. Dies macht den Zugang fur Sozialarbeiter*Innen oftmals schwierig, da das Vertrauen der Fans verdient werden muss. Die extrem starke Gruppendynamik und Hierarchie kann Mitarbeiter*Innen hier vor groBe Herausforderungen stellen. Kann das Vertrauen beispielsweise zur hochsten Fangruppe in der Hierarchie der Ultras einer Fanszene nicht gewonnen werden, so kann es sein, dass das Fanprojekt von der gesamten Szene boykottiert wird und Handlungsunfahig wird.

2.2 Infrastrukturelle Rahmenbedingungen

Das Fanprojekt befindet sich seit der Neugrundung 2019 unter Tragerschaft des Jugend- und Familienzentrum welcher im Dachverband der Diakonie ist. Es handelt sich also um einen unabhangigen sozialen Trager. Die alten Raumlichkeiten - das Fanhaus - wurde wiederaufgenommen und musste erheblichen BaumaBnahmen unterzogen werden.

2.3 Finanzierung

Finanziert wird das Projekt zu 38,5298% von der Stadt (Fachbereich Bildung), zu 11,7402% dem Land (Landesjugendamt) und zu 50% vom Deutschen FuBballbund. Ab dem 01.01.2020 stellt der DFB die Projektfinanzierung von saisonaler auf Kalender-jahrliche Ausschuttung der Projektgelder um. Auch die Stadt setzt dies so um, sodass der Abruf einheitlich kalenderjahrlich erfolgt.

2.4 Personalsituation

In jedem Fanprojekt sind 3 Vollzeitstellen vorgesehen fur padagogische Fachkrafte. Seit

Beginn des Projekts gab es eine hohe personelle Fluktuation. Vier Personen haben (zu unterschiedlichen Zeitpunkten) angefangen in dem Projekt zu arbeiten und nach kurzer Zeit wieder gekundigt. Dies hatte verschiedene Grunde. Zum einen ist das Projekt auf Grund der Arbeitszeiten, welche vor allem am Wochenende stattfindet, fur viele Menschen unattraktiv. Zum anderen musste sich eine neue Struktur innerhalb des Teams erst finden, welches ein langwieriger Prozess war. Die Person, welche das Team leitet, hatte davor noch keine Erfahrung in einer leitenden Position, was die Organisation in den ersten Monaten extrem erschwerte. Seit November gibt es ein festes Team von 2 Fachkraften. Eine Mitarbeiterin mit dem Abschluss Kultur und Medien Padagogin und ein Sozialarbeiter, sowie eine Person die Geringfugig beschaftigt ist.

2.5 Ausgangslage des Fanprojekts

Nachdem der ehemalige Leiter des Fanprojektes im April 2017, nach langjahriger Tatigkeit von seiner Funktion abberufen worden ist, gab es eine zweijahrige Pause, da die Zielgruppe das Projekt danach Boykottierte und die Fordermittelgeldgeber die Finanzierung einstellten. Im Fruhjahr 2018 wurde das Projekt neu ausgeschrieben und muss sich in diesem Sinne in der Hand der freien Tragerschaft selbst wieder neu entwickeln. Nach der Bewerbungsphase gab es am 01.01.2019 den Neustart. Das Fanprojekt ist eine sozialpadagogische Einrichtung der Jugendhilfe und ist dabei sich als feste Institution in der Fanszene zu etablieren. (Grundlagen der sozialpadagogischen Arbeit mit FuBballfans bilden die Paragraphen 11 und 13 des SGB VIII sowie das „Nationale Konzept Sport und Sicherheit“ (NKSS), welches die Anforderungen des speziellen Arbeitsfelds im Netzwerk FuBball berucksichtigt.) Die Angebote des Fanprojekts richten sich an Jugendliche, Heranwachsende und junge Erwachsene im Alter von 12 bis 27 Jahren - in den uberwiegenden Fallen mit starker Bindung zum FuBballsport und insbesondere zu ihrem Bezugsverein. Aktuell arbeiten in Deutschland uber 60 Fanprojekte mit 66 Fanszenen zusammen.

2.6 Inhaltliche sozialpadagogische Arbeit mit FuBballfans

Die Mobile Jugendarbeit ist der grundlegende Handlungsansatz, der schwerpunktmaBig die §§ 11 und 13 SGB VIII verbindet, sowie unter Einbeziehung des Nationalen Konzepts Sport und Sicherheit ihre Arbeitsgrundlage erhalt. In erster Linie verfolgt das Fanprojekt sozialpadagogische Ziele. Stigmatisierungen jugendlicher FuBballfans sollen verhindert bzw. abgebaut werden und die Anerkennung des Sozialraumes FuBballstadion soll bis zu einem gewissen MaB unterstutzt werden. (vgl. Fanprojekte 2020: Soziale Arbeit mit FuBballfans in Deutschland 2020:22 f).

Neben der Begleitung zu allen Heim- und Auswartsspielen ist das Fanprojekt eine Anlauf- und Beratungsstelle fur alle Fans und FuBballinteressierte.

Zentrale Arbeitsfelder sind die Krisenintervention und Beratung von Fans in akuten Problemlagen, die Durchfuhrung von Projekten und Veranstaltungen sowie eine ausgepragte Vernetzungsarbeit mit allen beteiligten Institutionen im Umfeld des FuBballgeschehens. Dabei steht der praventive Charakter dieser Angebote stets im Mittelpunkt. Durch die Begleitung und Unterstutzung tragt das Fanprojekt dazu bei, jungen Menschen Perspektiven zu bieten, Alternativen aufzuzeigen und eine positive Personlichkeitsentwicklung herbeizufuhren. (ebd.)

Zudem verstehen sich die Mitarbeiter*Innen als Vertreter*innen und kritische Lobbyist*innen fur Faninteressen und Fanmeinungen und sehen sich selbst in einer neutralen Vermittlerposition zwischen den beteiligten Institutionen (Verein, Polizei, Ordnungs- und Sicherheitsdienste) die sich fur die Bedurfnisse und Wunsche von Jugendlichen und jungen Menschen einsetzen. (ebd.).

2.7 Zielsetzung

Die Arbeit der Fanprojekte basiert auf Langfristigkeit und verfolgt konkrete Ziele wie z. B. Mobile Jugendarbeit (Begleitung der Fans bei Heim- und Auswartsspielen), Netzwerk- und Gremienarbeit, Freizeit-, kultur- und erlebnispadagogische Angebote, Gewaltpravention, Beratung und Unterstutzung bei allen personlichen Problemen (Einzelfallhilfe), Vermittler fur alle Institutionen in Fragen zu Fanangelegenheiten, sowie bei Konflikten zwischen Polizei, Ordnungskraften und Fans, Starkung des Selbstwertgefuhls junger Fans, Unterstutzung von Arbeit gegen jede Form von Rassismus, Diskriminierung, Sexismus, Homophobie und Antisemitismus, Hilfe zur Selbsthilfe und Offentlichkeitsarbeit (vgl. Nationales Konzept Sport und Sicherheit 2012:8).

„Nach zwei Jahren Pause gibt es in Halle wieder ein Fanprojekt fur FuBballfans. Das Aufgabenfeld ist riesig, genau wie die Erwartungen an die Sozialarbeiter“ so schrieb der MDR im August 2019 auf seiner Internetseite. Die Enttauschung nach der Abberufung des ehemaligen Leiters sitzt tief. Die Prioritat beim Neuaufbau des Fanprojektes liegt im Berichtsjahr auf den Beziehungsstrukturen. Der Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung zwischen den Fans und den Mitarbeiter*Innen vom Fanprojekt sowie Netzwerkpartnern ist unumganglich. Somit stellte der Beziehungsaufbau das wichtigste Ziel, fur den Berichtszeitraum 2019, dar. Weitere wichtige Ziele waren und sind die Eindammung von Gewalt; Arbeit im Praventivbereich, z. B. Hinfuhrung zu gewaltfreier Konfliktlosung im Rahmen von Selbstregulierungsmechanismen mit der Perspektive Gewaltminderung, Abbau extremistischer Orientierungen (Vorurteile, Feindbilder, Auslanderfeindlichkeit) sowie delinquenter oder Delinquenz begunstigender Verhaltensweisen, Steigerung von Selbstwertgefuhl und Verhaltenssicherheit bei jugendlichen FuBballanhangern; Stabilisierung von gleichaltrigen Gruppen, Schaffung eines Klimas, in dem gesellschaftliche Institutionen zu mehr Engagement fur Jugendliche bewegt werden konnen, Ruckbindung jugendlicher FuBballanhanger an ihre Vereine. (vgl. Fanprojekte 2020: Soziale Arbeit mit FuBballfans in Deutschland 2020:22 f.).

Erstes Teilziel der Fanprojektarbeit war der Gewinn des Fanvertrauens als Basis jeglicher Weiterarbeit, zweites Teilziel ist der Aufbau von Kontakten zu regionalen und uberregionalen Kooperationspartnern.

2.8 Sozialpadagogische Ziele

Soziale Integration der jungen Menschen, gesellschaftliche Teilhabe und Inklusion Ausgleich sozialer Benachteiligungen, Uberwindung individueller Beeintrachtigungen, Partizipation und Bildung, Starkung der personlichen Entwicklung, sozialer Kompetenzen und demokratischer Werte, berufliche Orientierung, Aufklarung, Abbau von Feindbildern und Vorurteilen, kritisches Nachdenken uber die Themenfelder Sport und Fankultur, Forderung der Fahigkeiten junger Menschen zur Bewaltigung ihrer altersgemaBen Entwicklungsaufgaben, Lernprozesse der Fans und ihrer Gruppierungen anregend herausfordern, die Jugendlichen in belastenden Lebenslagen und krisenhaften Situationen unterstutzen, das Umfeld der Jugendlichen mit einbeziehen, da dadurch Lernchancen durch auBere Lebenslagen und gesellschaftliche Reaktionen maBgeblich mitbestimmt werden, die Zielgruppe Madchen und Frauen fordern. (vgl. Nationales Konzept Sport und Sicherheit 2012:8).

2.9 Methoden der Arbeit

Die Arbeit des Fanprojekts orientiert sich am „Nationalen Konzept 'Sport und Sicherheit‘“ sowie den Vorgaben der Jugendsozialarbeit nach SGB VIII. Die wichtigsten Methoden sozialpadagogi scher Fanprojektarbeit waren und sind: Einzelfallhilfe, Gruppenarbeit und Gemeinwesenarbeit, aufsuchende StraBensozialarbeit (Streetwork), offenes niederschwelliges Angebot der offenen Tur, Offene sportpadagogische Angebote, Angebote der politischen Bildung / soziokulturelle Angebote, Selbsterfahrung durch erlebnispadagogische Angebote, Ansatz an den Ressourcen der Zielgruppe, Lobbyarbeit fur die Zielgruppe. Die Mitarbeiter*Innen arbeiten immer unter der Pramisse, aktiv und ohne Kontrollabsicht und Besserwisserei den Dialog mit allen, an FuBballgroBveranstaltungen und sonstigem Fandasein beteiligten Personen und Institutionen, zu suchen. Handlungsleitenden Arbeitsprinzipien sind demnach Lebensweltorientierung, Beziehungsarbeit, Akzeptanz, Freiwilligkeit, Partizipation, kritische Parteilichkeit und Diskursorientierung (vgl. Fanprojekte 2020: Soziale Arbeit mit FuBballfans in Deutschland 2020:23.).

3 Eigene Tatigkeit

In den 6 Monaten, in denen ich mein Praktikum absolvierte, lernte ich jede Fassette der Fanprojektarbeit kennen. Im Vordergrund stand der Beziehungsaufbau zur Fanszene. Durch die Geschichte des Fanprojekts, welches nach 10 Jahren sozialer Arbeit abrupt endete, wurde das Vertrauen der Fans stark geschadigt. In vielen Gesprachen und Treffen mit Personen aus der Fanszene wurde dies immer wieder betont. Hier war es von groBer Bedeutung, immer wieder darauf einzugehen, um eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen. Dies geschah zunachst durch die Begleitung zu den Heim- und Auswartsspielen. Wahrend dieser Zeit in welcher der Zugang zur Fanszene noch sehr gering war, konnte ich schon Einzelfallhilfe bei 2 FuBballfans leisten. Hier ging es vor allem um Beziehungsprobleme, Stadionverbot und Bildungsarbeit. Daruber hinaus arbeitete ich daran das Fanprojekt in den sozialen Medien wie Facebook, Instagram und Telegramm bekannt zu machen und Kommunikationsstrukturen aufzubauen. Standige Arbeit waren vor allem auch die Buroarbeiten wie Protokoll schreiben, Konzepte entwickeln und Anpassen sowie das Einrichten des Fanhauses zu organisieren. Im Sommer 2020 sind Bildungsreisen nach Auschwitz, Rumanien, Sachsenhausen und Dessau geplant. Hier war ich maBgeblich an der Vorbereitung beteiligt. Daruber hinaus soll durch das Projekt eine Veranstaltung zum Thema FuBball aus historischer Perspektive aufgebaut werden, welche sich auch mit Themen wie Antisemitismus und dem Anschlag im September beschaftigen soll. Hierfur kam es zu treffen mit der MOB und Kuratoren von anderen Ausstellungen.

4 Theoretische Grundlage: Pravention im Spannungsverhaltnis von Hilfe und Kontrolle

Das doppelte Mandat der sozialen Arbeit beschreibt das fragile Gleichgewicht zwischen der Berucksichtigung der Bedarfe von Menschen in problematischen Lebenslagen auf der einen Seite und der staatlichen Kontrolle durch die soziale Arbeit auf der anderen (vgl. Hunersdorf 2010: 2.).

Die soziale Arbeit ist in modernen Gesellschaften von Bedeutung. Durch die Auflosung der Standegesellschaft, in welche jede Person durch die Geburt seinen festen Platz einnehmen musste, wurde jede Person fur sich selbst verantwortlich. Die individualisierte Gesellschaft, schafft also vermeintliche Gleichheit, birgt aber auch gleichzeitig das Risiko in dieser nicht bestehen zu konnen, da unterstutzende Strukturen wegbrechen. (Peter-Ullrich Wendt, 2015, S. 20.). Hier wird also die Notwendigkeit der sozialen Arbeit deutlich, welche den Menschen, unter anderem, in der Gesellschaft zu mehr Teilhabe und Chancengleichheit verhelfen soll. Jedoch existiert die soziale Arbeit nicht frei von Machtverhaltnissen. Vielmehr ist sie in diese eingebettet und tragt auch diese mit sich, denn soziale Arbeit hat den Auftrag zu helfen, jedoch auch sicher zu stellen, dass sich abweichendes Verhalten, an gesellschaftliche Normalitats- und Werte Vorstellungen anpasst:

„Soziale Arbeit fordert nicht nur das Wohlbefinden von Menschen, sie kontrolliert zugleich immer auch, inwieweit Menschen das verfolgen, was in der gegebenen Gesellschaft als ein Wohlbefinden beschrieben und als wunschenswert betrachtet wird. Dieses Mandat weist Sozialer Arbeit also einerseits einen Hilfeauftrag zu und stattet sie zugleich andererseits mit einer spezifischen Form von Macht aus, gesellschaftliche Verhaltenserwartungen an Einzelne auch durchzusetzen [...]“ (Peter-Ullrich Wendt, 2015, S. 28. f.).

Hiermit wird also das Spannungsverhaltnis beschrieben, welches der sozialen Arbeit durch ihren doppelten Auftrag innewohnt. Soziale Arbeit ist also Teil des Machtapparats und ubt diese Macht auch uber Klienten*Innen aus und ist andererseits von der Absicht gepragt sich parteilich fur die Klient*Innen einzusetzen und dies auch durch Handlungen, welche im Zweifelsfall gegen diese Machtstrukturen richten (vgl. Lutz 2010:14.). Einige Autor*Innen argumentieren, dass dies den Geist der Moderne wiederspiegelt. Auf der einen Seite will die soziale Arbeit helfen, dass Menschen mit ihren individuellen Bedurfnissen gehort werden und auf der anderen Seite sorgt sie dafur, dass sie ein fester Bestandteil der Gemeinschaft werden

[...]

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Details

Title
Sozialpädagogische Arbeit mit Fußballfans. Prävention im Spannungsverhältnis von Hilfe und Kontrolle
Subtitle
Eine Fanprojektarbeit
College
Martin Luther University
Course
Reflexion eines dialektischen Verhältnisses von Wissen und Können
Grade
1,0
Year
2020
Pages
22
Catalog Number
V1000121
ISBN (eBook)
9783346437686
ISBN (Book)
9783346437693
Language
German
Keywords
Hilfe, Kontrolle, Spannungsverhältnis, Fanprojekt, Soziale Arbeit, Prävention
Quote paper
Anonymous, 2020, Sozialpädagogische Arbeit mit Fußballfans. Prävention im Spannungsverhältnis von Hilfe und Kontrolle, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1000121

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