Die PISA-Studie. Organisation deutscher Schulpolitik


Term Paper, 2017

12 Pages, Grade: 1,7


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1.) Einleitung:

2.) Theoretischer Rahmen:
2.1) Transfer, Diffusion und Konvergenz von Politiken:

3.) Die PISA-Studie:

4.) Einfluss auf die Bildungspolitik:

5.) Kritik an PISA:

6.) Fazit:

7.) Literaturverzeichnis:

1.) Einleitung:

Bildung ist ein besonders wichtiger Aspekt in der Politikgestaltung eines Landes. Da die Schülerinnen und Schüler als heranwachsende Bürgerinnen und Bürger die Zukunft einer Nation mitgestalten, wird diesem Bereich viel Aufmerksamkeit gewidmet. Um für sie die beste Ausbildung gewährleisten zu können, entwickelten Politiker und internationale Organisation – wie z. B. die OECD – einige Strategien, um den Bildungsstand der Länder zu ermitteln und somit verbessern zu können. Eine Strategie war hierbei die Erstellung von internationalen Vergleichstests, wie zum Beispiel der PISA-Studie. Diese sollten u. a. überprüfen, wie erfolgreich die Schülerinnen und Schüler ihr gelerntes Wissen aus der Schule in alltäglichen Situationen anwenden können (bpb 2014).

An dieser Stelle stellt sich jedoch die Frage, inwiefern sich die Durchführung einer solchen internationalen Studie – wie PISA – auf die Organisation und Gestaltung der Schulpolitik auswirkt. Die folgende Arbeit wird sich mit dieser Fragestellung genauer auseinander setzen. Sie konzentriert sich dabei ausschließlich auf die PISA-Studie und deren Einfluss auf die Schulpolitik der Bundesrepublik Deutschland. Da eine detaillierte Analyse den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde, beschränkt sich diese Arbeit lediglich auf den Vergleich zwischen den Bildungsergebnissen im Jahre 2001 und 2016. Um dies effektiv zu gestalten, bedient sich die vorliegende Hausarbeit der Theorie der Diffusion von Politiken. PISA stellt in diesem Fall ein hervorragendes Beispiel dieses Phänomens dar. Zunächst erhält der Leser eine kurze Einleitung in die Thematik ‚PISA-Studie’ und Diffusionstheorie, daraufhin folgt eine genauere Analyse der Veränderungen und Reformen in der Bildungspolitik bzw. deren Erfolge und Misserfolge. Es werden in diesem Punkt lediglich die Reformen und Veränderungen genannt, die als unmittelbare Reaktion auf die Ergebnisse der PISA-Studie entstanden. Anschließend folgen einige Kritikpunkte an der PISA-Studie bzw. an ihrer Effektivität. Dieser Punkt konzentriert sich auf die Frage, warum der Einfluss von PISA nicht oder nur geringfügig bestehen kann. Im Fazit werden alle Aspekte zusammengetragen und es wird der Versuch unternommen, eine Antwort auf die genannte Fragestellung zu finden. Alles in allem widmet sich diese Arbeit der Überprüfung folgender These: Die Durchführung der PISA-Studie wirkt in der Bundesrepublik Deutschland als Katalysator für Reformen im Bereich der Schulpolitik.

2.) Theoretischer Rahmen:

2.1) Transfer, Diffusion und Konvergenz von Politiken:

Studien zum Prozess der Diffusion beschäftigen sich mit der Frage, wie „Politiken, Programme und Ideen“ übertragen werden. Dabei konzentrieren sie sich auf eine größere Gruppe – wie zum Beispiel eine internationale Gemeinschaft, bestehend aus verschiedenen Staaten (Holzinger 2007:14). Man spricht jedoch nur von Diffusion, wenn die ‚Übernahme ein und derselben Politikinnovation“ vorliegt (Holzinger 2007:14). Vor allem im Bereich der Bildung finden Diffusionsprozesse statt, welche von internationalen Organisationen unterstützt werden. Z. B. mittels der ‚Setzung von Normen, Verbreitung finanzieller Mittel, Prägung der öffentlichen Meinung, Beratungsdienstleistungen oder Koordinierungsaktivitäten’ (Bieber 2014:144).

Am Beispiel PISA zeigt sich, wie Diffusionsmechanismen wie internationale Kommunikation und Wettbewerbsdruck getriggert werden können. Der Prozess der Kommunikation lässt sich dabei in zwei verschiedene Aspekte gliedern: Policy Emulation und Policy Learning (Bieber 2014:145). Ersteres beschreibt hier, dass Länder hoch evaluierte politische Modelle in ihr eigenes staatliches Modell integrieren, um die ‚Legitimität ihrer innerstaatlichen Problemlösung’ zu erhöhen, um einer ‚Logik der Angemessenheit’ zu folgen(Bieber 2014:145). Es entsteht also ein ‚direkter und indirekter Anpassungsdruck’ durch die anderen OECD Mitgliedsländer, welcher die Staaten zwingt, sich an dem Verhalten der anderen Mitgliedsländer zu orientieren und ihre Ratschläge zu bedenken (Bieber 2014:145).

Policy Learning beschreibt den Prozess, bei dem staatliche Akteure sich zwecks Problemlösung an den Kenntnissen anderer Länder oder den früheren Erfahrungen und Politikstrategien des eigenen Landes orientieren (Bieber 2014:146). Hierbei ist die Handlungsintention der Wunsch einer Leistungsverbesserung im eigenen Land und wird nicht – wie bei der Policy Emulation – vom Druck des ‚angemessenen’ Handelns, also zwecks Anpassung an den internationalen Raum, erzeugt (Bieber 2014:146). Somit werden Handlungsmaßnahmen im Bildungsbereich getroffen, welche bereits in anderen Nationalstaaten erprobt wurden. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, dass Staaten die Beratungsdienstleistung von internationalen Organisationen in Anspruch nehmen, und deren sachliche Fachkompetenz für sich nutzen (Bieber 2014:146).

Die Förderung von regulativem Wettbewerb im internationalen Raum ermöglicht internationalen Organisationen ebenfalls die Übernahme ihrer vorgeschlagenen Politikmodelle anzutreiben. Durch diesen Mechanismus wird die Effektivität von innerstaatlichen Institutionen und Strukturen im internationalen Raum verglichen und eine Verbesserung angestrebt, was wiederum eine gegenseitige Anpassungsreaktion zwischen den Ländern bewirkt (Bieber 2014:146).

OECD ist hierbei ein hervorragendes Beispiel für eine derartige Organisation, welche die eigenen ‚Wertvorstellungen und Praktiken’ an Nationalstaaten propagierenkann (Bieber 2014:145). Mit PISA wurde eine Kommunikationsplattform erstellt, die Raum zum Austausch für Ideen und Konzeptionen bietet und dadurch sowohl neue, als auch bereits vorliegende Diskussionen fördert (Bieber 2014:145).

PISA bedient hierbei die Strategie des Benchmarkings, bei dem bestimmte Dienstleistungen – in diesem Fall die Organisation und Struktur der Bildungsinstitutionen eines Landes – verglichen werden, um Defizite zu offenbaren (Duden). Im Beispiel von PISA wird durch den durchgeführten Leistungsvergleich ein normativer Druck und Wettbewerbsdruck erzeugt, was wiederum den Prozess des Policy Learning’s vorantreibt (Bieber 2014:146).

Des Weiteren könnte ein gewisser Anpassungsdruck erzeugt werden, die von der OECD vorgeschlagenen best practice Methoden zu übernehmen. Ebenfalls entsteht ein ökonomischer Druck, da die Staaten die Wettbewerbsfähigkeit des eigenen Wirtschaftssystems im internationalen Raum anstreben. Des Weiteren spielt die Bildungspolitik in diesem Punkt eine wichtige Rolle – sie gilt als ‚Grundlage (..) von Humankapital und wirtschaftlichen Wohlstand eines Staates’ (Bieber 2014:146). Die Erstellung und Diskussion der PISA-Ergebnisse ermöglicht ebenfalls einen ‚Austausch von Ideen und Erfahrungen’ der teilnehmenden Staaten, wodurch das Policy Learning zustande kommt, welches an der Lösung von aufkommenden Problemen im Bildungsbereich interessiert ist (Bieber 2014:146).

3.) Die PISA-Studie:

PISA steht für ‚Programme for International Student Assesment’, übersetzt heißt das ‚Programm für internationale Schülerbewertung’ (bpb 2014). Es handelt sich hierbei um eine Studie, welche die ‚Leistungen’ von 15-Jährigen Schülern in den Bereichen Naturwissenschaften, Lesen und Mathematik testet (Bieber 2014:142). Außerdem werden Grundkompetenzen wie das fachübergreifende Problemlösen einer Fragestellung untersucht (Smolka 2010). Es wurden dabei explizit 15-Jährige Schüler ausgewählt, da diese in den meisten Ländern in Begriff sind, ihren Schulabschluss zu absolvieren (bpb 2014). Insgesamt wird eine Stichprobe von 5.000 Schülerinnen und Schülern genommen, welche die Leistungen des gesamten Landes repräsentativ vertreten (Tillmann 2015).

Entwickelt wurde die Studie von der OECD (‚Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung’) und wird alle drei Jahre in den Mitgliedsländern der OECD und einigen Partnerländern (wie z.B. Kasachstan und Kolumbien) durchgeführt (Bieber 2014:142) (bpb 2014). OECD gilt somit als Referenzpunkt für die Leistung von Bildung (Bieber 2014:142). Die Anzahl der teilnehmenden Länder steigt dabei: Wo in der ersten Studie im Jahre 2000 43 Länder teilnahmen (Bieber 2014:142), waren es in der letzten PISA-Studie 2016 bereits 72 Teilnehmer (OECD 2016:3). Die Ergebnisse der Evaluation offenbarten sogar in hochentwickelten Industrieländern enorme Leistungsdifferenzen und Defizite und zeigten den großen Einfluss des sozioökonomischen Hintergrunds eines Schülers auf dessen schulische Leistung. So entwickelte sich PISA zu einem Messwerkzeug für die Leistungsfähigkeit und ebenso für die soziale Integrationsfähigkeit von Bildungssystemen (Bieber 2014:142).

Vor allem die mathematischen Fähigkeiten eines Schülers sind für PISA von großer Bedeutung, da sie nach PISA ein Indikator für ‚individuelle und gesellschaftliche Entwicklung sind (Smolka 2010). Da PISA bestehende Defizite in den Bildungspolitiken eines Landes aufzeigt, gibt es Impulse zur Verbesserung der Situation mit Reformen - wobei diese mithilfe von PISA’s best practices eine Richtung bekommen (Bieber 2014:151). Auf die Ergebnisse der ersten PISA-Studie im Jahre 2001 reagierte die Bundesrepublik mit einem großen Schock. Dagegen waren die politischen Reaktionen auf die Studienergebnisse in den USA und Großbritannien kaum vorhanden. Im Gegensatz zur Reaktion der deutschen Medien blieben sie hier lediglich eine ‚Randerscheinung’ (Bieber 2014:143)

In der ersten PISA-Studie wurde deutlich, dass Deutschland weit unter dem Studiendurchschnitt lag – es wurde in allen drei getesteten Kompetenzen der ‚20. oder 21. Platz’ belegt. Somit schnitt Deutschland im internationalen Vergleich unerwartet schlecht ab (Tillmann 2015). Dabei war die Risikogruppe – also die Gruppe von Schülern mit besonders niedrigen Ergebnissen – mit 22% der 15-jährigen Schüler sehr groß (Tillmann 2015). Daraufhin reagierten die jeweiligen politischen Entscheidungsträger im Bildungsbereich mit zahlreichen Reformen und das, obwohl die Bildungspolitik seit den 1970er Jahren als resistent gegen Erneuerungen galt, da seit dem keine beträchtlichen Veränderungen vorgenommen wurden (Bieber 2014:148,149). Die Studie zeigte ebenfalls große Diskrepanzen zwischen Schülern mit unterschiedlichen sozioökonomischen Hintergründen auf. Schüler aus ‚bildungsbenachteiligten sozioökonomischen Gruppen’ wiesen größere Defizite in ihrer Leistungserbringung auf, was zur Folge hatte, dass für die Bildungspolitik die Thematik der Bildungsgerechtigkeit zur Agenda wurde (Bieber 2014:149). Der Erfolg in der Schule ist in Deutschland immer noch von der sozialen Herkunft eines Schülers abhängig (Smolka 2010). Auch der Migrationshintergrund spielt beim Abschneiden in der PISA-Studie eine große Rolle. Schüler nichtdeutscher Herkunft erreichen laut der Studie ein geringeres Bildungsniveau und schneiden in der Regel schlechter ab (Smolka 2010). Dies wollte die Bundesregierung jedoch ändern (siehe Punkt 4 Einfluss auf die Bildungspolitik).

Die Bildungssituation scheint sich jedoch seit der ersten PISA-Studie verbessert zu haben, da die Ergebnisse der deutschen Schülerinnen und Schüler nicht mehr unterdurchschnittlich waren (OECD 2016:5). Die Anzahl der Leistungsschwachen Schüler reduzierte sich auf 9,8% (OECD 2016:5). Auch in den drei Grundkompetenzen erreichten die Schüler bessere Ergebnisse als im ersten Jahr der Studiendurchführung. In den Naturwissenschaften und dem Bereich Lesekompetenz erzielten die Schüler einen Mittelwert von 509 Punkten und im Bereich Mathematik 506 Punkte. In allen Aspekten schnitt Deutschland im internationalen Vergleich überdurchschnittlich ab, was eine deutliche Verbesserung zum Ergebnisse im Jahre 2000 ist (OECD 2016:5).

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Details

Title
Die PISA-Studie. Organisation deutscher Schulpolitik
College
University of Potsdam
Grade
1,7
Author
Year
2017
Pages
12
Catalog Number
V1000939
ISBN (eBook)
9783346374691
ISBN (Book)
9783346374707
Language
German
Keywords
PISA, Studie, Politik, Schulpolitik, Deutschland
Quote paper
Salonika Hutidi (Author), 2017, Die PISA-Studie. Organisation deutscher Schulpolitik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1000939

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