Die Diskussion in der Literatur zum Thema Steuerbilanzpolitik wurde vor allem zwischen Anfang der 70er und Mitte der 80er-Jahre rege geführt. Seit etwa 1985 scheint das wissenschaftliche Interesse, erkennbar an der Zahl der Lite¬raturbeiträge, merklich abgenommen zu haben.
In dieser Arbeit soll unter Steuerbilanzpolitik i.e.S. „die zielgerichtete Nut-zung ge¬setzlich zulässiger Wahlrechte und Ermessensspielräume zur Be¬ein¬flussung des im Rahmen der Steuerbilanz zu ermittelnden Gewinns“ ver¬standen werden. Steuerbilanzpolitik i.w.S. beinhaltet dagegen sowohl sachverhaltsgestaltende als auch sachverhaltsabbildende Maßnahmen. Unter Steuer¬barwertminimierung wird „die optimale Aufteilung der steuer¬bilanzpoliti¬schen Manövriermasse (Gesamtbemessungsgrundlage) auf gegebene Perioden“ verstanden, wobei als Manövriermasse die „Summe der Ausprä¬gungen der Bilanzierungs- und Bewertungswahlrechte“ bezeich¬net wird. Ziel der Steuerbarwertminimierung ist die Minimierung „der Summe der Barwerte der jährlichen Einkommensteuerzahlungen.“
Der Aufbau dieser Arbeit orientiert sich an der Einteilung des Problems durch Scheffler. Dieser sieht im Rahmen der Steuerbilanzpolitik zwei Auf¬gaben: Erstens ist herauszufinden, welche steuerbilanzpolitischen Ak¬tionsparameter der Entscheidungsträger einsetzen kann, wie sich diese systematisieren lassen und wie sie sich auswirken. Scheffler nennt dies das Informationsproblem (siehe Kapitel 2). Und zweitens ist zu entschei¬den, welche Aktionsparameter zur Verwendung kommen und wie sie ein¬gesetzt werden sollen. Dies kann als Auswahlproblem bezeich¬net werden (siehe Kapitel 3). Die Lösung des Auswahlproblems erfolgt durch Dar¬stellung der Ansätze von Vogt, Heigl und Marettek, wo-bei auf Letztge¬nannten das im Mittelpunkt dieser Arbeit stehende Verfah-ren der Steuer¬barwertminimierung (Kapitel 3.2.2) zurückzuführen ist. Zum Ende dieser Arbeit wird die kritische Hinterfragung des Verfahrens der Steuerbarwertminimierung, unter besonderer Berücksichtigung der Be¬deu¬tung in der Praxis und belegt durch empirische Ergebnisse, vor¬ge-nom¬men (Kapitel 4).
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Inhaltsverzeichnis
- 1 Historische Entwicklung und definitorische Grundlagen
- 2 Systematisierung der steuerbilanzpolitischen Möglichkeiten zur Lösung des Informationsproblems
- 2.1 Die Systematisierung der Instrumente der Steuerbilanzpolitik
- 2.2 Analyse der Flexibilität der Aktionsparameter zur Lösung des Informationsproblems
- 3 Zielsetzungen, Effekte und Methoden der Steuerbilanzpolitik zur Lösung des Auswahlproblems
- 3.1 Zinseffekt, Progressionseffekt und die quantitativen Modelle der Steuerbilanzpolitik
- 3.1.1 Wirkungsweise des Zinseffekts und die Gewinnnachverlagerung
- 3.1.2 Wirkungsweise des Progressionseffekts und der Ansatz von Vogt
- 3.1.3 Die Ansätze von Heigl und Marettek
- 3.2 Die Steuerbarwertminimierung nach Marettek
- 3.2.1 Prämissen
- 3.2.2 Herleitung der Zielfunktion mit Hilfe des Lagrange-Ansatzes
- 3.2.3 Zahlenbeispiel
- 3.2.4 Interpretation der Ergebnisse
- 3.2.5 Ausweitung des Modells um andere Steuerarten und dessen Auswirkungen
- 4 Kritische Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit analysiert die Möglichkeiten der Steuerbilanzpolitik zur Steuerbarwertminimierung. Sie untersucht die verschiedenen Instrumente und Methoden der Steuerbilanzpolitik und ihre Auswirkungen auf die Steuerlast von Unternehmen. Die Arbeit befasst sich insbesondere mit den Zinseffekt und dem Progressionseffekt, zwei wichtigen Einflussfaktoren bei der Steuerbilanzpolitik.
- Systematisierung der steuerbilanzpolitischen Instrumente und deren Auswirkungen auf die Steuerlast
- Analyse der Flexibilität der Aktionsparameter zur Lösung des Informationsproblems
- Untersuchung des Zinseffekts und des Progressionseffekts in der Steuerbilanzpolitik
- Anwendung quantitativer Modelle zur Bewertung der Steuerbarwertminimierung
- Kritische Betrachtung der Möglichkeiten und Grenzen der Steuerbilanzpolitik
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Historische Entwicklung und definitorische Grundlagen: Dieses Kapitel stellt die historische Entwicklung der Steuerbilanzpolitik dar und definiert die wichtigsten Begriffe und Konzepte, die im weiteren Verlauf der Arbeit relevant sind.
- Kapitel 2: Systematisierung der steuerbilanzpolitischen Möglichkeiten zur Lösung des Informationsproblems: Kapitel 2 systematisiert die verschiedenen Instrumente der Steuerbilanzpolitik und analysiert deren Flexibilität in Bezug auf die Lösung des Informationsproblems, d.h. die Bereitstellung relevanter Informationen für die Steuerplanung.
- Kapitel 3: Zielsetzungen, Effekte und Methoden der Steuerbilanzpolitik zur Lösung des Auswahlproblems: In diesem Kapitel werden die Zielsetzungen und Effekte der Steuerbilanzpolitik erläutert, insbesondere der Zinseffekt und der Progressionseffekt. Außerdem werden verschiedene quantitative Modelle zur Bewertung der Steuerbarwertminimierung vorgestellt.
Schlüsselwörter
Steuerbilanzpolitik, Steuerbarwertminimierung, Zinseffekt, Progressionseffekt, Informationsproblem, Auswahlproblem, quantitative Modelle, Steuerplanung, Unternehmenssteuerrecht.
- Quote paper
- Martin Rieg (Author), 2002, Möglichkeiten der Steuerbilanzpolitik zur Steuerbarwertminimierung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/10015