José de Acosta im Vergleich mit Alexander von Humboldt. Diskussion ausgewählter Theorien


Hausarbeit (Hauptseminar), 2019

20 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe

Inhalt

1 Einführung
1.1 José de Acosta
a. Sein Leben
b. Seine Werke
1.2 Alexander von Humboldt

2 Kontextualität
2.1 Wie die Indios ihr Land besiedelt haben
a. De Acostas Ansicht
b. Humboldts Ansicht
2.2 Amerikanische Nutzpflanzen
a. De Acostas Beobachtungen
b. Humboldts Beobachtungen
2.3 Warum man bestimmte Tiere nur in Amerika findet
a. De Acostas Theorie
b. Humboldts Theorie

3 Fazit

4 Bibliographie

1 Einführung

1.1 José de Acosta

a. Sein Leben

José de Acosta wurde 1540 in Medina del Campo als Sohn einer wohlhabenden Jesuitenfamilie geboren. Mit 12 Jahren floh er von zu Hause und trat in den Jesuitenorden in Salamanca ein. Er entschied sich für den Eintritt, da er „the great charity, kindness, humility and fervor that existed in it“ (Burgaleta 1999: 9) wertschätze. Das war nichts Außergewöhnliches unter den Mitgliedern. Was ihn allerdings vom Rest unterschied, war, dass er schon früh den Wunsch äußerte, in andere Länder - insbesondere Afrika oder Südamerika - ausgesendet zu werden.

1571 segelte er als Missionar Richtung Südamerika, wo er unter anderem in Peru und Bolivien predigte und Theologie unterrichtete. In dieser Zeit lernte er viel über das Leben der Indios und über deren Kultur. Nachdem er noch ein Jahr in Mexiko verbrachte, kehrte er 1587 wieder nach Spanien zurück. Dort veröffentlichte er in den folgenden Jahre zwei seiner bekanntesten Werke: De procuranda Indorum salute und seine Historia Natural y Moral de las Indias. De Acosta starb 1600 im Alter von 60 Jahren in Salamanca. (Burgaleta 1999: 3ff.)

b. Seine Werke

José de Acosta begann 1576 in Peru das sechsbändige lateinische Werk De procuranda Indorum salute (engl.: A Call for Evangelical Reforms in Colonial Peru) zu verfassen, welches allerdings erst 1588 in Sevilla publiziert wurde. Vor der Veröffentlichung wurden seine Texte nämlich nicht nur von königlichen Zensoren überarbeitet, sondern auch von einigen Jesuiten selbst, die vor allem de Acostas Kritik an den Methoden der Konquistadoren kritisierten. (Valcârcel Martinez 1989: 397f.) Coello de la Rosa (2005: 58) sieht als Adressaten vor allem Theologen, die sich ebenfalls mit Missionstätigkeiten befassen - man kann es also als eine Art Missionshandbuch bezeichnen. Für Shepherd (1656: Iff.) ist es eine der wichtigsten Abhandlungen der Kolonialzeit, da es den Einsatz katholischer Missionstruppen in den Anden analysiert, deren Einflüsse und Absichten untersucht und eine gründliche Untersuchung der christlichen, jesuitischen und europäischen Ideologien durchführt. Anschließend schrieb de Acosta im Jahr 1587 seine Historia Natural y Moral de las Indias (dt.: Naturbeschreibung und Sittengeschichte der Indios). Es ist wohl das bekannteste seiner Werke, da seine Erkenntnisse als Augenzeuge, erlangt durch seinen jahrelangen Aufenthalt im westlichen Südamerika, von besonderer Interesse waren. Es wird als älteste Übersicht über die Neue Welt und ihrem Verhältnis zur Alten Welt gehandelt. In dem Buch schreibt er seine Beobachtung zur physikalischen Geographie und zur Naturgeschichte des heutigen Mexikos und Perus nieder, er beschäftigt sich also mit kosmographischen, biologischen und botanischen Fragen. Außerdem beschreibt de Acosta aus der jesuitischen gelehrten Weltsicht die Arbeit der einheimischen religiösen und politischen Einrichtungen vor Ort und befasst sich auch allgemein mit historischen Themen. Die Historia Natural besteht aus sieben einzelnen Büchern, wobei sich die Aspekte zur Naturgeschichte und Geographie in den Büchern I bis IV finden lassen, die moralischen Aspekte sind in den Büchern V bis VII enthalten. (wikipedia.de)

1.2 Alexander von Humboldt

Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander von Humboldt wurde 1769 in Berlin geboren und hatte als Naturforscher und als Mitbegründer der Geographie als empirische Wissenschaft ein weit über Europa hinausreichendes Wirkungsfeld. Er erlangte bereits zu Lebzeiten hohes Ansehen, weshalb er auch von einigen als der „zweite Kolumbus“ oder als der „wissenschaftliche Wiederentdecker Amerikas“ betitelt wurde. Auf seinen unzähligen Reisen forschte er nicht nur in den USA und Zentralasien, sondern genau wie de Acosta auch in Lateinamerika. Dabei führte er wissenschaftliche Studien unter anderem in den Bereichen Geologie, Mineralogie, Vulkanologie, Botanik und Zoologie, aber auch zu Fragen der Wirtschaftsgeographie, der Ethnologie und der Demographie durch und hielt alles in seinem Lebenswerk, dem Kosmos fest. (wikipedia.de)

Die Verbindung zwischen ihm und José de Acosta besteht darin, dass Humboldt, obwohl er aus einer anderen Epoche stammt, viele Berichte de Acostas ausgewertet hat. So zeigt Rebok (2006: 67ff.), dass Humboldt das deskriptive Modell der Historia Natural y Moral nicht nur gelesen, sondern es auch als Basis für seine eigenen Ausarbeitungen genutzt hat, insbesondere für seine Überlegungen in der Neuen Welt. Dabei weist Humboldts Sicht auf die amerikanische Natur und die in ihr lebenden Menschen deutlich auf den Einfluss eines Jesuiten hin, besonders auf den Einfluss durch José de Acosta. Das bestätigt er auch selbst mehrmals wortwörtlich in einigen seiner Schriften. Und damit möchte ich mich auch in dieser Hausarbeit beschäftigen. Ich möchte die Lösungsansätze des de Acostas kontextualisieren, das heißt, seine Art, Probleme zu lösen und Fragen zur Natur bzw. zu den Menschen Südamerikas zu beantworten, mit den Ansichten anderer Forscher vergleichen, in diesem Fall konkret mit den Ansichten von Alexander Humboldt zu eben diesen Themen.

2 Kontextualität

Ich habe aus den bereits von Strosetzki (1991: 148ff.) zusammengefassten Kapiteln aus der Historia Natural y Moral de las Indias einige Ansichten José de Acostas ausgewählt, näher untersucht und nochmals grob zusammengefasst. Anschließend stelle ich dem Ganzen Humboldts Ergebnisse zu diesen Themen gegenüber.

2.1 Wie die Indios ihr Land besiedelt haben

a. De Acostas Ansicht

Im Kapitel XVI des ersten Buches behandelt de Acosta die Frage, wie die ersten Menschen nach Südamerika gekommen waren. Zunächst einmal erklärt er, dass es feststeht, dass schon seit vielen Jahrhunderten Menschen in dieser Region gelebt haben. Aus dem Erzählten aus der Heiligen Schrift zieht er allerdings den Schluss, dass die Bevölkerung aus Europa, Asien oder Afrika stammen muss, da alle Menschen aus nur einem ersten hervorgegangen sind. Ferner fragt er sich so also, auf welche Weise die Indios auf den neuen Kontinent stoßen konnten. Dabei scheint für de Acosta, wenn er mit Vernunft denkt, eine Art zweite Arche Noah undenkbar. Aber wie konnten sie dann eine solch lange Strecke über Land und Meer zurücklegen und wieso blieben sie für den Rest der Welt so lange unentdeckt? De Acosta fielen dazu nur drei Möglichkeiten ein: Entweder kamen die ersten Einwohner über Land, segelten absichtlich los, um neue Länder zu entdecken oder aber wurden durch Unwetter rein zufällig an das neue Land gespült. Da ihm dazu allerdings Zeugenaussagen fehlen, gibt er selbst an, dass all dies nur Vermutungen auf der Basis seiner Vernunftüberlegungen sind. Trotzdem geht seine Tendenz weg von der Theorie, die Indios haben den Weg nach Südamerika bewusst gesucht, da in antiken Schriften noch keine Rede vom Magnetstein oder Kompass war, und es so unmöglich erscheint, den Ozean ohne eben diese Dinge zu überqueren. (Strosetzk, 1991: 155ff.)

In Kapitel XXV gibt de Acosta dann die Auffassung der Indios wieder und was sie über ihren Ursprung erzählen. Sie verbreiten die Geschichte, dass es einst eine große Sintflut gab, in der alle Menschen ertranken. Anschließend stieg aus dem Titicacasee ein Viracocha, eine Schöpfergottheit, die sich niederließ, nach Cusco kam und sich so die Indios erneut vermehrt haben. Andere wiederum berichten von mehreren Menschen, die aus einem Fenster in einer Höhle gestiegen sind und anschließend Fortpflanzung betrieben haben. Den Wahrheitsgehalt dieser Erzählungen hält de Acosta aber für sehr gering, da ihn die Geschichten mehr an Träume erinnern als an wahre Begebenheiten. (Strosetzki 1991: 160f.)

b. Humboldts Ansicht

Humboldt (1874: 356) selbst sagte schon: „Desde la description del Nuevo Continente, discretamente bosquejada por el jesuita José de Acosta (Historia Natural y Moral de las Indias, 1590), no habian sido consideradas de una manera tan general las cuestiones que se relacionan con la fisica del globo.” Immer wieder findet man in seinen Werken, wie zum Beispiel in seinem Kosmos, dass er das wertschätzt, was de Acosta schon zu seiner Zeit wichtiges über die Natur entdeckt und festgehalten hatte. Er sieht die Historia Natural y Moral als die Grundlage für das, was zu seiner Zeit als die Physik der Erde bezeichnet wurde. (Humboldt 1874: 255ff.) Das Humboldt selbst noch im Kosmos erneut Referenz zu de Acosta bezieht, obwohl es sein letztes Werk ist, führt zu dem Schluss, dass seine Überlegungen wirklich von großem Interesse für Humboldt waren und dass dieses Interesse auch im Laufe der Jahre und mit seinem eigenen steigenden wissenschaftlichen Ansehen nicht abnahm, sondern im Gegenteil, dass er de Acostas Gedankengänge viel klarer sah und besser nachvollziehen konnte.

Dennoch bezieht Humboldt in die Frage, wie die ersten Menschen nach Amerika gelangt sind, keine religiösen Ursachen mit ein. Er ist der Auffassung, dass es am wahrscheinlichsten ist, dass die ersten Ureinwohner von Japan aus ihren Weg über das Meer an die Küste Amerikas gemacht haben, da sie von dort aus nach seinen geographischen Berechnungen nicht länger als zwei Tage auf See verbringen müssen. Mit de Acosta ist er sich aber einig darüber, dass diese erste Population rein zufällig ohne größere Intention auf dieses Land gestoßen ist. Anschließend haben sich die Indios von Zentralamerika aus weiter verbreitet und blieben in dem Land aufgrund des angenehmen Klimas und der Fülle an Lebensmitteln. (Gerland 1875:161f.)

[...]

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
José de Acosta im Vergleich mit Alexander von Humboldt. Diskussion ausgewählter Theorien
Hochschule
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Note
2,0
Autor
Jahr
2019
Seiten
20
Katalognummer
V1003701
ISBN (eBook)
9783346382962
ISBN (Buch)
9783346382979
Sprache
Deutsch
Schlagworte
josé, acosta, vergleich, alexander, humboldt, diskussion, theorien
Arbeit zitieren
Marike Grave (Autor:in), 2019, José de Acosta im Vergleich mit Alexander von Humboldt. Diskussion ausgewählter Theorien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1003701

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