Die Arbeit spürt der Frage nach, ob Abenteuer bzw. Abenteuerpädagogik und Schule wirklich sich ausschließende Konzepte sind. Über den Umweg der Literaturrezeption, die einen angestammten Platz in der Schule hat, wird eine Lösung des Dilemmas angestrebt. Dazu wird zunächst eine Begriffsklärung bzw. -abgrenzung vorgenommen, wobei sowohl das Erlebnis, das Abenteuer, das Wagnis, das Risiko und die Gefahr voneinander abgegrenzt werden.
Anschließend wird der Helden-Begriff fokussiert und auf seine Modernisierungstendenzen hin befragt. Hiervon ausgehend werden entwicklungspsychologische Übergangsobjekte nach Winnicott beleuchtet und in diesem Horizont wird auch das Konzept eines literarischen Übergangsobjektes entworfen: Nach diesem wird der Held einer Erzählung vom Leser angeeignet und kann fortwährend als Helfer (Mentor) in Übergangsphasen im Leben fungieren. Am Beispiel von Tolkiens Hobbit wird aufgezeigt, dass Abenteuer und Schule durchaus kompatible Parameter sind, die zusammengeführt zu einem innovativen Ansatz beitragen können, um die Abenteuer- und Erlebnispädagogik passfähiger für die Schule zu machen. Die Diskussion wird auf intermedialer Grundlage geführt, da sowohl die Bücher als auch die Filme Tolkiens verhandelt werden.
Ziel der Arbeit ist die Diskussion, ob das Abenteuer als Bildungskategorie, wenn es sich in der praktischen Performation gegen alle pädagogische Inszenierung sperrt, vielleicht über den Umweg der Literatur einen Weg in die Schule finden kann.
Michael Nerlich bezeichnet das Abenteuer als das Schlüsselwort der Moderne, welches wie kein anderes für die Entwicklung und Perpetuierung der Habitusformationen moderner Menschen steht, was als starke Legitimation zur Thematisierung des Abenteuerlichen in der Schule ausgelegt werden kann. Die Arbeit unterliegt daher der folgenden Aufbaulogik: Die von Becker konturierte und eingeforderte Abenteuerpädagogik ist nicht ohne den Begriff des Erlebnisses zu denken respektive zu diskutieren, daher wird einleitend der Erlebnisbegriff fokussiert. Aus seiner Phänomenologie heraus kann anschließend auch der Rezeptionsprozess des Lesens als Erlebnis deriviert werden. Die Betrachtung vorgebrachter Kritik am Erlebnisbegriff rundet diesen ersten Teil der Arbeit ab (1).
Inhaltsverzeichnis
- ABBILDUNGSVERZEICHNIS
- VORWORT
- EINLEITUNG
- Fragestellung der Arbeit
- Aufbau der Arbeit
- DAS ERLEBNIS
- Der Erlebnisbegriff - was ist eigentlich ein Erlebnis?
- Erlebnisdimensionen
- Erlebnismodus/Erlebnismodi
- Erlebnisbereiche
- Zeitstruktur von Erlebnissen
- Literaturrezeption als Erlebnis?
- Kritik am Erlebnisbegriff
- Der Erlebnisbegriff - was ist eigentlich ein Erlebnis?
- DAS ABENTEUER
- Begriffsabgrenzung: Abenteuer - Risiko - Wagnis
- Charakteristika des (realen) Abenteuers
- Das Abenteuer als Handlungsmodell
- Das Abenteuer und seine pädagogische Inszenierung - ein Dilemma
- Ergebnisoffene, abenteuerliche Aktivitäten im Kontext von Schule (und Schulsport)
- Fiktive Abenteuer - Literatur als Schauplatz abenteuerlichen Unterwegsseins und Transportvehikel für die Bildungskategorie des Abenteuers
- VON ÜBERGÄNGEN UND HELDEN IN DER LITERATUR
- Betrachtungen zum Helden-Begriff
- Übergangsobjekte (Winnicott)
- Literatur als Übergangsobjekt
- Helden als literarische Übergangsobjekte
- J. R. R. TOLKIEN – MITTELERDE UND DER KLEINE HOBBIT
- Über Hobbits - kindliche Antihelden im Blickpunkt
- Bilbos Reise zum Erebor - das Bildungsabenteuer eines Hobbits
- Der Aufbruch
- Das Unterwegssein
- Die Wiederkehr
- DISKUSSION
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese wissenschaftliche Hausarbeit befasst sich mit dem Verhältnis von Abenteuerpädagogik und Schule sowie dem Konzept des literarischen Übergangsobjekts am Beispiel von Bilbo Beutlin aus J. R. R. Tolkiens „Der Hobbit“. Die Arbeit analysiert die Bildungskategorie des Abenteuers im Kontext der literarischen Rezeption und beleuchtet die Rolle von Bilbos Reise als Bildungsprozess.
- Abenteuerpädagogik und ihre Relevanz für die schulische Bildung
- Der Erlebnisbegriff und seine Anwendung auf literarische Rezeption
- Die Bedeutung von literarischen Übergangsobjekten für die Persönlichkeitsentwicklung
- Die Darstellung des Abenteuers als Bildungsmodell in der Literatur
- Die Analyse von Bilbos Reise in „Der Hobbit“ als Bildungsabenteuer
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Fragestellung und den Aufbau der Arbeit erläutert. Anschließend wird in Kapitel 2 der Begriff des Erlebnisses definiert und auf die Rezeption von Literatur übertragen. Kapitel 3 widmet sich dem Abenteuerbegriff, wobei die Charakteristika von realen und fiktiven Abenteuern sowie die pädagogischen Aspekte beleuchtet werden. Kapitel 4 untersucht die Konzepte des Übergangsobjekts und des Helden in der Literatur, wobei die Bedeutung von Literatur als Übergangsobjekt im Hinblick auf die Bildungskategorie des Abenteuers untersucht wird. Kapitel 5 schließlich konzentriert sich auf J. R. R. Tolkien und „Der Hobbit“, wobei Bilbos Reise als Bildungsabenteuer analysiert wird.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Schlüsselbegriffe Abenteuerpädagogik, Literaturrezeption, Übergangsobjekt, Bildungskategorie des Abenteuers, Heldenreise, J. R. R. Tolkien, Bilbo Beutlin und „Der Hobbit“. Die Arbeit betrachtet die Themen im Kontext von Bildung, Literatur und Psychologie und beleuchtet die interdisziplinären Zusammenhänge zwischen diesen Bereichen.
- Quote paper
- Martin Reese (Author), 2019, Abenteuer(-pädagogik) und Schule – ein unauflösbares Dilemma? Bilbo Beutlin als literarisches Übergangsobjekt juveniler Rezeption und die Bildungskategorie des Abenteuers im Horizont seines literarischen Lebens, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1013012