In dieser Arbeit soll aufgezeigt werden, inwiefern man in Deutschland die Möglichkeit hat, sich klar im Palästina Konflikt zu positionieren. Dazu wird zuerst ein ausführlicher Überblick über den Konflikt im Nahen Osten gegeben. Im Anschluss wird die BDS-Bewegung betrachtet und politische Maßnahmen Deutschlands dazu in Beziehung gesetzt.
Es ist jedoch nicht das Ziel der Arbeit, in diesem Konflikt eine Opfer-/ Täterrolle zu interpretieren und einer Partei die Schuld des Konflikts zuzuweisen. Daher wird ein Großteil der Konfliktentstehung und des Konfliktverlaufs abgegrenzt, um das Gewicht auf die aktuellen Umstände des Konflikts zu legen. Auch werden einige Konfliktparteien, wie zum Beispiel andere Staaten im Nahen Osten, Amerika, sowie Russland und China abgegrenzt, da diese keinen Einfluss auf die Leitfrage der Arbeit haben und auf diese Weise gegebenenfalls den Fokus von den wesentlichen Punkten nehmen würden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Entstehung des Nahost-Konflikts
2.1 Definition des Konflikts
2.2 Das Gebiet im Nahen Osten vor Israelischer Staatsgründung
2.3 Die Israelische Staatsgründung
2.4 Der UN-Teilungsplan
2.5 Der Konflikt Palästina Israel
2.6 Die Rolle von Deutschland im Nahen Osten
3. Die BDS-Bewegung
3.1 Die Geschichte der BDS-Bewegung
3.2 Forderungen der BDS-Bewegung
3.3 Aktionen der BDS-Bewegung
3.4 Befürworter der BDS-Bewegung
3.5 Kritiker der BDS-Bewegung in Deutschland
3.6 Fazit zur BDS-Bewegung
4. Schluss
5. Literaturverzeichnis
5.1 Printquellen
5.2 Onlinequellen
1. Einleitung
Kein Problem wird gelöst, wenn wir träge darauf warten, dass Gott sich darum kümmert (Martin Luther King)
Martin Luther King ist wohl einer der ersten Menschen, der einem in den Sinn kommt, wenn man an Gleichberechtigung denkt. Leider hat man jedoch aus den verschiedensten Gründen nicht immer die Möglichkeit, bei einem Konflikt entsprechend zu handeln oder sich für die Gerechtigkeit einzusetzen.
Der Konflikt im Nahen Osten ist in seiner großen zeitlichen Spanne, seinen vielen Konfliktparteien und komplizierten Problemgebieten nahezu einzigartig in der modernen Welt, da hier die verschiedensten Kulturen mit unterschiedlichen Religionen, territorialen Ansprüchen und ihrer Geschichte zusammentreffen.
Gerade dieser Umstand gibt einer endgültigen Konfliktlösung eine hohe Relevanz in der Weltgeschichte, weshalb es wichtig ist, dass Friedensorganisationen und Konfliktparteien an einer Lösung des Konflikts im Nahen Osten arbeiten. Es gab bereits zahllose Friedensbemühungen verschiedener Konfliktparteien innerhalb der letzten Jahrzehnte, welche zum Teil Erfolg hatten, aber auch zur Verschärfung des Konflikts beitrugen. Eine aktuelle Bewegung, welche sich für den Frieden im Nahen Osten einsetzt, ist die BDS-Bewegung, welche wirtschaftliche Sanktionen gegen Israel ausführt. Diese ist in Deutschland jedoch sehr umstritten.
In dieser Arbeit soll aufgezeigt werden, inwiefern man in Deutschland die Möglichkeit hat, sich klar im Palästina Konflikt zu positionieren.
Dazu wird zuerst ein ausführlicher Überblick über den Konflikt im Nahen Osten gegeben. Im Anschluss wird die BDS-Bewegung betrachtet und politische Maßnahmen Deutschlands dazu in Beziehung gesetzt.
Es ist jedoch nicht das Ziel der Arbeit, in diesem Konflikt eine Opfer-/ Täterrolle zu interpretieren und einer Partei die Schuld des Konflikts zuzuweisen. Daher wird ein Großteil der Konfliktentstehung und des Konfliktverlaufs abgegrenzt, um das Gewicht auf die aktuellen Umstände des Konflikts zu legen. Auch werden einige Konfliktparteien, wie zum Beispiel andere Staaten im Nahen Osten, Amerika, sowie Russland und China abgegrenzt, da diese keinen Einfluss auf die Leitfrage der Arbeit haben und auf diese Weise gegebenenfalls den Fokus von den wesentlichen Punkten nehmen würden.
2. Entstehung des Nahost-Konflikts
2.1 Definition des Konflikts
Unter dem Nahostkonflikt versteht man den territorialen Konflikt im vorderen Teil des Orients. Jedoch gibt es keine „verbindliche wissenschaftliche Übereinkunft darüber, welche Staaten zum Nahen Osten zu rechnen sind.“1 Unter dem Palästina Konflikt im Nahen Osten versteht man den territorialen und religiösen Konflikt zwischen den jüdischen Bewohnern Israels und den größtenteils muslimischen Palästinensern.2 Der Konflikt begann offiziell nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Gründung des Staates Israel am 14. Mai 1948 und beinhaltet mittlerweile sechs zwischenstaatliche Kriege sowie zahlreiche gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und Israelis.3
2.2 Das Gebiet im Nahen Osten vor Israelischer Staatsgründung
Auch wenn die Hintergründe des Nahost-Konflikts über das Osmanische Reich bis hin zur Judenfeindschaft im Mittelalter4 5 6 7 8 9 10 11 zurückreichen, wurde „die Saat des aktuellen Konflikts wohl am Ende des Ersten Weltkriegs gesät.“5 Dabei teilten die alliierten Siegermächte des Ersten Weltkriegs das Osmanische Reich auf, wodurch Großbritannien 1922 das Mandat über die Region in Palästina erlangte.6 1917 sicherte der britische Außenminister, Lord Balfour, in seiner Balfour-Deklaration dem jüdischen Volk zu, Jerusalem und die Region in Palästina zur „Heimstätte für das jüdische Volk“7 zu machen, obwohl in Palästina zu dieser Zeit nur wenige Zehntausend Juden lebten.8 Demzufolge stieg die Zahl der jüdischen Einwanderer nach Palästina stark an. Es ist jedoch zu beachten, dass bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts eine jüdische Immigration nach Palästina zu verzeichnen war. Grund dafür war einerseits der aufkommende Antisemitismus innerhalb Europas, aber auch die zunehmende Nationalbewegung des jüdischen Volkes und der Traum, einen jüdischen Nationalstaat zu errichten.9 Mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus im Deutschen Reich und der Verfolgung von Juden im Zweiten Weltkrieg stieg die jüdische Immigration nach Palästina ein weiteres mal sehr stark an. Zwischen 1924 und 1945 flohen über 350.000 europäische Juden nach Palästina, sodass 1945 knapp 500.000 Juden in Palästina lebten, was etwa 33% der Bevölkerung ausmachte.10 Diese stammten größtenteils aus Polen, Deutschland und der Sowjetunion.11 Die jüdischen Siedler erwarben dabei Gebiete von arabischen Großgrundbesitzern und fingen an, eigene Siedlungen zu errichten. Der jüdischen Gemeinschaft wurde durch die britische Mandatsmacht weitgehende Selbstverwaltung gewährt.12 Mit der steigenden jüdischen Bevölkerungszahl in Palästina stieg jedoch auch die Unzufriedenheit und der Widerstand der palästinensischen Bevölkerung gegen die britische Mandatsmacht und ihrem Plan, in Palästina eine neue Heimat für das jüdische Volk zu errichten.13 Alle gewaltsamen Widerstände, wie zum Beispiel die „Arabische Revolte“ von 19361939 wurden von der britischen Mandatsmacht jedoch blutig niedergeschlagen.14 Diese Konflikte werden als „vorstaatliche Phase des Palästina-konflikts“15 bezeichnet.
2.3 Die Israelische Staatsgründung
Die Gründung des Staates Israel ist auf den Teilungsplan der UNO 1947 zurückzuführen. Hierfür wurde der Sonderausschuss „UNSCOP“ gebildet, welcher mehrheitlich „die Teilung Palästinas in einen arabischen und einen jüdischen Staat sowie die Internationalisierung Jerusalems“12 13 14 15 16 empfahl, nachdem der Vorschlag eines bi-nationalen Staates abgelehnt wurde. In einer UN-Vollversammlung wurde am 29. November 1947 diesem Vorschlag zugestimmt, womit die Gründung des jüdischen Staates besiegelt war.17
2.4 Der UN-Teilungsplan
Der UN-Teilungsplan von 1947 umfasste drei verschiedene Zonen.
Die arabische Zone sollte aus 42.8% der Gesamtfläche bestehen und etwa 10.000 jüdischen und 740.000 arabischen Bewohnern eine Heimat sein. Für die zweite Zone, dem jüdische Staat, waren 56.47% der Fläche mit etwa 500.000 jüdischen und 500.000 arabischen Menschen geplant. Die letzte Zone sah die Stadt Jerusalem mit 0.65% der Fläche vor. Darin sollten rund 100.000 jüdische sowie 150.000 arabische Bewohner leben. Diese Zone sollte international sein, also keinem Staat angehören. Die palästinensische Seite und die arabischen Nachbarstaaten lehnten den Teilungsplan ab, da die UNO ihrer Meinung nach nicht das Recht habe, über das Gebiet der Palästinenser ohne deren Zustimmung zu entscheiden. Die jüdische Seite nahm den Teilungsplan hingegen mit der Aussicht auf einen souveränen Staat mit internationaler Anerkennung an.18
2.5 Der Konflikt Palästina Israel
Der Staat Israel behauptete sich seit 1948 im Nahen Osten in Bezug auf seine staatliche Existenz in sechs zwischenstaatlichen Kriegen. Während dieser Kriege, vor allem während des „SechstageKriegs“ 1967 besetzte Israel weite Teile des palästinensischen Gebiets, darunter den Gaza-Streifen, die Sinai-Halbinsel und das Westjordanland, wodurch Israel bis heute international als Besatzungsmacht angesehen wird.19 Das besetzte Gebiet im Westjordanland wurde in die Sektoren A, B und C aufgeteilt. Innerhalb des Sektors C ist Israel sowohl für die innere, als auch für die äußere Sicherheit zuständig. Er umfasst mit Straßen und Nationalparks etwa 60% des Westjordanlands und ist gleichzeitig das einzige zusammenhängende Gebiet im Westjordanland, in dem größere Infrastrukturprojekte zugelassen werden. Es sind jedoch „70% des Gebiets in Sektor C für den Bau palästinensischer Wohnungen gesperrt.“20 Die Sektoren A und B umfassen etwa 40% des Westjordanlands. Zivile Angelegenheiten fallen hier unter die Zuständigkeit der Palästinensischen Autonomiebehörde, während Israel für die äußere Sicherheit zuständig ist. Die Zonen A und B bestehen jedoch nicht aus einem zusammenhängenden Gebiet, sondern aus vielen kleinen Gebieten, welche durch israelische Siedlungen, Siedlungsstraßen und Militärgebiete voneinander abgegrenzt sind.21 Seit dem „Sechstage-Krieg“ begann Israel, jüdische Siedlungen in den besetzten Gebieten des Westjordanlands, vor allem in Sektor C, zu errichten. Durch entsprechende Politik seitens Israels wurde der Bau von Siedlungen „zur nationalen Priorität erklärt und mittels Subventionen zur Schaffung von Wohnraum und für Bildungszwecke [...] finanziert.“22 Der Siedlungsbau in den besetzten Gebieten verstößt nach Genfer Konvention gegen das Völkerrecht.23 Ein nicht zu vernachlässigender Faktor, welcher zur Behinderung von Friedensverhandlungen führt und den Konflikt oft aufs neue eskalieren lässt, sind Terroranschläge seitens palästinensischer Terrororganisationen. Dazu zählen Organisationen wie die „panarabisch orientierte Volksfront für die Befreiung Palästinas“ oder die „Hamas“, welche im Gaza-Steifen an der Macht ist und vom Volk durchaus unterstützt wird.24 Diese sind nicht Teil der „Palästinensischen Befreiungsorganisation“, welche Interessen der palästinensischen Bevölkerung im Westjordanland vertritt und seit 1993 auf Gewalt verzichtet.25
Ein weiterer wichtiger Punkt im Nah-Ost Konflikt sind die 300.000 Flüchtlinge, welche bei der Staatsgründung Israels 1947 direkt durch Truppen des jüdischen Gemeinwesens oder indirekt aus Angst vor Massakern aus dem ehemalig palästinensischen Gebiet fliehen mussten.26 Diese sind seit Generationen in Flüchtlingslagern in den besetzten Gebieten und in umliegenden Staaten untergebracht.27 Auch in den letzten Jahrzehnten kamen immer wieder viele Flüchtlinge dazu, wodurch sich ihre Zahl mit der Zeit drastisch erhöht hat. So liegt die Zahl palästinensischer Flüchtlinge und ihrer Nachkommen im Nahen Osten aktuell bei über 5.6 Millionen Menschen.28 Die Rückkehr nach Israel zu ihren ehemaligen Wohnorten wird ihnen bis heute verwehrt.29 Abgesehen von Jordanien werden die Flüchtlinge auch in den Nachbarstaaten Israels nicht aufgenommen und integriert, was die Flüchtlingsfrage zu einer der Leitfragen im Palästina Konflikt macht.30
Auch die ungleiche Behandlung der jüdischen und der muslimischen Bevölkerung in Israel spielt eine tragende Rolle. Dabei werden muslimische Bürger in Israel sowohl sozial als auch institutionell diskriminiert, indem ihnen der freie Zugang zu Bildung, dem Arbeitsmarkt und dem Wohnort eingeschränkt wird.31
2.6 Die Rolle von Deutschland im Nahen Osten
Um die Ansichten Deutschlands gegenüber der BDS-Bewegung zu verstehen und nachvollziehen zu können, ist es notwendig, die Rolle Deutschlands im Nahen Osten zu betrachten.
Wie bereits unter Punkt 2.2 aufgeführt, hatte Deutschland eine entscheidende Rolle bei der Entstehung des israelischen Staates. Dieser Einfluss bestand einerseits aus der bereits erwähnten großen Anzahl an jüdischen Flüchtlingen, aber auch aus der Stärkung des Zionismus und dem Umstand, dass viele jüdische Familien weltweit das Gefühl hatten, nur in einem ausschließlich jüdischen Staat sicher zu sein.32
Man kann erkennen, dass der eben genannte Wunsch verfolgter Juden auf der ganzen Welt unweigerlich eine Ablehnung anderer Kulturen mit sich trägt, welche in großer Zahl innerhalb dieses Staates siedeln und interagieren wollen. Traumata, welche ganze Generationen beeinflussten, werden auch an spätere Generationen weitergegeben. Daher ist selbst in Anbetracht der großen zeitlichen Distanz eine allgemeine Ablehnung des palästinensischen Volkes, gerade bei älteren jüdischen Generationen, durchaus dem Nationalsozialismus zuzuschreiben.
Auch in der heutigen Zeit spielt Deutschland im Nahen Osten eine wichtige Rolle, vorwiegend durch die enge Beziehung mit Israel, welche wirtschaftlich, kulturell und politisch sehr stark ausgeprägt ist.33 Neben intensivem Handel allgemeiner Produkte beider Seiten zeigt sich die Beziehung auch durch Waffenexporte nach Israel, welche bis heute anhalten.34 Politiker in Deutschland, wie Angela Merkel, machten wiederholt klar, dass Israels Sicherheit Teil der deutschen Staatsräson und damit niemals verhandelbar sei.35
Auffällig ist hierbei, dass Deutschland trotz oder gerade aufgrund seiner Vergangenheit eine sehr enge Beziehung mit Israel führt. Aufgrund der empfundenen Reue und der moralischen Verpflichtung gegenüber dem jüdischen Staat Israel, welche die Politik in Deutschland beeinflusst, ist eine Objektivität Deutschlands im Nahen Osten nahezu ausgeschlossen. Eine Konfrontation Deutschlands mit seiner eigenen Vergangenheit ist bei Kritik an israelischer Politik unausweichlich. Man sieht also deutlich, dass Deutschland sowohl bei der Entstehung Israels als auch im jetzigen Konflikt eine elementare Rolle spielt. Durch die enge Beziehung mit Israel könnte Deutschland als außenstehender Vermittler potentiell bei einer Lösung des Konflikts im Nahen Osten von großer Bedeutung sein. Dieses Potential wird jedoch durch die moralische Verpflichtung Israel gegenüber nicht wahrgenommen.
3. Die BDS-Bewegung
3.1 Die Geschichte der BDS-Bewegung
Die BDS-Bewegung, abgekürzt für Boykott, Desinvestition und Sanktionen, gründete sich gegen Ende der zweiten Intifada 2005 aus „insgesamt 170 Organisationen, Gewerkschaften, Verbänden und Vertretern der palästinensischen Zivilgesellschaft.“36 Allerdings ist die Bewegung nicht als einheitliche Organisation zu sehen, sondern lediglich als ein Zusammenschluss von Gewerkschaften und Privatpersonen.37 Die zweite Intifada war ein Massenprotest der palästinensischen Bevölkerung von 2000 bis 2005, welcher sich besonders durch Straßenkämpfe und Attentate innerhalb Israels auszeichnete.38
Die BDS-Bewegung orientierte sich an der „Anti-Apartheid Bewegung“, einer Bewegung gegen die Unterdrückung der schwarzen Mehrheit durch die weiße Minderheit in Südafrika zwischen 1948 und 1994, bei der durch internationale Boykotte und Sanktionen erfolgreich Druck auf das Regime ausgeübt wurde und letztendlich der „nötige Anstoß zum Sturz des Regimes“39 gegeben wurde.40
3.2 Forderungen der BDS-Bewegung
Die BDS-Bewegung ist keine einheitliche Organisation, daher sind auch die Ziele und Forderungen von Unternehmen zu Unternehmen und von Aktivist zu Aktivist etwas unterschiedlich. Nach der offiziellen Internetseite der BDS-Bewegung lassen sich die Ziele der Protestbewegung jedoch in drei Punkte einteilen.
Zum einen fordert die Bewegung, „die Besetzung und Kolonisation von allen arabischen Gebieten zu beenden und die Mauer abzubauen.“41 Dabei wird auf die Gebiete Westjordanland, Gaza und die Golanhöhen verwiesen, welche nach geltendem Völkerrecht illegal von Israel besetzt sind. Die Bewegung kritisiert speziell die Belagerung und die regelmäßigen Angriffe des Gaza-Streifens und vergleicht diesen mit dem „größten Freiluftgefängnis der Welt.“42 „Human Rights Watch“ bestätigte, dass der Gaza-Streifen „durch die Blockade des Militärs seit vielen Jahren von der Außenwelt weitestgehend abgeschnitten“43 sei und es durch die Besetzung immer wieder zu „einzelnen Raketenangriffen aus Gaza gegen Israel und militärischen Antworten seitens Israels“44 komme. So kam es auch am 25. Februar 2020 wieder zu beidseitigen Beschüssen und Luftangriffen am Gazastreifen.45
Auffällig ist die einseitige Argumentation seitens der BDS-Bewegung. So werden Raketenangriffe des Gazastreifens auf Israel auf der offiziellen Internetseite der Bewegung nicht vermerkt. Auch die verwendete Sprache wurde sehr überspitzt gewählt. So fallen unter anderem die Begriffe „Ghettos“46, „brutale Belagerung“47 und „Freiluftgefängnis“48, welche in dem jeweiligen Kontext nicht falsch, jedoch sehr provokativ gewählt sind und so leicht ein extremistisches Bild der BDS-Bewegung aufwerfen können. Es ist zu beachten, dass Israel aktuell klar in der stärkeren Position des territorialen Konfliktes steht und damit sowohl die Macht zu neuen Friedensverhandlungen als auch zur Beendigung der Besetzung des Gaza-Streifens hat.
Des weiteren soll seitens der Israelischen Regierung eine „Anerkennung des Grundrechts der arabisch-palästinensischen Bürger*innen Israels auf völlige Gleichheit“49 stattfinden. Hierbei bezieht sich die Bewegung auf alle muslimischen Bürger in Israel, welche „nach 1948 innerhalb der Waffenstillstandslinien geblieben sind“50 und etwa ein Fünftel der israelischen Bevölkerung ausmachen. Diese werden nach der BDS-Bewegung öffentlich Opfer rassistischer Gewalt und durch Gesetze einem „System der Rassendiskriminierung ausgesetzt“.51 Auch „Human Rights Watch“ beschreibt die Menschenrechte von Palästinensern in den besetzten Gebieten als „prekär“52 und nennt dabei unter anderem Misshandlungen von Häftlingen und außergerichtliche Hinrichtungen.53
Man sieht bei dieser Forderung einen elementaren Bestandteil bei der Lösung des Nah-Ost Konflikts. Es wird nicht möglich sein, verschiedene Gruppen von Menschen auf gleiche Weise wertzuschätzen, wenn diese von Grund auf unterschiedlich behandelt werden.54 Gleichzeitig ist es jedoch schwer, Menschen gleich zu behandeln, ohne diese gleichermaßen wertzuschätzen.55 Gleichheit und gleiche Wertschätzung kann daher nur durch einen langen Prozess des Friedens entstehen, bei dem alle Parteien des Konflikts willig sind, aufeinander zuzugehen und sich gegenseitig zu respektieren.56
[...]
1 Johannsen: Der Nahost-Konflikt (2017), S. 5
2 Johannsen: Der Nahost-Konflikt (2017), S. 6f
3 Johannsen: Der Nahost-Konflikt (2017), S. 5f.
4 Bergmann: Was heißt Antisemitismus? (2006)
5 Nusseibeh: Ein Staat für Palästina? (2012), S.23
6 Nusseibeh: Ein Staat für Palästina? (2012), S.23 f.
7 Nusseibeh: Ein Staat für Palästina? (2012), S.25
8 Johannsen: Der Nahost-Konflikt (2017), S. 16
9 Nusseibeh: Ein Staat für Palästina? (2012), S.25
10 Johannsen: Der Nahost-Konflikt (2017), S.20
11 Johannsen: Der Nahost-Konflikt (2017), S. 17
12 Wissenschaftliche Dienste: Die Siedlungs- und Wohnungsbaupolitik der israelischen Regierungen, S. 9
13 Nusseibeh: Ein Staat für Palästina? (2012), S. 33 f.
14 Johannsen: Der Nahost-Konflikt (2017), S. 17 f.
15 Johannsen: Der Nahost-Konflikt (2017), S. 20
16 Johannsen: Der Nahost-Konflikt (2017), S. 19
17 Johannsen: Der Nahost-Konflikt (2017), S. 19
18 Johannsen: Der Nahost-Konflikt (2017), S. 20
19 Johannsen: Der Nahost-Konflikt (2017), S. 21
20 Wissenschaftliche Dienste: Die Siedlungs- und Wohnungsbaupolitik der israelischen Regierungen, S. 15
21 Wissenschaftliche Dienste: Die Siedlungs- und Wohnungsbaupolitik der israelischen Regierungen, S. 12
22 Wissenschaftliche Dienste: Die Siedlungs- und Wohnungsbaupolitik der israelischen Regierungen, S. 14
23 Johannsen: Der Nahost-Konflikt (2017), S. 100
24 Johannsen: Der Nahost-Konflikt (2017), S. 143 f.
25 Johannsen: Der Nahost-Konflikt (2017), S. 141
26 Johannsen: Der Nahost-Konflikt (2017), S. 19 f.
27 Johannsen: Der Nahost-Konflikt (2017), S. 116
28 UNRWA(Hrsg.): UNRWA in figures
29 Johannsen: Der Nahost-Konflikt (2017), S. 115
30 Johannsen: Der Nahost-Konflikt (2017), S. 118
31 Human Rights Watch: Länderinformationen (2018)
32 Moskovitz: Der lange Weg zum Frieden (2005), S.145 f.
33 Kloke: 40 Jahre deutsch-israelische Beziehungen, S. 1
34 Kloke: 40 Jahre deutsch-israelische Beziehungen, S. 3
35 Kaim: Israels Sicherheit als deutsche Staatsräson: Was bedeutet das konkret?
36 BDS(Hrsg.): BDS
37 Barkhausen: Desinvestitionen & die globale BDS-Kampagne gegen Israel - Warum kehren Fonds & Firmen Israel den Rücken?
38 Schäuble: Die Zweite Intifada und der Bau der Barriere
39 Carminati: BDS (2009), S. 32
40 Carminati: BDS (2009), S. 27 f.
41 BDS(Hrsg.): BDS
42 BDS(Hrsg.): BDS
43 Human Rights Watch: Länderinformationen
44 Human Rights Watch: Länderinformationen
45 Baumstieger: Waffenruhe in Nahost hält nur kurz
46 BDS(Hrsg.): BDS
47 BDS(Hrsg.): BDS
48 BDS(Hrsg.): BDS
49 BDS(Hrsg.): BDS
50 BDS(Hrsg.): BDS
51 BDS(Hrsg.): BDS
52 Human Rights Watch: Länderinformationen
53 Human Rights Watch: Länderinformationen
54 BDS(Hrsg.): BDS
55 BDS(Hrsg.): BDS
56 UNRWA(Hrsg.): UNRWA in figures
- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2020, Der Palästina Konflikt. Sollte man in Deutschland Stellung beziehen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1029919
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