Seit der Unterzeichnung der Behindertenrechtskonvention hat der Begriff der Inklusion Konjunktur. Ist es aber möglich, dass gerade sie Exklusionen hervorbringt? In der Arbeit gehe ich mit Bührmanns und Schneiders Dispositivanalyse bzw. mit Links Topikmodell dieser Frage nach. Ich fokussiere dabei auf Subjektivierungsweisen, die durch inklusive Strategien hervorgebracht werden und analysiere Dokumente der Europäischen Union und der österreichischen Regierung, die sich auf Inklusion beziehen.
Mit Hilfe des foucaultschen politischen Blickes gehe ich in meiner Arbeit der Frage nach, ob nicht gerade auch Inklusion – entgegen den Intentionen ihrer BefürworterInnen – Exklusion produziert. Ist es möglich, dass Menschen trotz – oder gerade wegen – inklusiver Strategien aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden und wenn ja, wie ist dieser Vorgang zu beschreiben? Damit verbunden ist die Frage, in welche Art von Gesellschaft inkludiert werden soll bzw., wie Winkler ausführt, ob man überhaupt in die Gesellschaftsform des Kapitalismus eingeschlossen werden will.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Der Inklusionsdiskurs
- 2.1 Der Diskurs
- 2.2 Modelle von Behinderung und ihre Implikationen
- 3 Gouvernementalität
- 3.1 Biopolitik: die Emergenz der Bevölkerung
- 3.1.1 Staat versus Regierung?
- 3.2 Gouvernementale Rationalitäten
- 3.2.1 Liberalismus und Neoliberalismus
- 3.2.2 Die Theorie des Humankapitals und der „homo oeconomicus“ als „Unternehmer seiner selbst“
- 3.2.3 Normalismus als Grundlage der Sicherheitsdispositive
- 3.3 Subjektivierung
- 4 Methode
- 4.1 Dispositiv-analytische Forschungsperspektive nach Bührmann/Schneider - theoretische und methodologische Überlegungen
- 4.2 Jürgen Links Topikmodell
- 4.3 Fragen an die Dokumente/Diskursfragmente
- 4.4 Grenzen der Methode und Reflexion der eigenen Position
- 5 Analyse der Dokumente bzw. der Diskursfragmente
- 5.1 Kurze Beschreibung der ausgewählten Dokumente
- 5.2 Analyse und Kritik der ausgewählten Dokumente
- 6 Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit analysiert kritisch das Inklusionsdispositiv im Hinblick auf exkludierende Subjektivierungsprozesse. Ziel ist es, verschiedene theoretische Perspektiven auf Inklusion und Exklusion zu untersuchen und deren Implikationen für die Praxis zu beleuchten. Dabei wird der Fokus auf die Frage gelegt, inwiefern das Bestreben nach Inklusion paradoxerweise zu neuen Formen der Exklusion führen kann.
- Analyse des Inklusionsdiskurses und seiner Widersprüche
- Untersuchung von Modellen der Behinderung und deren Einfluss auf Inklusionspraktiken
- Anwendung des Konzepts der Gouvernementalität auf die Inklusionsdebatte
- Dispositiv-analytische Untersuchung von Dokumenten und Diskursfragmenten
- Reflexion der methodischen Grenzen und der eigenen Position
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung stellt den Kontext der Arbeit dar, indem sie die Behindertenrechtskonvention von 2006 und deren Ratifizierung durch die EU und Österreich als Ausgangspunkt für die neu belebte Inklusionsdebatte nennt. Sie verweist auf unterschiedliche theoretische Zugänge zum Thema Inklusion und Exklusion und kündigt die Anwendung der Systemtheorie Luhmanns und des Gouvernementalitätskonzepts Foucaults an, um den eigenen Blick auf Inklusion und Exklusion zu definieren. Die Einleitung legt den Fokus auf die Notwendigkeit einer differenzierten Auseinandersetzung mit den theoretischen Grundlagen, um die komplexen Zusammenhänge des Inklusions-Exklusions-Diskurses zu verstehen.
2 Der Inklusionsdiskurs: Dieses Kapitel befasst sich eingehend mit dem Diskurs um Inklusion, beleuchtet unterschiedliche Verständnisweisen und Modelle von Behinderung und deren Auswirkungen. Es analysiert, wie der Diskurs selbst zu Exklusion beitragen kann und welche impliziten Machtstrukturen und gesellschaftlichen Normen darin wirksam werden. Die Auseinandersetzung mit verschiedenen Modellen von Behinderung dient als Grundlage für die kritische Betrachtung des Inklusionsbegriffs und seiner praktischen Umsetzung. Die Diskussion zeigt die Komplexität des Begriffs und die Herausforderungen seiner Umsetzung auf.
3 Gouvernementalität: Dieses Kapitel widmet sich Foucaults Konzept der Gouvernementalität und dessen Relevanz für das Verständnis von Inklusion und Exklusion. Es wird untersucht, wie staatliche Strategien und gouvernementale Rationalitäten (z.B. Neoliberalismus und die Theorie des Humankapitals) die Subjektivierung von Menschen mit Behinderungen beeinflussen und zu exkludierenden Praktiken führen können. Der Begriff des Normalismus wird analysiert, um die Mechanismen aufzuzeigen, die Abweichungen von der Norm definieren und sanktionieren. Das Kapitel bietet ein theoretisches Gerüst, um die Machtstrukturen zu verstehen, die Inklusion und Exklusion prägen.
4 Methode: Das Kapitel beschreibt die methodischen Grundlagen der Arbeit. Es erläutert die gewählte dispositiv-analytische Forschungsperspektive nach Bührmann/Schneider, das Topikmodell von Jürgen Link und die Fragestellungen an die analysierten Dokumente. Die methodische Vorgehensweise wird detailliert dargestellt, inklusive einer kritischen Reflexion der Grenzen der gewählten Methode und der eigenen Position der Autorin. Dies sichert die Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Analyse.
5 Analyse der Dokumente bzw. der Diskursfragmente: Dieses Kapitel präsentiert die Analyse ausgewählter Dokumente und Diskursfragmente. Es beschreibt die ausgewählten Dokumente kurz und analysiert sie kritisch unter Berücksichtigung der zuvor dargestellten theoretischen Konzepte. Der Fokus liegt auf der Untersuchung, wie die ausgewählten Dokumente Inklusion und Exklusion darstellen und welche Mechanismen der Exklusion sich darin offenbaren. Die Ergebnisse der Analyse werden im Hinblick auf die Forschungsfrage diskutiert.
Schlüsselwörter
Inklusion, Exklusion, Behinderung, Gouvernementalität, Subjektivierung, Dispositiv, Diskursanalyse, Systemtheorie, Normalismus, Neoliberalismus, Behindertenrechtskonvention.
Häufig gestellte Fragen zur Masterarbeit: Inklusion und Exklusion
Was ist der Gegenstand dieser Masterarbeit?
Die Masterarbeit analysiert kritisch das Inklusionsdispositiv und untersucht, inwiefern das Bestreben nach Inklusion paradoxerweise zu neuen Formen der Exklusion führen kann. Sie beleuchtet verschiedene theoretische Perspektiven auf Inklusion und Exklusion und deren Implikationen für die Praxis.
Welche theoretischen Ansätze werden verwendet?
Die Arbeit nutzt das Gouvernementalitätskonzept Foucaults, die Systemtheorie Luhmanns und eine dispositiv-analytische Forschungsperspektive nach Bührmann/Schneider. Das Topikmodell von Jürgen Link wird ebenfalls angewendet.
Welche Themen werden im Detail behandelt?
Die Arbeit untersucht den Inklusionsdiskurs und seine Widersprüche, verschiedene Modelle von Behinderung und deren Einfluss auf Inklusionspraktiken, den Einfluss staatlicher Strategien und gouvernementaler Rationalitäten (Neoliberalismus, Humankapitaltheorie) auf die Subjektivierung von Menschen mit Behinderungen, und die Rolle des Normalismus bei der Definition und Sanktionierung von Abweichungen von der Norm.
Welche Methode wird angewendet?
Die Arbeit verwendet eine dispositiv-analytische Forschungsperspektive nach Bührmann/Schneider, unterstützt durch das Topikmodell von Jürgen Link. Die Analyse basiert auf der Untersuchung ausgewählter Dokumente und Diskursfragmente. Die methodischen Grenzen und die eigene Position der Autorin werden kritisch reflektiert.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zum Inklusionsdiskurs, ein Kapitel zur Gouvernementalität, ein Kapitel zur Methode, ein Kapitel zur Analyse der Dokumente und ein Kapitel mit Zusammenfassung und Ausblick. Ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Kapitelzusammenfassungen und Schlüsselwörter sind ebenfalls enthalten.
Welche Dokumente wurden analysiert?
Die Arbeit spezifiziert die ausgewählten Dokumente und Diskursfragmente im Kapitel 5. Eine kurze Beschreibung und eine kritische Analyse dieser Dokumente unter Berücksichtigung der theoretischen Konzepte bilden den Kern dieses Kapitels.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Inklusion, Exklusion, Behinderung, Gouvernementalität, Subjektivierung, Dispositiv, Diskursanalyse, Systemtheorie, Normalismus, Neoliberalismus, Behindertenrechtskonvention.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Die Zusammenfassung und der Ausblick im letzten Kapitel fassen die Ergebnisse der Analyse zusammen und diskutieren deren Bedeutung. Hier werden die Erkenntnisse der Untersuchung im Kontext der Forschungsfrage präsentiert und mögliche zukünftige Forschungsansätze aufgezeigt.
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- BA MA Andrea Böck (Autor), 2016, Exkludiert die Inklusion? Kritische Analyse des Inklusionsdispositivs bezüglich exkludierender Subjektivierungsprozesse, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1039846