Zombies und Vampire als mediale Projektionsflächen. Die wandelbaren Toten


Hausarbeit, 2015

11 Seiten, Note: 1,0

Anonym


Leseprobe

Inhalt

1. Einleitung

2. Beispieluntersuchungen

2.1 I Walked with a Zombie (Film, 1943)

2.2 Buffy the Vampire Slayer (Fernsehserie, ab 1997)

2.3 Twilight (Film, 2008)

2.5 The Walking Dead (Computerspiel, 2012)

3. Fazit

1. Einleitung

Es ist eine gute Zeit, um tot zu sein. Egal ob Leinwand, Touchscreen-Display, oder Buch, egal ob in Filmen1 und Serien2, in einem Spiel3 oder in der Literatur4: Horrorfiguren, allen voran Vampire und Zombies, sind heute beliebt, wie nie zuvor. Neben ihrer medialen Allgegenwärtigkeit generieren sie auch gute Gewinne für die, die sie in ihren Werken immer wieder von neuem auferstehen lassen.5 Wie kam es, dass gerade diese beiden Vertreter des großen Kabinetts der Horrorfiguren, heute diesen Status besitzen?

Der Zombie ist einen weiten Weg gekommen. Ursprünglich Teil der westafrikanischen Voodoo-Religion, verbreitete sich der Begriff und das zugehörige Bild eines willenlosen Leichnams zu Beginn des 20. Jahrhunderts zunehmend in der westlichen Welt und wurde bald von Film und Fernsehen aufgenommen und unterhaltungstauglich ausgeschmückt. In der Folge entwickelten sich die Zombies weiter. Aus dem apathischen Toten wird eine nach menschlichem Fleisch gierende Schreckensgestalt. Spätestens George A. Romero machte den ungelenken Untoten dann auch zur Gesellschaftsmetapher.6 Zombies repräsentieren Unterdrückte7, des Menschen tierischen Kern8 oder die Angst vor Infektionen9. Auch die Frage der sexuellen Identität und Ausrichtung findet zunehmend ihren Weg in das stetig wachsende Spektrum der über Zombies behandelten gesellschaftlichen Themen.10 Zombies sind auch außerhalb der Unterhaltungsmedien Teil der Kultur geworden. So spricht man heute beispielsweise von Zombiebanken und Zombie-Rechnern. Der Zombie ist nur etabliertes Unterhaltungsmotiv, sondern auch Teil der Sprache und des Denkens geworden.

Das Wort Vampir taucht erstmals im 18. Jahrhundert in der englischen Sprache auf, die Ursprünge des zugrundeliegenden südeuropäischen Vampirglaubens können bis in das Mittelalter zurückverfolgt werden.11 Unverändert ist die Assoziation des Vampirs mit der Angst des Menschen vor seiner eigenen Vergänglichkeit.12 Bram Stoker machte zum Ende des 19. Jahrhunderts Dracula, den Prototypen der unsterblichen Blutsauger, zu einem Sexsymbol,13 knappe hundert Jahre später dient er Francis Ford Coppola als Metapher für die Angst vor dem HI-Virus.14 Der Aspekt der Erotik hat sich dem Vampir bis heute erhalten. Ob Lestat de Lioncourt15, Santanico Pandemonium16 oder Edward Cullen17 - Vampire kommen gerne verführerisch daher, bergen aber Leidvolles. Exzessiv und parasitär, freiheitsliebend und rücksichtslos werden sie oft als der menschlichen Gesellschaft enthoben, konspirativ, elitär und snobistisch dargestellt. Zusammen mit der Affinität für Blut also ein leicht zu verabscheuendes Zerrbild von Opportunisten aller Art.

Diese Hausarbeit hat zum Ziel die Funktion von Zombies und Vampiren als mediale Projektionsflächen in ihrer Vielfältigkeit abzubilden. Dazu werden verschiedene Beispiele der Zombie- und Vampirdarstellung in verschiedenen Medienformen untersucht. Die Forschungsfrage, welche beantwortet werden soll, lautet: Inwiefern funktionieren Zombies und Vampire in verschiedenen, modernen Medien als Projektionsflächen und warum scheinen sich besonders Zombies und Vampire hierfür zu eignen?

2. Beispieluntersuchungen

In der Folge werden verschiedene Beispiele von Vampir- und Zombiedarstellungen im Hinblick auf die Forschungsfragen untersucht. Die Auswahl dieser Beispiele wurde mit Bedacht darauf gewählt, eine möglichst hohe thematische und formative Abwechslung, insofern dies der formale Rahmen zulässt, anzustreben. Die Untersuchungen erfolgen in chronologischer Reihenfolge der Beispiele.

2.1 I Walked with a Zombie (Film, 1943)

Dieses B-Movie der RKO Radio Pictures, entspringt, genau wie die Filme Leopard Man und Cat People der kurzen gemeinsamen Schaffenszeit von Val Lewton und Jaques Touneur. Produzent und Regisseur arbeiteten dabei nicht einmal ein Jahr lang zusammen.18 Der Film spielt auf einer paradiesischen Insel, die hinter ihrer vordergründigen Schönheit und Lebendigkeit den Tod verbarg.19 „Die fliegenden Fische sprängen nur aus Todesangst, und das Glitzern auf dem Wasser sei Resultat tausender toter Lebewesen, der Glanz der Fäulnis[...]“20, erfährt die junge, kanadische Krankenschwester Betsy direkt vor ihrer Ankunft auf dem Eiland. Im Gegensatz zum sauberen Canada erwartet sie eine heiße, feuchte, dicht überwucherte Insel mit einer Atmosphäre der Enge und des Verfalls.21 Dort soll sie sich um Jessica Holland kümmern die, laut Aussage ihres Arztes an Tropenfieber erkrankt gewesen sei, wodurch sie Schäden an Wirbelsäule und Gehirn erlitten hat. Sie sei willenlos, stumm und nur noch in der Lage, einfachste Anweisungen auszuführen. Die eingeborene Hausangestellte Alma bezeichnet sie als Zombie und eröffnet Betsy den Blick in die Welt der Voodoo-Rituale, die auf der Insel praktiziert werden. Deren Leitung, wie auch die Schuld für das Schicksal von Jessica Holland findet sich zuletzt bei deren Schwiegermutter, Mrs. Rand, welche die Voodoo-Riten als Werkzeug zur Steuerung der Eingeborenen benutzt hatte.22 Jessica hatte sie, zur Strafe dafür, dass sie ihren Ehemann und Mrs. Rands Sohn, Paul Holland, mit dessen Halbbruder Wesley Rand betrogen hatte. Im Finale finden dann sowohl Jessica als auch Wesley den endgültigen Tod. Zurück bleiben Betsy und Paul.23

Bereits in diesem frühen Auftritt des Zombies auf der großen Leinwand dient der Zombiefilm bereits als Metapher kontroverser Themen: die Emanzipation der Frau, Exotismus und die postkolonialen Herrschaftsverhältnisse, besonders in der Rolle der Voodoo praktizierenden, weißen Plantagenbesitzerin Mrs. Rand sind dabei die prominentesten.24 Betsy ist dabei keineswegs das hilflose Objekt, sondern vielmehr Hauptakteurin der Erzählung.25 Dies wird besonders im Kontrast zu der Figur der Jessica Holland. Eine viktorianische Frau wie aus dem Bilderbuch, zudem still, Willenlos und als Charakter detaillos und wenig ausgeleuchtet. Ihr Zustand multipliziert die, der Rolle bereits inhärenten Aspekte weiblicher Unfreiheiten zusätzlich.26 Gerade durch dieses altmodische Gegenbeispiel wirkt die Rolle der Betsy als ein verhältnismäßig modernes Frauenbild, verhältnismäßig im Kontext der Zeit. Höflichkeit und Naivität hatte die Figur der Betsy als typische Merkmale weiblicher Darstellungen noch nicht abgelegt.

Die besondere Rolle der Mrs. Rand kann als Metapher auf das mitunter gewaltsame Aufeinandertreffen der Kulturen verstanden werden. Ihr arroganter Umgang mit der Voodoo-Kultur führt zwar zu Leid, was man im Sinne der vermittelten sozialkritischen Botschaft zwar als progressive Darstellung deuten kann, jedoch unterstreicht der Charakter auch zentral die sehr strikte Trennung zwischen Weißen und der indigenen Bevölkerung.27 Seinen Horror erhält der Film nicht vornehmlich durch Schockeffekte sondern durch die Verbindung der Figur des Zombies mit den postkolonialen Ängsten der Europäer und Amerikaner, verbunden mit einem exploitativen Exotismus.28

Der Zombie dient insgesamt also schon in diesem frühen Film als Verhandlungsobjekt für vielfältige gesellschaftliche Themen und ist dabei mitunter auch eineindeutig besetzt, bzw. der Interpretation Freiheiten überlassend. Der exotische Mystizismus, welche der Figur anhaftet, scheint, zumindest bezogen auf die Geschlechterthematik, eine verstärkende Funktion einnehmen zu können.

2.2 Buffy the Vampire Slayer (Fernsehserie, ab 1997)

Im Zentrum dieser unkonventionellen Actionserie steht die mit mystischen Kräften ausgestattete Vampirjägerin Buffy, die gemeinsam mit ihren Freunden gegen dunkle Mächte kämpft - darunter besonders Vampire und Dämonen - aber auch die Alltagsprobleme des Erwachsenwerdens. Die Serie begründete Joss Whedons Status als Kultregisseur und Produzent und brachte es auf sieben Staffeln, sowie eine Spin-Off- Serie: Angel (ab 1999). Neben der Originalität wurden besonders die vielschichtigen und wandelbaren Charaktere gelobt.

[...]


1 Zum Beispiel 28 Days Later 2002,/ am Legend 2007, Shaun of the Dead 2004, die Twilight-Filme ab 2008, World War Z 2013, Zombieland 2009

2 Zum Beispiel The Walking Dead 2010, Fear the Walking Dead 2015, True Blood 2008, Vampire Diaries 2009, Game of Thrones 2011

3 Zum Beispiel Plants vs. Zombies 2009, die Dead Rising-Reihe ab 2006, The Walking Dead 2012, die Resident Evil-Reihe ab 1996, Day-Z 2009, die Doom-Spiele ab 1993

4 Zum Beispiel Pride and Prejudice and Zombies 2009,die Twilight-Bücher ab 2005

5 Laut nbcnews.com betrug der Wert der gesamten Zombieindustrie bereits 2011 geschätzte 5,74 Milliarden Dollar und steigend. Vollständiger Verweis im Quellenverzeichnis

6 Seeßlen: George A. Romero und seine Filme 2010, Seite 286 ff.

7 Zum Beispiel in The Land of the Dead

8 Zum Beispiel in 28 Days Later

9 Zum Beispiel in den Resident Evil-Spielen oder in 28 Weeks Later

10 Zum Beispiel Lastly Creatures from the Pink Lagoon 2006, Gay Zombie 2007, Otto; or, Up With Dead People 2008

11 Wotherspoon: The Vampire Myth and Christianity 2001, Seite 12

12 Ebd. Seite 15

13 Ebd. Seite 38

14 Vgl. Yurguis: The Dark Gift: Vampires in the AIDS Era 2015, Seite 3

15 Interview with the Vampire: The Vampire Chronicles 1994

16 From Dusk Till Dawn 1996

17 Twilight-Filme ab 2008

18 Vgl. http://www.imdb.com/title/tt0036027/trivia

19 Grob: Ich folgte einem Zombie, in: Ursula Vossen [Hg]: Filmgenres Horrofilm 2004, Seite 122

20 Ebd.

21 Walsh: Survivors and Victims: Gothic Feminism, Deconstruction and Colonialism in I Walked With A Zombie 2008, Seite 3f.

22 Vgl. http://www.imdb.com/title/tt0036027/plotsummary

23 Ebd.

24 Vgl. Klippel; Shame and Sorrow for the Family. Rassen- und Sexualproblematik im klassischen Zombiefilm, in: Fürst, Krautkrämer, Wiemer,[Hg]: Untot. Zombie Film Theorie 2011, Seite 136ff.

25 Walsh: Survivors and Victims; Gothic Feminism, Deconstruction and Colonialism, in: I Walked With A Zombie 2008, Seite 5f.

26 Walsh: Survivors and Victims; Gothic Feminism, Deconstruction and Colonialism, in: I Walked With A Zombie 2008, Seite 6f.

27 Vgl. Louise Fenton: The Demise of the Cinematic Zombie; From the Golden Age of Hollywood to the 1940s, in: DeGiglio-Bellemare, Ellbé and Woofter [Hg]: Recovering 1940s Horror Cinema; Traces of a Lost Decade 2014, Seite 233

28 Vgl. Bishop: Dead Man Still Walking: A Critical Investigation Into the Rise and Fall...and Rise of Zombie Cinema 2009, Seite 98f.

Ende der Leseprobe aus 11 Seiten

Details

Titel
Zombies und Vampire als mediale Projektionsflächen. Die wandelbaren Toten
Hochschule
Leuphana Universität Lüneburg  (Kulturwissenschaften)
Veranstaltung
Medien und Geschichte
Note
1,0
Jahr
2015
Seiten
11
Katalognummer
V1040229
ISBN (eBook)
9783346457189
ISBN (Buch)
9783346457196
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Filmwissenschaften, Kulturwissenschaften, Projektion, Zombies, Untote, Vampire, Horror, Horrorfilme, Buffy the Vampire Slayer, I walked with a Zombie, The Walking Dead, Twilight
Arbeit zitieren
Anonym, 2015, Zombies und Vampire als mediale Projektionsflächen. Die wandelbaren Toten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1040229

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