Kognition und affektives Erleben jugendlicher Amokläufer. Risiko/-Einflussfaktoren aus dem psychologischen, sozialen, pädagogischen und kriminologischen Bereich


Thèse de Bachelor, 2021

45 Pages, Note: 11,5


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriffserklärung

3. Amokläufe - ein Überblick

4. Gibt es ein Täterprofil? – Tätermerkmale und Einflussfaktoren

5. Die Tätergruppe: junge männliche Amokläufer

6. Risikoeinschätzung bei Bedrohungslagen

7. Polizeiarbeit und Amokläufe an Schulen

8. Fazit

9. Literatur- und Quellenverzeichnis

10. Anhang

1. Einleitung

"Damit mich nie wieder ein Mensch vergisst […]. Ich will das sich mein Gesicht in eure Köpfe einbrennt!"

(Zitat von Bastian B., Amokläufer von Winnenden 2009) (Faust 2010: S.137)

Es begann mit einem bloßen Wunsch nach Aufmerksamkeit im Kopf eines Jugendlichen und endete in einer grausamen Bluttat.

Die Columbine High School in Littleton (USA), das Johann-Gutenberg-Gymnasium in Erfurt, die Geschwister-Scholl-Realschule in Emsdetten und die Albertville-Realschule in Winnenden.

Vier Städte, vier Schulen und ein gemeinsames Schicksal, was sie für alle Zeiten teilen werden. Alle wurden Schauplatz geplanter Rache, Tod, Trauer und Schmerz, verbunden mit der Frage nach dem „Warum?“.

Vier plötzliche und unkontrollierbare Taten von Jugendlichen, welche die friedliebende und idyllische Alltagswelt der Gemeinden überschattet haben.

Was die Täter betrifft: Sie heißen nicht mehr Eric Harris, Dylan Klebold, Robert Steinhäuser, Sebastian Bosse und Tim Kretschmer. Sie wurden zu namenlosen Gesichtern ihrer blutiger Taten.

„Für die, die es noch nicht genau verstanden haben. Jap, es geht hier um Amoklauf!“

(Forumseintrag, 26.06.2004 von Bastian B.) (Hoffmann & Wondrak 2007: S.47)

Zwar kommt diese Art Gewaltphänomen im Vergleich zu anderen alltäglichen Geschehnissen wie Schlägereien oder Mobbing an Schulen seltener vor, jedoch ist festzustellen, dass Amokläufe an Schulen immer noch eine große Aktualität aufweisen. Es ist kein Thema, das in der Gesellschaft verschwindet, da es aufgrund seiner Willkürlichkeit zu jeder Zeit an jedem Ort passieren kann.

Zu Beginn der Bachelorarbeit wird eine Abgrenzung zwischen den Begriffen „Amok“ und „School Shooting“ vorgenommen. Hinsichtlich der faktischen Komponente wird anschließend ein Blick auf Amokläufe an Schulen geworfen. Dazu zählen die Opfer, der Verlauf, das Alter, die Häufigkeit und die internationale Einbettung von Amokläufen. Jeder in der Schule kennt ihn. Den kommunikationsarmen Schüler in der hintersten Reihe, der sich lieber mit Zeichnen beschäftigt, als dem Unterricht der Lehrer zu folgen oder den schwarz gekleideten Jugendlichen, der der Gothikszene der Schulhierarchie angehört. Doch sind diese einzelnen Personengruppen der Schubladengesellschaft Schule auch fähig, ihre Mitschüler oder Lehrer zu töten? Kann man tatsächlich so einfach anhand des Aussehens oder charakterlichen Merkmalen jemanden als Amokläufer etikettieren?

Dieser Frage nachgehend, wird anhand verschiedener Risiko/-Einflussfaktoren aus dem psychologischen, sozialen, pädagogischen und kriminologischen Bereich der Versuch unternommen, ein Täterprofil zu erstellen. Dies soll den Kern der Bachelorarbeit darstellen. Schaut man sich die Historie der Amokläufe im internationalen Kontext an, so ist festzustellen, dass es sich bei den Tätern größtenteils um männliche Jugendliche handelt. Doch warum ist das so? Welche weiteren Risikofaktoren wirken auf einen Jungen ein und veranlassen ihn zu so einer Tötungsabsicht, während sie bei einem Mädchen zu keinerlei Beeinflussung führen?

Der Schlussteil der Bachelorarbeit beschäftigt sich mit der Frühintervention und der Risikoanalyse, da dies sowohl für Polizistinnen und Polizisten als auch für Lehrerinnen und Lehrer, Eltern und Schülerinnen und Schüler dringend Nachholbedarf hat. Wo ist die Grenze zwischen einem unangemessenen Scherz und einer ernsthaften Bedrohungslage? Was wäre, wenn es eine Software geben würde, die sich mit der Prävention von Amokläufen auseinandersetzt und die Möglichkeit bietet, risikobehaftete Jugendliche im Vorfeld zu erkennen? Als Antwort auf diese Frage entwickelte Jens Hoffmann das wissenschaftliche Computersystem DyRiAS. Was steckt hinter der Idee von DyRiAS und können 32 Fragen wirklich beurteilen, ob ein auffälliger Jugendlicher ein potentieller Amokläufer ist?

Häusliche Gewalt, Körperverletzung, Diebstahl; Diese Einsatzlagen sind tägliches Geschäft der Polizeiarbeit. Doch sind Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte mit genügend Handlungskompetenz ausgestatten, eine ernsthaft bedrohliche Amoklage wirksam und strategisch anzugehen? Um diese Frage zu beantworten, werden die Handlungsstrategien und Präventionsmöglichkeiten der Polizei zum Ende der Bachelorarbeit hin näher beleuchtet.

Wenn in dieser Arbeit von Amokläufern oder von Tätern geschrieben wird, wird fortlaufend das generische Maskulinum verwendet, da der Anteil von weiblichen Amokläuferinnen nur einen geringen Prozentsatz ausmacht (vgl. Robertz & Wickenhäuser 2007: S. 13). Alle als Beispiel aufgeführte Amokläufer, die nicht zu den medial bekanntesten gehören und nicht jedem sofort ein Begriff sind, befinden sich in der Anlage 8 im Anhang.

2. Begriffserklärung

Um mehr Verständlichkeit im Vorfeld der Bachelorarbeit für die Thematik des Amoklaufs an einer Schule zu entwickeln, sind die Begriffe „Amok (-lauf)“ und „School Shooting“ zu definieren und voneinander abzugrenzen.

2.1 Amok (-lauf)

In Deutschland arbeitet man grundsätzlich bei affektgeladenen Gewalttaten mit dem Begriff „Amok“ oder „Amoklauf“. Besonders in der Medienwelt wird dieses Schlagwort als kommunikatives Mittel genutzt, um die Sensationsgier des Konsumenten zu füttern.

„Amok“ ist eine Ableitung des malaiischen Wortes „amuk“. Übersetzt bedeutet es so viel wie „zornig“ oder „rasend“ (vgl. Lübbert 2002: S. 7). Andere Autorinnen und Autoren schreiben auch von einem unkontrolliertem Wutausbruch oder Wutlauf (vgl. Scheithauer 2008: S. 12). Laut Adler gibt es zwei Arten von Amokläufen: die kriegerischen und die individuellen. Historisch betrachtet zeigt die Geschichte des Amoks, dass der Amoklauf anfangs eine kriegerische Kampftaktik war. Erste Berichte aus dem 15. Jahrhundert besagen, dass es üblich war, dass, wenn in einem Krieg der malaiische König gefallen ist, alle malaiischen Krieger dies als großes Unglück und selbstverschuldete Schande ansahen. Um ihre Ehre zurückzugewinnen schlichen sie sich in das zahlenmäßig überlegende feindliche Gebiet und griffen die Gegner mit Todesverachtung und dem Kampfschrei „Amuk!“ an. So verdeutlichten sie dem Gegner, dass sie ohne Rücksicht auf Verluste wahllos Menschen angreifen und töten würden (vgl. Adler 2000: S. 11). Ab dem 17. Jahrhundert wurde der individuelle Amok im Zusammenhang mit Gewalttaten verwendet, bei denen die Täter offenbar akzidentell (zufällig) und ohne Rücksicht auf das eigene Leben gegen Mitmenschen vorgingen (vgl. Faust 2010: S. 19). Beide Formen des Amoks wurden anfangs als gesellschaftlich legitimierte Form des Selbstmordes dargestellt, da am Ende beider Formen der Tod stand (vgl. Lübbert 2002: S. 17f.).

Um 1900 versuchte man den Begriff „Amok“ näher zu definieren. In seinen kriminologischen Analysen hat in Deutschland vor allem Robert Harnischmacher herausgearbeitet, welche Elemente einen Amoklauf charakterisieren. Es handelt sich nach Harnischmacher daher grundsätzlich um einen Einzeltäter, der nach dem äußeren Anschein wahllos und gezielt agiert, und zwar mittels Waffen, Sprengmitteln, gefährlicher Werkzeuge oder anderer außergewöhnlicher Gewaltanwendung. Dabei verletzt oder tötet er eine zunächst nicht bestimmbare Anzahl von Menschen oder macht durch sein Verhalten zumindest die Verletzung oder Tötung erwartbar. Auch seine eigene Tötung nimmt der Täter zumindest in Kauf (vgl. Langarm 2009: S. 9f.). Diese merkmalbehaftete These Harnischmachers entspricht dem heutigen Verständnis des Begriffs Amok wohl am ehesten und ist auch so im polizeitaktischen Sinne zu verstehen.

Ein Amoklauf beschreibt also zusammenfassend in der Regel geplante Verbrechen mit Ankündigungscharakter, die nicht im Affekt geschehen (vgl. Bannenberg 2010, S. 7ff).

2.2 School Shooting

Der Begriff „School Shooting“ bedeutet ins Deutsche übersetzt etwa „Schul-Schießerei“. Als Umschreibung des Begriffs „School-Shooting“ kann aber auch das Synonym „schwere zielgerichtete Gewalt an Schulen“ gewählt werden.

Die angloamerikanische Begrifflichkeit „School-Shooting“ hat sich in der Gesellschaft erst richtig im Jahr 1999 nach dem Amoklauf in Littleton etabliert.

Vergleicht man diesen Begriff mit dem des Amoklaufs, so ist zunächst festzustellen, dass der vorher allgemein genannte öffentliche Raum, in dem die Tat stattfindet, nun mit der Institution Schule definiert wird (vgl. Robertz & Wickenhäuser 2007: S. 10).

Innerhalb des Wortlautes besitzt die Begrifflichkeit jedoch eine gewisse Unschärfe. Prinzipiell werden unter dem Terminus nämlich alle Gewalthandlungen an Schulen geführt, bei denen Schusswaffen eingesetzt werden. Aus diesem Grund führte Robertz spezifische Definitionskriterien an:

1. Der Amoktäter muss Jugendlicher sein, der eine direkte Beziehung zu der Schule hat, an der er Amok läuft;

2. sein Handlungsschema muss so festgelegt sein, dass eine Tötungsabsicht deutlich nachzuweisen ist;

3. bei der Tat müssen Waffen verwendet werden, die zur vorsätzlichen Tötung von Personen geeignet sind, und

4 die Täter müssen ihre Opfer nicht nur wegen ihrer Person, sondern auch aufgrund ihres Symbolcharakters und ihrer Eigenschaft (bspw. Lehrerin oder Lehrer, Schülerin oder Schüler, Sportlerin oder Sportler etc.) ausgewählt haben. (vgl. Robertz 2004: S. 61)

Verbrechen, die sich also zufällig an einer Schule ereignen und Menschenopfer fordern, sind nicht unter dem Phänomen „School Shooting“ einzuordnen.

Der bereichsspezifischere Begriff „School-Shooting“ ist in der Bachelorarbeit durchaus anwendbar. Jedoch wird auf den Oberbegriff des Amoklaufs zurückgegriffen, da dieser Ausdruck in Deutschland sowohl medial als bei der Bevölkerung gebräuchlicher ist.

3. Amokläufe - ein Überblick

3.1 Phänomenologie

Im Hinblick auf die Phänomenologie wird ein kurzer statistischer Überblick über Amokläufe an Schulen gegeben. Dabei wird eher auf einer faktischen Basis gearbeitet und die wichtigsten Eckdaten zusammengefasst.

Der erste bekannte Amoklauf ereignete sich am 30. Dezember 1974 in den USA durch Anthony Barbaro (vgl. Anlage 8). Waren Amokläufe an Schulen bis Ende der 1990er Jahre mit Ausnahme von zwei kanadischen Fällen ein ausschließlich US- amerikanisches Phänomen, so treten diese seitdem auch in anderen westlichen Ländern wie Deutschland, Großbritannien oder Finnland auf. Die erste Tat in Deutschland, die als Amoklauf deklariert wurde, fand im November 1999 statt, wo ein Schüler seine Lehrerin in Sachsen erstach. Gleichermaßen auffällig wie besorgniserregend ist die Tatsache, dass Deutschland gleich nach den USA in der internationalen Einbettung die meisten Amokläufe an Schulen verzeichnet (vgl. Robertz 2004: S. 21). Im Gegensatz zur allgemein sinkenden Tötungskriminalität durch Jugendliche in Deutschland, gemessen anhand der Polizeilichen Krimalstatistik (PKS), nahmen Amokläufe an Schulen in der letzten Dekade deutlich zu. Besonders nach dem Amoklauf an der Columbine High School 1999 ist ein erschreckender Anstieg der internationalen Zahlen zu verzeichnen (vgl. Anlage 2). (vgl. Robertz & Wickenhäuser 2010: S. 13).

Es zeigt sich, dass die Altersspanne der Täter zwischen 11 und 22 Jahren liegt (vgl. Anlage 3). Das Durchschnittsalter, gemessen anhand der bisherigen Amokläufer, beträgt 15,6 Jahre (vgl. Robertz & Wickenhäuser 2010: S. 21).

In der Mehrzahl wurden Amokläufe an Schulen in der Vergangenheit alleine durchgeführt. Von den 75 weltweit bekanntgewordenen Taten wurden gerade mal zwei Taten gemeinschaftlich begangen. Eine davon stellt Columbine dar. Der andere Amoklauf fand etwa ein Jahr zuvor an der Westside Middle School in Joesboro statt (vgl. Anlage 8). (vgl. Robertz & Wickenhäuser 2010: S. 20).

Durchschnittlich werden pro School-Shooting 1,3 Menschen getötet und 3,2 Menschen verletzt, wobei es mitunter extreme Ausreißer mit mehr als zehn Toten gab. Das bekannteste Beispiel dafür ist Erfurt im Jahre 2002 (16 Tote).

Ein Fokus auf die Opfer zeigt, dass es sich in je einem Drittel jeweils nur um Schülerinnen und Schüler, nur um Schulpersonal und um beide Personengruppen gleichzeitig gehandelt hat (vgl. Robertz & Wickenhäuser 2010: S. 19). Der Opferpool begrenzt sich jedoch nicht nur auf diese beiden Personengruppen, da in vielen Fällen im Verlauf des Amoklaufs auch noch Polizisten oder Unbeteiligte dem Täter zum Opfer gefallen sind. Da sie aber meist nicht zur abgezielten Opfergruppe des Amokläufers gehören und der Tod nur dem Umstand geschuldet ist, dass diese sich zur falschen Zeit am falschen Ort befanden, werden sie in der Statistik nicht mitberücksichtigt. Laut Wickenhäuser und Robertz enden nur wenige Amoktaten mit dem Tod des Täters. In ihren untersuchten Fällen von 1977 bis 2007 stellten Robertz und Wickenhäuser dar, dass die meisten Amoktaten durch die Verhaftung des Täters geendet sind (80 %). Dabei war es oft der Fall, dass sie nicht durch Polizeikräfte, sondern von Schulpersonal überwältigt wurden. Bei jedem fünften Täter war dies allerdings nicht mehr möglich, da sie der Festnahme durch ihren eigenen Suizid zuvorgekommen sind (vgl. ebd. 2010: S. 19f.).

Hört man das Wort Amoklauf, wird diese Tat meist mit der speziellen Begehungsweise der Schusswaffe assoziiert. Laut Statistikdaten trifft dies auch zu. Manchmal verwendeten die Täter jedoch zusätzlich noch Tatwaffen wie Unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtungen (USBV) oder Schlagwaffen. In insgesamt 18 Fällen wurden Messer oder andere Klingwaffen als alleinige Tatwaffe für ein Amoklauf benutzt (vgl. Robertz & Wickenhäuser 2010: S. 21).

3.2 Der Ablauf eines Amoklaufs an einer Schule

Zwar wahren Amokläufe an Schulen oberflächlich den Anschein, als würde es sich bei ihnen um plötzliche und impulsive Taten handeln, jedoch stecken hinter diesen außergewöhnlichen Ereignissen meist eine genaue und detaillierte Planung, die über einen gewissen Zeitraum hin erfolgt (vgl. Robertz & Wickenhäuser: S. 33). Ein Hinweis auf die gute Vorbereitung eines Amoklaufs zeigt die verblüffend gleichgültige, konzentrierte und zielorientierte Arbeitsweise des jungen Täters. Jens Hoffmann charakterisiert die Handlungsweise eines Amoklaufs als Jagdmodus der Gewalt, der sich in einer Kontrolliertheit, Zielorientierung und innerer Ruhe des Täters äußert (vgl. Hoffmann 2003: S. 404).

Die Planungen und Vorbereitungshandlungen, die der Täter im Vorfeld trifft, geben ihm eine gewisse Sicherheit und ein Handlungskonstrukt, von dem in der Regel nicht abgewichen wurde. Ein prägnantes Beispiel dafür stellt die Amoktat an der Columbine High School 1999 dar. Dort zeigte sich, wie durchdacht Eric Harris und Dylan Klebold ihren Plan von Vornherein ausarbeiteten und auch so in die Tat umsetzten. Ein Tag vor dem Massaker schrieb Dylan Klebold in sein Tagebuch (orig. ins Deutsche übersetzt): „In etwa 26,5 Stunden wird die Verurteilung beginnen. Es ist seltsam zu wissen, dass ich bald sterben werde. Alles hat einen Hauch von Belanglosigkeit.“ In seinem letzten Eintrag skizzierte er folgenden Plan für die Tat: „hinein laufen, um 11:09 Bomben legen, die um 11:17 zünden sollen, die Schule verlassen, zum Clemete Park fahren, um sich dort vorzubereiten. Zurückgehen um 11:15, die Autos parken, Autobomben für 11:18 legen, raus aus den Autos auf den Hügel, um dort zu warten. Wenn die ersten Bomben hochgehen, so soll attackiert werden. Spaß haben“ (Robertz & Wickenhäuser 2007: S. 76ff).

Es ist also festzustellen, dass die Täter ihre größenwahnsinnigen Fantasien bereits im Vorfeld der Tat ausleben und alle möglichen Szenarien durchspielen. Aus dem Wunsch, einen planlosen Amoklauf zu begehen, werden konkrete Vorstellungen. Aus konkreten Vorstellungen werden präzise Vorbereitungshandlungen. Aus jenen wiederrum wird ein berechnend ausgestalteter Amoklauf an einer Schule. Der Tatort Schule wird in der Absicht ausgesucht, dass sich der vom Täter festgelegte Opferpool an einem gemeinsamen Ort befinden. Gleich dem Motto „Alle auf einen Streich“ wie bei dem Märchen „Das Tapfere Schneiderlein“. Die Schule bietet dem Täter auch eine öffentliche Bühne, auf der er seine Tat demonstrativ zur Schau stellen kann. Der Ort ist dem jugendlichen Amokläufer vertraut und eröffnet ihm so die Möglichkeit, sich innerhalb dieses selbstgewählten Aktionsraumes sicher zu bewegen (vgl. Bannenberg 2010).

4. Gibt es ein Täterprofil? – Tätermerkmale und Einflussfaktoren

Die Amokläufer scheinen wie Waffen zu sein. Kommt man einmal aus Versehen an den Auslöser, gehen sie los. Wer dieser Annahme folgt, wird sich nur in eine Sackgasse verlaufen, denn monokausale Begründungen reichen nicht aus, um die Entstehung von Amokläufen zu erklären. Erst seit dem Amoklauf an der Columbine High School 1999 werden Amokläufe an Schulen in der Forschung als eigenständiges Phänomen behandelt. Im Folgenden werden innere und äußere Erklärungsansätze beschrieben, die einen Amoklauf begünstigen könnten.

4.1 Innere Faktoren

4.1.1 „Baustelle Pubertät“ – Entwicklung im Jugendalter

In welchem Alter die Lebensphase Jugend genau anfängt und endet, lässt sich nicht präzise eingrenzen, da ihr Entwicklungsverlauf bei jedem jugendlichen Subjekt individuell ist. Aufgrund der Tatsache, dass die Altersspanne der bisherigen Amokläufer von 11- 22 Jahren liegt, erscheint es sinnvoll einen Blick auf die Adoleszenzphase (Begriff aus der Soziologie) und dessen Konflikte zu werfen.

Neben den Wachstumsprozessen, die das jugendliche Individuum in der Pubertät durchläuft, stellt die Gesellschaft vordefinierte Entwicklungsaufgaben und gewisse Erwartungshaltungen an den Jugendlichen, wie er sich in dieser Phase normativ sozial zu verhalten hat, um so zu einem autonomen und gesellschaftsfähigen Menschen heranzuwachsen (vgl. Dreher & Oerter 2008: S. 271ff.). Dies kann auf den Jugendlichen eine enorme Belastung ausüben, wenn er aufgrund individueller Umstände oder unzureichend vorhandenen Bewältigungsstrategien nicht in der Lage ist, die Anforderungen zu erfüllen (vgl. ebd. 2008: S. 271ff.). Eine Auflistung der Entwicklungsaufgaben, die in der Zeit der Adoleszenzphase zu bewältigen und zu erfüllen gilt, um zu einem gesellschaftsfähigen Subjekt heranzuwachsen und seine eigene Ich- Identität zu entwickeln, befindet sich im Anhang (vgl. Anlage 4).

Doch kann die Belastung, diese vielen Entwicklungsaufgaben erfüllen zu müssen, tatsächlich so groß werden, dass es zur Bewältigungsform der extremen Gewalttat, wie ein Amoklauf, kommen kann?

„Gerade Jugendliche mit einer geringen Auswahl an erprobten Problemlösungsstrategien geraten so mitunter in schwierige Situationen, in denen sie Gewalt als einzigen Ausweg sehen“ (Robertz & Wickenhäuser 2007: S. 26). Nimmt man die zehn Maximen von Klaus Hurrelmann (deutscher Sozial-, Bildungs- und Gesundheitswissenschaftler) zur Hand, so kann dies mit einer unproduktiven Verarbeitung der inneren Realität und der äußeren Realität verglichen werden. Die innere Realität (Anlage) sind bspw. genetische Veranlagungen, körperliche Konstitutionen, Intelligenz und Grundstrukturen der Persönlichkeit. Die äußere Realität (Umwelt) sind Sozialisationsinstanzen wie Familie, Peer-Groups, Erziehungs- und Bildungseinrichtungen, soziale Organisationen und Massenmedien (vgl. Hurrelmann 2018).

Zusammenfassend würde dies also überspitzt bedeuten, dass alle Entwicklungsaufgaben in Anlage 4 als potentielle Einflussfaktoren für die Umsetzung von Amokläufen an Schulen gelten könnten, wenn dem jugendlichen Subjekt fehlende oder unzureichende Bewältigungsstrategien zur Verfügung stehen.

Die Tatsache, dass sich nicht jeder Jugendlicher in einer problematischen Entwicklungsphase der Gewalt als Problemlösung bedient, widerlegt die vorangegangene Hypothese.

Jedoch kommt dieser Annahme eine hohe Bedeutung zu, wenn es um die Beurteilung und den Umgang mit den äußerlichen Risikofaktoren geht, auf die später im Einzelnen nochmals eingegangen wird.

4.1.2 Psychische Störungen und Fantasiewelten

Amokläufer werden von der Gesellschaft nach einer Tat oftmals als psychisch labil oder gar gestört bezeichnet. Allerdings ist mit diesem Begriff vorsichtig umzugehen, da nachgewiesen werden konnte, dass bei wenigen der vergangenen Amokläufern eine psychische Störung, gemessen nach der Einordnung in ein psychiatrisches Klassifikationssystem, nachgewiesen werden konnte (vgl. Faust 2010: S. 114) Oft sind die jugendlichen Amoktäter aber mit narzisstischen oder schizophren-paranoid und sadistischen Störungen behaftet, was über Ich-Störungen oder Störungen des Realitätsbezugs sichtbar wird. (vgl. Robertz/ Wickenhäuser 2007: S. 31f.)

4.1.2.1 Narzissmus

Narzissmus ist gekennzeichnet von „ (…) besonders auffälliger Kränkbarkeit, gleichzeitig Kontaktstörungen und Durchsetzungsschwäche (…) verbunden mit impulsiven und aggressiven Verhaltensstörungen (…)“ (Dossow 2007: S. 30).

Beim Narzissmus fühlt sich ein Mensch derart verunsichert und ungenügend, dass er innerlich empfundene Emotionen wie Schwäche oder Selbstzweifel mit Überlegenheit und einem idealisierten Selbstbild, das in seiner Fantasie vorkommt, zu überspielen versucht. Diese narzisstische Fassade präsentieren sie dann ihrer Außenwelt. Ein Narzisst stellt sich über alle Anderen und empfindet sich selbst als den idealen Menschen (vgl. Langarm 2009: S. 81f.). Dabei zieht dieser oft Vergleiche zu heldenhaften Filmidolen oder sogar Gott. Eric Harris stellt mit folgenden Aussagen deutlich das Verständnis eines kompensatorischen Narzissten dar (orig. ins Deutsche übersetzt): „Ich fühle mich wie Gott, und ich wünschte, ich wäre Gott, dann wäre jeder OFFIZIELL unter mir. Ich weiß sowieso, dass ich über fast jedem in dieser verblödeten Welt stehe, was die universelle Intelligenz betrifft“ (Langarm 2009: S. 82). Gleichzeitig zeigt sich in seinen Tagebucheinträgen aber auch die tatsächliche Leere und die Selbstzweifel, die er in Wahrheit in sich trägt (orig. ins Deutsche übersetzt): „Ich hasse euch Leute dafür, dass ihr mich von so viel Spaß ausgeschlossen habt. (…), ihr hattet meine Telefonnummer, und ich hab euch drum gebeten, aber nein. (…)“ (Langarm 2009: S. 84). Harris Einträge illustrieren also den als unzugänglich empfundenen Kern seiner Persönlichkeit ebenso wie die Fassade der Größe, die er nach außen hin aufgebaut hat.

Durch den Amoklauf erhalten sie, wenn auch nur für kurze Zeit, eine subjektive Handlungsfähigkeit als eine Möglichkeit zur Rückgewinnung der Kontrolle über ein brüchiges Selbstwertgefühl (vgl. Langarm 2009: S. 84).

Es ist wichtig herauszustellen, dass jeder Mensch in einem gesunden Maße narzisstisch veranlagt ist. Gefährlich wird es aber, wenn sich ein gesunder in einen krankhaften Narzissmus entwickelt (vgl. Robertz 2004: S. 206).

Ursachen für die Persönlichkeitsstörung des Narzissmus sind oft auf eine missglückte oder mangelhafte Mutter-Kind-Beziehung zurückzuführen. „Wenn das Bedürfnis des Kindes nach Zuwendung, Aufmerksamkeit und wohlwollender Bestätigung nicht zufriedenstellend gestillt würde, sondern es überwiegend Frustrationen und Enttäuschungen erlebe, könne dies […] zu einer narzisstischen Störung führen“ (Pollmann 2008: S. 92). Verstärkt werden kann der Narzissmus zusätzlich noch durch Kränkungen oder Versagen im Umfeld, auch „individuelle Verwundbarkeiten“ (Langarm 2009: S. 32) genannt.

Denen wird dann oft mit narzisstischer Wut begegnet, weil diese Mangelerlebnisse nicht mit ihrem großartigen Selbstbild übereinstimmen und Kritik an der eigenen Person nicht ertragen wird (vgl. Robertz 2004: S. 208). Eine Übersicht zu narzisstischen Merkmalen befindet sich in der Anlage 5.

Bezogen auf einen jungen Amoktäter kann also die krankhafte Selbstliebe dazu führen, dass in dem Moment des Amoklaufs diese größer ist als die noch vorhandene Empathie zur Außenwelt. Das Behaupten und Beschützen der eigenen großartigen Person steht im Vordergrund (vgl. Robertz 2004: S. 207).

Sie wollen in Erinnerung bleiben, während sie gerade die ultimative Macht ausüben. Indem sie kurz vor der Tat in Abschiedsvideos posieren oder andere geistige Statements und Schriftstücke als Testamentswirkung an das Massenpublikum ins Internet geraten lassen wollen, zeigen sie nochmals, dass ihre Tat und ihr Gesicht, wie im Eingangszitat beschrieben, nie vergessen werden soll (vgl. Langarm 2009).

4.1.2.2 Fantasiewelten

Es besteht die Annahme, dass bei der Ausführung eines Amoklaufs die Grenzen zwischen Realität und Fantasie für einen gewissen Zeitraum nicht mehr getrennt werden können (vgl. Robertz 2004: S. 227).

Schon Sigmund Freud beschäftigte sich mit der Welt der Fantasien. Er beschreibt bewusste Fantasien „als Reaktion auf eine frustrierende Realität. Mithilfe der Erschaffung einer imaginären wunscherfüllenden Phantasie [mittlerweile alte Schreibweise] konnte aus seiner Sicht ein unangenehmer Außeneinfluss zeitweilig gemildert werden“ (Robertz & Wickenhäuser 2007: S. 74).

Robertz ist neben Freud der Ansicht, dass sich die jugendlichen Amokläufer aufgrund erlittener Niederlagen und fehlender sozialer Bindungen immer mehr von der Realität entfernen und in intensive Fantasiewelten flüchten. Die Tagträume eines jugendlichen Amoktäters sind dabei besonders von gewalthaltigen und destruktiven Inhalten geprägt. Statt jedoch Energie dafür aufzuwenden, die eigentliche Realität erträglicher zu machen, wird die subjektive Bedeutsamkeit der eigenen Fantasie nur noch weiter vertieft (Robertz zit. n. Hoffmann & Wondrak 2007: S. 14). Ab diesem Zeitpunkt kann es passieren, dass die Realität der Fantasie untergeordnet wird und in extremen Fällen die Grenzen aufgrund des Verlusts der Orientierung verschwimmen (vgl. Robertz 2004: S. 219ff.). Die Grenze kann aber auch bewusst durchbrochen werden, indem eine zerstörerische Fantasie erst zögernd und später auch zielgerichtet in die Wirklichkeit umgesetzt wird (vgl. Robertz & Wickenhäuser 2007: S. 77). „Sie üben Morde in der Phantasie immer und immer wieder ein (…). Und irgendwann kommt das, was Kriminalisten den ´Realitätsbruch` nennen. Dann wird aus der Mordphantasie blutige Wirklichkeit“ (Brinkbäumer u.a. 2002: S. 83).

Narzissmus kann also in Verbindung mit dem Rückzug in Fantasiewelten eine gefährliche Kombination darstellen, wenn dadurch narzisstische Allmachtphantasien entwickelt werden. Zudem ist inhaltliches Hauptelement der Fantasie die Rückgewinnung des subjektiv wahrgenommenen Statusverlusts in der wahren Realität und das Ausstrahlen von Macht, welches durch Begehung einer Amoktat aus Sicht des Amoktäters erreicht werden kann.

4.1.2.3 Andere relevante Persönlichkeitsmerkmale

Neben dem Narzissmus werden die Amoktäter auch oft von paranoiden, antisozialen und sadistischen Persönlichkeitsmerkmalen begleitet.

Mit dem Begriff „paranoid“ verbindet die Gesellschaft größtenteils einen Menschen, der glaubt, zu jeder Zeit verfolgt zu werden. Jedoch ist dies auf einem großen Missverständnis aufgebaut. Denn das Fundament der paranoiden Persönlichkeitsstörung sind keine Wahnideen, sondern eher ein abnormales Bedürfnis nach Autonomie und Kontrolle sowie eine hohe Empfindlichkeit, wenn es um das eigene Ansehen und den sozialen Status geht. Paranoiker stellen sich selbst immer als Opfer dar und verachten andere Menschen, besonders in ihrer Altersgruppe, die nach ihrer subjektiven Sicht ihren Status oder Erfolg nur durch Manipulation oder durch unfaire Machenschaften erworben haben. Zudem empfinden sie große Angst und sind extrem sensibel wenn es um Beeinflussung von außen geht (vgl. Langarm 2009: S. 73).

Die antisoziale Persönlichkeitsstörung zeichnet sich dadurch aus, dass ein Mensch die Regeln der Gesellschaft missachtet. Diese beinhalten sowohl Gesetze als auch Sitten und Anstand, sowie Empathie und Moral (vgl. Langarm 2009: S. 77f.). Was bei jugendlichen Amokläufern auffällig ist, ist die Tatsache, dass nur wenige von ehemaligen Amoktätern an Schulen in ihrer Vergangenheit auf kriminelle Umwege geraten sind oder typische Jugendsündenstraftaten begangen haben. Jedoch kann festgestellt werden, dass der Mangel an Empathie und die Missachtung der Moral bei einem jugendlichen Amokläufer charakteristisch prägnant sind. Ein weiteres Merkmal einer antisozialen Persönlichkeitsstörung ist notorisches Lügen. Jugendliche Amoktäter haben gelernt, alle Menschen in ihrer Umgebung zu blenden, das heißt (d.h.) den Eindruck, den sie bei anderen hinterlassen, bewusst zu steuern und einzusetzen, indem sie eine starke Hülle vorspielen, obwohl sie im Kern eigentlich voller Selbstzweifel sind (orig. ins Deutsche übersetzt aus dem Tagebuch von Eric Harris): „Ich könnte sie davon überzeugen, dass ich auf den Mount Everest steige oder dass ich einen Zwillingsbruder habe, der mir hinten aus dem Rücken wächst,… Ich kann euch alles weismachen“ (Langarm 2009: S. 79).

Das größte Charakteristikum des Sadismus ist das Empfinden von Lust und Befriedigung, indem man über andere Menschen Macht ausübt und ihnen Leid zufügt. Im Hinblick auf jugendliche Amoktäter ist die affektive Tötungslust in Verbindung mit der Machtausübung über ihre Opfer dem Sadismus gleichzusetzen. Wie ein Augenzeuge des Columbine-High-School-Massaker berichtete, versteckte sich ein Mädchen unter einem Tisch in der Bibliothek, als Dylan Klebold und Eric Harris hineinkamen. Als Letzterer sie fand, sagte er lediglich „Kuckuck“ und schoss auf sie (vgl. Langarm 2009: S: 86f.).

Hinzu kommt beim Sadisten eine vorurteilsvolle, feindselige Grundeinstellung gegenüber Menschen, die derjenige subjektiv als schwächer oder wertlos ansieht (orig. ins Deutsche übersetzt aus Eric Harris Tagebuch): „Tötet alle Behinderten, Leute mit Hirnschäden, Drogensüchtige, Leute, die nicht wissen, wie man ein Feuerzeug benutzt“ (Langarm 2009: S. 86).

4.2 Äußere Faktoren

Nachdem die inneren Faktoren mit dem thematischen Inhalt der Pubertät, der Entwicklungsphasen, die ein Jugendlicher zu bewältigen hat und der psychopathischen Persönlichkeitsmerkmale, die auf einen jungen Amoktäter anzuwenden sind, näher beleuchtet worden sind, werden die äußerlichen Einflussfaktoren im nächsten Schritt zu erläutern sein. Viel zu oft bleibt es nämlich ungeachtet, wie es überhaupt dazu gekommen ist, dass sich ein unbeschwerter, sorgloser Jugendlicher abgesehen von den typischen Teenagerproblemen in einen Mörder ohne Seele und Moral verwandelt.

[...]

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Résumé des informations

Titre
Kognition und affektives Erleben jugendlicher Amokläufer. Risiko/-Einflussfaktoren aus dem psychologischen, sozialen, pädagogischen und kriminologischen Bereich
Note
11,5
Auteur
Année
2021
Pages
45
N° de catalogue
V1040237
ISBN (ebook)
9783346457080
ISBN (Livre)
9783346457097
Langue
allemand
Mots clés
Amokläufe an Schulen, Jugendliche, Amokläufer, männlich, Jungs, Kognition, affektives Erleben, Amoklauf
Citation du texte
Cara-Lea Holtkamp (Auteur), 2021, Kognition und affektives Erleben jugendlicher Amokläufer. Risiko/-Einflussfaktoren aus dem psychologischen, sozialen, pädagogischen und kriminologischen Bereich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1040237

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