In der vorliegenden Arbeit wird die Theorie um das Werk 'Der Selbstmord' von Durkheim einerseits einer Rekonstruktion unterworfen und andererseits nach Anschlussstellen zu aktueller psychologischer und soziologischer Forschung gesucht.
Zentral sind hier neben Durkheims Werk selbst die "Interpersonal Theory of Suicide" von Van Orden und Kollegen aus dem Jahr 2010 sowie weitere soziologische Studien. Die vier von Durkheim definierten Arten des Suizids werden einzeln beschrieben, rekonstruiert und mit aktuellen Erkenntnissen zum Thema Selbstmord in Verbindung gebracht.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung - Warum Selbstmord?
- 1.1 Selbstmord als soziologisches Phänomen
- 1.2 Eine klare Definition
- 1.3 Integration und Regulation
- 2 Rekonstruktion und Vergleich
- 2.1 Der egoistische Selbstmord
- 2.2 Der altruistische Selbstmord
- 2.3 Der anomische Selbstmord
- 2.4 Der fatalistische Selbstmord
- 3 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit Émile Durkheims klassischer soziologischer Analyse des Selbstmords und untersucht, wie soziale Faktoren den Freitod beeinflussen. Das Werk „Der Selbstmord“ analysiert die Selbstmordrate anhand verschiedener gesellschaftlicher Variablen und präsentiert einen soziologischen Blickwinkel auf ein Phänomen, das oft nur als individuelles Problem betrachtet wird.
- Durkheims Definition des Selbstmords
- Die Rolle der Integration und Regulation in der Gesellschaft
- Die vier Selbstmordtypen: egoistisch, altruistisch, anomisch und fatalistisch
- Die Bedeutung von sozialer Integration und Regeln für die Selbstmordrate
- Die Relevanz von Durkheims Werk für die heutige Forschung
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung - Warum Selbstmord?
Dieses Kapitel führt in das Thema Selbstmord und Durkheims soziologische Perspektive auf das Phänomen ein. Es erläutert, wie Durkheims Werk sich von einer rein individuellen Betrachtungsweise abhebt und die soziale Dimension des Selbstmords in den Vordergrund stellt.
1.1 Selbstmord als soziologisches Phänomen
Durkheim betont die Notwendigkeit, Selbstmord als ein gesellschaftliches Problem zu betrachten und beleuchtet, wie soziale Faktoren eine entscheidende Rolle spielen. Er erklärt, dass die Selbstmordrate nicht zufällig verteilt ist, sondern von sozialen Bedingungen beeinflusst wird.
1.2 Eine klare Definition
Durkheim definiert Selbstmord als jeden Todesfall, der durch eine vom Opfer selbst begangene Handlung oder Unterlassung verursacht wird, wobei das Opfer die Folgen seines Handelns im Voraus kennt. Er grenzt damit Tierselbstmord und versehentlichen Selbstmord aus. Diese Definition ermöglicht eine soziologische Betrachtung des Selbstmords, unabhängig von persönlichen Motiven oder psychischen Zuständen.
1.3 Integration und Regulation
Durkheim stellt die Bedeutung von Integration und Regulation für das gesellschaftliche Zusammenleben heraus. Er argumentiert, dass ein zu stark ausgeprägter Individualismus oder Kollektivismus, sowie eine Überreglementierung oder Regellosigkeit, die Selbstmordrate erhöhen können.
2 Rekonstruktion und Vergleich
Dieses Kapitel stellt Durkheims vier Selbstmordtypen - egoistisch, altruistisch, anomisch und fatalistisch - vor und analysiert die jeweiligen sozialen Bedingungen, die diese Typen hervorrufen.
2.1 Der egoistische Selbstmord
Der egoistische Selbstmord wird durch zu starken Individualismus und mangelnde soziale Integration in die Gesellschaft ausgelöst. Das Individuum fühlt sich allein und isoliert, ohne Halt und Sinn im Leben.
2.2 Der altruistische Selbstmord
Der altruistische Selbstmord entsteht, wenn das Individuum zu stark in die Gesellschaft integriert ist. Die eigenen Interessen werden dem Kollektiv untergeordnet und der Einzelne opfert sich für die Gruppe.
2.3 Der anomische Selbstmord
Der anomische Selbstmord wird durch einen Zustand der Regellosigkeit und Unsicherheit in der Gesellschaft verursacht. Die Normen und Werte sind fraglich, die Grenzen des Erlaubten verschwimmen, und das Individuum findet keinen Halt und Sinn im Leben.
2.4 Der fatalistische Selbstmord
Der fatalistische Selbstmord entsteht durch eine Überreglementierung und Überkontrolle in der Gesellschaft. Das Individuum fühlt sich unterdrückt und ohne jegliche Freiheit, sodass der Selbstmord als Befreiung erscheint.
- Citation du texte
- Lukas Strechel (Auteur), 2021, Émile Durkheim und "Der Selbstmord". Suizid und Gesellschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1061366