Betrachtet man deutsche mittelständische Unternehmen und vergleicht diese mit Ihren internationalen Konkurrenten, so fällt die geringere Ausstattung mit Eigenkapital ins Auge.
Aus dieser Tatsache allerdings zu schließen, dass deutsche Mittelständler in der Vergangenheit zu hoch fremdfinanziert waren, wäre zu kurz gedacht. Die Ausstattung mit Eigenkapital richtet sich vielmehr nach dem in Deutschland bestehenden Finanzsystem, dass im folgenden näher kurz dargestellt wird.
Inhaltsverzeichnis
1.Einführung
2.Finanzstrukturen
3.Veränderungen des Finanzsystems
4.Veränderungen für den Mittelstand
5.Fazit
Literaturverzeichnis
1.Einführung
Die hinreichende Ausstattung mit Kapital erweist sich für mittelständische Unternehmen als ausgesprochenes Problem. Für sie besteht ein gleicherma- ßen dringendes Bedürfnis nach Eigenund Fremdkapital.1)
Betrachtet man deutsche mittelständische Unternehmen und vergleicht diese mit Ihren internationalen Konkurrenten, so fällt die geringere Ausstattung mit Eigenkapital ins Auge.2)
Das Kapitalbedürfnis konnte in der Vergangenheit weitgehend durch die Aufnahme langfristigen Fremdkapitals befriedigt werden. Hieraus resultierend sind die Eigenkapitalquote und das in der Bilanz ausgewiesene Eigenkapital im Vergleich zu ausländischen mittelständischen Unternehmen deutlich niedriger.
Aus dieser Tatsache allerdings zu schließen, dass deutsche Mittelständler in der Vergangenheit zu hoch fremdfinanziert waren, wäre zu kurz gedacht.
Die Ausstattung mit Eigenkapital richtet sich vielmehr nach dem in Deutschland bestehenden Finanzsystem, dass im folgenden näher beschrieben werden soll.3)
2. Finanzstrukturen
Die Abgrenzung zwischen Geschäftsund Privatvermögen ist, gerade bei der Vielzahl von Einzelunternehmen und Personengesellschaften in Deutschland, nicht einfach. Da die Unternehmer in diesen Gesellschaftsformen mit ihrem geschäftlichen sowie ihrem privaten Vermögen haften, geschieht die Abgrenzung aus rein steuerlichen Gesichtspunkten.4)
Die in Deutschland herrschende Regelung thesaurierte Gewinne höher zu besteuern als ausgeschüttete Gewinne ist ebenfalls als Hinderungsgrund für den Aufbau einer starken Eigenkapitalposition zu sehen.5)
Gegen die Aussage, dass deutsche Mittelständler zu hoch fremdfinanziert sind, spricht außerdem die im Mittelstand gängige Praxis hohe Rückstellungen zu bilden. Diese Rückstellungen verringern dass bilanziell ausgewiesene Eigenkapital, zugunsten ungewisser Verbindlichkeiten. Eine erhöhte Fremdfinanzierung ist hierbei nicht feststellbar. Das haftende Eigenkapital des Unternehmens ist sogar höher als das ausgewiesene Eigenkapital in der Bilanz es wiedergibt. Dasselbe Prinzip gilt auch für stille Reserven, die durch Abschreibungen in teilweise hohem Umfang gesammelt wurden.
Auch hier wird die Eigenkapitalbasis des Unternehmens gestärkt, ohne das dies direkt am ausgewiesenen Eigenkapital in der Bilanz abzulesen ist.6)
Neben diesen genannten Aspekten ist zu bedenken, dass die Fremdkapitalaufnahme in Deutschland in der Vergangenheit vergleichsweise leicht war.
Durch das vorherrschende Hausbanksystem sind enge Beziehungen zwischen den Banken und den Unternehmen entstanden, die eine fundierte Beurteilung des Unternehmens durch die Bank über einen langen Zeitraum ermöglichte. Die Banken hatten einen guten Einblick in die Vermögenslage der Unternehmen und konnten sich durch die enge Beziehung auch ein adä- quates Bild der Unternehmensführung machen.7)
Das in Deutschland geltende Insolvenzrecht war in der Vergangenheit noch stärker als heute auf den Gläubigerschutz ausgerichtet. Dies führte ebenfalls zu einer Verminderung des Risikos bei der Kreditvergabe für die Banken.8)
[...]
1) Müller, Bernd; Bedürfnisorientierte Unternehmensfinanzierung; Aspekte zur Bankbetriebslehre II; Müller (Hrsg.); 2. üb. Auflage; Aachen 2002; S. 95
2) MittelstandsMonitor 2003; Jährlicher Bericht zu Konjunkturund Strukturfragen kleiner und mittlerer Unternehmen; Veröffentlicht am 10.02.2003; S. 56
3) Ebd. S. 59
4) Deutsche Bundesbank; Erträge und Finanzierungsverhältnisse deutscher Unternehmen nach Rechtsformen; Monatsbericht Dezember 2001; S. 59
5) Daten, Fakten, Argumente – Mittelstandsfinanzierung vor neuen Herausforderungen; Bundesverband deutscher Banken; Berlin, Januar 2003; S. 19
6) MittelstandsMonitor 2003; Jährlicher Bericht zu Konjunkturund Strukturfragen kleiner und mittlerer Unternehmen; Veröffentlicht am 10.02.2003; S. 84f
7) Stark, Jürgen; Neue Trends in der Unternehmensfinanzierung; Finanzierung für den Mittelstand; Kohlbeck/Wimmer (Hrsg.); 1. Auflage; Wiesbaden 2002; S. 38f
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in diesem Dokument?
Dieses Dokument ist ein Auszug aus einer Arbeit, die sich mit der finanziellen Situation und den Finanzierungsstrukturen mittelständischer Unternehmen in Deutschland befasst. Es werden Themen wie Eigenkapitalausstattung, Fremdkapitalfinanzierung, die Rolle der Banken und das Insolvenzrecht behandelt.
Was sind die Hauptthemen des Dokuments?
Die Hauptthemen umfassen die Eigenkapitalausstattung deutscher Mittelständler im Vergleich zu internationalen Wettbewerbern, die Bedeutung von Fremdkapital, die Rolle des deutschen Finanzsystems, die Abgrenzung zwischen Geschäfts- und Privatvermögen, die Besteuerung thesaurierter Gewinne, Rückstellungen und stille Reserven, die Beziehungen zu Hausbanken und das Insolvenzrecht.
Warum haben deutsche Mittelständler eine geringere Eigenkapitalquote?
Das Dokument argumentiert, dass die geringere Eigenkapitalquote nicht unbedingt auf eine zu hohe Fremdfinanzierung zurückzuführen ist, sondern vielmehr auf das deutsche Finanzsystem, steuerliche Aspekte und die Möglichkeit, hohe Rückstellungen und stille Reserven zu bilden.
Welche Rolle spielen die Hausbanken?
Das Dokument betont die enge Beziehung zwischen Unternehmen und ihren Hausbanken, die eine fundierte Beurteilung der Vermögenslage und der Unternehmensführung ermöglicht.
Inwiefern beeinflusst das Insolvenzrecht die Kreditvergabe?
Das Dokument erwähnt, dass das in der Vergangenheit stärker auf den Gläubigerschutz ausgerichtete Insolvenzrecht das Risiko bei der Kreditvergabe für die Banken minderte.
Was sind stille Reserven und Rückstellungen und wie beeinflussen sie die Bilanz?
Rückstellungen und stille Reserven, die durch Abschreibungen gebildet werden, verringern das bilanziell ausgewiesene Eigenkapital, obwohl sie die tatsächliche Eigenkapitalbasis des Unternehmens stärken.
Was sind die genannten Quellen in diesem Auszug?
Die genannten Quellen umfassen Werke von Müller, den MittelstandsMonitor 2003, Berichte der Deutschen Bundesbank und des Bundesverbandes deutscher Banken sowie Arbeiten von Stark.
- Citation du texte
- Diplom Kaufmann (FH) Michael Nauen (Auteur), 2003, Die Finanzierungsbedürfnisse mittelständischer Unternehmen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/107900