Die Figur des Vicomte de Valmont in dem Briefroman „Les liaisons dangereuses“ von Choderlos de Laclos


Dossier / Travail, 2004

17 Pages, Note: 1,25


Extrait


INHALT

1. Einleitung

2. Die Charakteristik Valmonts

3. Valmonts Verhältnis zu
3.1. … Cécile Volanges
3.2. … Présidente de Tourvel
3.3. … Marquise de Merteuil

4. Der Tod Valmonts

5. Resümee

Literaturverzeichnis

1. EINLEITUNG

1782 veröffentlichte Pierre-Ambroise-François Choderlos de Laclos seinen Briefroman „Les liaisons dangereuses ou Lettres recueillies dans une société, et publiées pour l’instruction de quelques autres“. Das Erscheinen seines 175 Briefe umfassenden, weltbekannt gewordenen Romans löste heftige moralische Empörung bei den Lesern aus. Dies lag wohl daran, dass die handelnden Personen dermaßen sittenlos und böse dargestellt wurden, dass es unmöglich schien, dass solche Menschen in dem Jahrhundert der Philosophie und Aufklärung gelebt haben könnten.

Die Figur einer solchen Person - des Vicomte de Valmont - werde ich in dieser Arbeit analysieren.

Am Anfang werde ich Valmont anhand der Meinungen sonstiger Figuren aus dem Roman charakterisieren und entstandene Eindrücke präsentieren.

Danach werden Valmonts Beziehungen zu den Frauen etwas näher erläutert.

Und schließlich werde ich die Arbeit mit dem Tod des Vicomte und mit dem Ausgang dieser interessanten Geschichte abschließen.

2. DIE CHARAKTERISTIK VALMONTS

Wer ist die männliche Hauptfigur in dem Roman „Les liaisons dangereuses“, wer verbirgt sich hinter Vicomte de Valmont? Es scheint unmöglich diesen Mann objektiv zu beur-teilen, denn obwohl er - auf den ersten Blick - eine negative Rolle zu spielen scheint, fühlt man doch Sympathie für ihn…

Valmont ist ein gutaussehender Bonvivant, dem es weder an Geist noch an Einfluss fehlt.

Seine finanzielle Lage erlaubt ihm ein Leben des Nichtstuns, und seine wichtigste Tätig-keit besteht darin, Frauen zu verführen. Die Jagd nach sexuellem Vergnügen bereitet ihm maßlose Freude. Es geht ihm um die Selbstbestätigung in seiner Lebenshaltung, die auf einem bis ins kleinste Detail ausgereiften Plan beruht. Der Ablauf der Verführung ist somit bedeutungsvoller als das Ergebnis, welches auch auf dem Wege einer gewöhnlichen Liebesbeziehung zu erreichen wäre. Ihn reizt aber das Abenteuer, und je größer die Schwierigkeit bei der Eroberung desto hochgradiger der spätere Erfolg für ihn, mit dem er in der Gesellschaft prahlen kann:

„… si j’ai le talent de perdre les femmes, je n’ai pas moins, quand je veux, celui de les sauver. Le parti le plus difficile ou le plus gai, est toujours celui que je prends; et je ne me reproche pas une bonne action, pourvu qu’elle m’exerce ou m’amuse.”[1] (LXXI, S. 140)

Er ist sehr darauf bedacht, das öffentliche Ansehen zu bewahren und legt auf seine Beur-teilung durch andere viel Wert.

Er gibt sich als ein Mann, der nach festgelegten Regeln handelt und nie Gefühle oder gar Liebe für seine Partnerinnen empfindet: „J’ai bien besoin d’avoir cette femme, pour me sauver du ridicule d’en être amoureux.“ (IV, S. 18). So entspricht er dem Idealbild eines Libertin.

Sein Leben ist ein Theaterspiel, wo „die innere Absicht und das äußere Verhalten unver-einbar auseinanderklaffen“[2]. Die Handlung kaschiert sein tatsächliches Gepräge vor dem Publikum. Um dies zu erreichen, muss der Libertin die Emotionen und Regungen seines Körpers absolut kontrollieren. „Die Beherrschung seiner selbst ist aber erst dann vollständig ermöglicht, wenn sie die Beherrschung der anderen einschließt.“[3]

Valmont nutzt sein psychologisches Einfühlungsvermögen, „um auf andere Personen Einfluß auszuüben und sie so handeln zu lassen, wie er es will“[4]: „J’étais bien aise, je l’avoue, d’avoir ainsi changé de rôle, et que le jeune homme fît pour moi ce qu’il comptait que je ferais pour lui. Cette idée doublait, à mes yeux, le prix de l’aventure ” (XCVI, S. 211) Außerdem bedarf ein Libertin von Valmonts Rang eines Lehrlings, dem er seine Autorität präsentieren kann.

Er verkehrt in den Salons der Pariser Oberschicht, wo er durch sein ausgesucht sicheres Benehmen Gunst und Anerkennung genießt:

„M. de Valmont … a reconnu de bonne heure que pour avoir l’empire dans la société, il suffisait de manier, avec une égale adresse, la louange et ridicule. Nul ne possède comme lui ce double talent: il sèduit avec l’un, et se fait craindre avec l’autre. On ne l’estime pas; mais on le flatte.“ (XXXII, S. 66)

Obwohl er ein allbekannter Verführer ist, wird er von anständigen Leuten empfangen und sogar gerngesehen: „… loin d’être rejeté par les gens honnêttes, il est admis, recherché même dans ce qu’on appelle la bonne compagnie.“ (XXXII, S. 65) Aber hinter seinem Rücken wird er als falsch und gefährlich bezeichnet:

„Encore plus faux et dangerreux qu’il n’est aimable et séduisant, jamais, depuis sa plus grande jeunesse, il n’a fait un pas ou di tune parole sans avoir un projet, et jamais il n’eut un projet qui ne fût malhonnêtte ou criminel. (…). Sa conduite est le resultat de ses principes. Il sait calculer tout ce qu’un homme peut se permettre d’horreurs sans se compromettre; et pour être crruel et méchant sans danger, il a choisi les femmes pour victimes. (...). ... de toutes les femmes aux-quelles il a rendu des soins, succès ou non, il n’en est point qui n’aient eu à s’en plaindre.” (IX, S. 26)

Vicomte de Valmont ist ein Mann, der gerne mit Frauen und deren Gefühlen spielt. Wenn sich eine Frau ihm hingibt, soll sie aber von der Liebe geleitet werden, nicht etwa von der Neugierde:

„Que me proposez-vous? De séduire une jeune fille qui n’a rien vu, ne connaît rien; qui, pour ainsi dire, me serait livrée sans défense; qu’un premier hommage ne manquera pas d’enivrer, et que la curiosité mènera peut-être plus vite que l’amour.“ (IV, S. 17)

Danach fügt er noch hinzu: „Vingt autres peuvent y réussir comme moi.“ (IV, S. 17) Er ist aber nicht wie die anderen, ihn erwarten größere Dinge, „tous les hommes ne sont pas des Valmont“ (CV, S. 239). Er ist imstande es jemandem unmöglich zu machen, in der Gesellschaft aufzukommen, und weiß, dass sein Urteil sehr viel bedeutet.

„On le garde difficilement, et il est dangereux de le quitter. … Mais aussi, si vous pouviez parvenir à vous l’attacher comme ami, ce serait là un bonheur! Il vous mettrait tot de suite au premier rang de nos femmes à la mode.“ (CV, S. 242)

Dieser Mann hat viele Gesichter und ihm werden daher von verschiedenen Personen unterschiedlichste Eigenschaften zugeschrieben, z.B. „louangeur“ (Présidente de Tourvel), „libertin“ (Mme de Volanges), „un ami“ (Chevalier Danceny), „fripon“ und „mon cher“ (Marquise de Merteuil am Anfang) oder „obstiné“ und „gênant“ (Marquise de Merteuil später).

Er selbst schreibt über sich und die Liebe folgendes:

„Entré dans le monde, jeune et sans expérience; passé, pour ainsi dire, de mains en mains, par une foule de femmes …. (…). Né pour l’amour, l’intrigue pouvait le distraire, et ne suffisait pas pour l’occuper; entouré d’objets séduisants, mais méprisables, aucun n’allait jusqu’à mon âme: on m’offrait des plaisirs, je cherchais des vertus; et moi-même enfin je me crus inconstant, parce que j’étais delicat et sensible.” (LII, S. 108)

Warum die o.g. Personen die erwähnte Meinung von ihm haben und welche Beziehungen er zu den jeweiligen Frauen hat, wird im nächsten Kapitel erläuter.

3. VALMONTS VERHÄLTNIS ZU …

3.1. … Cécile Volanges

Cécile Volanges ist ein hübsches und naives fünfzehnjähriges Mädchen, das im Kloster erzogen wurde, und das eine Rente von 60.000 Francs besitzt. Im Kloster bekam sie aber nur ungenügende Erziehung:

„Le paquet que j’ai l’honneur de vous adresser conttient touttes les Lettres de Mlle de Volanges. Si vous les lisez, vous ne verrrez peut-être pass ans étonnement qu’on puisse réunir tant d’ingénuité et tant de perfidie.

(…).

Mais cependant, ce cœur si simple, ce caractère si doux et si facile, ne se seraient-ils pas portés au bien, plus aisément encore qu’ils ne se sont laissés entraîner verrs le mal? Quelle jeune personne, sortant de même du Couvent, sans expérience et presque sans idées, et ne portant dans le monde, comme il arrive presque toujours alors, qu’une égale ignorance du bien et du mal; quelle jeune personne, dis-je, aurait pu résister davantage à de si coupables artifices? Ah! Pour être indulgent, il suffit de réfléchirr à combien de circonstances indépendantes de nous, tient l’alternative effrayante de la délicatesse, ou de la dépavation de nos sentiments.” (CLXXIV, S. 384)

Deshalb war es für erfahrene Libertins - wie Marquise de Merteuil und Vicomte de Valmont - leicht Intrigen zu schmieden und aus dem jungen Mädchen ein biegsames Opfer zu machen.

Als Marquise de Merteuil dem Vicomte ihren Plan von der Verführung Céciles unterbreitet, ist er anfangs nicht erpicht darauf, denn zu dieser Zeit hat er wichtigere Dinge zu tun. Außerdem verspricht er sich von diesem keine Vergrößerung seines persönlichen Images:

„Mais de plus grands intérêts nous appellent; conquéir est notrre destin; il faut le suivre. (…). Il n’en est pas ainsi de l’entreprise qui m’occupe; son succès m’assure autant de gloire que de plaisir.” (IV, S. 16f.)

Er gibt allerdings seine desinteressierte Haltung dem Plan gegenüber auf, als er erfährt, dass Céciles Mutter ihn bei Mme de Tourvel „durch Hinweise auf seinen Ruf als „libertin“ angeschwärzt hat“[5]. Nun will er doch Cécile entehren und sich auf diese Weise an Mme de Volanges rächen. Falls die Heirat Céciles mit dem Comte de Gercourt nicht stattfinden sollte, möchte Valmont sie trotzdem in der Öffentlichkeit blamieren, indem er aus den Briefen, die sie an Danceny geschrieben hat, diejenigen auswählt, „die Cécile und damit auch ihre Mutter in der Öffentlichkeit belasten könnten“[6]. Doch nach und nach begreift er, dass diese Liebschaft ihm doch Ruhm bringen und seinen Ruf sichern könnte. Dass dessen Kosten Cécile tragen müsste, bedrückt ihn nicht.

Anfangs mag Cécile den Vicomte nicht, was am Einfluss ihrer Mutter liegt. Doch mit Hilfe der Marquise und Dancenys willigt sie ein, ihn als einen Freund zu betrachten. Dank der beiden erreicht Valmont auch, dass Cécile ihm den Schlüssel zu ihrem Schlafzimmer hergibt. Nun existieren für ihn keine Hindernisse mehr, Cécile zu seinem Opfer zu machen: Nachts dringt er in ihr Zimmer ein und macht sie sich willig. Er benutzt keine Gewalt, aber weist sie darauf hin, dass es keinen Zweck hätte, um Hilfe zu rufen, denn ihr Ruf wäre für immer ruiniert, wenn ihre Zusammenkunft entdeckt wird. Cécile wurde weniger durch die körperliche Stärke Valmonts „erobert“ als durch seine geschulte Beeinflussung. Das Ereignis wirkt spaßig, als Valmont sich über Céciles gepeinigtes Antlitz am nächsten Tag erheitert:

„Je ne me suis retiré chez moi qu’au point du jour, et j’étais rendu de fatigue et de sommeil: cependant j’ai sacrifié l’un et l’autre au désir de me trouver ce matin au déjeuner: j’aime, de passion, les mines de lendemain. …. C’était un embarras dans le maintien! Une difficulté dans la marche! Des yeux toujours baissés, et si gros, et si battus! Cette figure si rondre s’était tant allongée! Rien n’était si plaisant. (XCVI, S. 213)

Valmont und die Marquise de Merteuil führen einen Kampf um die Kontrolle Céciles. Es ist ein Erziehungsverhältnis, in dem einer der Libertins „die Kontrrolle über den gemein-samen Zögling ausübt oder - im Falle von dessen Fehlverhalten - die Verantwortung auf seinen Gegner abschiebt. So sagt Valmont über Cécile am Beginn des Erziehungsprojekts: „votre pupille, à présent devenue la mienne “ (XCVI, S. 210); „als Cécile jedoch sich weiterem ‚Unterricht’ widersetzt, heißt es: „ votre pupille [est une petite perrsonne bien ridicule]“ [XCIX, S. 221]. Cécile ist mal der Trumpf, mal der Schwarze Peter, der je nach strategischem Bedürfnis zwischen den beiden hin und her geschoben wird.“[7]

Valmont schreibt über Cécile:

„La petite Volanges était en effet fort jolie; et …, s’il y avait de la sottise à en être amoureux comme Danceny, peut-être n’y en avait-il pas moins de ma part, à ne pas chercher auprès d’elle une distraction que ma solitude me rendait nécessaire.“ (XCVI, S. 210)

[...]


[1] Zitiert wird nach: de Laclos, Choderlos. Œuvres complètes: Texte Établi, Prrésenté et Annoté par Laurent Versini. Éditions Gallimard. Paris 1979. Zitate aus dieser Ausgabe im Folgenden ohne weiteren Nachweis in Klammern im Text, römische Ziffern bezeichnen die Briefnummer, arabische die Seitenzahl. Hier: LXXI, S. 140.

[2] Petrowski, Andrejs. Weltverschlinger, Manipulatoren und Schwärmer: Problematische Individualität in der Literatur des späten 18. Jahrhunderts. In: Neues Forum fürr Allgemeine und vergleichende Literaturwissen-schaft. Horst-Jürgen Gerigk, Maria Moog-Grünewald (Hrsg.). Band 15. Universitätsverlag C.Winter. Heidelberg 2002. S. 149.

[3] Petrowski, Andrejs. S. 152.

[4] Solbrig, Hans-Jürgen. Soziale und psychologische Wirklichkeit in den „Liaisons dangereuses“ des Choderlos de Laclos. Bamberger Fotodruck Rudolf Rodenbusch. Bamberg 1973. S. 105.

[5] Solbrig, Hans-Jürgen. S. 67.

[6] Solbrig, Hans-Jürgen. S. 68.

[7] Petrowski, Andrejs. S. 172.

Fin de l'extrait de 17 pages

Résumé des informations

Titre
Die Figur des Vicomte de Valmont in dem Briefroman „Les liaisons dangereuses“ von Choderlos de Laclos
Université
University of Frankfurt (Main)
Cours
Proseminar "Libertinage und Empfindsamkeit"
Note
1,25
Auteur
Année
2004
Pages
17
N° de catalogue
V111628
ISBN (ebook)
9783640156931
ISBN (Livre)
9783656114710
Taille d'un fichier
402 KB
Langue
allemand
Mots clés
Figur, Vicomte, Valmont, Briefroman, Choderlos, Laclos, Proseminar, Libertinage, Empfindsamkeit
Citation du texte
Viktoria Krasnik (Auteur), 2004, Die Figur des Vicomte de Valmont in dem Briefroman „Les liaisons dangereuses“ von Choderlos de Laclos, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/111628

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