Von der Kontakthypothese in den Unterricht. Ansätze interkulturellen Lernens im Deutschunterricht


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2019

15 Pages, Note: 1,0

Anonyme


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Begriffe
2.1 Kultur
2.2 Interkulturelles Lernen
2.3 InterkulturelleKompetenz
2.4 Interkulturelle Kommunikation

3 Kontakthypothese

4 Interkulturelle Kompetenz im Deutschunterricht
4.1 Leitsätze für interkulturelle Lernprozesse
4.2 Interkulturelle Sprach- und Literaturdidaktik
4.3 Interkulturelles Lernen durch Irritation
4.4 Die Rolle der Lehrperson

5 Conclusio

6 Quellenverzeichnis

1 Einleitung

Im Zeitalter der Globalisierung gewinnt der internationale und interkulturelle Austausch im Berufsalltag vieler Menschen immer mehr an Bedeutung. Auch gesellschaftliche Veränderungen machen ein gewisses Maß an interkultureller Kompetenz unabdingbar. Erst dadurch wird ein langfristiges und friedliches Miteinander in heterogenen, multikulturellen Gesellschaften, wie sie in den meisten Ländern der Europäischen Union bestehen, möglich. (Vgl. Fischer, 2013, S. llf) So liegt eine große Verantwortung für deren Vermittlung in Schule. Lehrerinnen und Lehrer müssen sich dieser Verantwortung nicht nur bewusst sein, sie sollen darüber hinaus als positives Beispiel dienen und sich, unabhängig von den zu unterrichtenden Fächern, persönlich in diesem Gebiet bilden. Besonders im Fach Deutsch bietet sich durch die inhaltliche Freiheit und Vielfalt eine große Bandbreite an Möglichkeiten, um sich thematisch an das in interkulturelle Lernen anzunähern und eine Lernumgebung zu schaffen, die einen offenen Austausch ermöglicht. Doch auch in Fächern wie Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung, Religion oder Ethik, sowie sämtlichen Fremdsprachenfächern ist eine Implementierung von interkulturellem Lernen gut möglich und auch mehr als sinnvoll.(Vgl. Gogolin, 2000, S.13f)

Diese Seminararbeit befasst sich in gebotener Kürze mit der Frage, wie im Unterricht, hier spezifisch im Deutschunterricht, an der interkulturellen Kompetenz und der interkulturellen Kommunikationsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler gearbeitet werden kann. Diesbezüglich werden einschlägige Fachliteratur, sowie empirische Studien zu der Thematik zur Untermauerung der Argumentation herangezogen. Nach dieser kurzen Einleitung befasst sich das folgende Kapitel zunächst mit der Erklärung und Definition von Begriffen wie beispielsweise dem der Interkulturellen Kompetenz, der Interkulturellen Kommunikation, des Interkulturellen Lernens oder ganz grundlegend dem der Kultur um diesbezüglich die nötige Klarheit zu gewährleisten. Im dritten Kapitel der Arbeit wird auf die Kontakthypothese des US-amerikanischen Theoretikers Gordon Allport eingegangen und basierend auf empirischen Studien, die sich mit dieser Hypothese befassten, ein grobes Konzept für den praktischen Deutschunterricht erarbeitet, mit dem interkulturelle Kompetenz und interkulturelle Kommunikation so gut wie möglich in den Unterricht eingebettet werden können. Der nächste Abschnitt dieser Seminararbeit wird dieses Konzept ausführlicher beschrieben und es werden Leitsätze angeführt, die ein klares Grundgerüst schaffen, an dem man sich bei der didaktischen Planung orientieren kann. Auch auf die Rolle der Lehrperson wird in diesem Kapitel näher eingegangen. Abschließend wird in der Conclusio die Arbeit abgerundet und die wichtigsten Punkte knapp zusammengefasst.

2 Begriffe

In diesem Kapitel werden die, für das Verständnis der Seminararbeit, wichtigsten Begriffe kurz erläutert und Definitionen angegeben, die in der Fachliteratur aktiv in Verwendung sind.

2.1 Kultur

Es besteht eine Vielzahl an Definitionen für den Begriff der Kultur. In manchen wird Kultur als Gegenstück zur Natur beschrieben, in anderen dominiert ein elitärer Begriff der Hochkultur. In dieser Seminararbeit und im Sinne der Interkulturellen Kompetenz wird eine Definition herangezogen, welche heutzutage auch in den Kulturwissenschaften (Cultural Studies) herangezogen wird. Laut dieser Definition ist Kultur ein „vonMenschen erzeugter Gesamtkomplex von kollektiven Sinnkonstitutionen, Denkformen, Empfindungsweisen, Werten und Bedeutungen, [...] der sich in Symbolsystemen materialisiert“ (Nünning, 2001, S. 355). Diese Symbolsysteme sindjedoch in Anbetracht der ethnischen, sozioökonomischen und gendertheoretischen Diversitätskategorien als heterogen zu bewerten und lassen eine einfache, monoperspektivische Betrachtung „eines Kulturkreises“ nicht zu. Auch Zusammenhänge zwischen alltäglichen Gepflogenheiten und Gebrauchsgegenständen, sowie Lebens- und Genussmitteln und der Machtverteilung in einem Kulturkreis, werden in dieser Definition von Kultur aufgezeichnet. Es wird deutlich betont, dass es nach kulturwissenschaftlicher Betrachtung so etwas wie „die Kultur“ nicht gibt, sondern man immer die „Pluralität der Kulturen“ bedenken soll. In Hinblick auf Interkulturelle Kompetenz im Schulunterricht werden die Kulturen in mehrere Schwerpunktthemen gegliedert, welche aus den drei Punkten Beziehungsstrukturen, Konventionen und Ritualen und Weltwahrnehmung bestehen. Diese drei Schwerpunkte werden in Kombination mit konventionellen Wissensgebieten wie Landeskunde, Sprachkompetenz und dem Wissen um andersartige kulturelle Codes eingesetzt, um als Ziel eine interkulturelle Kompetenz zu erlangen. (Vgl. Volkmann, 2002, S. 24ff)

Als Abschluss dieses kurzen Unterkapitels muss noch die Tatsache erwähnt werden, dass sich im Zuge einer fortschreitenden Globalisierung gewisse Unterschiede zwischen den Kulturen immer weiter assimiliert und nivelliert haben. Großkonzerne und deren Werbung prägen das Straßenbild und die Lebensgewohnheiten der Menschen in starkem Maße. (Vgl. Volkman, 2002, S. 42)

2.2 Interkulturelles Lernen

Das interkulturelle Lernen wird in der Fachliteratur oftmals als Prozess beschrieben, welcher die interkulturelle Kompetenz zum Ziel hat. Nimmt man die allgemeine Definition des Lernens, als „einen Vorgang, in dem eine Veränderung des Erlebens und Verhaltens, das durch Interaktion des Menschen mit seiner Umwelt stattfindet“ (Grosch etal, 2013, S. 104), dann ist das interkulturelle Lernen ebendies im Wechselspiel zweier oder mehrerer Kulturen. Der Prozess des interkulturellen Lernens hat die interkulturelle Bildung und die interkulturelle Begegnung als Ausgangspunkt und findet neben der bewussten Auseinandersetzung auch unbewusst und informell statt. Zum idealen Umfeld für das interkulturelle Lernen gibt es verschiedene Meinungen der Forschung. Zum einen wird die Begegnung zweier Kulturen an sich als pauschal fruchtbare Ausgangslage dafür gewertet, zum anderen gibt es Studien, die einen gegenteiligen Effekt beweisen, wenn gewisse Parameter nicht stimmen. Zum Beispiel werden die Freiwilligkeit des Kontakts, emotionale Stabilität, die Bereitschaft für neue Erfahrungen und eine schwach ausgeprägte ethnozentrische Ausprägung als Faktoren beschrieben, die ein interkulturelles Lernen positiv beeinflussen und teilweise auch erst möglich machen. (Vgl. Grosch et al, 2013, S 108f). Darauf wird im dritten Kapitel dieser Seminararbeit noch näher engegangen. Zusammenfassend lässt sich interkulturelles Lernen also als ein Prozess des der persönlichen Entwicklung beschreiben, indem sich das Verhältnis der eigenen zur anderen Kultur verändert.

2.3 Interkulturelle Kompetenz

Auch zu diesem Terminus gibt es naturgemäß eine Vielzahl an Definitionen. Der deutsche Kulturwissenschaftler Hans - Jürgen Lüsebrink sieht die interkulturelle Kompetenz als Sozialkompetenz, welche um die Facette der Interkulturalität erweitert wurde. Nach ihm wird die interkulturelle Kompetenz

„[...] als das Vermögen verstanden, mit fremden Kulturen und ihren Angehörigen in adäquater, ihren Wertesystemen und Kommunikationsstilen angemessenen Weise zu Handeln, mit ihnen zu kommunizieren und sie zu verstehen. [...] Interkulturelle Kompetenz beruht somit zum einen auf einer affektiven Dimension, die Einfühlung in und Sensibilisierungfürfremde Kulturen sowie eine hiermit verknüpfte Sozialkompetenz umfasst.“ (Lüsebrink, 2005, S.9)

Lüsebrink setzt in seiner Definition einen Schwerpunkt auf die Kommunikation, ohne welche es demnach nicht zu interkultureller Kompetenz kommen könne. Neben der affektiven spricht man noch von der kognitiven und der pragmatischen Dimension von interkultureller Kompetenz. Die kognitive Ebene umfasst natürlich das Erlangen von Sachwissen über die andere Kultur, darüber hinaus aber auch noch die Aneignung theoretischer Kenntnisse über die Verhaltensweisen im Umgang mit „Fremdem“. Diese Auseinandersetzung mit dem Andersartigen geht zwangsläufig mit der affektiven Ebene einher, da alles Fremde zuerst oft bedrohlich erscheint. Die pragmatische Dimension kommt in der direkten Anwendung der Kompetenz, also im interkulturellen Kontakt zum Tragen. (Vgl. Antor, 2002, S.143f) Diese interkulturelle Kommunikation wird im nächsten Unterkapitel noch kurz näher beleuchtet.

2.4 Interkulturelle Kommunikation

Interkulturelle Kommunikation unterscheidet sich nicht grundsätzlich von der intrakulturellen. Sie ist ein Prozess der Symbolvermittlung, welcher auf einem gemeinsamen Zeichensystem und Erfahrungsschatz aufbaut. Der Unterschied zwischen der inter- und der intrakulturellen Kommunikation liegt nun in dem Unterschied der gemeinsamen Erfahrungen und Zeichen, welche in der intrakulturellen Kommunikation üblicherweise naturgemäß überwiegen. Diese Unterschiede müssen nicht zwangsweise aus unterschiedlichen Sprachen oder unterschiedlicher Herkunft herrühren, auch Kategorien wie Geschlecht oder der sozioökonomische Status einer Person können zu erschwerten Kommunikationsbedingungen führen. Der Übergang von intra- zu interkultureller Kommunikation ist demnach ein fließender. (Vgl. Ertelt-Vieth, 2005, S.27f)

3 Kontakthypothese

Die Kontakthypothese besagt, dass interkulturelle Kompetenz, einhergehend mit dem Abbau von Vorurteilen und einer Zunahme des Wissens über diejeweils andere Kultur allein dadurch entsteht, dass Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen miteinander verkehren, beinahe unabhängig von etwaigen Umständen. Sie geht also davon aus, dass Einstellungen gegenüber Mitglieder anderer Kulturen beziehungsweise ethnischer Gruppierungen abhängig vom direkten Kontakt sind welche man zu diesen Menschen hat. (Vgl. Bernhard, 2002, S. 194)

Die Grundsätze der Hypothese stammen aus Gordon Allports Werk „The nature of prejudice“, welches im Jahr 1954 aufEnglisch und 1971 in deutscher Sprache erschien. Die Kontakthypothese stellt Faktoren auf, die helfen, Vorurteile zu vermindern, beschäftigt sichjedoch nicht damit, wie diese entstehen. Allport formuliert vier Grundvoraussetzungen, welche notwendig sind, um Vorurteile zu minimieren und somit ein ein wichtiger Schritt in Richtung interkultureller Kompetenz sind. Die erste Voraussetzung ist es, dass die Mitglieder der verschiedenen kulturellen Gruppen in der Kontaktsituation den selben Status haben, sich also auf einer Ebene der Hierarchie befinden. Zweitens sollen sie ein ähnliches oder gleiches Ziel haben und dieses drittens gemeinschaftlich verfolgen. Als vierten Punkt nennt Allport die Unterstützung der Kontaktsituation durch öffentliche Institutionen. (Vgl. Allport, 1971, S. 285f)

Nach der Veröffentlichung von Allports Kontakthypothese kam es zu einer Vielzahl von empirischen Studien, welche Pettigrew und Tropp 2006 in einer Metastudie zusammenfassten. Diese Metastudie unterstützt die Annahme von Allport und unterstreicht, dass Kontakt mit fremden Kulturen injedem Fall hilfreich ist, um Fremdenfeindlichkeit und Rassismus vorzubeugen. Darüber hinaus zeigt diese Meta-Analyse, dass die vier von Allport beschriebenen Voraussetzungen sich ebenfalls merklich auf das Ergebnis auswirken. (Vgl Wagner,2008, S.119)

Im Sinne der Aktualität, soll nun noch eine empirische Studie zum Thema der Kontakthypothese genauer beschrieben werden, um detaillierteren Einblick in die Materie zu erhalten. Dabei handelt es sich um eine Langzeitstudie, welche 452 Schülerinnen und Schüler aus der Schweiz mithilfe eines Fragebogens unter anderem zu ihrem Verhältnis zu Leuten aus anderen Kulturen befragten. Die erste Befragung fand 1996 statt, als die Kinder noch in der Primarstufe waren, während sie acht Jahre später oftbereits an der Schwelle ins Berufsleben standen. (Vgl. Eckhart et al, 2011, S. 13f)

Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, das sich im Längsschnitt Verbindungen herstellen lassen zwischen dem interkulturellen Kontakt in der Kindheit und der ethnozentrischen Veranlagung im frühen Erwachsenenalter. Die einflussreichsten Variablen verändern sich mit zunehmendem Alter von Geschlecht, Schulort und Klassentyp im Grundschulalter hin zum sozioökonomischen Status und dem Ausbildungszugang bei den Erwachsenen. Beispielsweise weisen laut der Studie junge Schweizerinnen und Schweizer mit hohem sozioökonomischen Status vergleichsweise positivere Einstellung zu aus anderen Kulturen stammenden Menschen auf, alsjene mit niedrigerem Status. (Vgl. Eckhart et al, 2011, S.57ff) Darüber hinaus wird anhand der Ergebnisse dieser empirischen Langzeitstudie deutlich, dass interkulturelle Kontakterfahrungen während der frühen Schulzeit sich deutlich stärker, gemäß der Kontakthypothese, auf die Einstellung der erwachsenen Befragten auswirkt, als Kontakte im Erwachsenenalter. Ein Grund hierfür könnte sein, dass in der Institution Schule Faktoren wie beispielsweise Freundschaften, Zusammenarbeit, Leistungswettbewerb und

[...]

Fin de l'extrait de 15 pages

Résumé des informations

Titre
Von der Kontakthypothese in den Unterricht. Ansätze interkulturellen Lernens im Deutschunterricht
Université
PH Oberoesterreich
Note
1,0
Année
2019
Pages
15
N° de catalogue
V1119227
ISBN (ebook)
9783346482204
ISBN (Livre)
9783346482211
Langue
allemand
Mots clés
kontakthypothese, unterricht, ansätze, lernens, deutschunterricht
Citation du texte
Anonyme, 2019, Von der Kontakthypothese in den Unterricht. Ansätze interkulturellen Lernens im Deutschunterricht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1119227

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