Phantastische Literatur hat am Beginn des 21. Jahrhundert Konjunktur. Die große Nachfrage wird mit zahlreichen Werken für gehobene Ansprüche bis hin zur Trivialliteratur bedient. Romane, ja ganze Zyklen und Serien spielen in phantastischen Welten und begeistern Groß und Klein. Die Stadt Wetzlar kann sich sogar rühmen, eine eigene Bibliothek ausschließlich der Phantastik zu widmen. Gerade Joanne K. Rowlings Harry Potter-Zyklus (engl. 1997 – 2007) hat als mehrfach-adressierte Literatur einen regelrechten (Lese-) Boom ausgelöst: „Kein Werk aus der Geschichte der Kinder- und Jugendliteratur war seit dem Zweiten Weltkrieg [auch bei den erwachsenen Lesern] annähernd so erfolgreich.“ (Kaulen 2003, S. 36). Im Zeitalter der Technik tragen nicht nur Bücher zum großen Erfolg der phantastischen Literatur bei. Auch die Medien haben Konjunktur und Verfilmungen von J.R.R. Tolkiens Fantasy-Klassiker Der Herr der Ringe, George Lucas’ Stars Wars-Reihe oder dem Harry Potter-Zyklus ließen und lassen weltweit Millionen von Zuschauern in die Kinos strömen.
Phantastische Kinder- und Jugendliteratur gibt es jedoch nicht erst seit dem 20. Jahrhundert. Sie blickt auf eine lange Tradition zurück. 1811/1812 erschien der erste Band der Grimmschen Kinder- und Hausmärchen, deren „wunderbare Geschichten“ als Kinderliteratur angesehen wurden. Die Brüder Grimm äußerten Bedenken, „die Märchen nur als Kinderlektüre anzusehen“ (Kaminski 1998, S. 91). Sie bereinigten die Märchen von „für das Kinderalter nicht passenden Aus[drücken]“ (Grimm in: Rölleke 2007, S. 14) und präsentierten die Märchen kindgerecht. E.T.A. Hoffmanns Wirklichkeitsmärchen Nussknacker und Mausekönig (1816) und Das fremde Kind (1817) gehörten ebenfalls zur intentionalen Kinderliteratur . Hoffmanns Wirklichkeitsmärchen wurden jedoch eskapistische Tendenzen vorgeworfen wurden und er fand in Frankreich weit mehr Beachtung als in der deutschen Heimat. Das bestätigt auch Haas (2000, S. 331).
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Einleitung
- I. Definition und Abgrenzung phantastischer Kinder- und Jugendliteratur
- 1. Zur Definition phantastischer Literatur
- 1.1. Minimalistische Definition: Tzvetan Todorov
- 1.2. Theorien von Louis Vax und Roger Caillois
- 1.3. Maximalistische Definition: Gerhard Haas
- 2. Zur Definition phantastischer Kinder- und Jugendliteratur
- 2.1. Die frühe Forschung: Anna Krüger, Ruth Koch und Göte Klingberg.
- 2.2. Theorie der Dreiteilung der sekundären Welt: Maria Nikolajeva
- 2.3. Forschungsergebnisse zur Phantastikdefinition der 1990er Jahre
- 2.4. Neueste Forschungsergebnisse
- 2.5. Abgrenzungsversuch der Begriffe nach Kaulen
- 3. Abgrenzung der phantastischen Literatur zu benachbarten Genres
- 3.1. Abgrenzung vom Märchen
- 3.2. Abgrenzung von Fantasy
- 3.3. Abgrenzung von Science Fiction
- 3.4. Abgrenzung von (Anti-)Utopie
- 4. Themen und Motive der phantastischen Kinder- und Jugendliteratur
- 4.1. Phantastische Reisen
- 4.2. Die phantastische Schwelle
- 4.3. Das fremde Kind
- 4.4. Hexen und Zauberer
- 4.5. Der Kampf zwischen Gut und Böse
- 5. Funktionen der phantastischen Kinder- und Jugendliteratur
- 1. Zur Definition phantastischer Literatur
- II. Das Böse
- 1. Was ist das Böse? – Ein Definitionsversuch
- 2. Warum gibt es das Böse? - Die Dichotomie von Gut und Böse
- 3. Streiten um das Böse – Das Problem der Theodizee
- 4. Das Böse als Triebfeder des Fortschritts
- 5. Heiligt der Zweck alle Mittel?
- 6. Die Selbstverteidigung der Menschheit
- 7. Der Kampf gegen die ohnmächtige Verzweiflung
- 8. Die Figur des Teufels
- 9. Die Faszination des Bösen
- III. Inszenierungen des Bösen in phantastischer Kinder- und Jugendliteratur
- 1. Astrid Lindgren: Mio, mein Mio
- 1.1. Das Land Außerhalb - Die Welt der Dunkelheit
- 1.2. Ritter Kato – Personifikation des Bösen
- 2. Astrid Lindgren: Die Brüder Löwenherz
- 2.1. Das Land Karmanjaka
- 2.2. Tengil, der Tyrann.
- 3. James Krüss: Timm Thaler
- 4. Otfried Preußler: Krabat
- 4.1. Das Leben auf der Mühle
- 4.2. Figuren des Bösen: Der Müller und der Gevatter
- 4.3. Die Funktion der Träume
- 4.4. Christliche Motive
- 5. Michael Ende: Momo
- 5.1. Die grauen Herren – Diebe der Zeit
- 5.2. Gesellschafts- und Zivilisationskritik in Momo
- 6. Joanne K. Rowling: Harry Potter
- 6.1. Lord Voldemort
- 6.2. Die Todesser
- 6.3. Die Dementoren
- 6.4. Ambivalenz der Figuren
- 7. Inszenierungen des Bösen in phantastischer Kinder- und Jugendliteratur – eine Zusammenfassung
- 1. Astrid Lindgren: Mio, mein Mio
- IV. Ausblick
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende wissenschaftliche Hausarbeit befasst sich mit der Inszenierung des Bösen in phantastischer Kinder- und Jugendliteratur. Ziel ist es, die verschiedenen Formen und Funktionen des Bösen in ausgewählten Werken zu analysieren und zu beleuchten, wie diese in der phantastischen Literatur für Kinder und Jugendliche dargestellt werden.
- Definition und Abgrenzung phantastischer Kinder- und Jugendliteratur
- Das Böse als Konzept und seine Darstellung in der Literatur
- Analyse der Inszenierung des Bösen in ausgewählten Werken
- Die Funktion des Bösen in der phantastischen Kinder- und Jugendliteratur
- Die Rezeption des Bösen durch Kinder und Jugendliche
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Hausarbeit ein und erläutert die Relevanz der Inszenierung des Bösen in phantastischer Kinder- und Jugendliteratur. Sie stellt die Forschungsfrage und die Methodik der Arbeit dar.
Das erste Kapitel befasst sich mit der Definition und Abgrenzung phantastischer Kinder- und Jugendliteratur. Es werden verschiedene Theorien und Ansätze zur Definition des Genres vorgestellt und diskutiert, um eine klare Abgrenzung zu anderen Genres wie Märchen, Fantasy, Science Fiction und (Anti-)Utopie zu ermöglichen.
Das zweite Kapitel widmet sich dem Konzept des Bösen. Es werden verschiedene Definitionen und Theorien zum Bösen vorgestellt und diskutiert, um ein grundlegendes Verständnis des Themas zu schaffen.
Das dritte Kapitel analysiert die Inszenierung des Bösen in ausgewählten Werken phantastischer Kinder- und Jugendliteratur. Es werden die Figuren des Bösen, ihre Motive und ihre Funktion in den jeweiligen Geschichten untersucht.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen phantastische Kinder- und Jugendliteratur, Inszenierung des Bösen, Figuren des Bösen, Motive des Bösen, Funktion des Bösen, Analyse, Definition, Abgrenzung, Theorien, Theodizee, Rezeption.
- Quote paper
- Sarah Müller (Author), 2008, Inszenierungen des Bösen in phantastischer Kinder- und Jugendliteratur, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112625