Nachhaltiger Tourismus. Lässt sich Massentourismus verantwortungsbewusster gestalten?

Betrachtung unter den Aspekten des ganzheitlichen Tourismusmodells


Trabajo, 2021

19 Páginas, Calificación: 1,0


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Grundlagen des Tourismus
2.1 Wirtschaftlichkeit und Voraussetzungen des Tourismus
2.2 Das ganzheitliche Tourismusmodell von Walter Freyer

3. Tourismusarten
3.1 Massentourismus
3.2 Nachhaltiger Tourismus
3.2.1 Ökonomie
3.2.2 Ökologie
3.2.3 Soziologie

4. Nachhaltiger Massentourismus am Beispiel der Balearen

5. Ausblick und Folgen für den Tourismus unter den Folgen der Covid-19-Pandemie

6. Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Bestimmungsfaktoren der Vulnerabilität gegenüber dem Klimawandel (Rein, Stardas 2017: 65)

Abbildung 2: Das ganzheitliche oder modulare Tourismusmodell von Walter Freyer (Freyer 2011)

Abbildung 3: Tourismusformen (Freyer 2011)

Abbildung 4: Ausschnitt aus "Energiemanagement in der Hotellerie und Gastronomie" (WKO 2015)

Abbildung 5: Zielsetzung nachhaltiger Tourismus; Foto aus Kagermeier 2020 (Datengrundlage Revermann und Petermann 2003)

Abbildung 6: Internationale touristische Ankünfte im Jahr 2020 in Prozent (UNWTO 2020)

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Interessen der drei Akteure im Tourismus (Reisender, Bereister und Touristiker) (Eigene Darstellung 2021)

Tabelle 2: Hürden des nachhaltigen Reiseverhaltens (Eigene Darstellung 2021; Datengrundlage FUV 2014)

Tabelle 3: Höhe der Umweltsteuer in Euro aufgegliedert nach Art der Unterkunft pro Übernachtung (Eigene Darstellung 2021, Datengrundlage Feldmeier 2020)

1. Einleitung

Zahlreiche aktuelle Medienbeiträge sprechen vom „Tourismus-Kollaps“, einer Art Zusammenbruch des bereisten Gebiets durch den Tourismus. Bilder, die uns in den Nachrichten immer wieder begegnen sind völlig überfüllte Strände, vermüllte Urlaubsstädte, große Kreuzfahrtschiffe im Canale Grande in Venedig. „Wir lieben die Welt und reisen sie doch in den Tod“ – so lautet die Überschrift eines Artikels, der am 2./3. Januar 2021 im Wochenmagazin der Nürnberger Nachrichten erschienen ist. Hierin schreibt Autorin Nicole Quint vor allem über den Egoismus vieler, dass auf Urlaub mit „all inclusive“ trotz Covid-19 und Klimawandel nicht verzichtet wird (Quint 2021). In Deutschland bringt der Klimawandel mit sich, dass „wir im Winter seltener Schal und Handschuhe tragen und die Krokusse früher blühen“ (Quint 2021: keine Zeilenangabe), jedoch erreichen uns immer mehr Nachrichten darüber, wie die steigende Erwärmung der Atmosphäre unser aller Leben verändern kann (Bsp. Vermehrte Waldbrände durch Dürreperioden oder sich ausdehnende Wüsten in Asien). Anstatt die Covid-19-Pandemie als einen Anreiz dafür zu nehmen umzudenken, strömen die Menschen bei der ersten Lockerung der Reisebeschränkung wieder an die Flughäfen und fliegen in den Urlaub. Die Zerstörung der Umwelt und damit die Zerstörung des Lebensraums für Tier- und Pflanzenarten ist ein wesentlicher Bestandteil des Massentourismus (Quint 2021). Als Beispiele werden die Produktion von Kunstschnee inklusive chemischer Zusätze und die abschmelzenden Gletscher durch die Erderwärmung genannt, beide Male beeinträchtigt das menschliche Handeln den Tourismus vor Ort (Quint 2021). Da die – durch die Tourismusindustrie selbst hervorgerufene – Krise sich immer weiter verschärft, aber bisher noch kaum zum Umdenken führt, setzt Autorin Nicole Quint (2021) den Skilehrer/die Skilehrerin auf die Liste der bedrohten Arten. Lange galt Tourismus als Quelle für mehr Einnahmen, Steuern und Jobs in der Region, doch vielerorts wird dies nicht mehr so gesehen. Aktuelle Debatten drehen sich um Belastungsgrenzen der Gebiete, um den sog. „Overtourism“. Um diese Thematik geht es auch in der folgenden Erörterung. Zuerst wird der Themenbereich Tourismus im Allgemeinen betrachtet, dann werden Massentourismus und nachhaltiger Tourismus in der Argumentation gegenübergestellt. Es wird diskutiert, ob und wie Massentourismus nachhaltiger gestaltet werden kann. Die Balearen, eine Inselgruppe im Mittelmeer, sind mit politischen Gesetzen und Agenden für nachhaltigen Massentourismus Vorreiter, hier werden einige davon benannt und erläutert. Abschließend richtet sich der Blick auf die Entwicklung der Tourismuswirtschaft durch die Covid-19-Pandemie, sowie Perspektiven zur Erholung der Branche.

2. Grundlagen des Tourismus

Tourismus ist ein komplexer Themenbereich mit vielen einzelnen und sehr unterschiedlichen Facetten. Beleuchtet werden in den folgenden Abschnitten einige Grundlagen des Tourismus sowie das ganzheitliche Tourismusmodell von Walter Freyer.

2.1 Wirtschaftlichkeit und Voraussetzungen des Tourismus

Im Jahr 2017 war der internationale Tourismus nach Angaben der World Tourism Organization (UNWTO) und der World Trade Organization (WTO) mit 1,6 Trillionen USD die drittgrößte Exportkategorie weltweit nach den Kategorien Chemikalien und Öl (UNWTO 2019). Im Jahr 2018 erwirtschaftete die Tourismusbranche weltweit 1,7 Trillionen USD Einnahmen aus insgesamt 1,4 Billionen internationalen touristischen Ankünften (UNWTO 2019).

Blickt man auf die touristischen Ankünfte weltweit, wird schnell eine ungleiche Verteilung deutlich. Mit über 51% der internationalen Touristenankünfte im Jahr 2018 ist Europa das beliebteste Reiseziel, gefolgt von Asien und Pazifik mit 25% und Amerika mit 15% (Kagermeier 2020). Afrika und der Mittlere Osten sind im globalen Kontext nur schwach vertreten. Betrachtet man die internationalen Ankünfte innerhalb Europas, bildet das Mittelmeer den größten Anteil (Kagermeier 2020). Besonders Inseln wie Mallorca werden von den Deutschen zynisch als „17. Bundesland“ (Kagermeier 2020: 281) bezeichnet.

Tourismus ist in besonderem Maße auf ein funktionierendes ökologisches und soziales Umfeld angewiesen. Touristische Ressourcen können nur in bedingtem Maße exportiert werden und daraus ergibt sich zwingend der Konsum direkt vor Ort. Für die Reise an sich gibt es unterschiedliche Beweggründe, einige davon sind: Landschaft und Natur, Klima, Gewässer, traditionelle oder „exotische“ Kulturen und/oder architektonische Sehenswürdigkeiten (Freyer 2011). Aufgrund einem oder mehrerer dieser Gründe wählen Reisende ihr Ziel aus und somit ergibt sich eine gewisse Vulnerabilität der Tourismusregion, die sich aus drei Faktoren zusammensetzt ( Abbildung 1 ) (Rein, Stardas 2017):

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Bestimmungsfaktoren der Vulnerabilität gegenüber dem Klimawandel (Rein, Stardas 2017: 65)

Im Folgenden werden die einzelnen Faktoren des Modells unter dem Einfluss des Klimawandels erklärt:

-Exposition: Die Exposition beschreibt in diesem Zusammenhang die Intensität, mit der die Veränderungen des Kimawandels das System beeinträchtigen. Bezüglich des Klimawandels geht es hier vor allem um die Parameter Temperaturveränderung, Niederschlagsmenge und deren Folgen.
-Empfindlichkeit: Die Empfindlichkeit oder Sensitivität sagt aus, wie sensibel ein betroffenes Systems gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels ist bzw. sein kann.
-Anpassungsfähigkeit: Die Anpassung an – durch den Klimawandel hervorgerufenen – Veränderungen werden hiermit beschrieben. Länder des Globalen Süden haben hier häufig einen größeren Nachteil, da oft finanzielle Mittel fehlen.

Das Zusammenspiel dieser drei Faktoren determiniert die Wirkung des Klimawandels auf die Tourismusregion maßgeblich. Um die Nachteile so gering wie möglich zu halten braucht es meiner Meinung nach nachhaltigen Tourismus.

2.2 Das ganzheitliche Tourismusmodell von Walter Freyer

Die Annäherung an dieses Thema erfolgt durch das „Ganzheitliche oder auch modulare Tourismusmodell“ von Walter Freyer (Freyer 2011). Hier wird der Überbegriff Tourismus in verschiedene Teilaspekte untergliedert, um die Komplexität des Themas überschaubarer zu machen. Wie in

zu sehen, bilden sechs große Module den äußeren Ring (Freyer 2011):

-Ökonomie: Es geht sowohl um das „wirtschaftliche Niveau“ (Kagermeier 2020: 15) der Nachfragerseite (z.B. Einkommen, Eigentum, Bereitschaft zu touristischen Ausgaben), als auch um das „Niveau der Angebotsqualität und die Möglichkeit zur Ausdifferenzierung des Angebots“ (Kagermeier 2020: 15).
-Politik: Der Tourismus wird auch durch politische Institutionen und Träger gestaltet. Sie definieren durch nationale und internationale Bestimmungen den Reiseverkehr (Freyer 2011). Beispiele hierfür sind übergeordnete politische Ziele wie Frieden, ebenso wie eventuelle Reisebeschränkungen oder steuerliche Rahmenbedingungen (Kagermeier 2020).
-Individuum: Die Reise wird durch subjektive Aspekte, wie Persönlichkeitsmerkmale, Motive und Reisebedürfnissen, des reisenden Individuums geprägt (Freyer 2011). Auch auf der Angebotsseite spielen Kreativität, Risikobereitschaft oder die Einstellung gegenüber ökologischen Aspekten eine große Rolle (Kagermeier 2020).
-Freizeit: Das Freizeitverhalten des Individuums wird in weiten Teilen durch den Tourismus geprägt (Freyer 2011). Hier stehen vor allem der geographische Raum und die Bewegung der Individuen in diesem im Vordergrund, es geht um Einzugsbereiche, Destinationenmanagement und Raumnutzungskonflikte (Freyer 2011).
-Ökologie: Nachhaltigkeit nimmt für Teile der Gesellschaft eine immer wichtiger werdende Rolle ein, die sich auch im Tourismus widerspiegelt. In diesem Modul stehen Fragen der Umweltbelastung und -gestaltung sowie das Spannungsfeld des Umweltschutzes durch Nationalparks oder ähnlichem im Mittelpunkt (Freyer 2011). Diskutiert werden hier Themenbereiche wie z.B. die sog. Carring Capacity, die die Tragfähigkeit eines Gebiets gegenüber Touristen/Touristinnen beschreibt (Kagermeier 2020).
-Gesellschaft: Gesellschaftliche Werte und deren Wandel (aktuelle Trends oder Tendenzen) beeinflussen maßgeblich diesen Aspekt. Gerade die Zeit der Postmoderne unterliegt einem maßgeblichen Wertewandel. Drei aktuelle und relevante Größen sind u.a. die Gestaltung und der Stellenwert „freier“ Zeit, der Schutz der Umwelt und der Erhaltung von (im-)materiellem kulturellem Erbe (Kagermeier 2020).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Das ganzheitliche oder modulare Tourismusmodell von Walter Freyer (Freyer 2011)

Den Mittelpunkt bildet die Reise als Endprodukt, sie steht unter dem Einfluss der äußeren Teilbereiche. Aus dem Tourismusmodell werden im Folgenden (Kapitel 3.2.1 bis 3.2.3) nun drei Aspekte isoliert betrachtet und diese unter dem Nachhaltigkeitsgedanken näher erläutert.

3. Tourismusarten

Es gibt vielfältige Tourismusarten und -formen. Walter Freyer unterscheidet in demographische Kriterien der Reisenden (Alter, Geschlecht, Wohnort, …) und verhaltensorientierte Merkmale (Verkehrsmittel, Reisedauer, Reisepreis, Aktivitäten, …) (Freyer 2011). Auch die wohl bekanntesten Bezeichnungen wie Ferntourismus, In- und Auslandstourismus und Massentourismus sind in dieser Aufstellung zu finden (Abbildung 3) (Freyer 2011).

Im Folgenden werden die Vor- und Nachteile des Massentourismus und das Konzept des nachhaltigen Tourismus erörtert.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Tourismusformen (Freyer 2011)

3.1 Massentourismus

Massentourismus bedeutet einen in „großem Umfang betriebener Tourismus für breite Schichten der Bevölkerung“ (Bibliographisches Institut GmbH 2021). Hieraus entstehen Chancen und Risiken.

Massentourismus schafft viele Arbeitsplätze mit geringer Qualifikation im Hotelgewerbe, z.B. in der Hotelküche oder im Bereich Reinigung. Nachteilig wirken schlechte Bezahlung und die geringe soziale Absicherung der Beschäftigten. Zudem sind Anstellungen in der Tourismusbranche oft nur saisonal.

Durch vor Ort ausgegebenes Geld der Tourismusbranche und der Reisenden werden direkte oder induzierte regionalwirtschaftliche Effekte erschaffen, die sich allerdings nur entwickeln können, wenn die Sickerrate niedrig ist. Von Sickerrate spricht man, wenn die Einnahmen aus dem Tourismus zu einem Teil ins Ausland abfließen (Kagermeier 2020). Diese entsteht vor allem durch den Import ausländischer Konsumgüter, Dienstleistungen oder multinationalen Konzernen (Hotelketten). Wenn das investierte Geld in der Urlaubsregion bleibt, kann dies in einer zuvor unterentwickelten Region zu einer Diversifizierung der Wirtschaftsstrukturen führen (Kagermeier 2020). Diese entwickelt sich weg von dem wirtschaftlichen Primärsektor hin zum Sekundärsektor oder dem Tertiärsektor. Das große Problem bei Tourismus in Dritte Weltländern ist, dass diese Länder schlecht entwickelt sind und eine wenig differenzierte Wirtschaftsstruktur zeigen und damit die Sickerrate durch viele benötigte Importe sehr hoch ist (Kagermeier 2020).

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Detalles

Título
Nachhaltiger Tourismus. Lässt sich Massentourismus verantwortungsbewusster gestalten?
Subtítulo
Betrachtung unter den Aspekten des ganzheitlichen Tourismusmodells
Universidad
Friedrich-Alexander University Erlangen-Nuremberg  (Geographie)
Curso
Hauptseminar Kulturgeographie - Gesellschaft-Umwelt-Forschung
Calificación
1,0
Autor
Año
2021
Páginas
19
No. de catálogo
V1127725
ISBN (Ebook)
9783346509161
ISBN (Libro)
9783346509178
Idioma
Alemán
Palabras clave
Tourismus, Ökotourismus, Massentourismus, Tourismusmodell, Walter Freyer, Geographie, Nachhaltigkeit, Ökonomie, Soziologie, Ökologie, Balearen, Covid-19, Corona, Pandemie
Citar trabajo
Julia Hilfenhaus (Autor), 2021, Nachhaltiger Tourismus. Lässt sich Massentourismus verantwortungsbewusster gestalten?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1127725

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