Der Tschechoslowakische Legionär in Russland 1914-1920


Mémoire (de fin d'études), 2008

149 Pages, Note: sehr gut


Extrait


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung
1. Ein altes und neues Thema – die Historiographie der Legionen
2. Herangezogene Quellen und Quellenkritik

II. Die tschechoslowakische Legion in Russland: ein Überblick

III. Aus Österreich-Ungarn in den Ersten Weltkrieg
1. Der Krieg vor dem Einrücken in die Armee Franz Josefs
2. Spätere Legionäre als Angehörige der k.u.k. Bewaffneten Macht
3. Nationalismus innerhalb des Heeres der Monarchie: Meinungen tschechischer und slowakischer Soldaten über Andere
4. Gefangennahme durch die Russen: „Es war höchste Zeit“

IV. Von der Front in die Tiefen Russlands
1. Leben in den russischen Gefangenenlagern
2. Rekrutierung in die Legion und Aktivitäten der tschechoslowakischen Auslandsaktion

V. Erneut an die Front, unter eigenem Banner
1. Die Legion im Weltkriegseinsatz: bis zu den Schützengräben von Zborov
2. Die Zweite Revolution: der „Rückzug von Tarnopol“ bis zum Frieden von Brest-Litovsk
3. Die Legion als russische Eliteeinheit

VI. Russland im Bürgerkrieg: Kämpfe, Verhandlungen und die Eisenbahn
1. Der Übergang vom Weltkrieg zum Bürgerkrieg: Die Schlacht von Bachmač und das Problem der Evakuierung
2. "Vápno připraveno, jděte bílit." – „Der Kalk ist bereit, geht weißen.“
3. Die Tschechoslowakische Armee unter „eigener Ordnung“ in Sibirien

VII. Zusammenfassung

VIII. Quellen- und Literaturverzeichnis
1. Quellen
2. Sekundärliteratur
3. Nachschlagewerke

IX. Anhang
1. Verwendete Abkürzungen und Bemerkungen
2. Abstract

I.Einleitung

Die Tschechoslowakische Legion in Russland ist ein bedeutendes Element in der chaotischen und komplexen Geschichte des Ersten Weltkriegs und insbesondere der nachfolgenden Revolution in Russland. Ebenso bedeutend waren ihre Entstehung und ihre Aktionen für die Geschichte der Tschechoslowakei. Man kann ohne Umschweife sagen, dass ohne die Legionäre in Russland[1] der politische Erfolg der tschechoslowakischen Auslandsaktion fraglich gewesen wäre. Trotz dieser Umstände ist ihre Geschichte in Westeuropa nur wenig bekannt[2] und es existieren so gut wie keine aktuellen Publikationen in westeuropäischen Sprachen[3] darüber. Das Thema ist erst wieder in den Nachfolgestaaten der Tschechoslowakei selbst stark aufgekommen, nachdem es während der Periode der ČSSR mit Absicht vernachlässigt worden war. Ähnlich ist die Lage in Russland, wo der Fall des sozialistischen Systems erhöhtes Interesse an den Weißen Bewegungen, was den Themenkomplex der Legion in Russland einschließt, hervorgerufen hat.

Die vorliegende Arbeit versucht nicht die großen politischen Zusammenhänge zu erfassen, noch eine detaillierte Militärgeschichte der Legion zu erstellen. Der Schwerpunkt liegt auf den Angehörigen dieses militärischen Verbandes, zumeist „gewöhnlichen“ Soldaten, ihrer Sicht der Ereignisse und wie sie sie mit ihren eigenen Worten kommentiert haben. Dabei wird deren persönliche „Anabasis“[4] chronologisch vom Eintritt in die k.u.k. Wehrmacht bis zur Heimkehr, so weit wie möglich, verfolgt. Dieser Ansatz widmet sich der Militärgeschichte „von unten“, es wird versucht die Situation direkt im Feld nachzuvollziehen und sie in Zusammenhang mit Ereignissen auf der „strategischen Ebene“ zu bringen.

1. Ein altes und neues Thema – die Historiographie der Legionen

Die Historiographie der Legionen begann bereits zu einem Zeitpunkt, als noch nicht einmal alle ihre Angehörigen in die Heimat zurückgekehrt waren. Bereits 1918 und 1919 kam es zu den ersten Publikationen, oft von nicht sehr großem Umfang und in Russland gedruckt. Zeitschriftenartikel in fremdsprachigen Magazinen sollten der westeuropäischen und amerikanischen Öffentlichkeit die Sache der Tschechoslowaken näher bringen.

Die Zwanziger-Jahre und zu einem etwas geringerem Maße die Dreissiger-Jahre, brachten eine Hochblüte an Publikationen über die Legionen. Viele Legionäre schrieben in dieser Zeit ihre Memoiren und die Historiker wurden ebenfalls aktiv. Das Interesse an der sogenannten „Legionärsliteratur“ war in der Tschechoslowakei sehr groß, was in einer großen Anzahl an Publikationen zeigte. Alleine bei Thunig-Nittner[5] werden 73 Veröffentlichungen ehemaliger Legionäre aufgezählt, die in diesem Zeitraum erschienen sind. Ebenso wurde die Traditionspflege der Legionäre durch Vereine wie die Českolovenská obec legionářská (Tschechoslowakische Legionärsgemeinde)[6] hochgehalten. Interessant ist, dass umfangreiche historische Arbeiten zu dem Thema von Angehörigen der Legion selbst verfasst wurden, so z.B. František Šteidler[7], Josef Kudela[8] oder Rudolf Medek.[9]

Im deutschsprachigen Raum widmete sich erstmals Margarete Klante 1931 der Legion in Russland im Auftrag der Reichsvereinigung ehemaliger Kriegsgefangener. Sie sollte die Rolle der Legionäre in Bezug auf die Kriegsgefangenen untersuchen, von deren Seite es immer wieder Vorwürfe gegen Erstere wegen schlechter Behandlung und diverser Übergriffe gab. Klante stützte sich besonders auf das Archiv der Kommission der schwedischen Krankenschwester Elsa Brändström[10], die sich um die Betreuung der Kriegsgefangenen der Mittelmächte während des Ersten Weltkriegs verdient gemacht hatte. Obwohl Klante keineswegs den Eindruck erweckt, für die „Tschechen“ Partei zu ergreifen[11], wurde ihre Arbeit, weil sie die Legionäre nicht direkt angreift, ebenfalls scharf kritisiert. Die Kritik kam von der Seite des weißen Generals Konstantin Sacharov, gestützt von einem umfangreichen Vorwort des Historikers Martin Spahn.[12] Die Erwähnungen bei weißen Exilanten (besonders den Angehörigen der Regierung Kolčak) waren aufgrund der vergifteten Stimmung zwischen den Tschechoslowaken und den monarchistisch-reaktionären Elementen die zuletzt geherrscht hatte, wenig erstaunlich nicht sehr freundlich. In der sowjetischen Geschichtsschreibung wiederum galten die Legionäre schnell als Vertreter der imperialistischen Aggression der westlichen Mächte. Generell waren ihnen aber keine eigenständigen Arbeiten gewidmet, sie wurden in umfassende Arbeiten über den Weltkrieg und Bürgerkrieg integriert.

Der Tonfall in Spahns Beitrag war ein Wegbereiter des Anti-Tschechoslowakismus, der schließlich im Dritten Reich herrschte und keine untendenzielle Darstellung der Legionäre zuließ. Schließlich verschwand das Thema im Westen nach dem Zweiten Weltkrieg beinahe komplett. Ausnahmen stellen die Überblicksdarstellung von J.F. Bradley[13] in Französisch und Englisch und die umfangreiche Arbeit von Gerburg Thunig-Nittner in Deutsch dar. Thunig- Nittners Werk ist besonders gut durch eine umfassende Quellenauswertung fundiert, bietet eine Fülle an diversen Informationen über alle Bereiche der Legion und bemüht sich eine neutrale und objektive Haltung gegenüber dieser zu bewahren, was auch großteils gelingt. Selbstverständlich kann es aufgrund seines Erscheinungsdatums nur Literatur aus der Zwischenkriegszeit verwenden und stützt sich vorwiegend auf diese. Aufgrund des politischen Kontexts, in dem die Arbeit steht, werden eher Aussagen der tschechoslowakischen Politiker, diplomatische Korrespondenz und Überblicksdarstellungen herangezogen, obwohl sich auch Memoiren der Legionäre unter den berücksichtigten Quellen befinden. Trotzdem ist es die bislang umfangreichste Behandlung der Legion in Russland in deutscher Sprache und wird bis heute als Hauptwerk zu dieser Thematik auch von neuen

Arbeiten zu den Kriegsgefangenen herangezogen.[14]

In der ČSSR (Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik) waren die Legionen wegen des Kontextes in dem sie standen, ein höchst unangenehmes Kapitel für die Machthaber. Zu einem Zeitpunkt, als die „ewige Freundschaft mit der Sowjetunion“ proklamiert wurde, war die Hervorhebung des Kampfes von Tschechen und Slowaken an der Seite des zaristischen, imperialistischen Russland und schließlich gegen die Revolution selbst nicht denkbar. Dementsprechend niedrig ist die Anzahl der Arbeiten über die Legionen in dieser Periode, die außerdem über Fachkreise hinaus keine Bekanntheit erlangt haben oder als Samizdat herauskamen. Das Thema wurde zwar nicht verheimlicht, war aber aufgrund der Ignoranz, die ihm absichtlich entgegengebracht wurde, weitestgehend unbekannt. Wenn im Zusammenhang mit der Beteiligung der tschechoslowakischen Legion an der Revolution gesprochen wurde, wurde stets die Rolle der tschechoslowakischen Rotarmisten zur Relativierung hervorgehoben, wenn nicht schon diese selbst Gegenstand der Arbeit waren.[15] So schreibt die Malá Československá Encyklopedie (Kleine Tschechoslowakische Enzyklopädie, 1984) z.B.: „Nach der VŘSR [Abk. f. Große Sozialistische Oktoberrevolution] stellte sich das Kommando der tsch. L. unter dem Einfluss der Regieru]ngen der alliierten Mächte und der bourg. [bourgeoisen] Führung der tschsl. Auslandsaktion auf die antisow. Position und missbrauchte die Legion zur Intervention gegen die sow. Macht; der Rat der Legionäre hat sich aber mit der Einstellung des Kommandos überworfen und lehnte es ab sich am antisow. Unternehmen zu beteiligen. [...] Im Gegensatz zum interventionistischen Auftreten der tsch. L. gegen die sowjetische Macht entstanden im sow. Russland nach der VŘSR auch Abteilungen der tschsl.

Rotarmisten, die auf der Seite der Roten Armee gegen die Bjelogardisten und ausl. Interventen kämpften.“[16] Eine ähnliche Aussage hat der Artikel in der Encyklopédia Slovenska (Enzyklopädie der Slowakei), der viel ausführlicher ist und auch über die einzelnen Legionen in Italien und Frankreich berichtet: „Für seine [des Penzaer Vertrags] Nichteinhaltung von Seiten der tsch. L., wegen der erhöhten antisow. Agitation von Teilen der Offiziere und einzelner Personen aus der polit. Führung und wegen der Intrigen einiger Diplomaten der alliierten Staaten, wurden die tsch. L. In den kontrarevol. Kampf gegen die sow. Macht getrieben. Der künstlich genährte antisow. Hass stieg noch nach dem Befehl die Transporte in eine Sektion die nach Archangel’sk und eine die nach Vladivostok gerichtet war aufzuteilen. Auch wenn die Urheber franz. Diplomaten waren, wurde er den Legionären als Befehl der sow. Regierung vorgelegt. [sic!] [...] Ein bedeutender Teil der tsch. und slow. Gefangenen in Russland (bis 20 000) [sic!] hat sich aber nicht in die tsch. L. locken lassen. od. flüchtete aus diesen (Rotarmisten). Sie kämpften auf der Seite der sow. Macht gegen die inl. und ausl. Konterrevolution und auch gegen die tsch. L.“[17] Sehr ähnlich in Ton und Aussage äußert sich auch die Große sowjetische Enzyklopädie. Dort gibt es keinen Eintrag für die Legionen, aber für den Чехословацкий мятеж, den „Tschechoslowakischen Aufstand“.[18]

Im Überblickswerk První světová válka (Der Erste Weltkrieg) von Zdeněk Jindra aus dem Jahr 1985 wird die Legion in Russland nur im Rahmen der alliierten Intervention kurz erwähnt.[19] Bezeichnend ist, dass sich das Buch aber viel Mühe gibt, über verschiedene revolutionäre Aktionen der Sozialdemokraten, beziehungsweise der Boľševiki , zu berichten. Die letzten zwei von insgesamt sechs Kapiteln widmen sich vorrangig den Ereignissen und Folgen der Russischen Revolutionen von 1917.

Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs eröffnete sich die Geschichte der Legionen wieder nicht nur einer politisch entstaubten Wissenschaft, sondern auch einem breiteren Publikum. 1990 erschienen wieder nach über fünfzig Jahren bislang unveröffentlichte Memoiren eines Legionärs.[20] Das Interesse an der Geschichte der 1. tschechoslowakischen Republik und damit der Legionen rückte wieder in den Mittelpunkt. Eines der ersten neuen Überblickswerke zu den Legionen war das von Karel Pichlík und Mitautoren veröffentlichte Buch „Českoslovenští legionáři“.[21] Karel Pichlík, bislang der führende Experte auf dem Gebiet der Legionen und der Militärgeschichte der Tschechoslowakei im 20. Jahrhundert, war ein bekannter tschechischer Historiker, der jedoch erst 1990 seine Arbeit wieder aufnehmen konnte. Nach 1968 war er mit Arbeitsverbot belegt worden und fristete sein Dasein als Arbeiter in einem Wasserwerk. Pichlíks Buch führt zwar keinen wissenschaftlichen Apparat bleibt aber bislang in seinem Spektrum das beste Überblickswerk. Weitere aktuellere Erscheinungen über die Legionen thematisieren z.B. die Generäle der tschechoslowakischen Armee, die aus den Reihen der Legionäre hervorgegangen sind, oder die Schlacht von Zborov.[22] Zum Augenblick des Schreibens erscheint erstmals in tschechischer Sprache die mehrteilige Arbeit des Exil- Historikers Viktor Miroslav Fic über die Legionen in Russland.[23] Bemerkenswert ist, dass die meisten aktuellen Werke über die Legionen bereits kurz nach ihrem Erscheinungsdatum nicht mehr erhältlich sind. Das deutet auf gesteigerte Aufmerksamkeit und Interesse an ihrer jahrelang unterdrückten Geschichte.

2. Herangezogene Quellen und Quellenkritik

Die vorliegende Arbeit nutzt die „Renaissance“, die die Geschichte der Legionen gegenwärtig genießt. Während Bücher von Legionären, wie zum Beispiel die berühmten Memoiren von General Radola Gajda, in den antiquarischen Blickpunkt gerückt sind, tauchten bislang unpublizierte Zeugnisse bis jetzt unbekannter Legionäre auf. Das Internet konnte mittlerweile die Schranken für Publikationen, die sonst wegen hoher Druckkosten nie erschienen wären, aufheben. Die Zugänglichkeit der Arbeiten ist somit ebenfalls weitaus höher, da praktisch jeder kostenlos auf sie zugreifen kann. Außerdem eröffnet das eine Möglichkeit für die Publikation von Tagebüchern, die ansonsten deswegen, weil sie formlose, schwer lesbare Texte sind, für den Druck eher uninteressant sind. Die Qualität der Aufbereitung der Veröffentlichung steht dabei gedruckten Transskripten keineswegs nach.

Diese bislang in der Literatur unberücksichtigten, persönlichen Quellen bilden die Basis für diese Darstellung der Legionen in Russland. Stellenweise wurden Auszüge aus in Sekundärliteratur verwendeten Quellen herangezogen, sowie als Kontrast die Memoiren des Sudetendeutschen Fritz Schwarzer[24]. Dementsprechend rücken auch der einzelne Legionär und seine persönliche Sicht der Dinge in den Mittelpunkt. Die Vorteile dieser Methode liegen vor allem darin, die Moral und die Haltung des einzelnen Legionärs gegenüber Entscheidungen und Ereignissen besser nachvollziehen zu können und daraus Hinweise auf die Mentalität dieser Armee zu erhalten. Es handelt sich trotzdem nur um eine Selektion, gewisserweise eine Wahl von Stichproben, die nicht dazu dienen kann, allgemeine Aussagen zu treffen. Sekundärliteratur wurde benötigt, um die beschriebenen Ereignisse in Zusammenhang mit der bekannten Geschichte der Legion bringen zu können. Die Memoiren wiederum erlauben aber auch eine neue Perspektive auf eben diese Zusammenhänge. Zu revolutionären Erkenntnissen in Bezug auf die Geschichte der Legion hat die Auswertung nicht geführt, vielmehr scheinen nur die bereits bekannten Fakten bestätigt zu werden, auch wenn einige neue Details bekannt wurden.

Neu hingegen ist der Fokus auf die „Sicht von unten“, aus dem direkten Blickwinkel der Beteiligten. Den Soldaten im Felde war es nicht möglich über alle Ereignisse, die teilweise weit von ihnen entfernt stattfanden, Bescheid zu wissen. Umso wichtiger erscheinen ihnen Geschehnisse, die direkt um sie herum passieren. Für den Historiker werden dadurch die Ereignisse greifbarer. Er blendet sie nicht, wie sonst bei der Betrachtung einer übergeordneten, abstrakten Ebene, aus. Scheinbar triviale Details sensibilisieren für die Alltagsgeschichte. Die „Sicht von unten“ erlaubt dem modernen Betrachter auch, sich der untersuchten Zeit dadurch zu nähern, indem er, heute als geschichtlich bedeutend eingestufte Ereignisse, aus der Perspektive von unmittelbar Betroffenen und Beteiligten realisiert. Wusste man was der „Befehl Nr. 1 des Petrograder Sowjets“ ist, oder bemerkte man nur dessen Auswirkungen? War der „Zwischenfall von Čeljabinsk“ nur einer in einer Kette von Zwischenfällen, die die Moral der Legion trübten? Solche und ähnliche Fragen können mit diesem methodischen Ansatz verfolgt werden.

Die verwendeten Quellen sind sich in vielen Punkten sehr ähnlich, stellenweise aber auch sehr verschieden. Sieben verschiedene Aufzeichnungen wurden untersucht: drei der Legionäre führten ein Tagebuch, drei schrieben ihre Memoiren nach der Heimkehr, einer diktierte sie in seiner Pension auf ein Tonbandgerät. Sie waren alle Tschechen, zwei von ihnen waren Mährer. Nur einer stieg vom gewöhnlichen Soldaten zum Offizier auf, zwei wurden (erneut) zu Unteroffizieren. Sie waren alle zur Zeit ihres Dienstes in der Legion zwischen 21 und 25 Jahre alt, bis auf Josef Bumba, der als einziger im Kriegsverlauf die vierzig überschritt. Alle kehrten sie sicher heim, ohne im Krieg verwundet zu werden.

Selbstzeugnisse sind eine Quelle die in der Geschichtswissenschaft zwar schon seit langer Zeit existiert, aber erst in jüngerer Zeit vermehrt zur Auswertung herangezogen wird, oftmals in Verbindung mit dem Gender- oder Identitätsaspekt. Das Problem der Autobiographie – und zu dieser Kategorie gehören im Prinzip alle hier herangezogenen Quellen – ist es, dass sie vielfach als literarische Gattung gesehen wird, die bestimmten Kriterien zu folgen hat (der Entwicklung des „Selbst“ z.B.), und nicht als historische Quelle.[25] Die Unterscheidung zwischen Literatur und Quelle ist eine Gratwanderung, deren Grenzen oft verwischt sind und es obliegt dem interpretierenden Leser darüber zu entscheiden, was er vor sich hat. Das macht das Lesen von Autobiographien sehr schwierig und man muss mit gesteigerter Sensibilität an die Zusammenhänge des Schriftstücks herangehen. Sidonie Smith und Julia Watson formulierten zwanzig Punkte an denen man sich orientieren kann.[26] Dazu gehören nicht nur offensichtliche Fragen, wie die nach der Identität des erzählenden „Ich“ (Als was sieht sich der Autor?), oder die nach dem möglichen Zielpublikum des Autors. Welche anderen Personen spielen prominente Rollen und welche werden gar nicht erwähnt, obwohl sie anwesend beziehungsweise von Bedeutung waren? Versucht der Autor durch Beweise seine Argumentation und Erzählung zu untermauern? Einige Fragen weichen in den Bereich der Psychologie ab, wie die, wie der Autor mit traumatischen Ereignissen in seinem Text umgeht.

Eine weitere Schwierigkeit bereiten die Tagebücher, besonders die nicht in Retrospektive geschriebenen, da nicht alle Merkmale die auf Autobiographien zutreffen, auch auf sie angewendet werden können.[27] Manchmal aber ist das einzige Unterscheidungsmerkmal zu anderen autobiographischen Texten nur das Aufschreiben des Datums.[28] Die ersten Tagebücher in moderner Form die im 16. Jahrhundert erstmals veröffentlicht wurden, waren bezeichnenderweise Reise- und Kriegstagebücher[29]. Persönliche Zeugnisse von Soldaten (besonders Briefe) wurden trotz der schieren Menge und dem damit verbundenem Problem der willkürlichen Selektion, als nicht unproblematische Quelle für Darstellungen des Ersten Weltkrieges herangezogen.[30] Gemeinsam ist den untersuchten Tagebüchern vor allem das Merkmal, dass sie spezifisch nur während des Krieges geschrieben wurden. Es ist nicht bekannt, ob die Autoren auch außerhalb der Kriegsereignisse vorher oder nachher ein Tagebuch geführt haben. Die Tagebücher von Holub, Hylák und Krulich sollten also die Ereignisse im Krieg festhalten, genauer noch, des Krieges aus der Sicht eines Legionärs. Dadurch wird ein Zweck erkennbar: der Schreiber wollte seine Teilnahme an der (tschechoslowakischen) Revolution, für die er sich so einsetzte, festhalten. Die Frage bleibt, für welches Publikum die Schriften gedacht waren. Da sie zu Lebzeiten der Autoren niemals erschienen sind, dürften sie vor allem für den Autor selbst geschrieben worden sein. Josef Krulich äußert sich zum Verwendungszweck seines Tagebuchs in einem Brief an seine Tochter am 18. Mai 1947 so: „[…] Ich würde es nicht gern verlieren [Das Tagebuch]. Einige Erlebnisse daraus kannst du den Kindern vorlesen, aber es ist als Aufsatz schlecht ausgearbeitet. Du musst es dir vorher durchlesen und nachher den Kindern mit eigenen Worten anpassen. Vielleicht eignen sich für sie einige Geschichten aus den Aufklärungspatrouillen, die Schlacht von Zborov, der Rückzug. Die Kämpfe mit den Boľševiki sind aber schon heikler, und die lies ihnen nicht vor. Das ist nichts für die heutige Zeit.“[31]

Sowohl Holubs als auch Krulichs Tagebuch beginnen mit dem Autor bereits als Legionär (Holub) beziehungsweise mit dem Seitenwechsel von Österreich-Ungarn nach Russland (Krulich) und enden mit der Heimkehr in die Heimat. Hyláks Tagebuch hingegen ist ein typisches Beispiel für ein Tagebuch, das plötzlich ohne ersichtlichen Grund endet. Es beginnt aber ebenso mit Hyláks Eintritt in die Legion, hat also ursprünglich denselben Zweck gehabt: das Leben des Soldaten in der Legion zu dokumentieren. Philippe Lejeune nennt vier gängige Gründe für das Schreiben eines Tagebuchs: sich auszudrücken, in Momenten der Krise zu reflektieren, die Zeit einzufangen und die einfache Freude am Schreiben.[32] Diese Motive könnte man alle für alle drei Legionäre annehmen. Die Form der Tagebücher ist insgesamt sehr verschieden. Josef Holub schreibt ein mit relativ ausführlichen Einträgen, beinahe täglich aktualisiertes Tagebuch, in dem er auch Platz für literarische Phrasen findet. Josef Krulich folgt diesem Muster zunächst bis Anfang 1918, entwickelt dann aber einen Stil, der viel enger und kürzer ist und sich meistens auf Ortsangaben beschränkt. Josef Hylák wiederum beginnt von Anfang an in einer sehr kurzen Form und wird nur selten so ausführlich wie Holub.

Die vorhandenen Memoiren sind ebenfalls unterschiedlicher Form. Dufkas und Kliments Memoiren liegen beide in gedruckter Form vor und wurden nach den Angaben der Bearbeiter zu einem ungenannten Zeitpunkt nach der Rückkehr niedergeschrieben. Josef Kliment soll sich bereits auf seiner Reise Notizen gemacht haben. Wahrscheinlich hatten diese tagebuchartigen Charakter, Kliments Endprodukt hingegen wirkt bereits sehr ausgereift. Es wurde von ihm in Form gebracht und ergänzt und zeigt ihn vor allem als anti-österreichischen Revolutionär. Josef Bumba soll seine Aufzeichnungen ebenfalls bereits im Krieg angefangen haben, was vor allem aufgrund der genauen Orts- und Zeitangaben zu Beginn des Krieges einleuchtend scheint. Trotzdem ist Bumbas Text im Nachhinein konstruiert und großteils bedacht formuliert. Er beansprucht nicht für sich ein glühender Patriot zu sein und geht mit allen beteiligten Parteien sehr kritisch um. Dennoch ist das Bild, das er vermittelt, das eines hemdsärmeligen, realistischen Unteroffiziers, der sich für seine Nation und gegen seinen Kaiser entschieden hat. Die Memoiren des ehemaligen Generals Karel Klapálek sind die einzigen, die im Rahmen seiner Biographie erschienen, die nicht von ihm selbst geschrieben wurde. Die Autoren zitieren darin wörtlich Passagen, die Klapálek Anfang der Achtziger Jahre auf Tonband aufgenommen, gesagt hat. Dabei handelt es sich im Prinzip um „Oral History“, die mit dem weitesten zeitlichen Abstand aller hier behandelter Quellen zu den besprochenen Ereignissen entstanden ist. Dementsprechend wenige Aussagen gibt es von Klapálek zu seiner Zeit in der Legion, wogegen seine Karriere im Zweiten Weltkrieg sehr ausführlich geschildert ist. Das Problem ist, dass diese Aufnahmen zu einer Zeit entstanden, als es auch bei privaten Aufnahmen nicht ratsam war, sich kritisch gegenüber dem Kommunismus zu äußern, was die möglichen Aussagen noch weiter einschränkte. Klapálek selbst spricht dieses Dilemma auch persönlich an.[33] Was man bei allen Autoren mit der Ausnahme von Josef Dufka findet, ist die oftmalige Verwendung eines erzählerischen „wir“. Das Verhalten der gesamten Einheit, der Legion oder auch beispielsweise der „Tschechen“ (im Zusammenhang mit der k.u.k. Wehrmacht) wird dabei generalisiert und mit der Meinung des Autors in Einklang gebracht. Das Gemeinschaftsgefühl wird hervorgehoben, ein Zeichen für die greifende Militarisierung des Autors und der Legion.

Die Texte sind alle in leicht verständlicher tschechischer Alltagssprache gehalten. Alle Autoren beherrschten Russisch praktisch fließend, auch wenn sie es erst in Russland gelernt haben, was zu ihren ersten Zielen in der Gefangenschaft gehörte. So las z.B. Josef Hylák regelmäßig russische Bücher und besuchte Theatervorstellungen. Einige Passagen, besonders bei Holub, die wörtliche Reden wiedergeben, sind auch in Russisch gehalten. Öfter greifen die Autoren auf russische Wörter zurück, die einen starken Eindruck auf ihre Umgangssprache hinterlassen haben. Diese Wörter sind meistens wenig überraschend militärischer Natur, da die Kommandosprache der Legion bis Anfang 1918 Russisch war. Die praktisch immer in Russisch auftauchenden Wörter sind: махорка (Tabak), броневик (Panzerzug), авангард (Vorhut), ариергард (Nachhut), очередь (Reihe), застава (Wache), каска (Helm), красный (Roter; für Boľševiki , oft auch tschechisiert[34] ), тревога (Alarm), пароход (Dampfer), наступление (Angriff; oft auch Tschechisch/Slowakisch als „nástup“) und natürlich кипяток (Heisses Wasser – für Tee) und теплушка (geschlossener Eisenbahnwaggon). Sie erscheinen manchmal tschechisiert, was aufgrund der Verwandschaft der Sprachen wenig überraschend ist.

Die Angaben die die Bearbeiter der Aufzeichnungen (in der Regel Nachkommen) zu deren Lebenslauf gemacht haben, wurden mit Informationen aus der Datenbank der tschechoslowakischen Legionäre des Zentralarchivs des Militärs in Prag (Vojenský ústřední archiv, VÚA[35] ) verglichen und wo nötig ergänzt. So führen die Einträge im Archiv die Dienstgrade sowohl in k.u.k. Wehrmacht als auch in der Legion und die Einheiten, in denen die jeweilige Person gedient hat. Die Daten im VÚA konnten Angaben der Autoren zu Geburtsdatum, Geburtsort, Einheitszugehörigkeit in k.u.k. Wehrmacht und Legion, Datum der Gefangennahme und Datum der Meldung zur Legion bestätigen und so zur Glaubwürdigkeit der Autoren beitragen. Im Folgenden stelle ich die Autoren der untersuchten Texte im Einzelnen vor: -) Josef Holub[36], geboren am 2. August 1895 in Kanina, Bezirk Mělník stammte aus einer bürgerlichen Familie und besuchte zu Kriegsausbruch eine Schule für Lehrer. Er rückte als einer der ersten im August 1914 zum Landwehr-Infanterieregiment (LIR) 8, wo er den Dienstgrad eines Zugsführers innehatte. Er geriet laut seiner Akte am 9. November 1915 bei Butky in die Hände der Russen, ein Ereignis, das er in seinem Tagebuch nicht erwähnt. Am 1. April 1917 meldete er sich zur Legion und wurde am 26. Mai aufgenommen. Für die Kerenskij-Offensive kam er zu spät und wurde dem 1. Regiment zugeordnet, bei dem er bis zum Ende verblieb. Im Kriegsverlauf konnte er erneut zum Unteroffizier aufsteigen (četař) und auch folgende Auszeichnungen erringen: Tschechoslowakisches Kriegskreuz, Orden des M.R. Štefánik „Sokol“ mit Stern, Tschechoslowakische Revolutionsmedaille, Medaille der Alliierten. Am 18. Oktober 1920 wurde er demobilisiert, ein Bild aus der Zwischenkriegszeit in Uniform zeigt ihn jedoch mit den Abzeichen eines Leutnants. Holub war im Zweiten Weltkrieg im Widerstand gegen die Besatzung aktiv. Er verstarb am 23. April 1953.

Durch seine Herkunft und Ausbildung zum Lehrer gehörte Josef Holub zur Keimzelle der tschechischen Nationalrevolutionäre, in deren Reihen sich überdurchschnittlich viele national gesinnte Lehrer fanden. Er bemüht sich in seinem Tagebuch, seine Aussagen mit Abschriften von Bekanntmachungen und Plakaten zu untermauern. Ebenso scheint er bei wichtigen Ansprachen genau mitgeschrieben zu haben, da er sich ebenso bemüht, deren Inhalt möglichst genau wiederzugeben.

-) Josef Hylák[37] wurde am 12. September 1893 in Běstovice, im Bezirk Vysoké Mýto in eine Bauernfamilie geboren. Hylák rückte im September 1914 in das LIR 30 als gewöhnlicher Soldat ein. Er geriet am 7. Juli 1915 bei Lublin in die Hände der russischen Armee. Im März 1916 meldete er sich zur Legion, konnte aber erst am 26. März 1918 einrücken. An diesem Tag begann er auch sein Tagebuch. Hylák diente beim 4. Regiment, wo er später als Telefonist ausgebildet wurde. Er verließ den Dienst als Korporal (desátnik) am 25. September 1920. Josef Hylák verstarb am 15. März 1969.

Hylák zeigt sich im Verlauf der Zeit immer frustrierter von den Entwicklungen gegen Ende 1918 innerhalb der Legion und widmet größere Teile seines Tagebuchs seinen Freizeitaktivitäten. Sein Tagebuch endet ohne Begründung am 30. April 1919.

-) Josef Krulich[38], geboren am 19. Dezember 1895 in Lukavice im Bezirk Rychnov nad

Kněžnou war Friseur. Er wurde erst im April-Mai 1915 mobilisiert und rückte beim IR 18 als gewöhnlicher Soldat ein. Seine Desertion ist in seiner Akte am 28. August 1915 verzeichnet, was mit dem Beginn der Aufzeichnungen in seinem Tagebuch, das zunächst dem Julianischen Kalender folgt, entspricht. Im Juni-Juli 1916 meldete er sich erstmals zur Legion und wurde Sein ausführliches Tagebuch ändert ab Januar 1918 den Stil und die Einträge werden deutlich kürzer, mehr im Stil Hyláks. Zwei mal lässt Krulich Kameraden Passagen in sein Tagebuch schreiben (auffällige andere Schrift), um die Ereignisse aus ihrer Sicht zu erzählen. Zwischen März und Juli 1919 hat er Seiten freigelassen, wahrscheinlich um sie später zu füllen. Dazu ist es jedoch nie gekommen. Er fasst auch öfters als die beiden anderen mehrere Tage in einem Eintrag zusammen.

-) Josef Bumba[39] wurde am 2. September 1876 in Lovčice im Bezirk Kyjov geboren. Er war

Landwirt und diente vor dem Krieg einige Jahre als Berufsunteroffizier. Bei der Mobilisierung im August 1914 wurde er in das LIR 25 als Feldwebel einberufen. Schon am 18. November 1914 wurde er gefangen genommen. Obwohl er sich bereits zuvor in der tschechoslowakischen Organisation vor Ort engagiert hatte, rückte er erst nach der Oktoberrevolution am 8. Juni 1918 zur Legion ein. Nach kurzen Kampfhandlungen wurde er als einer der älteren in die Etappe als Stabssoldat im 3. Regiment zurückgezogen. Er wurde immerhin noch zum Gefreiten befördert, bevor er am 28. November 1919 aus der Armee ausschied. Josef Bumba starb 1965 im hohen Alter.

Josef Bumba ist nicht zuletzt aufgrund seiner Erfahrung und seines höheren Alters weniger begeisterungsfähig, als seine Kameraden. Er sieht die Dinge vorsichtiger und führt oft interne Probleme auf, wo z.B. Holub nur frustriert Andeutungen macht.

-) Josef Kliment[40] wurde am 4. November 1894 in Větrušice bei Prag geboren. Seine Familie war stark sozialdemokratisch geprägt und Kliment orientierte sich ebenfalls in diesem Geiste. Im September 1914 wurde er zum Prager Hausregiment, dem IR 28, einberufen. Am 26. März 1915[41] in den Karpaten geriet er in Gefangenschaft – nach eigener Angabe mit Absicht. Am 7. Juli 1917 rückte er zur Legion ein, wo er im Rahmen des 3. Regiments eingesetzt wurde. Kliment stieg zum Korporal auf und wurde am 3. August 1920 demobilisiert. Er verstarb 1981.

Seine Memoiren widmen der Zeit in der k.u.k. Wehrmacht sehr viel Platz, etwas, das bei den anderen Tagebuchautoren weggelassen wurde. Kliment brachte seine Memoiren in eine „lesbaren“ Form und fügt oftmals zum Verständnis Erklärungen zur allgemeinen Geschichte ein.

-) Karel Klapálek[42], geboren am 26. Mai 1893 in Nové Město nad Metují, war der Sohn eines

Eisenbahners. Vor dem Krieg arbeitete er als Buchhalter, bevor er am 21. Juni 1915 zum IR 8 einberufen wurde. Am 23. September 1915[43] wurde er bei Luc‘k gefangen genommen und am

11. März 1916 meldete er sich zur Legion, wo er am 6. August 1916 einrückte. Der Krieg hinterließ einen bleibenden Eindruck bei Klapálek, der es in der Legion schaffte zum Hauptmann aufzusteigen. Am 11. Januar 1920 wurde er in die tschechoslowakische Armee übernommen, in der er seine Karriere als Ausbildner an der Offiziersschule weiter verfolgte. Nach der Auflösung der Tschechoslowakei betätigte er sich kurz im Widerstand, bevor er in den Nahen Osten flüchtete, wo er sich den tschechoslowakischen Streitkräften unter britischem Kommando anschloss. Nach seinem Dienst in Afrika ließ er sich in die Sowjetunion versetzen, wo er zum Schluss als Korpskommandant des tschechoslowakischen Armeekorps diente. Nach dem Weltkrieg fiel der mittlerweile zum General aufgestiegene Klapálek, wie viele Offiziere die sich am Widerstand von Großbritannien aus beteiligt hatten, in Ungnade und verbrachte eine Zeit als politischer Gefangener, obwohl er laut seinen Aussagen nie antikommunistisch eingestellt gewesen war. Seine freiwillige Meldung an die Front in der Sowjetunion während des Zweiten Weltkriegs, wo er im Rahmen der tschechoslowakischen Einheiten unter sowjetischen Oberkommando kämpfte, sprechen für seine Unvoreingenommenheit. Klapálek schied aus der Armee aus und wurde nur dank seiner guten Verbindungen zu Präsident Ludvík Svoboda, den er schon aus Legionszeiten kannte, wieder rehabilitiert. Klapálek verstarb am 18. November 1984.

-) Josef Dufka[44] wurde am 28. September 1895 in Hluk, im Bezirk Uherské Hradiště (dt.:

Ungarisch Hradisch in Mähren) in einer Bauernfamilie geboren. Er rückte am 25. April 1915 zum 25 LIR ein, in dem er am 6. Juni 1916 im Rahmen der Brusilov-Offensive gefangen genommen wurde. Dufka meldete sich am 4. Oktober 1917 zur Legion, die er aber schon am

10. Mai 1918 wieder verließ, um sich zur Roten Garde in Saratov zu melden. Trotzdem wird seine Demobilisierung laut seiner VÚA-Akte erst mit dem 21. Januar 1921 verzeichnet. Laut dem Legionärsgesetz wird er als einziger der besprochenen Verfasser nicht als anerkannter Legionär geführt. Das hängt sicherlich mit einer kommunistischen Meuterei in der tschechoslowakischen Armee zusammen, an der er nach der Rückkehr in die Heimat beteiligt war. Es konnte ihm jedoch nichts nachgewiesen werden. Bemerkenswert ist auch, dass Josef Dufkas Akte unter „Josef Dufek“ zu finden ist. Das könnte entweder auf schlichte Schlamperei bei der Aufnahme zurückzuführen sein, oder darauf, dass Dufka als Sympathisant der Roten nicht seinen echten Namen nennen wollte. Letzteres ist zwar unwahrscheinlich, weil sonst seine restlichen Angaben, wie Geburtsdatum und k.u.k. Einheit, korrekt sind, sollte aber nicht außer Acht gelassen werden. In der Datenbank finden sich noch zwei andere Dufkas aus Hluk, die mit ihm verwandt waren und von denen er einen auch kurz in Russland traf. Josef Dufka wurde nach dem Krieg Landwirt und betätigte sich als lokaler Chronist. In diesem Rahmen hat er auch seine Memoiren verfasst. Er starb am 1. Januar 1973. Dufkas Memoiren fallen aus dem Rahmen, da der Autor sich als einziger zu kommunistischen Werten und Ideen bekennt und für den die Legion zu sehr nach der alten k.u.k. Wehrmacht mieft. Er hatte ein offensichtliches Problem mit Autoritäten (selbst nachdem er selbst in der Roten Armee befördert wurde) und schreibt offen über seine kriminellen Aktivitäten (Betrug, Diebstahl und bewaffneter Raub) im Rahmen des Krieges, ohne apologetisch zu wirken. Trotz der pro-kommunistischen Sichtweise wäre eine Veröffentlichung in der ČSSR, die einen Rotarmisten als Bandit und Abenteurer zeigt, nicht möglich gewesen. Im Rahmen der ersten tschechoslowakischen Republik hätten seine Memoiren ebenfalls einen Aufschrei verursacht, galten doch die tschechischen Kriegsgefangenen vorrangig als gute Patrioten, die sich zur Legion gemeldet hatten und nicht als Rotarmisten.

II.DietschechoslowakischeLegion in Russland: ein Überblick

Aus Gründen der Vollständigkeit, und um das Thema in einen Rahmen zu betten, ist es notwendig, die Geschichte der tschechoslowakischen Militäreinheiten in Russland – wenn auch nur im Überblick – zu schildern. Auf die einzelnen kritischen Ereignisse wird im Verlauf des Textes näher eingegangen.

Der Begriff „Legion“, der heute für die Gesamtheit der tschechoslowakischen Militärformationen verwendet wird, wurde ursprünglich nicht von den Soldaten selbst verwendet, sondern ist in der Presse aufgekommen.[45] Wegen der Anlehnung des Begriffs an die innerhalb der k.u.k. Bewaffneten Macht kämpfende Polnische Legion, wurde er von den Soldaten selbst anfänglich abgelehnt, aber er etablierte sich schon kurz danach fest im Wortschatz.[46] Er wird auch in Folge in dieser Arbeit für alle tschechoslowakischen militärischen Organisationen in Russland verwendet.

Der Nukleus der tschechoslowakischen Legion in Russland war die Česká Družina, also die „Tschechische Gefolgschaft“, die sich aus tschechischen Freiwilligen (und einigen wenigen Slowaken) die in Russland ansässig waren (sowohl Staatsangehörige Österreich-Ungarns, als auch russische Staatsbürger), bereits im September 1914 rekrutierte. Der Aufstellung waren patriotische Demonstrationen vorangegangen, die sich in der anfänglichen Kriegseuphorie für die Befreiung Tschechiens vom „deutschen Joch“ ausgesprochen haben. Die Družina, ein Bataillons-großer Verband, fungierte als Bestandteil der russischen Armee und war vor allem für propagandistische und nachrichtendienstliche Aufgaben vorgesehen, nicht als Kampfeinheit. Sie sollte die Tschechen unter den österreichisch-ungarischen Soldaten zum Überlaufen bringen und mit ihren Sprachkenntnissen Informationen sammeln und Aufklärungspatrouillen durchführen. 1915 konsolidierte sich die Auslandsaktion der Tschechen in den USA mit der der Slowaken[47] und die Bewegung wurde nun „tschecho- slowakisch“, beziehungsweise später „tschechoslowakisch“. Die Družina sollte mit tschechischen und slowakischen Freiwilligen unter den Kriegsgefangenen in Russland verstärkt werden, was von der russischen Regierung zwar nicht verhindert, aber zumindest aus strategischen Gründen behindert wurde. Nach der Februarrevolution 1917 hatte die Družina aber genug Mannschaftsstärke, um als Brigade von drei nominellen Regimentern in den regulären Kampfeinsatz zu kommen. Sie bewährte sich im Rahmen der Kerenskij- Offensive (2. Brusilov-Offensive) im Juni 1917 in der „Schlacht von Zborov“. Trotz empfindlicher Verluste beim nachfolgenden Rückzug der russischen Armee, hinterließ der Kampfeinsatz genug Eindruck sowohl bei der russischen Revolutionsregierung, als auch bei den anderen Alliierten, um die tschechoslowakische Sache zu stärken. Eine der Maßnahmen war, dass der Ausbau der Legion nicht mehr vom russischen Militär behindert wurde, das zu diesem Zeitpunkt mehr loyale Einheiten mit starker Moral benötigte. Das Rekrutierungspotenzial war gewaltig und im Verlauf des Sommers 1917 wuchs die Brigade zu einem Armeekorps von zwei Divisionen an. Nachdem die Oktoberrevolution und der ausgehandelte Frieden zwischen den Sowjets und den Mittelmächten eine Hoffnung auf erneute militärische Anstrengungen gegen die Mittelmächte zunichte gemacht hatte, musste sich die Legion vor dem Vorstoß dieser in die Ukraine (Anfang 1918), nach Russland zurückziehen. Dabei musste sie mehrfach Rückzugsgefechte durchführen, von denen das bedeutendste und heftigste als „Schlacht von Bachmač“ Berühmtheit erlangte. In Russland stieß man auf Misstrauen von Seiten der neuen sowjetischen Regierung, die sich von einem großen, geschlossenem und hoch motiviertem Armeekorps einer fremden Macht[48] bedroht fühlte. Es wurde verlangt, die Legion zu entwaffnen, während gleichzeitig die Alliierten darüber spekulierten, wie sie die tschechoslowakischen Soldaten auf den westeuropäischen Kriegsschauplatz bringen konnten[49], oder die Ostfront gegen die Mittelmächte wieder beleben konnten. Schließlich kam es aufgrund der nervösen Stimmung in der Legion, während bereits Entwaffnungsmaßnahmen der Sowjets anliefen, zu einem Zusammenstoß mit sowjetischen Behörden in Čeljabinsk („Zwischenfall von Čeljabinsk“), der durch ein Scharmützel zwischen Legionären und österreichisch-ungarischen Kriegsgefangenen ausgelöst wurde. Nur kurze Zeit später bemächtigte sich die Legion Ende Mai 1918 militärisch aller Städte entlang der Transsibirischen Eisenbahn von Penza aus. Die lokalen bolschewistischen Sowjets mit ihren irregulären Streitkräften wurden bekämpft und an ihre Stelle anti-bolschewistische Regierungen, vorwiegend Sozialrevolutionäre[50] eingesetzt. Bis zum Herbst 1918 dauerte die Beseitigung von größeren Widerstandsnestern entlang der Transsib und gleichzeitig mussten sich die Tschechoslowaken des Drucks aus dem Westen erwehren, von wo aus die neu ausgebildete Rote Armee ihre Offensive entlang der Volga startete. Die Legion bildete zu diesem Zeitpunkt das Rückgrat der Weißen Bewegung Sibiriens, die im Entstehen war. Im Herbst 1918 musste man empfindliche Rückschläge, wie den Verlust Kazan’’s und Samaras verkraften und gleichzeitig verstärkten sich in Omsk die konservativen (reaktionären) weißen Elemente rund um die Monarchisten. Die Alliierten erkannten in dieser Situation eine strategische Möglichkeit in Russland, die Boľševiki wieder zu entmachten und so das Land wieder in den Krieg zu bringen und verlangten von der tschechoslowakischen politischen Führung, dass sie ihre Truppen nicht abzog. Obwohl der Weg nach Vladivostok nun frei gewesen wäre, zwangen die Befehle die Legion weiterhin zu kämpfen. Das stieß auf heftigen Unwillen der Truppen, die sich Ende Oktober 1918 weigerten an die Volgafront zu fahren. Die Armee wurde trotzdem weiter mit Kriegsgefangenen in Sibirien ausgebaut, so dass schließlich zwölf Infanterieregimenter („Schützenregimenter“), drei leichte Artillerieregimenter, zwei Kavallerieregimenter und verschiedene andere Abteilungen (darunter auch Flieger) das „Tschechoslowakische Heer in Russland“ bildeten. Den Großteil des Kampfes gegen die Rote Armee bestritt 1919 die Sibirische Armee der Omsker Regierung von Admiral Aleksandr Kolčak, die jedoch Ende Sommer 1919 entscheidende Niederlagen erlitt und sich ebenfalls nach Osten zurückziehen musste. Damit entschieden sich die Alliierten, Kolčak fallen zu lassen und die Legion endlich abrücken zu lassen, was schließlich das effektive Ende der Intervention war. Im September 1920 verließen die letzten der insgesamt ca. 70 000 tschechoslowakischen Soldaten Vladivostok.

III.Aus Österreich-Ungarn in den Ersten Weltkrieg

1.Der Krieg vor dem Einrücken in die Armee Franz Josefs

Die patriotische Stimmung bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs hielt sich unter den Tschechen und Slowaken der Donaumonarchie in Grenzen. Die Identifikation mit dem Staat litt unter der weit verbreiteten ablehnenden Haltung gegenüber den „ersten Völkern“, den Deutschen und den Magyaren.[51] Der Versuch die Vorherrschaft der politisch privilegierten Deutschen und Magyaren innerhalb des Kaiserreichs zu durchbrechen, hatte mit dem Aufkommen des nationalen Bewusstseins in Europa im 19. Jh begonnen. Die Slawen Österreich-Ungarns waren besonders vom Panslawismus, der von Russland ausging, beeinflusst. Dabei ist wichtig zu vermerken, dass dieser vornehmlich bei Slawen, die nicht unter der Herrschaft des Zaren standen, Gehör fand: Tschechen, Slowaken, Serben, Kroaten, Slowenen. Aber auch unter den Ruthenen/Ukrainern gab es aufgrund ihrer sprachlichen und kulturellen Verbindungen zu den Menschen hinter der Grenze russophile Tendenzen. Die polnischen Freiheitsbestrebungen gingen einen umgekehrten Weg, wie die Bildung der Polnischen Legion unter Józef Piłsudski zeigt. Führend bei der Verbreitung des Panslawismus unter den Tschechen war der Kreis rund um den russophilen Karel Kramář, dem die mehr dem Westen zugewandten Anhänger T.G. Masaryks entgegenstanden.

Insbesondere die Generalmobilmachung und die damit eingehende Einberufung in die ungeliebte k.u.k. Bewaffnete Macht erregten Unmut. Selbst ein Militarist und spätere überzeugte Karriere-General wie Karel Klapálek bemerkt zu seiner frühen Dienstzeit in der Wehrmacht des Kaisers: „Ich hasste die Armee, ich hasste die Uniform, die sie mir angezogen haben.“[52] Die Verhältnisse die in der k.u.k. Wehrmacht herrschten, machten sie für Angehörige der tschechischen und insbesondere der slowakischen Nationalität unattraktiv und ließen sie wie ein Unterdrückungsinstrument der privilegierten Nationalitäten wirken. Das verwundert nicht, wenn man sich die Zusammensetzung des k.u.k. Heeres (ohne die k.k. Landwehr und die k.u. Honvéd!) im Detail ansieht. Während die Anzahl der Soldaten gemessen in Relation zur Gesamtbevölkerung bei den Tschechen und Slowaken übereinstimmt (13% Tschechen und 4% Slowaken)[53], so ist das Verhältnis bei den Offizieren ein ganz anderes: 7,3% der Offiziere sind 1914 Tschechen, gerade einmal 0,1% Slowaken![54]

Eine Armee unter deren Offiziere und Kommandanten nur wenige Landsleute waren, und deren Kommandosprache Deutsch beziehungsweise Ungarisch[55] war, konnte nur schwer als „eigene Armee“ verstanden werden. Zwar tat man innerhalb der k.u.k. Bewaffneten Macht sehr viel, um auf das Bedürfnis der Nationalitäten, die eigene Sprache zu sprechen, einzugehen, aber in der Praxis scheint das nur begrenzte Wirkung gehabt zu haben. Die Soldaten mussten zumindest die wichtigsten militärischen Begriffe und Redewendungen auf Deutsch verstehen, was sie oft wohl nur sehr holprig taten. Das fällt in den Aufzeichnungen dadurch auf, dass deutsche (und zugleich meist militärische) Begriffe tendenziell falsch geschrieben sind: z.B. „Obrst“ statt „Oberst“, „Forverts“ statt „Vorwärts“, etc. Jeder österreichisch-ungarische Offizier ist verpflichtet, die „Regimentssprache“[56] – dabei konnte es sich durchaus um mehrere handeln – zu erlernen, was zum Teil auf Kosten der allgemeinen militärischen Ausbildung ging, und nicht immer von Erfolg gekrönt war: so konnten Angehörige des Infanterieregiments 28, das zum Großteil aus Tschechen bestand[57], während der Kämpfe an der Front in den Karpaten im Frühjahr 1915 nach einem russischen Angriff Gefangene machen. Um die Soldaten zu verhören, mangelte es jedoch den deutschen und ungarischen Offizieren an Sprachkenntnissen, also wurde erst nachher der einzige anwesende, tschechische Offizier der Einheit, ein Leutnant Novák, hinzugeholt. Der Leutnant versuchte es erst einmal auf Polnisch, woraufhin sich ein russischer Unteroffizier meldete, dass er Polnisch verstünde. Durch die Befragung erkannte Leutnant Novák tschechische Ausdrücke im Wortschatz des Unteroffiziers. Es stellte sich schließlich heraus, dass es sich hier um einen der Legionäre der Družina handelte, der Novák einiges über die Vorgehensweise der Družina anvertraute, als dieser andeutete, selbst desertieren zu wollen. Bezeichnend ist auf jeden Fall, dass die anderen Offiziere sich von dem Verhör bald fern hielten, da sie sinnbildlich übersetzt „keinen Deut verstanden haben“.[58] Josef Bumba erwähnt, dass alle Offiziere in der Kompanie seines großteils tschechischen Regiments Deutsche aus Wien seien. Nur einer, ein gewisser Horák (offensichtlich vom Namen her zu schließen ein tschechischer Auswanderer in zweiter Generation) versteht Tschechisch.[59] Stone führt zwar an, dass viele der altgedienten, sprachkundigen Offiziere aufgrund der hohen Verluste in den ersten Kriegsmonaten ausfielen[60], aber Anfang 1915 hätten sich noch einige altgediente Offiziere finden müssen. Ebenso bezeichnend ist die Einstellung von Leutnant Novák, der keine der erfragten Informationen an seine Vorgesetzten weitergab. An diesem Beispiel ist aber auch das Misstrauen, das tschechischen Offizieren entgegengebracht wurde, gewisserweise verständlich. Der Vorsitzende der Zweigstelle des Nationalrates in Russland Bohdan Pavlů[61], war ein weiterer Aktivist und Legionär, der aus den Reihen des k.u.k.-Offizierskorps hervorgegangen war.

Das Sprachenchaos trieb derart wilde Blüten, dass z.B. ein großteils slowakisches Regiment von seinem Kommandanten auf Englisch befehligt wurde. Die meisten der Angehörigen hatten nämlich in Erwartung einer baldigen Auswanderung nach Nordamerika die Sprache gelernt.[62]

Von Kriegsbegeisterung wie andernorts in der Monarchie war selbst in den ersten Wochen nicht viel zu spüren. Josef Kliment beschreibt als Augenzeuge, wie eine Versammlung von Angehörigen die erste ausrückende Truppe Anfang August 1914 unter Tränen (nicht Jubelrufen) verabschiedeten, von der Polizei weggejagt und teils misshandelt wurden.[63] Solche Repressionen schufen nicht unbedingt Sympathien für die Behörden. Von trauernden statt jubelnden Menschen in Bahnstationen bei der Fahrt zur Front berichtet auch Josef Bumba.[64] Ebenso waren die Ziele der Kriegsunternehmungen Österreich-Ungarns, Serbien und Russland, als slawische Staaten nicht geeignet, um Kriegsbegeisterung bei Tschechen und Slowaken hervorzurufen. Kliment, der sich allerdings in einem urbanen Arbeiterumfeld am Rande Prags bewegt hat, behauptet sogar, dass eine einhellige Ablehnung des Krieges gegen Russland herrschte. Diese „subversiven“ Aktivitäten blieben natürlich nicht unbemerkt, und bereits kurz vor dem Krieg wurde das Kriegsüberwachungsamt gegründet, welches eben solche illoyalen Elemente ausfindig machen sollte.[65]

Bald danach, macht sich auch unter den Kriegsbegeisterten Ernüchterung breit, als die ersten Verwundeten heimkehren und aus erster Hand von den Vorgängen an der Front erzählen. Der erste Kriegsmonat August forderte besonders hohe Opferzahlen nicht nur an der Ostfront, da die Generäle trotz aller modernen Erkenntnisse (insbesondere aus dem Russisch-Japanischen Krieg) noch offensiv wie mit Armeen des 19. Jh manövrierten, jegliche moderne Feuerkraft ignorierend.[66] Neuigkeiten aus der Zeitung wurden nicht ohne Kritik und Misstrauen aufgenommen. Man erkennt die offensichtlichen Probleme, die die Mobilisierung der k.u.k. Bewaffneten Macht[67] und ihre Offensive gegen Serbien begleiten, durch das „Lesen zwischen den Zeilen“.[68]

Die zitierten Äußerungen der Legionäre über den Kriegsausbruch und die Gefühle gegenüber dem Staat Österreich-Ungarn gelten nicht universell für alle Tschechen oder Slowaken. Unter den für einen unabhängigen Staat kämpfenden Legionären finden sich wenig überraschend viele Nonkonformisten, die keine Loyalität zur Donaumonarchie aufbrachten. Ebenso war es für sie opportun sich stark vom Habsburgerstaat zu distanzieren, um ihren revolutionären Geist zu unterstreichen und eine stärkere Kontinuität in ihrem Werdegang im I.

Československý odboj (I. Tschechoslowakischer Abwehrkampf)[69] aufzuweisen. Dem gegenüber stehen zahlreiche loyale Tschechen und Slowaken, die ihren Dienst in der k.u.k. Wehrmacht versahen und sich bis zum Schluss in erster Linie als Österreicher fühlten.

2.SpätereLegionäre als Angehörige der k.u.k. Bewaffneten Macht

Das Einrücken in die Armee riss die jungen Männer zum ersten Mal aus ihrem zivilen Umfeld. Bezeichnenderweise scheint sich aber keiner romantische Vorstellungen von der Militärzeit gemacht zu haben[70]. Stattdessen machte sich nur Ernüchterung über die erwarteten Zustände breit, die wahrlich nicht für das Organisationstalent der k.u.k. Wehrmacht sprachen, was wohl auch mit dem erwähnten allgemeinen Chaos der Mobilisierung zusammenhing. Während ein einfacher Rekrut wie Josef Kliment beim Prager IR 28 am ersten Tag als einzige Armee sehr kritisch und herausfordernd gegenüber: Stone, 126

Mahlzeit eine Ration Kaffee fragwürdiger Qualität bekommt, verzichtet der erfahrene Unteroffizier der Reserve Josef Bumba beim 25. Landwehr IR gar darauf, in den ersten zwei Tagen das Kasernengelände zu betreten, da es hoffnungslos überfüllt ist. Geschlafen wird in mitgebrachter Zivilkleidung auf dem mit Stroh ausgestreuten Boden.[71] Grund dafür war, dass das Militär nicht auf das Eintreffen derart vieler Rekruten vorbereitet war, denn ein mehrtägiger Aufschub der Einrückungsfrist wurde von vielen nicht ausgenutzt.[72] Der Transport zur Front erfolgt in oftmals überfüllten Eisenbahnwaggons.[73] Die Abfahrt weckt widersprüchliche Gefühle in den Soldaten – einerseits ist es ein Aufbruch in das Ungewisse, möglicherweise in das eigene Verderben, andererseits spürt man eine gewisse jugendliche Neugier und Abenteuerlust. Josef Kliments emotionaler Abschied von seinem Vater bewirkt bei ihm bereits zu diesem Zeitpunkt die Entscheidung, „bei der ersten Gelegenheit nach Russland“ wegzulaufen.[74] Eine erste persönliche Begegnung mit dem Krieg und seinen Schrecken widerfährt den Soldaten beim Marsch von den hinteren Linien an die Front, die sich zum beschriebenen Zeitpunkt im österreichischen Abschnitt durch Galizien zieht. Hier sehen sie zum ersten Mal Tote, die Auswirkungen von Artilleriefeuer (zerstörte Häuser und Landschaft) und Seuchen (Cholera und Typhus)[75] sowie auch die Bewohner Galiziens und ihre typischen aus Holzhäusern gebauten Dörfer.

Die Ostfront ist 1914-1915 ein dynamischer Kriegsschauplatz. Die weiten Räume gestatten es den Armeen, stärker zu manövrieren, als es an der sehr dicht besetzten Westfront der Fall war.[76] Die k.u.k. Bewaffnete Macht stößt sehr bald auf ihre Grenzen. Während die Deutschen im Norden bei der „2. Schlacht von Tannenberg“ und im September bei den Masurischen Seen dank einer Kombination aus glücklichen Umständen und ernsthaften Missständen in der russischen Führungsspitze den Gegner klar dominieren, müssen sich die Streitkräfte der Donaumonarchie nach einer zurückgeschlagenen Offensive zurückziehen.[77] Wegen der Bewegungen der Armeen verändert sich die Lage täglich, die enormen Menschenmassen die dabei bewegt werden, verzerren den Blick auf das Wesentliche.[78] Bezeichnend ist dabei, dass selbst ein Unteroffizier wie Josef Bumba kaum einen Überblick über die Kampflage zu haben scheint und nur Geschehnisse auflistet, ohne darauf einzugehen, warum etwas getan wurde: Stellungswechsel folgt auf Stellungswechsel, Gräben werden notdürftig ausgehoben. Es kommt zu Vorfällen von „Friendly Fire“[79], Einheiten werden auseinander gerissen, und finden später wieder zusammen.[80]

Österreich-Ungarn steht nach dem Fall der Festung Przemyśl am 22.03.1915, wo ca. 120 000 Mann in Gefangenschaft geraten, nahe am militärischen Kollaps.[81] Russland verfolgt eine gezielte Offensive in den Karpaten, um Österreich-Ungarn so schnell es geht aus dem Krieg auszuschalten. Durch deutsche Hilfe am österreichischen Frontabschnitt, und die Entlastung durch die stabile und erfolgreiche Front im deutschen Abschnitt, die eine große Masse russischer Truppen bindet, wird die k.u.k. Bewaffnete Macht aber vor schlimmeren bewahrt.[82] Die Disziplin wird sehr streng gehandhabt. Das berüchtigte Aufhängen von Soldaten mit am Rücken zusammengebundenen Händen war eine gängige Praxis zur Bestrafung.[83] Manche Offiziere neigen zu Brutalität und schlagen die Untergebenen. Feldwebel Bumba führt trocken und missbilligend an, wie ein Brigadekommandeur namens Pech aus Graz Wachsoldaten mit einer Spitzhacke (sic!) verprügelt habe, weil sie es versäumt hatten, vor ihm in „Habt Acht“-Stellung zu gehen.[84] Durch die Belastungen der langen Märsche mit schwerem Gepäck[85] kommt es zu Übermüdung, und dadurch zweierlei Gefahr: nicht nur gegenüber dem Feind muss man wachsam sein, sondern gegenüber auch den eigenen Vorgesetzten. Wer auf dem Wachtposten schlafend erwischt wird, dem droht mehr als die gewöhnliche Strafe, sondern Standgericht und Erschießungskommando. Josef Dufka wird schlafend von einem Gefreiten erwischt, der sein Gewehr stiehlt und danach den Feldwebel ruft. In Dufka steigt Panik vor dem in seiner Vorstellung als sicher geltenden Todesurteil auf, eine Flucht nach Russland erscheint ihm als der einzige Ausweg. Bevor er sein Vorhaben verwirklichen kann, tauchen der Feldwebel mit dem Gefreiten auf, und bringen ihn zum Kompaniekommandanten. Aufgrund der mildernden Umstände, wegen der großen Erschöpfung durch den Marsch, beschließt der Kompaniekommandant, ein tschechischer Fähnrich, den Vorfall nicht zu melden, da das Kriegsgericht ihn „so gut wie sicher zum Tode verurteilen“ würde.[86] Die Angst vor der Erbarmungslosigkeit des Militärapparates gegenüber den eigenen Leuten ist fest verankert, auch wenn die Realität glücklicherweise manchmal anders verläuft. Dufka entkommt dem Kriegsgericht aber trotzdem nicht. Im Winter 1915- 1916 ist er nach einem Lazarettaufenthalt kurz im Hinterland stationiert und wird schwer betrunken im Dienst erwischt. Hinter der Front hält man die Disziplin offensichtlich aufrecht, und Dufka wird unter Arrest gestellt. Man verhört ihn innerhalb von zwei Tagen fünfmal (sic!) zu dem Vorfall, und er wird wieder an die Front geschickt, mit dem Versprechen, dass das Gericht erst nach dem Krieg abgehalten werde.[87] Hier wird bereits der im Winter 1915 herrschende Mangel der k.u.k. Wehrmacht an Frontsoldaten deutlich.[88] Man hält sich nicht mit Lappalien auf, jeder Mann wird zum Halten der Front benötigt.

Die Kampfbereitschaft der Völker der Monarchie, und hier insbesondere der Tschechen, war und ist immer noch ein stark diskutiertes Thema in der Literatur zum Ersten Weltkrieg. Österreichische Autoren mit Verbindung zur k.u.k. Bewaffneten Macht scheinen dazu zu tendieren, die Leistungen und die Loyalität der Tschechen hervorzuheben[89], wenn es auch einen generellen Konsens darüber zu geben scheint, dass viele Tschechen unwillig Befehle befolgten. Dazu Josef Kliment: „Rechts nahe des Waldes standen Magyaren, die ausdauernd auf die russischen Positionen schossen, aber aus unseren Gräben fiel nur hier und da ein Schuss, und das auch nur unter dem Druck des befehlshabenden magyarischen Offiziers.“ Der zuvor schon erwähnte tschechische Leutnant Novák ist ebenfalls im Graben anwesend, erteilt aber mit Absicht keine Befehle.[90] Josef Kliment weigert sich so sehr auf den Feind zu feuern, dass er sein Gewehr praktisch gar nicht beachtet. Als er sich nach einem misslungenen Angriff selbst ins Bein schießen will, um eine Verwundung zu fingieren, kommt er darauf, dass sein Gewehr nach den paar Wochen an der Front vollkommen verrostet und funktionsunfähig ist![91]

Die Unwilligkeit vorrangig tschechischer Einheiten, riskante Befehle anzunehmen wird vor allem Anfang 1915 publik, nachdem es zu einigen Vorfällen mit vorwiegend tschechischen Regimentern gekommen ist: Elemente des IR 36 und des Landwehr IR 30 ergeben sich zum Teil geschlossen ohne große Gegenwehr. Die Sachlage ist aber nach wie vor unklar.[92] Besondere Berühmtheit erlangte die Gefangennahme des IR 28 (dessen Angehöriger Josef Kliment war) am 3.4.1915 bei Dukla, wo ungefähr 1200 Soldaten ohne Gegenwehr geschlossen die Waffen streckten.[93] Das IR 28 wurde daraufhin sogar vom Kaiser offiziell aufgelöst, wenn auch später im Verlauf des Krieges rehabilitiert und neu aufgestellt. Nicht unwichtig scheint die Tatsache, dass das IR 28 ein Prager Regiment war, und seine Mannschaft besonders stark vom tschechisch-nationalistischen, anti-militaristischen und anti- österreichischen Gedankengut durchdrungen war, wie Kliment immer wieder betont.

Fälle von Ungehorsam und Widerwillen finden sich sonst eher individuell und nicht in kollektivem Ausmaß. So berichtet auch Dufka von Ungehorsam gegenüber riskanten Befehlen, und zwar von seiner Seite aus: Er weigert sich, zwei angeschossene Soldaten, die den Graben verlassen haben, um Wasser zu holen, zu bergen. Der den Befehl gebende Feldwebel droht ihm mit dem Kriegsgericht und gibt den Befehl an einen anderen Soldaten weiter, der kaum hat er den Graben verlassen, mit einem Kopfschuss tot zusammenbricht.

Vom angedrohten Kriegsgericht ist danach keine Rede mehr, die Einheit wartet die Dunkelheit ab, um den Graben verlassen zu können.[94] Dufka drückt sich auch vor dem Dienst, als er sich bei dem Rückweg von einer ärztlichen Untersuchung hinter den Frontlinien absichtlich verläuft. Da er im Wald durch Zufall genug Nahrung für drei Tage vorfindet, bleibt er auch so lange von der Truppe weg, äußert jedoch noch nicht den Wunsch auf Dauer zu desertieren. In der Zwischenzeit wird ein Sturmangriff mit hohen Verlusten durchgeführt.

Abermals rettet die Vernachlässigung seiner Soldatenpflicht Dufka möglicherweise das Leben.[95] Er erwähnt nichts darüber, dass seine Abwesenheit jemandem bei der Einheit aufgefallen wäre, woraus man schließen könnte, dass eine gewisse Bewegungsfreiheit möglich war, und auch zumindest etwas Vertrauen in die Loyalität der Soldaten gesetzt wurde. Die Befehlsverweigerung hängt wohl auch mit Dufkas negativen Erfahrungen zusammen. So zögert er davor nicht, sich für ein überaus riskantes Unternehmen (die Stürmung einer feindlichen MG-Stellung in einem Haus) noch freiwillig zu melden.

Feldwebel Bumba, der in derselben Einheit wie Dufka, dem Landwehr IR 25, diente, erwähnt überhaupt keine Fälle von Befehlsverweigerung. Er nimmt an den Kämpfen allerdings noch mit der vor dem Krieg rekrutierten Besetzung von Offizieren und Unteroffizieren teil, die zweifellos eine höhere Motivation aufwiesen.

Wie es sich mit der Kampfmoral in den mehrheitlich slowakischen Regimentern verhalten hat, muss an dieser Stelle ohne direkte Zitate von slowakischen Soldaten rekonstruiert werden.[96] Glaise-Horstenau führt in seiner Analyse der „Kampftüchtigkeit“ die Slowaken zusammen mit den Slowenen gleich hinter den als sehr effektiv und „unübertrefflich“ eingeschätzten Kroaten an.[97] Auch die magyarischsprachigen Zeitungen aus dem späteren Gebiet der Slowakei werden zu Anfang des Krieges nicht müde, nicht nur den Patriotismus des slowakischen Volkes zu preisen, sondern bringen auch regelmäßig Geschichten über den Heldenmut der slowakischen Soldaten an der Front. Man darf hier natürlich nicht den propagandistischen Effekt, der verbreitet werden sollte, vergessen.[98] Eine große Meuterei von Seiten eines mehrheitlich slowakischen Regiments fand erst Anfang Juni 1918 in Kragujevac (Serbien) statt und wurde publik.[99] Aus der russischen Kriegsgefangenschaft heimgekehrte Soldaten, deren Zahl sich um die 3500 bewegt haben muss, des IR 71[100] agitierten unter Einfluss der Tschechoslowakischen Legion (es befanden sich laut Aussagen der Beteiligten auch ehemalige Angehörige der Družina unter den Heimkehrern), sowie des Bolschewismus und es kam zum Aufstand. Der auch nationalistisch orientierte Charakter der Meuterei[101] wurde von den Behörden in der Öffentlichkeit unterschlagen, und die Schuld Alkoholismus und – ironischerweise und berechnend – primär bolschewistischer Agitation gegeben. Die Meuterei wurde zerschlagen, und obwohl Meuterer flüchten konnten, wurden 44 von ihnen zum Tode verurteilt und erschossen.[102] Trotz der Tragweite dieses Ereignisses, darf man aber nicht vergessen, dass zum gegebenen Zeitpunkt die Bereitschaft zum offenen Aufruhr gegen die Monarchie aufgrund des allgemeinen Kriegsverlaufs und der Handlungen der tschechoslowakischen Auslandsaktion, sicherlich weit höher war, als zu Kriegsbeginn. Die Slowaken erlangten aber im Gegensatz zu den Tschechen nicht deren Prominenz als „unzuverlässige Truppen“, wohl auch wegen der bewussten Ausblendung der Slowaken als Nation durch das Königreich Ungarn.

Die nach den deutschen Erfahrungen an der Westfront[103] ab 1916 gebauten österreichisch- ungarischen Frontbefestigungen und das ausgereifte Grabensystem mochten mitunter ein weiterer Grund für die Passivität der Truppen der Bewaffneten Macht gewesen sein. Sie fühlten sich in ihren Stellungen sicher und unantastbar, und hatten deshalb Angst vor einem Sturmangriff auf ein ähnliches Verteidigungssystem. Wenn Artillerie als Angriffsvorbereitung die Drahtverhaue vor den Gräben weggefegt hatte, war das Gefühl der Sicherheit dahin, oft machte sich Panik breit.[104] Die österreichischen Gräben und Drahtverhaue waren in drei Linien (wovon die erste am besten befestigt war) weitläufig angelegt und mit zahlreichen Sandsäcken, Drahtverhauen auch innerhalb der Gräben und stellenweise sogar mit Beton befestigt.[105] Die sich später bei Angriffen auf den Graben als fatal erweisenden tiefen Fuchslöcher und zahlreiche andere unterirdische Bunker boten Schutz vor der Artillerie.

Viele Soldaten wollen, nachdem sie die Front und wie es dort zugeht, gesehen haben, von dort weg. Sie bedienen sich dabei Methoden, die durchaus auch Jaroslav Hašeks Erzählungen über den Braven Soldaten Švejk entsprungen sein könnten. Neben der Gefangennahme durch den Feind, oder gleich offener Desertion, von der noch später detailliert die Rede sein wird, bot sich den Soldaten dabei vor allem das rettende Lazarett weit hinter den Frontlinien an. Soldaten die leicht verwundet werden, werden regelrecht beneidet: „Ich bereite mich für den Angriff vor, der Soldat, der neben mir stand – Březina – wird am Oberschenkel verwundet, wir beneiden ihn alle, da er sich [vom Angriff] befreit hat.“[106] Oder in der Version des Soldaten František Leitl: „[Ein Soldat wird durch einen Schrapnell im Fuß verwundet] … Wir verbanden ihn und in dem Augenblick beneideten ihn alle: ‚Das war ein Jahrtausendtreffer!’ Er ging gleich nach hinten, und wir rein [in den Angriff].“[107] Eine radikalere Methode ist die Fälschung einer Verwundung durch Selbstverstümmelung, wie bereits von Josef Kliment berichtet wurde. Auch Josef Dufka trägt sich mit dem Gedanken, sich mit einem Stein das Bein zu zerschmettern oder ins Bein zu schießen. Er verzichtet aber darauf, aus Angst, dass Pulverrückstände in der Wunde eine Blutvergiftung auslösen könnten.[108] Statt auf solch drastische Mittel zurückzugreifen, kann man auch einfach erkranken, um wenigstens für einige Tage in das Lazarett zu kommen. Als Josef Dufka Veteranen über den Winter an der Front erzählen hört, bekommt er es mit der Angst zu tun und entschließt sich, selbst eine Krankheit bei sich herbeizuführen, um im Lazarett zu überwintern.[109] Zuerst isst er halbgar gekochte, mit schmutzigem Wasser gekochte Kartoffeln, kombiniert mit Herbeiführung einer Erkältung. Eine aufgrund der Verbreitung von Typhus und Cholera sehr gefährliche Methode. Trotz aller Bemühungen braucht Dufka einige Tage, um tatsächlich zu erkranken, er hat offensichtlich ein gutes Immunsystem. Er wird zur ärztlichen Untersuchung hinter die Front geschickt, wo er sein Thermometer mit warmen Kartoffeln manipulieren muss, da sein Fieber wieder gefallen ist! Da er bereits Anfang Februar 1916 wieder in ein Marschbataillon an die Front eingegliedert wird, täuscht er mit Hilfe eines zurechtgeschnitzten Stücks Seife Tripper vor, in der Kenntnis, dass Geschlechtskrankheiten von den Militärärzten besonders ernst genommen werden. Dies hat prompt Erfolg, und Dufka wird in ein Militärspital in Wien geschickt. Man kommt allerdings schon bald auf den Betrug, und Dufka erwartet abermals eine Anzeige, die aber wieder für die Zeit nach dem Krieg aufgeschoben wird.[110] Das Problem der Simulanten war ein ernsthaftes, und Josef Dufka nur einer unter vielen. Besonders die Kunde über Schrecken des Karpatenwinters 1914-1915, wie Erfrierungen an den Füßen und Seuchen, verbreiteten sich wie ein Lauffeuer unter den Truppen der k.u.k. Bewaffneten Macht, und die wenig motivierten Soldaten zeigten sich bereit, sich dem Winter an der Front zu entziehen.[111] Die Ärzte zeigen manchmal eine Abgebrühtheit und Härte gegenüber den Soldaten, die deren nationalistische Abneigungen gegenüber Deutschen und Ungarn nur noch bestärkt. Ein magyarischer Militärarzt weist Kliment und andere Soldaten, die Erfrierungen davongetragen haben, mit den harschen Worten „Wenn dir die Finger abfallen, komm wieder, vielleicht werde ich dich dann anerkennen!“ zurück.[112]

Insgesamt ist zu sagen, dass bis auf den ehemaligen Berufsunteroffizier Josef Bumba, der Militärdienst in der k.u.k. Bewaffneten Macht von allen untersuchten Quellen, die sich dazu äußern, zumindest abgelehnt bis verabscheut wird. Selbst bei Feldwebel Bumba kommen stellenweise in seinem sonst sehr nüchtern-neutral und persönlich ehrlich gehaltenen Bericht kritische Untertöne vor. Diese Einstellung und Ablehnung Österreich-Ungarns ist sicherlich einer der Gründe für einen späteren Eintritt in die Legion, die eine gänzlich andere Form des Militarismus pflegte.

Die Erinnerungen an den Dienst in der k.u.k. Wehrmacht stehen in scharfen Kontrast zu den Erfahrungen in der Legion und in Russland. Sie stellen in den Memoiren das Gebilde dar, das die Legionäre ablehnen und schließlich bekämpfen. Die Überbetonung der negativen Eigenschaften des Dienstes in der k.u.k. Wehrmacht, dient dazu den folgenden revolutionären Kampf stärker positiv hervorzuheben. Ebenfalls wird eine Rechtfertigung für die Fahnenflucht benötigt, die einen schwerwiegenden Eidbruch darstellte. Die persönliche Ehre der Legionäre musste unbefleckt bleiben und der Makel eines möglichen Vorwurfs des Verrats von vorneherein ausgeschlossen werden. Unter den dargestellten menschenverachtenden Bedingungen und der Unterdrückung ihrer Nationalität in der Armee war ihr Handeln nach dem Moralempfinden berechtigt.

[...]


[1] Sie waren auch wichtig für die spätere Aufstellung der Legionen in Frankreich und Italien. Die erste tschechische Legion in Frankreich wurde sehr früh als geschlossener Verband aufgerieben. Siehe Fußnote 228, S. 62

[2] Ein Beispiel dafür ist die umfangreiche Arbeit von Allan K. Wildman zur russischen Armee während des Ersten Weltkriegs, die den Erfolg bei Zborov der Tatsache zuschreibt, dass die tschechischen Soldaten der k.u.k. Wehrmacht aufgegeben hätten, nachdem sie eine „vertraute Sprache“ von der anderen Seite gehört haben. Er erwähnt das Vorhandensein der tschechoslowakischen Legion dabei gar nicht.

[3] Abgesehen von Tschechisch bzw. Slowakisch. Auf Russisch werden die Legionen im Rahmen der Geschichte der Weißen Bewegung behandelt.

[4] Der lange Weg der Legionäre in die Heimat wurde in der Literatur der Zwischenkriegszeit gerne mit dem klassischen Werk „Anabasis“ („Marsch“) von Xenophon verglichen.

[5] Gerburg Thunig-Nittner, Die Tschechoslowakische Legion in Russland. Ihre Geschichte und Bedeutung bei der Entstehung der 1. Tschechoslowakischen Republik, Wiesbaden 1970

[6] Blažena Przybylová, Českoslovenští Legionáři. Rodáci a občané Ostravy (Tschechoslowakische Legionäre. Einheimische und Bürger von Ostrava), Ostrava 2002, 27 ff.; insbesondere der Tag der Schlacht von Zborov, der 2. Juli 1917, wird mit aufwendigen Festumzügen begangen.

[7] Šteidler verfasste gleich mehrere Arbeiten über verschiedene Themen im Zusammenhang mit der Legion. Eine der ersten war: Československé hnutí na Rusi. Informační přehled (Die tschechoslowakische Bewegung in Russland. Informationsüberblick), Prag 1922; Šteidler diente zuletzt als Leutnant im 7. Regiment.

[8] Kudela hat dem Thema ebenfalls mehrere Arbeiten gewidmet, darunter als eine der Ersten: S naším vojskem naRusi. I-II (Mit unserem Heer in Russland), Prag 1922-1923. Kudela beendete seinen Dienst als Major in der Informationsabteilung.

[9] Medek war mehr Schriftsteller und Dichter als Historiker und er schrieb auch Gedichte („ Zborov“) und ein Theaterstück über die Legion. In der Legion stieg er zum Oberstleutnant und in der Tschechoslowakischen Armee nach dem Krieg zum General auf.

[10] Mehr über die Rolle Elsa Brändströms und ihre Begegnungen mit den Tschechoslowaken in: Eduard Juhl, Margarate Klante u. Herta Epstein, Elsa Brändström, Weg und Werk einer großen Frau in Schweden, Sibirien, Deutschland, Amerika, Stuttgart 1962

[11] z.B. wird ihnen die volle Schuld für den Zwischenfall von Čeljabinsk (Siehe S. 18 u. 112) und anderen „Provokationen“ gegeben. Klante, 146

[12] Konstantin W. Sakharow u. Martin Spahn, Die Wahrheit über die tschechische Legion im Weißen Sibirien, Berlin 1932, 36 u. 50-64; Sacharov beurteilte das Verhalten der Tschechoslowaken als „größten Verrat, den die Weltgeschichte sah“, beschränkt sich sonst aber großteils auf die Nacherzählung der Kämpfe in Sibirien aus seiner Sicht. Aggressiv formuliert ist vor allem das „Vorwort“ (die Hälfte der Publikation) von Spahn. Der deutschnationale Historiker urteilt sowohl über Klantes „Versagen“ (11) als auch über die „tschechischen Verräter an Österreich-Ungarn“ (12).

[13] John F. Bradley, The Czechoslovak Legion in Russia. 1914-1920, Boulder 1991 (Neuauflage von 1965)

[14] So auch: Georg Wurzer, Die Kriegsgefangenen der Mittelmächte in Russland im Ersten Weltkrieg, Göttingen 2005

[15] Diese spielten als geschlossener Verband keine große Rolle, wenn auch viele ehemalige tschechische und slowakische Kriegsgefangene in den Reihen der Internationalisten zu finden waren. Thunig-Nittner, 85-90

[16] Malá Československá Encyklopedie, Band 1, Prag 1984, 754

[17] Encyklopédia Slovenska, Band I, Bratislava 1977, 452-453

[18] Bemerkenswert (wenn auch wenig überraschend) in diesem Zusammenhang ist, dass der Artikel in der neueren Version von 1978 mit nicht einmal einer halben Seite viel kürzer ausfällt als noch 1934, wo der umfangreiche und detaillierte Artikel beinahe drei Seiten einnimmt. Beide Male wird die Schuld dem tschechoslowakischen Oberkommando, den SR und der Entente zugeschoben, die die Mannschaften manipuliert hätten und sie falsch über die sowjetischen Befehle informierten haben. Der ältere Artikel bemüht sich noch einer revolutionäreren Prosa und spricht davon, dass die Offiziere von den Weißen unterwandert worden wären (der hohe Anteil russischer Offiziere ist eine Tatsache), die Tschechoslowaken die meisten Waffen nicht abgegeben hätten und dass die Entente das Offizierskorps und die SR bestochen habe. Ebenso wird die nationalistische Haltung und der Hass auf Österreich-Ungarn der Legionäre angeprangert, sowie ihre Rolle beim Abtransport der Beute (aber kein Wort über den Goldschatz!) und als Helfer Kolčaks, etwas das beim neueren Artikel nicht mehr der Fall ist. Siehe: Большая Советская Энциклопедия (Große Sowjetische Enzyklopädie), 61, Moskau 1934, 518-522 u. Большая Советская Энциклопедия (Große Sowjetische Enzyklopädie), 3. Auflage, 29, Moskau 1978, 172

[19] Auch hier wird die Schuld am Eingreifen gegen die Revolution den Offizieren gegeben, die von allierten Diplomaten aufgestachelt wurden: „Die gewöhnlichen Legionäre waren nicht antisowjetisch eingestellt […]“; Siehe: Zdeněk Jindra, První světová válka, Januar 1985, 329-330

[20] František Prudil, Legionářska odyssea (Legionärsodyssee), Prag 1990

[21] Karel Pichlík, Bohumír Klípa u. Jitka Zabloudilová, Českoslovenští legionáři (1914-1920) (Tschechoslowakische Legionäre), Prag 1996

[22] Jiří Fidler, Generálové legionáři (Die Generäle Legionäre), Brünn 1999 u. Jiří Fidler, Zborov 1917, 2003

[23] Sowohl Fic als auch Pichlík sind mittlerweile verstorben, der erstere 2005, der letztere 2001.

[24] Letztere entsprechen einer verbreiteten Memoiren-Gattung der Zwischenkriegszeit, der deutschen und österreichischen Kriegsgefangenenliteratur. Siehe: Wurzer, 21-23

[25] Darrel Mansell, Unsettling the Colonel’s Hash. “Fact” in Autobiography, in: Trev Lynn Broughton, Autobiography, I, London u. New York 2007, 168-170

[26] Sidonie Smith u. Julia Watson, A Tool Kit. Twenty strategies for reading life narratives, in: Broughton, IV, 356-367

[27] Felicity A. Nussbaum, Toward conceptualizing diary, in: Broughton, IV, 3-5

[28] Philippe Lejeune, How do diaries end?, in: Broughton, IV, 94

[29] Nussbaum, 5

[30] Norman Stone, The Eastern Front 1914-1917, London, Sydney, Auckland u. Toronto, 1975

[31] Krulich, 36

[32] Lejeune, 95-96

[33] Siehe S. 59

[34] Es bedeutet sowohl auf Russisch als auch Tschechisch und Slowakisch gleichzeitig „wunderschön“, was zum ironisch-inflationären Gebrauch wahrscheinlich beigetragen hat.

[35] http://www.vuapraha.army.cz/db/index.php

[36] Jiřina Hrabětová (Hg.), Ruská Anabase. Deník legionáře Josefa Holuba (Russische Anabasis. Das Tagebuch des Legionärs Josef Holub), 2000-2004

[37] Tomáš Frydrych (Hg.), Josef Hylák. Česká cizinecká legie v Rusku 1918-1920 (Tschechische Fremdenlegion in Russland 1918-1920), 2002, http://www.qoheleth.uklinux.net/legions/index.php?lang=en_GB

[38] Dalibor Filáček (Hg.), Josef Krulich. Válečný deník 1915-1920 (Kriegstagebuch 1915-1920), 2007, http://www.pamatnik.valka.cz/novy/ru/d_krulich.php am 5. August 1916 in das 2. Regiment aufgenommen. Als Josef Krulich am 14. April 1920 entlassen wurde, war er ein četař (Unteroffizier). Er starb am 20. September 1970.

[39] Jiří Konečný (Hg.), Josef Bumba. Zápisky z vojny od 2.8.1914 do 26.8.1919 (Aufzeichnungen aus dem Krieg vom 2.8.1914 bis zum 26.8.1919), 2002, http://www.volny.cz/berkut/Zapisky/

[40] Josef Kliment, Zápisky legionářovy. Ze života a bojů na Rusi ve světové válce v letech 1914-1919 (Aufzeichnungen des Legionärs. Aus dem Leben und den Kämpfen in Russland im Weltkrieg in den Jahren 1914-1919), Středokluky 2005

[41] Kliment selbst schreibt am 8. April 1915, hierbei scheint es sich aber um eine Verwechslung seinerseits bezüglich des julianischen Datums zu handeln. Das korrekte julianische Datum für die Gefangennahme müsste der 10. März sein.

[42] Pavel u. Zdeněk Hrabica, Zapomenutý Generál Karel Klapálek (Der vergessene General Karel Klapálek), Prag 2006

[43] Laut eigenen Angaben am 20. September; 23. September ist die Angabe in seiner Akte.

[44] Josef Dufka, Přál jsem si míti křídla. Vzpomínky hluckého legionáře z let 1915-1920 (Ich wünschte ich hätte Flügel gehabt. Erinnerungen eines Hluker Legionärs aus den Jahren 1915-1920), Velehrad 2002

[45] Thunig-Nittner, XIX u. 10: Die Zeitung Русское слово (Russisches Wort) verwendet am 23.08.1914 zum ersten Mal den Begriff „Hussiten-Legion“ für die Družina. Die Hussiten des Mittelalters wurden als primäres Beispiel eines (erfolgreichen) tschechischen Militärs durch die national bewussten Kreise herangezogen, in dessen Tradition die Legion stehen sollte. Parallelen zwischen ihnen und der Legion wurden immer wieder herangezogen.

[46] Nicht nur für die Truppen in Russland, sondern für alle tschechoslowakischen Soldaten die an der Seite alliierter Armeen kämpften (d.h. auch in Frankreich und Italien).

[47] Das Abkommen von Cleveland wurde am 22. Oktober 1915 zwischen der Slowakischen Liga und der Tschechischen Nationalvereinigung geschlossen. Ziel war ein gemeinsamer, demokratischer Staat.

[48] Die Oktoberrevolution beendete den Status der Legion als Bestandteil der russischen Armee. Vom Führer des tschechoslowakischen Nationalrates T.G. Masaryk wurde strikte Neutralität in innerrussischen Angelegenheiten befohlen.

[49] Die Legion rückte nach Osten ab, in der Absicht sich über Vladivostok im Fernen Osten zu evakuieren, während die Alliierten die kürzere Route über Archangeľsk anstrebten.

[50] Meist abgekürzt als „SR“ oder vokalisiert „есеры“ (dt. auch Eser): Партия социалистов-революционеров (Partei der Sozialrevolutionäre), die besonders unter der bäuerlichen Bevölkerung populär war und in der Konstituante die Mehrheit stellte. Siehe: Vladimir N. Brovkin, Behind the Front Lines of the Civil War. Political Parties and Social Movements in Russia 1918-1922, Princeton 1994 u. Nikolaus Katzer, Die weiße Bewegung in Russland. Herrschaftsbildung, praktische Politik und politische Programmatik im Bürgerkrieg, Köln, Weimar u. Wien 1999

[51] Thunig-Nittner, 3; Die deutsche Sprache unterscheidet normalerweise nicht zwischen der „Nationalität“ Ungar und der „Ethnie“ Magyar. Alle Ungarn sind im Deutschen gleichzeitig Magyaren, was aber historisch ein großes Problem darstellt, da das Königreich multiethnisch war und deshalb auch Slowaken, Rumänen, Ruthenen, Kroaten, etc. „Ungarn“ waren und sich auch meistens als solche gesehen haben, nicht jedoch als Magyaren.

[52] Pavel u. Zdeněk Hrabica, 31

[53] Wilhelm Winkler, Der Anteil der nichtdeutschen Volksstämme an der österreichischen Wehrmacht, Wien 1919, 1

[54] Bei den Slowaken ist anzumerken, dass ein gewisser Teil der Soldaten „magyarischer Nationalität“ slowakisch war, sich aber aufgrund der politischen Umstände lieber zum Magyarentum bekannt hat. Dies gilt insbesondere für die Offiziere. Näheres dazu siehe bei: Karel Kálal, Maďarizácia. Obraz slovenského utrpenia, Bratislava 2006 (Magyarisierung. Bild slowakischen Leidens; Neuauflage der Edition von 1930), 5-6, 13, 30-31, 56, 59, 69-70; Kálal, ein slowakophiler tschechischer Lehrer und Aktivist in Masaryks Bewegung bezieht in diesem Aufsatz vehement Stellung gegen die Magyarisierung in der Slowakei. Er geht in seinen Beispielen zwar nicht explizit auf das Militär ein, aber dafür ausführlich auf das Leugnen der eigenen slowakischen Herkunft unter Beamten, Professoren, Politikern, kirchlichen Würdenträgern etc. ein, die sich davon gesellschaftlichen Aufstieg versprechen. Selbiges kann und muss für das Militär, die Inkarnation der staatlichen Gewalt, auch angenommen werden.

[55] Nur innerhalb der königlich-ungarischen Honvéd-Regimenter (k.u. Landwehr)

[56] Die Sprache der Nationalität, die innerhalb des Regiments vorherrschend war

[57] Das sogenannte „Prager Hausregiment“, IR 28 „Viktor Emanuel III. König von Italien“ rekrutierte sich zu 95% aus Tschechen des Ergänzungsbezirks Prag: Maximilian Ehnl, Ergänzungsheft 9 zu Österreich-Ungarns letzter Krieg. Die österreichisch-ungarische Landmacht nach Aufbau, Gliederung, Friedensgarnison, Einteilung und nationaler Zusammensetzung im Sommer 1914, Wien 1934, 22

[58] Kliment, 44-45: „… ani za mák ničemu nerozuměli.“

[59] Bumba, Kapitel Všeobecná mobilizace, r. 1914

[60] Stone, 125

[61] Thunig-Nittner, 83 u. 99: ab 17.01.1919 bis 23.11.1919 ist Pavlů der offizielle Bevollmächtigte des Nationalrates; laut seinem Eintrag im VÚA war er ein ehemaliger Fähnrich des IR 15 und hielt diesen Rang auch in der Legion.

[62] Stone, 125

[63] Kliment, 12; Bei der Verabschiedung von Soldaten kommt es auch am 23. September 1914 zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und panslawisch-nationalistisch auftretender Zivilbevölkerung. Die ebenso auftretenden Truppen des IR 28 wagt man nicht zu behelligen. Auch bei dem Abmarsch anderer Abteilungen kommt es immer wieder zu Bekundigungen des Unwillens für Österreich-Ungarn zu kämpfen. Siehe: Pichlík, Klípa u. Zabloudilová, 13-15

[64] Bumba, Kapitel Mobilizace

[65] Stone, 126; Das Kriegsüberwachungsamt nahm seine Tätigkeit bereits am 27. Juli 1914, zwei Tage vor der Kriegserklärung an Serbien auf. Von Anfang an waren Tschechen in ihm angestellt. Näheres siehe bei: Tamara Scheer, Kontrolle, Leitung und Überwachung des Ausnahmezustandes während des Ersten Weltkriegs. Ausnahmsverfügungen und Kriegsüberwachungsamt, Wien 2006, 61-68

[66] Stone, 44-45

[67] Stone, 75-76: Der ö.-u. Stabschef Franz Conrad von Hötzendorf, entscheidet sich kurzfristig für eine Planänderung, und schickt Truppen die gegen Russland bestimmt waren, nach Serbien. Auf deutschen Druck wird von dieser Planänderung abgelassen, es ist aber zu spät, die ersten Truppen sind nach Serbien unterwegs. Das führt zu einer weiteren Verlangsamung der ö.-u. Mobilisierung, die schon am überlasteten Eisenbahnnetz leidet.

[68] Kliment, 13-14

[69] Mit diesem Begriff wird der Kampf um einen eigenständigen Staat bis 1919 bezeichnet. Der II. odboj fand während des Zweiten Weltkriegs gegen die Nationalsozialisten statt, der III. odboj bezeichnet die Widerstandsbewegungen gegen die sozialistischen Machthaber bis zur Samtenen Revolution von 1989.

[70] Die zumeist urbanen tschechischen Rekruten stehen der abwertend-bevormundenden Behandlung durch die

[71] Bumba, Kapitel Mobilizace u. Kliment, 17

[72] Edmund Glaise von Horstenau, Österreich-Ungarns letzter Krieg 1914-1918, Band I, Wien 1933, 26

[73] Kliment, 21: Spricht von 40 Mann pro Waggon, was das Schlafen sehr behindert hätte.

[74] Kliment, 19: Kliment ist jedoch die einzige untersuchte Quelle, die anführt bereits zu solch einem frühen Zeitpunkt sich für die Desertion entschieden zu haben.

[75] Kliment, 26: Erwähnt im Frühjahr 1915 eine Typhus-Epidemie in Szeged, weit abseits der Front! Dufka, 8: Beschreibt Cholerakranke in Galizien, Sommer 1915

[76] Stone, 92

[77] Stone, 87-91

[78] So führt Stone, alleine für die Kämpfe zwischen Österreich-Ungarn und Russland 1914, 100 000 ö.-u. Gefangene, und 40 000 russische Gefangene an: Stone, 91

[79] (Unbeabsichtigter) Beschuss durch eigene Einheiten, meist aufgrund Fehlidentifikation.

[80] Bumba, Kapitel Na frontě r. 1914

[81] Das geht so weit, dass Hötzendorf dem deutschen Generalstab mit einem Seperatfrieden mit Russland droht: Stone, 128

[82] Stone, 119-121

[83] Kliment, 22 u. 33, Dufka, 21

[84] Bumba, Kapitel V ruském zajetí: Bumba meint dazu ironisch, dass das der Dank dafür war, dass sie ihn bewacht hatten („ To měli za hlídání excelence. “).

[85] Pavel u. Zdeněk Hrabica, 28: Karel Klapálek führt das Gewicht des ö.-u. Marschgepäcks mit etwas über 50kg und die Marschwege mit bis zu 50km innerhalb eines Tages an.

[86] Dufka, 13: Dufka gibt die Schuld an dem Vorfall dem Gefreiten, der ihn als guter Kamerad hätte wecken

sollen, ohne den Feldwebel zu verständigen.

[87] Dufka, 26-27

[88] Stone, 122-123

[89] z.B.: Glaise-Horstenau, Band I, 46: „Es hat also noch genug Tschechen gegeben, die im Kampfe gegen die Entente ihr Leben ließen.“

[90] Kliment, 44

[91] Kliment, 47; Das ö.-u. Infanteriegewehr, Steyr-Mannlicher m1895 hatte einen nach unten offenen Auswurf für

das interne Magazin, was wenig überraschend an der Front dazu führte, dass die Waffe leicht mit Schlamm und sonstiger Verschmutzung gefüllt war.

[92] Glaise-Horstenau, Band I, 478 u. Thunig-Nittner, 14-15

[93] Thunig-Nittner, 15: hier wird die Zahl mit 1400 angegeben, was vermutlich zu hoch ist.

[94] Dufka, 17-18

[95] Dufka, 17

[96] Näheres dazu: Josef Gregor-Tajovský u. Ferdinand Pisecký, Sborník rozpomienok ruských legionárov Slovákov, Prag 1933 (Verzeichnis der Memoiren slowakischer Russland-Legionäre) u. Václav Ivičič, Tatranci. Dejiny 7. streleckého pluku od jeho založenia po návrat do vlasti, Prag 1924 (Die Tatraner. Die Geschichte des 7. Schützenregimentes von seiner Gründung bis zur Rückkehr in die Heimat); Das 7. Regiment der Legion war aus taktischen Gründen zwar mehrheitlich slowakisch (deshalb auch der slowakische Beiname), Slowaken dienten aber um sie nicht zu isolieren und das Esprit de Corps zu stärken in allen Einheiten. Siehe: Ivičič, 99-100

[97] Glaise-Horstenau, 45

[98] László Vöröš, Premeny obrazu Slovákov v maďarskej hornouhorskej regionálnej tlači v období rokov 1914- 1918 (Änderungen im Bild von den Slowaken in der magyarischen oberungarischen regionalen Presse im Zeitraum der Jahre 1914-1918), in: Historický časopis, 54, 3, Bratislava 2006, 430-448

[99] Richard Georg Plaschka, Horst Haselsteiner u. Arnold Suppan, Innere Front. Militärassistenz, Widerstand und Umsturz in der Donaumonarchie 1918, Erster Band, Wien 1974, 385-400; Die Kunde von Meutereien und Protesten ist bis nach Russland gedrungen. So notiert Josef Holub am 26. Juni 1918: „Bei uns zu Hause gibt es einen Aufstand gegen Österreich.“ (Holub, 73)

[100] Ehnl, Ergänzungsheft 9, 29: Das IR 71 „Galgótzy“ aus Trenčín bestand aus 85% Slowaken.

[101] Getragen vor allem von einem Hass auf deutsche und jüdische Offiziere, der beiderlei Formen der Agitation denen die Männer ausgesetzt waren, erkennen lässt. Der Hass auf die feigen und brutalen Offiziere ist typisch für russische Einheiten. Erschwerend kommt hin zu, dass viele der Offiziere des IR 71 Juden und/oder Deutsche waren.

[102] Thunig-Nittner, 166-167 u. Plaschka, Haselsteiner u. Suppan, 396-398

[103] Stone, 135

[104] Nedorost, 15

[105] Stone, 224

[106] Bumba, Kapitel V ruském zajetí

[107] Nedorost, 55

[108] Dufka, 31

[109] Dufka, 19-20: „Atemlos hörte ich zu, mit was für einer Methode man eine Krankheit zum Betrügen der Militärärzte herbeiführen kann, ob nun eine echte oder eine künstliche. Manche kannten Hunderte Arten.“ 110 Dufka, 27

[111] Stone, 119-122

[112] Kliment, 46

Fin de l'extrait de 149 pages

Résumé des informations

Titre
Der Tschechoslowakische Legionär in Russland 1914-1920
Université
University of Vienna  (Institut für Osteuropäische Geschichte)
Cours
Diplomandenseminar
Note
sehr gut
Auteur
Année
2008
Pages
149
N° de catalogue
V112879
ISBN (ebook)
9783640132058
ISBN (Livre)
9783640134601
Taille d'un fichier
1208 KB
Langue
allemand
Mots clés
Tschechoslowakische, Legionär, Russland, Diplomandenseminar
Citation du texte
Mag. phil. Gabriel Župcan (Auteur), 2008, Der Tschechoslowakische Legionär in Russland 1914-1920, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112879

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