„Wir sind immer und zuerst die Liberale Partei in Deutschland und erst in zweiter Linie Koalitionspartei.“ mahnte wiederholt Hans-Dietrich Genscher auf Parteitagen. Inwieweit dieser Satz der historischen Realität entspricht, soll an dieser Stelle keine Rolle spielen. Entscheidend dabei ist aber, dass das Wort „Koalition“ darin vorkommt. Koalitionen erfüllen im demokratischen System eine wichtige Funktion: Sie sind der Zugang zur Regierungsmehrheit und damit zur Macht. Wer Koalitionen eingeht, will, neben allen altruistischen, ökonomischen und politischen Motiven seines Regierens, Macht erringen oder zumindest erhalten.
Um Macht geht es auch in den Schriften Niccolo Machiavellis. Der florentinische Politiker und Philosoph hat die Anleitung schlechthin zum Umgang mit der Macht zu Papier gebracht. Die Intention dieser Schriften, dass Politik durch Menschen gestaltbar ist und nicht mehr nur von höheren Mächten abhängt, war zum Ausgang des Mittelalters revolutionär.
Gleichwohl an die Stelle der Fürsten Demokratie und Parteien getreten sind, lassen sich dennoch Parallelen erkennen. Am Beispiel der FDP soll untersucht werden, wie sich eine solche Partei beim Eingehen von Regierungsbündnissen verhalten hat.
Die FDP mit ihrer spezifisch ausgerichteten Programmatik vertritt eine bestimmte Wählerklientel. Sie konnte somit nie zu einer großen Volkspartei werden, wie es die CDU oder SPD sind. Das wollte sie aus ihrem Selbstverständnis heraus auch gar nicht. Dennoch hat es die FDP geschafft, seit Gründung der Bundesrepublik 1949 immer ein wichtiger Teil des politischen Systems zu sein. Ihre häufige Regierungsbeteiligung ist Beleg dafür.
Des weiteren hat sich die Parteienlandschaft der Bundesrepublik im Laufe ihres Bestehens erheblich verändert. In den Anfangsjahren existierten noch viele kleinere Parteien, welche jedoch durch Abnahme ihrer Bedeutung immer mehr gezwungen waren, sich den „großen“ Parteien anzuschließen oder sich aufzulösen. Die Folge war ein Konzentrationsprozess, der darin mündete, dass lange Zeit nur drei relevante Parteien (CDU, SPD und FDP) übrig blieben. Zu Beginn der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts begann sich dieser Prozess jedoch umzukehren: Mit Gründung der „Grünen“ setzte wieder ein Ausdifferenzierungsprozess ein, welcher seine Fortsetzung mit dem Aufkommen der PDS, der heutigen Linken, fand.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Koalitionen der FDP
- Der Anfang: Die Ära Adenauer
- Der erste „Umfall“ – Übergang von Adenauer zu Erhard
- Die sozialliberale Koalition
- Die doppelte,,Wende"
- Machiavelli
- Zentrale Begriffe Machiavellis.
- Das Bündnis bei Machiavelli
- Machiavellistische Machtpolitik?
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert die Koalitionspolitik der FDP in der Bundesrepublik Deutschland und untersucht, ob diese im Sinne Machiavellis als machiavellistische Machtpolitik betrachtet werden kann. Die Arbeit befasst sich mit der Geschichte der FDP und ihren Koalitionsbeteiligungen, beleuchtet die zentralen Begriffe Machiavellis und untersucht, ob die FDP in ihren Koalitionsentscheidungen nach Machiavellis Prinzipien gehandelt hat.
- Die Koalitionsgeschichte der FDP
- Die zentralen Begriffe Machiavellis
- Die Anwendung Machiavellistischer Prinzipien auf die Koalitionspolitik der FDP
- Die Rolle der Macht in der Koalitionspolitik
- Die Frage nach dem Machiavellismus in der FDP
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und die Relevanz des Themas dar. Sie erläutert die Bedeutung von Koalitionen im demokratischen System und die Rolle der FDP als Koalitionspartei. Zudem wird der Bezug zu Machiavelli hergestellt und die Problematik der Übertragung seiner Thesen auf Parteien aufgezeigt.
Das Kapitel „Die Koalitionen der FDP“ gibt einen historischen Überblick über die Koalitionsbeteiligungen der FDP seit ihrer Gründung. Es werden die verschiedenen Regierungsbündnisse der FDP dargestellt, beginnend mit der Ära Adenauer bis hin zur „doppelten Wende“.
Das Kapitel „Machiavelli“ beleuchtet die zentralen Begriffe Machiavellis, insbesondere seine Sichtweisen zum Bündnis. Es wird untersucht, wie Machiavelli die Macht und den Umgang mit ihr in seinen Schriften beschreibt.
Das Kapitel „Machiavellistische Machtpolitik?“ analysiert die Koalitionspolitik der FDP im Lichte der Machiavellischen Prinzipien. Es wird untersucht, ob die FDP in ihren Koalitionsentscheidungen nach Machiavellis Leitsätzen gehandelt hat und ob sie als „Umfallerpartei“ im Sinne Machiavellis betrachtet werden kann.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Koalitionspolitik der FDP, Machiavellistische Machtpolitik, Bündnispolitik, Macht, Demokratie, Parteienlandschaft, Geschichte der FDP, Machiavelli, Der Fürst, Discorsi, Bündnisse, Koalitionen, Regierungsbeteiligung, Machtpolitik, Umfallerpartei.
- Citation du texte
- Markus Böde (Auteur), 2008, „Die Koalitionspolitik der FDP - machiavellistische Machtpolitik?“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113084