Die Globalisierung als große Erzählung des 21. Jahrhunderts

Philosophische Betrachtung eines globalen Phänomens


Diplomarbeit, 2007

117 Seiten, Note: 1 - Sehr gut


Leseprobe


Inhalt

1. ANFANG

2. DAS PHÄNOMEN GLOBALISIERUNG
GLOBALISIERUNG?
Prozess oder Projekt?
Globalität und Systemtheorie
ALTE UND NEUE GRENZEN
Glokalisierung – Globalität und Lokalität
Entbettung, Hybridkultur und neue Lebensformen
Alles zu negativ?
NEOLIBERALISMUS
IMMER WIEDER KEHRENDE THEMEN UND THESEN
HÖCHST TENDENZIÖS: DER IMF
URSACHEN
Die flache Welt
SEIT WANN SPRICHT MAN VON GLOBALISIERUNG?

3. PHILOSOPHIEREN IN EINER GLOBALEN WELT
ORIENTIERUNGSLOSIGKEIT
Landkarten und Identität
Der Untergang des Abendlandes
Metaphern für die Erdgestalt und Welterklärungen
DAS GLOBALE ZEITALTER
Das Projekt der Moderne
Eine neue Deutung der Gegenwart: die Globalität
Die Begrifflichkeit der Globalisierung
Neue Wege im Globalen
ALTERNATIVEN ZUR ODER INNERHALB DER GLOBALISIERUNG?
Systemalternativen
Offene Fragen
Eine frühe Analyse der westlichen Industriegesellschaft
Haben-Orientierung
Sein-Orientierung
Fromms Utopien
Kritik von unten
Alternativen im gegebenen institutionellen Rahmen
Der Realitätsverlust in der heutigen Wirtschaft
Widerstand gegen die Finanzinstitutionen
Der Nationalstaat als Raum für die Demokratie
Die abhanden gekommene Alternative zum Kapitalismus

4. JEAN-FRANÇOIS LYOTARDS GROßE ERZÄHLUNG
DIE POSTMODERNE
Die Krise der großen Erzählungen
WISSENSCHAFTLICHES UND NARRATIVES WISSEN
POSTMODERNE WISSENSPRODUKTION
DIE GEGENWÄRTIGE FORSCHUNGSPRAXIS
BILDUNG UND DATENBANKEN

5. GANZ UND GAR NICHT POSTMODERN: DIE IDEEN DER EINHEIT UND DER ORDNUNG IN DER CHINESISCHEN UND DER WESTLICHEN PHILOSOPHIE
CHINA UND DIE GLOBALISIERUNG
Die chinesische Philosophie?
Das Ordnungsprinzip
Das Dreieck Staat-Bürger/-innen-Religion
Das Spannungsfeld zwischen Individualrechten und Gemeinschaft
Globale gesellschaftliche Harmonie
Kulturseparatismus versus Verwestlichung.
Die Aufholjagd in Wirtschaft und Technik
Die Konfuzianische Staatstheorie im Kontext der Globalisierung
SYSTEMTHEORETISCHE BETRACHTUNGEN DER GLOBALISIERUNG

6. ALTERNATIVEN ZUM KONZEPT DER POSTMODERNE
GESCHICHTSPHILOSOPHIE
KRITIK AN DER POSTMODERNE
Die Idee der globalen Gerechtigkeit
Transversale Vernunft
DIE SEHNSUCHT NACH ORDNUNG

7. ANFANG UND ENDE: DIE GLOBALISIERUNG ALS GROßE ERZÄHLUNG DES21. JAHRHUNDERTS 108
EINE NEUE ERZÄHLUNG
DAS ENDE DIESER ERZÄHLUNG

8. LITERATUR

DANKSAGUNG

1. Anfang

Alle Versuche, die Globalisierung mit einer einzigen Theorie zu bewerten, zu ordnen, zu loben, zu verdammen müssen Schiffbruch erleiden. Sie ist als weltumgreifendes Phänomen zu groß und zu komplex, um sich in eine bestimmte Richtung drängen zu lassen. Sie widersetzt sich ihrer Katalogisierung durch ihren Facettenreichtum. Der Blick aus einer bestimmten Warte ist immer perspektivisch verzerrt und übersieht mehr als er erfassen kann. Somit ist das Unterfangen, eine Arbeit über Globalisierung schreiben zu wollen, zum Scheitern verurteilt.

Ich möchte stattdessen versuchen, Ideen zu sammeln, aufzubereiten und zu kommentieren, um einen Einblick zu bekommen, wie über Globalisierung gedacht wird. Dabei sind Diskurse nachzuzeichnen, die unser Denken beherrschen und die Welt verändern. Auch wenn sich das Phänomen als solches einer umfassenden Betrachtung entzieht, so ist es doch in unserer Zeit allgegenwärtig. Damit sind wir mitten im Thema der Philosophie: Denken über eine sich verändernde Welt im Zeitalter der Globalisierung.

2. Das Phänomen Globalisierung

Globalisierung?

Schon bei der exakten Definition von Globalisierung, zeigt sich, wie schwierig es ist, den Begriff einzugrenzen. Die Globalisierung wird als Phänomen beschrieben, analysiert, thematisiert, also offensichtlich wahrgenommen, aber selten genau definiert. Diese Arbeit betrachtet das Denken über die Globalisierung und ist damit eine Zusammenstellung von Theorien über die Wahrnehmung der Welt. Durch die Beschreibung der Realität aus der Globalisierungsperspektive entstehen neue Eindrücke und Sichtweisen, deren interpretatorischer Gehalt große wie kleine Entscheidungen beeinflussen kann, im menschlichen Alltag genauso wie in politischen und wirtschaftlichen Dimensionen. Die Globalisierung liefert eine im Moment sehr geläufige Folie, die Welt zu verstehen und zu erklären[1], wobei mir aufgefallen ist, dass sie für diese beiden sehr unterschiedlichen Praktiken verwendet wird. Ihr wohnt ein gewisser Dualismus ihres Gebrauchs inne. Zum einen wird die Globalisierung als Anfang und Ausgangspunkt verwendet, als Perspektive, um heutige Entscheidungen an die globalisierte Zukunft anzupassen, also im weiteren Sinne als Legitimation und Erklärung von Handlungen. Sie hat die Stellung eines neuen Paradigmas, eines Definitionshintergrunds erreicht, mit dem die Welt erklärt werden soll, besonders in den Wirtschaftswissenschaften. Zum anderen wird die Globalisierung als rückwärts blickende Beschreibung der Vergangenheit verwendet, mit der die heutige Situation aus der Entwicklung der Globalisierung heraus verstanden werden soll. In ihrer Vielfältigkeit verbindet die Globalisierung die unterschiedlichen Wissenschaftskulturen[2], sie ist sowohl in der Ethik und Philosophie ein Thema, als auch in den Sozialwissenschaften.

Was ist Globalisierung, worüber sprechen wir eigentlich, wenn wir diesen Begriff verwenden? Es bietet sich an, in dem Medium einer globalisierten Wissenskultur nachzusehen, nämlich in Wikipedia: in der deutschen Ausgabe der freien Enzyklopädie Wikipedia[3] wird Globalisierung als Prozess definiert, der „die zunehmende internationale Verflechtung in allen Bereichen“ zum Inhalt hat. Die Intensivierung dieser „globalen Beziehungen“ geschieht auf der „Ebene von Individuen, Gesellschaften, Institutionen und Staaten“[4]. Als Ursachen dafür werden der technische Fortschritt und die bewussten politischen Entscheidungen zur Liberalisierung des Welthandels angegeben. Die Globalisierung betrifft nicht nur die Wirtschaft, indem sie den Kapital-, Waren-, Personenverkehr, den Transport, sowie die Kommunikation und das Internet befördert, sondern auch die Kultur, die Politik und Umweltprobleme. Nach den Maßstäben von Wikipedia ist diese Definition konsensfähig, denn sie hat schon eine Zeit lang Bestand in Wikipedia, wo doch jede Nutzer/-in Einträge überschreiben und ändern kann. Diese Definition deckt sich im Groben mit dem, was Joseph Stiglitz[5] dazu sagt. Stiglitz betont auch noch die kostengünstigen Transportmöglichkeiten für Waren, Dienstleistungen, Menschen und Informationen durch die Auflösung bisheriger künstlicher (Staats-)Grenzen als treibende und ermöglichende Kräfte. Parallel zur Schwächung des Nationalstaates wirken internationale Organisationen fördernd auf das Globalisierungsgeschehen ein, wie Weltbank, Welthandelsorganisation (WTO) und Internationaler Währungsfond (IMF) oder sie versuchen, das Geschehen in humanere Bahnen zu lenken, wie die friedenserhaltende UNO, die Internationale Arbeitsorganisation[6] (ILO), die sich um gerechte Arbeitsbedingungen kümmert, die Weltgesundheitsorganisation WHO und viele andere Organisationen.

Prozess oder Projekt?

Neben inhaltlichen Komponenten sind auch Diskussionen über die grundlegende Struktur der Globalisierung im Gange: Johan Galtung, der Gründer der Friedens- und Konfliktforschung, begreift die Globalisierung eher als ein Konzept, ein Projekt mit einem Ziel: die Erkenntnis, dass „wir alle gleich sind“[7]. Viele Menschen und Staaten haben noch einen weiten Weg vor sich, um diese Einsicht umzusetzen. Aber genau darin besteht die „zivilisatorische Aufgabe“[8] der Globalisierung. Die Deutung als Projekt besagt, dass es Arbeit und Zielstrebigkeit bedarf, dieses Projekt weiter zu betreiben, es verlangt die Mitarbeit jedes einzelnen engagierten Menschen, es ist unvollendet. Die Projektdefinition impliziert ein Sollen. So knüpft Galtung an diese Definition die Aufgabe, Gerechtigkeit und Gleichheit, die er zusammen als „equity“[9] bezeichnet, zu verwirklichen. Equity umfasst die wirtschaftlichen und politischen Sphären ebenso wie die Kultur und militärische Aspekte. Damit alle Menschen und Erdteile gleichmäßig von der Globalisierung profitieren können, müssen „Gleichberechtigung, Offenheit und Toleranz“[10] in den politischen Prozessen implementiert werden, kulturell muss sich ein Land als ein Land unter vielen anderen verstehen – damit wird dem Exzeptionalismus des Westens und der USA im Besonderen eine klare Absage erteilt. Kulturelle Gleichberechtigung bedeutet das Hören, Akzeptieren und als gleichwertig Achten des jeweils anderen, sie impliziert den Willen voneinander zu lernen, im Idealfall entsteht ein interkultureller „Polylog“[11], ein gleichberechtigtes miteinander Kommunizieren auf der selben Augenhöhe, mit gleich starken Verbindungen der Partner/-innen untereinander.

Samuel Huntington sieht die Sache anders, er kritisiert Galtungs Definition als zu idealistisch. Huntington beschreibt die Globalisierung als Prozess, der schon angelaufen ist und weiter läuft. „Er hat in der Tat negative, aber auch positive Konsequenzen. Die Globalisierung als Prozess ist eben eine Medaille mit zwei Seiten.“[12] Er zeigt sich optimistisch, dass die Globalisierung durch die verstärkte aktive Beteiligung in wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht von vielen Ländern eine Konkurrenzsituation ergibt, die „eher positive als negative Ergebnisse zeitigen wird“[13]. Die Definition als Prozess betont, dass etwas abläuft, was nicht unbedingt in der Eigenverantwortung des einzelnen Menschen liegt. Die Akteur/-innen der Globalisierung bleiben anonym, der Handlungsspielraum erscheint von vorn herein für alle eingeschränkt, man tut, was man ob der herrschenden Globalisierung tun muss, um weiter Schritt halten zu können im globalen Wettlauf um Geld und Macht. Im Fall Huntingtons tritt besonders die legitimierende Aufgabe der Globalisierung in den Vordergrund. Sie bietet die Möglichkeit, Verantwortung an die unbekannten Betreiber der Globalisierung bzw. an den Gesamtprozess als solches abzuwälzen, um das eigene Gewissen, sofern vorhanden, rein zu halten.

Allein an dieser Diskussion zeigt sich, dass Globalisierung von einigen wenigen Menschen aktiv betrieben wird, die Führungspositionen innerhalb von internationalen Konzernen und Organisationen bekleiden und durch ihre Entscheidungen vieles bewegen können. Sie genießen dabei in den allermeisten Fällen die Freiheit von Verantwortung und Rechtfertigung gegenüber der Weltöffentlichkeit und können einigermaßen ungestört nach eigenem Gutdünken agieren. Sie können es sich und ihrer Gruppe bzw. Lobby so einrichten, dass sie maximalen Komfort und Einfluss erreichen. Von der großen Masse der Weltbevölkerung aber wird die Globalisierung bloß passiv erlitten, sie wird gedrängt, vertrieben und ausgebeutet und hört nur von weitem, dass es andere besser haben als sie selbst. Diese Menschen fühlen sich als Spielball höherer Mächte, denen sie hilflos ausgeliefert sind. Ihrer Handlungsfähigkeit beraubt, stehen sie vor ausweglosen Existenzen. In dieser Hinsicht zeigt sich besonders deutlich der Mangel an einer die Globalisierung begleitenden Philosophie.

Wir bräuchten eine Philosophie der Globalität, die die Ethik ebenso vorantreibt, wie die wirtschaftliche Verflechtung. Der gegenwärtige Diskurs in Deutschland um eine Leitkultur, die Unfähigkeit der EU, sich auf einen einheitlichen Grundkatalog von Bürger/-innenrechten und Menschenrechten zu einigen, die Wertediskussion sind Symptome für das Fehlen einer praktischen Philosophie, die Normen im Globalen aufstellen könnte.

Globalität und Systemtheorie

Es gibt noch mehr Varianten der Beschreibung der Globalisierung als jene als Projekt und als Prozess. Martin Albrow unterscheidet Globalisierung von der Globalität. Die Globalität stellt einen globalen Zustand dar, der für alle Menschen gleichermaßen wirksam ist und angemessenes Handeln, Leben und ethische Normen verlangt. Durch den „unidirektional ablaufenden Prozess“[14] der Globalisierung ist die Welt in einen neuen Zustand gelangt, die Modelle und Ideen der Moderne, die seit Jahrhunderten das westliche Denken beeinflussten, sind nicht mehr ausreichend für das Leben in dieser Welt. Die Aspekte, die die Globalität charakterisieren und die Ideen der Moderne überschreiten, sind globale Umweltverschmutzung, die Bedrohung durch Waffensysteme, die jederzeit das Leben auf der Erde vernichten können, die weltumspannenden Kommunikationssysteme, die globale Ökonomie und die „Reflexivität des Globalismus“[15]. Letzteres meint die neue Erscheinung, dass Menschen ihren Bezugsrahmen, ihre Werte und Normen aus „dem globalen Zusammenhang ableiten“[16] und begreifen, dass ihr Handeln globale Folgen hat und gleichzeitig globale Entwicklungen direkt in das persönliche Erleben eingreifen. Ein kleines Beispiel aus dem Alltag ist in diesem Zusammenhang das Einkaufen. Einerseits ist es tägliche Notwendigkeit, andererseits eine zusätzliche Belastung und für andere ein Vergnügen. Stellt Konsumkritik schon länger einen Fixpunkt im westlichen Denken dar, so sind Überlegungen über die Herstellungsbedingungen von Waren erst vor kurzem in das öffentliche Bewusstsein gelangt. Wer denkt heute beim lustvollen Shopping schon daran, unter welchen Bedingungen die Kinder, Frauen und Männer in Ostasien die Waren für uns erzeugt haben. Im Grunde leben wir heute in einer ähnlichen Sklavenhaltergesellschaft wie die USA in früheren Jahrhunderten oder in der europäischen Antike, nur heute schauen wir den Sklaven beim Arbeiten nicht mehr zu, denn sie schuften auf der anderen Seite der Welt. Die Beurteilung des Einkaufens als ethisch bedenkliche Handlung wird stärker und die Macht mündiger Konsument/-innen ist im Kommen.[17] Ob sie an den herrschenden Praktiken des globalen Kapitalismus etwas ändern kann, bleibt abzuwarten. Dagegen spricht, dass es auch in der westlichen Komfortzone immer mehr Menschen gibt, die froh sind, wenn sie sich überhaupt irgendetwas kaufen können. Wer von der Mindestsicherung lebt, hat andere Sorgen als Fairtrade.

Die Globalisierung lässt sich auch aus systemtheoretischer Sichtweise betrachten. Fritjof Capra spricht von dieser Warte aus von einem Emergenzphänomen: eine neue Welt ist durch neue Technologien, neue soziale Strukturen, eine neue Wirtschaft und eine neue Kultur entstanden. Das Wort Globalisierung wird verwendet, um diese Effekte zu summieren. Vor allem die Gründung der Welthandelsorganisation WTO 1994, deren Ziel die Liberalisierung des internationalen Handels ist, hat nach Ansicht Capras den Prozess der Globalisierung derart beschleunigt, dass es zu den bekannten negativen Auswirkungen gekommen ist: „soziale Desintegration, Niedergang der Demokratie, eine schnellere und intensivere Umweltzerstörung, die Ausbreitung von neuen Krankheiten und steigende Armut und Entfremdung.“[18] Was bei der Globalisierung nicht vergessen werden sollte ist, dass sie nicht überall stattfindet, nicht alle einschließt, sondern sich hauptsächlich auf den Westen und seine Zulieferer beschränkt. Die Exporte ganz Afrikas sind z. B. gerade einmal so groß wie die von Belgien.[19] Afrikas Anteil am Welthandel beträgt etwas mehr als 2 %.

„Wer Globalisierung sagt, redet also von einem dynamischen und komfort- animierten artifiziellen Kontinent im Weltmeer der Armut, wenngleich die dominierende affirmative Rhetorik gern den Anschein erweckt, das Weltsystem sei seinem Wesen nach all-inklusiv verfasst.“[20]

Die Globalisierung dient also nicht nur als Legitimation und Erklärungshintergrund für Zukünftiges und Vergangenes, sie erlaubt auch die moralische Beschäftigung in zwei unterschiedlichen Ausformungen. Sie rechtfertigt den Druck, den viele verspüren und dazu verwenden, unpopuläre oder unmoralische Handlungen zu setzen, zum Beispiel, reihenweise Beschäftigte zu entlassen, obwohl ein Unternehmen satte Gewinne schreibt, um den Shareholder Value nach oben zu treiben und den Aktionären noch mehr Geld in die Taschen zu schieben, das die Allgemeinheit aber brauchen würde, um die Arbeitslosen zu erhalten. Aber auch Menschen, die sozial und verantwortungsvoll sind, oder ein Bedürfnis haben, sich zu engagieren, können sich vor dem Hintergrund der Globalisierung einbringen, unter anderem in den vielen globalisierungskritischen NGOs, und damit ihr Handeln ebenso anhand der Globalisierung rechtfertigen.

Alte und neue Grenzen

Mit den „Grenzen der Globalisierung“ haben Elmar Altvater und Birgit Mahnkopf ein dickes Buch über die Globalisierung vorgelegt, das die Diskurse in Deutschland sicher beeinflusst hat. Sie gehen von einer eher marxistisch inspirierten Grundhaltung aus und stehen dem Globalisierungsgeschehen ziemlich negativ gegenüber. Beim Lesen wird eine sehr düstere Stimmung der Ausweglosigkeit verbreitet. Die beiden Autor/-innen geben der Definition von Globalisierung ausreichend Raum und beginnen damit, „Globalisierung als Prozeß von ökonomischen und politischen Transformationen zu fassen“[21]. Diese Transformationen ziehen „tiefe gesellschaftliche, ökonomische und politische Strukturbrüche“[22] nach sich und diese sind es, die die einfachen Menschen täglich zu spüren bekommen. Durch diese historische Entwicklung löst sich der Nationalstaat infolge von Deregulierung und grenzüberschreitenden wirtschaftlichen Aktivitäten auf, wobei man nicht vergessen darf, dass es die Regierungen der Nationalstaaten waren, die diese Auflösung befürwortet haben oder zumindest, sich dem scheinbaren Druck beugend, nichts dagegen unternommen haben. Mit der Änderung der Wirtschaftsform ist auch die „Transformation einer Gesellschaftsform“[23] verbunden. Räume sind nicht mehr durch Grenzen geschützt, das vertraute Lokale ist dem rauen Wind der internationalen Konkurrenz ausgesetzt. Die Integration des Wirtschaftssystems „zu einem ökonomischen Weltsystem“[24] macht gemeinsam mit der politischen Deregulierung die Hauptkomponenten der Globalisierung aus. Solche tief gehenden Transformationen gehen nicht ohne lange Übergangsphasen von „Informalität“[25] vor sich, das heißt, alte Regeln und Normen verlieren ihre Gültigkeit, bevor sich neue etablieren konnten. Die gesetzlichen Regelungen für neue Lebens- und Erwerbsformen lassen noch auf sich warten. Die derzeitigen Regelungen hinken der aktuellen Lage um Jahrzehnte hinterher. Genau diese Regellosigkeit und Unüberschaubarkeit der gegenwärtigen Situation löst die bekannte diffuse Orientierungslosigkeit aus, die vielen Menschen zu schaffen macht. Das Problem ist nur, dass jede Veränderung in einem derartig komplexen System, wie es allein schon eine Volkswirtschaft ist, gravierende unbeabsichtigte Folgen haben kann, die man weder prognostizieren noch antizipieren kann. Deshalb lassen es viele Regierungen lieber gleich bleiben, etwas zu ändern und berufen sich darauf, dass es uns hier gut geht[26].

Gegen diese Informalität anzukämpfen hieße nämlich auch, die genauen gegenwärtigen Verhältnisse kennen zu müssen, was eine hinreichende statistische Erfassung der durch die Globalisierung veränderten Lebensverhältnisse bedeutet. Doch gerade in Bezug auf die Globalisierung stößt die Statistik[27] an ihre Grenzen, weil sie diese in ihrer Vielfalt nicht beschreiben kann, denn trotz gut gemeinter Indikatoren bleiben immer zu viele Aspekte unberücksichtigt und scheitern an den doch noch immer unterschiedlichen nationalen Bezugsrahmen, Erfassungsmethoden und Nomenklaturen. Manchmal haben sogar verschiedene Organisationen in einem Land unterschiedliche Definitionen derselben Einheiten[28]. An der statistischen Erfassung der Globalisierung scheitert sogar die OECD bewusst, die an sich für eine hohe Datenqualität steht und vielfältige internationale Statistiken[29] anbietet. Sie hat 2005 ein Handbuch ökonomischer Globalisierungsindizes heraus gegeben und nur das Vorwort davon ins Internet gestellt, den Rest muss man kaufen. Die OECD schreibt darin, dass mehr als die Größe und Intensität der Auswirkungen der Globalisierung im Handbuch nicht behandelt werden können, denn für eine Überprüfung der ökonomischen Auswirkungen und ihrer Zusammenhänge mit Strukturanpassungen der Politik reicht ein Satz einfacher Indikatoren nicht aus. Zu dynamisch und multidimensional ist der Prozess der wirtschaftlichen Integration von Volkswirtschaften. Mehr als ausländische Direktinvestitionen, Daten über den internationalen Handel, die Tätigkeit internationaler Firmen und die Produktion und Verbreitung von Technologie kann auch das beste Handbuch nicht bieten [30].

Glokalisierung – Globalität und Lokalität

Aufgrund dieser definitorischen Einschränkungen bezeichnen Altvater und Mahnkopf die Globalisierung als ein „gesellschaftliches Verhältnis, das in ökonomischen, technischen, kulturellen Prozessen am Ende des 20. Jahrhunderts strukturierend wirkt.“[31] Sie verweisen auf den Zusammenhang zwischen Ereignissen an bestimmten lokalen Orten und den internationalen abstrakten Entwicklungen, die aber auf den lokalen Ort bestimmend zurückwirken. Die Zusammenhänge sind größer und unüberschaubarer geworden, während die gegenseitige Abhängigkeit steigt und gleichzeitig intransparenter wird. Die Konkurrenzfähigkeit entsteht aber immer am lokalen Ort und wird von den dortigen Akteur/- innen getragen. So wirken die Globalität und die Lokalität zusammen, weshalb die beiden Autor/-innen den Begriff „Glokalisierung“[32] dafür verwenden. Auf der einen Seite wirkt die globale Konkurrenz, auf der anderen Seite muss die systemische Wettbewerbsfähigkeit am Standort erzeugt werden, das daraus entstehende Dilemma hat schwerwiegende Folgen: Die Kooperation der Bürger/-innen innerhalb eines Staates nimmt wegen des Konkurrenzdrucks ab, weil auch der Sozialstaat als Kostenfaktor reduziert wird und die gesellschaftliche Exklusion von Armen und Arbeitslosen weiter voran getrieben wird. Im Wettbewerb um den besten Job und das höchste Gehalt bleibt Altruismus dem Fremdwörterbuch vorbehalten. Durch die Beschleunigung von Waren-, Kapital- und Personen-Transport ergeben sich die globalen Zwänge zu Flexibilisierung und Anpassung an die global herrschende Konkurrenzsituation. Die Vollbeschäftigung, die noch vor 30 Jahren ein politisches Ziel war, ist heute undenkbar.[33] Das Heer von Arbeitslosen stellt die Realität dar und wird nicht mehr als kurzfristige Ausnahmeerscheinung während schlechter Konjunktur wahrgenommen, sondern als normal angesehen. Die Verfestigung der strukturellen Arbeitslosigkeit erhöht die Angst vor dem Jobverlust und zwingt die Arbeitnehmer/-innen zu schon lange nicht mehr da gewesener Flexibilität und Mobilität, was die Autonomie der Einzelnen zwar erhöht, aber familiäre und soziale Bindungen unterwandert und lockert. Normalarbeitsverhältnisse werden durch neue Erwerbsformen ersetzt, das Phänomen der „working poor“ ist inzwischen auch in Europa bekannt. In Wien zählt mittlerweile ein beachtenswerter Teil aller Unternehmen zu den Ein-Personen- Unternehmen, das sind neue Selbständige ohne Unterstützung durch Angestellte.

Die Privatisierung von öffentlichen Dienstleistungen ist nach Altvater/Mahnkopf ein weiteres Problem, das die Zivilgesellschaft aushöhlt. Wenn die Grundversorgung mit lebensnotwendigen Ressourcen nicht mehr von der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt wird, sondern Profitinteressen unterworfen ist, sind soziale Spannungen vorprogrammiert. Dazu kommt die größere Freiheit der Staatsbürger/-innen. Die ist zwar an sich sehr zu begrüßen, doch ihr Missbrauch führt zu einem Ansteigen der Kriminalität, besonders durch organisierte Verbrecherbanden. Auf dieses neue Gefühl der Unsicherheit reagieren viele Regierungen, allen voran die der USA, mit verschärften Kontrollen und Eingriffen in die Bürger/-innenrechte, die autoritäre Züge in der gegenwärtigen Politik sichtbar werden lässt. Diese Entwicklungen beinhalten eine Gefahr für die Demokratie, nicht nur durch die Terrorbekämpfung, sondern auch, wenn sich Politik und Gesellschaft dem Druck der internationalen Ökonomie beugen und der Handlungsspielraum der heimischen Politszene als so marginal aufgefasst wird, dass Teile der Bevölkerung von ihrem Wahlrecht keinen Gebrauch mehr machen. Die drittstärkste Fraktion mit 23 % im österreichischen Parlament wäre die der Nichtwähler/-innen. Die Entgrenzung der Wirtschaft durch die Schwächung der Nationalstaaten bewirkt das Entstehen neuer Grenzen: Innergesellschaftlich wird die Ausgrenzung der am Erwerbsprozess Unbeteiligten vorangetrieben und weltgesellschaftlich die Inklusion der reichen Industrienationen und die Exklusion der Entwicklungsländer, allen voran der afrikanischen Staaten.

Entbettung, Hybridkultur und neue Lebensformen

Angetrieben und ermöglicht wird die Raum-Zeitkompression, die die Globalisierung kennzeichnet, durch fossile Energieträger. Dadurch wird nicht nur die Natur in Ware umgewandelt, sondern auch die Arbeit unter die kapitalistische Realität subsumiert. Diese beiden Transformationen bilden die Grundlage der heutigen Globalisierungsprozesse. Die eine bedingt die Umweltzerstörung in beschleunigter und globaler Form, die andere sorgt für die Entbettung der Wirtschaft aus der Gesellschaft. Die Wirtschaft ist kein Teil der Gesellschaft mehr. Die Wirtschaftswissenschaften sind seit dem Beginn des Kapitalismus keine Sozialwissenschaft mehr, allenfalls teilen die beiden sich noch ein Universitätszentrum oder eine Fakultät. Das Herausheben des Wirtschaftslebens aus dem gesellschaftlichen Bett bedeutet für Altvater und Mahnkopf die „Warenförmigkeit“[34] der Beziehungen zwischen den Menschen und der „Mensch-Natur-Beziehungen“. Diese sind nicht von Liebe und Respekt geprägt, sondern von ihrer monetären Verwertbarkeit. „Massenproduktion und Massenkonsumption“[35] lösen Autarkie und Eigenproduktion ab und mit den Waren erfährt auch die Kultur ihre Vereinheitlichung. Die neu entstehende Hybridkultur ebnet regionale Unterschiede ein, die flache Welt ist entstanden.

Ein anderer Aspekt ist die Veränderung der Zeit mit dem Regime des Geldes. Zeit wird monetär bewertet und folglich gespart. Alles muss nun schneller gehen, die Möglichkeit, in Produktionsprozessen und Dienstleistungen durch Zeitpuffer Redundanzen einzubauen, die Sicherheit geben und momentanen Termindruck mildern, wird nicht mehr genützt. Just-in- time Produktion ist eine neue Form, erst dann Dinge zu produzieren, wenn sie schon verkauft sind, besonders die Computer- und Autobranche arbeiten praktisch nur mehr nach diesem Prinzip. Sind die Auftragsbücher voll, werden die Arbeiter/-innen und Angestellten voll ausgenützt, wenn nicht, können sie leicht wieder frei gesetzt werden. Dass Leiharbeit bei Firmen immer beliebter wird, obwohl sie teurer ist, passt ins Bild. Optimiert werden die Prozesse in Richtung der Wünsche von Kund/-innen und Aktionär/-innen, die Arbeitenden sind dabei eher nebensächlich. Damit macht der Markt die Gegenwart omnipräsent. Das Denken verläuft nicht mehr anhand von Jahreszyklen von Festen, Anbau und Ernten, von ruhigeren und intensiveren Phasen, sondern ist auf eigenartige Weise aus seiner Geschichtlichkeit herausgelöst. Die ständige Verfügbarkeit von allem und das Vergessen der Vergangenheit berauben die Zukunft ihres Status als Projekt, ihrer Gestaltungsfähigkeit. Das Primat der Ökonomie über die Zeit bedeutet die Auflösung der „synchronen Solidarität“ innerhalb einer Generation und in noch stärkerem Maß die „diachrone Solidarität“[36] zwischen den Generationen, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährdet und zu unangenehmen Bruchlinien zwischen Alten und Jungen, Erwerbstätigen und Erhaltenen, zwischen Kinderlosen und Eltern führt.

Die totalen und schon Jahrhunderte währenden Entbettungsmechanismen haben die europäische und nordamerikanische Kultur so verändert, dass die Werte des Kapitalismus unreflektiert weiter gegeben werden. „Disembedding [bedeutet] nicht nur Ökonomisierung, Rationalisierung, Realisierung abstrakter Methodik, sondern, indem es integraler Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens, also auch der individuellen Sozialisation wird und Kriterien der gesellschaftlichen Geltung erzeugt, eine neue Kultur der Entbettung hervorbringen kann.“[37] Diese neue Kultur äußert sich auch darin, dass Entscheidungen nicht auf lange Sicht hin getroffen werden, sondern der Zwang des Marktes die politischen Entscheidungen derart einschränkt, dass sie nur mehr in Hinblick auf kurzfristige Profitmaximierung getroffen werden. Dass der Mensch und seine Umwelt in diesem Kalkül nicht vorkommen, versteht sich von selbst.

Alles zu negativ?

Gunther Tichy kritisiert an Mahnkopf und Altvater die negative Grundeinstellung, also das Bild der „generellen Ausweglosigkeit der kapitalistischen Entwicklung“ und die „Unsicherheit und Hoffnungslosigkeit“[38], die sich auch im Verhalten von demonstrierenden Globalisierungsgegner/-innen widerspiegelt. Diese Einseitigkeit in der Fokussierung auf die negativen Seiten der beschriebenen Phänomene bedingt auch eine „Monokausalität, die alle Phänomene auf den einen, marxistischen Entwicklungsstrang zurückführt.“[39] Tichy sieht im Bild der Globalisierung als Einbahnstraße in Richtung soziale und ökologische Katastrophe nur einen Teilaspekt des Phänomens. Die gewählte Art der Darstellung der Globalisierung als „unvermeidbaren, unsteuerbaren und naturnotwendigen Prozess“[40] sieht Tichy als besonders problematisch an, weil systematisch Handlungsspielräume übersehen werden, die eine Gestaltbarkeit des Prozesses ermöglichen würden. Die von Altvater und Mahnkopf vorgeschlagenen Lösungsversuche, nämlich drei rein wirtschaftspolitische Maßnahmen wie Tobintax[41], Energiesteuer und Grundeinkommen, beziehen sich rein auf die Ökonomie und gehen nicht auf den erweiterten Fokus der Globalisierung ein, den die beiden Autor/-innen in ihrer Analyse geboten haben, das heißt sie lassen politische Rahmenbedingungen, Wettbewerbsrecht, Emissionskontrolle, Straßenmautsysteme oder gesamtgesellschaftliche Lösungsansätze völlig außer acht.

Auch andere Ursachen als die Entbettung der Wirtschaft und die steigende Macht des Finanzkapitals werden übergangen. Für Tichy sind auch der demografische Wandel, neue Technologien und eine steigende Komplexität der Lebenswelt bedeutende Triebkräfte der Globalisierung. Vorteile wie steigende Löhne oder neue Arbeit in bisherigen Entwicklungsländern werden von den beiden Autor/-innen ausgeblendet. Eine andere Differenz in der Betrachtungsweise zwischen Altvater/Mahnkopf und Tichy ergibt sich in Hinblick auf die Gegenbewegungen und Bürger/-innen-Organisationen, die stärker aktiv sind und mehr erreichen konnten, als Altvater und Mahnkopf das wahrhaben wollen. Die wachsende Macht der Konzerne ist ein Problem für Tichy wie für Altvater/Mahnkopf. Tichy jedoch weist darauf hin, dass zu dessen Lösung die EU als eine politische, demokratische Gegenbewegung beiträgt, indem sie versucht, den Machtverlust der Staaten gegenüber den Konzernen auf höherer politischer Ebene zu kompensieren.

Neoliberalismus

Claudia von Werlhof sieht die Globalisierung als Ausdruck einer weltweit brutal verfolgten neoliberalen Wirtschaftsausrichtung[42]. Grundlagen der heutigen Ausformung wurden schon im Freihandel früherer Jahrhunderte gelegt. Heute wie damals treten an sich unangenehme Eigenschaften als Paradigmen dieser Auffassung hervor, welche ethisch in mancher Hinsicht problematisch sind: Eigennutz, Individualismus, Entbettung der Wirtschaft aus der Gesellschaft, was das Verfolgen unethischer Prinzipien im Wirtschaftsgeschehen bedeutet, wie z. B. reine Kosten-Nutzen-Rechnung zum Zweck der Profitmaximierung, reine Konkurrenz als Grundlage für Wachstum und Fortschritt, profitabler Außenhandel statt Selbstversorgung, unkontrolliertes Marktgeschehen ohne staatliche Einflüsse. Soweit die alten Ideen. Neu ist heute, dass diese Regeln auf der ganzen Welt gelten sollen und nicht nur die Wirtschaft, sondern auch alle anderen Lebensbereiche einbeziehen, Menschen wie Natur. Die Wirtschaft ist nun nicht mehr in die Gesellschaft eingebettet, sondern umgekehrt ist die Wirtschaft Bett und Grundlage für Einfluss und Macht. Dabei wird übersehen, dass zwar Märkte im Zentrum der Wirtschaft stehen, aber gerade sensible Bereiche wie „Ungleichheit, Arbeitslosigkeit und Umweltverschmutzung“[43] einer staatlichen Regelung bedürfen. Der Markt allein löst nicht alle Probleme und der „Staat kann nicht jedes Marktversagen beseitigen“[44]. Werlhof kritisiert besonders die demokratisch nicht legitimierte und höchst bedenkliche Einflussnahme von Konzernen und deren Chefs auf Politik und Gesellschaft. Konzerne gehören nicht mehr zu einem bestimmten Land, sondern sind derart entwurzelt, dass es auch keinerlei Bindung oder Loyalität zu einer lokalen Bevölkerung geben kann. Die ansässige Bevölkerung als Humankapital wird ebenso wie Finanzkapital als gesichtslose Masse verstanden, als besonders lästiges Produktionsmittel, da unzuverlässig und fordernd. Das „Wohl transnationaler Konzerne“[45] ist ihr zu sehr gegen Werte wie Altruismus, Helfen und Versorgen anderer in den Vordergrund getreten. Hemmnisse für Firmen, wie Einschränkungen „legaler, sozialer , ökologischer, kultureller oder eben nationaler Art“[46]sind auf dem ebenen Spielfeld nicht vorgesehen. Die Profitmaximierung greift auf alle Lebensbereiche über und macht auch vor dem Privaten, der Familie nicht halt. Die Auswirkungen des Neoliberalismus bewirken, dass der freie Markt gar nicht mehr so frei ist, sondern von wenigen großen Weltkonzernen beherrscht wird und alle anderen, an und für sich gut laufende, kleinere Unternehmen keine Chance mehr haben, mitzuhalten.

Problematisch ist auch die Privatisierung öffentlicher Dienste, die nie profitabel sein können und als grundlegende Daseinsvorsorge von der Allgemeinheit für alle bereit gestellt werden müssen.

Die Angleichung der Lebensverhältnisse zwischen Norden und Süden läuft leider anders, als sich das die meisten vorgestellt haben. Nicht der Süden wächst derartig, dass die Menschen im Süden nördliche Sicherheit und Wohlstand genießen können, sondern der Norden passt sich unter dem wachsenden Druck an die prekären Arbeitsverhältnisse des Südens an. Man spricht schon von Feminisierung des Arbeitsmarktes[47], was bedeutet, dass Männer heutzutage unter derart miesen Arbeitsbedingungen arbeiten dürfen, die früher allein Frauen vorbehalten waren. Noch ist der Norden aber reich, obwohl es kleine Schichten gibt, die in Europa und den USA unter Bedingungen wie in der dritten Welt leben, genauso wie es in den armen Ländern eine kleine reiche Oberschicht gibt, die in westlichem Reichtum lebt.

Werlhof brandmarkt die Verwandlung allen echten Reichtums, also Naturgüter, Ressourcen, Lebensmöglichkeiten auf der Erde, in Geld. „Alles, was auf der Erde existiert, [wird] in Waren verwandelt“[48], selbst das menschliche Leben. Der Marktfundamentalismus ersetzt Gott durch den Glauben an den Markt, das Kapital ist die abstrakte Form, nach der alles strebt, doch praktisch niemand denkt daran, dass jeder Reichtum sofort verschwindet, wenn die Lebensgrundlage fehlt und die Erde nichts mehr hergibt, was man zum Leben braucht. Eine Rückverwandlung von Geld in natürliche Ressourcen ist unmöglich und genau darin liegt der Nihilismus der derzeitigen Wirtschaftsform. „Die Annihilation der Materie durch ihre Transformation“[49] ist das herrschende Paradigma des Neoliberalismus. „Ware ist nur das ehemals Lebendige[50], nie wird neues Leben aus ihr entstehen. Werlhof bezeichnet dies als die letzte Stufe des Patriarchats, das die totale Vernichtung der „Mutter Erde“[51] zum Ziel hat, der „Monismus des Geldmachens“[52] bleibt als einziges Handlungsmotiv übrig.

Immer wieder kehrende Themen und Thesen

Themen, die in verschiedenen Texten immer wieder vorkommen, sind unter anderem die Vernetzung und die damit verbundene gegenseitige Abhängigkeit und Pluralität. Thomas Friedman betont die Vernetzung, die globale Konkurrenz, aber auch die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Erdteilen und führt als Beispiele indische Callcenter, die für amerikanische Firmen arbeiten an oder die Auswertung von digitalen Röntgenbildern durch indische Ärzt/-innen für amerikanische Spitäler usw. Durch die elektronische Vernetzung ist es mit Workflow-Software nun möglich, Mitarbeiter/-innen über die ganze Welt zu verteilen. Damit können internationale Firmen wirklich global arbeiten. Voraussetzung ist immer das Funktionieren von Internet und Computern, abgesehen von grundlegender technischer Infrastruktur.

Die Pluralität spielt in der Globalisierungsdiskussion eine doppelte Rolle: erstens werden viele verschiedene Phänomene in ihrer Vielfalt unter dem Begriff Globalisierung zusammengefasst, auch von der Pluralität der Lebensentwürfe und Weltanschauungen ist die Rede, und zweitens sind auch die Interpretationen von Globalisierung als Phänomen sehr unterschiedlich und in großer Pluralität vorhanden. Also nicht nur das Phänomen selbst, sondern auch seine Wahrnehmung entwickelt eine beachtenswerte Pluralität.

Elmar Altvater und Birgit Mahnkopf erweitern diese Zugänge um die „chaotische Vielfalt von Fragmentierung, Fraktionierung und Fraktalisierung“[53]. Fragmentierung bezeichnet den Spannungszustand zwischen der vereinheitlichenden Globalisierung und den Tendenzen zu regionaler Ungleichheit und Ungleichzeitigkeit. Die Entwicklung der verschiedenen Erdregionen verläuft unterschiedlich sowohl qualitativ als auch quantitativ. „Nationalität und Globalität haben die gleiche Wurzel, entwickeln sich parallel, sind die Kehrseiten des gemeinsamen kapitalistischen Entwicklungsmodells.“[54] Zwar sind die Entwicklungsstränge und einzelnen Volkswirtschaften sehr voneinander abhängig, sie entwickeln aber doch ein Eigenleben. Auch die Gesellschaften können eine Fragmentierung erleiden, wenn Teile der Bevölkerung ausgegrenzt werden. Krisen einer Währung sind Ausdruck einer Fragmentierung, wirken aber durch die Vereinheitlichung der Weltwirtschaft auf das ganze Währungssystem. Genau diese Währungszusammenhänge sind für Altvater/Mahnkopf ein Indiz dafür, dass „auch die fragmentierten Teile der kapitalistischen Weltgesellschaften … Fraktionen des Weltkapitals“[55] sind. Die einzelnen Nationalstaaten werden durch Strukturanpassungsmaßnahmen von IMF und Weltbank zu solchen Fraktionen des Weltkapitals gemacht, zumindest jene Staaten, die nach Ansicht der internationalen Finanzinstitutionen geeignet dafür sind. Afrika dagegen wurde schon lange aufgegeben und existiert in einer finanziellen Parallelwelt außerhalb einer fragmentierten, aber doch vereinheitlichten Finanzwelt.

Zusätzlich wirkt noch die Fraktalisierung, das heißt es entstehen ähnliche Strukturen auf verschiedenen Ebenen. Es geschieht Ähnliches, aber nicht Gleiches, jedoch Vergleichbares. Supranationale Institutionen spiegeln nationale Institutionen wider. „Funktionale Äquivalenz“[56] ergibt sich aus der Selbstähnlichkeit der verschiedenen, bei der Globalisierung ablaufenden Prozesse. Sie drückt sich auch in der Einfachheit mancher Phänomene aus, die ihre Komplexität erst im internationalen Zusammenspiel und im Rahmen gegenseitiger Abhängigkeiten erreichen. Fraktalisierung bedeutet im Zusammenhang mit der Globalisierung die „Reproduktion von Institutionen und Funktionsabläufen nach dem Prinzip der Selbstähnlichkeit auf verschiedenen Ebenen des globalen Systems“[57].

In dieser Betrachtungsweise wirkt die Globalisierung einerseits durch die „Vereinheitlichung des globalen Systems“[58], andererseits werden diese Tendenzen durch die Fragmentierung, also die „Auflösung der Einheit des globalen Systems“[59] konterkariert. Die Fraktionierung formt „besondere Teile des Ganzen“[60], die miteinander wechselwirken. Die Fraktalisierung bezeichnet schließlich „selbstähnliche Gebilde auf verschiedenen Ebenen“[61]. Alle diese Phänomene wirken auch auf einander ein, was die eingangs erwähnte Komplexität der Globalisierung bedingt.

Höchst tendenziös: Der IMF

Während sich viele Autor/-innen der Ambivalenz der Globalisierung bewusst sind und eher ausgewogene Darstellungen bevorzugen, gehen manche in ihrem Lob der Globalisierung aufs Ganze. Die sicher tendenziöseste Beschreibung der Globalisierung, der ich in meinen Recherchen begegnet bin, ist die des International Monetary Fund, IMF oder zu deutsch Internationaler Währungsfond IWF[62], nicht ohne Grund liebstes Feindbild der Globalisierungskritiker/-innen. Der IMF versucht auf seiner Website, der Globalisierung ihren Schrecken zu nehmen und sie als harmlose, naturgegebene Entwicklung zu betrachten: „Es gibt nichts Geheimnisvolles bei der Globalisierung“, der Begriff ist „Ausdruck der technologischen Fortschritte, die internationale Transaktionen leichter und schneller machen“ und „bezieht sich auf eine Ausweitung der gleichen Marktkräfte, die seit Jahrhunderten auf allen Ebenen der menschlichen wirtschaftlichen Tätigkeiten wirken.“ Globalisierung wird als „anhaltender Trend unter mehreren anderen“ beschrieben. Damit soll der Globalisierung ihre Einzigartigkeit genommen werden, um sie nicht als bedrohliche neue Entwicklung darstellen zu müssen. Nach Ansicht des IMF gäbe es auch ohne Globalisierung in den alten Industrienationen Veränderungen in Richtung Dienstleistungsgesellschaft, die schmerzliche Veränderungen für die Arbeitnehmer/-innen in wenig qualifizierten Tätigkeiten brächte. Die Rezepte des IMF dagegen sind Investitionen in Bildung und Ausbildung der Erwerbsbevölkerung und gezielte soziale Absicherung der Arbeitslosen – die Finanzierungsfrage bleibt dabei offen. Globalisierung wird vom IMF als geschichtlicher Prozess beschrieben, der „Ergebnis menschlicher Innovation und technischen Fortschritts“ ist und sich auf die „steigende Integration der Volkswirtschaften auf der ganzen Welt“ bezieht, was den grenzüberschreitenden Verkehr von Waren, Geld, Arbeitskräften und Wissen einschließt. Dass es dabei auch eine breitere „kulturelle, politische und ökologische Dimension“ gibt, wird zwar angeführt, aber nicht weiter behandelt.

Der IMF gibt auch Probleme mit der Globalisierung zu, etwa dass der Abstand zwischen Armen und Reichen sowohl innerhalb als auch zwischen den Staaten im Lauf des 20. Jahrhunderts größer geworden ist und dass in vielen Entwicklungsländern „Risiken sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Zerfalls“ bestehen. Als Gründe werden falsche Politiken der Abschottung dieser Länder genannt und gelegentlich externe Faktoren im Fall Afrikas, sprich die meisten Länder sind selber schuld an ihrem Elend, weil sie die Empfehlungen des IMF nicht eingehalten haben. Als Ausweg aus dieser Misere führt der IMF die Stärkung der Volkswirtschaften und ein „stärkeres Weltfinanzsystems“ an, was sozusagen automatisch zu schnellerem Wachstum führt und gewährleistet, dass „Armut verringert wird.“ Explizit wird auf die direkte „Beziehung von ein zu eins“ zwischen Wachstum und Armutsverringerung hingewiesen – was immer dieses Verhältnis auch bedeuten mag.

Erreicht werden soll die langfristige Entwicklung durch das übliche Programm des IMF, also wirtschaftliche Stabilität, Aufbau von Institutionen und Strukturreform in Kombination mit den Finanztransfers der Globalisierungsbetreiber Weltbank und IMF. Joseph Stiglitz hat mit seiner breit angelegten Kritik an diesen Methoden ein ganzes Buch gefüllt.[63] Nach dessen Lektüre wirkt der Selbstanspruch des IMF, einen „partizipatorischen Ansatz, einschließlich eines Dialogs mit der Zivilgesellschaft“ zu verfolgen, ziemlich deplatziert. Die Gesamtbeurteilung der Globalisierung durch den IMF fällt - wie nicht anders zu erwarten - positiv aus.

Um die weit klaffenden Schere zwischen Arm und Reich ein wenig verschleiern zu können, fasst der IMF den Reichtum nicht bloß als Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf auf – nach dieser Messung klafft die Schere besonders eklatant - sondern nimmt „breiter gefasste Indikatoren des Wohlergehens“ in Betracht, die unter anderem durch die steigende Lebenserwartung den Schluss zulassen, dass sich die „Lebensbedingungen … in fast allen Ländern beträchtlich verbessert“ haben. Man muss internationale Vergleichsstatistiken zwar immer mit großer Vorsicht genießen und bei Indikatoren, die versuchen, höchst komplexe Sachverhalte in eine einzige Zahl zu gießen, besonders zurückhaltend mit vorschnellen Schlüssen sein, aber der Human Developement Index (HDI)[64] der Vereinten Nationen ist doch ein gut durchdachter Index der menschlichen Entwicklung. Er berücksichtigt nicht nur das BIP pro Kopf in Kaufkraftparitäten, also die reale Kaufkraft je Einwohner/-in, sondern auch den Bildungsgrad der Bevölkerung anhand von Einschulungsraten und Analphabetismus und die Lebenserwartung bei der Geburt. Der IMF behauptet also, anhand dieses Index zeigen zu können, dass die Einkommensunterschiede in den letzten 100 Jahren zwar größer geworden sind, aber dass heutige arme Länder „eindeutig besser gestellt [sind] als die Länder der Spitzengruppe von 1870“, was aber hauptsächlich auf die gestiegene Lebenserwartung und die bessere Gesundheitsversorgung zurückzuführen ist.

Anders ausgedrückt, die Entwicklungsländer können nach dieser Argumentationsschiene froh sein, wenn sie jetzt da sind, wo wir im Westen vor 140 Jahren waren. Man kann nun diese Argumente nicht ganz bestreiten, das heißt es gab auf jeden Fall Verbesserungen in den Entwicklungsländern. Diese Verbesserungen aber werden aber hauptsächlich dazu gebraucht, um die Ansprüche dieser Länder klein zu halten und zu argumentieren, dass es ihnen schon so gut geht, dass weitere Forderungen überzogen seien.

Wenn man den HDI der letzten 25 Jahre betrachtet, so zeigt sich, dass die Ungleichheit auch nach diesem Index seit den 1980ern dramatisch zugenommen hat. „Zwischen 1990 und 2000 sank der HDI in 21 Entwicklungsländern“[65]. Zwischen 2000 und 2003 wurde der HDI wieder niedriger, das heißt, es gab massive Verschlechterungen im Leben der Menschen, vor allem im subsaharischen Afrika, aber auch in Australien, Großbritannien, Schweden und in den Niederlanden - Sozialabbau global. Bei den Debatten über die Armut in den Entwicklungs- und Schwellenländern sollte man das Bevölkerungswachstum vieler dieser Länder nicht vergessen - beim IMF bleibt diese Problematik unerwähnt. Der kleine durch die Globalisierung gewonnene Reichtum erhöht zwar das BIP und beschert ein beachtliches Wirtschaftswachstum, aber pro Einwohner/-in bleibt weniger übrig, weil die Bevölkerungszahl ansteigt und die vorhandenen Ressourcen auf mehr Köpfe verteilt werden müssen. In der Demokratischen Republik Kongo und in Äthiopien hat sich die Bevölkerung seit 1981 verdoppelt, Malaysia verzeichnete ein plus von 80 %, der Iran um 70 %. Dagegen sind Indien mit 57 % Wachstum und China mit 30 % in den letzten 25 Jahren vergleichsweise moderat[66]. Derzeit wächst die Weltbevölkerung jährlich um 78 Millionen Menschen[67], das sind 1,14 %[68].

Auch das soziale Ungleichgewicht innerhalb der Staaten, gemessen mit dem Gini- Koeffizient[69], nimmt zu und ist in Mittel- und Südamerika und im südlichen Afrika besonders hoch. Trotz dieser erdrückenden Fakten findet man auf der Homepage des IMF nur ein paar zarte Hinweise, dass das Einkommensgefälle zwischen Nord und Süd Sorgen bereitet. Doch nicht die Globalisierung habe diese Unterschiede verursacht, sondern die nicht zu entschuldigende Abschottung der Entwicklungsländer vom Weltmarkt. Wenigstens wird eingeräumt, dass auch „Faktoren außerhalb ihrer Kontrolle“ zum Desaster beigetragen haben – die brutale, schon Jahrhunderte währende Politik der Europäer und Amerikaner zum Beispiel oder klimatische Faktoren bleiben aber namentlich ungenannt. An anderer Stelle stellt Huntington in einem Gespräch mit Galtung erfreut fest, dass es zwar nach wie vor viele Arme auf der Welt gibt, aber im historischen Vergleich „sind die Armen heute recht reich“.

„Wenn wir die Situation empirisch betrachten, haben wir im Zuge der Globalisierung bereits einiges erreicht.[70]

Interessant ist, dass der IMF sein neoliberales Credo so offen darlegt, trotz aller wissenschaftlich fundierten Kritik. Ganz eindeutig werden die Interessen der reichen Industrienationen vertreten, damit sich diese nicht zuletzt auch auf Kosten der ärmsten Länder weiter bereichern können – ein Ausdruck der oft beklagten Doppelmoral des Westens[71]: die unglaubliche Arroganz und Präpotenz, mit der moralische Ansprüche an alle anderen außer sich selbst gestellt werden.

Der ehemalige Chefökonom der Weltbank, Joseph Stiglitz, kritisiert den IMF stark und erklärt, dass dieser in seinen wichtigsten Missionen versagt hat: Weder hat er mehr globale Stabilität gebracht, noch hat er es geschafft, „den Übergang von Ländern vom Kommunismus zur Marktwirtschaft“[72] derart zu leiten, dass die Armut dabei verringert worden wäre. Ganz im Gegenteil, die verfrühte und voreilige Liberalisierung des Kapitalmarkts hat „in vielen Ländern die Situation noch deutlich verschlechtert, besonders für die Armen“[73]. Die Leitideen des IMF richten sich nach der Maximierung der Vorteile für die westlichen Industrienationen, ohne Rücksicht auf die Entwicklungsländer.

Ursachen

Als eine der Ursachen für die Globalisierung wird oft die wirtschaftliche Dynamik genannt, die durch den freien Kapitalverkehr entsteht und der als Paradigma die Geldvermehrung der Investoren unterliegt. Eine Machtverschiebung von den Regierungen zu den Konzernen untergräbt demokratische Strukturen, die Macht geht immer weniger vom Volk, sondern viel eher vom Kapital und deren Besitzern[74] aus. Angetrieben wird jene wirtschaftliche Dynamik von internationalen Organisationen, wie OECD, IMF, Weltbank, WTO und so weiter. Sie heizen dem ganzen Geschehen noch so richtig ein und sorgen dafür, dass sich sicher nichts ändert an der derzeitigen Ausrichtung der Globalisierung und weiter noch, dass es in Zukunft noch ein wenig schneller geht. Auf politischer Ebene sind der Washington Consensus[75] zwischen Margaret Thatcher und Ronald Reagan von 1989 und die neoliberale Ausrichtung der EU (Verträge von Maastricht[76] und Amsterdam[77]) die Hauptakteur/-innen dieser Entwicklung. Im Rahmen des Washington Consensus einigten sich Staatschef/-innen auf die bekannten Eckpunkte des Neoliberalismus. Dazu gehören Haushaltsdisziplin, Abbau von Subventionen, Priorität der öffentlichen Ausgaben auf Bildung, Infrastruktur und Gesundheit, Steuersenkungen, attraktive Zinsraten, um Kapitalflucht zu verhindern, kompetitive Wechselkurse, eine Liberalisierung der Handelspolitik, Offenheit für ausländische Direktinvestitionen, Privatisierung, Deregulierung und Entbürokratisierung und Schutz des Privateigentums. Damit soll eine „Makrostabilität“[78] erreicht werden. John Williamson, der den Begriff „Washington Consensus“ geprägt hat, bekennt Jahre später, dass die genannten neoliberalen Forderungen allein keinen Beitrag zur Bekämpfung der Armut leisten können, obwohl sie ursprünglich – angeblich – so intendiert waren. Auch sind seine Vorstellungen, die er für den geplanten wirtschaftlichen Aufschwung Lateinamerikas formuliert hat, zu dogmatisch und allgemeingültig aufgefasst worden. Er beklagt, dass es über eine sinnvolle Erweiterung der Regeln des Washington Consensus zur Armutsbekämpfung noch keinen Konsens gibt[79].

Die flache Welt

Die technisch überwundene Kugelgestalt der Erde hat Thomas Friedman als Titel seines Globalisierungsbestsellers „The World is Flat“ gewählt. Die Erde ist nun ein ebenes Spielfeld, auf dem sich alle Teilnehmer/-innen mehr oder minder gleichberechtigt miteinander messen und in Konkurrenz treten können und müssen. Vorbei die Zeit der verwinkelten Häuser mit ihren bequemen Nischen und ungünstigen geografischen Gefängnissen. In einer flachen Welt ist alles offen, alte Regeln gelten nicht mehr, Indien und China sind am Weltmarkt ebenso präsent wie die USA. Friedman sieht neben weltpolitischen Veränderungen vor allem die Entwicklung der technischen Infrastruktur als Motor für die Globalisierung an. Er definiert 10 unübersetzbare „Flattener“, die jeder für sich und besonders in ihrem Zusammenwirken die Globalisierung stark befördert haben und die Welt „flach“ gemacht haben, in dem Sinne, dass das Spielfeld jetzt eingeebnet ist und lokale Rückzugsgebiete, in denen man vor Konkurrenz und Wettbewerb geschützt wäre, nicht mehr existieren. Begonnen hat für ihn der Prozess mit dem Fall der Berliner Mauer und der Ausbreitung des westlichen, demokratischen, kapitalistischen Lebensstils über die ganze Welt. Mitte der 1990er kam der riesige Internet-Hype dazu, ermöglicht durch die Erfindung des Internetbrowsers von Netscape, die Verbreitung des PCs und den massiven Ausbau der Glasfasernetze. Dadurch folgte der nächste Schritt zum weltweiten gemeinsamen Arbeiten durch Workflow Software. Eine neue Dimension des Internetgebrauchs eröffnete sich durch gemeinsames Entwickeln von Projekten ohne zentrale Organisation, sprich open source Softwareentwicklung, Wikipedia und blogging/podcasting. Damit wurden Medien erstmals nicht nur konsumiert, sondern in aktiver Arbeit von den Nutzer/-innen selbst gestaltet. Die freien Softwareprojekte wie das Betriebssystem Linux oder der Apache Webserver haben als sich selbst organisierende internationale Gemeinschaften die Computerwelt revolutioniert, Wikipedia setzte einen neuen Standard in Bezug auf Internetlexika. Blogs entwickeln oft ein interessantes Eigenleben, Internetforen stellen eine neue Form der Öffentlichkeit dar.

Gefördert werden solche Internetseiten auch dadurch, dass man sie findet – dank „Google, Yahoo!, MSN Web Search“[80] und anderen Internetsuchmaschinen, ohne die heute kein vernetztes Arbeiten mehr möglich wäre. Für Friedman ist Outsourcing ein weiterer „Flattener“[81], der besonders seit der Jahr-2000-Hysterie an Bedeutung gewonnen hat. Beim Outsourcing werden genau definierte Teile der Produktion ausgelagert und anschließend wieder in den Gesamtprozess integriert. Weit darüber hinaus geht „Offshoring“[82], das durch den WTO Beitritt Chinas 2001 massiv zugenommen hat. Dabei geht es um die Verlagerung des gesamten Produktionsprozesses nach China oder sonst wohin weit übers Meer, daher der Name. Dieser Flattener trägt besonders zur Abflachung heimischer Arbeitsplatzstandards bei und ist dementsprechend schlecht beleumdet. Am Beispiel des amerikanischen Handelsriesen Wal-Mart erläutert Friedman, was er unter Supply-Chaining versteht. Wal-Mart ist nicht nur aufgrund der Ausbeutung seiner Zulieferer und Arbeitskräfte so erfolgreich, sondern auch, weil der Konzern direkt bei den Erzeugern kauft. Den teuren Zwischenhandel und Transport hat der Konzern selbst in die Hand genommen, standardisiert und technisch so aufgerüstet, dass mithilfe der Elektronik große Einsparungen möglich waren. Im Gegensatz zum Outsourcing versteht Friedman unter Insourcing die umgekehrte Entwicklung, nämlich dass Firmen wie UPS (United Parcel Service) nun auch das gesamte Supply-Chain-Management für ihre Kund/-innen übernehmen, sodass auch kleine Firmen, die nicht über eigene Vertriebswege verfügen, ihre Produkte international an die Frau kriegen.

All diese Faktoren tragen gemeinsam zum Verflachen der Welt insofern bei, als diese neuen Dimensionen des Kommunizierens digital, virtuell, mobil und persönlich passieren, sprich fast jede/r schleppt ihr Mobiltelefon[83] mit sich herum und kann damit überall Daten übertragen, Internet surfen, Radio hören, fernsehen, Nachrichten schreiben und empfangen, Bilder versenden und sogar telefonieren. Doch der durch die flache Welt in Aussicht gestellte Reichtum kommt nur jenen „Ländern, Firmen, Personen, Universitäten und Gruppen zugute, die die wichtigsten drei Dinge richtig machen“[84] und dazu gehören nach Friedman eben die technische Infrastruktur, um überhaupt ein Datennetz zu erreichen, die passende Ausbildung der Leute, damit sie in der Lage sind, aktiv am globalen Wettbewerb teilzunehmen und eine gute Regierung, die die schlimmsten Nebenwirkungen abfedert. Damit wird wieder eine implizite Schuldzuweisung an die armen Staaten in den Raum gestellt, denn wenn die Teilnahme am Wettbewerb davon abhängt, Dinge richtig zu machen, so heißt das, dass alle, die nicht erfolgreich sind, zu viele Dinge falsch gemacht haben. Doch das nötige Geld für Infrastruktur und Bildung ist leider nicht flächendeckend vorhanden.

Seit wann spricht man von Globalisierung?

Einer der vielen höchst unterschiedlich diskutierten Aspekte der Globalisierung ist ihre zeitliche Abgrenzung. Sie wird entweder als Novum aufgefasst, das erst nach dem 2. Weltkrieg aufgetreten ist, oder als ein seit Urzeiten laufender Integrationsprozess, der schon die ganze Menschheitsgeschichte begleitet, oder aber als Ereignisfolge, die erst in den letzten paar hundert Jahren erstmalig mit der Seefahrt und der europäischen Eroberung der Welt ihren Anfang genommen hat.

Immanuel Wallerstein hat mit seiner Weltsystemtheorie in den 1970ern einen neuen Ansatz in die Diskussion eingebracht. Für ihn beginnt die kapitalistische Entwicklung im langen 16. Jahrhundert, das ist der Zeitraum von 1450 bis 1640. Der Zusammenbruch des Feudalsystems markierte den Übergang zum Welthandel mit seinen asymmetrischen Strukturen des Austausches und der internationalen Arbeitsteilung, der die Staaten in eine Hierarchie bringt. Das Zentrum, am Beginn dieser Entwicklung war das Nordwesteuropa, bemächtigt sich der Peripherien, die ihm billige Rohstoffe und Arbeitskräfte liefert. Die Semiperipherie fungiert als Mittler, die zwischen möglichem Auf- und Abstieg oszilliert und trotz der Ausbeutung der Peripherie keinen eigenen Kapitalkreislauf und Produktionssektor aufbauen kann. Das bedeutet, dass die wechselseitige Abhängigkeit der verschiedenen Erdregionen und die Ausbeutung der auch heute noch benachteiligten Gebiete schon vor mehr als 550 Jahren begonnen hat und für einen Großteil der heutigen Probleme der Ungleichheit verantwortlich ist.

Elisabeth Lichtenberger unterscheidet „zwei weltumspannende Vorgänge der Globalisierung“, nämlich die „Europäisierung der Erde“[85] im Kolonialzeitalter bis zum 1. Weltkrieg und die zweite große Welle der amerikanischen – gegenwärtigen - Globalisierung. Gemeinsam ist beiden die Raum-Zeit-Kompression aufgrund technischer Möglichkeiten von Transport und Kommunikation, die Komponente des kulturellen Austausches und der gegenseitigen Beeinflussung und natürlich die wirtschaftliche Verflechtung. Schon im Liberalismus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es eine ausgeprägte internationale Arbeitsteilung, den Welthandel, einen funktionierenden Weltmarkt und eine Weltwährung.

Neu sind im 20. Jahrhundert die Massenvernichtungswaffen, die „Massenkultur einer Spaßgesellschaft“[86], brennender werdende Umweltfragen und die von räumlichen Gegebenheiten unabhängige digitale Vernetzung.

Eine ähnliche Einteilung nimmt Peter Sloterdijk vor. Die „terrestrische Globalisierung“ beginnt für ihn mit der Seefahrt des Kolumbus 1492 und endet im 2. Weltkrieg mit der Etablierung des Weltwährungssystems von Bretton Woods 1944 und der Gründung der dazugehörenden Institutionen, Weltbank und Internationaler Währungsfonds. Wichtiger für ihn ist aber die theoretische Vorbereitung dieser Unternehmungen, also die viel früher geborene Idee der „onto-morphologischen Globalisierung“[87], die die „philosophische Herkunft des Globus-

Motivs“[88] zum Inhalt hat. In der Kosmologie der griechischen Antike diente das Kugelmotiv als Metapher für alles Seiende. Die Kugelgestalt des Himmels begrenzte die menschliche Existenz in beruhigender Weise. Sie bot gedanklichen Halt und lud zu unermesslichen Gedankenspielen ein. Für Sloterdijk war daher die klassische Ontologie eine „Sphärologie“ und schuf damit die Grundlage für das Primat des Runden in „Logik, Ethik und Ästhetik“. Erst nach dieser gedanklichen Vorbereitung und wissenschaftlichen Durchdringung der Sphäre folgte die Phase der tatsächlichen Umschiffung der realen Welt, um schließlich im momentanen Zustand der „elektronischen Globalisierung“[89] einen vorläufigen Höhepunkt an Vernetzung und beschleunigtem „Waren-, Zeichen- und Mikrobenaustausch“[90] zu finden. Die Kugelgestalt der Erde wird in der Gegenwart durch Computer- und Telekommunikations Erdregionen und die Ausbeutung der auch heute noch benachteiligten Gebiete schon vor mehr als 550 Jahren begonnen hat und für einen Großteil der heutigen Probleme der Ungleichheit verantwortlich ist.

[...]


[1] Siehe Wimmer 1978

[2] Zur Problematik von verstehen und erklären siehe auch Pailer 2005.

[3] http://de.wikipedia.org [2007-03-16]

[4] http://de.wikipedia.org/wiki/Globalisierung [2007-03-16]

[5] Stiglitz S. 9

[6] Schwerpunkte der Arbeit der ILO sind die Formulierung und Durchsetzung internationaler Arbeits und Sozialnormen, insbesondere der Kernarbeitsnormen, die soziale und faire Gestaltung der Globalisierung sowie die Schaffung von menschenwürdiger Arbeit als einer zentralen Voraussetzung für die Armutsbekämpfung. http://www.ilo.org/public/german/region/eurpro/bonn/index.htm [2007-05- 11]

[7] Huntington, Galtung S. 107

[8] Huntington, Galtung S. 107

[9] Huntington, Galtung S. 108

[10] Huntington, Galtung S. 108

[11] Zum umfassenden Konzept des Polylogs siehe Wimmer 2003 und 2004.

[12] Huntington, Galtung S. 103

[13] Huntington, Galtung S. 103

[14] Albrow S. 12

[15] Albrow S. 20

[16] Albrow S. 20

[17] Siehe dazu u. a. Busse, Tanja: Die Einkaufsrevolution. München: Blessing 2007.

[18] Capra S. 113 (Übersetzung UP)

[19] Die Presse vom 23.6.2007 http://www.diepresse.com/home/wirtschaft/economist/312489/index.do [2007-06-26]

[20] Sloterdijk S. 306

[21] Altvater/Mahnkopf S. 17

[22] Altvater/Mahnkopf S. 17

[23] Altvater/Mahnkopf S. 31

[24] Altvater/Mahnkopf S. 119

[25] Altvater/Mahnkopf S. 32

[26] „Österreich - Hier geht´s uns gut“. Wahlplakate der ÖVP zur Nationalratswahl 2006.

[27] Die Vielzahl an Fußnoten und Anmerkungen statistischer Art liegt an meiner zweiten Natur als Mathematikerin und meiner Tätigkeit in der angewandten Statistik, die mich mit einer Fülle von Daten konfrontiert. Daher sind viele Behauptungen meinerseits Feststellungen, zu denen eine Erhebung oder eine andere statistische Untersuchung Anlass gibt.

[28] Zum Beispiel kann versucht werden, die Begriffe Unternehmen, Arbeitsstätte und Betrieb in Österreich zu unterscheiden und dabei die Statistiken von Statistik Austria, der Wirtschaftskammer, der Arbeiterkammer und die des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger zu vergleichen.

[29] http://www.oecd.org/statsportal/0,3352,en_2825_293564_1_1_1_1_1,00.html [2007-06-29]

[30] Vorwort zum OECD Handbook on Economic Globalisation Indicators – ISBN 92-64-10808-4 – © OECD 2005. Online im Internet: URL: http://www.oecd.org/dataoecd/37/25/34964971.pdf [2007-03- 07].

[31] Altvater/Mahnkopf S. 38

[32] Altvater/Mahnkopf S. 69

[33] Mittlerweile bezeichnet man der Einfachheit halber Arbeitslosenraten von unter 4 % als Vollbeschäftigung. Siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Vollbesch%C3%A4ftigung [2007-08-16]

[34] Altvater/Mahnkopf S. 96

[35] Altvater/Mahnkopf S. 97

[36] Altvater/Mahnkopf S. 99

[37] Altvater/Mahnkopf S. 100

[38] Tichy S. 87

[39] Tichy S. 97

[40] Tichy S. 102

[41] Eine internationale Steuer auf Kapitalströme und Handel mit Devisen.

[42] Werlhof S. 22-23

[43] Stiglitz S. XIII

[44] Stiglitz S. XIII

[45] Werlhof S. 23

[46] Werlhof S. 24

[47] Das Schweizerische Wörterbuch der Sozialpolitik, Socialinfo http://www.socialinfo.ch/cgi- bin/dicopossode/show.cfm?id=217 [2007-05-11] schreibt: „Als Feminisierung wird der mit der Globalisierung, Deregulierung und Flexibilisierung von Arbeit einhergehende Prozess der Ausweitung von Frauenerwerbsarbeit bzw. ihres Anteils an gesellschaftlicher Gesamtarbeit beschrieben. Als Ausdruck eines tief greifenden Umbruchs der Arbeitswelt kennzeichnet der Begriff zudem die Angleichung männlicher Erwerbsbiografien an bis anhin für Frauen typische Beschäftigungsformen und -bedingungen. So ist heute auf den europäischen Arbeitsmärkten eine wachsende Zahl von Menschen nicht nur auf geringfügige, ungeschützte, "informelle" Arbeit angewiesen, sondern auch mit befristeten Arbeitsverträgen, mit Unterbezahlung und Arbeitslosigkeit konfrontiert. Haftet dem Begriff somit primär eine negative Konnotation an, so ist damit doch potenziell auch ein Wandel der traditionellen Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern assoziiert. Mit der Abkehr von einer lebenslangen Vollzeiterwerbstätigkeit ist die Herausforderung verknüpft, Leitbilder für Lebens- und Arbeitsformen zu schaffen, die Erwerbsarbeit und "reproduktive" oder freiwillige Arbeit für den Gemeinnutzen in ein neues Verhältnis zueinander rücken.“

[48] Werlhof S. 34

[49] Werlhof S. 37

[50] Werlhof S. 51

[51] Werlhof S. 37

[52] Werlhof S. 37

[53] Altvater/Mahnkopf S. 19

[54] Altvater/Mahnkopf S. 147

[55] Altvater/Mahnkopf S. 147

[56] Altvater/Mahnkopf S. 155

[57] Altvater/Mahnkopf S. 155

[58] Altvater/Mahnkopf S. 156

[59] Altvater/Mahnkopf S. 156

[60] Altvater/Mahnkopf S. 156

[61] Altvater/Mahnkopf S. 156

[62] http://www.imf.org/external/np/exr/ib/2000/deu/041200g.htm [2007-03-16]

[63] Stiglitz, Joseph: Globalization and its Discontents

[64] http://de.wikipedia.org/wiki/Human_Development_Index

[65] Le Monde diplomatique S. 44

[66] Statistik Portal der UNO http://unstats.un.org/unsd/default.htm

[67] Deutsche Stiftung Weltbevölkerung http://www.weltbevoelkerung.de/

[68] http://de.wikipedia.org/wiki/Bev%C3%B6lkerungswachstum

[69] http://de.wikipedia.org/wiki/Gini-Koeffizient und Le Monde diplomatique S. 45

[70] Huntington, Galtung S. 107, Hervorhebung UP.

[71] siehe u. a. Chomsky

[72] Stiglitz S. 15 Übersetzung UP

[73] Stiglitz S. 15

[74] Bei den Kapitalbesitzern ist das /-innen leider im Allgemeinen fehl am Platz: Auf der Forbes-Liste der US-Dollarmilliardäre beträgt der Frauenanteil 12 %, 97 von 793 Superreichen sind Frauen, wobei im ORF online ( http://www.orf.at/060505-99187/98556txt_story.html ) noch hämisch bemerkt wird, dass alle bis auf 6 ihr Geld nicht selbst verdient, sondern geerbt oder durch Heirat erworben haben. Bei den Männern fehlt ein entsprechender Hinweis. Ebenso niedrig sind die Frauenanteile in den Vorständen der 500 umsatzstärksten US-Unternehmen, nicht einmal 15 % davon sind Frauen, nur 6,7 % der Topverdiener/-innen dieser Konzerne sind weiblich. (siehe http://www.catalystwomen.org/pressroom/press_releases/2006_Census_Release.pdf )[2007-05-11]

[75] http://de.wikipedia.org/wiki/Washington_Consensus [2007-05-11]

[76] http://de.wikipedia.org/wiki/Vertrag_von_Maastricht [2007-05-11]

[77] http://de.wikipedia.org/wiki/Vertrag_von_Amsterdam [2007-05-11]

[78] Siehe dazu Joseph Stiglitz: „The Post Washington Consensus Consensus“ http://www0.gsb.columbia.edu/ipd/pub/barcelonaINTROjes11_8.pdf [2007-05-11]

[79] John Williamson: „What Should the Worldbank Think about the Washington Consensus“ http://www.worldbank.org/research/journals/wbro/obsaug00/pdf/(6)W illiamson.pdf [2007-05-11]

[80] Friedman S. 176

[81] Friedman S. 126

[82] Friedman S. 136

[83] Die Mobilfunkpenetrationsraten liegen in der EU bei ca. 80 - 120 %, siehe Magistrat der Stadt Wien, MA 5 (Hrsg.): „Der Wirtschaftsstandort Wien in Zahlen 2006.“ S. 20. http://www.wien.gv.at/statistik/pdf/wirtschaftsstandort.pdf [2007-05-11]

[84] Friedman S. 205, freie Übersetzung von UP

[85] Lichtenberger S. 154

[86] Lichtenberger S. 154

[87] Sloterdijk S. 21

[88] Sloterdijk S. 18

[89] Sloterdijk S. 21

[90] Sloterdijk S. 21

Ende der Leseprobe aus 117 Seiten

Details

Titel
Die Globalisierung als große Erzählung des 21. Jahrhunderts
Untertitel
Philosophische Betrachtung eines globalen Phänomens
Hochschule
Universität Wien  (Institut für Philosophie)
Veranstaltung
Diplomarbeit/Masterthesis
Note
1 - Sehr gut
Autor
Jahr
2007
Seiten
117
Katalognummer
V113088
ISBN (eBook)
9783640129263
ISBN (Buch)
9783640130627
Dateigröße
1035 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Studienabschluss mit Auszeichnung, Beurteilung der Diplomarbeit mit Sehr gut (Bestnote in Österreich). Kommentar des Professors: "Vielen Dank für diese wunderbare Arbeit. Sie sollten sie veröffentlichen."
Schlagworte
Globalisierung, Erzählung, Jahrhunderts, Diplomarbeit/Masterthesis
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Dipl.-Ing. Mag. Ulrike Pailer (Autor:in), 2007, Die Globalisierung als große Erzählung des 21. Jahrhunderts, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113088

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