Alleinerziehende in einer "Sozialleistungsfalle". Inwieweit können Alleinerziehende Erwerbstätigkeit und Privatleben gut vereinbaren?


Dossier / Travail, 2019

13 Pages, Note: 2,7

Anonyme


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2. Alleinerziehende in Deutschland Zahlen und Fakten

3 Fazit

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

In der Politik wird zunehmend über die Lage der Alleinerziehenden debattiert. Aufgrund der schlechteren Lebensbedingungen gehören Alleinerziehende zu den Risikogruppen in der Bevölkerung. Vor allem Alleinerziehende Mütter treten in den Fokus. Grund dafür sind die schlechteren Pro- Kopf- Einkommen bzw. die Rolle der Frau als Familienplanerin. Der Mann übernimmt die Rolle des „Ernährers“ (Lenze & Funcke, 2016, S. 6ff.).

Die Ausarbeitung soll einen Einblick in die staatlichen Leistungen für Alleinerziehende in Deutschland geben. Es soll begründet werden, ob der Verzicht auf staatliche Leistungen und die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit sich für alleinerziehende Mütter rentiert. Inwieweit können alleinerziehende Mütter- mit einem oder mehreren Kinder- Erwerbstätigkeit und Privatleben gut vereinbaren? Diese Frage soll im Fazit, anhand der Informationen aus den vorherigen Kapiteln beantwortet werden. Zunächst wird der Begriff Alleinerziehende in rechtlicher Hinsicht erläutert. In Kapitel 2.2 werden die Zahlen und Fakten über Alleinerziehende anhand des Patriatischen Armutsberichts dargestellt. Die Erwerbstätigkeitsquote der alleinerziehenden Mutter und die finanziellen Schwierigkeiten werden beleuchtet. Anhand eines Beispiels in Kapitel 2.3 wird ein Blick auf das Einkommen einer alleinerziehenden Mutter mit zwei minderjährigen Kindern und ohne Erwerbstätigkeit geworfen. Vor allem das Kapitel 2.3 staatliche Unterstützungen liefert wichtige Anhaltspunkte, um die Fragstellung der Ausarbeitung zu beantworten. Die Risikogruppe der Alleinerziehenden hat mit vielen Herausforderungen und Schwierigkeiten zu kämpfen, die in Kapitel 2.4 erläutert werden. Verschiedene Sozialleistungen werden in den Blick genommen, um klarzustellen, welche Ansprüche eine alleinerziehende Mutter hat.

2. Alleinerziehende in Deutschland Zahlen und Fakten

Der Begriff „Alleinerziehende“ lässt sich vielfältig definieren. Alleinerziehend bedeutet, dass die Mutter oder der Vater alleine mit einem oder mehreren Kindern in einem Haushalt lebt. Mütter oder Väter die einen neuen Lebenspartner oder eine neue Lebenspartnerin haben, gehören nicht zu den Alleinerziehenden. Jedoch steht diesen Personen Unterhalt vom leiblichen Elternteil zu. Alleinerziehend in rechtlicher Hinsicht ist die Person, die das alleinige Sorgerecht für das Kind trägt (§1626ff. BGB).

Das Statistische Bundesamt definiert Alleinerziehende folgendermaßen:

„Alleinerziehende sind Mütter und Väter, die ohne Ehe- oder Lebenspartner beziehungsweise -partnerin mit minder- oder volljährigen Kindern in einem Haushalt zusammenleben. Unerheblich für die Einstufung als „alleinerziehend“ ist dabei, wer im juristischen Sinn für das Kind sorgeberechtigt ist. Im Vordergrund steht im Mikrozensus vielmehr der aktuelle Lebens- und Haushaltszusammenhang. Das schließt nicht aus, dass sich ein weiterer Elternteil außerhalb des Haushalts aktiv an der Erziehung beteiligen kann. Eltern, die mit einem Partner oder einer Partnerin im gemeinsamen Haushalt leben, werden unabhängig von ihrem Familienstand im vorliegenden Zusammenhang als Paare mit Kindern, Elternpaare oder in Partnerschaft lebende Eltern bezeichnet“ (Statistisches Bundesamt , 2018, S. 8).

Im Jahr 2017 lebten in Deutschland 11,6 Millionen Familien mit ledigen Kindern. Von diesen waren 2,6 Millionen Familien alleinerziehend. Wenn das Alter der Kinder berücksichtigt wird, kann 1,6 Millionen Familien mit minderjährigen Kindern festgehalten werden (Statistisches Bundesamt , 2018, S. 7). Bei 12 Prozent aller Alleinerziehenden mit minderjährigen Kindern, ist das alleinige Sorgerecht beim Vater. Das bedeutet, dass in den meisten Fällen aus langfristiger Sicht die Mutter das alleinige Sorgerecht bekommt. Der Grund für diese Konstellation kann unterschiedlich sein. Die Frau bekommt oft die Rolle als Familienplanerin, während der Mann als „Ernährer“ gilt. Alleinerziehende Väter fühlen sich schneller überfordert und verlassen die Lebenssituation mit Kind. Bei Kindern ab 18 Jahren übernimmt der Vater öfter das alleinige Sorgerecht (Statistisches Bundesamt , 2018, S. 13). Wenn alle Kinder- auch die ab 18 Jahren berücksichtigt werden, liegt die Anzahl der Alleinerziehenden Väter bei 16%. Somit sind die Frauen meistens die, die mit Kindern alleine einen Haushalt teilen (Statistisches Bundesamt , 2018, S. 14).

2.1 Erwerbstätigkeit und Armut

Alleinerziehende Mütter haben es meist schwierig im Leben. Bei minderjährigen Kindern müssen die Mütter für die finanzielle Existenz und gleichzeitig die Betreuung des Kindes sorgen. Viele Mütter haben keine Chance sich am Erwerbsleben zu beteiligen. Das Alter der Kinder spielt dabei eine Rolle. Umso älter das Kind ist, umso höhere Chancen hat die Mutter sich am Erwerbsleben zu beteiligen, da eine Betreuung des Kindes für den ganzen Tag nicht gewährleistet werden muss (Statistisches Bundesamt , 2018, S. 25). Im Jahre 2013 waren 254200 alleinerziehende Mütter arbeitslos (Lenze & Funcke, 2016, S. 27).

Das Statistische Bundesamt definiert Erwerbstätige wie folgt: „Erwerbstätige sind nach den Definitionen der internationalen Arbeitsorganisationen (ILO) Personen im Alter von 15 Jahren und mehr, die mindestens eine Stunde gegen Entgelt ir­gend­einer beruflichen Tätigkeit nach­gehen bzw. in einem Arbeitsverhältnis stehen (Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer) oder selbst­ständig ein Gewerbe, einen freien Beruf, ein Hand­werk oder eine Landwirtschaft betreiben oder als mit­hel­fende Familienangehörige im Betrieb eines Fa­mi­lien­mit­glie­des mitarbeiten, ohne dafür Lohn oder Gehalt zu beziehen“ (Statistisches Bundesamt , 2019). Nach der Definition der ILO gelten Personen, die eine geringfügige Beschäftigung (450-Euro) ausüben, ebenfalls als erwerbstätig.

Alleinerziehende Väter sind öfter erwerbstätig als alleinerziehende Mütter. Im Jahre 2017 waren 26 % der alleinerziehenden Mütter mit Kindern unter 3 Jahren erwerbstätig. Grund für die geringere Erwerbstätigkeit der Mutter hängt oft mit dem Bildungsstand zusammen (Statistisches Bundesamt , 2018, S. 26). Auch bei Frauen, die nicht alleinerziehend sind, sind deutliche Unterschiede in der Erwerbslosenquote zu den Männern zu erkennen. Mütter mit einem höheren Bildungsstand versuchen eher Familie und Beruf miteinander zu kombinieren, während Mütter mit geringem Bildungsstand und wenig Qualifikationen auf eine Erwerbstätigkeit verzichten (Rössel, 2009, S. 220). Alleinerziehende Mütter, auch wenn erwerbstätig werden aufgrund des Einkommens in niedrige Klassenpositionen eingeordnet. In Familien mit zwei Einkommen, wenn Mutter und Vater arbeiten, ist die materielle Situation bessergestellt, da das Gesamteinkommen höher ist. Alleinerziehende erwerbstätige Mütter müssen mit einem Einkommen ihre Existenz und die Existenz ihrer Kinder sichern (Rössel, 2009, S. 244f.).

Der Anteil der Alleinerziehenden führt zu einer Steigerung der Armutsquote. Nach dem Patriatischen Armutsbericht 2018 sind die Alleinerziehenden die zweitgrößte Gruppe mit 40,2%, die von Armut betroffen sind. Die Hälfte davon ist erwerbstätig und dreiviertel davon besitzen ein mittleres oder höheres Bildungsniveau. Diese Personen fallen trotz ihrer Erwerbstätigkeit in niedrige Klassenpositionen (Der Patriatische Gesamtverband , 2018, S. 4ff). Je größer die Kinderanzahl in einem alleinerziehenden Haushalt ist, desto größer ist das Armutsrisiko (Bundesministerium für Arbeit und Soziales, 2017, S. 255). Nach einem Bericht der Hand Böckler Stiftung bietet die deutsche Sozialpolitik wenig Sicherheit für Alleinerziehende Arbeitslose. Staatliche Transfers reichen nicht aus, um Alleinerziehende über die Armutsgrenze einzuordnen. Viele der alleinerziehenden Mütter und Väter gehen nicht arbeiten, weil sie trotz Erwerbstätigkeit unter der Armutsgrenze sind. Die Integration in den Arbeitsmarkt, vor allem der alleinerziehenden Mütter ist gescheitert. Grund dafür sind auch die geringen Kindertagesbetreuungsmöglichkeiten in Deutschland (Hans Böckler Stifung, 2013).

Laut dem Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesrepublik Deutschland ist die Anzahl der erwerbstätigen Alleinerziehenden seit der Einführung des Elterngeldes im Jahre 2007 angestiegen. Trotz dessen befindet sich die Quote auf dem unteren Niveau. Die Armutsgefährdung wirkt sich auf die Bildung der Kinder aus. Kinder, die mit einem Elternteil aufwachsen besuchen häufiger eine Hauptschule. Kinder alleinerziehender Erwerbsloser müssen die Folgen ihres Sozialstatus im zukünftigen Leben weiterhin tragen (Bundesministerium für Arbeit und Soziales, 2017, S. 230).

In einem Ländervergleich ist zu erkennen, dass die Armutsquote alleinerziehender Geringverdiener in Deutschland im Gegensatz zu anderen Ländern relativ hoch ist. Dieses Ergebnis deutet auf eine geringe soziale Sicherung der Risikogruppe hin (Hans Böckler Stifung, 2013, S. 6).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1: Sozialstaat erreicht Alleinerziehende oft nicht (Hans Böckler Stifung, 2013)

An der Statistik ist zu erkennen, dass die Armutsquote in Frankreich, Dänemark und Großbritannien ohne eine staatliche Unterstützung höher ist, als in Deutschland. Bemerkenswert ist, dass Alleinerziehende in Deutschland trotz staatlicher Unterstützung zu 41,5 Prozent unter die Armutsgrenze fallen. Laut Statistik reichen die Sozialleistungen nicht aus, um Alleinerziehende über die Armutsgrenze anzuheben. Der Unterschied zwischen der Armutsquote alleinerziehender Geringverdiener mit und ohne staatliche Unterstützung beträgt nur 8% (Hans Böckler Stifung, 2013, S. 6). Das nächste Kapitel beinhaltet die Sozialleistung in Deutschland, die Alleinerziehender zustehen.

Damit die Alleinerziehenden ihre lebensnotwendigen Bedürfnisse selbst decken können, müssen sie eine Erwerbstätigkeit mit einer hohen Bezahlung entgegennehmen. Dies bedeutet für die alleinerziehende Mutter die Aufnahme einer Vollzeitbeschäftigung. Aufgrund des Kindes ist eine Vollzeitbeschäftigung für viele Mütter nicht realisierbar. Die Mütter sind auf sich alleine gestellt, um die Lebensunterhaltungskosten ihrer Kinder zu sichern. Je höher die Kinderanzahl ist, umso höher muss der Lohn der Mutter sein, damit sie aus dem Leistungsbezug austreten kann. Für Viele ist der Ausgang aus der Sozialhilfe nicht attraktiv, da für ein höheres Einkommen als Hartz4 viel Aufwand geleistet werden muss (Lenze & Funcke, 2016, S. 30f.).

[...]

Fin de l'extrait de 13 pages

Résumé des informations

Titre
Alleinerziehende in einer "Sozialleistungsfalle". Inwieweit können Alleinerziehende Erwerbstätigkeit und Privatleben gut vereinbaren?
Université
University of Frankfurt (Main)
Note
2,7
Année
2019
Pages
13
N° de catalogue
V1130909
ISBN (ebook)
9783346496720
ISBN (Livre)
9783346496737
Langue
allemand
Mots clés
alleinerziehende, sozialleistungsfalle, inwieweit, erwerbstätigkeit, privatleben
Citation du texte
Anonyme, 2019, Alleinerziehende in einer "Sozialleistungsfalle". Inwieweit können Alleinerziehende Erwerbstätigkeit und Privatleben gut vereinbaren?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1130909

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