Wenn man einem Beitrag in der Sonderausgabe von Praxis Deutsch aus dem Jahre 2000 glauben darf, dann ist etwa seit Mitte der 80er Jahre ein Umdenken in der Literaturdidaktik zu beobachten; dergestalt, dass, zunächst von der Forschung ausgehend, aber in zunehmendem Maße auch auf Lehrbücher, Lehrpläne und Schulen sich ausweitend, eine Verschiebung, weg von Ansätzen der traditionellen Textanalyse und -interpretation, hin zu einem handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterricht, festgestellt werden kann.
Im Folgenden soll dieses verhältnismäßig neue und zugleich doch nicht ganz neue Verständnis der Vermittlung von Literatur anhand von Günther Waldmanns Didaktischem Phasenmodell vorgestellt werden. Dasselbe bildet die theoretische Grundlage für eine mögliche praktische Umsetzung, die ein zweiter Teil der vorliegenden Arbeit vorführt. Im Schlusskapitel wird noch einmal Wesentliches zusammengefasst und ein abschließendes Fazit formuliert. Nach Ansicht WALDMANNs besteht ein Hauptanliegen schulischen Literaturunterrichts darin, Schüler bei der Aneignung literarischer Texte zu begleiten, d.h. ihnen behilflich zu sein, die in Literatur enthaltenen Möglichkeiten der „Selbst- und Welterfahrung“ zu nutzen. Um die Schüler allerdings an einen Punkt des „Mitschaffen[s]“ beim „Lesen und Verstehen von Gedichten“ oder anderer Literatur zu führen , ist ein angemessenes didaktisch-methodisches Vorgehen erforderlich. In Anlehnung an rezeptionsästhetische Erkenntnisse möchte WALDMANN bereits beim Prozess des Lesens ansetzen, den er als aktiven und produktiven Vorgang begreift:
„Ich will zeigen, daß aktive, produktive Momente schon den Vorgang des Lesens konstituieren und
beherrscht und geübt werden müssen, wenn zunächst Lesen von Literatur und dann elaboriertere
Formen des Umgangs mit ihr gelernt werden sollen.“ Zu diesem Zweck entwickelt er sein Phasenmodell, das er auf der Grundlage einer literarischen Hermeneutik entfaltet und in einer „gewisse[n] Tradition“ verwandter Modelle wähnt. Er stellt fest, dass produktive Verfahren auch schon vor hundert Jahren angewendet worden seien, auch wenn sie damals vielleicht nicht so genannt wurden.
WALDMANN entwickelt ein „didaktisches Modell literarischen Verstehens“ , mit dessen Hilfe Schülern der Umgang mit und das Verständnis von Literatur erleichtert werden sollen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Waldmanns Didaktisches Phasenmodell
- Vorphase
- Phase 1: Lesen und Aufnehmen Literarischer Texte
- Phase 2: Konkretisierende Subjektive Aneignung Literarischer Texte
- Phase 3: Textuelles Erarbeiten Literarischer Texte
- Phase 4: Textüberschreitende Auseinandersetzung mit Literarischen Texten
- Anwendung
- Vorüberlegungen
- Vorphase
- Phase 1
- Phase 2
- Phase 3
- Phase 4
- Schluss
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem didaktischen Phasenmodell von Günther Waldmann und dessen Anwendung im produktionsorientierten Literaturunterricht. Ziel ist es, das Modell vorzustellen und seine praktische Umsetzung anhand eines Beispiels zu demonstrieren.
- Produktionsorientierter Literaturunterricht
- Didaktisches Phasenmodell von Günther Waldmann
- Rezeptionsästhetische Erkenntnisse
- Aktives und produktives Lesen
- Spielerische Begegnung mit Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema des produktionsorientierten Literaturunterrichts ein und stellt die Bedeutung von Waldmanns Didaktischem Phasenmodell heraus. Das zweite Kapitel erläutert das Phasenmodell im Detail, wobei die einzelnen Phasen und ihre zugehörigen produktiven Verfahren vorgestellt werden. Die Vorphase dient der spielerischen Einstimmung auf den literarischen Text und soll die Schüler auf die Begegnung mit der literarischen Sprache vorbereiten. In Phase 1 steht das Lesen und Aufnehmen des Textes im Vordergrund, wobei der Fokus auf der aktiven und produktiven Auseinandersetzung des Lesers mit dem Text liegt. Phase 2 befasst sich mit der konkreten und subjektiven Aneignung des Textes, während Phase 3 die textuelle Erarbeitung des Textes in den Mittelpunkt stellt. In Phase 4 schließlich geht es um die textüberschreitende Auseinandersetzung mit dem Text, bei der die Schüler ihre Erkenntnisse und Erfahrungen mit dem Text in einen größeren Kontext einordnen können.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den produktionsorientierten Literaturunterricht, das didaktische Phasenmodell von Günther Waldmann, die Rezeptionsästhetik, das aktive und produktive Lesen, die spielerische Begegnung mit Literatur und die verschiedenen Phasen der Textaneignung.
- Citar trabajo
- Fritz Hubertus Vaziri (Autor), 2007, Produktionsorientierter Literaturunterricht am Beispiel von Günther Waldmanns Didaktischem Phasenmodell, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113293