Mit Bezug auf die in der Veranstaltung „Didaktische Ansätze im Vergleich“ im Sommersemester 2007 durchgeführte Simulation einer Unterrichtsstunde mit dem Thema „Bloody Sunday“ soll im Rahmen dieser Arbeit die Unterrichtsplanung für dieses Thema anhand des konstruktivistischen Ansatzes nach Reich (2006) neu entwickelt werden. Dazu werde ich zunächst den konstruktivistischen Ansatz kurz darstellen und darauf aufbauend die Unterrichtsstunde „Bloody Sunday“ nach konstruktivistischen Aspekten planen. Diese Darstellungen dienen wiederum als Grundlage für einen Vergleich des konstruktivistischen Modells mit der im Rahmen des Seminars entwickelten komponentenbezogenen Unterrichtsvorbereitung.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Darstellung des konstruktivistischen Ansatzes
3. Modifikation der Rahmenbedingungen der Planung
3.1. Schulische Rahmenbedingungen
3.2. Auswahl des Themas
3.3. Zeitlicher Rahmen zur Behandlung des Themas „Bloody Sunday“
4. Elementare Planung und situative Planungsreflexion: „Bloody Sunday“
4.1. Kurze Darstellung des Themas
4.2. Lernvoraussetzungen
4.3. Austausch über Ziele und Handlungen
4.4. Austausch über Methoden und Medien
4.5. Ablauf der Stunde: Handlungsstufen
4.6. Verlaufsplanung
4.7. Kurze Darstellung des weiteren Verlaufs des Unterrichts
5. Vergleich mit der komponentenbezogenen Unterrichtsvorbereitung
6. Abschließende Betrachtung
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Mit Bezug auf die in der Veranstaltung „Didaktische Ansätze im Vergleich“ im Sommersemester 2007 durchgeführte Simulation einer Unterrichtsstunde mit dem Thema „Bloody Sunday“ soll im Rahmen dieser Arbeit die Unterrichtsplanung für dieses Thema anhand des konstruktivistischen Ansatzes nach Reich (2006) neu entwickelt werden. Dazu werde ich zunächst den konstruktivistischen Ansatz kurz darstellen und darauf aufbauend die Unterrichtsstunde „Bloody Sunday“ nach konstruktivistischen Aspekten planen. Diese Darstellungen dienen wiederum als Grundlage für einen Vergleich des konstruktivistischen Modells mit der im Rahmen des Seminars entwickelten komponentenbezogenen Unterrichtsvorbereitung.
2. Darstellung des konstruktivistischen Ansatzes
Zentraler Aspekt der konstruktivistischen Grundannahmen ist, dass der Mensch die ihn umgebende Welt nicht einfach („in sich“) abbildet, sondern zunächst aktiv und im Rahmen einer Verständigungsgemeinschaft konstruiert, mit welcher er sich in deutender Weise über diese Konstruktionen auseinandersetzt (vgl. Reich 2006, S. 74 ff.). An die Stelle einer einzigen, für alle Zeiten gültigen Wirklichkeit tritt im Konstruktivismus das Kriterium der Viabilität einer Konstruktion: „Eine Konstruktion ist so lange viabel, wie sie bei der Konfrontation mit der Umwelt keinen Anstoß verursacht. [...] Kommt es zu einem ‚Anstoß’, einem Widerspruch mit der Umwelt, so muss die Konstruktion entsprechend modifiziert werden (Klein / Oettinger 2000, S. 13).
Übertragen auf den Unterricht bedeutet dies, dass die Lernprozesse jedes Schülers als aktive Konstruktionsprozesse aufgefasst werden, „durch die bisherige Konstruktionen verändert oder ersetzt werden“ (Beyer / Krüssel 2004, S. 124). Das Wissen eines Lehrers, seine Konstruktionen, können nicht als Abbild in den Lerner übertragen werden. Gleichwohl können gleichgestaltige Lernumgebungen zur Entwicklung ähnlicher Konstrukte bei den Lernenden führen (vgl. Klein / Oettinger 2000, S. 37). Auch die Inhalte des Lernens werden zuletzt als menschliche Konstrukte aufgefasst, die somit keinen letztendlichen und für alle Zeiten gültigen Wahrheiten entsprechen und von den am Lernprozess Beteiligten auf ihre Viabilität hin geprüft werden müssen (vgl. Reich 2006, S. 155-156). Die Betonung der Viabilität von Konstruktionen spiegelt sich in der konstruktivistischen Forderung, dass sich Lehrende und Lernende als Verständigungsgemeinschaft gemeinsam „kein vollständiges, sondern ein viables (d. h. für sie passendes) Wissen mit Relevanz für die gegenwärtige Lebenswelt erarbeiten“ (Reich 2005, S. 5).
Ein besonderes Kennzeichen des konstruktivistischen Ansatzes ist die starke Betonung der Beziehungsseite allen Lernens. Beziehungen stellen den Rahmen der Vermittlung von Inhalten dar und können sich störend oder fördernd auf den Lernprozess auswirken. Hierbei ist es wichtig, dass die Kommunikation und Interaktion zwischen Lehrenden und Lernenden von gegenseitiger Wertschätzung geprägt ist und den Selbstwert aller Beteiligten erhöht (vgl. Reich 2000, S. 31).
Die Betrachtung des Lernprozesses als individuellen Konstruktionsprozess und die Betonung der Beziehungsseite des Lernens rückt den Lernenden in den Mittelpunkt des Unterrichtsgeschehens und räumt ihm mehr Freiheit und Partizipation am gesamten Unterricht ein. Die Lernenden sind nicht nur an der Auswahl der Lerninhalte beteiligt. Sie sind aktiv in den Planungsprozess des Unterrichts einbezogen, verständigen sich untereinander und mit dem Lehrenden über Planung, Durchführung und Evaluation verschiedener Komponenten des Unterrichts (Inhalte, Methoden, Beziehungen, Ziele, etc.). Die Lernenden werden somit zu Didaktikern. Die Schüler lernen sprichwörtlich das Lernen, d. h. sie erwerben Kompetenzen bei der Planung, Durchführung und Evaluation des eigenen, im Rahmen von Beziehungen stattfindenden Lernens. Dies verändert auch die Rolle des Lehrenden, der zunehmend als Moderator im Lernprozess fungiert.
3. Modifikation der Rahmenbedingungen der Planung
Die ursprüngliche Unterrichtsstunde „Bloody Sunday“, die anhand von Überlegungen zur komponentenbezogenen Unterrichtsvorbereitung geplant wurde, war eingebettet in die Unterrichtseinheit „The Troubles in Northern Ireland“. Diese wiederum bildete die zweite Unterrichtseinheit einer Unterrichtsreihe zum landeskundlichen Inhaltsbereich „Northern Ireland“. Dieses Thema galt als vom Lehrplan gesetzt.
Durch den hier gewählten konstruktivistischen Ansatz werde ich im Folgenden zunächst die Rahmenbedingungen zur Durchführung der Unterrichtsreihe etwas verändern, um den konstruktivistischen Ansprüchen auf Mitbestimmung der Schüler gerechter zu werden, ohne dabei über die Möglichkeiten einer schulischen Umsetzung hinaus zu gehen. Dabei ist allerdings, da ich eine Planung zur entsprechenden Unterrichtsstunde „Bloody Sunday“ durchführen muss, an verschiedenen Stellen unabdingbar, dass ich einen Konsens der Schüler bezüglich des Planungsprozesses und der Durchführung der Unterrichtsreihe voraussetze, um eine Planung für den Unterricht zum Thema „Bloody Sunday“ hier überhaupt vornehmen zu können.
3.1. Schulische Rahmenbedingungen
Unter Absprache von Schülern, Lehrern und der Schulleitung plant ein Gymnasium einen Tag der offenen Tür, der unter dem Motto „Europa und seine Länder“ steht. Im Rahmen dieses Tags der offenen Tür sollen den Besuchern verschiedene Länder Europas z. B. in ihrer Politik, Geschichte und/oder Kultur vorgestellt werden. In den verschiedenen Klassen sowie im Kollegium, also in gemeinsamer Absprache, erarbeitet man diverse Möglichkeiten, wie man diesen Tag durchführen könnte. Man kommt zu dem Schluss, dass man unter anderem folgende Möglichkeiten hat:
- Ausstellung im Forum/in der Aula z. B. mit Stellwänden,
- kulinarische Entdeckungsreisen in entsprechend vorbereiteten Räumen,
- eigenständige Erstellung eines Filmbeitrages durch Schüler,
- Veranstaltung eines landestypischen Festes auf dem Schulhof, etc.
3.2. Auswahl des Themas
In einer Unterrichtsstunde bespreche ich als Lehrende mit meinen Schülern die verschiedenen Möglichkeiten und die Länder, die am Tag der offenen Tür vorgestellt werden. In dieser Stunde wird gemeinsam entschieden, Nordirland anhand einer Ausstellung vorzustellen. Die Schüler haben nun zunächst etwas Zeit, sich Gedanken über die Themen zu machen, die sie hierbei präsentieren möchten. Sie können sich untereinander beraten, können in der schuleigenen Bibliothek nach Lektüre suchen bzw. sich im Internet informieren. Nach diesem Informationsprozess einigen wir uns darauf, Nordirland in ausgewählten Aspekten darzustellen. Daraus ergibt sich die Unterrichtsreihe „Northern Ireland“ mit der zweiten Unterrichtseinheit „The Troubles in Northern Ireland“. Es wird ein Konsens darüber hergestellt, dass in dieser Unterrichtseinheit unter anderem die für den Verlauf dieses Konflikts markanten Ereignisse betrachtet werden.
3.3. Zeitlicher Rahmen zur Behandlung des Themas „Bloody Sunday“
In der folgenden Planung zum Thema „Bloody Sunday“ möchte ich verschiedene Kriterien eines konstruktivistischen Unterrichts berücksichtigen. Dazu ist allerdings eine Zeitvorgabe von 45 Minuten eher ungünstig. Ich werde somit den zeitlichen Rahmen für die Behandlung des Themas ausweiten, wobei ich die erste Unterrichtsstunde zum Thema „Bloody Sunday“ hier planen möchte und daraufhin den weiteren Verlauf bis zur Beendigung dieses Themas skizzieren werde.
4. Elementare Planung und situative Planungsreflexion: „Bloody Sunday“
4.1. Kurze Darstellung des Themas
Beim Thema „Bloody Sunday“ geht es um die für den 30. Januar 1972 von der Derry Civil Rights Association organisierten Demonstration, die sich gegen die von der Regierung zuvor eingeführte Internierung ohne Notwendigkeit eines Prozesses richtete. Im Verlauf der Demonstration kam es zu Auseinandersetzungen zwischen der britischen Armee und den Demonstranten, wobei ein Schuss fiel, bei dem bis heute nicht vollständig geklärt ist, ob britische Soldaten oder die Irish Republican Army diesen Schuss abgaben. In der auf diesen Schuss folgenden Schießerei starben dreizehn demonstrierende Zivilisten durch britische Soldaten. Das Thema bildet eine gute Grundlage, damit die Schüler die Konstruktionen unterschiedlicher Interessenlager miteinander vergleichen können. Die Sichtweisen der britischen Regierung und der IRA bzw. teilnehmender Demonstranten sind hier nämlich konträr.
4.2. Lernvoraussetzungen
Im Rahmen der Unterrichtseinheit „The Troubles in Northern Ireland“ wurden bereits in den vorhergehenden Stunden verschiedene Aspekte des Konfliktes erarbeitet. Somit sind die Schüler bereits mit den Ursachen des Konfliktes, den verschiedenen Konfliktparteien, deren Standpunkten und Interessen sowie den Ereignissen zu Beginn des Konfliktes im Jahre 1968 vertraut.
Auf der sprachlichen Ebene sind die Schüler dieser Jahrgangsstufe in der Lage, die englische Sprache aktiv mündlich und schriftlich zu gebrauchen. Sie können mit englischsprachigem Material wie Texten, Filmen oder Hörbeispielen umgehen, dieses Material also verstehen, bearbeiten und auch über das explizit Ausgedrückte entsprechenden Materials hinaus Implikationen erkennen und auswerten. Darüber hinaus sind die meisten Schüler in der Lage, den überwiegenden Teil englischsprachigen Materials auch unter dem Vorhandensein von Vokabellücken zu erschließen.
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- Arbeit zitieren
- Sina Weber (Autor:in), 2007, "Bloody Sunday" - Planung einer Unterrichtsstunde anhand des konstruktivistischen Ansatzes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113675
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