Semantische Verschiebungen in der Synchronisierung von Komödien anhand von Werken des Filmemacher-Trios "ZAZ"


Hausarbeit, 2020

14 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Definition: Synchronisation

3. Technische Aspekte der Synchronisation

4. Formen der Synchronität

5. Analyse
5.1 ZAZ
5.2 Über Die nackte Pistole!
5.3 Über Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug
5.4 Hauptteil
5.5 Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, welche Auswirkungen Synchronfassungen von Filmen und Fernsehserien auf den zu transportierenden Text haben. Die zwangsläufig entstehenden Bedeutungsverschiebungen sind vielfältig und haben diverse Ursachen; die Synchronität im Vergleich zum Original kann auf verschiedene Synchronitätsformen hin untersucht werden, welche zunächst in Kapitel 4 dargelegt werden. Anschließend werden im Hauptteil einige Szenen ausgewählter Komödien des Filmemacher-Trios ZAZ (Zucker, Abrahams, Zucker) auf vorig erläuterte Aspekte hin untersucht. Ziel ist es herauszuarbeiten, in welchem Umfang eine Synchronisation das Original verändert und welche Einflüsse dies auf den Film an sich hat. Abschließend werden die erarbeiteten Aspekte resümiert.

2. Definition: Synchronisation

Die Synchronisation von Spielfilmen oder Fernsehserien lässt sich laut Naumann definieren als

Arbeitsgang der Filmproduktion, bei dem Filmtonelemente im Nachgang neu eingesprochen beziehungsweise aufgenommen werden. Die originalen Sprachinhalte werden gegen die neu eingesprochenen Sprachinhalte ausgetauscht [...] (Naumann 2015, 30).

Jedoch involviert der Prozess der Filmsynchronisation weitaus mehr Arbeitsschritte und Aufwand, als diese Definition anfänglich möglicherweise vermuten lässt. Das Ziel einer Synchronfassung ist der vollkommene Transport aller Bedeutungen von der Original- in die Zielsprache, „die Übertragung des gesprochenen Wortes [...], in technischer und semantischer Hinsicht.“ (Toepser-Ziegert 1975, 1). Eine wörtliche Übersetzung der gesprochenen Texte würde also nicht ausreichen, da dies mit anderen Formen der Synchronität (s. Kapitel 4) kollidieren würde. Es soll „die perfekte Illusion einer Wirklichkeit“ (Trägler 2014, 4) geschaffen werden, um die Zuschauer idealerweise darüber hinweg zu täuschen, dass es nicht die ursprüngliche Tonspur ist, die sie hören. Diese Illusion perfekt zu kreieren ist quasi unmöglich; gewisse Ungereimtheiten sind in jeder Synchronfassung zu finden. Insbesondere in Deutschland hat das Synchronisieren von ausländischen Filmen jedoch eine solche Tradition (fremdsprachige, ins Deutsche synchronisierte Filme machten bereits im Jahr 1980 88,1% der gesendeten Spielfilme in

ARD und ZDF aus (Herbst 1994, 27)), dass das hiesige Publikum stark an synchronisierte Filmfassungen und somit auch deren Makel gewöhnt ist (vgl. Naumann 2015, 30).

3. Technische Aspekte der Synchronisation

Nicht alle, aber durchaus einige der Mängel, die synchronisierte Filme aufweisen können, sind auf den standardisierten Ablauf von Synchronarbeiten zurückzuführen (Herbst 1994, 198). Der ohnehin teure und zeitaufwändige Vorgang wird versucht so kosteneffizient wie möglich zu gestalten, indem beispielsweise oftmals auf die Übersetzung von Texteinblendungen verzichtet wird (Naumann 2015, 32).

Problematisch wird es, weil die zu Beginn angefertigte Rohübersetzung der originalen Dialogfassung für gewöhnlich von einem Übersetzer stammt, der lediglich die Textlisten als Grundlage für seine Übersetzung hat, also keinerlei Einblicke in den eigentlichen Film bekommt (Herbst 1994, 16). Eventuelle Bedeutungen, die im Film also durch Gesten, Mimik, Sprechweise oder ähnliche, nicht aus dem reinen Text ersichtliche Faktoren transportiert werden, finden in der Rohfassung also keinerlei Berücksichtigung. Die Rohübersetzung wird anschließend vom jeweiligen Synchronregisseur als Basis für die finale Dialogfassung in der Zielsprache verwendet. Hierbei wird bereits darauf geachtet, die Sätze lippensynchron zu den Filmszenen zu arrangieren, sowie sämtliche andere Synchronitätsformen möglichst zu beachten (s. Kapitel 4). Diese Fehleranfälligkeit durch die Zweiteilung des Übersetzungsprozesses könnte umgangen werden, wenn Rohfassung und Dialogbuch von ein und dem selben Übersetzer stammen würden, was sich aber in der Praxis oft schwer bewerkstelligen lässt oder mit höheren Kosten verbunden wäre (Trägler 2014, 28).

Doch auch wenn Synchronregisseuren meist eine Kopie des Films zur Ansicht vorliegt, ist dies nicht immer die Regel. Auch gibt es Fälle, meist bei großen Blockbusterproduktionen, in denen die Filmstudios lediglich stark veränderte Versionen des Films an die Synchronfirmen aushändigen, beispielsweise werden Szenen mit großen Wasserzeichen versehen, der Bildausschnitt verkleinert oder Teile des Bilds geschwärzt. Begründet werden kann dieses Vorgehen mit der Sorge der Filmstudios vor illegaler und frühzeitiger Verbreitung des Filmmaterials (vgl. Naumann 2015, 33). Da die Synchronsprecher so eventuell keine Möglichkeit haben, die genauen Mimiken und

Gesten der Schauspieler einzusehen, können auch hier Mängel in der Synchronisation auftreten.

4. Formen der Synchronität

Nach Herbst sind insbesondere die Lippen- und die Gesten- und Nukleussynchronität bei der Synchronisation zu berücksichtigen (Herbst 2015, 99). Ersteres meint, dass die nachträglich gesprochenen Worte des Synchronsprechers idealerweise zeitgleich beginnen und enden, wenn auch der Schauspieler in der Filmszene spricht. Die Mundstellungen während des kompletten Satzes synchron zu halten, erweist sich nicht nur als äußerst schwierig bis gar unmöglich, es ist auch nicht notwendig. Solange der Lippenschluss synchron bleibt, wird meist ein zufrieden stellendes Ergebnis erzielt, da bestimme Lippenstellungen nicht eindeutigen Lauten zugeordnet werden können (Werner 2014, 6). Die Lippensynchronität beinhaltet noch weitere Teilaspekte wie die Korrelation der Lippenbewegung mit dem Sprechtempo oder das Vermeiden zu konträrer Verhältnisse von Lippenstellung und hörbarem Laut (Herbst 2015, 99).

Die Gestensynchronität bezeichnet die Praxis, die sichtbaren und oftmals gesprächsunterstützenden Gesten der Schauspieler mit dem synchronisierten Text abzugleichen (Herbst 2015, 99). Dies kann sich dann als problematisch herausstellen, wenn grundsätzlich oder zum Erreichen der Lippensynchronität die Syntax gegenüber dem Original so verändert wurde, dass betonte Silben nun nicht mehr zeitgleich mit den dazugehörigen Gesten zu hören sind (Trägler 2014, 16). Zudem sind hier auch kulturelle Unterschiede zu beachten, da Gesten je nach Region verschiedene Bedeutungen transportieren können. Mit der Nukleussynchronität ist weiterhin gemeint, dass der Nukleus, also der Kern, der wichtigste und in der Regel betonte Teil eines Satzes, auf deutliche Gesten fällt. Umgekehrt sollten auch starke Gesten nicht auf unbetonte Satzteile fallen (Herbst 2015, 99).

Außerdem bezeichnet die Inhaltssynchronität, die beispielsweise bei kulturellen Differenzen zum Tragen kommt, dass gesprochene Informationen gegebenenfalls so angepasst werden, dass das Zielpublikum sie besser versteht. Häufig werden dann zum Beispiel Referenzen auf Prominente in der Originalfassung so angepasst, dass die angesprochene Person durch eine andere, im Synchronland bekanntere Person ausgetauscht wird (Trägler 2014, 17).

Die strikte Umsetzung einer Form der Synchronität geht zwangsläufig mit Einbußen einer anderen Form einher, so dass üblicherweise eine Mischform gefunden werden muss. Tendenziell wird dabei der Synchronität von Mimik und Gestik der Vorrang eingeräumt, da diese deutlicher wahrgenommen werden als die Lippenbewegungen der Schauspieler (vgl. auch Trägler 2014, 21ff).

Es läßt sich eindeutig nachweisen, daß häufig keine Simultaneität von Labialen im Originalfilm und der Synchronfassung gegeben ist und es offensichtlich ausreicht, wenn Labiale im Synchrontext in der Nähe von Labialen im Originaltext zu liegen kommen, wobei auch die genaue Zahl keine Rolle spielt (Herbst 1994, 49).

5. Analyse

5.1 ZAZ

Mit ZAZ werden die Nachnamen der drei US-amerikanischen Regisseure David und Jerry Zucker sowie Jim Abrahams abgekürzt. Parodien und Slapstick-Komödien machten das Trio ab den 1970er Jahren weltbekannt, bevor die Zusammenarbeit ab den 1990er Jahren zunehmend auseinander ging und man sich auf Soloprojekte konzentrierte (Schwagereit 2014, 19). Zu ihren bekanntesten Werken zählen unter anderem Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug (OT: Airplane!, 1980) sowie die Die nackte Kanone -Trilogie (OT: Naked Gun, 1988 - 1994). Die Komödien zeichnen sich durch grotesken Slapstick, also Situationskomik, und Szenen, die bekannte Filme oder Personen persiflieren, aus.

In der folgenden analytischen Untersuchung werden Beispiele aus verschiedenen Werken von ZAZ herangezogen um diverse Problematiken in der Synchronisation von Komödien zu veranschaulichen. Die verwendeten Beispiele eignen sich hierfür besonders, da das Genre häufigen Gebrauch von Wortwitzen, Verwechslungen und kulturellen Anspielungen macht, die in der Synchronisation häufig verloren gehen oder stark verändert werden müssen. Die Beispiele werden anhand der obig erläuterten Aspekte zu Synchronität und kultureller Differenzen eingeordnet.

Bei den untersuchten Werken handelt es sich um den bereits erwähnten Spielfilm Airplane! (im Folgenden abgekürzt durch AP) sowie alle sechs Folgen der Fernsehserie Die nackte Pistole! (OT: Police Squad!, 1982), die als Vorläufer der Filme der Naked Gun Reihe gilt. Wird eine Folge der Serie referenziert, gibt das Kürzel PS3 beispielsweise Auskunft darüber, dass es sich um die dritte Episode von Police Squad!

handelt. Zudem sind stets die Zeitmarken der jeweiligen Szene vermerkt, gemäß der jeweiligen DVD unter Anzeige des VLC Media Player.

5.2 Über Die nackte Pistole!

Die nackte Pistole! (OT: Police Squad!) ist eine US-amerikanische Comedyserie von ZAZ aus dem Jahr 1982, die insbesondere diverse Polizeiserien der 1950er und 1960er Jahre persifliert. Hauptdarsteller Leslie Nielsen spielt die Rolle des Detective Frank Drebin, der beim sogenannten Police Squad, einer Subdivision der Polizei angestellt ist. Gemeinsam mit seinem Boss Ed Hocken (Alan North) löst er pro Folge einen Kriminalfall. Die Serie lebt von allerlei wiederkehrenden Elementen und running gags und gilt als Paradebeispiel für Slapstick. Viele der Witze wurden später in der erfolgreichen Naked Gun Trilogie übernommen (Off-Kommentare in PS6, 8:05), die sich ebenfalls rund um die beiden Hauptfiguren dreht. Interessanterweise sind die verfügbaren deutschen Untertitel offensichtlich separat zur Synchronfassung erstellt worden, da sie oftmals komplett andere Ansätze zur Übersetzung von Witzen zeigen. Meist werden die Wortwitze nahezu wörtlich übersetzt und somit ein kompletter Sinnverlust in Kauf genommen, im Gegensatz zur Synchronisation, die versucht deutsche Äquivalente einzubringen.

5.3 Über Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug

ZAZ’s Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug (OT: Airplane!) ist eine US-amerikanische Slapstickkomödie von 1980, die als Parodie auf Katastrophenfilme mit Flugzeugabstürzen konzipiert ist. Darsteller Leslie Nielsen feierte hier sein Comedy-Debüt, spielte er vorher nur ernste Rollen, welche er in seiner von da an komödiantischen Filmografie selbst parodierte. Airplane! gilt auch als Durchbruch für ZAZ selbst und legte den Grundstein für weitere Parodiefilme.

5.4 Hauptteil

Komödien, die, wie die Werke von ZAZ, zum großen Teil von Wortwitzen und Verwechslungen leben, sind zunächst ein undankbares Genre für Synchronisationen, da zwangsläufig ein Teil der Informationen und Pointen im Zuge der Übersetzung verloren

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Semantische Verschiebungen in der Synchronisierung von Komödien anhand von Werken des Filmemacher-Trios "ZAZ"
Hochschule
Universität zu Köln  (Musikwissenschaftliches Institut)
Note
1,0
Autor
Jahr
2020
Seiten
14
Katalognummer
V1137629
ISBN (eBook)
9783346511324
ISBN (Buch)
9783346511331
Sprache
Deutsch
Schlagworte
semantische, verschiebungen, synchronisierung, komödien, werken, filmemacher-trios
Arbeit zitieren
Robert Stubbs (Autor:in), 2020, Semantische Verschiebungen in der Synchronisierung von Komödien anhand von Werken des Filmemacher-Trios "ZAZ", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1137629

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