Die Fragen, die in dieser Seminararbeit behandelt werden sollen, sind: Fand unter Chruschtschow eine verstärkte Verfolgung bis dahin tolerierten Verhaltens statt? Wenn ja, hatte diese Verfolgung politische Motive? Und: Inwiefern wurde die Existenz des Hooliganismus politisch erklärt und zu politischen Zwecken instrumentalisiert?
Der Umgang mit sozialer Abweichung, zu der solche Verhaltensweisen wie Alkoholismus, Vandalismus, Prostitution und Alltagskriminalität gehören, ist von wesentlicher Bedeutung für das Verstehen des sozialen Systems der Sowjetunion. Allerdings ist dieses Phänomen, dies gilt umso mehr außerhalb der russischsprachigen Welt, wenig erforscht. Die Erforschung solcher Phänomene, speziell in der „Tauwetterperiode“ nach dem Tode Stalins und während der Konsolidierung der Macht Chruschtschows, lässt Schlüsse zu auf das Ausmaß an Repressivität des politischen Systems in der Sowjetunion und die Motive der Herrschenden.
Alkoholismus und „Hooliganismus“ waren soziale Probleme, die die besondere Aufmerksamkeit der Autoritäten hervorriefen. Anti-Alkohol Kampagnen wurden mehrfach in der Geschichte der Sowjetunion mit großem Aufwand und geringem Erfolg geführt. Das Problem des Alkoholismus und des „Hooliganismus“ war in der gesamten Geschichte der Sowjetunion prävalent, allerdings stieg die Zahl der Verurteilungen wegen dieses letzten Delikts mit dem Beginn der Chruschtschow-Ära noch einmal sprunghaft an.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Forschungsstand
- Das Phänomen Hooliganismus
- Definition und Verwendung des Begriffs „Hooliganismus“ in der Chruschtschow-Ära
- Maßnahmen gegen „Hooliganismus“
- Der Abschied von,,sozialistischer Legalität“
- Der Umgang mit verwandten Formen deviantem Verhaltens
- Parasitentum
- Alkoholismus
- Erklärungsversuche
- Zugrundeliegende ethische Normvorstellungen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit dem Umgang sozialer Devianz in Form von Hooliganismus, Alkoholismus und Parasitentum in der Sowjetunion während der „Tauwetterperiode“ von 1954 bis 1964. Sie untersucht die Reaktion der sowjetischen Behörden auf diese Phänomene, analysiert die zugrundeliegenden ethischen Normvorstellungen und beleuchtet die politische Instrumentalisierung dieser Themen.
- Die Reaktion der sowjetischen Behörden auf Hooliganismus, Alkoholismus und Parasitentum
- Die Änderung der Gesetzgebung und die Rolle der „sozialistischen Legalität“
- Die Instrumentalisierung sozialer Devianz für politische Zwecke
- Die ethischen Normvorstellungen der Sowjetunion und ihre Auswirkungen auf das Verhalten der Bürger
- Die Rolle des Staates und die Beziehung zwischen Individuum und Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung liefert einen historischen Kontext und stellt die Relevanz des Themas in Bezug auf die sowjetische Gesellschaft während der „Tauwetterperiode“ dar. Sie beleuchtet die politische Situation nach Stalins Tod und die Machtübernahme von Chruschtschow. Die Arbeit untersucht dann das Phänomen des Hooliganismus, seine Definition in der Chruschtschow-Ära und die Maßnahmen, die die sowjetische Regierung zur Bekämpfung dieses Problems ergriff. Der Umgang mit verwandten Formen deviantem Verhaltens wie Parasitentum und Alkoholismus wird ebenfalls beleuchtet. Die Arbeit analysiert die zugrundeliegenden ethischen Normvorstellungen und bietet Erklärungsversuche für die Entstehung und Verbreitung dieser sozialen Probleme. Sie diskutiert die politische Instrumentalisierung dieser Themen durch die sowjetische Regierung und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft.
Schlüsselwörter
Hooliganismus, Alkoholismus, Parasitentum, Tauwetterperiode, Chruschtschow-Ära, Sowjetunion, soziale Devianz, politische Instrumentalisierung, ethische Normvorstellungen, „sozialistische Legalität“
- Citar trabajo
- Martin Ivers (Autor), 2018, Hooliganismus, Alkoholismus und Parasitentum während der "Tauwetterperiode". Der Umgang mit sozialer Devianz in der Sowjetunion 1954 bis 1964, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1141076