Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Neuorientierung der IFRS an der Bilanzierung von Rechten und deren Rolle innerhalb des Kontroll-Konzeptes. Dabei wird neben einer theoretischen Fundierung der Bilanzierung von Rechten auch auf die praktische Anwendung der Rolle von Rechten innerhalb des Kontroll-Konzepts und der expliziten Bilanzierung von Rechten in der neueren IFRS-Standardsetzung eingegangen. Darauf aufbauend wird die Rolle der Rechtebilanzierung für die Neukonzeption und Überarbeitung bestehender Standards erörtert.
Bereits vor der Bilanzierung von Rechten schlug sich eine größere Rechteorientierung im Kontroll-Konzept der neueren Standardsetzung nieder. Das alleinige Abstellen auf das Kontroll-Konzept trägt zudem dem Bestreben Rechnung, den uneinheitlichen Anwendungsmöglichkeiten des bisher gültigen Regelwerks entgegenzuwirken. Damit verdrängt das rechtebasierte Kontroll-Konzept in vielen Fällen das bisher gültige "risk-and-rewards"-Konzept. Das "risk-and-rewards"-Konzept sah sich seit jeher der Kritik ausgesetzt, in der Prüfung scharfer, quantitativer Trennlinien zu münden. Daraus ergab sich die Möglichkeit des Ausnutzens von Sachverhaltsgestaltungen, welche die Erreichung bilanzieller Rechtsfolgen mittels einer artifiziellen Verteilung der Risiken und Chancen zu erreichen versuchte. Mithilfe des rechtebasierten Kontroll-Konzeptes strebt der IASB nunmehr die Etablierung qualitativer Kriterien an. Zwar verringert sich durch die Nutzung qualitativer Kriterien ceteris paribus die Möglichkeit des Ausnutzens von Sachverhaltsgestaltungen, jedoch ergeben sich erhebliche Auslegungsspielräume, welche Ermessensentscheidungen aufseiten des Bilanzierenden erfordern. Es ist daher fraglich, ob sowohl die Konsistenzbemühungen als auch die aufkommenden Ermessensspielräume, die mit dem Abstellen auf ein einheitliches Kontroll-Konzept einhergehen, der Etablierung eines konsistenten Rechnungslegungssystems gerecht werden. Das rechtebasierte Kontroll-Konzept stellt somit den zweiten Themenkreis dieser Arbeit dar.
Inhaltsverzeichnis
- Problemstellung
- Definitorische Grundlagen des Rahmenkonzeptes von 2018
- Isolierte Betrachtung der Definitionsmerkmale Recht und Kontrolle
- Definition der wirtschaftlichen Ressource als Recht
- Definition der Kontrolle der wirtschaftlichen Ressource
- Zusammenführung von Rechten und Kontrolle zum rechtebasierten Kontroll-Konzept
- Isolierte Betrachtung der Definitionsmerkmale Recht und Kontrolle
- Theoretische Fundierung von Rechten und Kontrolle
- Vergleich anhand des Eigentumsbegriffes im deutschen Zivilrecht
- Zivilrechtliches Alleineigentum und Eigentümermehrheiten
- Zivilrechtliche Eigentumseinschränkungen durch Rechte Dritter
- Vergleich anhand der persönlichen Zurechnung im deutschen Handelsrecht
- Vergleich anhand des Eigentumsbegriffes im common law der USA
- Traditioneller Ansatz nach Blackstone
- Rechtsrealistischer Ansatz des „bundle-of-rights“
- Vergleich anhand der Verfügungsrechtstheorie
- Vergleich anhand des Eigentumsbegriffes im deutschen Zivilrecht
- Darstellung und Würdigung von rechtebasiertem Kontroll-Konzept und Rechtebilanzierung anhand von Einzelstandards
- Darstellung und Würdigung anhand von IFRS 10 – Konzernabschlüsse
- Einbettung und Ausgestaltung der rechtebasierten Bestimmungsmacht innerhalb des Kontroll-Konzeptes
- Bestimmungsmacht auf Grundlage von Stimmrechten und stimmrechtsähnlichen Rechten
- Bestimmungsmacht auf Grundlage von anderen Rechten
- Darstellung und Würdigung anhand von IFRS 15 – Umsatzerlöse aus Kundenverträgen
- Ausgestaltung des Kontroll-Konzeptes als erlösrealisierendes Merkmal
- Erlösrealisierung durch zeitraumbezogenen Kontrollübergang
- Erlösrealisierung durch zeitpunktbezogenen Kontrollübergang
- Darstellung und Würdigung anhand von IFRS 16 – Nutzungsverhältnisse
- Ausgestaltung des Kontroll-Konzeptes zur Identifizierung von Leasingverhältnissen
- Durchsetzung der Bilanzierung von Rechten
- Darstellung und Würdigung anhand von IFRS 10 – Konzernabschlüsse
- Thesenförmige Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Masterarbeit untersucht die Rechtebilanzierung im Verhältnis zum Kontroll-Konzept nach IFRS. Die Arbeit analysiert die definitorischen Grundlagen des Rahmenkonzeptes von 2018, insbesondere die Konzepte von Recht und Kontrolle, und vergleicht diese mit verschiedenen theoretischen Ansätzen aus dem deutschen Zivil- und Handelsrecht sowie dem US-amerikanischen Common Law.
- Definition und Abgrenzung von Rechten und Kontrolle im Rahmen des Kontroll-Konzeptes
- Theoretische Fundierung des Konzepts von Rechten und Kontrolle in verschiedenen Rechtsordnungen
- Anwendung des Kontroll-Konzeptes und der Rechtebilanzierung in ausgewählten IFRS-Standards
- Bewertung der Auswirkungen der Rechtebilanzierung auf die Rechnungslegungspraxis
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit der Problemstellung und der Zielsetzung der Arbeit. Es stellt die Relevanz der Untersuchung der Rechtebilanzierung im Kontext des Kontroll-Konzeptes nach IFRS heraus.
Kapitel 2 analysiert die definitorischen Grundlagen des Rahmenkonzeptes von 2018. Es untersucht die Definitionen von Recht und Kontrolle sowie deren Zusammenführung zum rechtebasierten Kontroll-Konzept.
Kapitel 3 untersucht die theoretische Fundierung von Rechten und Kontrolle. Hierfür werden verschiedene Ansätze aus dem deutschen Zivil- und Handelsrecht sowie dem US-amerikanischen Common Law verglichen.
Kapitel 4 widmet sich der Darstellung und Würdigung des rechtebasierten Kontroll-Konzeptes und der Rechtebilanzierung anhand von Einzelstandards. Konkret werden IFRS 10 – Konzernabschlüsse, IFRS 15 – Umsatzerlöse aus Kundenverträgen und IFRS 16 – Nutzungsverhältnisse betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit folgenden zentralen Themen: Rechtebilanzierung, Kontroll-Konzept, IFRS, Rahmenkonzept, Recht, Kontrolle, wirtschaftliche Ressource, Eigentumsbegriff, Zivilrecht, Handelsrecht, Common Law, Verfügungsrechtstheorie, Konzernabschlüsse, Umsatzerlöse aus Kundenverträgen, Nutzungsverhältnisse.
- Citar trabajo
- Janik Schlöder (Autor), 2021, Standardübergreifende Würdigung der Rechtebilanzierung im Verhältnis zum Kontroll-Konzept nach den International Financial Reporting Standards (IFRS). Eine kritische Würdigung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1144036