Förderung sozialer Kompetenzen: Interventionsmöglichkeiten bei Kindern und Jugendlichen mit sozialer Phobie


Seminar Paper, 2007

21 Pages, Grade: 1,0


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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Problematik
1.2 Fragestellung und Ziel der vorliegenden Arbeit
1.3 Methode

2 Inhaltliche Durchführung
2.1 Begriffsbestimmung und Definitionen
2.2 Bewertungskriterien
2.3 Theoretische Annahmen
2.4 Die soziale Effektivitätstherapie für Kinder
2.4.1 Empirische Befunde zur Effektivitätstherapie für Kinder
2.5 Die kognitive Verhaltenstherapie nach Spence et al.
2.5.1 Empirische Befunde zur Therapie nach Spence et al. .
2.6 Metaanalytische Befunde

3 Zusammenfassung

4 Bewertung/Diskussion

5. Ausblick

6. Literatur

1 Einleitung

Die Fähigkeiten, Kontakte mit anderen zu knüpfen, Gespräche zu führen, Interesse zu zeigen, neue Freundschaften zu beginnen und aufrechtzu-erhalten, Gefühle und Wünsche anderer richtig einzuschätzen und adäquat darauf zu reagieren, ohne dabei eigene Bedürfnisse zu vernachlässigen, Kritik zu äußern und konstruktiv damit umzugehen gehören zu den wichtigsten Entwicklungsaufgaben im Kindes- und Jugendalter. Defizite in diesen sozialen Fertigkeiten gehen mit einer Vielzahl von Verhaltensauffälligkeiten und psychischen Störungen einher. Neuere Befunde der Interventionsforschung deuten darauf hin, dass diese Tatsache auch Implikationen für die Therapie von Kindern und Jugendlichen mit sozialer Phobie beinhaltet. Auf diese Thematik soll im Folgenden näher eingegangen werden.

1.1 Problematik

Das Störungsbild der Sozialen Phobie ist lange Zeit in der Öffentlichkeit und teilweise in der Therapie zu wenig ernst genommen worden (vgl. z.B. Judd, 1994). Betroffene haben oft jahrelange Bewältigungsversuche hinter sich, bevor sie professionelle Einrichtungen aufsuchen (Kremberg & Mitte, 2005). Ein Großteil der Psychotherapieforschung fokussierte in der Vergangenheit auf die Behandlung von Erwachsenen (Kashadan & Herbert, 2001), obwohl der Beginn der Erkrankung in der Regel in der Kindheit oder Adoleszenz liegt (Wittchen, Essau, von Zerssen, Krieg & Zaudig, 1992) und soziale Ängste bei Kindern relativ häufig auftreten. Epidemiologischen Studien zufolge erfüllen circa 1-2% dieser Population die diagnostischen Kriterien einer sozialen Phobie (z.B. Essau, Conradt & Peterman, 1998; McGee, Feehan, Williams & Anderson, 1992). Die Lebenszeitprävalenz wird von Kessler et al. (1994) mit 13,3% angegeben. Unbehandelt remittiert die Erkrankung kaum und kann weitere psychische Störungen wie Depression oder Abhängigkeits-erkrankungen nach sich ziehen (vgl. Beidel, Fink & Turner, 1996; Mayr, 1992). Die betroffenen Kinder haben sehr restriktive soziale Beziehungen und weniger Freunde (Beidel, Turner & Morris, 1999). Weiterhin findet sich ein Zusammenhang mit schlechteren Schulleistungen, Schulabbruch, schlechteren Arbeitsleistungen und Arbeitslosigkeit (Bruch, Heimberg, Berger & Collins, 1989).

Der Begriff der sozialen Phobie suggeriert bereits pathologische Muster in sozialen Interaktionen. Empirisch wurde hierzu von Spence, Donovan und Brechman-Toussaint (1999) eine systematische Untersuchung durchgeführt. Die Autorinnen verglichen 27 sozial phobische Kinder mit einer gleich großen Kontrollgruppe. Erstere wiesen negativere Erwartungen bezüglich ihrer Kompetenz in sozialen Bewertungssituationen auf und schätzten ihr tatsächlich gezeigtes Verhalten tendenziell schlechter ein. Es zeigte sich weiter, dass diese Erwartungen nicht gänzlich unbegründet waren: Sowohl Eltern als auch Peers bewerteten die phobischen Kinder bezüglich ihrer sozialen Fertigkeiten und sozialen Kompetenz schlechter als die nicht-ängstlichen Kinder der Kontrollgruppe. In Verhaltensbeobachtungen zeigte sich weiterhin, dass sie weniger soziale Interaktionen initiierten, kürzere und weniger assertive Antworten gaben und seltener aktiv an sozialen Aktivitäten in der Schule teilnahmen. Sie wiesen auch eine geringere Anzahl an Einladungen zu Geburtstagen oder zum Spielen auf. Beidel et al. (1999) fanden ebenfalls mangelnde soziale Fertigkeiten bei einer Stichprobe von 50 sozial phobischen Kindern im Alter zwischen 7 und 13 Jahren. Die Defizite in diesen Fertigkeiten nehmen Einfluss auf negative Selbstbewertungen und ebnen den Weg für eine Chronifizierung der Störung (Joormann & Unnewehr, 2002).

1.2 Fragestellung und Ziel der vorliegenden Arbeit

Die Soziale Phobie stellt aufgrund der dargestellten Befunde eine ernstzunehmende Erkrankung dar, deren Beginn häufig in der Kindheit gründet. Auch in der aktuellen Forschung kommt dieser Störung im Kindes- und Jugendalter vermehrtes Interesse zu (ein Überblick findet sich bei Velting & Albano, 2001) und es ergibt sich die Notwendigkeit geeigneter Therapie- und Präventionsmaßnahmen. Ausgehend von den dargestellten Defiziten, die Betroffene in ihren sozialen Fertigkeiten aufweisen, ist es Ziel der vorliegenden Arbeit Interventionsmöglichkeiten und Effektivität sozialen Kompetenztrainings bei sozial phobischen Kindern und Jugendlichen sowohl aus theoretischer als auch empirischer Sicht darzustellen und zu bewerten sowie einen Ausblick auf relevante Forschungsgebiete in diesem Kontext zu geben.

1.3 Methode

Die obige Fragestellung soll im Rahmen der Arbeit anhand eines Literaturstudiums bearbeitet werden. Die Suche nach relevanter Literatur erfolgte primär mittels verschiedener Datenbanken. Dabei wurden Psyclit, Psyndex und Medline im März 2007 nach folgenden Stichwörtern durchsucht: „social phobia“, „social anxiety“, „performance anxiety“, „social skills“, „social competence“, „social-skills-training“, „treatment or therapy“, „cognitive-behavioral“ und „children and adolescents“. Ausgewählt wurden jene Studien, die explizit Kinder und Jugendliche mit sozialer Phobie untersuchten und in deren Interventionsprogramm soziale Kompetenztrainings zum Einsatz kamen.

2 Inhaltliche Durchführung

Um ein besseres Verständnis der inhaltlichen Durchführung zu ermöglichen, sollen im Folgenden zunächst einige relevante Begriffe näher beschrieben und definiert sowie die Kriterien, anhand derer eine Bewertung der vorgestellten Interventionen erfolgt, expliziert werden.

2.1 Begriffsbestimmung und Definitionen

Die Soziale Phobie ist eine häufig auftretende Angststörung, die charakterisiert ist durch ausgeprägte Angst vor sozialen (Leistungs-) Situationen. Betroffene befürchten, demütigendes, blamierendes Verhalten zu zeigen und berichten von einer anhaltenden Angst vor abwertenden Beurteilungen ihrer Interaktionspartner. Das alltägliche Funktionsniveau ist durch die Erkrankung stark gemindert (DSM-IV, American Psychatric Association, 1994). Im DSM-IV werden zusätzlich für Kinder spezifische Indikatoren genannt: So äußert sich bei diesen eine soziale Phobie häufig durch Schreianfälle, Wütend sein und Zurückweichen in sozialen Situationen. Um die Diagnosekriterien zu erfüllen, muss die Fähigkeit erkennbar sein, altersangemessene soziale Beziehungen zu Familienmitgliedern eingehen zu können. Auch sollte die soziale Angst im Peerkontext ebenso wie gegenüber Erwachsenen auftreten und seit mindestens sechs Monaten bestehen. Bei Kindern wird die Störung oftmals in Prüfungen, beim Sprechen vor der Klasse oder beim Initiieren von Interaktionen mit den Peers sowie bei der Teilnahme an sozialen Ereignissen manifest (Beidel & Randall, 1994) und geht u.a. mit Reaktionen wie Kopfschmerzen, Bauchschmerzen und in selteneren Fällen Panikattacken einher (Beidel et al., 1999).

Angst wird von verschiedenen Autoren unterschiedlich definiert (eine Zusammenstellung findet sich bei Lazarus-Mainka & Siebeneick, 2000). Fröhlich (1982) versteht darunter z.B. „... ein Gefühl, das sich beschreiben lässt als ein spannungsreiches, beklemmendes, unangenehmes, bedrückendes oder quälendes Gefühl der Betroffenheit und Beengtheit, das in unterschiedlicher Intensität und im Zusammenhang mit einer Vielzahl von Situationen auftreten kann“ (S. 15).

Auch für den Begriff der Sozialen Kompetenz gibt es in der Literatur vielfältige Definitionen (einen Überblick gibt z.B. Stangl, 2001). Oftmals findet sich eine synonyme Verwendung mit den Begriffen Selbstsicherheit, assertivem Verhalten sowie emotionaler Intelligenz. Was als sozial kompetent angesehen wird, ist abhängig von der Kultur, den Gruppennormen und ggf. des Geschlechts (Gambrill, 1995). Soziale Kompetenz wird häufig als ein theoretisches Konstrukt angesehen, das anhand von sozialen Fertigkeiten („social skills“) operationalisiert wird, wobei je nach theoretischer Orientierung Problemlösefertigkeiten, Perspektivübernahme oder Wahrnehmung des Gegenüber im Vordergrund stehen (Beck, Cäsar & Leonhardt, 2006). ‚ Social skills are defined as those behavioral and cognitive skills, the successful performance of which are necessary to achieve positive short- and long-term outcomes from social interactions … in contrast, social competence is defined as a qualitative concept referring to the consequences of a person’s performance in social situations’ (Spence et al., 1999, S. 212). Hinsch und Pfingsten (1983) definieren soziale Kompetenz „... als die Verfügbarkeit und Anwendung von kognitiven, emotionalen und motorischen Verhaltensweisen, die in bestimmten sozialen Situationen zu einem langfristig günstigen Verhältnis von positiven und negativen Konsequenzen führen " (S. 6).

Soziales Kompetenztraining ist definiert als ,...any of a number of techniques, often involving practice, feedback, modelling, and assertiveness training for teaching the complex pattern of behaviour involved in forms of social interaction such as holding conversation, dating, and being interviewed…’ (Colman, 2006, S. 708).

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Details

Title
Förderung sozialer Kompetenzen: Interventionsmöglichkeiten bei Kindern und Jugendlichen mit sozialer Phobie
College
University of Tubingen  (Psychologisches Institut)
Course
Soziale Kompetenz
Grade
1,0
Author
Year
2007
Pages
21
Catalog Number
V115433
ISBN (eBook)
9783640173914
ISBN (Book)
9783640504091
File size
455 KB
Language
German
Keywords
Förderung, Kompetenzen, Interventionsmöglichkeiten, Kindern, Jugendlichen, Phobie, Soziale, Kompetenz
Quote paper
Janusch Sieber (Author), 2007, Förderung sozialer Kompetenzen: Interventionsmöglichkeiten bei Kindern und Jugendlichen mit sozialer Phobie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115433

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