Während des Zweiten Weltkrieges wurde im besetzten Weißrussland die deutschsprachige Minsker Zeitung verlegt und erreichte überregionale Verbreitung. Diese Tageszeitung des Dritten Reiches diente als Propaganda – Instrument sowohl für die Besetzer als auch die einheimische Bevölkerung.
In der vorliegenden Arbeit werden die propagandistischen Strukturen und identitätsstiftenden Deutungsmuster unter dem Aspekt der Raumwirkung und -gestaltung betrachtet.
Wie lässt sich die Propaganda einer Tageszeitung mit den tagtäglichen Erlebnissen vereinbaren, die sich unmittelbar in der Umgebung vollziehen? Wie stellt sich die Berichterstattung dar in einem Spannungsfeld aus praktiziertem Terror und propagierter Völkerfreundschaft, zwischen visionärer Utopie und realer Atrophie? Lässt sich erfolgreich über Völkerfreundschaft und Aufbauarbeit schreiben, während das Land und die Bevölkerung zugrunde gerichtet werden? Wie mag die Minsker Zeitung von den Lesern rezipiert worden sein?
Es wird sich zeigen, dass die propagandistisch konstruierte Realität der Minsker Zeitung ganz bestimmte Funktionen erfüllt, die sich speziell an die Verhältnisse im besetzten Osten anpassen.
Es wird deutlich werden, dass physische, soziale und kulturelle Räume in den vorgestellten Artikeln der Minsker Zeitung stets als Teil größerer, allgegenwärtiger Raumordnungsprinzipien dargestellt wurden. In der Minsker Zeitung entfaltet sich der Ausdruck einer teleologischen Raumordnung, in der sich die Ereignisse und Verhältnisse zielgerichtet und schicksalsbestimmt entwickelten und mit der realen Erfahrung wenig überein zu bringen sind.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Themenstellung
- Aufbau
- Analyse propagandistischer Sprachwirklichkeit
- Raum als Erfahrungsraum
- Historische Darstellung der Besatzungszeit in Weißrussland
- Strukturpolitik in Weißrussland
- Ambitionen der Wehrmacht
- Aufbau und Ziele der Zivilverwaltung
- Resümee
- Rassistische Abgrenzung und kulturelle Identität
- Formale Untersuchung der Minsker Zeitung
- Aufbau der Minsker Zeitung
- Zielgruppe und Sendung
- Presselenkung und -freiheit der Frontzeitungen
- Weltliche Raumordnungen in der Minsker Zeitung
- Raumgestaltung als Ordnungskraft
- Das künstlerische Raumtiefenerlebnis
- Weissruthenische Landschaft
- Weissruthenische Urbanität
- Deutsche Heimat als inszeniertes Utopia
- Exkurs: Völkermord als Friedens- und Aufbauwerk
- Resümee
- Transzendente Raumordnungen in der Minsker Zeitung
- Götterdämmerung und Weltuntergang
- Blut-und-Leben-Wall: der Mensch als Opfer des Raumes
- Nekropolische Heimstätte der stummen Kameraden
- Resümee
- Zusammenfassung
- Anhang
- Verwendete Abkürzungen
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Magisterarbeit „Wir zwingen den Raum!“ befasst sich mit der Analyse der Minsker Zeitung, einer deutschsprachigen Tageszeitung, die von den deutschen Besatzern in Belarus von 1942 bis 1944 herausgegeben wurde. Ziel der Arbeit ist es, die Raumkonstruktionen in der Minsker Zeitung zu untersuchen und zu analysieren, inwiefern diese identitätsstiftende Deutungsmuster anbieten. Die Arbeit untersucht, wie die Zeitung die alltäglichen mörderischen Praktiken rechtfertigt und welches Bild von der deutschen Besatzung sie zeichnet.
- Die Rolle von Raumordnungen und -konstruktionen in der deutschen Propaganda
- Die Darstellung von Weißrussland und seiner Bevölkerung in der Minsker Zeitung
- Die Konstruktion von Identität und Zugehörigkeit durch Raum
- Die Verbindung von Propaganda und Realität in der Minsker Zeitung
- Die Rezeption der Minsker Zeitung durch die Bevölkerung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt die zentrale Frage nach der Verbindung von Propaganda und Realität in der Minsker Zeitung. Das Kapitel beleuchtet die historische Situation in Weißrussland während der deutschen Besatzung und die Rolle der Minsker Zeitung als Propagandainstrument.
Das Kapitel „Historische Darstellung der Besatzungszeit in Weißrussland“ beleuchtet die Strukturpolitik der deutschen Besatzer in Belarus, die rassistische Abgrenzung und die Konstruktion von kultureller Identität. Es werden die Ziele und Ambitionen der Wehrmacht sowie die Organisation und Funktionsweise der Zivilverwaltung dargestellt.
Das Kapitel „Formale Untersuchung der Minsker Zeitung“ analysiert den Aufbau der Zeitung, ihre Zielgruppe und ihre Sendung. Es beleuchtet die Rolle der Presselenkung und die eingeschränkte Pressefreiheit während der Kriegszeit.
Das Kapitel „Weltliche Raumordnungen in der Minsker Zeitung“ untersucht die Raumgestaltung als Ordnungskraft und analysiert die Darstellung der weißrussischen Landschaft, der weißrussischen Urbanität und der deutschen Heimat als inszeniertes Utopia. Es beleuchtet auch den Zusammenhang zwischen Völkermord und der propagierten Friedens- und Aufbauarbeit.
Das Kapitel „Transzendente Raumordnungen in der Minsker Zeitung“ analysiert die Darstellung von Tod und Zerstörung in der Minsker Zeitung. Es untersucht die Themen Götterdämmerung, Weltuntergang, den Menschen als Opfer des Raumes und die Nekropolische als Heimstätte der gefallenen Soldaten.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Minsker Zeitung, deutsche Besatzung, Weißrussland, Propaganda, Raumkonstruktionen, Identität, Krieg, Völkermord, Zivilverwaltung, Presselenkung, Raumgestaltung, Landschaft, Urbanität, Heimat, Tod, Zerstörung, Götterdämmerung, Weltuntergang, Opfer, Nekropolische.
- Citar trabajo
- Magister Artium Dennis Zemella (Autor), 2007, Wir zwingen den Raum, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115516