Die zunehmende Internationalisierung der Finanz-, Kapital und Absatzmärkte führte Mitte der 1990er Jahre zu einer steigenden Anzahl von Unternehmensfusionen und -übernahmen. Da-durch gewann die Vorstellung, dass bei der Entwicklung der Unternehmensstrategien großer Wert auf Steigerung des Unternehmenswertes gelegt werden soll, in Europa stark an Bedeu-tung. Man näherte sich damit dem im angelsächsischen Raum in den 1980er Jahren entwi-ckelten Konzept der wertorientierten Unternehmenssteuerung (“Value Based Management“) an. Die Vorteile sind offensichtlich: Zum einen senkt ein hoher Unternehmenswert die Kapi-talkosten durch eine leichtere Refinanzierung mit Eigen- und Fremdkapital. Zum anderen bietet ein hoher Unternehmenswert einen besseren Schutz vor Übernahmen. Der starke An-stieg der M&A Transaktionen deutete darauf hin, dass erhebliche Diskrepanzen zwischen den aktuellen Marktwerten von Unternehmen und den potentiell realisierbaren Werten vorhanden waren (=Wertlücken). Folglich bedrohte der ständig gestiegene Übernahmedruck sogar viele deutsche Großunternehmen. Als Indiz kann die Vergrößerung des Aktienbesitzes ausländi-scher Anteilseigner zwischen 1982 und 1989 von 12 auf 19 Prozent angesehen werden. Dar-über hinaus trug die Institutionalisierung des Anteilsbesitzes zusätzlich dazu bei, Wertsteige-rungsmanagement zu betreiben. Mit diesem Wandel der Anforderungen an die Planungs-, Steuerungs- und Kontrollinstrumente der Unternehmen konnten die traditionellen Kennzahlen und Kennzahlensysteme nicht Schritt halten. Die Erkenntnis, dass traditionelle Kennzahlen und Kennzahlensysteme wenig geeignet sind, die Performance von Unternehmen am Aktien-markt abzuschätzen, hat das Top-Management empfänglicher als je zuvor für alternative Maßstäbe werden lassen. Obwohl das Hauptziel der Maximierung der Eigentümerrendite durch Ausschüttungen und Kurswertsteigerungen unberührt blieb, stellte man nun die Frage, wie man dieser Zielsetzung am besten gerecht werden könnte. Vor allem Alfred Rappaport, der häufig als der Vater des “Shareholder Value“ Gedankens bezeichnet wird, bewegte durch seine Veröffentlichungen in den 1980er Jahren, insbesondere “Creating Shareholder Va-lue“ im Jahre 1986, viele Top-Manager zum Umdenken.
Gliederung
Abkürzungs- und Symbolverzeichnis
Akronymverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Gleichungsverzeichnis
1 Einführung
1.1 Problemstellung
1.2 Vorgehensweise der Arbeit
2 Grundlagen zu traditionellen Kennzahlen
2.1 Kennzahlenbegriff
2.2 Kennzahlensysteme
2.3 Erfolgsmessung mittels Kennzahlen und Kennzahlensystemen
2.4 Weitere Funktionen von Kennzahlen und Kennzahlensystemen
2.5 Traditionelle Kennzahlensysteme zur Erfolgsmessung
2.6 Du Pont System of Financial Control
2.7 Pyramid Structure of Ratios
2.8 ZVEI Kennzahlensystem
2.9 RL-Kennzahlensystem
3 Defizite traditioneller Kennzahlensysteme
3.1 Bilanzielle Wertansätze
3.2 Altersstruktur des Anlagevermögens
3.3 Mangelnde Risikoberücksichtigung
3.4 Zeitwert des Geldes
3.5 Restwert nach Planungszeitraum
4 Wertorientierte Kennzahlen zur Erfolgsmessung
4.1 Discounted Cash Flow
4.2 Cash Flow Return On Investment
4.3 Cash Value Added
4.4 Economic Value Added
5 Kritische Würdigung der wertorientierten Konzepte
6 Diskussion der Eignung wertorientierter Kennzahlen zur Erfolgsmessung
7 Literaturverzeichnis:
Abkürzungs- und Symbolverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Du Pont System of Financial Control
Abbildung 2: Ermittlungsschema des CFROI
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Sichere Umsätze
Tabelle 2: ROI bei linearer Abschreibung
Tabelle 3: ROI bei geometrisch-degressiver Abschreibung in t1 und Wechsel zu linearer Abschreibung in t2
Tabelle 4: Zustandsabhängige Umsätze
Tabelle 5: Erwartungswerte des Umsatzes
Gleichungsverzeichnis
Gleichung 1: Aufspaltung des ROE in ROI und Eigenkapitalquote
Gleichung 2: Ermittlung des ROI
Gleichung 3: Ermittlung des Eigenkapitalwertes nach dem Entity-Ansatz
Gleichung 5: Ermittlung des Kapitalkostensatzes im WACC-Ansatz
Gleichung 6: Ermittlung des CFROI nach der internen Zinsfußmethode
Gleichung 7: Ermittlung des CVA
Gleichung 8: Ermittlung des EVA
1 Einführung
1.1 Problemstellung
Die zunehmende Internationalisierung der Finanz-, Kapital und Absatzmärkte führte Mitte der 1990er Jahre zu einer steigenden Anzahl von Unternehmensfusionen und -übernahmen. Dadurch gewann die Vorstellung, dass bei der Entwicklung der Unternehmensstrategien großer Wert auf Steigerung des Unternehmenswertes gelegt werden soll, in Europa stark an Bedeutung. Man näherte sich damit dem im angelsächsischen Raum in den 1980er Jahren entwickelten Konzept der wertorientierten Unternehmenssteuerung (“Value Based Management“) an. Die Vorteile sind offensichtlich: Zum einen senkt ein hoher Unternehmenswert die Kapitalkosten durch eine leichtere Refinanzierung mit Eigen- und Fremdkapital. Zum anderen bietet ein hoher Unternehmenswert einen besseren Schutz vor Übernahmen.[1] Der starke Anstieg der M&A Transaktionen deutete darauf hin, dass erhebliche Diskrepanzen zwischen den aktuellen Marktwerten von Unternehmen und den potentiell realisierbaren Werten vorhanden waren (=Wertlücken).[2] Folglich bedrohte der ständig gestiegene Übernahmedruck sogar viele deutsche Großunternehmen. Als Indiz kann die Vergrößerung des Aktienbesitzes ausländischer Anteilseigner zwischen 1982 und 1989 von 12 auf 19 Prozent angesehen werden.[3] Darüber hinaus trug die Institutionalisierung des Anteilsbesitzes[4] zusätzlich dazu bei, Wertsteigerungsmanagement zu betreiben. Mit diesem Wandel der Anforderungen an die Planungs-, Steuerungs- und Kontrollinstrumente der Unternehmen konnten die traditionellen Kennzahlen und Kennzahlensysteme nicht Schritt halten. Die Erkenntnis, dass traditionelle Kennzahlen und Kennzahlensysteme wenig geeignet sind, die Performance von Unternehmen am Aktienmarkt abzuschätzen, hat das Top-Management empfänglicher als je zuvor für alternative Maßstäbe werden lassen.[5] Obwohl das Hauptziel der Maximierung der Eigentümerrendite durch Ausschüttungen und Kurswertsteigerungen unberührt blieb, stellte man nun die Frage, wie man dieser Zielsetzung am besten gerecht werden könnte. Vor allem Alfred Rappaport, der häufig als der Vater des “Shareholder Value“ Gedankens bezeichnet wird, bewegte durch seine Veröffentlichungen in den 1980er Jahren, insbesondere “Creating Shareholder Value“ im Jahre 1986, viele Top-Manager zum Umdenken.
1.2 Vorgehensweise der Arbeit
Bei der Analyse der Eignung von kosten- und wertorientierten Konzepten zur integrierten Betrachtung von Kennzahlen zur Erfolgsmessung auf Funktions- und Unternehmensebene wird wie folgt vorgegangen. In Kapitel 2 werden zuerst einige Grundlagen geschaffen. Hierzu zählen die Definitionen der Begriffe “Kennzahlen“ und “Kennzahlensysteme“ und die Erläuterung der Funktionen von Kennzahlen. Darauf werden in Kapitel 3 zwei internationale Kennzahlensysteme (Du Pont System of Financial Control und Pyramid Structure of Ratios) und zwei nationale (ZVEI Kennzahlensystem und RL-Kennzahlensystem) vorgestellt. Anhand deren Spitzenkennzahlen werden in Kapitel 4 die Defizite der traditionellen Kennzahlen aufgezeigt. Den Schwerpunkt von Kapitel 5 bilden die Konzepte Discounted Cash Flow, Cash Flow Return On Investment, Cash Value Added und Economic Value Added, die entwickelt wurden, um die aufgezeigten Defizite zu beheben. In Kapitel 6 folgt eine kritische Würdigung der im vorherigen Kapitel vorgestellten wertorientierten Konzepte. Abschließend wird in Kapitel 7 die Eignung der wertorientierten Kennzahlen zur Erfolgsmessung auf Unternehmensebene diskutiert.
2 Grundlagen zu traditionellen Kennzahlen
Die sinnvolle, aussagekräftige und maßnahmenorientierte Verdichtung von vorliegendem Datenmaterial ist eines der Hauptprobleme bei der Informationsaufarbeitung in Unternehmen. In diesem Zusammenhang sind Kennzahlen und Kennzahlensysteme ein wichtiges Instrument des Controllings, weil sie schnell und prägnant über ein ökonomisches Aufgabenfeld informieren.[6]
2.1 Kennzahlenbegriff
Kennzahlen[7] werden allgemein als ein zentrales Instrument für das Controlling gesehen.[8] Nach vielfältigen Entwicklungen des Kennzahlenbegriffs herrscht in der Literatur heute weitgehend Übereinstimmung darüber, dass Kennzahlen als jene Zahlen betrachtet werden, die quantitativ erfassbare Sachverhalte in konzentrierter Form erfassen.[9] Die am häufigsten vorzufindende Differenzierung verschiedener Kennzahlen ist die nach ihrer statistischen Form. Man unterscheidet dabei die Absolutzahlen, die unmittelbar Auskunft über die Größe eines Sachverhaltes geben, von den Relativzahlen, bei denen zwei Absolutzahlen zueinander ins Verhältnis gesetzt werden.[10] Diese erreichen eine Aussagekraft, die ein einzelner Wert nicht liefern kann.[11] Eine Definition des Kennzahlenbegriffs im weiteren Sinne umfasst Relativzahlen und Absolutzahlen, die Definition im engeren Sinne beinhaltet nur Relativzahlen.[12]
2.2 Kennzahlensysteme
Da einzelne Kennzahlen nur eine beschränkte Aussagekraft besitzen, können mehrere Kennzahlen zu einem Kennzahlensystem verknüpft werden, um deren Informationsgehalt erheblich zu verbessern.[13] Die in der Literatur gebräuchlichste Klassifikation ist die nach der Verknüpfung der Elemente.[14] Kennzahlensysteme werden definiert als logische und/oder rechnerische Verknüpfung mehrerer Kennzahlen, die zueinander in einem Abhängigkeitsverhältnis stehen. Dabei handelt es sich um eine aufbauende, zweckorientierte Gliederung einzelner Kennzahlen.[15] Bei rechentechnischen Systemen erfolgt die Systembildung durch mathematische Verknüpfung von Kennzahlen hin zu dem gewünschten obersten Unternehmensziel, das als Spitzenkennzahl quantifiziert wird.[16] Bei sachlogischen Systemen hingegen besteht keine mathematische Verknüpfung, da man ihre Beziehungen zueinander nicht quantifizieren kann, diese aber durch die sachliche Aufspaltung transparenter werden,[17] weil ihre Art und Wirkungsrichtung, z.B. aufgrund betriebswirtschaftlicher Erfahrung, bekannt ist.[18]
2.3 Erfolgsmessung mittels Kennzahlen und Kennzahlensystemen
Im wirtschaftlichen Kontext wird häufig über Erfolg diskutiert, ohne eine allgemein anerkannte Begriffsdefinition zu Grunde zu legen. In der hier vorliegenden Arbeit wird Erfolg als positive Ausprägung von Kennzahlen bzw. Kennzahlensystemen des Rechnungswesens oder kapitalmarktorientierter Größen gesehen, die über das Wirtschaften in einem bestimmten Zeitraum Auskunft geben.[19] Dazu wird für die eigentliche Zielsetzung zu Beginn einer Periode ein Soll Wert vorgegeben, anhand dessen am Ende einer Periode der Zielerreichungsgrad gemessen wird.[20] Die Aufgabe dieser Messkonzepte besteht darin, die tatsächliche und die mögliche Weiterentwicklung eines Unternehmens verursachungsgerecht abzubilden.[21] Es sollen die entsprechenden Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge aufgezeigt werden.
2.4 Weitere Funktionen von Kennzahlen und Kennzahlensystemen
Kennzahlen können in nahezu allen Unternehmensbereichen eingesetzt werden. Sie eignen sich speziell als Hilfsmittel bei der Planung, Steuerung und Kontrolle. Durch die verdichtete und systematische Darstellung von Informationen kann ein schneller Überblick über die wichtigsten Sachverhalte gegeben werden.[22] Die Hauptfunktionen sind:[23]
- Anregungsfunktion: Erkennung von Auffälligkeiten und Veränderungen
- Operationalisierungsfunktion: Bildung der Kennzahlen, um konkrete Ziele zu definieren
- Vorgabefunktion: Vorgabe kritischer Zielwerte für Teilbereiche von Unternehmen
- Steuerungsfunktion: Vereinfachung vielschichtiger Steuerungsprozesse durch die Bildung von Kennzahlen
- Kontrollfunktion: Ermöglichung von Soll-Ist-Vergleichen und möglichen Abweichungsanalysen[24]
Der Kennzahlenvergleich dient als wichtigstes Hilfsmittel zur Erfüllung der oben genannten Funktionen. Es werden entweder gleiche Kennzahlen aus verschiedenen Zeiträumen oder Soll- und Ist-Werte aus dem gleichen Zeitraum gegenübergestellt.[25] Man unterscheidet dabei innerbetriebliche und zwischenbetriebliche Vergleiche. Der innerbetriebliche Zeitvergleich mittels aktuellen und früheren Daten und der Soll-Ist Vergleich fungieren als Kontrolle der Unternehmenstätigkeit. Ein zwischenbetrieblicher Vergleich dient dem Ist-Ist Vergleich von ähnlichen Betrieben einer Branche.
[...]
[1] Vgl. Rappaport (1995), S. XV.
[2] Vgl. Günther (1997), S. 64.
[3] Vgl. Lewis/Stelter (1993), S. 107.
[4] Vgl. Günther (1997), S. 65.
[5] Vgl. Rappaport (1995), S. XV.
[6] Vgl. Huch (2004), S. 300.
[7] Für eine Aufzählung weiterer, in der Literatur üblicher Bezeichnungen, wie z.B. Kontrollzahlen oder Schlüsselzahlen, vgl. Meyer (1994), S. 1.
[8] Vgl. Weber (2004), S. 241.
[9] Vgl. Reichmann/Lachnit (1976), S.706.
[10] Vgl. Groll (2004), S. 9.
[11] Vgl. Wissenbach (1967), S. 33.
[12] Vgl. Staudt et al. (1985), S. 22.
[13] Vgl. Reichmann/Lachnit (1976), S.706 f.
[14] Vgl. Staudt et al. (1985), S. 32.
[15] Vgl. Siegwart (2002), S. 27.
[16] Vgl. Baumbusch (1988), S. 124.
[17] Vgl. Groll (2004), S. 17.
[18] Vgl. Lachnit (1979), S. 31.
[19] Vgl. Näther (1993), S. 24.
[20] Vgl. Weber et al. (2004), S. 85.
[21] Vgl. Im Folgenden Beck (2003), S. 60.
[22] Vgl. Horváth (2003), S. 148 ff.
[23] Vgl. Weber (2004), S. 244.
[24] Vgl. Horváth (1983), S. 349 f. und Staehle (1973), S. 223.
[25] Vgl. im Folgenden Staehle (1973), S. 224.
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