Für den Ausschluss von Minderheitsaktionären waren bis zum Anfang des 21. Jahrhunderts grundsätzlich die Verschmelzung, die Eingliederung, die Liquidation der Gesellschaft unter Veräußerung ihres gesamten Geschäftsbetriebes an den Großaktionär und der Abschluss eines Unternehmensvertrages zweckmäßig. Allerdings wurde erst mit dem Squeeze-out, der mit Wirkung vom 01.01.2002 eingeführt wurde, ein Verfahren ins Leben gerufen, das den vollständigen und endgültigen Ausschluss von Minderheiten, deren Beteiligung am Grundkapital zusammen nicht mehr als 5% beträgt, ohne deren Zustimmung ermöglicht. Im Rahmen aller genannten Unternehmensmaßnahmen stellt sich dabei die Frage, ob die Vermögensposition der Minderheitsaktionäre durch diese beeinträchtigt wird und ob sich die Beeinträchtigung gegebenenfalls im Zeitablauf und/oder durch rechtliche bzw. sonstige Rahmenbedingungen verändert.
In der vorliegenden Arbeit, die sich in sieben Kapitel gliedert, wird mittels zweier verschiedener empirischer Studien analysiert, inwieweit die wirtschaftliche Position eines Minderheitsaktionärs durch den Abschluss eines Unternehmensvertrages beeinflusst wird. Im Mittelpunkt steht hier der Zeitpunkt des „Abschlusses“ des Unternehmensvertrages. Demzufolge werden nur die angebotenen und vertraglich festgesetzten Abfindungs- und Ausgleichszahlungen in die Analyse einbezogen, die bei der Eintragung des jeweiligen Vertrages ins Handelsregister maßgeblich waren und durch das erstmalige Abfindungsangebot veröffentlicht wurden. Die Möglichkeit der Minderheitsaktionäre, durch ein i.d.R. zeitlich sehr aufwendiges Spruchstellenverfahren eine Aufbesserung des Abfindungs- und/oder Ausgleichsangebotes zu erwirken, soll in diese Untersuchung nicht mit einfließen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Gesetzliche Grundlagen des Unternehmensvertrages
- Inhalt und Weisungsrecht des Beherrschungsvertrages
- Inhalt und Verpflichtung des Gewinnabführungsvertrages
- Vorschriften zur Sicherung des Gesellschaftsvermögens und der Gesellschafter
- Vorschriften zur Sicherung außenstehender Aktionäre
- Angemessener Ausgleich
- Angemessene Abfindung
- Schuldrechtliche Unternehmensverträge
- Motive zum Abschluss von Unternehmensverträgen
- Vertragskonzernbildung aufgrund steuerrechtlicher Gründe
- Vertragskonzernbildung aufgrund von Synergieeffekten
- Vertragskonzernbildung aufgrund von Agency-Problemen
- Vertragskonzernbildung im Zusammenhang mit Squeeze-out
- Auswahl der Ereignisse und Datengewinnung für die empirischen Studien
- Aufbau der Analyse
- Bestimmung der Vergleichskurse
- Bestimmung der Alternativrenditen als Kalkulationszinsfuß
- Modifikation der vertraglichen Abfindung
- Barabfindung
- Abfindung in Aktien
- Formale Darstellung der Analyse
- Auswertung und Interpretation der Gesamtstichprobe
- Untersuchung der Abfindung
- Untersuchung der Ausgleichsrelation
- Auswertung und Interpretation der Teilstichproben
- Aufteilung nach Zeiträumen
- Aufteilung nach Bestehen eines Squeeze-out-Antrages
- Empirische Studie zu Kapitalreaktionen im Zusammenhang mit Unternehmensverträgen
- Aufbau der Ereignisstudie
- Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
- Ergebnisse für die Gesamtstichprobe
- Ergebnisse für die Teilstichproben
- Aufteilung nach Zeiträumen
- Aufteilung nach Vertragsart
- Aufteilung im Zusammenhang mit der Einführung des Squeeze-out
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht empirisch die wirtschaftliche Position von Minderheitsaktionären beim Abschluss von Unternehmensverträgen nach § 291 AktG. Ziel ist es, die Auswirkungen dieser Verträge auf die Aktionäre zu analysieren und die Angemessenheit der vorgesehenen Ausgleichs- und Abfindungsregelungen zu bewerten.
- Wirtschaftliche Position von Minderheitsaktionären
- Auswirkungen von Unternehmensverträgen nach § 291 AktG
- Angemessenheit von Ausgleichs- und Abfindungsregelungen
- Kapitalmarktreaktionen auf Unternehmensverträge
- Analyse verschiedener Vertragsarten
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beschreibt die Problemstellung der Arbeit, nämlich die Untersuchung der wirtschaftlichen Auswirkungen von Unternehmensverträgen auf Minderheitsaktionäre. Sie skizziert den Gang der Untersuchung und benennt die Forschungsfragen, die im weiteren Verlauf beantwortet werden sollen. Es wird auf die Bedeutung der Thematik für die Praxis und die wissenschaftliche Literatur hingewiesen.
Gesetzliche Grundlagen des Unternehmensvertrages: Dieses Kapitel beleuchtet die gesetzlichen Grundlagen von Unternehmensverträgen nach § 291 AktG. Es differenziert zwischen verschiedenen Vertragsarten wie Beherrschungs- und Gewinnabführungsverträgen und analysiert deren rechtliche Bestimmungen bezüglich der Rechte und Pflichten der beteiligten Parteien, insbesondere im Hinblick auf den Schutz der Minderheitsaktionäre. Die Vorschriften zur Sicherung des Gesellschaftsvermögens und der Gesellschafter werden detailliert untersucht, ebenso wie die Regelungen zum angemessenen Ausgleich und zur angemessenen Abfindung.
Motive zum Abschluss von Unternehmensverträgen: Hier werden die verschiedenen Motive für den Abschluss von Unternehmensverträgen untersucht. Es werden steuerrechtliche Gründe, Synergieeffekte, Agency-Probleme und der Zusammenhang mit Squeeze-out-Vorgängen analysiert. Das Kapitel beleuchtet die strategischen Überlegungen und wirtschaftlichen Vorteile, die Unternehmen mit dem Abschluss solcher Verträge verfolgen, und setzt diese in den Kontext der jeweiligen Marktbedingungen und unternehmerischen Ziele.
Auswahl der Ereignisse und Datengewinnung für die empirischen Studien: Dieses Kapitel beschreibt detailliert die Methodik der empirischen Untersuchung. Es erläutert die Auswahl der Ereignisse, die Datengewinnung und die Kriterien für die Erstellung der Stichprobe. Die Vorgehensweise bei der Beschaffung der Kursdaten und die Bewertung der angemessenen Abfindung und des angemessenen Ausgleichs unter Bezugnahme auf die Börsenkursentwicklung werden präzise dargestellt. Die methodischen Entscheidungen werden begründet und ihre Auswirkungen auf die Ergebnisse der Studie diskutiert.
Aufbau der Analyse: In diesem Kapitel wird der Aufbau der empirischen Analyse vorgestellt. Es werden die Methoden zur Bestimmung der Vergleichskurse, der Alternativrenditen und die Modifikationen der vertraglichen Abfindung erläutert. Die formale Darstellung der Analyse wird detailliert beschrieben und die Vorgehensweise bei der Auswertung und Interpretation der Gesamtstichprobe sowie der Teilstichproben wird dargelegt. Die Kapitel erläutert die statistischen Methoden und Verfahren die zur Analyse der Daten verwendet werden.
Empirische Studie zu Kapitalreaktionen im Zusammenhang mit Unternehmensverträgen: Dieses Kapitel präsentiert die Ergebnisse der empirischen Studie zu den Kapitalmarktreaktionen im Zusammenhang mit Unternehmensverträgen. Es beschreibt den Aufbau der Ereignisstudie, die Hypothesenbildung und die angewandten Signifikanztestverfahren. Die Auswertung und Interpretation der Ergebnisse für die Gesamtstichprobe und die Teilstichproben werden detailliert dargestellt und diskutiert, wobei die Ergebnisse nach Zeiträumen, Vertragsart und im Zusammenhang mit der Einführung des Squeeze-out differenziert betrachtet werden. Die Ergebnisse werden im Kontext der theoretischen Überlegungen des vorherigen Kapitels interpretiert.
Schlüsselwörter
Minderheitsaktionäre, Unternehmensverträge, § 291 AktG, Angemessene Abfindung, Angemessener Ausgleich, Kapitalmarktreaktion, Squeeze-out, Empirische Analyse, Vertragskonzernbildung, Beherrschungsvertrag, Gewinnabführungsvertrag.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Empirische Untersuchung der wirtschaftlichen Position von Minderheitsaktionären bei Unternehmensverträgen nach § 291 AktG
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht empirisch die wirtschaftliche Position von Minderheitsaktionären beim Abschluss von Unternehmensverträgen nach § 291 AktG. Ziel ist die Analyse der Auswirkungen dieser Verträge auf die Aktionäre und die Bewertung der Angemessenheit der Ausgleichs- und Abfindungsregelungen.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die gesetzlichen Grundlagen von Unternehmensverträgen (§ 291 AktG), die Motive für deren Abschluss (steuerliche Gründe, Synergieeffekte, Agency-Probleme, Squeeze-out), die Methodik der empirischen Untersuchung (Datengewinnung, Stichprobenauswahl), den Aufbau der Analyse (Vergleichskurse, Alternativrenditen, Abfindungsmodifikationen) und die Ergebnisse der empirischen Studie zu Kapitalmarktreaktionen im Zusammenhang mit Unternehmensverträgen (Gesamtstichprobe und Teilstichproben, differenziert nach Zeiträumen, Vertragsart und Squeeze-out).
Welche Arten von Unternehmensverträgen werden betrachtet?
Die Arbeit differenziert zwischen verschiedenen Arten von Unternehmensverträgen, insbesondere Beherrschungs- und Gewinnabführungsverträgen, und analysiert deren rechtliche Bestimmungen im Hinblick auf den Schutz der Minderheitsaktionäre.
Wie wird die Angemessenheit der Ausgleichs- und Abfindungsregelungen bewertet?
Die Bewertung der Angemessenheit erfolgt durch eine empirische Analyse der Kapitalmarktreaktionen auf Unternehmensverträge. Die Studie untersucht die Auswirkungen auf den Aktienkurs und vergleicht die vertraglichen Abfindungen und Ausgleichsrelationen mit alternativen Renditen.
Welche Methoden werden in der empirischen Studie verwendet?
Die empirische Studie verwendet eine Ereignisstudie-Methodik. Es werden Vergleichskurse und Alternativrenditen bestimmt, um die Auswirkungen der Unternehmensverträge auf den Aktienkurs zu analysieren. Die Daten werden auf der Basis von Gesamtstichproben und Teilstichproben (differenziert nach Zeiträumen, Vertragsart und Bestehen eines Squeeze-out-Antrags) ausgewertet.
Welche Ergebnisse werden präsentiert?
Die Arbeit präsentiert die Ergebnisse der empirischen Studie zu den Kapitalmarktreaktionen auf Unternehmensverträge. Die Ergebnisse werden für die Gesamtstichprobe und für Teilstichproben (differenziert nach Zeiträumen, Vertragsart und im Zusammenhang mit der Einführung des Squeeze-out) detailliert dargestellt und diskutiert.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Minderheitsaktionäre, Unternehmensverträge, § 291 AktG, Angemessene Abfindung, Angemessener Ausgleich, Kapitalmarktreaktion, Squeeze-out, Empirische Analyse, Vertragskonzernbildung, Beherrschungsvertrag, Gewinnabführungsvertrag.
Welche Forschungsfragen werden beantwortet?
Die Arbeit zielt darauf ab, die wirtschaftlichen Auswirkungen von Unternehmensverträgen auf Minderheitsaktionäre zu analysieren und die Angemessenheit der vorgesehenen Ausgleichs- und Abfindungsregelungen zu bewerten. Sie untersucht die Kapitalmarktreaktionen auf diese Verträge und analysiert verschiedene Vertragsarten.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit umfasst Kapitel zu Einleitung, Gesetzlichen Grundlagen des Unternehmensvertrages, Motiven zum Abschluss von Unternehmensverträgen, Auswahl der Ereignisse und Datengewinnung, Aufbau der Analyse und einer Empirischen Studie zu Kapitalreaktionen im Zusammenhang mit Unternehmensverträgen.
- Citar trabajo
- Diplom-Kaufmann Markus Lermig (Autor), 2006, Empirische Analyse der wirtschaftlichen Position von Minderheitsaktionären beim Abschluss von Unternehmensverträgen nach § 291 AktG, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116567