Das Experteninterview ist in der empirischen Sozialforschung eine häufig eingesetzte Methode. Es wird in der Politik- und Implementierungsforschung, in der Industriesoziologie, in der Eliten- und Verwendungsforschung und in vielen Bereichen angewandter Sozialforschung eingesetzt. Das Hauptinteresse in dem Interview gilt dem Expertenwissen, der Expertise einer Person (vgl. Bohnsack et al. 2003, S. 57).
Vor dem Hintergrund der zunehmenden Verbreitung des Experteninterviews in der Pflegewissenschaft wird diese Interviewform als Methode der qualitativen Sozialforschung im ersten Teil der vorliegenden Hausarbeit vorgestellt.
Ein weiteres Kapitel beschäftigt sich mit der Frage, wer in den Kreis der Experten für diese Interviewform heran gezogen werden kann. Die nachfolgenden Kapitel beinhalten die konkrete Anwendung des Experteninterviews sowie die Auswertung der Daten.
Ein Exkurs stellt am Ende der Arbeit das Experteninterview in der Gesundheits- und Pflegeforschung vor. Eine kritisch methodologische Diskussion über das Experteninterview bildet den Abschluss der vorliegenden Hausarbeit.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Das Experteninterview
3 Wissenschaftstheoretische und methodologische Grundlagen
3.1 Strategie und Vorgehensweise der empirischen Sozialforschung
3.2 Methodologische Einordnung des Experteninterviews
4 Der Kreis der Experten für das Experteninterview
4.1 Der Experte und das Expertenwissen nach Meuser und Nagel
4.1.1 Experten mit Betriebswissen
4.1.2 Experten mit Kontextwissen
4.1.3 Experten für die Exploration
4.2 Der Expertenbegriff nach Bogner und Menz
4.2.1 Der voluntaristische Expertenbegriff
4.2.2 Der konstruktivistische Expertenbegriff
4.2.3 Der wissenssoziologische Expertenbegriff
4.3 Der Experte nach Gläser und Laudel
4.3.1 Der Experte als privilegierte Person in einem Funktionskontext
4.3.2 Der Experte als Person mit besonderem Wissen über soziale Sachverhalte
4.4 Die Anwendung des Experteninterviews und Auswahl der Experten
4.5 Anwendungsformen des Experteninterviews
5 Das leitfadengestützte Experteninterview als Erhebungsmethode
5.1 Von der Forschungsfrage zum Interviewleitfaden
5.2 Von der Forschungsfrage zur Auswahl der Experten
5.3 Die Leitfragen und Leitfadenkonstruktion
5.4 Typisierung der Interviewleitfragen
5.5 Leitfadenfunktion
5.6 Praktische Hinweise zur Leifadenkonstruktion
5.7 Überlegungen zur Datenerhebung
5.7.1 Zeitplanung
5.7.2 Auswahl der Fallgruppe und Fallgröße
5.8 Durchführung des Experteninterviews und die Rolleneinnahmen der Interviewers
5.9 Die Interviewsituation als potenzielle Problemzone
5.10 Hinweise zur Datenauswertung
6 Das Experteninterview in der Gesundheits- und Pflegeforschung
6.1 Anwendungsbeispiele der Gesundheits- und Pflegeforschung
6.2 Anwendungshäufigkeit und methodische Reflexion
7 Kritik an der Methode des Experteninterviews
7.1 Kritik am Expertenbegriff und Expertenwissen
7.2 Andere Verfahren zum Interview mit Experten
8 Zusammenfassung
9 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Das Experteninterview ist in der empirischen Sozialforschung eine häufig eingesetzte Methode. Es wird in der Politik- und Implementierungsforschung, in der Industriesoziologie, in der Eliten- und Verwendungsforschung und in vielen Bereichen angewandter Sozialforschung eingesetzt. Das Hauptinteresse in dem Interview gilt dem Expertenwissen, der Expertise einer Person (vgl. Bohnsack et al. 2003, S. 57).
Vor dem Hintergrund der zunehmenden Verbreitung des Experteninterviews in der Pflegewissenschaft wird diese Interviewform als Methode der qualitativen Sozialforschung im ersten Teil der vorliegenden Hausarbeit vorgestellt.
Ein weiteres Kapitel beschäftigt sich mit der Frage, wer in den Kreis der Experten für diese Interviewform heran gezogen werden kann. Die nachfolgenden Kapitel beinhalten die konkrete Anwendung des Experteninterviews sowie die Auswertung der Daten.
Ein Exkurs stellt am Ende der Arbeit das Experteninterview in der Gesundheits- und Pflegeforschung vor. Eine kritisch methodologische Diskussion über das Experteninterview bildet den Abschluss der vorliegenden Hausarbeit.
2 Das Experteninterview
Das Experteninterview ist eines der am häufigsten genutzten Verfahren in der empirischen Sozialforschung. Es gibt exklusive Einblicke in das Expertenwissen und in Strukturzusammenhänge sowie Wandlungsprozesse von Handlungssystemen. Das Ziel des Experteninterviews ist die Entdeckung des Unbekannten, des „Insiderwissens“ einer Person (Liebhold et al. 2005). Das Experteninterview dient dazu schnell und leicht gute Interviews zu führen. Diese Methode trifft auf eine breite Zustimmung bei Fachexperten (vgl. Bogner et al. 2005 a, S. 7 f.).
Lamnek bezeichnet das Experteninterview als eine ermittelnde und informatorische Interviewform um Wissensbestände zu erfahren. Der Befragte gilt als Informationslieferant für Sachverhalte (vgl. Lamnek 2005, S. 333 f.).
Experteninterviews sind nicht einfache „Informationsgespräche“, in denen Wissen und Meinungen erhoben werden (vgl. Bogner et al. 2005 a, S. 16). Da sich die Experten oftmals der Relevanz ihres Handelns nicht bewusst sind, kann Expertenwissen nicht direkt abgefragt werden, sondern muss aus den Äußerungen der Experten rekonstruiert werden. Deswegen gilt das Experteninterview als rekonstruktive Untersuchungsmethode. Ziel ist die systematische Rekonstruktion der unbewussten Logik von Entscheiden und Routinen im Expertenhandeln (vgl. Bohnsack et al. 2003, S. 58 u. Gläser et al. 2004, S.11).
Das Experteninterview wird nach Bortz als eine Variante der qualitativen Einzelbefragung eingestuft. Es gilt als Sammelbegriff für offene oder teilstandarisierte Befragungen von Experten zu einem vorgegebenen Bereich oder Thema (vgl. Bortz 2006, S. 315).
Galt lange Zeit eine standarisierte Befragung als „Königsweg der praktischen Sozialforschung“, war die Aufmerksamkeit für andere qualitative Interviewformen gering. 1967 berichtet Scheuch von einer Interviewform, die nicht standarisiert und quantitativ auszuwerten ist. Er nennt dies eine Art „Sonderform der Befragung“, das so genannte Experteninterview. Er führt den Vorteil dieser Interviewmethode auf, weil der Forscher Teil der Interaktion im Interview ist und sie dadurch flexibel gestalten kann.
Scheuch empfiehlt für die Führung dieser „Sonderform der Befragung“ einen Interviewleitfaden zu benutzen, um vorwissenschaftliches Wissen zu vertiefen (vgl. Bogner 2005 a, S. 17 f.).
Auch Koolwijk begreift 1974 das Experteninterview als nicht standarisierte Interviewmethode mit dem Auftrag, ein „ermittelndes und informatorisches Interview“ zu sein, vergleichbar einem journalistischem Interview, das nah an der Alltagskommunikation ist. Experteninterviews bleiben in dieser Blickweise eine Vorstufe zum eigentlichen Forschungsvorhaben, ein Instrument der Exploration und nicht der Theoriengenerierung. Daher ist das Experteninterview über viele Jahre in der Sozialwissenschaft ein eher „randständiges Verfahren“ geblieben. Erst die Einsicht in die besonderen Qualitäten qualitativer Forschung seit den 70er Jahren in Deutschland und deren Konsolidierung in den 80er Jahren wird die Frage nach dem Nutzen von Experteninterviews nicht mehr gestellt. Diskussionen um das Experteninterview drehen sich heute um die Frage von Ein- und Ausschlusskriterien und wer zu dem Kreis der befragten Experten gehören darf. Als Ausgangs- und Bezugspunkt der aktuellen Diskussion um das Experteninterview gilt der Artikel von Meuser und Nagel aus dem Jahre 1991 mit dem Titel: „Experteninterviews - vielfach erprobt, wenig bedacht“. Es gibt daneben nur wenig weitere Versuche, die Methode des Experteninterviews systematisch zu begründen (vgl. Bogner 2005 a, S. 17 – 20).
Das Experteninterview ist durch drei Hauptmerkmale gekennzeichnet:
- die Befragten müssen Experten für einen bestimmten Gegenstandbereich sein
- der Fokus liegt auf dem Wissensschatz des Befragten, es besteht weniger Interesse an der Person und ihrer Biographie
- eine hohe Pragmatik in der Interviewführung mittels Leitfaden und der selektiven Datenauswertung (vgl. Flick 2002, S. 206)
Die Auswertung der Experteninterviews soll gemeinsame Wissensbestände der Experten zu einem bestimmten Themengebiet herausstellen und in theoretische Diskurse einbinden. Sie erfolgt in sechs Schritten:
1.Themenorientierte Transkription
2. Paraphrasierung
3. thematische Übersicht
4. thematischer Vergleich zwischen den Interviews
5. Konzeptualisierung und Begriffsbildung
6. Einbindung in theoretische Diskurse (vgl. Bohnsack et al. 2003, S. 58)
3 Wissenschaftstheoretische und methodologische Grundlagen
Das Experteninterview gehört nach Meuser und Nagel dem genuin qualitativem Paradigma an. Hierüber gibt es jedoch in der Sozialwissenschaft konträre Positionen, die das Experteninterview als zur quantitativen Sozialforschung zugehörig bezeichnen. Der Fokus richtet sich heute jedoch weniger auf die Relevanz der Streitigkeiten zwischen den Wissenstheoretikern, viel mehr geht es um die Anerkennung des Experteninterviews als eigenständige Erhebungsmethode in der qualitativen Sozialforschung. Dies ist in der scientific community keineswegs allgemeingültig anerkannt (vgl. Bogner et al. 2005 b, S. 34 f. u. Bogner et al. 2005 a, S. 19). Nachfolgend wird die methodologische Verortung des Experteninterviews als eigenständige Methode erläutert.
Die empirische Sozialforschung wird in quantitative und qualitative Sozialforschung unterteilt. Hinter beiden Forschungszweigen steht eine bestimmte soziologische Tradition und wissenschaftstheoretische Denkweise. Das wissenschaftstheoretische Paradigma der quantitativen Sozialforschung ist ein normatives Paradigma, gesucht wird nach der objektiven Wirklichkeit. Das wissenschaftstheoretische Paradigma der qualitativen Sozialforschung ist ein interpretatives.
Die soziale Wirklichkeit wird als eine durch Interpretationen konstruierte verstanden. Alle Interaktionen zwischen Handelnden sind hier ein interpretativer Prozess und nicht objektiv vorgegeben (vgl. Lamnek 2005, S. 34 f.). Gemeinsam ist den Anhängern beider Paradigmen, dass sie soziales Handeln deutend verstehen wollen. Sie bedienen sich dazu unterschiedlicher Vorgehensweisen, unterschiedlicher Untersuchungsmethoden sowie unterschiedlicher Auswertungsmethoden.
3.1 Strategie und Vorgehensweise der empirischen Sozialforschung
Die Strategie der quantitativen Sozialforschung wird als statistik-basierte Erklärungsstrategie bezeichnet und beruht auf signifikanten-statistischen Kausalzusammenhängen. Sie folgt somit dem normativem Paradigma. Die quantitativen Methoden beschreiben soziale Sachverhalte in Zahlen, Merkmalen und bilden sie in Skalierungen ab. Die statistik-basierte Erklärungsstrategie benötigt dafür eine große Zahl von Fällen und quantifizierende Erhebungsmethoden sowie statistische Auswertungsmethoden.
Die Strategie der qualitativen Sozialforschung besteht darin, durch die möglichst vollständige Untersuchung eines oder weniger Fälle die Kausalmechanismen in sozialen Prozessen zu entdecken. Die qualitativen Methoden verfolgen die fall-basierte Strategie. Sie interpretieren und beschreiben soziale Sachverhalte und versuchen sie im Sinne des interpretativen Paradigmas vollständig aufzuklären. Das Datenmaterial qualitativer Erhebungsmethoden aus Interviewprotokollen oder Beobachtungsprotokollen, ist zu Beginn erst einmal unscharf. Durch weitere systematische Auswertungsverfahren wie die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring werden Informationen extrahiert und getrennt vom Textmaterial weiterverarbeitet.
Jede Wissenschaftsdisziplin entwickelt ihre eigene Methodologie, um mit der richtigen Wahl und Durchführung ihrer Methoden einen Forschungserfolg zu erzielen und Antworten auf ihre Fragen zu erhalten (vgl. Gläser et al. 2004, S. 21 - 30 u. S. 41 - 44).
3.2 Methodologische Einordnung des Experteninterviews
Die Wahl eines Forschungsinstrumentes sowie die Wahl einer Methode zur Datenauswertung lassen Rückschlüsse auf das zu Grunde liegende wissenschaftliche Paradigma zu. Das Experteninterview als Rekonstruktion sozialer Sachverhalte ist der fall-basierten Erklärungsstrategie und somit dem qualitativem Sozialforschungsparadigma verpflichtet. Einige wenige Fälle werden vollständig aufgeklärt. Der völlige Grad der Offenheit und Neutralität des Interviewers nach den üblichen Prinzipien der qualitativen Sozialforschung wird jedoch aus forschungspragmatischen Überlegungen heraus mit dem Einsatz des Interviewleitfadens eingeschränkt. Zur Begründung siehe dazu die Erläuterungen in dem Kapitel zur Interviewdurchführung.
Das Experteninterview kann als eigenständige qualitative Methode in Untersuchungen eingesetzt werden. Die Experten werden entsprechend der Fragestellung benannt. Sie eröffnen den Zugriff auf Insider-Wissen, das Unbekannte und implizite Regeln. Interviews mit Experten geben „... exklusive Einblicke in Strukturzusammenhänge und Wandlungsprozesse von Handlungssystemen, etwa in Entscheidungsstrukturen und Problemlösungen von Organisationen und Institutionen. ... Experteninterviews ermöglichen damit eine privilegierte Problemsicht“. (Liebhold et al. 2005). Wird das Experteninterview zur Erhebung von diagnostischem und prognostischem Betriebswissen eingesetzt - dem Wissen um Handlungsmaximen und Implementation - dient es als primäre Methode des Datengewinns (vgl. Meuser et al. 2005 b, S. 266 f.).
Das Experteninterview kann sowohl als eigenständige qualitative Forschungsmethode, als auch im Rahmen einer Triangulation, z. B. mit Hilfe der Dokumentenanalyse und Beobachtung des Forschungsfeldes, eingesetzt werden (vgl. Bohnsack et al. 2003, S. 57 u. Gläser et al. 2004, S. 102 f.). Wenn besonders das Kontextwissen der Experten im Hinblick auf bestimmte Problemlagen von Interesse ist oder das Experteninterview explorativ-felderschließend eingesetzt wird, wird es zu einer zusätzlichen sekundären Methode mit einer Randstellung (vgl. Meuser et al. 2005 b, S. 265 – 267 u. Meuser et al. 2005 a, S. 75).
Für die abschließende Analyse und Auswertung von Experteninterviews eignet sich nach Gläser und Laudel die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring. Beschreibungen sozialer Sachverhalte werden hier systematisch den Interviewprotokollen entnommen (vgl. Gläser et al. 2004, S. 43 f.).
In der Sozialberichterstattung wird außerdem die Auswertungsstrategie von Anselm Strauss verwendet, bei der thematisch verwandte Interviewpassagen theoretisch generalisiert werden (vgl. Meuser et al. 2005 b, S. 269 f.).
4 Der Kreis der Experten für das Experteninterview
Bei der Frage, wer nun Expertentum besitzt und zu den Experteninterviews eingeladen wird, gibt es bei den Autoren der Sozialwissenschaft unterschiedliche Auffassungen. Die Diskussion darüber wird auf verschiedenen Ebenen geführt. In der gesellschafts- und modernisierungstheoretischen Diskussion wird die Expertokratisierung der Gesellschaft, die so genannte Expertenherrschaft über das Gemeinwesen mit der Folge der Entmündigung durch diese Experten und Eliten angemahnt.
Schütz unterscheidet in der wissenssoziologischen Diskussion den Experten von dem Mann auf der Strasse und dem gut informiertem Bürger. Expertenwissen ist nach Schütz dem Experten klar und deutlich in seinem Bereich verfügbar, seine Ansichten gründen auf sicheren Behauptungen. Sprondel sieht den Experten und seine Expertise stark an eine Berufsrolle gebunden, denn nicht jedes Alltagswissen eines Laien ist bereits ein Sonderwissen und somit Expertenwissen. Hitzler bindet das Expertenwissen nicht nur an eine Berufsrolle, sondern auch an eine Handlungsautonomie. Speziallisten sind nach Hitzler Personen, die technische Probleme lösen. Experten hingegen besitzen vielfältige Kompetenzen, umfassende und privilegierte Kenntnisse über das System und unterliegen nur geringer Kontrolle. Meuser und Nagel empfehlen die Entwicklung des Expertenbegriffs entlang der Berufsrolle (vgl. Meuser et al. 2005 b, S. 258 – 262).
Methodologisch wird die Diskussion über Experten im Fokus des jeweiligen Forschungsinteresses und Untersuchungsgegenstandes geführt. Experten fungieren in den Interviews als privilegierte Personen der Funktionselite oder als Personen mit einem besonderem Wissensvorsprung über soziale Sachverhalte. Hier wird das Expertenwissen außerhalb des beruflichen Kontext gesehen und schließt in die Interviewgruppe auch ehrenamtlich Tätige in der Sozialarbeit, Aktivisten aus Hilfsorganisationen und Bürgerinitiativen ein. Auch sie besitzen einen privilegierten Zugang zu institutionalisiertem Wissen. Ein Pretest sollte klar stellen, wer in der Lage ist, die Forschungsfragen exklusiv zu beantworten (vgl. Meuser et al. 2005 b, S. 262 f.).
4.1 Der Experte und das Expertenwissen nach Meuser und Nagel
Der Experte ist als Funktionsträger von Interesse und nicht als Privatperson mit seiner biographischen Geschichte. Experten sind Repräsentanten von implizitem Wissen, typischen Problemtheorien, Lösungswegen und Entscheidungsmodellen. Dabei agieren sie nicht als Gutachter von außen, sondern sind selbst Teil des Handlungsfeldes und verfügen über privilegierte Zugänge zu Informationen. Ihr Wissen, das sie in einem institutionellen Kontext erworben haben, wird im Experteninterview für eine bestimmte Problemperspektive generiert.
Die Wissensbestände der Experten lassen sich in Betriebswissen und Kontextwissen unterteilen. Beide beinhalten Aussagen über die Diagnose und Prognose eines Forschungsgegenstandes. Dieses Wissen ist nicht immer bei Experten in der obersten Funktionsebene einer Organisation zu finden, sondern eher auf der zweiten und dritten Ebene. Hier ist das Wissen detailliert über Strukturen und Ereignisse vorhanden und Entscheidungen werden vorbereitet und durchgesetzt (vgl. Meuser et al. 2005 a, S. 73 f. u. Meuser et al. 2005 b, S. 264 f.).
4.1.1 Experten mit Betriebswissen
Experten mit Betriebswissen sind verantwortlich und implementieren Neuerungen. Sie bilden die Führungsspitze aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Justiz und Verbänden (vgl. Meuser et al. 2005 a, S. 73).
In Experteninterviews werden die strukturellen Bedingungen von Implementierungen von Programmen rekonstruiert. Sie können nicht einfach abgefragt werden, denn Handeln und Strukturzusammenhänge sind den Experten oftmals nicht deutlich und klar (vgl. Meuser et al. 2005 b, S. 264 f. u. S. 267 f.).
Diese Experten mit Betriebswissen bilden die Zielgruppe für Studien der industriesoziologischen Forschung, der Eliten-, Implementations- und Professionalisierungsforschung (vgl. Meuser 2005 a, S. 75).
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