Die Kommunikationsmodelle von Schulz von Thun und Watzlawick im Schulalltag. Ein Vergleich


Hausarbeit, 2015

25 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Kommunikation

3. Das Kommunikationsmodell von Friedemann Schulz von Thun
3.1 Das Kommunikationsquadrat
3.2 Der Sender
3.3 Der Empfänger
3.4 Fazit

4. Das Kommunikationsmodell von Paul Watzlawick
4.1 Erstes Axiom
4.2 Zweites Axiom io
4.3 Drittes Axiom
4.4 Viertes Axiom
4.5 Fünftes Axiom
4.6 Fazit

5. Vergleich der Kommunikationsmodelle von Schulz von Thun und Watzlawick
5.1 Subjektive Wirklichkeit
5.2 Nonverbale Sprache
5.3 Aspekte einer Nachricht
5.4 Metakommunikation
5.5 Störungen
5.6 Schulz von Thun im Zusammenhang mit Watzlawick

6. Bezug zum Seminar „ Didaktisch- methodische Grundlage inklusiver Unterrichtsformate- Schwerpunkt Sprache“

7. Fazit

8. Quellenverzeichnis
8.1 Literatur
8.2 Internetquellen

1. Einleitung

Im Rahmen des Seminars „Gesprächsführung bei Konflikten im Schulalltag (mit Eltern, Schülern, Kollegen usw.)“, welches in den Wahlpflichtbereich „Theorie und Praxis der Kommunikation und Konfliktbewältigung in der Schule“ der Erziehungswissenschaften fällt, habe ich mich dazu entschieden meine Hausarbeit zum Thema „Vergleich der Kommunikationsmodelle von Schulz von Thun und Watzlawick“ zu schreiben.

Ich habe mich für dieses Thema entschieden, da ich schon im Seminar beide Kommunikationsmodelle kennenlernte und diese mein Interesse geweckt haben. Außerdem finde ich, dass das Verstehen von Kommunikationsprozessen und -abläufen für Lehrpersonen von großer Wichtigkeit ist. Im Schulalltag ist es sowohl bei Gesprächen mit Schülerinnen und Schülern, sowie mit Eltern oder Kollegen von Bedeutung, die gesendeten Nachrichten zu entschlüsseln und die Situation richtig zu deuten. Außerdem findet Kommunikation in unserem Alltag ständig statt, weshalb die Auseinandersetzung mit diesem Bereich unerlässlich ist.

Im Folgenden werde ich mich allgemein zur Kommunikation äußern und das Kommunikationsmodell von Friedemann Schulz Thun sowie von Paul Watzlawick durch Beispiele aus dem Schulalltag erläutern. Anschließend werden beide Modelle anhand ausgewählter Aspekte miteinander verglichen. Am Ende der Hausarbeit werde ich mein Thema mit dem Seminar „Didaktisch-methodische Grundlagen inklusiver Unterrichtsformate - Schwerpunkt Sprache“, das in den Wahlpflichtbereich „Didaktik und Methodik schulischer Lehr-Lernprozesse“ fällt, verknüpfen.

2. Kommunikation

Kommunikation begegnet uns im Alltag ständig. Wir kommunizieren mit Kollegen, Freunden oder Familie und halten dabei ganz unbewusst bestimmte Regeln und Techniken ein.

Doch was ist Kommunikation eigentlich genauer betrachtet? Eine Definition nach Köck und Otto lautet: „Kommunikation bezeichnet den Austausch von Informationen zwischen zwei oder mehreren Personen, wobei die Mitteilung sprachlich (verbal) oder/ und nichtsprachlich (nonverbal) erfolgen kann“1. Eine der wichtigsten Voraussetzungen ist die Anwesenheit von zwei oder mehreren Personen. Die Informationen werden über Mitteilungen weitergegeben, die verbal und/ oder nonverbal stattfinden können. Darauf gehen auch die beiden Kommunikationsmodelle von Schulz von Thun und von Watzlawick genauer ein. Unter Informationsaustausch wird nicht nur der Austausch von Wissen, sondern auch die Übermittlung von Erkenntnissen, Erfahrungen, Vorstellungen, Gefühlen oder Meinungen verstanden.2 Damit Kommunikation stattfinden kann, müssen noch andere Voraussetzungen gegeben sein, wie beispielsweise das Vorhandensein eines gemeinsamen Zeichenvorrats. Die Kommunikationspartner sollten sich der gleichen Sprache bedienen können. Wenn dies nicht der Fall ist, reichen teilweise auch nicht­sprachliche Zeichen, wie zum Beispiel Mimik und Gestik. Außerdem sollten die Kommunikationspartner die Bedeutung der Worte und Wortfolgen teilen. 3

Diese Voraussetzungen reichen noch nicht aus, damit Kommunikation störfrei ablaufen kann. Schulz von Thun und Watzlawick beschreiben noch weitere Aspekte, die zum gelungenen Austausch von Informationen beitragen können.

3. Das Kommunikationsmodell von Friedemann Schulz von Thun

Friedemann Schulz von Thun wurde 1944 geboren und studierte in Hamburg Psychologie, Pädagogik und Philosophie. Sein bekanntestes Werk „Miteinander reden“ ist in drei Bände gegliedert. In dieser Hausarbeit wird hauptsächlich mit dem 1. Band „Störungen und Klärungen“ gearbeitet, welches sich auf die Kommunikation und auf die allgemeine Psychologie bezieht. Veröffentlicht wurde dieser Teil erstmals 1981 und findet heute noch Anklang in Schulen und Hochschulen.4

Schulz von Thun beschreibt die Grundlagen der zwischenmenschlichen Kommunikation wie folgt: Bei jeder Kommunikation gibt es einen Sender, der etwas mitteilen möchte. Er sendet eine Nachricht, in der die Mitteilungsinformation verschlüsselt wird. Der Empfänger hat nun die Aufgabe, diese Nachricht zu entschlüsseln, um an die überbrachte Information zu gelangen. Eine Verständigung findet dann statt, wenn die gesendete und die empfangene Nachricht übereinstimmen und kein Entschlüsselungsfehler gemacht wurde. Durch Rückmeldungen und Feedbacks kann überprüft werden, ob eine Nachricht richtig übermittelt und entschlüsselt wurde. Jede Nachricht hat eine Vielzahl an Botschaften, was den Vorgang der zwischenmenschlichen Kommunikation kompliziert, jedoch auch gleichermaßen spannend und faszinierend macht.5

3.1 Das Kommunikationsquadrat

Schulz von Thun beschreibt die Vielseitigkeit einer Nachricht mit Hilfe eines Kommunikationsquadrats. Die vier Seiten des Quadrats stehen stellvertretend für vier verschiedene Aspekte einer Nachricht. Diese Aspekte oder Botschaften sind der Sachaspekt, der Selbstoffenbarungsaspekt, der Beziehungsaspekt und der Appellaspekt. Da alle Seiten des Quadrats gleichlang sind, werden die vier Botschaften auch gleichrangig betrachtet, wobei in verschiedenen Situationen einige Aspekte in den Vordergrund treten können.6

Um das Kommunikationsquadrat von Friedemann Schulz von Thun verstehen zu können, werden die Aspekte anhand eines Beispiels aus dem Schulalltag verdeutlicht: Die Situation spielt in einem Klassenzimmer in einer Unterrichtsstunde. Ein Schüler, hier Sven genannt, sagt zur Lehrperson, hier Frau Maier, während der Stunde: „Das Thema ist langweilig.“

3.2 Der Sender

Zuerst wird das Kommunikationsquadrat aus Sicht des Senders beschrieben. Der Sender ist in diesem Fall der Schüler Sven.

Sachinhalt

Jede Nachricht enthält einen Sachinhalt, also eine Sachinformation. Diese übermittelt immer die Sache, über welche der Sender informieren möchte.7

In dem oben aufgeführten Beispiel steht das langweilige Thema im Vordergrund.

Selbstoffenbarung

Man erfährt nicht nur etwas über die Sache, sondern bekommt auch Informationen über die Person des Senders. Der Sender gibt etwas von sich selbst kund.8

In dem Beispiel offenbart uns Sven etwas von sich selbst, nämlich dass er das Thema langweilig findet und sich nicht dafür interessiert. Die Selbstoffenbarung von Sven könnte folgendermaßen lauten: „Das Thema interessiert mich nicht“. Es könnte sein, dass das Thema nicht bei allen Schülern der Klasse Langeweile hervorruft und auch, dass es nicht am Unterricht von Frau Maier liegt, sondern daran, dass Sven kein Interesse für das durchgenommene Thema aufbringen kann.

Beziehung

Die nächste Seite des Nachrichtenquadrats geht auf die Beziehung zwischen Sender und Empfänger ein. Man kann hier vor allem durch gewählte Formulierungen, Tonfall oder andere nichtsprachliche Begleitsignale auf die Beziehung zwischen den Kommunikationspartnern schließen.9

Die Beziehungsbotschaft, die Sven sendet, könnte folgendermaßen lauten: „Ich finde Ihren Unterricht langweilig.“ Hier wird deutlich, wie Sven zu Frau Maier steht und was er von ihr hält. Möglicherweise ist der Unterricht von Frau Maier des Öfteren langweilig gestaltet worden. Sven kann also keine Begeisterung für das Thema aufbringen, weil er den Unterricht von Frau Maier generell nicht interessant genug findet. Würde das Thema von einer anderen Lehrperson unterrichtet, könnte Sven möglicherweise Interesse an diesem Thema zeigen.

Appell

Die letzte Seite des Nachrichtenquadrats bildet die Appellseite. Hier möchte der Sender Einfluss auf den Empfänger nehmen und ihn dazu veranlassen etwas Bestimmtes zu tun oder zu unterlassen. Diese Einflussnahme kann sogar als Manipulation betrachtet werden.10

In dem Beispiel könnte die Appellnachricht folgendermaßen lauten: „Nehmen Sie ein anderes Thema mit uns durch“. Sven möchte Frau Maier beeinflussen und veranlassen, dass sie ihren Unterricht ändert und mit einem neuen Thema beginnt, sodass Sven sich nicht mit dem langweiligen Thema befassen muss. Hier wird deutlich, dass Sven seinen eigenen Willen in den Vordergrund stellt.

Ein und dieselbe Nachricht kann also viele Botschaften beinhalten. Fasst man diese kurz zusammen und stellt sie in einem Quadrat dar, könnte folgendes Kommunikationsquadrat entstehen:

Sachinhalt:

„Langweiliges Thema"

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Beziehung:

„Ich finde Ihren

Unterricht langweilig"

3.3 Der Empfänger

Nun wird das Kommunikationsquadrat aus Sicht des Empfängers beschrieben. Hier gibt es die gleichen vier Seiten, welche auch schon beim Sender aufgetreten sind. Schulz von Thun beschreibt diese vier Seiten als Ohren. Meist hört der Empfänger auf einem Ohr besser, als auf den anderen Ohren. Diese Beherrschung von nur einem Ohr ist meist der Grund dafür, dass Nachrichten falsch entschlüsselt werden und es zu Kommunikationsstörungen kommt.11 Im oben aufgeführten Beispiel ist Frau Maier der Empfänger.

Sachohr

Wer besonders gut auf dem Sachohr hört, setzt sich nur mit der Sache auseinander. Dies kann zu Problemen führen, wenn der Sender nicht auf der sachlichen Ebene bleiben möchte, sondern es sich um eine zwischenmenschliche Auseinandersetzung handelt.12

Hört Frau Maier besonders gut auf dem Sachohr, hört sie nur die Sachinformation der Nachricht: „Das Thema ist langweilig“. Lässt sie dabei aber die restlichen Ohren außer Acht, könnte Frau Maier die anderen Botschaften der Nachricht übersehen und die Situation, in der sich Sven befindet, falsch deuten.

Selbstoffenbarungsohr:

Wer besonders gut mit dem Selbstoffenbarungsohr hört, wird sich die Frage stellen „Was sagt mir die Nachricht über dich?“ Der Empfänger versucht zu deuten, welche Botschaft die Nachricht über den Sender enthält.13 Besonders wichtig ist die Fähigkeit des aktiven Zuhörens. Hier wird das Selbstoffenbarungsohr besonders gut ausgebildet. Es ist darauf zu achten, nicht zu diagnostizieren, da sich der Sender sonst therapiert fühlen könnte. Der Empfänger sollte, nicht wertend, in die Gedanken- und Gefühlswelt des Senders eindringen.14

Wenn Frau Maier verstärkt auf dem Selbstoffenbarungsohr hört, kann sie folgende Botschaft empfangen: „Ich habe heute keinen guten Tag und kann mich nicht auf das Thema einlassen.“ Frau Maier versucht herauszufinden, was sich hinter der Nachricht von Sven verbirgt und was diese über ihn aussagt. Frau Maier findet sich in die Gefühls- und Gedankenwelt von Sven ein. Gelingt ihr dies, in einer nicht wertenden Art, kann gemeinsam mit Sven eine Lösung für sein Problem gefunden werden.

Beziehungsohr

Die Personen, die besonders gut auf dem Beziehungsohr hören, interpretieren oft eine Stellungnahme zu ihrer eigenen Person in die Nachricht und geben dieser eine viel zu große Bedeutung. Es wird oft etwas als Botschaft interpretiert, was der Sender nicht senden wollte. Der Empfänger fühlt sich meist schnell persönlich angegriffen.15

Hört Frau Maier gut auf dem Beziehungsohr, könnte sie die Nachricht folgendermaßen deuten: „Ich finde Sie langweilig und Sie sind keine gute Lehrerin.“ Sie bezieht direkt Rückschlüsse zu ihrer eigenen Person. Hört Frau Maier nur diese Seite der Nachricht, könnte sie in der Situation überempfindlich reagieren, obwohl Sven eine andere Botschaft senden wollte.

Appellohr

Wer ein übergroßes Appellohr besitzt, hat das Bedürfnis unausgesprochene Erwartungen zu erfüllen und es seinen Mitmenschen recht zu machen. Das Problem, das hier entstehen könnte ist, dass der Sender diese Eigenschaft des Empfängers ausnutzen und als Manipulation verwenden kann. Der Empfänger hat meist kein gutes Gespür dafür, was er selbst will oder fühlt.16

Hört Frau Maier überwiegend mit dem Appellohr, so könnte sie folgende Botschaft empfangen: „Gestalten Sie das Thema interessanter“. Da Frau Maier die Erwartung von Sven erfüllen möchte, wird sie dem gehörten Appell nachgehen und das Thema spannender gestalten. Hier wird sie jedoch keine Rücksicht auf ihre eigenen Wünsche nehmen und den Unterricht eventuell bis spät in die Nacht umgestalten.

[...]


1 Köck; Ott (1994) Wörterbuch für Erziehung und Unterricht; S.213

2 vgl. http://www.onpulson.de/lexikon/kommunikation/ gesehen am 13.06.2015

3 vgl. http://www.br.de/fernsehen/ard-alpha/sendungen/grundkurs-deutsch/grundkurs-deutsch- folge-1-kommunikation100.html gesehen am 13.06.2015

4 vgl. http://www.schulz-von-thun.de/index.php?article_id=22 gesehen am 26.05.2015

5 vgl. Schulz von Thun (2014) Miteinander reden:1; S.27

6 vgl. ebd. S.14ff

7 vgl. ebd. S.28

8 vgl. ebd. S. 29

9 vgl. ebd. S. 30

10 vgl. ebd. S. 32

11 vgl. ebd. S. 48f

12 vgl. ebd. S. 51f

13 vgl. ebd. S.59

14 vgl. ebd. S.63

15 vgl. ebd. S.56

16 vgl. ebd. S 64f

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Die Kommunikationsmodelle von Schulz von Thun und Watzlawick im Schulalltag. Ein Vergleich
Hochschule
Pädagogische Hochschule Heidelberg
Note
1,5
Autor
Jahr
2015
Seiten
25
Katalognummer
V1167144
ISBN (Buch)
9783346603296
Sprache
Deutsch
Schlagworte
kommunikationsmodelle, schulz, thun, watzlawick, schulalltag, vergleich
Arbeit zitieren
Janina Bucher (Autor:in), 2015, Die Kommunikationsmodelle von Schulz von Thun und Watzlawick im Schulalltag. Ein Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1167144

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Im eBook lesen
Titel: Die Kommunikationsmodelle von Schulz von Thun und Watzlawick im Schulalltag. Ein Vergleich



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden