Wie viel Gewalt sind Kinder in der Erziehung ausgesetzt?


Hausarbeit, 2020

35 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.Einleitung
1.1. Darstellung und Begründung des Themas mit Forschungsfrage und forschungsleitenden Fragen
1.2. Begriffserklärung
1.2.1. Gewalt
1.2.2. Erziehung
1.2.3. Sozialisation

2. Darstellung des Forschungsstandes und ausgewählter Studien
2.1. Studie „Innerfamiliäre Gewalt gegen Kinder und Jugendliche und ihre Auswirkungen“ Zielsetzung, Forschungsvorgehen und Ergebnisse
2.2. Studie für die Möwe „Gewalt an Kindern“
2.3. „Studie des Generalsekretärs der Vereinten Nationen über Gewalt gegen Kinder.
Für Kinder und Jugendliche bearbeitet“
2.4. Studie „Bestrafungsverhalten von Eltern in der Schweiz“
2.5. Studie „Aktuelle Einstellung zu Körperstrafen und elterliches Erziehungsverhalten in Deutschland“
2.1.6. Ergänzende Studie der Bepanthen Kinderforschung „Gewalt- und Missbrauchserfahrung von Kindern und Jugendlichen in Deutschland“

3. Diskussion des Forschungsstandes und Forschungsdesiderate

4. Forschungsfrage und Forschungsskizze

5. Literaturverzeichnis

6. Tabellenverzeichnis

1.Einleitung

1.1. Darstellung und Begründung des Themas mit Forschungsfrage und forschungsleitenden Fragen

„Der Mensch kann nur Mensch werden durch Erziehung. Er ist nichts, als was die Erziehung aus ihm macht“ (Immanuel Kant 1724-1804) (vgl. PädogogikundRecht.de). Für den Aufklärer Immanuel Kant war Erziehung der Schlüssel zum Menschwerden. Sie solle dafür Sorge tragen, dass aus einem Kind, ein zivilisierter, gebildeter und moralisch handelnder Mensch wird, der seinen eigenen Verstand gebraucht und von der Gesellschaft akzeptiert wird (vgl.PädogogikundRecht.de). Das Ziel, welches Eltern mit ihrer Erziehung heute vor Augen haben, ist einen verantwortungsvollen, eigenständigen und selbstbewussten Menschen aus ihrem Kind zu machen (Uhlendorff, 2001). Seit dem 8.11.2000 haben Kinder per Gesetz das Recht auf eine gewaltfreie Erziehung. Das Bürgerliche Gesetzbuch formuliert klare Worte: „Kinder haben ein Recht auf eine gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig“ (Artikel 1631, Absatz 2, Bürgerliches Gesetzbuches). Und doch ist Gewalt in der Erziehung, noch immer Alltag für viele Kinder. Im Jahr 2019 kam es insgesamt zu 58322 Fällen von Kindeswohlgefährdung durch Gewalt (vgl. Statistisches Bundesamt). Gewalt äußert sich in verschiedenen Formen und hinterlässt in vielen Fällen keine sichtbaren Spuren. In zu vielen Fällen führt die ausgeführte Gewalt zum Tod des Kindes, beispielsweise durch ein Schütteltrauma. Das Bundeskriminalamt veröffentlicht im Mai 2021 die Bundeskriminalstatistik des Jahres 2020. Aus ihr geht hervor, dass im Jahr 2020 152 Kinder gewaltsam ums Leben gekommen sind. 115 davon waren unter sechs Jahren. In 134 Fällen kam es zu einem versuchten Tötungsdelikt (vgl. Polizeiliche Kriminalstatistik PKS 2020). Gewalt wird in unterschiedliche Kategorien eingeteilt. Dabei werden Unterschiede zwischen psychischer, physischer und sexueller Gewalt gemacht, ebenso wie Vernachlässigung (vgl. Amelang & Krüger 1995, S. 15-18). Die sexuelle Gewalt soll nicht Gegenstand dieser Untersuchung sein. Gewalt äußert sich auf vielerlei Arten. Die Bandbreite reicht vom Klaps auf den Po, den immer noch 52,4% der Erwachsenen als akzeptables Erziehungsmittel ansehen (UNICEF, 2020, S.16) über das Schlagen mit Gegenständen, das verbale Erniedrigen, Beschimpfen, Erpressen, aber auch das Vernachlässigen der Bedürfnisse des Kindes oder die fehlende Versorgung mit Nahrung und passender Kleidung (Andresen, 2018, S. 6). Gewalt geschieht sehr oft hinter verschlossenen Türen und wird von Menschen verübt, die für das Wohlbefinden des Kindes verantwortlich sind. Diese erlebte Gewalt verinnerlichen Kinder durch die familiäre Sozialisation und beeinflusst ihre Einstellung zu Gewalt und ihre Gewalthandlungen. Ebenso die Auswahl der Clique, der sie sich anschließen, da diese die gleichen Normen vertritt, wie sie sie bereits aus dem Elternhaus kennengelernt haben (Pfeiffer, Wetzels, & Enzmann, 1999, S. 37). Aus diesen Punkten ergab sich für die vorliegende Forschungsarbeit folgende Forschungsfrage„Wieviel Gewalt sind Kinder und Jugendliche in der Erziehung ausgesetzt und wie wirkt sich diese Gewalt auf die Sozialisation aus?“.

Im folgenden Teil der Forschungsarbeit wird auf die Begriffe Gewalt, Erziehung und Sozialisation näher eingegangen. Der zweite Teil der Forschungsarbeit besteht aus ausgewählten Studien, die den aktuellen Forschungsstand darstellen. Sie zeigen Gewalterfahrungen von Kindern in der Erziehung, die elterliche Einstellung zu Gewalt und den Umgang mit Kindern in der Erziehung. Im letzten Teil wird der Forschungsstand auf seine Grenzen und Möglichkeiten analysiert und diskutiert. Die daraus entstehende Forschungslücke, dient als Basis für die erarbeitete Forschungsskizze. Diese wird abschließend im vierten Teil der Hausarbeit dargestellt.

1.2. Begriffserklärung

1.2.1. Gewalt

"Kindesmisshandlung ist eine nicht zufällige (bewusste oder unbewusste) gewaltsame körperliche und/oder seelische Schädigung, die in Familien oder Institutionen (z. B. Kindergärten, Schulen, Heimen) geschieht, und die zu Verletzungen, Entwicklungsverzögerungen oder sogar zum Tode führt, und die somit das Wohl und die Rechte eines Kindes beeinträchtigt oder bedroht" (Bast, 1978).

Es werden vier verschiedene Arten von Gewalt unterschieden. Unterpsychische Gewaltfallen alle elterlichen Verhaltensweisen, die beim Kind ein Gefühl der Ablehnung, der Angst, der eigenen Wertlosigkeit oder des Kontrollverlusts führen (Amelang & Krüger, 1995, S. 17). Im Handbuch für Kindeswohlgefährdung, zitiert Heinz Kindler die APSAC für eine Definition von psychischer Gewalt. Hier wird psychische Gewalt definiert als „wiederholte Verhaltensmuster der Betreuungsperson oder Muster extremer Vorfälle, die Kinder zu verstehen geben, sie seien wertlos, voller Fehler, ungeliebt, ungewollt, sehr in Gefahr oder nur dazu da, um die Bedürfnisse eines anderen Menschen zu erfüllen“ (APSAC 1995, zitiert nach Heinz Kindler 2006). Leidet ein Kind unter psychischer oder emotionaler Gewalt, hinterlässt diese im ersten Moment keine sichtbaren Spuren auf dem Körper. Die Folgen, diepsychische Gewaltauf der kindlichen Seele hinterlässt sind trotzdem gravierend. Sie reichen von Minderwertigkeitsgefühlen, über Ängste bis hin zu Bindungsstörungen. In vielen Fällen wird die traumatische Erfahrung in der Persönlichkeit für viele Jahre oder sogar Jahrzehnte eingeschlossen und kommt erst im späteren Leben durch einen Auslöser, wieder zum Vorschein. Sie kann eine psychische Beeinträchtigung auslösen, die nicht in Verbindung mit der Gewalterfahrung in der Kindheit gebracht wird (Rauchfleisch, 1996, S68). Eine präzise Definition, welche Aussagen, Reaktionen und Handlungen von Bezugspersonen als psychische Gewalt einzuordnen wären, ist schwer zu treffen. Beispielsweise findet die Destruktivität von elterlichen Aussagen wie „du kapierst das ja sowieso nie“ immer noch zu wenig Beachtung (Deegener, 2006, S. 33). Brassard und Hardy unterteilen psychische Gewalt in sechs Stufen.

Tabelle 1

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bassard&Hardy 2002, zitiert nach Kreiner 2015, S. 35-37)

In den Bereichphysische Gewalt/körperliche Misshandlungzählen Handlungen wie Ohrfeige, Schläge mit Gegenständen wie Stöcken und Peitschen, das Schütteln eines Kleinkindes, Verbrennen mit heißem Wasser, Einklemmen in der Tür, Stechen mit Nadeln, Würgen oder Vergiften (Deegner, 2006, S. 26).PhysischeGewalt kann zu Schädigungen auf der Haut führen, wie beispielsweise Narben, Brand- und Bissverletzungen aber auch blaue Flecke. Auch Verletzungen in und um den Mund wurden festgestellt. Diese kommen unter anderem durch das zwanghafte Füttern oder das Füttern von zu heißer Nahrung zustande. Es kann weiterhin zu Hirnblutung, Kopf- und Nackenverletzungen durch Schläge auf den Kopf oder durch das Aufschlagen des Kopfes auf einen harten Gegenstand, aber auch ein Schütteltrauma. Innere Verletzungen wie Risse an den Organen sind ebenso Folgen von Gewaltanwendung. Darüber hinaus sind Wachstums- und Gedeihstörungen und Vergiftungserscheinungen wie Fieber und Schüttelfrost, durch die falsche Gabe von Medikamenten oder toxischen Substanzen, möglich (Amelang & Krüger, 1995, S. 20-23).Sexuelle Misshandlungliegt bei jeder sexuellen Handlung, die gegen den Willen des Kindes vollzogen wird oder der es aufgrund seines körperlichen, emotionalen oder geistigen Entwicklungsstandes nicht zustimmen kann (Günther Deegner, Erscheinungsformen und Ausmaße von Kindesmisshandlung, 2006, S. 26-27). Vernachlässigungliegt vor, wenn „pflegeberechtige- oder verantwortliche Personen es unterlassen in angemessener Art und Weise für die Gesundheit, die Sicherheit und das Wohlergehen des Kindes zu sorgen. Es mit passender Kleidung und Nahrung zu versorgen. Oder auch leere Versprechungen, Gleichgültigkeit oder Vergessen dem Kind gegenüber zu äußern“ (Garbarino & Gilliem, 1980, zitiert nach Amelang & Krüger, 1995, S. 18). Die Grenzen zwischen Vernachlässigung und Misshandlung sind fließend. Körperliche Misshandlungen lassen sich meist früher erkennen, da sie sichtbare Spuren auf dem Körper hinterlassen. Gewalterfahrungen äußern sich jedoch nicht ausschließlich durch blaue Flecken auf der Haut. Als unmittelbare Reaktion kann es zu Angstzuständen, langem Weinen, Verstecken und Abwehrverhalten kommen. Zu mittel- und langfristigen Auswirkungen zählen, Rückzug und Isolation, Verlust des Respekts gegenüber den Eltern, hochgradige Furcht, Selbstverletzung und besonders braves und angepasstes Verhalten. Zu den Langzeitfolgen zählen weiterhin schwere psychosomatische Leiden, Zerstörung des positiven Lebensgefühls, Bindungsangst und Suizid (Gewalt gegen Kinder und Jugendliche, TK, 2010). Die Auswirkungen äußern sich zudem geschlechtsspezifisch. Während Mädchen eher mit Rückzug, Selbstschädigung und Angst auf Gewalt reagieren, entwickeln Jungen eher Dominanzverhalten, eine erhöhte Aggressivität oder ein abwertendes und verächtliches Verhalten gegenüber Mädchen und Frauen (Gewalt gegen Kinder und Jugendliche, TK, 2010). Die Gründe für Gewalt sind vielschichtig. „Aber sie passiert nie zufällig, sondern immer mit der Absicht etwas zu erreichen“ (Popitz, 1986, S. 73) Das Bundesministerium für soziale Sicherheit und Generationen in Österreich gab in seinem Gewaltbericht folgende Gründe für Gewalt gegen Kinder an: (1) die Verschlechterung der finanziellen Situation in der Familie und die daraus resultierende Übertragung der Verantwortung für die Situation auf die Kinder an.(2) Probleme in der elterlichen Partnerschaft,(3) Drogen- und Alkoholmissbrauch und (4) Überforderung der Mutter (vgl Gewaltbericht, 2001, S. 134). Günther Deegner nennt in seiner Analyse zur Kindesmisshandlung vier Ebenen als Ursache für Gewalt. Die erste durch ihn benannte Ebene ist die gesellschaftliche Ebene wie beispielsweise eine hohe Armutsquote oder die allgemeine Toleranz gegenüber aggressiven und gewalttätigen Erziehungshandlungen. Als zweite Ebene führt er die soziale/kommunale Ebene an mit dem Beispiel der Kriminalitätsrate. Darauf folgt die familiäre Ebene als dritte Ebene. Darunter zählen Partnerkonflikte und gestörte Eltern-Kind-Beziehungen, aber auch beengte Wohnverhältnisse. Als vierte und letzte Ebene benennt er die individuelle Ebene. Hierzu zählt er beispielsweide Drogenmissbrauch, Minderbegabung oder auch eine belastete Kindheit. Nach seinem Ermessen steigt die Wahrscheinlichkeit für Gewaltanwendung, wenn es zwischen den Risikofaktoren, wie schlechten Wohnverhältnissen und den Schutzfaktoren zu einer Wechselwirkung kommt (vgl. Deegner, 2006, S. 38-39). Gewaltforscher Kai-D Bussmann definiert als Gründe für Gewalt die Gewalterfahrungen in der eigenen Kindheit, Stress und Überforderung. Aber auch die Tatsache, dass die „kleine Gewalt“ wie der Klaps, der noch keinem geschadet hat, nicht als Gewalt verstanden wird (Bussmann, 2005, S. 10). In der Mannheimer Risikostudie werden 11 Punkte benannt, die bei der Einschätzung der psychosozialen Risikofaktoren gelten. Diese sind geringe Bildung, geringe Wohnungsgröße, psychische Störungen der Eltern, Kriminalität und Herkunft aus zerrütteten familiären Verhältnissen, eheliche Disharmonie, frühe Elternschaft, Ein-Eltern-Familien, unerwünschte Schwangerschaft, mangelnde soziale Integration, ausgeprägte chronische Belastung der Eltern und mangelnde Bewältigungsfähigkeit von Stressbelastungen (Stöhr 1990 zitiert nach Schuster 2009). Gewalt wird heute noch immer als Erziehungsmittel von der Gesellschaft akzeptiert. Wann eine Handlung als normale Erziehungshandlung abgetan wird oder als Gewalt eingestuft wird, hängt von den gesellschaftlich geltenden Normen ab. Die Bundesärztekammer untersuchte 2007 „Die Auswirkungen von Gewalt, Vernachlässigung und Misshandlung auf die Gesundheit und Entwicklung von Kindern und Jugendlichen“ und kam zu dem Schluss, dass Eltern, die in ihrer eigenen Kindheit eine gewalttätige Erziehung erlebt haben und deren Bedürfnisse, beispielsweise nach Nähe, Sicherheit und Bindung nicht erfüllt wurden, diese Erfahrungen sehr wahrscheinlich an ihre Kinder weitergeben. Somit reproduziert sich Gewalt von Generation zu Generation (Referat der DAKJ e.V., 2007, S. 7).

1.2.2. Erziehung

Findet eine Annährung an den Begriff Erziehung statt, so ist auch hier vergleichbar mit dem Begriff Gewalt keine eindeutige Definition vorhanden. Emile Durkheim definiert Erziehung in seinem Buch „Influence exercée par la génération adulte sur ceux qui ne sont pas encore mûrs pour la vie sociale. Son but est de créer et de développer chez l'enfant certaines conditions physiques, intellectuelles et morales.” Das bedeutet die „Einwirkung, die die Erwachsenengeneration auf jene ausübt, die für das soziale Leben noch nicht reif sind. Ihr Ziel ist es, im Kinde gewissenphysische, intellektuelle und sittliche Zustände zu schaffen und zu entwickeln“ (Durkheim, 1972, S. 30). Wolfgang Brezinka definiert Erziehung als „soziale Handlung, durch die Menschen versuchen das Gefüge der psychischen Dispositionen anderer Menschen in irgendeiner Hinsicht dauerhaft zu verbessern oder seine als wertvoll beurteilten Komponenten zu erhalten. Oder kurz gesagt. Als Erziehung werden Handlungen bezeichnet, durch die Menschen versuchen die Persönlichkeit anderer Menschen in irgendeiner Hinsicht zu fördern“ (Brezinka zitiert nach Wiater, 2013, S. 15). Klaus Hurrelmann definiert Erziehung als „die soziale Interaktion zwischen Menschen, bei der ein Erwachsener planvoll und zielgerichtet versucht, bei einem Kind unter Berücksichtigung der Bedürfnisse und der persönlichen Eigenart des Kindes erwünschtes Verhalten zu entfalten oder zu stärken. Erziehung ist ein Bestandteil des umfassenden Sozialisationsprozesses; der Bestandteil nämlich, bei dem von Erwachsenen versucht wird, bewusst in den Prozess der Persönlichkeitsentwicklung von Kindern einzugreifen ‐ mit dem Ziel, sie zu selbstständigen, leistungsfähigen und verantwortungsvollen Menschen zu bilden“ (Zeitschrift für Päd. 07/94, Seite 13). Bei all diesen Definitionen von Erziehung geht es darum, die Entwicklung des Kindes zu beeinflussen und nach bestimmten Vorstellungen zu lenken. Dabei haben Eltern in der Regel eine Vorstellung, wie sie mit ihrem Erziehungsstil die gewählten Erziehungsziele erreichen wollen. 1962 definierte der Soziologe und Psychologe Glen Elder sieben Erziehungsstile. Er unterscheidet zwischen dem (1) autokratischen Erziehungsstil. Die Autorität dem Kind gegenüber ist unerlässlich und das Kind als Objekt gesehen wird, dessen eigene Meinung unwichtig ist. Dem (2) Autoritären Erziehungsstil, bei dem die Eltern auch eine starke Kontrolle über das Kind haben und die Meinung des Kindes zwar gehört, aber nicht registriert wird. Dem (3) demokratischen Erziehungsstil bei dem die Kinder im Zusammenhang mit der Erziehung als Partner angesehen werden. Sie werden altersentsprechend an Verantwortung und Selbständigkeit herangeführt. Dem (4) egalitären Erziehungsstil. Eltern und Kinder befinden sich auf einer Ebene und haben die gleichen Rechte. Dem (5) permissiven Erziehungsstil. Hier geht keine Autorität von den Eltern aus. Sie geben keine Regeln vor und die Kinder müssen bei Entscheidungen oft selbst die Initiative ergreifen. Dem (6) Laissez-faire Erziehungsstil. Die Kinder sind mehr oder weniger sich selbst überlassen. Der (7) negierenden Erziehungsstil. Die Eltern beeinflussen ihre Kinder nicht, da sie kein Interesse an ihnen haben (vgl. herder.de, Erziehungsstile). Viele Eltern wählen den Erziehungsstil für ihre Kinder, den sie selbst in der Kindheit erfahren haben. Und in vielen Fällen ist Gewalt ein Erziehungsmittel, das Eltern einsetzen, um das gewünschte Erziehungsziel zu erreichen, um das Machtgefälle zwischen ihnen und ihrem Kind aufrecht zu erhalten oder auch weil sie es aus der eigenen Kindheit nicht anders kennen. Ein Großteil der Eltern hat in der eigenen Kindheit Gewalt erlebt. Diese Gewalt und besonders die mütterliche Zurückweisung in der Kindheit, sorgen dafür, dass es schwer fällt sich in das Bedürfnis des Kindes hineinzufühlen. Triggernde Verhaltensweisen wie Schreien oder Verweigern werden als Kritik erfasst und holen die Gefühle wieder zum Vorschein, die durch die Erinnerung, an das kritisiert werden abgespeichert waren. Die Folgen sind immer drastischere Maßnahmen, die den gewünschten Gehorsam des Kindes erzwingen. Viele Kinder werden auch zum Sündenbock gemacht, der selbst verantwortlich ist, für die eigenen Schwächen und das persönliche Versagen. Ebenso wird in manchen Fällen die Verantwortung für die elterliche Enttäuschung auf das Kind übertragen, da es die gestellten Erwartungen nicht erfüllt (Honig, 1986, S.28). Für viele Kinder ist Gewalt ein alltäglicher Zustand in ihrer Erziehung. Die Palette reicht von Misshandlungen, über beschämende Äußerungen oder Drohungen, bis hin zu ruppigem Anfassen oder körperlicher Gewalt (Ziegenhain, 2010, S.279).

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Ende der Leseprobe aus 35 Seiten

Details

Titel
Wie viel Gewalt sind Kinder in der Erziehung ausgesetzt?
Note
1,3
Autor
Jahr
2020
Seiten
35
Katalognummer
V1167743
ISBN (eBook)
9783346583192
ISBN (Buch)
9783346583208
Sprache
Deutsch
Schlagworte
wieviel, gewalt, kinder, erziehung
Arbeit zitieren
Stefanie Elsing (Autor:in), 2020, Wie viel Gewalt sind Kinder in der Erziehung ausgesetzt?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1167743

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