Meine beste Freundin, die Essstörung. Lebenslange Freundschaft oder nur Freundschaft auf Zeit?


Hausarbeit, 2021

13 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Grundlagen von Essstörungen
2.1 Definition
2.2 Entstehung
2.3 Aufrechterhaltene Faktoren

3. Spezifische Formen von Essstörungen
3.1 Anorexia nervosa
3.1.1 Kriterien der Anorexia nervosa im ICD-10
3.2 Bulimia nervosa
3.2.1 Kriterien der Bulimia nervosa im ICD-10

4. Behandlungsmöglichkeiten
4.1 Behandlungsansätze bei Anorexia nervosa
4.2 Behandlungsansätze bei Bulimia nervosa

5. Behandlungsergebnisse
5.1 Behandlungsergebnisse bei Anorexia nervosa
5.2 Behandlungsergebnisse bei Bulimia nervosa

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Essstörungen. Als Frau und auch als Mutter von zwei Töchtern im Teenageralter habe ich mich in meinem Leben schon mehrfach mit dem Thema der Essstörungen auseinandergesetzt. Tatsächlich hat mich das Thema über einige Jahre eng begleitet. Essen stillt unseren Hunger. Nahrungsmittel liefern uns Nährstoffe und Energie, die wir zum Leben benötigen. Doch Essen stillt nicht nur unseren physischen Hunger. Essen bedeutet Genuss, Lebensqualität, Sinnlichkeit. Gemeinsam mit anderen Menschen zu essen, stärkt die Geselligkeit. Essen bedeutet Trost oder auch Belohnung. Ein Paket Eis bei Liebeskummer oder ein gutes Essen in einem Restaurant zur Feier eines besonderen Tages Essen ersetzt bzw. beseitigt Gefühle. Durch dieses Essverhalten, das nicht mehr nur darauf angelegt ist, bis zur Sättigung zu essen, nehmen unsere Körper häufig mehr Kalorien zu sich, als wir aktiv verbrauchen und wir sammeln Fettreserven an.

Gleichzeitig kennen wir aber alle diese eine Freundin, die essen kann, was sie will und nicht zunimmt. Wir kennen unsere Idole aus Serien, die sich nur von Kaffee und Fast Food ernähren und dabei gertenschlank bleiben. Dazu kommen heutzutage die zahlreichen Socialmedia-Kanäle mit ihren Filtern und Bildbearbeitungen. Wir vergleichen uns mit den Influencern, die ihre unreine Haut überschminken oder unter Filtern verstecken, die uns nur die glücklichen Sonnenseiten ihres Lebens zeigen und die uns durch geschicktes Posieren ihren Traumkörper präsentieren. An dieser Stelle wäre es denkbar, dass wir versuchen, den präsentierten Idealbilder ebenfalls zu entsprechen. Könnte das der Weg in eine Essstörung sein und wie weit führt dieser Weg? Gibt es einen Ausweg?

Dieser Frage werde ich in der nachfolgenden Arbeit nachgehen. Zunächst einmal werde ich erläutern, was unter dem Begriff der Essstörung allgemein zu verstehen ist. Zum besseren Verständnis für die Krankheit werde ich anschließend die beiden bekanntesten und verbreitetsten Krankheitsbilder, die Anorexia nervosa und die Bulimia nervosa, genauer betrachten und ihre Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten darstellen. Im Anschluss widme ich mich den Behandlungsmöglichkeiten und ihren Zielen.

Da bei der Anorexia nervosa und der Bulimia nervosa vorwiegend Frauen betroffen sind, verwende ich zur besseren Lesbarkeit dieser Arbeit nur die feminine Form. Ich möchte aber bekräftigen, dass es natürlich auch Männer gibt, die von Essstörungen betroffen sind.

2. Grundlagen von Essstörungen

2.1 Definition

Unter dem Begriff Essstörung wird das Phänomen bezeichnet, bei dem die Menge der aufgenommenen Nahrung bzw. das daraus resultierende Körpergewicht als krankhaft angesehen wird. Als Risikofaktoren zur Entstehung einer Essstörung gelten im Allgemeinen das weibliche Geschlecht, die Phase der Adoleszenz und das Leben in einer Industrienation (vgl. Fichter 2005, 1141). Die meistgenannten Ausprägungen von Essstörungen sind dabei die Anorexia nervosa und die Bulimia nervosa. Allerdings belaufen sich die beiden speziellen Typen der Essstörungen nur auf ca. 50% aller behandelten Betroffenen (vgl. ebd., 1151). Die restlichen Behandlungen beziehen sich auf nicht näher bezeichnete Essstörungen (vgl. ebd., 1146). Zwischen den verschiedenen Störungstypen sind die Übergänge häufig fließend und nicht konkret abzugrenzen (vgl. Stahr/Barb-Priebe/Schulze 2010, 22). Die Betroffenen leiden bei allen Formen der Erkrankung unter einer Störung in der Wahrnehmung ihres Körperschemas, in der emotionalen Wahrnehmung und unter dem Gefühl eigener Unzulänglichkeit (vgl. ebd., 1142). Die Essstörung ist der Lösungsversuch der Psyche, eine bestimmte Aufgabe für die Betroffene zu erfüllen (vgl. Mikschl et al. 2016, 160).

2.2 Entstehung

Die Gründe zur Entstehung einer Essstörung sind in der Regel ein Zusammenspiel von sozialen, psychischen und biologischen Bedingungen (vgl. Herpertz/de Zwaan/Zipfel 2015, 4). Allen Essstörungen gemein ist die Unzufriedenheit der Betroffenen mit ihrer eigenen körperlichen Erscheinung. Sie haben oft den Wunsch, einer Idealnorm zu entsprechen, die zumeist durch ein unrealistisches Gewicht, geprägt durch soziokulturelle Einflüsse, definiert ist (vgl. ebd., 6).Zu diesen Einflüssen lassen sich z.B. soziale Medien wie Instagram und ähnliche Plattformen zählen. Dort zeigen sich zum größten Teil schlanke, sportliche Frauen, die das westliche Schönheitsideal verkörpern, und in denen Mädchen dann ihre Vorbilder finden. Allein die Konfrontation mit diesen Vorbildern kann dann schon dazu führen, dass gewichtsregulierende Maßnahmen von den Mädchen eingeleitet werden, obwohl sie vorher noch nicht unzufrieden mit ihrem eigenen Körper waren (vgl. ebd., 11). Interessant dabei ist, dass nicht das tatsächliche eigene Gewicht als auslösender Faktor dafür zu sehen ist, sondern nur die Vorstellung davon, übergewichtig zu sein (vgl. ebd., 45).

Auch der gesellschaftliche Anspruch an die moderne Frau, Beruf und Familie, Haushalt und eigene Bedürfnisse organisiert zu bekommen, kann zu innerem Druck führen, der in einer Kontrolle der Nahrungsaufnahme gipfelt. Weiterhin können genetische Faktoren oder Veränderungen im Serotoninstoffwechsel ebenso auslösend sein wie ein geringes Selbstwertgefühl oder ein Hang zum Perfektionismus (vgl. ebd., 80).

Eine Essstörung ist zumeist nicht nur auf eine der vorangegangen Ursachen zurückzuführen, sondern beruht auf einer Multidimensionalität dieser Faktoren (vgl. Stahr/Barb-Priebe/Schulz 2010, 53). Die Krankheit, die Nahrungszufuhr und das Körperbild zu manipulieren, dient dabei der Bewältigung von inneren Konflikten, Schwierigkeiten und Stress, die durch die Entstehungsfaktoren ausgelöst wurden (vgl. ebd., 35).

2.3 Aufrechterhaltene Faktoren

Wie schon im Kapitel 2.1 „Allgemeine Definition“ beschrieben, erfüllt die Essstörung eine Funktion für die betroffenen erkrankten Personen. Das führt dazu, dass die Betroffenen ihre Problematik nicht ausschließlich negativ sehen. Wie sehr sie die Störung als positiv für sich bewerten, kennzeichnet das Festhalten an ihr (vgl. Mikschl et al. 2016, 160). Durch die Kontrolle über ihre Nahrungsaufnahme und ihr Gewicht bekommen die Erkrankten ein Gefühl von Kontrolle und Kompetenz positive Verstärkung). In der Adoleszenz kann auch die Ablehnung des Erwachsenwerdens und der Sexualität zur Aufrechterhaltung führen: Der Körper e ntwickelt sich langsamer oder die Entwicklung stagniert, die Menarche bleibt aus oder setzt erst gar nicht ein negative Verstärkung) (vgl. Gille/Oppelt/Stephan 2017, 153). Aufrechterhaltene Faktoren können aber auch in der eigenen Persönlichkeit oder dem nahen sozialen Umfeld liegen. Ein Hang zum Perfektionismus wird durch die Kontrolle über den eigenen Körper befriedigt. Durch die Essstörung können unangenehme Emotionen oder innere Erlebnisse vermieden werden und bewundernde Reaktionen von nahestehenden Personen über die Disziplin, das Gewicht zu reduzieren, stärken das Selbstwertgefühl (vgl. Mikschl 2016, 160).

Die Essstörung wird von den Betroffenen häufig „meine beste Freundin“ genannt. Das verdeutlicht, dass die Krankheit die Funktionen erfüllt, sich als etwas Besonderes zu fühlen, Sicherheit und Struktur zu geben, unangenehme Gedanken und Erlebnisse zu verdrängen. Sie ist „Ansprechpartnerin“ in einem Leben, das durch die Essstörung zunehmend isoliert aussieht (vgl. Wunderer 2017, 357).

[...]

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Details

Titel
Meine beste Freundin, die Essstörung. Lebenslange Freundschaft oder nur Freundschaft auf Zeit?
Hochschule
Fachhochschule Bielefeld
Veranstaltung
Seminar
Autor
Jahr
2021
Seiten
13
Katalognummer
V1174085
ISBN (eBook)
9783346592866
ISBN (Buch)
9783346592873
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Essstörung Bulimia Anorexia
Arbeit zitieren
Svenja Albrecht (Autor:in), 2021, Meine beste Freundin, die Essstörung. Lebenslange Freundschaft oder nur Freundschaft auf Zeit?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1174085

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