Das Ziel dieser Arbeit ist es Cervantes „exemplarische Novellen“ in den Zusammenhang der
Novellen - Tradition zu stellen und auf spezifische novellistische Merkmale hin zu
untersuchen. Cervantes schuf mit seinen „novelas ejemplares“ eine neue bis dahin noch nicht
dagewesene Novellenart, die, die Novellentypen der Renaissance überlagerten und teilweise
verdrängten. Dabei sind insbesondere zu nennen „die mit romanhaften Zügen ausgestattete
Abenteuernovelle und die von pícaresken Zügen beeinflusste burleske Novelle.“ (Blüher1985: 68)
Sein schriftstellerisches innovatives und originäres Schaffen beschränkte sich jedoch nicht
nur auf den inhaltlich - thematischen Aspekt, sondern erstreckt sich auch auf die formale
Ebene,d.h. Rahmung und Aufbau der Novellen Es gilt nun herauszufinden, wo die
Anknüpfungspunkte liegen zu anderen Novellenarten, wo Ähnlichkeiten und wo
Unterschiede auszumachen sind. Was macht seine Novellen „exemplarisch“ und wo liegen
seine theoretischen Wurzeln sind die Fragen die dieser Hausarbeit zugrunde liegen und denen
wir mittels einer diachronen Betrachtung der europäischen Novellentradition und der
Analyse einer seiner Novellen nachgehen werden.
Zu diesem Zweck werden wir im ersten Teil der Arbeit auf die Geschichte und Entwicklung
der Novelle (und partiell des spanischen Romans) und ihrer Vorstufen im Mittelalter, der
Renaissance und im Barock eingehen, ihre strukturellen Besonderheiten herausstellen und den
Lauf ihrer Entwicklung bis zu Cervantes im Zeitalter des Barock nachzeichnen.
Im zweiten Teil werden wir dann eine seiner „ novelas ejemplares“, das „Coloquio de los
perros“ analysieren, auf seine Struktur auf Ebene der Figuren, des Inhalts und der
Erzählform hin, sowie unter dem Gesichtspunkt der Intertextualität und der Rahmung.
Im letzten Teil werden wir dann versuchen Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen
der traditionellen Novellenform und seinen Novellen herauszuarbeiten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Novelle und ihre Erzähltradition in Europa
- Zum Begriff der Novelle
- Geschichte des literarischen Gattungsbegriffs
- Vorläufer im Mittelalter (Exemplum, Fabliau, Märchen, Fabel)
- Das Exemplum
- Das Märchen
- Fabliau, Fabel und andere Kurzerzählungsformen
- Die Novelle in der Renaissance (Decameron)
- Die Novelle und der spanische Roman im Barock
- Schäfer Roman
- Pícaro -Roman
- Analyse des „Coloquio de los perros“
- Inversion des Rahmens
- Das „Casamiento“ als Strategie der Fiktionalisierung
- Aufbau des „Coloquio“ und inhaltliche Thematik
- 1. Episodengruppe
- Die Hexen - Episode
- 2. Episodengruppe: Verstoßene und Mittellose
- Autoreflexivität und Metafiktion
- Abschließende Betrachtung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit zielt darauf ab, Cervantes „exemplarische Novellen“ in den Kontext der Novellentraditition zu stellen und auf spezifische novellistische Merkmale hin zu untersuchen. Dabei geht es darum, die von Cervantes geschaffenen Novellenformen mit den Novellentypen der Renaissance zu vergleichen und ihre Eigenheiten herauszuarbeiten.
- Entwicklung der Novelle von ihren mittelalterlichen Vorläufern bis zur Renaissance
- Die Bedeutung des „Coloquio de los perros“ als Beispiel für Cervantes' novellistische Innovation
- Analyse der formalen Struktur und der erzählerischen Besonderheiten des „Coloquio de los perros“
- Die Rolle der Intertextualität und der Rahmung in Cervantes' Novellen
- Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen traditionellen Novellenformen und Cervantes' „exemplarischen Novellen“
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und erläutert das Ziel, Cervantes' „exemplarische Novellen“ im Kontext der Novellentraditition zu untersuchen.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Geschichte der Novelle und ihren Vorstufen in Europa. Es werden die wichtigsten Gattungsformen des Mittelalters wie das Exemplum, das Märchen, das Fabliau und die Fabel vorgestellt. Die Entwicklung der Novelle in der Renaissance und im Barock wird ebenfalls beleuchtet, wobei besonders auf die Bedeutung des „Decameron“ und die Entstehung des spanischen Romans eingegangen wird.
Das dritte Kapitel analysiert Cervantes' „Coloquio de los perros“. Hier werden die besonderen Merkmale der Struktur, des Inhalts und der Erzählform dieser Novelle untersucht. Außerdem wird auf die Intertextualität und die Rahmung eingegangen, die wichtige Elemente der Erzählung sind.
Schlüsselwörter
Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Cervantes, Novelle, „Coloquio de los perros“, „novelas ejemplares“, Erzähltradition, Renaissance, Barock, Intertextualität, Rahmung, spanischer Roman, Exemplum, Fabliau, Märchen, Fabel.
- Arbeit zitieren
- Magister Artium Harald Marburger (Autor:in), 2000, El Coloquio de los Perros. Zwischen Tradition und Innovation: Miguel de Cervantes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11759